Ma'el

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Ma'el
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Ma'el

Beitrag von Ma'el »

Prolog
 
Die Rauchwolken des brennenden Waldes verzogen sich allmählich. Vorsichtig näherte sich eine hungrige Kreatur. Hilfloses Fleisch... noch warm... Beute! Hüpfend näherte sich das schwarzgefiederte Wesen dem regungslosen Körper, der in den qualmenden Überresten des zerstörten Dschungels lag. Das Festmahl könnte beginnen. Abschätzend funkelten die Augen der alten Krähe den stillen, rußgeschwärzten Körper an.
 
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Die Augen der Gestalt, die vor ihr lag, waren geschlossen und unberührt. Ein einzelner Flügelschlag trug sie schwungvoll zu dem jungen Körper hinab. Der harte, scharfe Schnabel zuckte dem köstlichen lebensspendenden Fleisch entgegen, doch im Bruchteil eines Augenblicks zuckte der Körper, eine rasche Bewegung – das Knacken von Knochen durchbrach die Stille, und ein Leben erlosch.

Azurblaue Augen öffneten sich plötzlich und starrten verwirrt in den dunstverhangenen Himmel. Ein Schauer lief durch Ma'el, als sein Atem sich mit einem kehligen Keuchen füllte. Ein Atemzug... dann noch einer. Sein geschundener, sehniger Körper versuchte, sich aufzurichten, doch die Erschöpfung zwang ihn auf die Knie. Allmählich kehrte die Lebenskraft in ihn zurück, doch seine Gedanken waren noch leer und von Dunkelheit umhüllt.

Ma'el blickte benommen auf den toten Vogel vor sich, dessen Leib leblos und schwer in seinen Händen lag. Mit einem müden Seufzer ließ er die Krähe zu Boden fallen. Was... was war nur geschehen? Dunkle Schatten von Erinnerungen flackerten in seinem Kopf auf: Eine große Gefahr, allumfassende Hitze, die ihn verschlang. Sein Blick fiel auf seine Hände, die mit getrocknetem Blut und Erde bedeckt waren. Die Haut war gespannt, an manchen Stellen versengt, als hätte er inmitten der Flammen gestanden. Unbewusst ballte er die Faust, spürte das dumpfe Ziehen in den Muskeln. Sein Körper hatte überlebt, irgendwie, während sein Verstand noch in der Dunkelheit weilte.

Warum lebte er noch? Wo waren die anderen? Seine Gedanken wirbelten chaotisch umher, während er versuchte, sich zu orientieren. Doch nichts war da – keine Stimmen, keine Gesichter, die er erkennen konnte. Nur Leere und die zerstörte Wildnis um ihn herum. Niemand, der ihn suchte oder rief. Allein. Der einst dichte Wald um ihn war nun nur noch ein verkohltes, stilles Grab, das wie ein trostloses Denkmal seiner Vergangenheit wirkte. Die rußgeschwärzten Bäume ragten wie zersplitterte Knochen in den Himmel, der Dunst trübte die Sicht, und der süßliche Gestank von verbrannter Vegetation hing schwer in der Luft.

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Erschöpft sackte er zu Boden, seine Beine konnten ihn nicht länger tragen. Er ließ den Kopf sinken, während seine Gedanken mit der Dunkelheit kämpften, die sich über sein Bewusstsein legte.
  
"Im Herzen der Erde schlägt die Magie,
jedes Wort ein Samen, jeder Gedanke ein Keimling.
Nur wer mit den Wurzeln flüstert, kann die Zweige der Macht lenken.
Webe mit Bedacht, denn jeder Windstoß lenkt den Fluss der Geister."
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