Neue Wege

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Vangelis
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Neue Wege

Beitrag von Vangelis »

Eine Verabredung schwirrte Van den Mork den halben Nachmittag durch den Kopf, als er im Nordwesten von Solgard am Fluss saß. Das Wasser glitzerte in der schon tiefer stehenden Sonne und wirkte auf ihn wie ein Meer aus funkelnden Edelsteinen. Gerade einen Mond war es her, als sein Vater im Sterben lag und er von ihm verlangte zu gehen. Ob es wohl schon passiert ist, kreisten seine Gedanken um den vermeidlichen Tod seines Vaters.

Seine Worte schwirrten in seinem Kopf umher, wie die Bienen um einen süßen Brei - “Mein Sohn, erinnere dich stets daran! Das wahre Glück findest du nicht, indem du auf der Stelle verweilst. Gehe hinaus in die weite Welt, folge deinem Herzen und gib dein Bestes – denn nur wer wagt, wird das Glück finden, das auf ihn wartet.” - hatte er mit ruhiger, aber vom Alter geplagter Stimme gesagt. Mit ein paar Tränen in den Augen hielt Van de Mork die Hand und fühlte dabei die alterliche und raue Haut des immer schwerer atmenden Vaters. “Vater - mit flehender Stimme - Ich werde euch stolz machen!" Flüsterte er fast schon an sein Ohr. Langsam ließ er seine Hand aus des Vaters gleiten, drehte sich um und ging. Er wollte nicht zurückblicken und ihn so im Gedanken und auch Ehren halten, wie es nur ein Sohn zu können vermag, der seinen Vater über alles liebte. Nun schien er angekommen… Die Reise war beschwerlich, aber dieses Fleckchen Erde schien gerade richtig. Gute Menschen, hart arbeitend und doch freundlich und hilfsbereit. “Ja” - sagte er zu sich - “hier bin ich richtig und Ja ich werde meinen Weg gehen und dich stolz machen”.

Mit einem prüfenden Blick schaute er gen Sonne und raffte sich auf. Langsam schritt er zur Bank, die nur einen Katzensprung entfernt war. Im Obergeschoss hatte die Stadthalterin gesagt, rief er sich ins Gewissen und suchte den Aufgang. Schnell fand er das kleine Bücherregal, welches in seinem Aussehen irgendwie nicht in die Umgebung passte. Schnell schnappte er sich eines der Bücher, die seltsam hochwertig und kunstvoll aussahen, daraus und setzte sich auf das Sofa, um darin zu stöbern. Nur 3 Bände später sah er Radesvald die Treppen her rauf tapsen. Sein Gang wirkt irgendwie, als wäre es beschwerlich und doch kraftvoll und energisch. Aufregung machte sich breit und er versuchte dies zu unterdrücken.
 
~ am Morgen danach ~

Am nächsten Morgen erwachte Van de Mork früh, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen das Land küssten. In einer leichten, von Nebelschwaden umhüllten Senke, fernab der großen Straßen hatte er seine Matte aufgeschlagen. Als er sich erhob, spürte er den kühlen Tau unter seinen Füßen. Der Nebel lag seicht über den Wiesen, und die Welt um ihn herum war in ein geheimnisvolles Grau gehüllt. Einen Augenblick später, er hatte sich gereckt und gestreckt, begann die Sonne, ihren goldenen Glanz durch die Nebeldecke zu schicken, und die Landschaft erwachte zum Leben.  Van de Mork setzte sich auf einen alten Felsen und ließ seinen Blick über die erwachende Natur schweifen. Die Gräser wiegten sich sanft im Morgenwind, und aus den nahegelegenen Wäldern erklang das fröhliche Zwitschern der Vögel, als wollten sie den Tag begrüßen. In der Ferne plätscherte ein klarer Bach, dessen Wasser sich unermüdlich einen Weg durch eine Felsspalte schnitt. Im ersten Licht des Tages funkelte das Wasser wie flüssiges Silber und kleine Fuckenlichter blendeten ihn etwas.

Er schloss die Augen und dachte über die Lektionen des vergangenen Abends nach. Die Magie, so hatte Radesvald erklärt, war nicht nur eine Kraft, sondern auch eine große Verantwortung. Sie erforderte Respekt und ein tiefes Verständnis. Auch wenn es sich um Grundlagenunterricht handelte, hatte Van de Mork die Worte aufgesogen. Er war so froh, um das Gelernte und wusste, dass dies nur ein kleiner Schritt auf einem wohl langen beschwerlichen Weg sein musste.

Während er darüber nachdachte, öffnete Van de Mork seine Augen wieder und beobachtete einen Schmetterling, der sich auf einer Blüte niederließ. Die Zartheit seiner Flügel und die Anmut seiner Bewegungen erinnerten ihn daran, wie zerbrechlich und doch kraftvoll das Leben war. Er fühlte eine tiefe Verbindung zu allem um sich herum – den Pflanzen, den Tieren, der Luft, die er atmete. Er stand auf und streckte die Arme aus, als wollte er die gesamte Welt umarmen. Mit neuem Entschluss und einem Herzen voller Dankbarkeit machte sich Van de Mork auf den Weg, bereit, die Weisheiten, die er gelernt hatte, in seinem Leben zu ehren und zu beherzigen.

Die Sonne stand nun höher am Himmel, und ihre warmen Strahlen begleiteten ihn, als er sein Nachtlager abbaute. Langsam schritt er dann auf einen kleinen Pfad, der ihn wieder nach Solgard bringen sollte. Während der Nebel sich langsam auflöste und die Welt in strahlender Schönheit erblühte, spürte er die Elemente um sich herum in einer Intensität, die ihn tief berührte.  Er atmete, tief ein - die Luft war frisch und klar, sie umspielte sein Gesicht wie ein sanfter Hauch und trug den Duft von Blüten und feuchtem Moos oder auch Wald zu seiner Nase. Sie flüsterte ihm Geschichten aus fernen Ländern zu und ließ sein Herz leichter schlagen, als wäre er selbst Teil des Windes, frei und grenzenlos.

Das Wasser des nahegelegenen Baches glitzerte im Sonnenlicht und plätscherte fröhlich über die Steine. Es erfüllte ihn mit einer tiefen Ruhe, die seine Seele erfrischte. Das Wasser sprach zu ihm in einer Sprache des Lebens, des Fließens und der ewigen Erneuerung, erinnerte ihn daran, flexibel zu bleiben und mit den Gezeiten des Lebens zu gehen.

Die Erde unter seinen Füßen war fest und stark, sie gab ihm Halt und verwurzelte ihn in der Gegenwart. Jeder Schritt auf dem Boden ließ ihn die uralte Kraft der Erde spüren, die ihn nährte und beschützte. Er fühlte sich eins mit der Natur, verbunden mit jedem Baum, jedem Stein, jedem Lebewesen, das diesen Boden teilte.

Diese Elemente schienen Van de Mork mit einem Gefühl der Vollständigkeit und des Friedens zu umhüllen, als er seinen Weg durch die faszinierende Welt fortsetzte.
-- Van de Mork --
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