Glaubensprüfung

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Emilia
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Glaubensprüfung

Beitrag von Emilia »

Engel, Angelus in der alten Sprache der Schriften, leuchtender Sendbote, Träger von Licht des Herrn … hallte die tiefe, sonore Stimme des alten Klosterpriester in meinen Gedanken wieder, als würde er neben mir stehen und zu mir sprechen während des Morgengebets. Er hatte mich all die Jahre begleitet und mich ausgebildet, bis ich auch das Licht des Herrn selbst in mir wahrnehmen konnte, es stärker hervorbrach und zu einer tiefen, immerwährenden Verbindung wurde, auf die ich jederzeit in meinem Leben bauen konnte. Eine tiefe Gnade, die mit der Aufgabe kam es auch den anderen Menschen, dem Volk des Herrn, zu überbringen. Wie oft bedurfte ich Zwiesprache mit diesem unendlich weisen, ruhigen Ort, dass meine Seele wärmte und erfüllte, wie es Nahrung, Zuspruch oder Feuer nicht konnte. Dieses Licht war hinter allen Dingen.
 Ich werde nie vergessen, als meine Prüfung als Priesterlehrling bevorstand und man mir den Stab des Herrn in die Hand gab. Aus hellen Holz und ummantelt mit einem besonderen Metallgemisch, wie es auch die Rüstungen der Paladine waren. Doch erst, wenn das Licht in dir war und zu dir sprach in einer nicht menschlichen Sprache, wenn du bereit und erweckt warst, erst dann vermochte der Geist des Herrn durch dich auch diesen Stab erleuchten. Und so nahm ich erfürchtig, zögerlich und auch mit Furcht erfüllt den Stab in die Hand. Ich blendete alles aus, all meine Zweifelgedanken, die mir sagten, dass ich noch nicht bereit sei, nicht würdig, nicht rein genug... sagte ihnen HALT! Ich bin ein Gefäß der Herrn, ich will IHN dienen. Ich bin sein demütiges Gefäß und all Gedanken und Anhaftungen aus der Welt sind nicht durch seine Macht. IHN obliegt es zu erwählen und mich würdig zu befinden, kein menschlicher Geist. Und siehe da, ich fand das Licht, es floß aus mir heraus in diese Welt und ich gab mich hin. Der Stab mit dem Ankhsymbol erstrahlte, ich war bereit das Wort des Herrn in diese Welt zu tragen und in seinem Sinne zu handeln.
 Damals hatte ich noch einen weiten, weiten Weg vor mir. Und auch heute gibt es kein Ende in Sicht. Natürlich mache ich mir Gedanken, wie ein mögliches Ende aussehen könnte. Doch wichtiger ist der Dienst. Und selbst wenn ich nur eine wenige Stunden noch hätte, ich tue dies freudig und lausche dem Licht, wie es mir in Worten, die ich nicht begreife, aber mit dem Herzen wahrnehmen kann, erzählt. Mit ihm kann ich das Wunder als Werk des Herrn bringen. Dies beseelt mich. Dich beschützt mich und die uns verbunden sind.
  
 Diese Gedanken strömten durch meinen Geist, bis ich Frieden finden konnte und das Morgengebet sprechen:
  
 Oh gütiger Herr, Du ewiges Licht,
 führe uns zur Vollkommeneinheit mit Dir,
 wir tun Dein Werk und erleben Gnade,
 erkennen uns als geliebtes Volk.
  
 Dein Weg ist Friede, Bewahrung und Heilung,
 Ordnung und Sicherheit in beständiger Prüfung,
 Weisheit im Dunkel der Welt.
  
 Lass uns nach Deinen Tugenden,
 Deinem Wesen handeln,
 denn wir wissen, der Lohn ist eine bessere Welt.
  
 In der niemand leidet, in der niemand friert,
 in der niemand der ewigen Liebe mangelt.
 Jeder wird in Deinem Namen gestützt, der Stütze bedarf,
 Jedem gegeben, der Gabe bedarf,
 Mit Mut erfüllt, mit Frieden erfüllt, mit Gerechtigkeit erfüllt,
 alles geteilt, getragen und gesegnet.
  
 Dein goldenes Licht, Deine ewige Flamme,
 führt uns in glückseeliges Licht.
  
 So sei es!
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