Nur wer fällt, kann wieder aufstehen

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Seldszar
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Nur wer fällt, kann wieder aufstehen

Beitrag von Seldszar »

Sein Puls schlug ihm spürbar bis zum Hals. Sein Atem ging schwer, und mit aller Macht versuchte er sich selbst zur Ruhe zu zwingen. Sein Körper gehorchte nur widerwillig. Nur zu deutlich waren die Geräusche der Klingen zu hören, wenn sie wieder und wieder gegeneinander prallten. Dazwischen die gequälten Schreie der Sterbenden.

«Wie in Lloths Namen konnte das passieren?»

Dieser hinterhältige Angriff kam wie aus dem Nichts, und ließ genau so keinen Zweifel daran, dass er von langer Hand geplant wurde.
Ein Großteil der Haustruppen war ausgerückt und über das halbe Unterreich verteilt. Es gab nur wenige die davon gewusst haben, und die Befehle kamen von oben. Das grenzt den Kreis der Verdächtigen deutlich ein.

«Welches Haus es auch gewagt hatte, oh wie würden sie dafür büßen müssen!»

Die Truppen müssen informiert werden, schnellstmöglich. So hüllte er sich tief in seinen Umhang, und verschmolz mit der Dunkelheit.

Die Kampfgeräusche rückten in zunehmend weite Ferne, je weiter und schneller er sich durch das Unterreich bewegte. Ihm war nicht jeder Befehl bekannt, doch hatte er beiläufig einen Blick auf eines der Schreiben erhaschen können und wusste somit um eine Position an der sich ein Teil der Haustrupp...

«Bei Lloth...»

Abrupt blieb er stehen, und sein Atem stockte, als er beinahe über einen Teppich aus Leichen stolperte.
Tote Körper gehüllt in eine Gewandung, die ihm nur all zu vertraut war. Dort lagen sie. Reglos, leblos.
Sein Körper zitterte und bebte, als die Wut und ein Anflug von Verzweiflung in ihm Aufstieg.

«Hatten wir die Spinnengöttin derart enttäuscht?»

Er beugte sich zu einem der Toten herab und drehte den auf dem Bauch liegenden Körper herum. Es war eine weibliche Dunkelelfe.
"Lledrith...", entfloh es seinen schmalen Lippen als er in das schon kalte Gesicht blickte, dass ihn mit überrascht aufgerissenen Augen anzustarren schien. Welch Freude musste dieser Anblick ihren Henkern bereitet haben.
So wenig er sie auch selbst hatte leiden können - hatte sie doch immer auf ihm herum getreten - hätte er sich gewünscht selbst derjenige zu sein, der ihr eines Tages seine Klinge in den Nacken trieb.

Doch hier ging es um mehr, weit mehr als einen Zwist und das übliche Ränkespiel innerhalb des eigenen Hauses.
Hier waren sie nur noch Figuren auf einem Brett, die von den Oberen nach ihrem Belieben auf diesem hin und her geschoben wurden um ihren Zwecken - welche auch immer dies sein mögen - dienlich zu sein.
Als er sich aufrichtete überkamen ihn wieder die Gedanken. Wenn dieser Trupp hingerichtet wurde, so wurden es aller Voraussicht nach die restlichen ebenfalls.

«War es das jetzt? Haben wir versagt? Hatte Lloth ihr gnadenloses Urteil über unser Haus gefällt?»

Er hatte kaum einen Wimpernschlag um seine Gedanken zu Ende zu denken, da vernahm er ein Geräusch und duckte sich instinktiv ruckartig zur Seite weg. Im gleichen Moment sauste auch schon der erste Pfeil an ihm vorbei. Er konnte den Luftzug deutlich auf seiner Wange spüren, ehe der zweite nur knapp über seinen Kopf hinweg schoss.

Dann wurden Stimmen laut. Ihre Häscher waren wohl noch nicht weg, und suchten die Umgebung nach möglichen Überlebenden ab. Nun hatten sie ihn auch noch entdeckt. Denkbar ungünstig.
Sollte er der einzige sein, der dieses Massaker irgendwie überlebt, würde er vor dem Rat Rache einfordern können, und das Versagen des verräterischen Hauses offenlegen, wodurch es Lloth's Gunst ein für alle Mal verlieren würde.

Überleben...

Das war nun das einzige was noch zählte. Er wollte sich gerade herumwenden, als ihn eine Faust in der Magengegend traf. Keuchend sackte der junge Dunkelelf für einen Moment auf die Knie, ließ sich dann aber zur Seite fallen. Dabei griff er nach dem Dolch in seinem Stiefelschaft und holte mit der Kraft der Verzweiflung und seinem unbändigem Überlebenswillen aus und stieß die Klinge ruckartig nach oben.
Der Aufschrei des getroffenen verstummte noch ehe man ihn hätte hören können, und erstarb in einem gurgelnden Röcheln. Die Hände des Angreifers legten sich an seinen Hals, aus dem die dunkle Klinge ragte und dadurch verhinderte, dass sich sein Blut in Strömen in den dunklen Gang ergoss. Dann gaben seine Knie nach und er sackte leblos zu Boden.

"Weg, nur noch hier weg!", waren die einzigen Gedanken in seinem Kopf. Er drückte sich auf, und nahm alle seine letzte Kraft zusammen um in den wirren Gängen des Unterreichs - welches er seine Heimat nennt - unterzutauchen.

Der Tag der Rache würde kommen...
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