Ankunft: Die neue Welt

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Aanatus
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Solgard also: Eine Landkarte und ein Fest

Beitrag von Aanatus »

Aanatus blickte über die ersten drei fertigen Exemplare der 11 Landkarten der ersten Ausgabe. Sorgsam betrachtete er jeden Winkel der Landkarten, besserte ab und zu noch schnell etwas nach und holte sich dann eines davon an den Tisch, um die Wandlandkarte dort sorgsam reisefertig zu machen. Bevor er mit Stoffen und Tierhäuten begann, den Rahmen sorgsam zu umwickeln, blickte er noch einmal stolz auf das Werk. Wie viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter ihm dabei geholfen hatten, bei all den Expeditionen und Begehungen, wie viele Stunden er gemessen und dann gezeichnet hatte - er konnte es nicht mehr sagen. Seit der Ankunft in der neuen Welt, seit er durch den schicksalshaften Wunsch von Melisandra nach einer Stadtkarte und Noas Impuls, gleich eine ganze Landkarte der Insel zu zeichnen, war er damit beschäftigt gewesen.  Keine alchemistischen Studien, wenig Zeit für den inzwischen gut angewachsenen Hundewelpen - zumindest konnte er seine zwei anderen Schützlinge, zwei junge Raubkätzchen, erfolgreich auswildern, um nicht noch mehr zu tun zu haben. Aber das Geschenk der vielen Arbeitsstunden stand vor ihm und auf all den Reisen hatte er viel gelernt - vermutlich mehr, als in all den Stunden in den Werkstätten und Büchereien der Alten Welt. Und damit meinte er nicht nur seine stark verbesserte Bogenkunst, er hatte viel von Land und Leuten gelernt, Probleme gelöst, Neues gesehen und Altes durch neue Augen betrachtet. Er schnaufte einmal zufrieden durch und packte die Wandlandkarte fertig ein. Es war ja schon an der Zeit, bald würde das Fest rund um die Namensgebung der Wüstenstadt beginnen. Eiligst bereitete er sich vor, packte Karte und Ausgehkleidung an und machte sich auf den Weg.

Schon an der Bank traf er auf erste Mitreisende: Die Gauklerin Aurelya zuerst, dann auch noch Davind, schlossen sich zu einer kleinen Reisegruppe in den Süden zusammen. Bald schon hatten sie die Wüstenstadt erreicht. Schnell zog Aanatus sich hinter einem Gebäude um, immerhin hatte er der Bardin indirekt versprochen, keine Rüstung zu tragen und damit eventuell einen Tanz zu ergattern. Fertig umgezogen, in feinem leichten Drachenleder, gesellte er sich zurück in die Menge. Er stellte sich neben Davind und lauschte den Ansprachen. Ab und zu blickte er über die Menschenmasse, doch die Reden waren fesselnd und bald schon kam auch die erste musikalische Darbietung. Nach den wunderbaren Klängen folgte die Stadtnamenverkündung; Es wurde richtig spannend, als noch einmal der ganze Wahlprozess erläutert wurde und die letzten Kandidaten genannt wurde. Dann war es so weit: Aus den genannten Namen wurde als Sieger SOLGARD auserwählt. Die Menge applaudierte, der Name wurde oft gerufen - alle Anwesenden schauten freudig zur Bühne. Solgard. Ein schöner Name. Schnell machte er sich zu seinem Reisegepäck auf, packte die Karte vorsichtig etwas aus und trug den neuen Namen der Wüstenstadt in die Karte ein: Solgard also.

Dann erklang erneut Musik. Da Davind im Gespräch vertieft war, sah sich Aanatus bei den Klängen der Musik um und sah dann auch schon die Gauklerin etwas hinter sich stehen. Er ging zu ihr und deutete auf seine Kleidung, fragend, ob sie entsprechen würde. Schmunzelnd meinte Aurelya jedoch, dass auch diese Gewandung eine Rüstung sei und sie das albern fände. Seufzend ging Aanatus noch einmal an einen ruhigen Ort und zog sich seinen Mantel an. Zurück am Platz, wo schon einige tanzten, ging er zu Aurelya und als diese nichts zu kritisieren hatte und vor ihm zu tanzen begann, schloss er sich an und bald schon führte ihn die geübte Tänzerin zu einem halbwegs ansehnlichen Paartanz. Aanatus genoss die Unbeschwertheit, als dann jedoch die vom Barden als Kuschelmusik angekündigte Darbietung folgte, ließen die beiden es jedoch bleiben und gesellten sich zu einer Runde dazu. Aanatus nahm seine Landkarte mit, es war inzwischen schon spät und er musst noch zurück nach Nebelhafen. Da Radesvald in der Gruppe stand, zeigte er ihm die Karte kurz. Dieser war begeistert und stellte Aanatus sogleich Mara vor, welche auch Kartographin zu sein schien, was Aanatus begeisterte. Als er ihr gerade die Karte zeigen wollte, kam Sloan zur Gruppe hinzu. Aanatus wollte das Paket noch verdecken, indem er sich davor stellte, doch dann merkte er schmunzelnd, dass er die Geschenksübergabe wohl etwas durcheinandergebracht hatte. So verneigte er sich kurz vor Sloan und sprach in ruhigen und bedachten Worten seinen Dank für all Ihre Arbeit aus, denn so ein Stadtname sei eine Wichtigkeit, die nicht nur Entdecker und Kartenzeichner schätzten, sondern auch zur Identitätsstiftung beitrügen. Er schloss seine kurzen Worte damit, dass er seinen Dank im Namen der Nebelhafner, die bei den Expeditionen halfen, dem Bund der Handwerker und natürlich auch von seiner Seite aus mit einem Geschenk ausdrücken wolle: Damit überreichte Aanatus Sloan die Wandlandkarte, indem er sie vorsichtig aus der Verpackung holte und vor sich in ihre Richtung hielt. Sie bewunderte die Karte sichtlich, sofern Aanatus das aus ihren Worten entnehmen konnte, denn sehen konnt er ihr Gesicht durch die große Landkarte vor seinem Kopf nicht. Dann hörte er auch, wie sich Aedan dazu gesellte und beide die Karte bestaunten. Irgendwann wurde sie ihm dann abgenommen, ganz schön schwerer Rahmen, dachte er sich.
Die beiden nahmen die große Wandlandkarte an sich und bedankten sich nochmals. Dann gingen sie ihre Wege und Aanatus ging wieder zu Radesvald und Mara. Letztere wollte die Karte unbedingt sehen, weshalb Aanatus sie nach Nebelhafen einlud, denn dort gab es ja noch die anderen Exemplare zu sehen. Sie nahm die Einladung erfreut an und damit verabschiedete sich Aanatus auch, denn der Tag war lang gewesen und er musste sich noch eine Herberge in Solgard suchen.
 
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Aanatus
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Am Feuer der Falkenrast

Beitrag von Aanatus »

Er legte den Pfeil auf die Sehne und verharrte einen kurzen Moment. Er hielt dabei die Luft an und erst als er den Pfeil sanft losließ, atmete er langgezogen aus. Ein leises Zischen, dann flog der Pfeil durch das Morgengrauen auf sein Ziel zu. Millisekunden verstrichen wie Skunden oder gar Minuten - dann fand das Geschoss sein Ziel. Der Wolf, sichtlich krank und mit Schaum vor den Mund, sank wie vom Blitz getroffen zu Boden, zuckte nicht einmal und war von seinem Leid erlöst. Aanatus ging langsam näher und kniete sich zu dem reglosen Wolf. Er begutachtete den dicken, weißen Schaum an den Lefzen und die kahlen Stellen im Fell. Es muss früher ein ansehnliches Tier gewesen sein. Aanatus seufzte kurz, band das tote Tier an den Beinen  mit einem Seil zusammen, befestigte selbiges am Sattel und zog den Wolf so zur nächsten Lichtung. Dort begann er,  Feuerholz aufzuschichten und ein Lagerfeuer zu entfachen, welches groß genug war, um den kranken Tierkadaver verbrennen zu können.

Als die Drecksarbeit erledigt war, der Gestank des verbrannten Fleisches sich verzogen hatte, saß Aanatus am Lagerfeuer und schaute nachdenklich in die Flammen. Gestern hatte er seinen ersten ruhigen Tag seit Wochen gehabt. Er hatte den Abend zusammen mit Elnora, Ruweena und Soryia genossen. Man sprach zwar auch über die nächsten Expeditionspläne - die Spukstadt schien auch Elnoras und Soryias Interesse geweckt zu haben, immerhin brachten sie sogar zwei Barden als mögliche Expeditionsteilnehmer ins Spiel - aber zumeist genoss man das Zusammensein und vermied Planungen und Alltagsprobleme. Irgendwann verabschiedeten sich dann Elnora und Soryia und Aanatus, der noch immer am Bärenfell vor dem Feuer saß, und Ruweena waren die letzten Gäste der Taverne. Ruweena setzte sich zu ihm ans Feuer. Er beobachtete sie kurz von der Seite, dann überkam ihn die Neugier und er beugte den Kopf vorsichtig zu ihrem Ohr und flüsterte ihr ein paar Fragen zu, die ihn brennend interessierten. Eine Sache waren die Geschehnisse rund um den Altar im Drachengebirge, etwas, was Aanatus noch immer in seinem Ganzen zu verstehen versuchte. Währenddessen sie miteinander flüsterten, bemerkte Aanatus, dass eine Gestalt bei der Tür reinkam. Durch einen kurzen Blick konnte er erkennen, dass es sich um die Dame der verlassenen Stadt, Katherine, handelte. Später dann, als auch Ruweena die Neuangekommene erblickte, entwickelte sich ein kurzes Gespräch zwischen den beiden. Kurz, aber intensiv, wie Aanatus lauschend bemerkte. Als Katherine dann gegangen war, blickte er zu Ruweena rüber und konnte erstmals so etwas wie Aufruhr in ihren Augen sehen. Oder war es Wut? Einen langen Moment musterte er sie von der Seite, unschlüssig, ob es besser sei den Mund zu halten oder nicht. Er entschied sich zögerlich, ihr ins Ohr zu flüstern: "Eine alte Geschichte?"
So erzählte Ruweena Aanatus von den Geschehnissen der Vergangenheit, manchmal wurde ihr Blick düster, zumeist schilderte sie jedoch gelassen, was passiert war. Irgendwann hatte die Magierin wohl aber genug von dem Thema, drehte sich zu Aanatus und meinte, dass das Sachen seien, die oft genug schon durchdacht und angesprochen wurden. Er nickt verstehend. Vermutlich war nicht die Zeit dafür, nicht vor einem angenehmen Kaminfeuer, nicht an einem schönen Abend. So wechselten sie das Thema und verbrachten noch einige Zeit, bevor Aanatus sich entschuldigen musste, denn er wollte am nächsten Morgen früh in den Forst. Beide erhoben sich vom Bärenfell und Aanatus bedankte sich lächelnd für den schönen Abend. Sie habe ihn auch genossen und freue sich auf eine Wiedehrolung, meinte Ruweena. Etwas geschmeichelt lächelte er und erwiderte, dass er sich jetzt schon darauf freue, deutete dann eine leichte Verneigung mit dem Kopf an und verabschiedete sich zur Bettruhe.
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Aanatus
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Die Unterwelt

Beitrag von Aanatus »

Später traf man sich am Bankhaus zu Nebelhafen. Einer der beiden Barden, Arvo, schien interessiert am Bund zu sein und hatte sich am Vortag schon bei Aanatus für eine mögliche Expeditionsteilnahme angeboten. Heute würde er dem Musiker ein bisschen auf den Zahn fühlen und sehen, ob man mit ihm zusammen auf Abenteuer gehen könne.
Anfangs sahen sie sich bei den Harpyien um, doch als dann Dalgrim zu ihnen stieß und dann auch noch Lavira und Marneus, entschied man sich schnell, etwas Größeres zu jagen. Es ging zu den Dämonen: Schon im ersten Raum sah man, dass die Gruppe recht gut zusammenarbeitete. Zwei Nahkämpfer, ein Barde und zwei Schützen, einer davon ein Heiler. Sie agierten souverän, auch als sie irgendwann vor einem Dämonenfürsten standen, der mit seiner Peitsche und seinen Flammengrüßen eine harte Herausforderung war. Doch gesammelt, wenn auch erschöpft, verließ man am Ende gemeinsam die Gänge der Dämonen und machte sich auf den Rückweg nach Nebelhafen. Doch anstatt wie geplant in der Taverne Falkenrast einen Humpen zu trinken und die Beute zu teilen, lief Aanatus den Dunkelelfen, allen voran der Ilharess Mizrae, über den Weg. Er nutzt die Möglichkeit des Treffens, bat die Dunkelelfen um einen Moment der Geduld, rannte von der Taverne zur Bank und schleppte eines der weiteren bereits fertigen Landkartenexemplare in die Falkenrast. Dort begann er vor den Augen der Dunkelelfen die gut verpackte Landkarte auszupacken. Die Augenpaare der Elfen lagen auf ihm und der Karte. Als sie dann vor ihnen stand, schien die Ilharess zufrieden zu sein. Dann sagte sie kurz angebunden, dass jedoch Aanatus Arbeit noch nicht fertig sei und es nun in die Unterwelt gehe. Auf die Frage, wann, bekam er ein einfaches „Jetzt“ zu hören. Er wusste, dass es nichts zu hinterfragen gab und befolgte auch die Anweisung, dass er die Wandlandkarte dorthin zu schleppen habe. Gesagt, getan. Sie reisten durch ein arkanes Portal, etwas, was Aanatus nicht sonderlich schätzte. Etwas mürrisch ging er, die verpackte Wandlandkarte mitschleppend, durch das Portal und sah sich Sekunden später in der Unterwelt.
Aanatus pfiff durch die Zähne. Dass er vorher bei Dunkelelfen in deren Ansiedelung stehen würde, bevor man ihn in die Amazonenoase ließ, hatte er nicht gedacht.  Ein wundersamer Ort. Seltsames Flackern, seltsame Höhlenvegetation…viel Zeit hatte er jedoch nicht umzusehen, denn kurz und knapp wurde ihm befohlen, das gesamte Unterreich zu einer Karte zu beginnen. Wann? Jetzt!
Da Aanatus inzwischen den Führungsstil der Dunkelelfen etwas besser verinnerlicht hatte und schon selbstkritisch bemerkte, vielleicht die eine oder andre Frage zu viel gestellt zu haben und etwas zu redselig gewesen zu sein, entschloss er sich, einfach mit der Vermessung des Platzes, wo man stand, zu beginnen und dann…da er ohnehin Zutritt zu den Dunkelelfengebieten hatte…ein anderes Mal mit der Vermessung weitermachen. Es war ja inzwischen spät geworden.
So verließ er messend und mit kleinem Abschiedsgruß die surreale Situation und begann sich – zum Glück funktionierte der Kompass hier – durch das Höhlengewirr zu bewegen. Bloß keine Spinnennetze beschädigen. Er ignorierte sogar die Fledermäuse und irgendwann einmal stand er an einem Ort, den er schon kannte: Ein kleiner Flecken in einer Höhle, wo diese Pilze wuchsen, die Ruweena und er zu einem Nachtsichttrank verarbeiteten. Er war also in der Durchgangspassage unter dem Sumpf. Immerhin. Der erste Orientierungspunkt war gefunden.
Als er dann endlich in  Nebelhafen angekommen war, ging er nur kurz zur Stalldame und holte seinen Welpen ab, der inzwischen gut herangewachsen war und freudig wedelnd zu seinem Herrchen schoss. Sie zogen sich dann zu dem kleinen Bergsee zurück, der Hund folgte dem langsam Reitenden gehorsam an der Seite. Am See angekommen heizte Aanatus ein kleines Lagerfeuer an, ließ Deighine mit etwas Hafer frei grasen und packte Felle für eine Übernachtung aus. Nachdem er den künftigen Hütehund mit Übungen etwas ausgelaugt hatte, legte Aanatus sich auf die Felle nieder, beobachtete noch kurz die flackernden Spiegelbilder des Feuers auf der Wasseroberfläche des dunklen Sees und schlief dann ein. Eine geruhsame Nacht – nur einmal bellte der Hund, aber das war wohl nur Wild.

 
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Aanatus
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Elemente

Beitrag von Aanatus »

Er wollte das Zeichnen schon in der Früh beginnen. Statt Landkarten diesmal – etwas Anderes. Sorgsam packte er alles Notwendige ein: zwei Zeichenfedern, zwei kleine Pergamentstücke, dunkle Farbe. Einen Schaber, falls etwas schiefgeht. Sein Buch als Unterlage, einen Proviant, Holzfälleraxt, Langspeer und Bogen. Alles Notwendige war bereit und so pfiff Aanatus nach seinem Hund und beide gingen in Richtung Nebelhafner Stall, um von dort aus einen Ausflug weg von der Zivilisation zu starten. Er entschied sich für sein neues Pferd, Brünhild, es musste sich noch an den großen Hund gewöhnen. Gemächlich trabte das Trio aus der noch verschlafenen Stadt raus. Am Weg wurde er kurz aufgehalten: Dass er schon in den frühen Morgenstunden lautes Axtschlagen hörte, machte ihn stutzig. Er schaut zur Sicherheit nach und fand dann im Forst neben Natasha, der Botanikerin, so einige Leute am Holzhacken: Die Agrarflächen sollten ja gerodet werden. Aanatus Magen zog sich kurz zusammen, als er die weiträumige Rodung sah, doch noch im Gespräch mit Natasha beruhigte er sich innerlich, denn er wusste ganz gut, dass dieses Opfer für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Nebelhafen notwendig sei. Nachdem er kurz bei den größeren Bäumen – wehmütig – mithalf, machte er sich dann aber zu seinem ursprünglichen Ziel auf: Zum Bergsee. Aber dem „Anderen“.

Im flachen Licht des Morgens ließ er das Pferd nahe dem See frei grasen. Sein zotteliger Hund lag mit einem stetigen und wachsamen Blick in Richtung Talausgang in der Wiese, vor sich ein gutes Stück Wildfleisch, welches Aanatus ihm zuvor hingelegt hatte. Das motivierte Wulf, das lange, stille Wachen zu üben. Aanatus selbst saß mit dem Rücken zum Talausgang und seinem Hund auf einem Baumstumpf und schloss kurz die Augen, um sich alles noch einmal bildlich vorzustellen, was am gestrigen Tag nach der unbeschwerten Jagd geschehen war:
Ihr Griff nach seiner Hand. Als sie ihn ganz am Anfang am See schon fragte, ob er ihr vertraute und er ohne zu zögern nickte. Hatte sie ihm bisher einen anderen Anlass gegeben? Dann ein umhüllender Zauber. Eine Unterwasserwelt. Ein Thron. Und wieder diese Energie. Wie in Trance ließ sich Aanatus von Ruweena an der Hand bis knapp vor den Thron ziehen. Dort löste sie sich von ihm, ging alleine das letzte halbe Dutzend Schritte zu dem steinernen Kunstwerk, während er ihr neugierig – und atemlos ob des Erlebten – nachschaute. Ihr rote Kleidung und das feurigrote Haar standen im Kontrast zu diesem kühlen, blauen Wassermonument, während er selbst mit seiner kobaltblauen Rüstung und bläulich schimmernden Langspeer und Säbel optisch fast eins mit der Umgebung wurde.

Er spürte die Energie. Sie war diesmal kühl. Aber nicht unangenehm. Das Glitzern im Raum wallte umher. Manchmal schien es fast so, als würden das Kobalt der Rüstung und das Agapite der beiden Nahkampfwaffen das Glänzen aufnehmen. Wort- und bewegungslos beobachtete er sie: Wie schon im Drachengebirge schien Ruweena die Energie des Raumes aufzunehmen – zumindest erschien es dem beobachtenden Aanatus so. Sie umging den Thron mit zwei Schritten, zog dabei ihre Handschuhe und den Umhang aus und legte beides auf das Monument. Ob er ihre Geschichte hören wolle, fragte sie fast zögerlich, woraufhin er wieder wortlos zu ihr nickte. Darüber sollte er aber schweigen. Bei den Worten umrundete sie den Thron und setzt sich dann grazil darauf. Und dann erzählte sie. Und zeigte ihm schlussendlich - das, was er für sie zeichnen sollte.

 Aanatus schüttelte den Kopf, wischte förmlich die Gedanken weg und blickte zu seinem wachenden Hund. So würde er mit dem Zeichnen nicht weiterkommen. Er musste einfach beginnen. Er konzentrierte sich, nahm ein Pergamentstück und die Feder - und machte erste schnelle Striche. Ein entblößter Rücken wurde langsam am Pergament erkenntlich. Der einer Frau.

 
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Runen und die Rollenden Steine

Beitrag von Aanatus »

Er kam mit dem Zeichnen gut voran. Sachlich versuchte er, alles andere als die Runensymbole auszublenden. Aanatus wusste wenig über solche Dinge Bescheid, umso genauer wollte er die Szene ‚einfach nur‘ abbilden. Um kein Detail zu übersehen. Alles sollte, trotz der Aufregung des Moments, auf der Pergamentrolle erfasst werden. Und noch dazu in Eile, er wollte Ruweena nicht warten lassen. Denn das, was er von all dem verstanden hatte, schien so, als sei es mehr als nur dringlich. Konzentriert zeichnete er die letzten Striche auf das graue Wildleder. Er blickte auf den Sonnenstand. Zwei Stunden, um die Zeichnung trocknen zu lassen. Genug um einen Fisch zu fangen und ihn am Lagerfeuer zu braten.

Danach ritt er nach Nebelshafen. Er holte sich etwas Stoff, wickelte das gerollte Pergament sorgsam darin ein und verstaute es unauffällig in seinem Bankfach. Dann holte er aus dem Gildenlager das vorbereitete Paket für  Melisandra und Noa, ein riesiges Ding, welches er mit einiger Anstrengung hinter dem Bankschalter zu Ina stellte. „Für Noa Feldspan“, murmelte die Bankdame.

Als Aanatus dann das Bankhaus verließ, lief er Elnora und Soryia über den Weg, die sich gerade am Marktplatz unterhielten. Sie machten sich jagdbereit und als die beiden Aanatus sahen, winkten sie ihn freundlich zu sich und fragten, ob er sie begleiten würde. Er wollte zwar noch auf Bedall warten, da dieser jedoch nicht auftauchte, schloss er sich den beiden Damen an. Schlussendlich landeten sie bei den Zyklopen. „Steine. Rollende Steine.“, sagte Aanatus schon vor der Höhle und versuchte damit, den beiden Damen die Gefahr zu erklären, die er gestern schon mit Ruweena erleben durfte. Soryia ging unbeschwert vor. Man rannte ein bisschen um sein Leben. Aber ohne Steine waren die gigantisch großen Gegner doch nur äußerlich furchteinflößend und keine echte Gefahr, sofern man sie nicht in Gruppen anlockte. Irgendwann erreichten sie den tiefsten Punkt der Höhlen, den Aanatus zuvor vermessen hatte. „Ab hier ist alles neu für mich“, meinte er und auch die Damen sagten, sie seien noch hier gewesen. Vorsichtig gingen sie also weiter und fanden schließlich ein verlassenes Gebäude. Das Gebrüll im ersten Stock verhieß nichts Gutes – aber auch die Titanen konnten das Trio nicht lange aufhalten. Das Gebäude war gesichert, die Rückreise in die Falkenrast wurde angetreten

Zyklopenhöhlen1.jpg

Dort trank man noch etwas und teilte die Beute. Im Laufe des Gesprächs merkte Aanatus, dass die beiden Damen ihn zu einem bestimmten Gesprächsthema lenken wollten. Er wich gekonnt aus, versuchte charmant zu vermeiden, zu viel zu sprechen. Immerhin gab er Ruweena am gestrigen Tag das Versprechen, verschwiegen zu sein – und schloss dabei auch Elnora und Soryia mit ein. Er wusste zwar von der ersten gemeinsamen Expedition an, dass die drei Damen Besonderes verband – man konnte das in einer Gruppe schnell bemerken, wenn man die Augen und Ohren öffnet – aber sein gestriges Versprechen war vorrangig. So lenkte er das Thema auf das Pärchen vor sich und ließ sich interessiert von den Geschehnissen ihres Lebens erzählen. Oftmals blickte er verwundert. Interessante Verwebungen. Manche wohl kompliziert.      

 
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Ruweena erreicht eine Nachricht

Beitrag von Aanatus »

Eine Nachricht mit Wachssiegel wird wohl Ruweena erreichen. Sie ist ganz offensichtlich in Eile geschrieben, was man an der dennoch sauberen Handschrift erkennen kann.

Verehrte Ruweena,

ich habe mein Versprechen nicht vergessen, mich bei Euch zu melden, wenn ich wieder in Nebelhafen bin. Es hat sich alles leider…verzögert.  Ich hoffe jedoch am morgigen Tag, dem ersten der neuen Woche, spätestens zur Mittagsstunde in Nebelhafen zu sein und zumindest einen Halbtag dort verweilen zu können. Sofern Ihr Zeit findet, würde ich mich freuen, Euch wiederzusehen. Hinterlasst mir in diesem Fall eine Nachricht in der Falkenrast oder findet mich morgen im Schlangenhainer Forst, wo ich mir den Fortschritt der "Landkultivierung" ansehen will.
Gez. Aanatus
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Rückkehr zu den Dunkelelfen: Karte des Unterreichs

Beitrag von Aanatus »

Aanatus packte sorgsam sein Reisegepäck. Diesmal würde es eine Expedition sein, die er alleine zu bestreiten hatte. Schon vor ein paar Tagen hatte die Ilharess sein Kartenwerk der "Oberwelt" entgegengenommen, oder besser gesagt: Sie hatte sich die Karte angesehen, zufrieden genickt und Aanatus die Karte in die Höhlen der Dunkelelfen tragen lassen. Dort hatte er dann den Auftrag bekommen, ein Kartenwerk der Unterwelt zu zeichnen.

Drow2.jpg

Nun war es an der Zeit, die Unternehmung zu beginnen. Schon am morgigen Tag wollte er abreisen, davor noch ein paar Dinge erledigen, aber in erster Linie dafür zu sorgen, dass er alles bei der Hand hatte, was er für eine Vermessung und Kartierung brauchen würde. Unter diesen Bedingungen brauchte er natürlich auch eine Lichtquelle, weshalb er sich eine Fackel und eine kleine Laterne besorgte. Statt des Langbogens nahm er den viel leichteren und kleineren Kurzbogen mit ein paar wenigen Pfeilen im Köcher mit. Den Langspeer ließ er auch zuhause und nahm stattdessen den handlicheren Säbel mit, welcher bequem im Waffengurt zu tragen war. Lange überlegte er, ob er seinen Hund "Wulf" auch zuhause lassen sollte, doch da dieser inzwischen ganz gut angewachsen war, sehr gut folgte und auch etwas Übung brauchte, entschloss Aanatus sich, den jungen Wolfshund mitzunehmen. Doch am Stall zu Nebelhafen kam alles anders: Er sah Soryia auf ihrem Genesungsspaziergang, humpelnd am Gehstock und entschloss sich spontan, ihr den Wolfshund als Begleiter für die Tage seiner Abwesenheit anzubieten. Sie überlegte wegen Elnora, doch als Aanatus meinte, dass sie den Hund notfalls auch bei der Stalldame abgeben kann, sollte Elnora wirklich seine Anwesenheit nicht mögen. So entschied sie sich, den halbwüchsigen Hund mit sich zu nehmen und machte sich gleich auf, eine Runde mit ihm spazieren zu gehen. Der Anblick der beiden war ein kleiner Trost für Aanatus, der seinen Hund nur ungern zurückließ. Nun musste er sich noch von Ruweena verabschieden und es überraschte ihn, dass es ihm schwerfiel. Besonders als sie über das Fest sprachen und darüber, dass er ihr vielleicht das Tanzen beibringen konnte, war er von den Sorgen rund um seine anstehende Reise abgelenkt gewesen. Doch es war nunmal an der Zeit. Lächelnd verabschiedete er sich also auch von Ruweena und versprach, spätestens zu ihrem Fest wieder zurück zu sein.
 
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Vermessung der Unterwelt

Beitrag von Aanatus »

Tag 1
Gang für Gang. Höhle für Höhle. Mit der Fackel an der Hand arbeitete sich Aanatus durch das Gewirr an unterirdischen Wegen. Schon früh am Morgen war er südlich des Bergplateauurwalds am Höhleneingang angekommen, zu Fuß, seine Ausrüstung mühsam mitschleppend. Er wusste, dass es mehr als nur ein Tagesausflug werden würde, noch dazu mit Herausforderungen, die er selbst vorweg nicht so gut einschätzen konnte. Somit sammelte sich einiges an Dingen an, die er mit sich führte, sich jedoch bald als hilfreich erwiesen. Ob es nun darum ging, sich über Felsvorsprünge mit einem Seil abzuseilen, mit Fackel und Laterne Licht ins Dunkle zu bringen, mit einem Schlafsack auf dem steinigen Felsboden zumindest etwas Ruhe zu finden, ein bisschen Trockenfleisch und Brot zur Ernährung mitzuhaben, aber auch zumindest mit Säbel und Kurzbogen gerüstet gegen etwaige Gefahren zu sein. So trotzte Aanatus dem ungewohnten Terrain und war froh darüber, dass er am ersten Tag keinerlei Zwischenfälle zu vermelden hatte: Das Vermessen und Zeichnen selbst war in dieser Umgebung mühselig genug.

Tag 2
Der zweite Tag jedoch gestaltete sich schwieriger: Nicht sonderlich ausgeruht  durch eine unruhige Nacht in einem Stollen, der als Sackgasse halbwegs geeignet war, um sich sicher für die Nacht zu fühlen, stieß er nach Stunden der erfolgreichen Vermessungen auf einen Ort, den er lieber nicht gefunden hätte: Spinnennetze kündigten das an, was Aanatus vorweg fürchtete. Einerseits deshalb, weil die Riesenspinnen besonders im Halbdunkel eine ernstzunehmende Gefahr darstellen konnten, andererseits auch darum, weil er in den Gebieten der Dunkelelfen wohl kaum auf die dumme Idee kommen würde, in Konflikt mit diesen Wesen zu kommen. Doch was machen, wenn man vermessen wollte und diese Wesen und ihr Gebiet durchqueren musste? Vorsichtig schlich er den spinnennetzverwobenen Gang weiter, jeden Tritt sorgsam setzend. Gleichzeitig auch noch messend, sich die Zahl der Schritte merkend, denn erst später würde er alles in seinen Unterlagen verewigen können. Eine Zeit lang ging alles gut, doch dann hörte er ein kratzendes Geräusch hinter sich und da stand auch schon ein Ungetüm von Spinne hinter ihm.

Spinne2.jpg

Den Bogen wollte er nicht nutzen, was würden die Dunkelelfen dazu sagen, wenn sie davon erfahren würden? Doch was welche anderen Optionen gab es? Während die Riesenspinne langsam auf ihn zukam, überlegte Aanatus fieberhaft, was er tun könnte. Als der Abstand schon erschreckend klein war, warf er die Öllaterne zwischen sich und die Spinne, worauf ein kleines Feuerchen zwischen beiden am Boden aufloderte. Das Vieh wich für einen Moment zurück und Aanatus nahm das zum Anlass, schnellstmöglich die Beine in die Hände zu nehmen und der Situation zu entrinnen. Zum Glück hatte er ja noch zwei normale Fackeln, ein Fläschchen Öl und Feuersteine. Aber erstmals galt es aus dem Spinnengebiet wegzukommen. Nach endlosen Momenten, die er durch die Gänge wegstürmte, schien er in Sicherheit. Dachte er zumindest, denn in einem jähen Moment traf ihn etwas von der Seite am Kopf und er sackte bewusstlos zu Boden.

Tag 3
Benommen kam Aanatus zu sich. Seine linke Wange schmerzte und als er vorsichtig dorthin griff, spürte er eine Kruste direkt über seinem Wangenknochen. Orientierungslos in Raum und Zeit, fast vollkommen in Dunkel gehüllt – nur das spärliche Licht fluoreszierender Pilze spendete etwas Licht – griff er an sich hinab, als würde er kontrollieren wollen, ob jeder Körperteil noch an seinem Platz sei. Erleichtert stellte er keine weiteren Verletzungen fest und richtete sich langsam auf. Seine nächste Sorge galt seinen Aufzeichnungen: Immerhin hatte er schon zwei Tage lang die Höhlen vermessen und wollte sich eine erneute Begehung in naher Zukunft ersparen. Auch diese waren zum Glück noch da. Was fehlte, war jedoch sein Proviant. Wer oder was auch immer ihn niedergestreckt hatte, schien wohl ein ausgewiesener Freund von Trockenfleisch zu sein, denn davon war alles weg. Nur ein bisschen Brot war in seinem Lebensmittelbeutel geblieben. „Besser ein Liebhaber von Trockenfleisch als von Menschenfleisch“, murmelte Aanatus mit Galgenhumor und suchte den Boden solange ab, bis er auch die erloschene Fackel fand, die ihm aus der Hand gefallen war. Als er selbige endlich fand, neuen Stoff darum wickelte und Öl darauf goss, um sie dann mit dem Feuerstein zu entzünden, entschloss er sich, möglichst schnell aus dem Höhlengewirr rauszuwandern. Immer nach Norden, in der Hoffnung, den Ausgang nahe dem Elfenwald baldmöglichst zu finden. Alles am Weg würde er vermessen, aber sollten Abzweigungen auftauchen, würde er sie nicht begehen. Ohne Proviant machte das keinen Sinn, es war Zeit, wieder nach Nebelhafen zu kommen. Die Heimreise begann. Hoffentlich würde alles gutgehen.

 
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Aanatus
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Die Stadt der Amazonen

Beitrag von Aanatus »

Beim Anblick der großen Armee, die sich versammelt hatte, um den Amazonen zu helfen, die Ameisen aus den verlassenen Gemäuern ihrer zukünftigen Stadt zu befreien, staunten vermutlich nicht wenige. Gerüstet und bereit standen sie in Reih und Glied und nach den Worten Niriels waren alle bereit und voller Zuversicht, den Kampf zu schlagen. Seelenruhig schulterte auch Aanatus seinen Bogen – was sollte bei der Menge an Kämpferinnen und Kämpfern schon passieren? Man konnte sich täuschen…

Armee gegen Ameisen.png

Spritzende Säure, mahlende Beißwerkzeuge, das Kratzen von unzählbar vielen Beinen im Staub der trockenen Steppenlandschaft. Klirrende Schwerter, Hiebe von Äxten. Zischende Pfeile und Bolzen und die Entladungen von arkanen Zaubern. Dazu die Trommeln, Lauten, Geigen und all der andren Instrumente, die die Barden zur Motivation anstimmten. Ein chaotisches Hin und Her zwischen Angriff und Rückzug begann schon recht früh und die Gelassenheit vieler war schnell verschwunden. Früh schon löste sich die ordentliche Formation der Armee in einzelne Gruppen und ihre Geplänkel auf. Früh schon fielen die ersten, welche die Stärke der Bestien unterschätzt hatten, benommen in den Staub. Früh schon wichen der Anfangseuphorie verbissener Gesichter, welche um ihr Überleben kämpften. Auch Aanatus, der sich lange hinter Elnora halten konnte, fand sich bald weit weg seiner Truppe aus Bundhandwerkern in einem Scharmützel wieder. Weit und breit kein minzfarbiger Umhang des Bundes mehr zu sehen. Einen Elfen konnte er ausmachen und diese Amazone, die ihn damals in Nebelhafen wegen seiner Zeichnung zur Rede stellte. Auch ein Söldner und zwei andere menschliche Kämpfer waren an seiner Seite, als sie versuchten, eine riesige Ameisenkriegerin zur Strecke zu bringen. Kein Wort wurde gesprochen – man kämpfte sprichwörtlich ums Überleben. Irgendwann jedoch herrschte Stille. War das der Sieg? Mitnichten. Man stand erst vor den Mauern der Stadt, dessen Tor durch Felsbrocken verschlossen war. Die einzelnen Grüppchen formierten sich und man beriet, wie diese Barriere beseitigt werden konnte. Niriel bat den Handwerkerbund, die Aufgabe zu übernehmen. Aanatus, der damals in Nebelhafen bei der Trollbarriere keine Sprengungen vornehmen durfte, hatte leider keine Explosionstränke mit sich, auch fehlte es an Spitzhacken in den Reihen der Handwerksbündler. Doch man kratzte sich Werkzeug zusammen und nach schweißtreibenden Arbeiten war der Weg in die Stadt frei.

Bund zur Felsenbeseitigung.png

Im Moment der Öffnung hörte man sogleich das alarmierte Kreischen der Ungetüme. Der schmale Durchgang war denkbar ungünstig für die große Armee und die VertreterInnen des Handwerksbund befanden sich schon früh auf einem kleinen Brückenkopf im Inneren der Stadt. Dort konnte die zahlenmäßige Überlegenheit gegen die Ameisen nicht ausgespielt werden, was zu einem erbitterten Kampf um jeden Meter führte. Schritt für Schritt kam man vorwärts, irgendwann befand man sich dann auf einer größeren Freifläche und der Rest der Armee konnte nachrücken. Doch dort stürmten von allen Seiten Drohnen und Kämpferinnen auf die Recken heran – und dann auch noch eine gigantische Königin! Wieder wandelte sich das Bild des Kampfgeschehens und durch die Topographie einer Stadt und seiner schmalen Wege, verlagerte sich das Kriegsgeschehen noch mehr in einzelne Gruppenkämpfe als vorher. Doch irgendwann mal herrschte wieder Ruhe und man sammelte sich an einem Altar, der in seltsamen Rauch gehüllt war. Plötzlich tauchte dort eine Gestalt auf…düster anzusehen…und verwickelte die Amazonen in ein Gespräch. Viel konnte Aanatus nicht hören, stand er doch weiter abseits Wache und zusätzlich dröhnten seine Ohren noch vom Kampfeslärm vorher. Dann ein Schattentitan. Sich selbst nur noch „ANGRIFF“ rufen hörend stürmte Aanatus mit dem Grüppchen, das mit ihm Wache stand, auf den letzten Gegner dieses Kampfes zu. Als das Ungetüm endlich fiel, schaut Aanatus erschöpft um sich, um seine KameradInnen vom Bund zu finden. Sein Gesicht schmutzig, in einer Mischung aus Blut und Staub. Müde sammelten sich die Handwerksbündler. War das der Beginn der neuen Amazonenstadt?

Bund in Amazonenstadt.jpg
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Vorlesung zur Magie

Beitrag von Aanatus »

Im Gegensatz zur Reagenzienkunde, der letzten Lehreinheit, welcher Aanatus beiwohnen durfte, war diemal das Thema um einiges komplexer. Schon früh in der Vorlesung musste sich Aanatus eingestehen, dass er sich zwar mit Reagenzien auskannte, aber all diese Worte der Macht...meine Güte...die waren im fremd und oft konnte er inhaltlich nicht folgen, so sehr er sich auch bemühte. Glücklicherweise erklärten Ruweena und Gwendolyn immer mal wieder Details, welche für Nichtmagiekundige für das Verständnis essentiel waren. Doch auch damit tat er sich schwer, den Diskussionen der Magiekundigen zu folgen und umso froher war er, als endlich das Thema auf Reagenzien fiel, als die Wirkung von Feuerzaubern besprochen wurde. Schwefelasche dafür erschien auch ihm aus alchemistischer Sicht logisch und da er das alchemistische Gegenteil - Vulkanasche - in seiner Wirkung kannte, traute er sich zu fragen, ob diese beiden Reagenzien in der arkanen Magie kombinierbar seien und wenn ja, was sie bewirken würden. So erfuhr er, dass Vulkanasche keine Verwendung in der arkanen Magie hatte, was ihn erstaunte. Eifrig machte sich Aanatus Notizen. Irgendwann kam es zu einer hitzigen Grundsatzdebatte zwischen den Vortragenden und Katherine. Aanatus wusste natürlich über die Spannungen Bescheid, aber hinter all dem erkannte er auch das, was ihn sein Meister lehrte: Unterschiedliche Sichtweisen, die es nun mal überall gab. Die entweder trennen oder zu etwas größerem Neuen führen könnten. In dieser Debatte schien  viel Trennendes zu liegen, jedoch erkannte man - zumindest als nichtwissender Außenstehender - auch Aspekte einer interessanten Inhaltsdiskussion. Dies gab Aanatus auch zu bedenken, als er ein zweites Mal aufzeigte und die scharfe Diskussion diplomatisch als "interessant und wissensstiftend" bewertete, allerdings vor versammelten Publikum hinzufügte, dass er nicht verstehe, wieso so viele kluge Menschen durcheinander reden, anstatt geordnet nach Handzeichen eine übersichtliche Diskussion zu führen. Aanatus schwächte den Inhalt seiner Worte mit einem schiefen Grinsen ab, blickte nur kurz in die Runde und war erleichtert, keine erneute Diskussion ausgelöst zu haben. So endete die Vorlesung in aller Ruhe und Aanatus konnte sich vor seinem Treffen mit Ruweena noch einmal dem Bild widmen, welches er von dem Publikum gezeichnet hatte.

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