Ankunft: Die neue Welt

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Aanatus
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Eine 'Lady' und viele, viele Damen

Beitrag von Aanatus »

Aanatus blickte Ruuwena lange noch hinterher. Erstarrt, aber in positivem Sinn – sein Lächeln war noch immer wie festgefroren und immer noch zeichnete sich eine leichte Rötung auf der sonnengebräunten Haut seines Gesichtes ab. Aufgrund ihrer überraschenden Verabschiedung hatte er nur freudig lächelnd und irgendetwas Unbeholfenes in ihre Richtung stammeln können, was ihm nun – einen Moment später, als sie schon weggehuscht war –  etwas peinlich war. „Nicht auf den Mund gefallen“, das mochte sie an ihm, hatte sie mal gesagt. Nun…an diesem Abend war das ja wohl nicht der Fall gewesen. Kurz musste Aanatus über sich selbst lachen und dabei den Kopf schütteln. „Diese ‚Lady‘…“, murmelte er lächelnd zu sich. Lange noch stand er verträumt da, sein Hund Wulf an seiner Seite, der geduldig das seltsame Gebaren seines Herrchens ertrug. Dann besann er sich jedoch, sein Herbergszimmer aufzusuchen und seine Notizen durchzulesen. Immerhin würde er am nächsten Tag ein wichtiges Treffen mit Sorsha haben, worauf er sich akribisch vorbereitet hatte, indem er alle Wünsche und Ansichten, welche Davind zur aktuellen ‚Situation‘ hatte, niedergeschrieben hatte. Glücklicherweise stimmten Davinds Ideen und Meinungen vollständig mit den seinen überein, er hatte also ein gutes Gefühl bei der Sache.

Am nächsten Tag war es dann soweit. Er ließ für den hohen Besuch die Diskussionsrunde zur neuen Insel ausfallen und wartete am Marktplatz Nebelhafens auf Soryia und Sorsha. Soryia war so nett, das Treffen zu vermitteln und war glücklicherweise auch nicht böse, dass Aanatus ein Gespräch mit Sorsha unter vier Augen anstrebte. Das Thema war nun mal brisant, es ging da weniger um Geheimniskrämerei, als darum, in der wenigen Zeit, die für Gespräche bereitstand, möglichst viel an unverfälschtem Inhalt zu übermitteln. Und es wurde ein produktives, sogar ein sehr angenehmes Gespräch. Anfangs erinnerte sich Aanatus an das Kennenlernen von Sorsha und ihm auf der Schiffbruchsinsel und man schmunzelte etwas über die alte Anekdote. Bald schon wandte man sich den ernsten Themen zu: Freudig erfuhr Aanatus, dass Sorsha die interimistische Führungsrolle des Reiches innehatte. Erfreut war er deshalb, weil er ihre Vernunft und  ihr Auftreten schätzte und natürlich deshalb, weil er klarerweise mit der höchstrangigen Person sprechen wollte. Passend zu den wunderbaren Neuigkeiten, zu denen Aanatus Sorsha herzlich gratulierte, überreichte er ihr eines der 10 Exemplare der 1. Auflage seiner Landkarte. Als Zeichen der in Zukunft – hoffentlich friedlichen – Verbundenheit. Sorsha nahm das Geschenk dankend entgegen und versprach, der Wandlandkarte einen angemessenen Ort zu widmen, sobald die verlassene Stadt renoviert sei und sich dafür ein Ort offenbaren würde. Aanatus lächelte geehrt und wandte sich dann dem schwierigsten Thema des Abends zu, den Übergriffen auf Händler und Handwerker des Bundes und seiner Freunde. Vorweg erklärte Sorsha ihm dazu die Situation und Zusammensetzung des Reiches und Aanatus verstand aus ihren Worten, dass dieses Konglomerat natürlich ein schwierig zu führender Haufen war. Nebelhafen zeigte ja auch oft auf, was Diversität im Guten und auch im Schwierigen sein konnte. Auch ein Rückblick in die Vergangenheit wurde geworfen, mit der Kritik der Handelsunterstützung des Handwerkerbundes für die Orks, als diese im Krieg mit der dunklen Fraktion waren. Auch da verstand Aanatus die Altlasten und räumte offen ein, dass wohl die düstersten Abgründe einer neutralen Fraktion wie des Handwerkerbundes der sei, dass Handel und Handwerk durch Krieg immer florieren würde. Doch betonte er auch, dass es von Handelsunterstützung im Kriegsfalle zur aktiven Kriegstreiberei ein langer Weg sei – und eben diesen Weg in der Gegenwart und Zukunft zu begehen, sollte verhindert werden. „Spannungen gab es und gibt es, Eskalation muss aber vermieden werden.“ Aanatus blieb hinsichtlich der Eskalation bei seiner aktuellen Beurteilung, dass derzeit nur einzelne Individuen Öl ins Feuer gießen würden. Beide Seiten – auch er selbst – mussten mit Wort und Tat aufpassen, beide Seiten hatten schon Fehler gemacht und würden auch wieder Fehler machen. Aber beide Seiten sollten sich zumindest mit Respekt begegnen, sich nicht nach Leib und Leben trachten und den Handel aufrechterhalten. Er betonte dabei, dass der Handwerkerbund die friedliche Neutralität als höchstes Ziel habe, merkte aber auch an, dass man sich nicht alles gefallen lassen könne und würde, besonders nicht, wenn die Schwächeren der Gemeinschaft attackiert werden. Und wehrhaft sei der Handwerkerbund auch, was bei einer Eskalation nur zu einem noch größeren Schaden an allen Beteiligten führen würde. Das galt es zu verhindern und da waren sich beide einig. Aanatus erhoffte sich vom Gildentreffen des Bundes, welches bald stattfinden würde, dass der Mut zur Contenance dort ausgesprochen und gestärkt werden würde. Er hoffte auch, dass Sorsha diese Einstellung gleichfalls ihren Leuten vermitteln konnte. Man würde sehen, was die Zukunft bringt. Abschließend untermauerte Aanatus den Versuch einer Annäherung zwischen beiden Seiten mit der Unterbreitung des Vorschlages, dass der Handwerkerbund bei der Renovierung und dem Wiederaufbau von städtischen Gebäuden der verlassenen Stadt behilflich sein könnte. Sorshas Reaktion war überrascht und freundlich. Aanatus hatte mit mehr Ablehnung gerechnet und lächelte zufrieden, auch wenn Sorsha natürlich hinzufügte, dass dieses Angebot erst mal den Ihren unterbreitet und akzeptiert werden müsse, was ein sehr großer Schritt wäre und demnach eine große Chance hatte, nie umgesetzt werden zu können. Aanatus nickte bestätigend und meinte dazu schelmisch lächelnd: „Im ‚schlimmsten‘ Fall wird dieses Hilfsangebot ein nicht angenommener, aber positiv bemerkter, Versuch einer freundschaftlichen Annäherung sein. Im besten Fall werdet Ihr mich irgendwann einmal schwitzend mit Werkzeuggurt dabei sehen, Mauerlöcher Eurer Stadt zu stopfen.“
Sie schmunzelte kurz und dann war es Zeit, Abschied zu nehmen. Aanatus ging einen Schritt auf Sorsha zu, streckte zackig seine Hand zum Gruß, wartete bis sie etwas zögerlich annahm, drückte ihre Hand angemessen fest und meinte, ihr in die Augen blickend: „Auf eine hoffentlich friedliche Zukunft!“.

Zufrieden blickte Aanatus der werten Sorsha hinterher und ging dann seinerseits in Richtung des Bankhauses, um Davind über das Treffen auszuklären. Als dies geschehen war, kam es zu einem weiteren - überraschenden - Treffen, denn die Kaiserin der Amazonen stand in Begleitung einer ihrer Mitstreiterinnen in der Bank. Aanatus fasste sich ein Herz und entschloss sich, die Kaiserin höflich anzusprechen. Er wollte ihr - so wie den anderen Führunspersönlichkeiten der Insel - auch eine Landkarte überreichen. Doch seine Beziehungen zu den Amazonen hatten holprig begonnen, also war er diesbezüglich zögerlich gewesen. An diesem Tag aber war es soweit und er konnte sein Geschenk überreichen. Zufrieden bemerkte Aanatus nicht ohne Stolz, dass sein Werk geschätzt wurde und als Niriel meinte, dass die Stadt der Amazonen noch nicht verzeichnet sei, bemerkte Aanatus, dass es ja irgendwann einmal eine Zweitauflage geben würde und - sofern es die Umstände erlaubten - ja auch graue Flecken getilgt werden würden. Die Zeit für eine Erfassung der Amazonenstadt sei noch nicht gekommen, meinte Niriel, zu viel sei noch im Aufbau. Aber Interesse bestünde, auch wenn sie anmerkte, dass Männer wie er natürlich nicht so gern in der Stadt gesehen sind. Auch das verstand Aanatus, lächelte aber zufrieden, denn dies war wohl ein guter Schritt zu einem gesunden Verhältnis zu dem Amazonenvolk.

Als Aanatus dann eigentlich schon schlafen gehen wollte, erreichte ihn noch eine Brieftaube. Aithera, die Magierin, die nach einer Rüstung suchte und der Aanatus in dieser Sache auch helfen wollte, meldete sich, ob er denn Zeit hätte, ihr bei der Lederbeschaffung zu helfen. Natürlich wollte er das, immerhin hatte er bei der Magievorlesung bemerkt, dass die Magiekundige wohl ein helles Köpfchen sei. Und einen klugen Kopf sollte man ja schützen. Dafür brauchte es an Dämonenleder und so motivierte er auch noch Marneus. Zu dritt zogen sie los und kämpften sich erfolgreich durch die Dämonenhöhlen. Das Leder spendierten die beiden Herren am Ende Aithera. Sie würde sich dann bei Davind zum Zerschneiden melden und in weiterer Folge dann auch ihre Rüstung bekommen. Ein erfolgreicher Tag.
 
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Aanatus
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Blitz und Donner

Beitrag von Aanatus »

Die Wolken wirkten noch unruhiger als sonst, wurden hin und her gerissen, durch einen Wind, den man auch in Bodennähe noch stark spüren konnte. Die aufgetürmten Wolkentürme waren tiefgrau, dazwischen wallten weiße flachere Wolken hin und her, die fast schon wie Nebelschwaden aussahen. Die roten Blitze erstrahlten noch heller und eine seltsame Anspannung lag in der Luft. Aanatus beobachtete das ganze aus sicherer Entfernung und machte sich Notizen, dazu wie immer ein Skizze.

Unwetter.jpg

Er hatte das Phänomen schon früh nach der Ankunft auf der Insel entdeckt, aber heute schien es, als würde sich die Intensität der Entladungen, des Windes und auch des Wolkenbaus deutlich erhöht zu haben. Was mochte das sein?
Während er zeichnete, seufzte er kurz. Er hatte Mitte der Woche ja nicht bei der Veranstaltung rund um das Phänomen der Verlassenheit dieser Insel mitmachen können, da er ein wichtiges Treffen mit Sorsha gehabt hatte, dem er höchste Priorität zuschrieb. Als er dann mit dem Treffen fertig gewesen war, war er zwar eiligst zu der Taverne geeilt, doch war es schon spät gewesen und so musste er sich zu diesem Zeitpunkt eingestehen, nicht mehr empfänglich für Späße und Witzeleien darüber zu sein, was seiner Ansicht nach eventuell einen düsteren Hintergrund hatte.
Genau dieser Ort, wo er nun stand, war eigentlich der Ausgangspunkt seiner These, was zur Verlassenheit dieser Insel geführt haben könnte. Er hatte nämlich bei seinen Kartographiearbeiten beobachtet, dass die landschaftlichen Begegebenheiten der Insel gewisse Auffälligkeiten beinhalteten. Die Bergzüge zum Beispiel: Die südliche Hemisphäre der Insel war zum Großteil von einem Gebirgszug durchtrennt, der von Nord nach Süd verlief. Erstaunlich daran war, dass im östlichen Bereich - also nahe des Anlegestegs und seinem Gewitter - fruchtbare Landen waren. Westlich des Gebirges jedoch erstreckte sich die trockene Prärie und die noch trockenere Wüste. Die Ausnahme war das direkte Umland von Solgard, welches allerdings aufgrund seiner Meerlage keine Gebirgsbarriere in seinem Osten hatte.
Die nördliche Hemisphäre wurde durch einen Gebirgszug durchzogen, der von Ost nach West verlief: Von der eisigen Schneelandschaft bis zum Hochplateau. Dies stellte in Richtung der Wüste eine erneute Barriere zum Meer dar. Das und die Beobachtung, dass es oft ein Ostwind gab, ließ Aanatus darauf schließen, dass das Wetterphänomen am Landesteg eventuell für das gesamte Wetter und auch Klima der Insel verantwortlich war. Seiner Idee nach gingen von dem Unwetter des Landestegs die Winde der Insel aus, welche die Barriere des Drachengebirges nicht gegen Westen überwinden konnten und dadurch Prärie und Wüste entstehen ließen. Ein arides Gebiet also. Der dem Gebirge vorgelagerte Osten jedoch war fruchtbar mit humiden Klima. Selbiges galt für Nebelhafen, das Gebiet der Elfen und das Hochplateau, auch sie waren eindeutig humide. Seiner Meinung nach führte das Auftreffen der Winde, die vom Landesteg aus auf die Schneelandschaft  trafen, dazu, dass dort Wolken abregneten und deren Überbleibsel durch ihr leichteres Gewicht die Berge der nordwestlichen Schneelandschaft in Richtung Nordwest und Nordnordwesten überwinden konnten, um damit Nebelhafen + Umland und in weiterer Folge das gesamte Nordwestgebiet der Insel, das Elfengebiet zum Beispiel, mit Regen versorgen konnten. Dem Hochplateau mit seinem Dschungel schrieb Aanatus seine eigene Klimazone aufgrund der Höhenlage und der Vegetation zu. Vermutlich würde es in kleinerem Rahmen als das Unwetter am Landesteg auch dazu beitragen, sich und das nächste Umland mit Regenwasser zu versorgen, so dachte er. Er markierte die Winde von seiner Quelle aus mit gelben Strichen, dort wo sie aufstiegen und Gebirge überwinden konnten, mit orangen.


Wetterkarte.jpg


Seine These beruhte darauf, dass irgendetwas oder irgendjemand diese Quelle an Winden und Feuchtigkeit beeinflusst haben könnte. Das konnten viele Dinge gewesen sein: Es wäre zum Beispiel möglich, dass das Wetterphänomen von einer Wetterhexe verursacht wurde und diese durch irgendwen verärgert wurde und ihre Unwetter verstärkte oder abschwächte. Auch konnte es sein, dass fragile, humide Randgebiete, welche Flüssigkeit wohl durch üppigen Baumbestand speicherten und verteilten, man denke an das Hochplateau oder den Schlangenhain, zu stark gerodet wurden und dadurch eine Ausbreitung der ariden Gebiete bewirkt wurde, was zu einer Lebensraumverknappung und damit Krieg und Auslöschung führte. Die "überlebenden" Monster dieser Apokalypse müssten natürlich von den jahrhundertelangen schlechten Lebensbedingungen gestählt worden sein - und ja: Das waren sie ja auch, die Monster dieser Welt! Wie er es aber drehte und wendete, er blieb dabei, dass das Wetterphänomen für das Klima der Insel wichtig war.
Zu schade, dass der Diskussionsabend schon vorbei war, aber eventuell war es besser, Noa und Mara davon zu schreiben...
 
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Aanatus
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Gildentreffen und diplomatische Versuche

Beitrag von Aanatus »

Das Gildentreffen des Handwerkerbundes verlief produktiv: Man entschloss sich, einen Schlussstrich unter die vergangenen Geschehnisse – auch die der allerjüngsten Tage -  zu ziehen und darauf zu hoffen, dass der Dialog zwischen dem Handwerkerbund und Sorsha dazu führen würde, einen friedlichen Neustart mit dem Reich zu beginnen. Natürlich fiel das „Vergeben und Vergessen“ den einen leichter als den anderen, aber am Ende verständigte man sich darauf, dass man in der Gegenwart und Zukunft leben wolle: Man würde sich in Zurückhaltung üben, sich nicht provozieren lassen – aber keinerlei Übergriffe tolerieren. So, wie es Aanatus mit Sorsha besprochen hatte. Natürlich waren sich alle im Klaren, dass man sich nicht zu 100% darauf einstellen konnte, dass nun alles „gut sei“. Selbst Sorsha ließ ja durchblicken, wie schwierig es war, einen Konsens unter den Ihren zu finden. Man war deshalb auch für den „Fall der Fälle“ gewappnet, immerhin wurde Elnora beauftragt, weiterhin an der Wehrfähigkeit des Handwerkerbundes zu arbeiten, eine Schutzmaßnahme, die hoffentlich nicht notwendig werden würde. Aanatus wurde hingegen von Davind beauftragt, als diplomatische Vertretung mit dem Reich in Verbindung zu bleiben – eine Aufgabe, welche er liebend gerne annahm. Gleich am selben Tag schrieb er also Sorsha eine Nachricht und unterrichtete sie von den – seiner Meinung nach erfreulichen – Ergebnissen des Gildentreffens.
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Aanatus
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Am Feuer

Beitrag von Aanatus »

Bedall hatte eine gemeinsame Jagd organisiert, er war noch immer auf der Suche nach Knochen für seine Rüstung. So fand man sich bald in den Drachenhöhlen ein, um ein bisschen Beute zu machen. Aanatus nahm dies auch zum Anlass, um seine Bögen zu testen. Er hatte nicht nur für sich, sondern auch für Elnora geschnitzt und wollte sichergehen, dass er für die Kriegerin die richtigen Bögen hergestellt hat. Beide waren in Blau gehalten, passend zu ihrer Rüstung. Der eine groß, mit Lebensraub, der andere klein und…gemein. Schon nach den ersten Gegner war er zufrieden: Es würde ein gutes Geschenk werden.

Ziemlich schnell besiegte man die Drachenhorde mit Pfeil, Schwert und Zauber. Gegen Ende merkte Aanatus jedoch, dass Ruweena erschöpft wirkte. Er wusste zwar, dass das Wirken von arkaner Magie anstrengend war, aber diesmal wirkte sie „anders“ als sonst. Nach dem Absatteln in Nebelhafen musste sie sich sogar bei ihm einhängen. So erreichte man gemeinsam auch das Lagerfeuer. Beim Aufteilen der Beute beteiligte sich Aanatus noch weniger als sonst und beobachtete stattdessen besorgt, wie es Ruweena ging. Als sich dann die Gruppe langsam auflöste und nur noch die beiden am Feuer saßen, sah er, wie ein Feuerfaden vom Lagerfeuer zu Ruweena verlief – wie eine Verbindung. Gerade als er fragte, was das denn sei, erschien auch Soryia und gesellte sich zu den beiden. Gemeinsam erzählten Ruweena und Soryia davon, wie sich der Konvent um Rus Problem annahm. Aanatus, der bisher am Feuer stand und das Essen aufwärmte, bemerkte nun, dass er bei all den düsteren Erzählungen die Speisen versehentlich verkohlen hat lassen. Er setzte sich neben Ruweena und drückte sich beruhigend an sich, während die beiden Damen weitere Details zu diesem…“Problem“… erzählten. Schließlich gesellte sich auch noch Elnora zur Gruppe und auch sie brachte Impulse, wie man die Sache lösen konnte. Aanatus hielt sich vornehm mit Ratschlägen zurück: Er hatte nämlich bemerkt, wie aufgewühlt Ruweena war. Leicht gereizt. Manchmal ein rotes Glimmen in den Augen. Stattdessen strich er ihr beruhigend über ihren Oberarm und hielt sie sanft zu sich gedrückt. Einzig bei der Anmerkung, sie sollte weniger zaubern und sich damit schonen, stimmte er zu und das mit Nachdruck.
Irgendwann entschloss sich Aanatus, den Damen eine Freude zu bereiten, sprang auf und rannte Richtung Bank. Vollbepackt mit zwei Bögen und einem Haufen Tabak kam er zurück. Er verteilte den Tabak und die Damen begannen zu qualmen. Die Bögen rückte er stillschweigend zu Soryia rüber, welche sogleich ihrer Elnora strahlend unterbreitete, dass sie ein Geschenk für sie habe. Aufgeregt blickte auch Aanatus rüber, die Reaktion Elnora genau beobachtend. Bei ihrer begeisterten Reaktion fühlte er sich fast erleichtert und als in Soryia bat, die Bauweise der Bögen zu erklären, holte er in seinem Stolz weit aus und erklärte jedes Detail zu den beiden Bögen. Elnora schien mehr als nur glücklich und wenn jemand mit ihrer Fachkunde so urteilt, konnte Aanatus zufrieden sein. So endete der Abend freudiger als erwartet, als Elnora und Soryia sich verabschiedeten und scherzten, dass sie sich nun mit zwei Bögen ein Bett teilen mussten.

Ruweena und Aanatus blieben noch am Feuer, doch auch er war schon müde und fragte sie deshalb, ob er sie wieder zu ihrer Übernachtungsmöglichkeit bringen sollte. Sie grinste frech und meinte, dass sie heute vielleicht lieber in der Taverne bei ihm übernachten wolle. Aanatus ließ sich seine innere Aufregung nicht anmerken, immerhin hatte er so etwas ganz und gar nicht erwartet, und meinte nur, dass sein Zimmer in der Falkenrast unaufgeräumt sei. Sie blickte schmunzelnd darüber hinweg und so gingen sie los. Er öffnete das Zimmer, ließ ihr den Vortritt und räumte noch schnell ein paar Wandkarten zur Seite, die im Zimmer verteilt waren. Etwas nervös zog er Mantel und Umhang aus, legte beides sorgsam zusammen. Als sie anmerkte, kein Nachtgewand bei sich zu haben, reichte er ihr Hose und Hemd, drehte sich brav um und ließ sie sich in Ruhe umziehen. Dann gingen sie zu Bett, er griff noch nach ihrer Hand, blickte sie einen Moment noch verträumt an und wünschte ihr schöne Träume. Als er am Morgen aufwachte, sah er Ruweenas friedliches Gesicht schlafend neben sich. Solange er konnte – er musste nach Solgard zu einem Handelspartner – verharrte er ruhig, sie bewundernd anblickend. Dann jedoch musste er gehen und da er sie nicht wecken wollte, hinterließ er ihr eine Nachricht und einen Zimmerschlüssel. Er strich ihr noch einmal übers Haar und verließ leise das Zimmer.
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