Ein kristallgrüner, kleiner Drache. Mitten im Bankhaus zu Nebelhafen. Und sprechen konnte er auch noch. Aanatus war fasziniert, wenn auch vorsichtig. Die Amazonen hatten ihn am gestrigen Tag gelehrt, dass man nicht immer allzu neugierig sein sollte. Diesmal hatte er jedoch mehr Glück und fand einen spannenden Gesprächspartner. Shira nannte der Kristalldrache sich und auf die Frage, als was sie sich bezeichne, meinte sie, sie sei entweder ein Drache oder eine Manifestation der arkanen Magie eines Brutdrachen. Oder so ähnlich. Aanatus war nämlich ziemlich von der Erscheinung angetan, weshalb er schon die nächste Frage im Kopf hatte, während er eine Antwort auf seine vorherige Frage erhielt. Was denn das Glimmern sei, arkane Magie?, fragte er und erhielt als Antwort, dass das des Drachen Herz sei. Er erfuhr so einiges und prägte sich alles ein. So erfuhr er, kurz bevor der Drache verschwand, dass es einen Sumpf im Südwesten gebe. Mit Katzen. Und einer Hexe. Aanatus wurde neugierig und notierte sich: „Sumpf. Nächstes Expeditionsziel!“ Janu war auch interessiert und wollte mitkommen, man verabredete sich für später.
Später: Janu und Aanatus trafen sich wie abgesprochen im Bankgebäude. Beide waren überpünktlich und schon neugierig auf ihre gemeinsame Expedition. Sie wollten vorerst das nahe Umland Nebelhafens genauer anschauen. Schritt für Schritt. Da es dennoch unbekanntes Neuland war, rüsteten sich beide und Janu gab Aanatus auch einen Bogen aus ihrem Bestand. Man weiß ja nie. Sie verließen gemeinsam die Stadt durch den Südausgang und besichtigten kurz den Südforst, so nannte Aanatus den Wald direkt nach dem Südausgang Nebelhafens. Der Baumbestand war trotz inzwischen zweier Kahlschläge wunderbar: Es gab mehr als 10 unterschiedliche Baumarten, die auch forstwirtschaftlich nutzbar waren. Dazu ein wunderbarer Teich, den Aanatus Feuerblumenteich nannte. Nach dieser Bestandsaufnahme gingen sie weiter und befanden sich alsbald am Friedhof nahe Nebelhafen. Sie fanden ein paar Pilze vor, von denen Aanatus Proben nahm, ansonsten gab es nur einen Haufen Untoter, die immer wieder die Erkundung störten. Aanatus konnte so zumindest den neuen Bogen austesten und ernte sogar ein Lob der Bogenmeisterin Janu.
Als Janu dann eiligst zurück nach Nebelhafen musste, ging der Aanatus alleine weiter in Richtung Südwesten, wie der kleine Kristalldrache den Weg in Richtung „Sumpf“ beschrieb. Schon bald sah er vor sich einen Tumult, Magie wurde gewirkt und Aanatus sah, wie ein Dunkelelf einen Menschen niederstreckte, währendessen ein Hochelf paralysiert durch einen Zauber tatenlos zusehen musste. Er später erkannte er den Waldläufer Nagron, der verletzt und benommen am Boden lag. Der Hochelf half ihm – Aanatus reichte reichte Bandagen und Tränke. Als Nagron zu Bewusstsein gekommen war, musste sich Aanatus rechtfertigen, nicht eingegriffen zu haben. Mit Kompass und Buch in der Hand deutete er erstmals darauf – „Das sind unbrauchbare Waffen!“ und fügte hinzu, dass er niemanden aus der Ferne erkennen konnte und sicherlich nicht fahrlässig und übereifrig einfach mal drauflos schießen würde. Nagron akzeptierte das und so kam es, dass man anstatt zu zanken etwas plauderte – alle versucht, dem Dickschädl Nagron zu helfen. Als dieser wieder stark genug war, ging Aanatus weiter seinen Weg in Richtung Sumpf.
Schon beim Eingang wurde er fast von einem Ork und dessen Reitbestie umgeritten. Ebenso zwei Waldelfinnen, die direkt neben ihm gestanden waren, ohne dass Aanatus sie hat erkennen können. Beide schienen ebenso wenig begeistert von dieser Reitaktion gewesen zu sein und Aanatus nutzte den Moment, um sich vorzustellen. Keine der beiden antwortete mit einer Vorstellung ihrerseits, sondern fragten nur, wohin er den gehe. Zum Sumpf, meinte Aanatus und die Waldelfe deutete ihm zu folgen und ging einfach vor. Er lief eiligst nach, auch wenn ihm etwas mulmig dabei war. Doch bald schon änderte sich die Landschaft. Ein gänzlich anderes Biotop. Dschungelpflanzen. Affen. Nicht schon wieder Pfeilgiftfrösche und Krokodile. Dafür aber Ginseng und vieles mehr. Verzückt notierte und vermaß Aanatus. Plötzlich deutete die zweite Waldelfe, die scheinbar stumm war, auf Aanatus und versuchte zu kommunizieren. Er verstand nichts. Dann deutete sie, zu folgen. Er ging mit und sie führte ihn zu einem Ort voller Ginseng. Staunend, ohne zu ernten, dokumentierte Aanatus den Ort. Doch plötzlich sprang die stumme Waldelfe zu ihm und deutete panisch nach Westen und er solle nach Osten gehen. Sie zog ihn in diese Richtung und deutete zu laufen, während die zweite Waldelfe sich in einem Gebüsch versteckte. Mit einem verwirrten „Danke!“ rannte Aanatus einfach mal in Richtung Osten los.
Irgendwann fand er wieder aus dem Dschungel raus. Es war derselbe Eingang zwischen Bergen, durch den er mit den Elfen angekommen war. Deshalb entschloss er sich, bei der Weggabelung diesmal nach Westen zu gehen. Er stakste wie immer mit seltsamen, gleichmäßigen Schritten – messend also – den Weg ab. Dann fand er sich an einer Sandküste wieder, wo er in einem verlassenen Fischerhaus einen alten Bekannten aus Nebelhafen traf. Dieser war unbekannt hierher gereist, wollte unentdeckt bleiben und bat Aanatus um Diskretion. Dieser stimmte zu, fragte aber nach, was denn passiert sei und wie er ihm helfen könne. Da klagte der Mann über einige Dinge, die Aanatus teils nachvollziehen konnte – doch Aanatus war optimistisch, dass die Zeit alle Wunden heilen würden.
Er ging dann weiter, auf Anraten des Mannes nach Westen und dann nach Südwesten. Dort traf er auf Finn, wie er sich vorstellte, ein abenteuerlicher Mann, der ihm von der verfluchten Stadt erstellte, vor deren Pforten sich Aanatus anscheinend befand. Der Kartograph war fast froh, dass die Pforten der Stadt geschlossen waren, denn er war schon müde, und ein städtisches Gebiet zu vermessen ist langwierig und mühsam.
Deshalb drehte er um, bereit heimwärts zu gehen: Aanatus ging die für ihn bisher westlichste Küste gen Norden, bis er an einem Gebirge anstand. Er folgte dem Verlauf des undurchdringlichen Gesteins mit Kompass in der Hand und Stechschritt in den Beinen. Irgendwann erreichte er einen neuen Eingang zum Sumpf, der wiederum durch ein Gebirge führte. Ha! Und dort fand er dann das Hexenhaus, von dem der Shira erzählte. Gespannt lauschte Aanatus den Erzählungen der Alten, ihre Katze ließ sich jedoch nicht streicheln, das wurde ihm sogleich verboten – sie seien ja Rattenfänger und keine Kuscheltiere. So ging Aanatus den Sumpf von westlicher Seite ab, notierte, zeichnete, nahm Proben. Diesmal traf er keine Waldelfen oder Dunkelelfen, sondern eine Hochelfe: Sie sammelte gerade Kräuter und Aanatus überließ ihr den gesamten Fundort. Als er ihr beim Pflücken zusah, stellte er sich vor und bekam auch ihren Namen zu hören: Lunelenya Areu. Eine erfreuliche, wenn auch kurze Begegnung.
Der Rest des Nachhauseweges gestaltete sich ohne große Komplikationen, dauerte jedoch Stunden, da er seine ursprünglichen Messungen zu verifizieren versuchte. Kurz vor Nebelhafen traf er dann Noa und einen Magus, der sich mit Radesvald vorstellte. Noa war bald schon dahin, denn Radesvald beleidigte ihn wohl unabsichtlich. Man schmunzelte etwas darüber und sprach dann über die Bibliothek des Königs und die Bibliothekarin Mara. Aanatus wurde sofort hellhörig, ihm imponierte das Erzählte von dieser Frau. Er hoffte, sie bald kennenzulernen, erfuhr aber, dass sie derzeit wohl krank sei.
Schließlich gesellte sich Elnora zu ihnen und Aanatus sprach mit ihr über die Insel, was passiert sei und was es zu entdecken gab. Er war erfreut, dass die Kriegerin so interessiert war und dann auch noch ihre Hilfe anbot. So nahm er all seinen Mut zusammen und lud sie ein, am morgigen Tag zur nächsten Expedition dabei zu sein. Er würde sich bei ihr melden, meinte er, und freute sich schon auf die nächsten Abenteuer. An diesem Tag war jedoch Schluss damit: Schreibtischarbeit stand an. All die Notizen, all die Messungen, ein Chaos…alles musste geordnet werden. Keine große Stärke des jungen Kartographen.