[Quest] Der Hunger im Schatten

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Lugs
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Re: [Quest] Der Hunger im Schatten

Beitrag von Lugs »

Lugs hatte die letzten Tage mit sich gehadert, ob er diese Briefe überhaupt schreiben sollte. Selbst jetzt, als er das letzte Stück Pergament zusammen rollte verspürte er einen Anflug von Ärger, den er sich nicht recht erklären konnte. Eigentlich hätte er ekstatisch seien müssen. Die Vorbereitungen waren beinah abgeschlossen - und Verbündete waren wie Pilze aus dem Boden gewachsen. Offensichtlich war eine Rotte aus hungrigen Schatten für viele eine ausgezeichnete Motivation ihre Hilfe anzubieten.

Wo kam dann dieses Gefühl her? War es Stolz? Davon hatte er nie besonders viel besessen. Wollte er niemandem etwas schulden? Keiner der Adressaten hatte nach einer Gegenleistung gefragt. Weil er das Gefühl hatte sie zu brauchen? Huh, da kam er der Sache schon näher.  Wenn er kämpfte, dachte er selten darüber nach wie es wäre zu verlieren. Er ließ den Gedanken nicht zu. Diesmal war das nicht möglich, denn er wusste sehr genau was passieren würde wenn die Sache schief ging. Dann ging es zurück in die Dunkelheit... und er hatte das Gefühl jede Person gebrauchen zu können, damit es genau dazu nicht kam. So weit hatte ihn dieser Schatten schon.

Schnaubend schob er den Ärger beiseite, genau wie das Bild von nagender Schwärze das sich aus seinem Hinterkopf erheben wollte. "Konzentriere dich darauf worüber du mit der Kleinen geredet hast Lugs, die Zukunft hält zu viel bereit um hier drauf zu gehen" Bilder wanderten an seinem Inneren Auge vorbei.  Sams lächelnd vor dem Kamin, Robin die ihn zu einer verrückten Mutprobe herausforderte und Svenja wie aus vollen Hals ein Lied grölte.  "Geht doch" murmelte er und machte sich auf den Weg die Botschaften zu verschicken. Es war Zeit das diese Sache ein Ende fand.

Am Mast der Nirgendmeer wird eine kurze Botschaft angeschlagen:
Es ist Zeit diesen Schatten fertig zu machen. Zeigen wir ihm das er sich mit der falschen Crew angelegt hat

An der Tür des Konvents der Schatten wird sich folgender Brief finden:
Wo einen eine in einem Keller geschlossene Allianz so hin führen kann...

Ich hoffe euer Ritual ist bereit. 

Wie wir das Wesen töten, lasst meine Sorge sein.
Bringt mich nur an ihn heran.

Lasst uns die Sache zu Ende bringen.

Bei Balbo wird folgender Brief für Malvor abgegeben:
Grüß dich Aushilfs-Kanonier,

es ist soweit. Sammele deine Mannschaften und stell sich das sie nichts vergessen haben.

Bald werden wir herausfinden was diese Kugeln wirklich können.

In der Bank zu Ansilon wartet ein Pergament auf Davion:
Grüße Magier,

ich würde jetzt gerne den Ausdruck auf deinem Gesicht sehen.
Ich vermute du hast nicht damit gerechnet das ich mich tatsächlich melde.

Ich würde gerne auf dein Angebot zurück kommen.
Für je mehr "Licht" du sorgst, desto besser.


Schlussendlich wird in Heredium ein Pergament am Blutbrunnen angebracht:
Werte vermindert Lebende dieser schönen Stadt,

euch wird aufgefallen sein das uns etwas den Krieg erklärt hat.

Ihr müsst nicht viel darüber wissen, nur das es noch hungriger ist als wir.
Es wird nicht aufhören bis wir es dazu zwingen  -  und genau das haben wir vor.

Holen wir uns unsere Stadt zurück

Unter all diesen Botschaften befindet sich die Beschreibung eines Zeitpunkts und eines Orts. Am morgigen Sonnentag, zur 18. Stunde im Versammlungsaal über der Bank in 'der Stadt'.
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Samara
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Re: [Quest] Der Hunger im Schatten

Beitrag von Samara »

Es herrschte ruhe um mich. Es war nichts mehr da, was mich das Gefühl haben ließ, beobachtet oder verfolgt zu werden. Einfach nur Ruhe.
Die anderen hatten Lugs und mich alleine gelassen. Mit Sicherheit, damit wir die Ruhe gemeinsam genießen konnten nach all der Zeit unter Anspannung. Ich war mir sicher, dass die anderen auch Zeit mit ihm verbringen wollten. Aber ich war ihnen dankbar. Sehr dankbar. Und doch machte ich mir immer noch sorgen um den Barden.

Die vergangenen Tage waren mir unendlich vorgekommen. Und jetzt, wenn ich zurückdachte wirkte es doch nur wie ein Wimpernschlag. Falls mich jemand fragen würde, wäre ich auch felsenfest davon überzeugt, dass ich mich noch niemals so sehr mit einem Zauber beschäftigt hatte. Und auch noch niemals so viel Hilfe dafür erbeten hatte. Aber es hatte dadurch funktioniert. Ohne Vyktorya und Rorek, hätte ich es niemals hinbekommen.

Hätte ich alles alleine machen müssen, wären meine Kraftreserven nicht ausreichend gewesen. Obwohl ich versucht hatte mir soviel Ruhe wie möglich zu gönnen, war ich an meinem Limit. Wie in der letzten Zeit schon öfter, waren wir wieder in dem Keller unten in Heredium gewesen.
Der Tag vor dem Angriff, spielte sich vor meinem geistigen Auge erneut ab.

Zusammen mit den anderen beiden Magiern war ich in dem Pentagramm gestanden. Zwischen uns die Dinge, die wir präpariert hatten. Die Amulette, die uns schützen sollten sowie die Munition, mit der das Schiff unter Beschuss gesetzt wurde. Es war schon eine gewaltige Menge. Und ich hatte wirklich befürchtet, dass selbst unsere gemeinsame Kraft nicht ausreichen würde. Aber meine Befürchtungen waren umsonst gewesen. Vyktorya und Rorek waren zwei ausgezeichnete Magier, in deren Hände ich mein Leben legen würde. Nein, das hatte ich sogar bereits schon getan. Sonst würde ich an diesem Ort nicht gemeinsam mit ihnen stehen.

Es war ein angenehmes Gefühl gewesen, als die beiden mir ihre Kräfte zur Verfügung gestellt hatten. Eine gewisse Ruhe war mir entgegen geströmt. Kein solches durcheinander, wie es bei Malvor gewesen war, als er mich unterstützt hatte.

Bevor wir begannen, sprachen wir einige Schutzzauber. Natürlich war das die Anweisung der beiden anderen gewesen. Ich wäre vermutlich tatsächlich so leichtsinnig gewesen, einfach den Zauber zu wirken. Ich fragte mich, ob ich schon immer so unvorsichtig war, oder ob dies erst mit der Zeit gekommen war?

Auf den Zirkel selbst sprachen wir „In Sanct Ort Grav“, um die Umgebung um uns herum im Falle einer Explosion zu schützen. Zusätzlich auf uns folgten noch die Zauber „Vas Uus Sanct“ und „Flam Sanct“. Danach kam die Stunde der Wahrheit. Die Formel, an der ich Tagelang getüftelt hatte. Immer wieder Korrekturen vorgenommen hatte. Und gewiss noch viel länger versucht hatte in der Praxis umzusetzen. So lange bis ich es funktioniert hatte. 
Wäre mein Geist nicht so aufgewühlt und geschwächt gewesen, hätte ich es bestimmt noch besser hinbekommen. Aber das Ergebnis war ausreichend.

„In Sanct Lor Ylem!“ die Sylabeln hallten dreistimmig durch den Raum. Ich legte selbst soviel Kraft in den Zauber, wie ich es mir zutraute. Und ich war mir ziemlich sicher, dass Vyktorya und Rorek mich ebenfalls so gut dabei unterstützten, wie sie es nur konnten.
Mit unserem Singsang, welcher den Raum erfüllte, breitete sich gleichzeitig ein Licht um die Gegenstände in der Mitte des Zirkels aus. Unser Fokus. Für einen Moment hatte ich das Gefühl geblendet zu werden. Aber ich erlaubte mir nicht wegzusehen. Oder gar die Konzentration fallen zu lassen. 

Als der Zauber beendet war, erstarb auch das Leuchten wieder. Ich war jedoch der Überzeugung gewesen, dass die magische Energie, die nun auf den Gegenständen lag geradezu greifbar zu spüren war. Vielleicht war dem wirklich so gewesen. Vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet. Aber schlussendlich hatten die Amulette und die Kugeln uns in der Schlacht gegen das Schattenschiff gute Dienste geleistet.

Die Schlacht und das was danach passiert war. Ich wollte im Augenblick nicht darüber nachdenken. Wäre das schlagen meines Herzens noch eine Notwendigkeit, wäre es mir sicher stehen geblieben, in dem Moment, als Lugs von Is’tevar unter Wasser gezerrt wurde.

Ich drehte mich auf den Fellen meines Bettes in die Richtung des Spielmanns. Betrachtete seine Züge. Ich wollte gerade einfach nur die Ruhe und den Frieden genießen, der mich in diesem Augenblick umgab. Ich würde ihm noch genug mit Fragen löchern zu dem, was geschehen war. Mit ihm an meiner Seite würde ich niemals Langeweile verspüren. Nicht morgen. Nicht in einigen Jahrhunderten. Dessen war ich mir sicher. 

Und ich würde alles daransetzen, dass ich das Licht war, das ihn aus den Schatten zog. Wann immer es sein musste.
Arileiya / Malvor /Nia
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Re: [Quest] Der Hunger im Schatten

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

„Der erste von euch, der das Oberdeck in Flammen schießt, dem zeige ich den geheimen Eingang in die Schlafräume der weiblichen Paladine.“ Der Satz klingelte noch immer in seinen Ohren. Für einen wahren Vampir wäre diese Aussage kaum eine Belohnung. Nebelgestalten, Klauen die selbst Stein zerschlagen konnten. Aber für die Ghule die selten einmal das Licht der Oberwelt erblickten, weil ihre Wache ewig andauerte? Langsam richtete er sich auf und sah an die Stelle wo vor einem halben Tag noch ein Schiff aus Schatten gelegen hatte. Auf seinem Deck düstere Abbilder dieser Vampir Piraten. Für das was sie waren... waren sie doch irgendwie in Ordnung. Lässig stützte er sich nach hinten auf den Armen ab und starrte einen Augenblick lang, einfach leer geradeaus.

Diese ganze Kram mit den Schattenwesen.. das war ihm Anfangs zu hoch gewesen. Doch welche Wahl hatten sie alle? Heredium aufgeben weil irgendein irrer Diener von Morgun meinte hier gäbe es etwas zu holen? Soweit kommt es noch. Malvors Fänge mahlten knirschend in den Kiefern. Es waren so viele für die Schlacht gekommen, Blutsauger aus allen Richtungen und Ecken der Welt. Schwertschwinger, Funkenschubser und Rum saufende Piraten von denen eine auch noch aussah als wolle sie demnächst als Phantom im Keller des Silberburger Stadttheaters umher spuken. Malvor kannte so einige die diesen Haufen unterschätzt hätten. Nun kicherte der Irre wieder leise. Ja ja ja.. und dann kamen die Wort Gefechte. Oh Zucker triefende Spitzen welche in die Flanken von Stolz und Vorurteilen gebohrt wurden. Doch zwischen all den Heringen und Makrelen in seinem Kopf, schlich ein tiefschwarzer Hai umher. Aber was sollte er tun? Sie anschreien der Hai müsse zuerst sterben bevor wir weiter machen konnten? Sahen sie den Hai überhaupt? Und wenn sie ihn sahen, konnte sie die haarige Krake mit den Tausend Gesichtern hinter ihm sehen?

Nein nein, kleiner irrer Hofnarr, dies ist nicht deine Bühne, sei artig. Und so hatte er gestern seine Hände gefaltet und den braven Malvor gespielt. Er hatte nur Neun Leute die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Neun zitternde sabbernde stinkende rückgratlose... Lassen wir das, aber die Laien die sich Geschützmannschaften nannten waren nicht einmal die zweite Wahl. Was mussten sie schon groß machen? Schwarzen Sand in ein Metallrohr schieben, den nach hinten durch stopfen eine Kugel richtig herum dazu schieben und was anzünden.. und oh Richtig, Meister Krebs, sie musste das Rohr danach sauber wischen. Die ganze Beschreibung klang als würde man dem 18 Sommer alten Bauernburschen den Hergang im Dirnen Haus erklären. Wieder kicherte der Irre und sah auf den See vor sich, während er sich vorstellte wie ein blonder unbedarfter Bauerntrampel bei der Dirne mit einem Lappen in der Hand aufkreuzte...

Es dauerte nahezu eine Stunde die er sich am Ufer bebend vor Lachen hin und her wälzte. Dann erst ließen die Geister des Schabernacks von ihm ab,
„Oh Luinil, was hast du in meinem Kopf hinterlassen? Ich verspreche dir.. ich finde uns einen riiichtig fetten Oger und fülle ihn mit Sumpfgas.“ Erst mit diesen Worten konnte er sich genug beruhigen um aufzustehen. Es wurde Zeit die Maske wieder aufzusetzen und den Erhabenen Erzeuger eines jungen Mädchens zu spielen.
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Lugs
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[Quest] Der Hunger im Schatten [Abgeschlossen]

Beitrag von Lugs »

Lugs träumte...

 Er sah einen Schreiner vor sich, hager, in seine Arbeit vertief. Magor war sein Name. Er wusste nicht woher er das wusste, nur das er es tat. Er hatte Frau und Kinder, seine Arbeit, seine Gewohnheiten. Das  abendliche Bier in der "tänzelnden Bärin" war der Höhepunkt seines Tages. Er war Normalität, er war Langeweile. Bis eines Abends etwas in einer dunklen Gasse auf ihn gewartet hatte. Etwas hungriges.

Dann war dort eine Frau. Müdigkeit und Trauer hatten tiefe Furchen in ihr erhabenes Erscheinungsbild gegraben.Tiefe Augenringe verunzierten ihre ebenmäßigen Züge. Theophalia Baan, wie sie in einem Kreis aus Feuer auf das Ende wartete. Sie schrieb die letzten Worte in das Buch vor sich und schlug es zu. Der Schatten war hier.

Er sah einen Händler auf halsbrecherischer Flucht durch einen finsteren Wald, zu stur seine Waren aufzugeben. Einen hochmütigen Barden wie er mit leuchtenden Augen einen Namen aussprach, der ihm und seinem Publikum das Verderben bringen sollte. Eine Söldnerin, verirrt und auf der Suche nach ihren Kameraden. Sie würde stattdessen etwas anderes finden.

Immer schneller wechselten sich die Bilder vor seinen Augen ab. Geschichten, Leben, Echos, Erinnerungen - und sie alle endeten in den Fängen von Is'tevar Karrz.


Lugs erwachte...

in völliger Dunkelheit. Die Schwärze war geradezu greifbar, tintig, absolut. Sie schien sich wie ein schwere Decke auf ihn zu legen. Er lächelte bloß und drehte sich zur Seite. Sam murmelte leise im Schlaf und er schmiegte sich an sie. Er hatte jetzt keinen Grund mehr die Dunkelheit zu fürchten.


Obwohl er viele von ihnen selbst eingeladen hatte, hatte Lugs die Anzahl der anwesenden Vampire doch überrascht. Selbst tiefblaues Blut hatte sich unter die Versammelten gemischt. Itarus und Amanda - deren plötzliches auftauchen als Unsterbliche ihn ohnehin schon überrumpelt hatte  - waren besonders unerwartet gekommen. Die Stimmung war gespannt gewesen wie die Saiten seiner Laute. Zu viele schwelende Konflikte, zu viel Misstrauen an beinah jeder Seite des Tisches. Von einem übervollen Buffet an Anschuldigungen, versteckten Spitzen, Beleidigungen und Zweifeln war reichlich um den Tisch gegangen - und er selbst hatte ebenfalls kräftig zugegriffen. Er hatte unter all diesen Augen keine Schwäche zeigen wollen, nicht zurückweichen, keine Fehler eingestehen. Zum Glück konnte ein gemeinsamer Feind Wunder wirken. 

Trotzdem Vyktorya und ihre Diener einen Großteil der Schatten aus der Stadt weg gelockt hatten, hatte sich ihnen noch immer eine wahre Flut entgegen gestellt. Es waren Szenen irgendwo zwischen Albtraum und dem Höhepunkt eines Heldenepos, als die Unsterblichen über Is'tevars Diener hergefallen waren. 

Er erinnerte sich an das infernalische Knistern von Davions Feuerwalzen, die Schneisen in die Schatten schlugen, aber harmlos wie warmer Wind über jeden sonst hinweg glitten. An Svenjas Klinge, die mit jeder Kreatur kurzen Prozess machte die den Fehler beging in ihre Nähe zu geraten. Robins Bolzen, die ihm den Rücken deckten und alles an den Boden nagelten was er übersah. Er hatte Itarus vor Augen, der nicht einmal inne hielt als sich unter den Schatten Ebenbilder der Kämpfer zu erheben begannen und sie mit einem Lachen zerhackte. Da war Amanda  gewesen, die mit Feuer und Licht bewies das sie mehr als nur einen Funken Magie besaß, Ar'dran der mit jedem Pfeil die nächste Gestalt zurück ins Nichts schickte und Rorek der als Troll durch eine brodelnde Masse aus Feinden watete. Und Sam - sie hatte den Kampf schließlich beendet. Ihre verzauberten Amulette zwangen die scheinbar endlose Masse an beißender und kratzender Dunkelheit in die Knie. Zumindest lang genug das sie ihren nächsten Zug machen konnten.

Es war eine verfluchte Plackerei gewesen die Kanonen der Nirgendmeer herunter nach Heredium zu schaffen... und er hatte immer noch seine Zweifel gehabt ob Malvor nach seiner doch sehr kurzen Lehrzeit zum Kanonier taugte. Als seine Stimme schließlich über das Wasser schallte war eins zumindest zweifelsfrei klar gewesen: Slatracks haarige Füße, er konnte brüllen wie einer! Angepeitscht hatten die Guhle ihre Arbeit getan und pfeifend waren Kugeln über das dunkele Wasser gezischt. Was folgte war glorreich. Eine dreifache Explosion, die Holzsplitter, zerfetzte Kreaturen und Feuer hoch zur Höhlendecke schleuderte. Für einen Moment hatte Lugs alle Anspannung vergessen und einfach nur in dem Anblick geschwelgt... dann waren die Luken des Schattenschiffs aufgesprungen und die Angreifer hatten selbst in die schwarzen Abgründe von Kanonenrohren gestarrt.

Rorek war es zu verdanken das sie nie hatten herausfinden müssen, wie real sich Kanonenkugeln anfühlten die aus Dunkelheit bestanden. Er hatte die Gestalt eines Drachen angenommen und den versammelten Vampiren, die nicht von einem Fingerschnippen und Worten der Macht an Deck getragen wurden, dabei geholfen das Schiff zu entern. Es musste sich wirklich ein paar Verse über diesen, speziellen Moment ausdenken. Ein Drache der sich auf das Deck eines Geisterschiffes stürzte, klangt wie der Beginn eines Liedes das niemand glauben würde und trotzdem immer wieder hören wollte.

An Deck hatten sie mit dem Rest der Doppelgänger aufgeräumt, schnell und brutal. Er selbst hatte dem Lugs am Steuer des Schiffes einen Bolzen in die hasserfüllte Fratze gejagt. Es hatte ihn mit einer grimmigen Genugtuung erfüllt seinen Nachahmer fallen zu sehen wie einen Sack Steine. Jetzt war Schluss mit den Zweifeln, Schluss mit dem Misstrauen zwischen ihm und der Crew. Schluss mit jedem einzelnen von ihnen! Diese Wut hatte immer noch in ihm gebrodelt als es schließlich ernst wurde.

Ein Kreis aus Unsterblichen auf dem Deck des brennenden Schattenschiffes. Magie die die Luft knistern lies und ein Name. Ein Name den sie lange nicht auszusprechen gewagt hatten - ein Name den er jetzt als wütende Herausforderung hinaus schrie.

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Sie hatten gesagt er sollte das Ding reizen. Nichts lieber als das! Anspannung hatte in seinem Magen einen kalten Klumpen gebildet, aber er hatte dagegen angebrüllt. "Komm raus du SCHLEIMIGE QUALLE!" Es war Zeit diesen Schmierfleck für alles bezahlen zu lassen. Für den Angriff auf seine Liebsten, auf das Schiff, die Crew. Für seine Gefangenschaft und für den Teil von sich den er dort in der Dunkelheit zurück gelassen hatte. Es war Zeit seine Angst ins Licht zu ziehen - und ihr in die Zähne zu treten. "IS'TEVAR KARZZ. Zeig dich und lass dich an den MAST NAGELN!"

Is'tevar hatte sich gezeigt - und es hatte ihn jeden Funken Willen gekostet den er aufbringen konnte seine Entschlossenheit nicht bröckeln zu lassen. Das Brüllen schien von überall zu kommen, es war als würde die Dunkelheit selbst ihre Entrüstung heraus schreien. Ein Fleck schwärzester Schatten war in den Kreis geplatzt, war gewachsen, angeschwollen. Bis er zwischen ihnen stand, so wie er wirklich aussah. Drei Köpfe, sechs hasserfüllt brennende Augen, unzählige Zähne - die Gestalt gewordene Furcht vor dem ungesehen 'Etwas' in der Nacht. "Wie kannssszzzt du es WAGEN du Wurmmm..!" Es war die gleiche Präsenz. Die gleiche Präsenz die in seiner Gefangenschaft an ihm gefressen hatte. Nur diesmal war es anders. Diesmal war er nicht gefangen.

Er hatte nur noch am Rand mitbekommen wie Rorek auf ein Knie gefallen war, wie der Schutzkreis und die Falle aus Licht die sie gestellt hatten einfach zusammen brach. Lugs entzündete eine Fackel und rammte den Lichtpunkt direkt in ein aufklaffendes Maul. Dann brach das Chaos aus.

Die Vampire hatten sich gemeinsam auf ihren Feind gestürzt. Licht und Zauber verbrannten ihn, Säbel, Axt und Bolzen fuhren durch seinen Körper und Is'tevar Karzz antwortet mit Klauen, Zähnen und furchtbarer Kraft. Sie brachen ihn direkt dort auf dem Deck. Der Körper des Schatten hatte begonnen zu zerfasern, zu vergehen und Lugs schwamm im Hochgefühl der Rache - und war für einen Moment unachtsam.

Die Klauen der Kreatur hatten ihn gepackt und hochgehoben wie eine Puppe. Er versuchte noch die Finger auseinander zu biegen, rammte die Fackel in den Körper des Schattens, aber es war vergebens. Er spürte den Luftzug, sah das Wasser näher kommen und hatte nur genug Zeit zu fluchen, ehe sie auch schon die Oberfläche durchbrochen hatten. Das Zischen seines verlöschenden Lichts hatte etwas endgültiges gehabt, als Is'tevar ihn mit sich ins tintig, schwarze Wasser zerrte. Lugs hatte gespürt wie sein Arm unter dem gnadenlosen Druck der Klaue gebrochen war und er erinnerte sich noch sehr klar an einen einzigen, düsteren Entschluss. Das Ding würde ihn nicht wieder einsperren. Er würde sich so lange wehren bis einer von ihnen drauf ging. Dann hatte er ihm die nutzlose Fackel ins Gesicht gedroschen.

Ein lautes Platschen hatte das Blatt gewendet, dann noch eins und noch eins. Sie waren ihm hinterher gesprungen. Noch immer empfand er wilden Stolz auf diesen geradezu hirnrissigen Mut, ihm und Is'tevar ohne zu Zögern in den lichtlosen See zu folgen. Wahrscheinlich hätte er nicht so überrascht seien sollen - die Crew hatte immer gesagt das sie einander auch in den Schlund der Hölle folgen würden, aye? Eine Klinge hatte dem Schatten seine Klaue abgehackt, irgendwer hatte Is'tevar von der Seite geradezu angefallen. Lugs war wieder frei gewesen - und setzte nach. Dieses Ding würde ihnen nicht entkommen.

Der Kampf war wild, gnadenlos und fand geradezu blind statt. Irgendwie wurden sie getrennt und Lugs und der inzwischen übel zugerichtete Seelenfresser waren ineinander verkeilt aus einem von Herediums Flüssen gerollt. Bald schon hatte er rennende Schritte auf dem Fels gehört. "Du bist so ERLEDIGT du Mistvieh!". Is'tevar war nun ernstlich dabei gewesen zu zerfallen. Teile seines Körpers verschwanden einfach, bluteten ins Nichts, aber Lugs wollte ihn nicht so einfach gehen lassen. Damals in der Finsternis hatte er einen Teil von ihm gefressen. Er hatte vor sich diesen Teil wieder zu hohlen, mit Zinsen. Während also die restlichen Unsterblichen zu ihnen aufschlossen, hatte er seine Fänge in diesen lebendig gewordenen Schatten geschlagen und seine Dunkelheit gierig in sich hinein getrunken.

Is'tevar Karrz hatte dort schließlich sein Ende gefunden. An einem felsigen Flussufer in Heredium. Zerrissen und verteilt bis nichts mehr von ihm übrig war außer einer üblen Erinnerung.


Immer wieder ließ Lugs die Szene vor seinem Inneren Auge ablaufen - und grinste in die Dunkelheit des Schlafzimmers. Dann schloss er die Augen und lauschte auf die Stimmen. In dessen letzten Momenten hatte er mehr von Is'tevar Karzz genommen als er für möglich gehalten hätte. Hunderte, vielleicht tausende Schatten flüsterten in den Ecken und Winkeln seines Geistes. Er hatte eine Weile gebraucht um zu erkennen was sie waren. Echos seiner Opfer, ihre Geschichten, ihre Gesichter. Noch war es ein unsägliches Durcheinander und immer wieder drängte sich ungebeten Bilder aus fremden Leben in seinen Geist, aber mit jedem Tag verstand er sie etwas mehr. Is'tevar hatte Gesichter gestohlen, hatte sie wie Masken getragen. Wer sagte das er das nicht auch konnte?

Das Blut des Seelenfressers war jetzt in seinen Adern, kalt und schwer und schwarz. Er glaubte nicht das diese Dunkelheit jemals wieder völlig aus ihm verschwinden würde - und wenn er ehrlich war wusste er nicht ob er das überhaupt wollte. Er hatte sich im Zwielicht schon immer wohl gefühlt, aber das hier war anders. Die Nacht hatte jetzt einen ganz anderen Geschmack. Sie hieß ihn willkommen wie einen Freund. Es war merkwürdig - und unendlich faszinierend. Wenn aus all diesem Ärger etwas Gutes entstehen konnte, wollte er danach greifen. Vielleicht war das eins von Slatracks Geschenken, die sich erst offenbarten nachdem der Staub des Chaos sich gelegt hatte. Wie vor all diesen Jahren, als sein Gott ihn getötet hatte um ihn unsterblich zu machen.

Sie hatten gemeinsam den Schrecken aus der Dunkelheit gezerrt und ihn umgebracht. Jetzt war dort Platz - für den nächsten Hunger im Schatten.
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