[Orderstadt] Pflege der Bäume

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Thural
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[Orderstadt] Pflege der Bäume

Beitrag von Thural »

 
...Caerwen legte Ihren Stab behutsam neben den Baumstumpf und setzte sich im Schneidersitz davor. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck streichelte Ihre Hand über die Wunde, die am Ende zum Tod des Baumes geführt hat. Mit Trauer in Ihrer Stimme flüsterte Sie dem Baum leise zu: "Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, ob und wie ich dir helfen kann, mein Freund" Die Worte hingen in der Luft, Ihr Blick ruhte dabei auf dem Baumstumpf, sie senkte den Blick etwas, als würde Sie sich entschuldigen. "Ich habe mich entschieden, das ich dieses Morden nicht weiter unterstützen kann. Ich kann deine Wunden nicht mehr heilen, nur damit du wieder das gleiche Leiden durchgehen musst. Hier an diesem Ort ist kein langfristiges Leben für uns möglich. Ich würde dich pflegen, deine Wunden heilen. Wende ich mich jedoch nur kurz ab, um mich um deine Geschwister zu kümmern oder um dem Gesang der Singvögel zu lauschen, würden Sie diesen Moment der Schwäche nutzen um dir erneut mit Äxten zu Leibe zu kommen"

Sie schüttelte sanft den Kopf, der Blick lag traurig auf dem Baumstumpf. "Ich werde jedoch dir und deinen Schwestern und Brüdern weiterhin mein Mitgefühl schenken, ich werde hier sein, in euren letzten Stunden und ich werde eure Kinder mitnehmen,um Ihnen ein Leben an einem sicheren Ort zu ermöglichen, an einem Ort, wo es mir möglich sein wird, für euren Schutz zu sorgen"

Bild

Caerwen verweilte noch eine Weile bei den Bäumen, spendete Ihnen Trost und linderte die Schmerzen, so gut Sie konnte. Bevor Sie den Ort verliess, sammelte Sie Zapfen, Früchte und Beeren auf, um die Kinder an einem anderen Ort aufwachsen zu sehen...

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OOC: Der Beitrag kann gerne dafür genutzt werden, um die Sichtweise anderer Druiden, Waldelfen oder Naturfreunden wiederzuspiegeln
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Satu
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Re: [Orderstadt] Pflege der Bäume

Beitrag von Satu »

Bereits seit Tagen wuchs in Satu das Gefühl von Aussichtslosigkeit. Erst waren es die Bäume, über welche die Horden mit ihren Äxten einherfielen. Dann öffnete die Mine und die Bäume erlebten eine kurze Zeit der Ruhe, erhielten Dank der Druiden regelrecht Kraft zugeführt.
Doch früh morgens, als die junge Waldläuferin ihren Weg in Richtung Stadtmitte einschlug, zeigte sich ihr ein Bild des Grauens. Überall lagen Kadaver von Ratten, Katzen und tatsächlich auch von kleinen Singvögelchen die noch am Tag zuvor fröhlich gezwitschert haben, auf den Wegen, dem Gras. Satu erfasste Übelkeit als sie die nackten, federlosen Vögel in ihrem Blut liegen sah. Vogelmörder, schoß ihr nur durch den Kopf.
Sie musste hier fort, zurück in die Nähe der tiefen Wälder, dort, wo niemand das Gleichgewicht störte und wo sie niemanden hassen musste, der anderen Lebewesen so etwas antat. Wieviele Vögel mussten für einen einzigen Pfeil sterben? Idiotisch.
Satu verzog sich in eine der Ruinen, wollte von der Welt dort draußen nichts mehr wissen. Mehr und mehr verstand sie, weshalb ihr Vater  den Wald als ihre Heimat gewählt hatte. Sie war anders und das war nicht zu ändern. Mochten die Menschen sie doch verlachen, ihr Aufbegehren als kindlich und Unruhe stiftend ansehen.
Satu packte ihre wenigen Sachen in einen Beutel und bereitete sich auf die Wanderung vor.
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Aedan Vinter
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Das Lied der Ratte.

Beitrag von Aedan Vinter »

~ Das Lied der Ratte ~

Ruhige Schritte führten den Waldläufer über alte Holzplanken. Planken, die schon vor unzähligen Zeiten den Wäldern entrissen und in Notwendigkeit den Untergrund für emsige Füße einer kleinen Bäckerei gebildet hatten. Wie oft mochten sich wohl die Bohlen unter dem einen oder anderen Kunden gebogen haben, der die Backwaren etwas zu gern hatte und wie oft mochten sich Mehl und Getreide zwischen die Bohlen gezwängt und schon zu Lebzeiten dieser alten Stadt den einen oder anderen Nager angelockt haben.

Aedan Vinter entfernte den Bolzen aus dem Leib der Ratte, deren Leben er soeben beendet hatte. Ein Klicken, ein dumpfer Aufschlag, als der Leib der Ratte gegen den Boden gedrückt und das Projektil sich in den Leib des veritablen Nagers gebohrt hatte. Das Lebenslicht des Tieres flackerte ein letztes mal in dem Augenblick auf, als der Schock den kleinen Geist ins Nichts katapultierte. Er entnahm den Bolzen, überprüfte die Projektilspitze auf offensichtliche Schäden und entschied, dass das Geschoss möglicherweise einem weiteren Nager zu einem schmerzlosen Tod verhelfen würde.

Neben dem Leib kniend, zog der Mann ein kleines Messer, mit dem er den Körper der Ratte bäuchlings öffnete. Ein kurzer, kritischer Blick offenbarte, dass dieses Tier nicht viel verwertbares Fleisch zurücklassen würde, die Innereien aber wenigstens einen weiteren Zweck erfüllen würden. Geübte Handgriffe entfernten das essbare Fleisch, wobei essbar, selbst bei einem guten Feuer, immer noch in die Kategorie “Wenig von Ungenießbar” fiel. Vom Schädel abwärts, den Rattenschwanz aussparend, entfernte der Waldläufer das Fell des Tieres.

Dieses Ritual vollzog sich diverse, weitere Male, ehe die Rattenbrut sich zunächst aus der Bäckerei zurückgezogen hatte und sich in dunklen Ritzen und schmalen Bauten auf ihre Rückkehr vorbereitete. Kurz darauf blickte der Waldläufer zurück in das alte, bewachsene und bemooste Gebäude. Gerade hier würde man vermutlich die Holzbohlen - oder vermutlich den gesamten Innenraum - bis auf den Stein auswechseln müssen. Der Rattenkot dürfte sich über die Jahre in jede Pore des Holzes gesetzt haben und damit zu einem ekelerregenden Netz aus Krankheiten geworden sein.

Das Handeln des Mannes mochte auf den ersten brutal und archaisch wirken und doch stand zu fragen, ob nicht eine Katze, die das Tier gejagt, gehetzt und mit einem Kehlenbiss die letzten Zuckungen aus dem Nager geschüttelt hätte, die bessere Alternative gewesen wäre. Fest stand, dass die Ratten kein Ergebnis einer normalen Population gewesen waren - etwas, das man ins Gleichgewicht bringen konnte und musste - über die schiere Notwendigkeit von verwertbarem Material hinaus.

Der Wald am Echidna Landungspunkt hatte sich erholt, seit das Grünland jenseits der Steppe und der Wüste entdeckt worden war und Aedan genoß die Tatsache, dass die Stadt sich somit ihre Bewaldung bewahren konnte. Die Notwendigkeit innerhalb der Stadtgrenzen Holz zu schlagen, war damit auch weggefallen und es mussten weit weniger Nester umgesetzt oder Bäume über das gesunde Maß hinaus gekürzt werden - denn die wenigen Setzlinge, die Aedan ausgebracht hatte, würden erst in vielen Jahren das Gleichgewicht wieder herstellen. Was dies anging, beneidete er die Fähigkeiten der Druiden und Waldelfen, das Leben dieser Gewächse, der stillen Bewohner der Stadt, zu beschleunigen.

In seiner Heimat hatte er eine derart üppige und ungeplant wachsende Natur nicht kennengelernt, auch wenn es so wirken mochte, wenn er davon sprach oder sich alter Tage entsann. Und doch war es genau dieses Zusammenspiel aus Bewuchs und Zivilisation, das Erinnerungen an einen ganz bestimmten Teil seiner Vergangenheit weckte. Die Zeit vor dem Moor. Die Zeit vor dem kleinen Wald - seiner letzten Station, bevor die alte Welt unterging.

In einem dieser Teile der Stadt, versunken zwischen Bäumen und nah der salzigen Luft des Meeres, hatte Aedan die Häute der Ratten mittlerweile auf krude Holzgestelle aufgespannt. Er hatte einige Bäume um besonders gut erhaltene Rinde erleichtert und begann, das Leder, soweit die derzeitigen Ressourcen es ermöglichten, zu bearbeiten und zu erhalten. Der frühe Nachmittag gewährte ihm, nachdem das erledigt war, einen kurzen Moment der Ruhe, in dem der Waldläufer auf die See hinaus blickte. Obschon er ohne zu Zögern bereits die Leben vieler Tiere beendet, viele Kräuter dem Erdreich entrissen und Bäume dem Wald entzogen hatte und ein Licht der Trauer bei jedem Verlust dieser natürlichen und den Wogen der Welten unterworfenen Wesen empfand - Die Welt veränderte sich. Sie schaffte Neues, wo Altes verging. Aedan hatte es seit jeher für krude Poesie gehalten, dass nichts wirklich verschwand. Auch wenn wir vom Kreislauf des Lebens und des Vergehens sprachen, so stand zu behaupten, dass nichts wirklich verschwand. Ein aus Holz gefertigtes Brett, mochte mit dem Verlust eines alten Baumes einhergehen, doch es wurde Teil einer neuen Struktur, die ihrerseits wieder Leben beherbergen und vielleicht sogar ein Ort werden würde, der neues Leben gebar.

Während der Mann auf die See blickte, landete ein Falke in seiner Nähe. Das Tier landete lautlos auf den Ruinen eines alten Steinpfostens und überblickte den Ort, mit der gebotenen Vorsicht eines Räubers, der präzise und risikolos zu jagen wusste. Die Züge des Waldläufers erweichten sich für einen Moment, wusste er doch, weshalb das Tier diesen ungewöhnlichen Ort gewählt hatte. Bereits in den vergangenen Tagen hatte er zu ähnlichen Zeiten die Innereien von erlegten Tieren, zumeist natürlich Ratten, hier ausgelegt. Und der Falke hatte sie, manches mal mitsamt dem Kadaver, für sich beansprucht. In wenigen Wochenläufen würde die Brutzeit beginnen und der Waldläufer war sich sicher, dass es ein Weibchen war, das alle Stärke und Kraft brauchte, um für ihren Nachwuchs da zu sein.

Also warf er dem Tier auch diesmal Reste seiner ganz eigenen Jagd vor, die das Tier dankbar aufnahm. Es war ein kleiner Falke, vermutlich die Art, die in hohen Türmen oder sonstigen Plätzen ihr Nest aufschlägt. Aedan glaubte sogar, den Brutpartner bereits gesehen zu haben. Er rechnete damit, dass er ihn vermutlich häufiger sehen würde, wenn das Weibchen den Nistplatz vollends besetzt halten würde.

Eigentlich wäre es dafür schon Zeit gewesen, aber er schlussfolgerte daraus, dass die Ankunft der Echidna auch die hiesige Flora und Fauna durcheinander brachte. Es war ein neues Gleichgewicht, welches sich erst noch einstellen musste und auch die Rolle des Waldläufers würde mit der Zeit an diesem Ort im Fluss sein.

Nachdem der Falke mit seiner Beute davongeflogen war, brachte der Waldläufer die restlichen Kadaverreste an Orten aus, von denen er wusste, dass opportune Jäger und Aasfresser sich der Reste bemächtigen und sie verwerten würden. Alles musste in den Kreislauf zurück um Leben dort zu schaffen, wo es genommen worden war.

Es war leicht, die wehrlosen Geschöpfe des Waldes mehr zu lieben als die Räuber, die - ob nun opportun oder nicht - meist aus eigener Stärke oder Strategie - stets überlegen und, zugegeben, erbarmungsloser wirkten. Aedan indes, hatte sich stets diesen Tieren mehr verbunden gefühlt. Möglicherweise, weil er sich Schwäche und Nachlässigkeit schlicht nicht erlauben konnte, wenngleich er sich diese Frage selten tatsächlich stellte. Das hieß natürlich nicht, dass er die Melodie eines schönen Singvogels nicht schätzte und auch anhielt, um dem Lied des Tieres zu lauschen und mit einem zufriedenen Lächeln dem Nachhall in den Wäldern zu horchen.
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