Der Hunger im Schatten
Seid ihr jemals im Dunkeln erwacht und habt es nicht gewagt die Laterne zu entzünden? Habt ihr wach gelegen weil ihr wusstet das etwas mit euch im Raum ist? Etwas: Geduldiger als das Ende, Verschlagener als die Lüge und unersättlicher als die Zeit? Dann seid ihr ihm vielleicht begegnet, dem Hunger im Schatten.
Ich würde euch bemitleiden, wenn nicht all meine Reue mir selbst gelten würde. Denn er war auch bei mir und für mich gibt es jetzt keine Rettung mehr. Er hat sein Zeichen auf mir hinterlassen. Auf der anderen Seite warten jetzt seine Zähne auf mich – und während er mich verschlingt wird er das Gesicht meiner Liebsten tragen.
– Arkanistin Theophalia Baan
"Scheiße Primo, du bist am Arsch" Svenjas aufmunternde Worte gingen Lugs durch den Kopf, als er das wabernde Ding mit seinem Entermesser ans Deck nagelte. Die nachtschwarze Masse zuckte, wand sich und zerfloss schließlich. Gleich würde sie wieder bloß wie der Schatten des Fasses aussehen, aus dem sie heraus gekrochen war. Er strich seine Klinge an seinem Ärmel sauber und machte sich auf die Suche nach dem nächsten Wesen. Das Schiff um ihn herum knackte und knarzte mit jedem seiner Schritte. Die Prinzessin war wüten. Sie fraß die geistlosen Eindringlinge, zermalmte sie zwischen ihren Planken, doch für jeden Schatten den sie oder Lugs erledigten entstand bald schon ein Neuer. Das Schiff wurde belagert.
Das hatte er nun davon das Zeichen zu ignorieren, das er auf der Brust trug seid er zurück in diesen Landen war. Ein schwarzer Fleck, wie eine schwärende Wunde die nicht heilen wollte. Jeder der halbwegs bei Verstand war, wäre damit sofort zu einem Magier gelaufen. Lugs hatte alle Register gezogen um genau das zu vermeiden. Das Mal war eine Erinnerung an eine Zeit, die er wirklich dringend vergessen wollte. Eine Zeit in der ihn ein Wesen in die Dunkelheit gesperrt hatte, für Versuch mit den Seelen der Toten herum zu spielen. Er hatte es niemandem erzählt - nicht mal Sam und Robin die ihn damals gerettet hatten - aber er träumte manchmal noch von dieser Finsternis. Gefangen, unfähig sich zu bewegen, unfähig zu sterben, während irgendetwas an ihm nagte. Er hatte gehofft all das einfach hinter sich lassen zu können. Jetzt schien es als sei das Wesen wieder da. Offenbar mochte es keine halben Sachen.
Ein kaum hörbarer Luftzug war seine einzige Warnung, als der Schatten der Tür sich streckte und versuchte ihn aufzuspießen. Fluchend riss er den Kopf zur Seite und stieß die Laterne in seiner Hand vorwärts. Gefangen im flackernden Feuerschein zerfaserte das Ding und starb vor seinen Augen. "Ist das ALLES was du kannst?! Gestern warst du doch noch so verflucht CLEVER!" Da war er, der Zorn auf den er sich verlassen konnte. Zorn war besser als Angst. Angst wieder in der Dunkelheit zu landen. "Na KOMM schon!" fauchte er und drehte sich langsam im Laderaum in Kreis. Seine Herausforderung blieb unbeantwortet. Irgendwo über ihm schrie eine Möwe. Fluchend ließ er die Laterne wieder sinken.
Slatrack allein wusste, es gab genug worüber er wütend seien konnte. Das Wesen hatte aus seinem letzten Versuch gelernt. Die Crew hatte ihn damals gerettet, also hatte es versucht die Crew gegen ihn aufzubringen. Irgendwie hatte es sein Gesicht gestohlen. Ihm lief immer noch ein kalter Schauer den Rücken herunter wenn er daran dachte. Etwas das aussah wie er, war zu Sam und Robin gegangen. Etwas das Dinge wusste, die nur er wissen konnte, hatte schreckliches zu Sam gesagt...
Lugs Faerwyn: Weißt du warum wir auf dieser Wiese beinah drauf gegangen sind Sam?
Lugs Faerwyn: Vor den Toren von Ansilon, wie die Ratten
Lugs Faerwyn: *Das letzte Wort spuckt er wie einen Fluch aus*
Samara Shanaz: *der Blick richtet sich nun nur langsam auf auf ihn*
Lugs Faerwyn: Weil ich auf dich und Ar'dran aufpassen musste
Lugs Faerwyn: Den übrigens auch DU uns eingebrockt hast
Samara Shanaz: *nun klingt es fast so, als würde sie leicht nach Luft schnappen*
Samara Shanaz: Ist es das also? Ich... bin bin Klotz am Bein? *die Worte sind flüsternd, die stimme wirkt nun zittrig*
... und dann war es zu Robin gegangen um sein Werk zu vollenden:
Lugs Faerwyn: Offensichtlich
Robin Vildaban: *sie drückt sich schließlich hoch und macht ein paar Schritte*
Robin Vildaban: Was.. redest du da? Wenn du mich gerade verarschst, dann machst du das wirklich gut!
Robin Vildaban: Deine Mundwinkel zucken nicht mal!
Lugs Faerwyn: Weil ichs nicht tue
Lugs Faerwyn: Ich meine scheiße Kleine, ich weiß ja das du vor deinen Problemen gerne weg läufst
Lugs Faerwyn: aber das war ja mal nun wirklich eine Entscheidung
Robin Vildaban: *sie wirkt für einen Moment verunsichert*
Sie hatten ihm nicht viel davon berichtet was dieser Nicht-Lugs wirklich von sich gegeben hatte, aber er hatte ihre Blicke gesehen. Verletzt, unsicher und am schlimmsten von allem: misstrauisch. Sie hatten sie nicht auseinander halten können, ihn und Nicht-Lugs. Selbst als sie Beide gleichzeitig vor ihnen standen. Nur ein Einfall der Kleinen hatte den Tag gerettet, ehe die Situation so richtig schief gehen konnte. Was auch immer das Wesen war das ihm an den Hacken klebte, ein Vampir war es nicht. Er hatte sich verwandeln können, nicht jedoch der andere Lugs. Jetzt plage Sam das schlechte Gewissen... und um Robin machte er sich fast noch mehr Sorgen. Sie wirkte abwesend, zuckte zusammen wenn er sie ansprach. So unvorstellbar es klang, es konnte sein das er ihr Vertrauen erst wieder gewinnen musste. Allein dafür musste er dem Ding etwas abschneiden.
Mit schweren Stiefelschritten ging er im Laderaum auf und ab, ließ eine Hand an der Bordwand entlang fahren und spürte vage den aufgebrachten Geist der Nirgendmeer darunter. Verflucht sie musste wirklich wütend sein, wenn sogar er es mit bekam. Er ließ seine Hand auf dem Holz, selbst als die ersten Splitter in seine Haut bissen. Es war gut so. Wut war besser, dann machte er sich keine Gedanken darüber was dieses Ding alles konnte, wie lange es ihm schon folgte und wie verflucht alt es scheinbar war.
Sie waren auf Hinweise gestoßen. Das Tagebuch einer gewissen Theophalia Baan, Botschaften die sie zu einem Ort geführt hatten, an dem man offensichtlich versucht hatte das Wesen zu fangen. Keine dieser Geschichten hatte ein gutes Ende genommen.
Nur noch Ruinen waren übrig, von den stolzen Spiegeln mit dem sie den Schatten hatten ins Licht zerren wollen. Die Diener des goldenen Zirkels. Das Wesen hatte also irgendetwas mit diesem vermaledeiten Gerippe Morgun zutun. Noch so eine Sache die offensichtlich einfach nicht brav verschwunden bleiben wollte. Darüber hinaus war alles was sie über das Wesen wussten, Teile seines Namens. Is'te... und Karrz. Was davon nun Anfang, Ende oder Mittelteil war, oder wie verflucht lang die Namen von uralten Schattendingen so zu seien pflegten, wussten sie freilich nicht.
Ein vorsichtiges Klirren riss ihn aus seinen kreisenden Gedanken. Warmes Licht tastete sich vorsichtig unter der Treppe hervor. Er konnte nicht anders als müde zu Lächeln. "Sie sind weg, du kannst raus kommen" begleiten von noch mehr seltsamen Klirren stieg das Irrlicht daraufhin in den Raum auf und umschwirrte seinen Kopf. Relia, Sams Vertraute. Er hatte gesehen wie sich das Ding an ihrere Seite furchtlos in den Kampf gestürzt hatte. Für die gleiche Zuneigung würde er wohl noch ein wenig arbeiten müssen. Lugs hob die Hand und ließ sie dann doch unschlüssig wieder sinken. Konnte man so ein Licht streicheln? Wenn ja, war das vielleicht eine Beleidigung? Slatrack, er kannte sich mit diesen Dingen nicht aus. Das Licht flackerte und klirrte als Antwort auf seine Geste. "Ganz deiner Meinung"
Immerhin, sie hatten Pläne. Das Irrlicht war einer davon. Relia würde ihn von nun an auf Schritt und Tritt begleiten, zumindest wenn niemand sonst bei ihm seien konnte. So würden sie jeden Lugs sofort als Feind erkennen, der keine seltsam klirrende Schwebelaterne über dem Kopf hatte. Sam durchforstete die wirren Notizen von Theophalia und es gab immer noch das Mal auf seiner Brust, dem sie vielleicht etwas abgewinnen konnten. Sie waren angegriffen worden, wurden belagert und wussten kaum etwas über den Feind, aber Svenja hatte an dem Abend noch etwas zu ihm gesagt: "Wir sind Jäger also dreh den Spieß um und suche das Wesen heim"
Er wurde die Bilder von Gefangenschaft und Dunkelheit immer noch nicht los, die Erinnerung an die Blick von Sam und Robin... aber
dieses Ding hatte sich mit den Ratten auf ein Spiel im Schatten eingelassen. Er würde alles daran setzen ihm die Größe seines Fehlers zu zeigen - und wie wirklich, wirklich, wirklich wütend er werden konnte.