Rou
- Rahouwa Se'lassi
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Rou
Vorwort
Dieses Leben nun, durch den Tod vom Vater getrennt, ist von der Kindheit in ein erwachsenes Alter gereift. Kindliche Sehnsucht nach der Mutter war es noch, die es auf eines der riesengroßen Schiffe trieb, dass von der Wasseroberfläche gewiss noch doppelt so hoch wie die Hütte war, in der sie bis vor kurzem lebte, um den langen weiten Weg in die Heimat anzutreten. Die Wiege dieses Lebens, dort wo es hoffte Familie wieder zu finden, einen Platz zu haben. Ich wusste es damals schon, dass dieser Weg nicht das Ziel erreichen sollte, doch kann das junge Geschöpf mich nicht hören und so waren wir beide verdammt. Ich verdammt dazu, dem jungen Leben zu zusehen, wie es am seidenen Faden hing, und sie verdammt dazu, nicht aufzugeben. Es war in der Nacht als sie an Deck ging, um den Mond und die Sterne zu sehen, leise schlich sie mehr über die Gänge auf Steuerbord, als sie mit der jungen Frau zusammen stiess. Hübsch anzusehen war diese Andere, doch wie ich wusste, schon seit Jahrzehnten nicht mehr so jung wie sie aussah, doch der junge Geist an dem ich hafte, hatte keine Ahnung. Es war eine eher ruhige Nacht, die Wellen der See klatschten leise gegen den Rumpf, der Wind hatte sein Lied in den Segeln verstummen lassen und vom Inneren dieses Schiffes hörte man laute Musik, Gesang, das Lachen vieler Kehlen. Ich müsste zu weit in die Vergangenheit ausholen, um zu erklären, warum mein Geschöpf so reagierte, wie sie reagierte und würde Euch wohl nur die Lust an dieser Geschichte verderben, die ich euch zu erzählen bereit bin. Doch damit ihr mein Geschöpf ein bisschen besser kennenlernen könnt, ist es viel sinnvoller einen kleinen Zeitsprung nach vorne zu machen, einen winzigen Moment nur.
Mein Geschöpf ist eine junge Frau, fast noch ein Mädchen. Ein Kind zweier Welten, das ihr erstes Jahrzehnt in einem Matriachat aufwuchs, als zweite Tochter der führenden Blutlinie, doch ohne die Gabe der Magie. Das zweite Jahrzehnt, dass sich nun langsam den Ende neigt, doch noch nicht vollständig beendet ist, verbrachte sie bei ihrem Vater in einem fremden Land. Einem Land mit Schnee, mit Wäldern, mit üppigen Flüssen und Teichen, Seen und Binnenmeere. Rahouwa Se’lassi ist der Name den ihre Mutter ihr gab, ein Name der den liebevollen Kosenamen verbarg, den ihr Vater ihr gab.
Nun diesen winzigen Moment später nun, fällt Rahouwa Steuerboard über die Planken. Ihr Blick klammert sich noch an die schöne Andere, mit der sie in eine Handgreiflichkeit geriet. Sie fiel und ihr ganzes Sein pulsierte durch ihren Körper, der hart auf die Wellen aufschlug. Ungehört und ungesehen, könnte man sagen. Wäre da nicht die schöne Andere, die sich abwandte, als Rahouwas Körper unter Wasser sank. Gewiss konnte sie schwimmen, doch die Außenhaut war mit scharfen Ablagerungen übersäht und der Sog nicht zu unterschätzen. Rahouwa konnte dem Schiff nur nachsehen, wie es in die Ferne glitt und sie zurück ließ auf der offenen schwarzen See. Ihr war gewiss kalt und es war still. Ihre Rufe schienen den endlosen Raum um sie nie auszufüllen, jedes Brüllen zehrte Kraftreserven und fühlte sich wie fortgetragen an. Die Gefahren die dort im offenen Ozean noch lauern konnten, kamen dieser jungen Frau gar nicht in den Sinn. Niemals im Leben zuvor, war sie je so einsam gewesen. Kalter Mond- und Sternenglanz füllte die Weiten verhöhnend, als wollen sie ihr nur zeigen wie allein sie war. Das kalte Wasser zog an ihren Beinen zähflüssig ohne Ende in Sicht und immer wieder schwappten kleine Wellen über ihren Körper, drängten sie hinab in die Tiefe und trieben sie ins Ungewisse.
Ich kann euch verraten, dass es das Tor des Schicksals war, dass Rahouwa in dieser Nacht alleine im offenen Ozean, in mehreren Dimensionen passierte. Es machte aus dem jungen Geist, einen erwachsenen Geist und auch in der Welt in der das Leben seinen immer gleichen Zyklus folgt, trieben die Wellen das Haar, die Haut, die Knochen und das Fleisch in eine schicksalshafte Zukunft und mich ebenso. Ich bin das Unaussprechliche das an sie gebunden wurde, von dem sie nichts weiß, das Glück so meinten ihre Vorfahren es. Doch ob ich wahrlich Glück bin oder etwas Anderes, möge sich im Laufe dieser Geschichte noch zeigen. Ein erster Hinweis, dass ich womöglich tatsächlich ihr Glück bin, zeigte sich am nächsten Morgen am blutroten Horizont. Rahouwas Augen sahen zunächst die Silhouette des Handelsschiffes nicht, sie war müde und der Aufgabe nahe. Doch ein Passagier hatte sie entdeckt, als sie schließlich versuchte dem näherkommenden Bug auszuweichen, sie - einen winzigen dunklen Fleck krausiger Haare. Und so wurde sie an Deck geholt, um ihre schicksalshafte Reise fortzusetzten in eine „Neue Welt“.
Dieses Leben nun, durch den Tod vom Vater getrennt, ist von der Kindheit in ein erwachsenes Alter gereift. Kindliche Sehnsucht nach der Mutter war es noch, die es auf eines der riesengroßen Schiffe trieb, dass von der Wasseroberfläche gewiss noch doppelt so hoch wie die Hütte war, in der sie bis vor kurzem lebte, um den langen weiten Weg in die Heimat anzutreten. Die Wiege dieses Lebens, dort wo es hoffte Familie wieder zu finden, einen Platz zu haben. Ich wusste es damals schon, dass dieser Weg nicht das Ziel erreichen sollte, doch kann das junge Geschöpf mich nicht hören und so waren wir beide verdammt. Ich verdammt dazu, dem jungen Leben zu zusehen, wie es am seidenen Faden hing, und sie verdammt dazu, nicht aufzugeben. Es war in der Nacht als sie an Deck ging, um den Mond und die Sterne zu sehen, leise schlich sie mehr über die Gänge auf Steuerbord, als sie mit der jungen Frau zusammen stiess. Hübsch anzusehen war diese Andere, doch wie ich wusste, schon seit Jahrzehnten nicht mehr so jung wie sie aussah, doch der junge Geist an dem ich hafte, hatte keine Ahnung. Es war eine eher ruhige Nacht, die Wellen der See klatschten leise gegen den Rumpf, der Wind hatte sein Lied in den Segeln verstummen lassen und vom Inneren dieses Schiffes hörte man laute Musik, Gesang, das Lachen vieler Kehlen. Ich müsste zu weit in die Vergangenheit ausholen, um zu erklären, warum mein Geschöpf so reagierte, wie sie reagierte und würde Euch wohl nur die Lust an dieser Geschichte verderben, die ich euch zu erzählen bereit bin. Doch damit ihr mein Geschöpf ein bisschen besser kennenlernen könnt, ist es viel sinnvoller einen kleinen Zeitsprung nach vorne zu machen, einen winzigen Moment nur.
Mein Geschöpf ist eine junge Frau, fast noch ein Mädchen. Ein Kind zweier Welten, das ihr erstes Jahrzehnt in einem Matriachat aufwuchs, als zweite Tochter der führenden Blutlinie, doch ohne die Gabe der Magie. Das zweite Jahrzehnt, dass sich nun langsam den Ende neigt, doch noch nicht vollständig beendet ist, verbrachte sie bei ihrem Vater in einem fremden Land. Einem Land mit Schnee, mit Wäldern, mit üppigen Flüssen und Teichen, Seen und Binnenmeere. Rahouwa Se’lassi ist der Name den ihre Mutter ihr gab, ein Name der den liebevollen Kosenamen verbarg, den ihr Vater ihr gab.
Nun diesen winzigen Moment später nun, fällt Rahouwa Steuerboard über die Planken. Ihr Blick klammert sich noch an die schöne Andere, mit der sie in eine Handgreiflichkeit geriet. Sie fiel und ihr ganzes Sein pulsierte durch ihren Körper, der hart auf die Wellen aufschlug. Ungehört und ungesehen, könnte man sagen. Wäre da nicht die schöne Andere, die sich abwandte, als Rahouwas Körper unter Wasser sank. Gewiss konnte sie schwimmen, doch die Außenhaut war mit scharfen Ablagerungen übersäht und der Sog nicht zu unterschätzen. Rahouwa konnte dem Schiff nur nachsehen, wie es in die Ferne glitt und sie zurück ließ auf der offenen schwarzen See. Ihr war gewiss kalt und es war still. Ihre Rufe schienen den endlosen Raum um sie nie auszufüllen, jedes Brüllen zehrte Kraftreserven und fühlte sich wie fortgetragen an. Die Gefahren die dort im offenen Ozean noch lauern konnten, kamen dieser jungen Frau gar nicht in den Sinn. Niemals im Leben zuvor, war sie je so einsam gewesen. Kalter Mond- und Sternenglanz füllte die Weiten verhöhnend, als wollen sie ihr nur zeigen wie allein sie war. Das kalte Wasser zog an ihren Beinen zähflüssig ohne Ende in Sicht und immer wieder schwappten kleine Wellen über ihren Körper, drängten sie hinab in die Tiefe und trieben sie ins Ungewisse.
Ich kann euch verraten, dass es das Tor des Schicksals war, dass Rahouwa in dieser Nacht alleine im offenen Ozean, in mehreren Dimensionen passierte. Es machte aus dem jungen Geist, einen erwachsenen Geist und auch in der Welt in der das Leben seinen immer gleichen Zyklus folgt, trieben die Wellen das Haar, die Haut, die Knochen und das Fleisch in eine schicksalshafte Zukunft und mich ebenso. Ich bin das Unaussprechliche das an sie gebunden wurde, von dem sie nichts weiß, das Glück so meinten ihre Vorfahren es. Doch ob ich wahrlich Glück bin oder etwas Anderes, möge sich im Laufe dieser Geschichte noch zeigen. Ein erster Hinweis, dass ich womöglich tatsächlich ihr Glück bin, zeigte sich am nächsten Morgen am blutroten Horizont. Rahouwas Augen sahen zunächst die Silhouette des Handelsschiffes nicht, sie war müde und der Aufgabe nahe. Doch ein Passagier hatte sie entdeckt, als sie schließlich versuchte dem näherkommenden Bug auszuweichen, sie - einen winzigen dunklen Fleck krausiger Haare. Und so wurde sie an Deck geholt, um ihre schicksalshafte Reise fortzusetzten in eine „Neue Welt“.
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Re: Rou
Nebelhafen
Der Anblick der sich Rahouwa zeigte, als sie die Insel der Nebel verlassen hatte und nun auf Nebelhafen zusteuerte, könnte man als atemberaubend abenteuerlich empfinden. Zu ihrer linken Seite erhoben sich riesige Schnee bedeckte Gletscher, zu ihrer Rechten erhoben sich ebenfalls Klippen, doch sah man aus der Ferne schon, dass dort mehr das üppige Grün spross. Dazwischen klaffte eine Schlucht, aus der sich ein Fluss seinen Weg ins Meer suchte und an dessen Mündung schließlich das Schiff in den Nebelhafen lief. Die Stege sahen benutzt aus, hier und dort war Streu geworfen, vermutlich um die Planken trittsicherer zu machen und ein kleines Tor war zu passieren ehe man wirklich festen Boden unter den Füssen spürte. Das was sich hinter dem kleinen Tor ansichtig machte, war aber keinesfalls etwas, dass man als Dorf oder ähnliches betrachten konnte, vielmehr schien es wie ein verlassenes Lager von einer größeren Gruppe, Zelte standen noch, auch die Arbeitsecken konnte man noch ausmachen, ebenso wie die Gemischtwaren-Wagen. Doch schien sich hier keiner, um eine gewisse gesundheitspflegende Ordnung Gedanken zu machen. Rahouwa störte es nicht, die pingelige Ordnung die sie in ChuXi kennen gelernt hatte, hatte sie frohlockend ihrer Vergangenheit angeheftet und bei ihrem Vater war es stets rustikal und praktikabel gewesen. Als junges Mädchen war sie, wie viele andere wohl auch, stets von hübschen und schönen Dingen angezogen gewesen, doch die, zum Teil tagelangen Ausflüge mit ihrem Vater durch die Wälder, hatten sie gelehrt, wie wichtig es war, sich nicht zu überladen.
Noch mit etwas wankenden Schritten folgte die junge Frau dem Pfad, passierte den Höhleneinstieg, den kleinen steinernden Steg daneben und ebenso die Wache. Dann stand sie auch schon auf einer Kreuzung dreier Richtungen. Zur rechten Hand an den Klippenvorsprung geneigt, roch man zu erst die Tiere, ehe man die Stallungen sah. Stallknechte und Arbeiter die man dort sah, nahmen wenig Notiz von Rahouwa. Nur einen Augenblick von fünf ruhigen Atemzüge zeigte, dass in der Luft geschäftige Ruhe lag, die Kreuzung viel benutzt war und die Wenigsten anhielten. Gegenüber der Stallungen hatte sich ein Holz- und Barrenlager an den Bach geschmiegt auf dessen anderer Seite man kleine Dorf ähnliche Hütten ausmachen konnte, Es war der selbe Bach, der ins Meer mündete und an dem ersten Steg über den Rahouwa kam eine kleine Zumündung hatte. Es schien so, als schlängelte sich jener Fluss um den Berg, zu dem der Weg zwischen Lager und Stallungen von rudimentären Holzpalisaden unterbrochen wurden.
Immerwieder konnte man in diesen wenigen Atemzügen beobachten, wie Leute jeder Herkunft durch die Tore der bewachten Palisaden ritten, oft gar die Tore offenstehen ließen. Ließ man den Blick nach Südosten gleiten, sah man einen Pavillion in dem sich immer mal wieder Reisende manifestierten, welche durch die geheimen magischen Wege reisten. Als Rahouwa etwas weiter auf die Kreuzung, an dem Pavillion vorbei trat sah sie eine weitere, etwas imposantere Brücke, wenngleich auch diese schon alt erschien. Direkt an den ersten Steinmauern der Brücke stand ein junge Bursche an einer Kiste gelümmelt, der wohl sein eigenes Bort schon verdiente und erklärte, dass er dabei half, all jenes was in dieser Kiste eingelagert wurde, schnellst möglich an den gewünschten Ort zu liefern. Ein Hauch von Armut mischte sich in die spürbare Atmosphäre des neuen Anblicks. Auf der anderen Seite der Brücke konnte man eine überdachte Esse erkennen und die Einmündung einer Mine wohl, zumindest ließ der Anblick von Lastenseilen in die Tiefe dies vermuten. Rahouwa wandte sich den Palisaden zu und begann den Aufstieg, huschte mit irgendeinem Reisenden mit durchs Tor und hielt sich an die Häuser die sich hinter den Toren in ihr Blickfeld schoben. Wenngleich der Weg zur rechten Hand weiter hoch führte und die allermeisten von dort kamen oder hoch ritten, hielt sie sich am Ufer des ihr bekannten Baches.
Der Anblick von heruntergewirtschafteten Häusern in denen aber durchaus entweder noch oder wieder gearbeitet wurde, unterstrich die Nuance der Armut. Man konnte sich nicht recht sicher sein, ob sich dort eine Katastrophe vor langer Zeit ereignet hatte oder der Ort vor langer Zeit einfach verlassen wurde, über allem lag bereits die Kraft der Natur. Staub hatte sich gelegt, Moos, Gräser und Blumen gaben ihr Bestes, diesem desillusionierenden Ort den Glanz natürlicher Schönheit wieder zu geben. Wenngleich der Uferweg letztendlich in einer Schmiede und einer Schreinerei endete, waren es die ersten Eindrücke die sich Rahouwa zeigten.
An dieser Stelle möchte ich euch meine liebe Leserschaft verraten, dass sich Erinnerungen in Rahouwa bei diesem Anblick regten. Erinnerungen an einen Ort ihrer Vergangenheit, der nur als die Eisenminen bekannt war und genauso gefürchtet wie bedrohlich war. Im Alter von etwas mehr als 10 Jahren hatte sie mit dem Haushalt, dem sie zu jener Zeit angehörte, jenen Ort besucht, aus Gründen die ihr nicht bekannt waren. Sie hatte damals Angst gehabt, immer wieder griff man zu der feineren Kleidung die sie trug und unzählige Hände streckten sich ihr bettelnd entgegen, welche gnadenlos und brutal von den Kriegern des Haushaltes weggeschlagen wurden. An jene Erinnerung war auch die Angst dieser gesamten Zeit angehaftet, die sie dem Haushalt des Vaters ihrer Schwester angehörte. Wie ich begleitete sie diese Angst durch die Jahre ihres Lebens. Mit einem Geschöpf wie Rahouwa sind meine Kräfte eingeschränkt und so konnte ich jenen uneingeladenen Begleiter nur in einen Kerker ihrer Erinnerungen sperren, bis sie eines Tages weit genug gereift war, sich diesem Begleiter zu stellen. Ich habe ihr damit ermöglicht, die Schrecken immer wieder zu vergessen, doch dann und wann in ihrem Leben, schleicht sich eine Erinnerung durch die versiegelten Türen dieses Kerkers, wie an jenem Tag…
Rahouwa stand noch am Uferweg als ihr Blick gen Himmel glitt. Dann hob und senkte sich ihr Körper mit einem tiefen Atemzug und sie wendete ihre Schritte weiter den Berg hoch. Vermutlich auf das Schlimmste vorbereitet, sank ihre Achtsamkeit auf ein nach außen hin schlummerndes Niveau, doch kann ich euch verraten. Sie tat nur so, in Wahrheit lauerte sie.
Direkt in der Mitte des Weges, der auf das Gipfelplateau führte wuchs eine Eiche, der man ihren Platz scheinbar nicht streitig machte. Zur rechten Hand konnte man zunächst einen Brunnen ausmachen, ebenso wie die Wäscheleinen, die erneut zeigten, dass es hier viele Menschen gab, die keinen eigenen oder nicht genügend Platz zum Leben hatten. Dann jedoch unterbrachen bunte Zelte, mit Stoffen und Kräutern das Bild. Als sich diese Ansicht bis zur linken Hand erstreckte, zeigten sich Holztonnen mit Kerzen um ein ruhig dahin flackerndes aber verlassenes Lagerfeuer, neben dem ein Baum mit einigen Laternen stand. Im Hintergrund sah man die zusammengeschobenen Wagen, welche möglicherweise dem fahrenden Volk angehörten oder Siedlern die noch ihren Grund und Boden suchten. Weit im Westen konnte man ein größeres Dach erkennen. Rahouwa lenkte ihre Schritte zwischen den Zelten und dem Brunnen vorbei und machte einen größeren Platz vor einem Gebäude aus. Es wirkte zunächst wie eine Bühne, doch besaß dieses Gebäude nicht wirklich eine Südwand und so konnte man sehen, wie sich unter dem Dach allerlei Waren anhäuften. Es schien wie ein rieisgies Lager, Stoffe, Nahrung, Eisenwaren und Holzwaren, Waffen, Rüstungen und auch Lederwaren konnte man ausmachen, auf dem Platz davor standen einfache Holzbänke. Östlich hinter den Bänken sah man noch ein Haus und wendete man seinen Blick zurück zum Brunnen, konnte man ein großes Lagerfeuer zwischen den Blättern der feinglidrigen Birken erkennen, in dessen Umkreis Bänke, aber auch Felle lagen. Mehr und mehr wirkte dieser Ort wie ein Umschlagplatz von Handelsreisenden.
An das gigantische Lager das sich später noch als Auktionshaus bekannt machen sollte war ein rechter Flügel angebaut. Eine breite Holzbrücke, die recht stabil und neu wirkte führte zu den zwei doppelflügeligen Eingängen des Flügels. Zwischen den zwei Eingängen hing an einem gußeisernen Schildhalter, das allerorts wohl bekannte Schild der Banker und Lageristen. Das Dach war noch nicht fertig gestellt und auch an den Fassaden standen noch Gerüste. Weiter westlich stand ein imposanter Stein und daneben waren die Anbindepfosten unterschiedlicher Tiere. Man konnte von hier aus erkennen das der Weg sich um jenes Gebäude schlängelte und sich weiter nach Norden zog, wo es wohl weitere kleine Gebäude gab. Doch Rahouwa’s Schritte lenkten sie zunächst in das Gebäude hinein. Sie eröffnete sich, nach anfänglicher Überraschung über die Menschenmengen im Gebäude, ein Bankfach und verstaute ihre wenigen Habseeligkeiten. Kurz blickte sie ein wenig verloren zu den wenigen Habseeligkeiten in dem riesigen Fach, dann atmete sie erneut tief durch und hob ihre Mundwinkel zu einem fröhlichen Lächeln.
Der Anblick der sich Rahouwa zeigte, als sie die Insel der Nebel verlassen hatte und nun auf Nebelhafen zusteuerte, könnte man als atemberaubend abenteuerlich empfinden. Zu ihrer linken Seite erhoben sich riesige Schnee bedeckte Gletscher, zu ihrer Rechten erhoben sich ebenfalls Klippen, doch sah man aus der Ferne schon, dass dort mehr das üppige Grün spross. Dazwischen klaffte eine Schlucht, aus der sich ein Fluss seinen Weg ins Meer suchte und an dessen Mündung schließlich das Schiff in den Nebelhafen lief. Die Stege sahen benutzt aus, hier und dort war Streu geworfen, vermutlich um die Planken trittsicherer zu machen und ein kleines Tor war zu passieren ehe man wirklich festen Boden unter den Füssen spürte. Das was sich hinter dem kleinen Tor ansichtig machte, war aber keinesfalls etwas, dass man als Dorf oder ähnliches betrachten konnte, vielmehr schien es wie ein verlassenes Lager von einer größeren Gruppe, Zelte standen noch, auch die Arbeitsecken konnte man noch ausmachen, ebenso wie die Gemischtwaren-Wagen. Doch schien sich hier keiner, um eine gewisse gesundheitspflegende Ordnung Gedanken zu machen. Rahouwa störte es nicht, die pingelige Ordnung die sie in ChuXi kennen gelernt hatte, hatte sie frohlockend ihrer Vergangenheit angeheftet und bei ihrem Vater war es stets rustikal und praktikabel gewesen. Als junges Mädchen war sie, wie viele andere wohl auch, stets von hübschen und schönen Dingen angezogen gewesen, doch die, zum Teil tagelangen Ausflüge mit ihrem Vater durch die Wälder, hatten sie gelehrt, wie wichtig es war, sich nicht zu überladen.
Noch mit etwas wankenden Schritten folgte die junge Frau dem Pfad, passierte den Höhleneinstieg, den kleinen steinernden Steg daneben und ebenso die Wache. Dann stand sie auch schon auf einer Kreuzung dreier Richtungen. Zur rechten Hand an den Klippenvorsprung geneigt, roch man zu erst die Tiere, ehe man die Stallungen sah. Stallknechte und Arbeiter die man dort sah, nahmen wenig Notiz von Rahouwa. Nur einen Augenblick von fünf ruhigen Atemzüge zeigte, dass in der Luft geschäftige Ruhe lag, die Kreuzung viel benutzt war und die Wenigsten anhielten. Gegenüber der Stallungen hatte sich ein Holz- und Barrenlager an den Bach geschmiegt auf dessen anderer Seite man kleine Dorf ähnliche Hütten ausmachen konnte, Es war der selbe Bach, der ins Meer mündete und an dem ersten Steg über den Rahouwa kam eine kleine Zumündung hatte. Es schien so, als schlängelte sich jener Fluss um den Berg, zu dem der Weg zwischen Lager und Stallungen von rudimentären Holzpalisaden unterbrochen wurden.
Immerwieder konnte man in diesen wenigen Atemzügen beobachten, wie Leute jeder Herkunft durch die Tore der bewachten Palisaden ritten, oft gar die Tore offenstehen ließen. Ließ man den Blick nach Südosten gleiten, sah man einen Pavillion in dem sich immer mal wieder Reisende manifestierten, welche durch die geheimen magischen Wege reisten. Als Rahouwa etwas weiter auf die Kreuzung, an dem Pavillion vorbei trat sah sie eine weitere, etwas imposantere Brücke, wenngleich auch diese schon alt erschien. Direkt an den ersten Steinmauern der Brücke stand ein junge Bursche an einer Kiste gelümmelt, der wohl sein eigenes Bort schon verdiente und erklärte, dass er dabei half, all jenes was in dieser Kiste eingelagert wurde, schnellst möglich an den gewünschten Ort zu liefern. Ein Hauch von Armut mischte sich in die spürbare Atmosphäre des neuen Anblicks. Auf der anderen Seite der Brücke konnte man eine überdachte Esse erkennen und die Einmündung einer Mine wohl, zumindest ließ der Anblick von Lastenseilen in die Tiefe dies vermuten. Rahouwa wandte sich den Palisaden zu und begann den Aufstieg, huschte mit irgendeinem Reisenden mit durchs Tor und hielt sich an die Häuser die sich hinter den Toren in ihr Blickfeld schoben. Wenngleich der Weg zur rechten Hand weiter hoch führte und die allermeisten von dort kamen oder hoch ritten, hielt sie sich am Ufer des ihr bekannten Baches.
Der Anblick von heruntergewirtschafteten Häusern in denen aber durchaus entweder noch oder wieder gearbeitet wurde, unterstrich die Nuance der Armut. Man konnte sich nicht recht sicher sein, ob sich dort eine Katastrophe vor langer Zeit ereignet hatte oder der Ort vor langer Zeit einfach verlassen wurde, über allem lag bereits die Kraft der Natur. Staub hatte sich gelegt, Moos, Gräser und Blumen gaben ihr Bestes, diesem desillusionierenden Ort den Glanz natürlicher Schönheit wieder zu geben. Wenngleich der Uferweg letztendlich in einer Schmiede und einer Schreinerei endete, waren es die ersten Eindrücke die sich Rahouwa zeigten.
An dieser Stelle möchte ich euch meine liebe Leserschaft verraten, dass sich Erinnerungen in Rahouwa bei diesem Anblick regten. Erinnerungen an einen Ort ihrer Vergangenheit, der nur als die Eisenminen bekannt war und genauso gefürchtet wie bedrohlich war. Im Alter von etwas mehr als 10 Jahren hatte sie mit dem Haushalt, dem sie zu jener Zeit angehörte, jenen Ort besucht, aus Gründen die ihr nicht bekannt waren. Sie hatte damals Angst gehabt, immer wieder griff man zu der feineren Kleidung die sie trug und unzählige Hände streckten sich ihr bettelnd entgegen, welche gnadenlos und brutal von den Kriegern des Haushaltes weggeschlagen wurden. An jene Erinnerung war auch die Angst dieser gesamten Zeit angehaftet, die sie dem Haushalt des Vaters ihrer Schwester angehörte. Wie ich begleitete sie diese Angst durch die Jahre ihres Lebens. Mit einem Geschöpf wie Rahouwa sind meine Kräfte eingeschränkt und so konnte ich jenen uneingeladenen Begleiter nur in einen Kerker ihrer Erinnerungen sperren, bis sie eines Tages weit genug gereift war, sich diesem Begleiter zu stellen. Ich habe ihr damit ermöglicht, die Schrecken immer wieder zu vergessen, doch dann und wann in ihrem Leben, schleicht sich eine Erinnerung durch die versiegelten Türen dieses Kerkers, wie an jenem Tag…
Rahouwa stand noch am Uferweg als ihr Blick gen Himmel glitt. Dann hob und senkte sich ihr Körper mit einem tiefen Atemzug und sie wendete ihre Schritte weiter den Berg hoch. Vermutlich auf das Schlimmste vorbereitet, sank ihre Achtsamkeit auf ein nach außen hin schlummerndes Niveau, doch kann ich euch verraten. Sie tat nur so, in Wahrheit lauerte sie.
Direkt in der Mitte des Weges, der auf das Gipfelplateau führte wuchs eine Eiche, der man ihren Platz scheinbar nicht streitig machte. Zur rechten Hand konnte man zunächst einen Brunnen ausmachen, ebenso wie die Wäscheleinen, die erneut zeigten, dass es hier viele Menschen gab, die keinen eigenen oder nicht genügend Platz zum Leben hatten. Dann jedoch unterbrachen bunte Zelte, mit Stoffen und Kräutern das Bild. Als sich diese Ansicht bis zur linken Hand erstreckte, zeigten sich Holztonnen mit Kerzen um ein ruhig dahin flackerndes aber verlassenes Lagerfeuer, neben dem ein Baum mit einigen Laternen stand. Im Hintergrund sah man die zusammengeschobenen Wagen, welche möglicherweise dem fahrenden Volk angehörten oder Siedlern die noch ihren Grund und Boden suchten. Weit im Westen konnte man ein größeres Dach erkennen. Rahouwa lenkte ihre Schritte zwischen den Zelten und dem Brunnen vorbei und machte einen größeren Platz vor einem Gebäude aus. Es wirkte zunächst wie eine Bühne, doch besaß dieses Gebäude nicht wirklich eine Südwand und so konnte man sehen, wie sich unter dem Dach allerlei Waren anhäuften. Es schien wie ein rieisgies Lager, Stoffe, Nahrung, Eisenwaren und Holzwaren, Waffen, Rüstungen und auch Lederwaren konnte man ausmachen, auf dem Platz davor standen einfache Holzbänke. Östlich hinter den Bänken sah man noch ein Haus und wendete man seinen Blick zurück zum Brunnen, konnte man ein großes Lagerfeuer zwischen den Blättern der feinglidrigen Birken erkennen, in dessen Umkreis Bänke, aber auch Felle lagen. Mehr und mehr wirkte dieser Ort wie ein Umschlagplatz von Handelsreisenden.
An das gigantische Lager das sich später noch als Auktionshaus bekannt machen sollte war ein rechter Flügel angebaut. Eine breite Holzbrücke, die recht stabil und neu wirkte führte zu den zwei doppelflügeligen Eingängen des Flügels. Zwischen den zwei Eingängen hing an einem gußeisernen Schildhalter, das allerorts wohl bekannte Schild der Banker und Lageristen. Das Dach war noch nicht fertig gestellt und auch an den Fassaden standen noch Gerüste. Weiter westlich stand ein imposanter Stein und daneben waren die Anbindepfosten unterschiedlicher Tiere. Man konnte von hier aus erkennen das der Weg sich um jenes Gebäude schlängelte und sich weiter nach Norden zog, wo es wohl weitere kleine Gebäude gab. Doch Rahouwa’s Schritte lenkten sie zunächst in das Gebäude hinein. Sie eröffnete sich, nach anfänglicher Überraschung über die Menschenmengen im Gebäude, ein Bankfach und verstaute ihre wenigen Habseeligkeiten. Kurz blickte sie ein wenig verloren zu den wenigen Habseeligkeiten in dem riesigen Fach, dann atmete sie erneut tief durch und hob ihre Mundwinkel zu einem fröhlichen Lächeln.
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Re: Rou
Die Zeit verging, aus Rahouwa wurde Rou. Es sind bald 6 Mondläufe vergangen, seid sie in Nebelhafen weilt und auch lebt. Vieles schien mir bislang nicht erwähnenswert, doch Rou hat begonnen Notizen zu machen. So erlaube ich mir, ihre Notizen jenen Preis zu geben, die ihr niemals begegnen - jenen anderen Wesen, die mir ähneln.
Tag 148
Samhain ist 10 Tage her, wenn die Sonne aufgeht. Vor zwei Wochenläufen etwa, wünschte ich mir mehr Freiheit und weniger Enge. In der Geisternacht bekam ich ein seltsames Gefühl und vor sechs Tagen, wenn die Sonne aufgeht, haben wir uns verabschiedet. Seitdem ist er weg und ich habe alles was ich mir vor zwei Wochenläufen etwa wünschte. So schnell werden Wünsche wahr und doch bin ich unzufrieden. Unzufrieden mit allem, aber wohl vor allem mit meinen eigenen Erwartungen.
Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund unzufrieden zu sein, alles läuft wie ich es mir vorgestellt habe, ich muss dem Ganzen nur etwas Zeit geben und sowohl in Bewegung, als auch Erreichbar bleiben. Seit er fort ist, habe ich mich in die Mine verkrochen. Zur Zeit laufen die Geschäfte schlecht und ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, wieviel ich auf Lager brauche um mich eine längere Zeit meinen Übungen zuzuwenden. Auch fehlt mir der Überblick, was ich alles in welchen Abständen benötige. Ja im Augenblick fühlt es sich an, als ließe ich mich treiben, versuche aber doch dabei die ein oder andere Sache am Ufer noch zu erledigen. Vielleicht ist das manchmal so, manchmal ist das Meer einfach ruhig und man kann sich ohne große Kraftanstrengung treiben lassen, wenn man sich nur auf seinen Atem konzentriert.
Nachdem ich heute mit der Kommandantin, dem goldenen Schild und dem Meister der Zauberwege auf Drachenhatz war, traf ich auf die magische Feder unter einer Weide. Regelmäßig hörte ich, wie Wasser von einem vergangenem Regenschauer von den Ästen in die Pfütze neben mir tropfte. Dann und wann Schritte Einzelner, die über den nassen Steinboden knierschten. Es scheint als stünde eine Entscheidung noch aus, doch wir haben Klarheit zwischen uns geschaffen - was auch immer das für mich und meine Zukunft bedeuten mag. Die Nacht war herein gebrochen und wir standen noch beieinander, bis die weiße Raupe grüßte. Als wir uns verabschiedet hatten, hatte ich sie aus den Augen verloren und meine Füsse brachten mich wieder in den abgelegenen Stollen - die Rastlosigkeit begleitete mich.
Spätestens wenn ich mit der Sklavenarbeit fertig bin, sollte ich mich mit der Skaldin treffen, um danach wieder aufzurüsten.
* Am Rand der Seite sind verschiedene Randnotizen vermerkt, wie:
„Triff den Alchemisten!“ und „Erze/40.000, Federn/dlfd, Holz/dlfd, Flaschen/em“ *
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Re: Rou
Tag 149
Der Morgen graute eiskalt und nebelig. Als ich aus dem Stollen kam, um zum letzten Mal meine Ausbeute Harvi zu übergeben, konnte man vom Nebelbach nichts sehen. Doch sein Gesang übertönte, gar die ersten Vögel. Meine Wege führten mich unter anderem nach Fjellgat, doch konnte ich die Skaldin nicht antreffen. Ich hörte aber, wie sie mit dem Wolf in die Jammerfjorde gezogen sei. Dafür traf ich den Alchemisten und konnte mich mit ihm günstig einigen. Morgen würde er mir ein Fass Ahnenale liefern, gewiss ich brauch auch noch anderes von ihm, doch weiß ich seit heute, dass er mit dem Gedanken spielt, sich wo anders nieder zu lassen. Ich werde ihm nach und nach die Aufträge erteilen, so behalte ich selbst auch einen Überblick über meinen Reichtum und mach mich hoffentlich nicht unbeliebt.
Zum Nachmittag suchte ich etwas Kurzweil im Dorf, aber meine Gedanken drifteten immer wieder ab, bis ich mich zu einem ausgedehnten Ausritt entschied.
Es ist kalt geworden. Als mich Goa’s Rücken durch den Wald trug, in einem langsamen vor sich hin trottenden Schritt, sah ich, wie mein Atem in der feuchten Abenddämmerung kleine Nebelwolken vor meinem Gesicht bildete. Die Äste knackten hier und dort und dann und wann hörte man das Huuh’n eines männlichen Kauzes. Wieder einmal habe ich mich mit dem Gedanken beschäftigt, welchen Pfad ich wählen soll. Den schrillen, lauten, anstrengenden Weg oder den unscheinbaren, leisen, mitunter vielleicht auch langweiligen Weg? Dann hatte ich ein Geräusch wahr genommen und mich so schnell es ging orientiert. Ich ließ Goa nach Nebelhafen trotten, hinein ins Fischerviertel und setzte mich dort auf einem Ast an den Nebelbach. Und da sitze ich jetzt gerade, und bin mit meinen Gedanken kein Stück weiter. Was war passiert, dass ich plötzlich Anfing Pläne zu machen?
Er ist gegangen…Aber das ist es ja nicht! Ich hab ja viel früher schon überlegt, den lauten, anstrengenden Weg zu gehen. Warum eigentlich? Ja mhm, weil ich was ändern will und sich das auf dem stillen und langweiligen Weg irgendwie nicht richtig gelingt. Aber warum will ich eigentlich was ändern? Eigentlich gefällt mir das kleine Kaff hier doch, genauso wie es ist. Reagiere ich wirklich so übertrieben? Das ist ja lächerlich… nein erbärmlich! Es wird einen anderen Grund geben, vermutlich meine Rastlosigkeit, das wird es sein.
*Randnotizen: „60.000 Alchemist“ und „I. Bärenblut/II. Tigerbalm“ sowie, „Beweglichkeit“*
Zuletzt geändert von Rahouwa Se'lassi am 15 Nov 2024, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rou
Tag 150
Ich traf heute auf die weiße Raupe, bedauerlicherweise wollte dieser Wurm von Suromese die Bühne, auf der ich weißer Raupe gern begegnet wäre, für sich. Ich hoffe die Kommandantin hat bald Zeit, aber bis dahin muss noch einiges passieren. Ich sollte vor allem endlich mal diese hysterischen Vogelweiber wieder hatzen. Am Besten eine ganze Nacht durch - morgen! Ich werde erst in der Vormittagszeit in den Stollen gehen, zum Nachmittag ausruhen und dann aufrüsten und ausziehen.
Ich sitze gerade im Haus, oben am Kamin. Ich hab weiße Raupe heute ein wenig in den Zauberspiegel tauchen lassen und dabei gelesen und überhaupt, irgendwie hat es mich heute hier her gezogen. Ich bin froh, dass er so war, wie er war bei unserer Verabschiedung, ich hätte ihn sonst wohl wieder nicht gehen lassen, denke ich manchmal, aber eigentlich ist das quatsch. Eigentlich bin ich ja gegangen und ich wollte als Erste gehen.
Der eisige Wind draußen klingt, als wolle er mich verhöhnen. Wie es ihm wohl gerade geht? Ist er im Wald oder auf irgendeinem Schiff und wird vom Regen gepeitscht? Wer ist er?
Es ist schon seltsam, wie meine Gedanken und Gefühle mit jedem Knistern im Kamin springen. Ich hätte nichts dagegen morgen da weiter zu machen, wo das Leben wieder Spass macht.
TRIFF DEN SCHWARZEN SEEMANN
*Randnotiz: „Vergiss die Skaldin nicht!“ „Wurftränke“*
- Rahouwa Se'lassi
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Re: Rou
Tag 151
Jetzt gerade sitze ich in der kleinen Höhle in der pfeifenden Einöde an einem kleinen Feuer. Die Geisterstunde dürfte nicht mehr fern sein, was diese verdammten Biester hier nur für sich ausnutzen werden. Bis vor einer Weile habe ich mich bis zu dieser Höhle vorgekämpft, mehr schlecht als recht. Als hätten diese verdammten Vogelhexen auf mich gewartet und sich abgesprochen. Die ersten beiden Male haben sie mich an einer Klippe erwischt. Beim ersten Mal war ich zu selbstsicher und habe schlichtweg nicht alles gegeben. Immer wieder griffen sie mich von oben an, bis eine von den Biestern eine Schneelawine oberhalb der Klippe auslöste und mich darunter begrub. Zum Glück fehlt es diesen brütenden Missgeburten an Verstand, als sie mich nicht mehr sahen, haben sie von mir abgelassen. Es dauerte eine Weile bis ich mich aus dem Schnee befreit hatte und ich setzte ihnen nach. Der Wind kreischte durch die Schluchten fast so laut, wie sie. Das zweite Mal hätte ich es besser wissen müssen, doch sie überraschten mich. Ich hatte mich auf ein Plateau hoch gekämpft, doch sie griffen von allen Seiten an. Bei dem Versuch, mich strategisch zurück zu ziehen, rutschte ich aus und glitt am Schutt des Klippenhangs aus, ich rollte wie ein Stein den Hang hinab und blieb unten zunächst liegen und wieder ließen sie von mir ab. Ich weiß nicht recht was heute mit mir los ist, ich habe in jedem Fall schon besser gekämpft und die Kämpfe mit diesen Biestern bei weiten dominanter bestritten. Vielleicht hat es was mit dem Vollmond der klar hier in der Einöde durch die Schluchten scheint und die Welt hier heller erscheinen lässt als Nebelhafen bei Tag. Wenn ich raus sehe, sehe ich dann und wann die grünen tanzenden Lichtbänder am Himmel. Den übelsten Schlag hatten sie mir an der Küste versetzt und mich in die eisigen Fluten gedrängt, weshalb ich jetzt hier am Feuer harre und darauf warte, dass die Wärme in meinen Körper vollständig zurückkehrt. Ich werde wohl oder übel doch nochmal nach Nebelhafen zurück kehren müssen. Hoffentlich treffe ich Knisterfinger oder goldenes Schild. Meine Sachen dürften langsam trocken genug sein, dass ich es zumindest zurück schaffe und mir trockene Sachen anziehen werde. Die Nacht ist noch nicht um…
Der Morgen dämmert bald. Ich war noch in Nebelhafen und traf zufällig den Alchemisten. Er hat mir etwas Interessantes geschenkt. Ein Adressbuch. Wenn ich das nächste mal in Solgard bin, werde ich mir Lieferscheine besorgen. Natürlich habe ich mich in Nebelhafen neu ausgerüstet - mit trockener Kleidung und bin dann mit mehr Bedacht wieder in die eisigen Schluchten der pfeifenden Einöde gezogen. Ich sollte mir merken, sie nach Möglichkeit nicht an den Klippen zu bekämpfen, sondern sie in den offenen Kampf auf freier Flur zu locken. Vor allem wenn sie in Scharen angreifen. Irgendwann wärend eines Kampfes begann es wieder zu schneien hier und hörte seit dem nicht mehr auf. Bis zum Morgengrauen könnten die gröbsten Blutfelder wieder verschwunden sein.
*Neben einer Zettel auf dem eine Kohlezeichnung zu sehen ist, und seit dem Tag in den Seiten klemmt sind folgende Randnotizen zu lesen: „8 Kisten Federn“ und „Sturmlaterne“ und „Fass Bärenblut“*
Zuletzt geändert von Rahouwa Se'lassi am 19 Nov 2024, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
- Rahouwa Se'lassi
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Re: Rou
Tag 152
Im Augenblick verweile ich in Fjellgat, hatte gerade meine Brotzeit und trink noch einen zweiten Tee, ehe ich mich an die Esse stelle. Es gibt einiges zu überlegen. Ehe ich gestern morgen in den Stollen ging, habe ich mich im Kanal nach dem schwarzen Seemann umgehört und ein paar Groschen angeboten, dafür dass es an seine Ohren gerät, dass ich ihn suche. Ich hoffe er versteht den Hinweis. Später in der Nacht als ich mein Schild ausbeulen ließ, sah ich einen Aushang vom schwarzen Troll. Morgen soll es ein Bürgertreffen in Nebelhafen geben zur 8. Abendstunde. Der schwarze Troll will wohl die Punkte geklärt haben, welche Probleme die Bürger am meisten beschäftigen, wo sie Sichterheitsrisiken in Nebelhafen sehen, welche Lösungsvorschläge wir haben und wie man als Gemeinschaft gemeinsam an den Problemen arbeiten kann.
Naja vermutlich werden viele sich darüber beschweren, dass verschiedene Gesetze nicht eingehalten werden. So grundsätzlich stört mich das eigentlich gar nicht, solange die Magier nicht anfangen großflächige Kampfmagie in Nebelhafen zu wirken, in Solgard ist das Tragen von Rüstungen oder Stäben auch nicht verboten. Andererseits gehen da die verfeindeten Fraktionen auch nicht ein und aus und drohen sich gegenseitig oder im Zweifel eben den Nebelhafenern. Mich stört schon diese gewisse Hilflosigkeit sich in der eigene „Heimat“, anpöbeln zu lassen ohne da mal schlagkräftige Argumente mit der Rückendeckung meiner Nachbarn durchsetzen zu können. Wie schnell kann da einer behaupten, man würde damit den Frieden Nebelhafens gefährden. Wo wäre da die Grenze?
Dann wären da noch die Sicherheitsrisiken. Das wird wohl sein, dass die Wachen nicht jeden dummen Geschwätz mit der größten Aufmerksamkeit verfolgen - wer kanns ihnen verdenken. Lösungsvorschläge wären wohl, die Bürger in die Verantwortung mit einzubeziehen, solange da nicht von genügend Leuten unterstützung folgt, bleibts halt so wie die Greifen das handhaben, wüsste sonst nicht was man da sonst machen kann. Der Gedanke an eine Bürgerwehr oder die Nordwacht lässt mich nicht mehr los, seid dieser Blickfang das ansprach, aber wir werden sehen, was die Leute morgen sagen.
Als ich später am Morgen in Nebelhafen war, traf ich auf meinen Goldsack, der meine Groschen wieder auffüllte.
Das Treffen heute mit dem schwarzen Troll war vor allem sättigend, ich bin noch immer am Verdauen. Im Großen und Ganzen kams so wie erwartet und dazu vor allem Gerede zu Änderungen am Dorf selbst. Interessant waren aber vor allem seine Aussagen zu dem Fischerdorf. Alles in allem verspricht Nebelhafen nur begrenzte Sicherheit. Sicherlich wird es im Dorf sicher sein, doch wer nur im Dorf sein Maul aufreisst, schafft sich sein eigenes Gefängnis. Wo der eine Teil nach Sicherheit verlangte, verlangte der andere Teil nach Rüstfreiheit für alle. Sehr gegensätzliche Wünsche wie mir schien. So wie sich mir die Zukunft darstellt, bleibt Nebelhafen ein Dorf des Handels, der Konflikte und der Freiheit. Wer nicht alleine zurechtkommt in dieser unwirtlichen Gegend, wird sich hier wohl schlecht zurecht finden auch in Zukunft. Wir liegen halt nunmal zwischen den Fronten von Solgard und Surom und auch wenn der Krieg nicht ins Dorf gebracht werden soll und die Greifen dafür Sorge tragen wollen, fängt er doch mehr oder minder vor den Toren wieder an. In Anbetracht der suromesischen Präsenz und Kampfbereitschaft eigentlich ein Grund mehr, sich nicht mit Surom anzulegen. Wär das Nest nur nicht so vollgestopft mit größenwahnsinnigen Fanatikern.
*Randnotizen: „Mehr Federn!“ und „Holz“ und „Ephrael Stern/40 Taler“*
- Rahouwa Se'lassi
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Re: Rou
Tag 153
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Als ich zum Abend durch Nebelhafen streifte, las ich einen Aushang über eine Schatzsuche. Ich hatte mich ausgerüstet und wollte meinen Meister aufsuchen, doch auf der langen Strecke ging mir Goa durch und ritt in den Wald nahe dem Sternpfad. Als ich ihn gebremst bekam, sah ich mich um und die magische Feder. Ich war ein wenig irritiert, zum einen die magische Feder hier anzutreffen und zum anderen, warum Goa mir durchging, das tut er normalerweise nicht. Ich entschied mich abzusteigen und Goa ruhe zu gönnen, und noch ehe ich etwas weiteres als einen Gruß sagen konnte, waren plötzlich soviele Leute da. Eh ich mich versah, stand ich in einer Meute Suromesen oder jenen die gut als ihre Verbündeten durchgingen. Dazwischen ein bläuliches gedrungenes Wesen, dass wohl der Urheber war, des Auflaufs war, so wie ich das mitbekam.
Ich war ziemlich überfordert mit dieser Menge und froh als ich die Kommandantin hinter mir erkannte und damit ein bekanntes Gesicht. Ich stellte mich zu ihr und machte dann zwei Fronten aus die sich gebildet hatten. Ich sah die goldene Chimäre meines Meisters zwischen dem Unterholz, doch so ganz konnte ich dem Gerede nicht folgen. Ich hörte nur verschiedene Parolen der Fanatiker Suroms, es war so laut, dass ich das Gefühl hatte meine eigenen Worte würden mir von den Lippen gerissen, dazu das pfeifen des Windes. Dann lichteten sich die Front an der ich meinen Meister sah und plötzlich war wieder ein riesen Tumult. Das kleine blaue gedrungene Wesen rannte durch die Menge und viele ritten ihm gar nach, verfolgten es… Plötzlich sah ich den nordischen schwarzen Wolf, ich war zuversichtlich, dass es ähnlich sein würde, wie dem Scharzmützel als der Clan der Drachenklaue anladete. Als ich mich das nächste mal umsah, sah ich neben mir goldenes Schild und ich beschloss ihm einfach zu folgen, nachdem ich den nordischen Wolf wieder aus den Augen verloren hatte und dabei blieb es dann auch. Ich fand mich in dunklen Gewölben wieder, Dämonen und ihre Brut lauerten hier, doch um einiges widerstandsfähiger als in der Ascheebene. Immer wieder hörte ich Parolen der Fanatiker, obwohl sich meine Truppe absetzte. Immer wieder rollten sie wie eine Lawine von hinten an. Der Truppe der ich folgte bestand etwa aus einem halben Dutzend, auch wenn wir von der Menge der Fanatiker immer wieder wie ein Wassertropfen in einem Rinnsal aufgesogen wurden, konnten wir uns immer wieder absetzten. Ich war zu sehr damit beschäftigt die Dinge im Auge zu behalten, da ich immer mal wieder in die chaotische Magie jener geriet. Mein Adrenalin pumpte durch meinen Körper, als ich sah, dass wir uns aus den dunklen Gängen auf eine Ebene zubewegten, in welche die Gänge mündeten.
Dann war der Durchgang zugemauert, und ich sah einem gigantischen Balrog entgegen. Das war kein normaler Dämon mehr, nichtmal einer der Fürsten, der war riesig. Erst als seltsam feurig glimmende Kugeln uns verfolgten - und bei allen guten und schäbbigen Geistern, die taten verdammt weh - verstand ich was hier passierte. Die Suromesen studierten den Gegner, ehe sie dann mit einer Menge von 2-3 Dutzend Mann stürmten und angriffen. Das war zu einem Zeitpunkt als ich mich zurückgezogen hatte in eine Niesche. Ich hab einige Brandwunden abbekommen und war dabei mich zu Bandagieren.
Als dieses Untier aus der Hölle erlegt war, fing das Palaver wieder an. Wieder klangen die Parolen durch die Gänge, mir war speihübel davon. Ich sah wie … Jemand dem Balrog einen Arm abhackte, hörte immer wieder die gierigen Rufe nach dem Schatz. Es war, als wären sie geisteskranke Irre, die nicht wissen wo sie hin sollten und die ganze Zeit „Meins, meins, meins“ kreischen, was ihnen etwas erbärmliches verlieh. Doch sollte ich nicht vergessen das Mitleid bei denen Fehl am Platz ist. Sie scheinen wirklich irre zu sein.
Irgendwann sah ich, dass die geborgene Schatztruhe unbewacht war, das war nachdem der schwarze Priester mit Dutt auf dem Schädel rief: „Tötet ihn!“ und alle dem kleinen gedrungenem Wesen folgten. Ich griff mir meinen Obulus, einen Kristall der 6. Ordnung und eine handvoll Groschen. Wohl zum rechten Zeitpunkt, es dauerte nicht lange bis sie zurück waren und der schwarze Priester wieder Parolen rief. Seinen Fuss auf die Kiste stellte, kurz posierte und dann wieder weiter rannte. Ob irgendjemand von ihnen zu diesem Zeitpunkt bei einem halbwegs klaren Verstand war? Es schien mir nicht so und es drängt sich mir der Gedanke auf, dass sie es womöglich selten bis gar nie sind. Wo war ich da nur reingeraten?
Ich folgte meiner Truppe zurück nach Nebelhafen und verabschiedete mich dann. Noch waren meine Erinnerungen klar und ich zog mich zurück eine Zeichnung anzufertigen. Dann holte ich Goa und trieb ihn an. Mein Ziel war es meinen Meister zu finden. Einige dieser Fanatiker kamen mir entgegen. Selbst in der Wüste glaubte ich den Dutt des schwarzen Priesters zu sehen, war mir dessen aber unsicher. Als ich endlich die Bank Solgards erreichte, war ich heilfroh, aber noch immer etwas verstört. Da war mein Meister. „Ich hoffe die Schatzsuche war erfolgreich für dich…“ Das war alles was er sagte, ehe er in die magischen Wege betrat. Nach all den Tagen, nach „diesem“ Tag, war das alles. Ich hatte nicht mal Zeit, zu offenbaren, dass ich ihn suchte. Auch ich öffnete mir die magischen Wege, kehrte zurück und lies Goa ziellos dahin trotten. Ich hatte ihm heute viel abverlangt.
Jetzt sitz ich hier in meinem Versteck und kann selbst jetzt, wo ich alles niedergeschrieben habe, kaum einen klaren Gedanken fassen. Am liebsten würde ich mich von all dem hier abwenden und nie wieder die Augen dieser Welt öffnen. Doch alles was mir in den Sinn kommt, wäre nur eine feige Flucht vor dem Leben. Alles in mir sträubt sich zu glauben, was ich heute gesehen und erlebt habe. Und doch sind die Erinnerungen da, kalt, eisern, erschütternd.
*Randnotizen: „Die Verneinung der Angst ist der Mut zum Leben und Sterben“ und „Der schrille Weg“*
- Rahouwa Se'lassi
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Re: Rou
Tag 157
Ich hab mich nach dem Ereignis vor vier Tagen, wie üblich zum Ende eines Wochenlaufs zurück in den Wald verzogen. Unüblich ist, dass ich diese Zeit im Wald verlängere und so sitz ich hier am Lagerfeuer und lausche dem Knacken des Holzes im Feuer.
Gerade hier in den Eiswiesen umarmt einen der Frost nicht nur in der Nacht. Ich bin zwar regelmässig in Fjellgat auch, doch hab ich mich nicht lang genug für Palaver aufgehalten. Mir fehlt im Augenblick irgendwie der Antrieb zurück in diese Welt, wo es jedem nur nach Macht und der Demonstration dieser giert. Ich bin mir sicher, dass es nicht an dem Ereignis vor vier Tagen liegt, denn heute schau ich schon gelassener auf diese Erinnerungen. Wenngleich sie immer noch verstörend sind, doch das waren die Schattentänzer dieser Welt schon seit meiner Ankunft - Alle und auch die Lichttänzer stehen ihnen nicht nach, wenn ich bedenke mit was für einer verhemenden Engstirnigkeit, sie für sich Wunder erklären, die sie bei anderen als Frevel ausrufen oder aus ihren Reihen auszuschließen scheinen, wenn man über den Tellerrand hinweg blickt. Aber ja das meiste ist zum Glück nur durch Hörensagen an meine Ohren gelangt und eigentlich sind sie weit weg und es interessiert mich nicht - ebenso wenig wie das Rumtoben der Schattentänzer.
Naja viele Worte, eigentlich kann ich die Erlebnisse vor vier Tagen nicht ganz ausschließen. Es ist schon erdrückend, wie wenig Raum dieses ganze Theater hier auf der Welt lässt, aber das kann man nunmal nicht ändern - in ChuXi war es wohl ähnlich, wenngleich wir hinter den Mauern nicht das ganze Ausmaß mitbekamen. Dennoch, auch wenn ChuXi eine eiserne Fessel in meiner Erinnerung darstellt, dort ging es nie um den Glauben - es war immer nur und ausschließlich Macht, um die es ging und dort hatte ich Tesfaye und Ruta, auch wenn Ruta sich schnell zu integrieren versuchte, was blieb ihr auch übrig, es war das Land ihrer Väter. Dennoch ich hatte Tesfaye, meinen Bruder, meinen Verbündeten. Tesfaye der es mir schließlich auch ermöglichte, dieses grausame, alles beherrschende Land zu verlassen und in das Land meiner Väter zu reisen.
Hier hatte ich auch einen Verbündeten, doch er ging fort.
Ja, jetzt schreib ich es doch. Er fehlt mir.
Naja mir bleibt eh nichts anderes übrig, als die nächsten Tage wieder zurück nach Nebelhafen zu reisen, ich hab noch die Reichtümer von weißer Raupe.
Ich sollte in Betracht ziehen, mir ein Beispiel an dem Blickfang zu nehmen. Ich habe mich bereits gegen den schrillen, lauten Weg entschieden. Wer weiß, ob ich überhaupt noch einen Meister habe. Der Glaubenskrieger versuchte mir zwar Mut zuzusprechen und beteuerte, dass er sicher nur von der Situation genervt war, was ich auch irgendwie verstehen kann. Auch in seinem Dunstkreis geschehn zur Zeit Dinge, die sicherlich nicht die Erfreulichsten sind. Naja die Zeit wird’s wohl zeigen, wohin das Leben mich führt.
*Keine Randnotizen*
- Rahouwa Se'lassi
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Re: Rou
Tag 158
Zur Zeit bin ich vermehrt vor dem Morgengrauen wach. Nachdem ich einigen Leuten in Nebelhafen half, die von ihrem Arbeitsplatz nicht fort können, führte mich Goa zu den Trollschluchten. Ich traf diesen und jenen, aber die meisten waren mit eigenen Dingen beschäftigt. Später war ich im Wald unterwegs, ehe ich mich ans Feuer in Nebelhafen zurück zog für einen heißen Tee. Meine Wege werden mich heute noch nach Fjellgat führen, ehe ich mich morgen vor dem Zwielicht wieder aufmache. Langsam merke ich, wie ich wieder zu meinem inneren Gleichgewicht finde. Seit ich mich entschlossen habe, dem stillen Pfad zu folgen und mit dem zufrieden zu sein, was ist, kehrt wieder Ruhe in die Flammen meines Herzens.
*Randnotizen: „Die Zeit des Todes kam für mich plötzlich, aber ich sollte nicht so überrascht sein. Diese Zeit hat sich angekündigt, hätte ich nur mehr auf die Zeichen der Zeit geachtet.“*