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Der Untergang der Neuen Welt

Verfasst: 02 Okt 2024, 21:08
von Teana/Juliane/Dariel
Nur die Stille allein war ihre Begleitung an diesem Abend. Einige hundert Jahre waren an ihr vorbeigezogen, seit sie das letzte Mal in Konzentration versunken, mit Büchern an einem Arbeitsplatz saß.
Die Dunkelheit erlaubte keine Besucher, keine fremden Werke oder das Entdecken neuer Orte. Sie wurde sich selbst überlassen und war selbst die Federführerin, die Erfinderin ihrer Welt. Nur sich selbst konnte sie dort in dieser tiefen und unbekannten Sphäre entdecken.
Dort hätte sie nie daran gedacht, dass sie je wieder an einem Schreibtisch säße, um Bücher studieren zu können. Die Erinnerungen an diese vergangenen Zeiten, zauberten ihr ein schmales Lächeln ins Gesicht. Denn so viel anders war es gar nicht. Es waren ihre eigenen Werke, die sie betrachtete. Werke, die jedoch schon so weit in der Vergangenheit lagen, dass ihr Grund und Zweck irgendwo in einer staubigen, seit langem nicht betretenen Ecke ihrer Erinnerungen lagen.

Nexus hatte sich versammelt, um über die Geschehnisse in dieser neuen Welt zu sprechen. Doch das Treffen – der Austausch zwischen den Mitgliedern und solchen, die als Freunde angesehen wurden – war anders als Juliane es damals von der Gemeinschaft des Equilibriums kannte. Sie versteckten sich nicht im Schatten, machten kein Mysterium daraus, wer sie waren oder was ihre Ziele waren.
Ein jeder von den übriggebliebenen wusste, welcher der eigene, unverkennbare und passierbare Weg war. Mor’dan war immer noch die Fackel in der Dunkelheit, an welche Juliane zu glauben vermochte. Selbst nachdem sich der Weg, auf dem sie sich befanden, geändert hatte.

Da gab es jemanden, der dem Nexus in den letzten Mondzyklen näher und näher gekommen war. Eine durchaus wortgewandte sowie aufmerksame Persönlichkeit, die von der neuen Welt und seinen Erlebnissen darauf berichten konnte.

So kam es dazu, dass er – Gryff Gansbar-, einen Einfall äußerste, der plötzlich Julianes Vergangenheit in den Vordergrund gezogen hatte.

»Etwas hätt' ich noch. Ich würd' gern Kontakt zu jemand herstellen, der sich mit Untoten auskennt. «
Auch wenn bereits hinter dem sichtbaren Horizont gelassen, traf sie diese Anfrage wie ein Schlag. Erneut hatte sie das Gefühl, dass ihr Herz in diesem Moment aufgeben wollte. Doch es war nur die Zeit, die in diesem Moment scheinbar anders vergehen mochte.
Sie musste an die Lehren der Nekromantie, ihren Lehrmeister Mortanius, den Sultan Daray Aidan und die Dunkelheit zurückdenken. So viele Geschehnisse, die sie und Teana die letzten 20 Jahre begleitet hatten und die Vergangenheit schien ihr nun näher denn je.
»Oder um's präzise zu sagen: Ich will einen Geist beschwören. Ich weiß nicht, wie einfach das ist. Aber ich hab' mal gelesen, dass man mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen kann. Weiß nicht, ob's ein Märchen ist. «
Juliane stand zu sich selbst und dazu gehörten alle Teile, die von den flüchtigen Fingern der Zeit berührt worden waren.
»Ich will eine Leiche vom Friedhof befragen, was hier für den Untergang der Insel gesorgt hat. Oder ... irgendwas, was mir weiterhilft die Geschichte dieses Ortes zu verstehen. «

Also willigte sie ein, begab sich in die Bibliothek des Nexus‘ und suchte dort nach ihren eigenen, alten Schriften. Sie waren besser erhalten als sie zunächst gedacht hatte. Die Reise in diese neue Welt hatten sie tatsächlich überwunden. Sie war Mor’dan und Teana dankbar dafür.
Ein Blick durch das gläserne Fenster verkündete ihr erneut den Fluss der Zeit. Das gedämpfte Sonnenlicht würde nur noch wenige Augenblicke verweilen und wurde bereits fast völlig vom sich auftuenden Nebel verschlungen, welcher langsam aber sicher über Nebelhafen hereinbrach.

Und doch fand sie wonach sie gesucht hatte. Vor der Vergangenheit davonzulaufen würde sie nicht zum ersehnten Erfolg - dem ewigen Ausgleich auf der Suche nach sich selbst - führen.
 

Lingua Umbra beschreibt die Bewerkstelligung der Öffnung eines Kanals in eine benachbarte Ebene, um dort mit einer Existenz kommunizieren zu können. Diese Form des Lingua Umbra ist für die Kommunikation mit Wesen gedacht, die ehemalig in der Existenzebene der Sterblichen verweilten – das Gespräch mit Vergangenen.

Die Reagenzien sind dabei entscheidend für die Identifizierung von Ausgangspunkt und Ziel und tragen neben dieser Kanalisierung zum arkanen Transport der Botschaft bei.

Nachtschatten
Giftig und tödlich. Für einen geübten und erfahrenen Anwender ist dieses Reagenz keine Notwendigkeit. Je nach Körpergrößte und Gewicht sollten höchstens drei Knospen des Gewächses in den Händen zerrieben werden, um eine Vergiftung zu verursachen. Die Schwelle zum Tod erleichtert den Aufbau zur benachbarten Ebene. Daher ist es ratsam ein passendes Gegenmittel mit sich zu führen.

Schwarze Perle
Belebt den Fluss der Kommunikation zwischen den Ebenen in Gange und sorgt dafür, dass Worte und Gedanken in wechselseitigem Austausch durch die Ebenen wandern können.

Die schwarzen Perlen werden im Laufe des Zaubers brüchig und werden auseinanderfallen, bis nur noch Staub von ihnen übrig ist. Daher wird die Aufrechterhaltung des Zaubers neben den Energien des Bewanderten auch von der Menge und Qualität der Perlen abhängig sein.
Auch dient es als Identifikator für die sterbliche Ebene und symbolisiert gleichzeitig den Fluss des Lebens. Sollte diese arkane Formel außerhalb der sterblichen Ebene verwendet werden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nach einer Alternative gesucht werden müssen.
Je nachdem wie sehr sich das zu erreichende Wesen gegen die Kommunikation sträubt, fällt die Menge der schwarzen Perlen aus.
Für die Kommunikation mit einem ehemaligen Menschen reicht etwa eine Perle aus, um die Kommunikation für fünf Minuten aufrechtzuerhalten. Für die Kontaktaufnahme mit Mortanius Arthemias Varatum war eine Hand voll Perlen notwendig.
Spinnenseide
Sie öffnet die Verbindung zwischen den Ebenen und erlaubt die Wirkung der schwarzen Perle. Längst Spinnenwesen werden nachgesandt, telepathische Kontaktaufnahme mit sterblichen Wesen vollzogen zu haben. Selbst in den kleinsten und unscheinbarsten dieser Wesen haust diese Kraft, die auch noch in der Spinnenseide äußerst stark vorhanden ist. Während der Ausführung der arkanen Formel verliert die Seide ihre natürliche Stabilität und löst sich auf.

Knochen
Der Wegweiser, wohin die Kommunikation führen soll. Ein simpler Knochen als Kommunikationsmittel wird nicht ausreichen. Der Knochen muss ein Teil des verstorbenen Wesens sein, mit welchem kommuniziert werden soll. Befolgt man alle anderen Regeln der Regnzeirien und beobachtet keine Zersetzung der schwarzen Perle, ist das genannte Wesen entweder nicht tot oder befindet sich in einer anderen, unbekannten Ebene. Hierfür müssten die Regnzeirien dementsprechend angepasst werden.
 
Der Circulus Magicae in seiner Gänze muss eine geschlossene Einheit bilden, um die Kräfte der Reagenzien und des Benutzenden zielgerichtet kanalisieren zu können.
Die Runenzeichen der Worte der Macht wirken verstärkend und bekräftigend. Je nachdem in welche Existenzebene man Kontakt aufnehmen möchte, wird es eine verstärkende Wirkung haben, wenn der arkane Zirkel mit dem Blut des anzurufenden Inkripziert wird. Kleine Mengen sind hierbei völlig ausreichend.
Für Zauber in andere Existenzebenen und die Kontaktaufnahme anderer Wesen, wird auch dieses Reagenz angepasst werden müssen, um eine verstärkende Wirkung herbeiführen zu können.
Gen Norden muss das Zeichen Por angebracht werden, welches für den Austausch steht. Gen Süden, mit der gegenüberliegenden, sich schließenden Seite, muss das Zeichen Wis angebracht werden.
Zwischen den beiden, im Westen und im Osten, werden die Zeichen für Corp und Mani angebracht und repräsentieren die beiden Entitäten, die einen Austausch vollziehen möchten. Corp für den Toten und Mani für den Lebenden.
Sollte das anzurufende Wesen nicht etwa tot sein oder einen ähnlichen Status erreicht haben, wird Corp nicht zum Ziel führen und die Formel muss angepasst werden.
Mittig wird das Zeichen Rel angebracht, welches den fortwährenden Kontakt zwischen den beiden Entitäten im geschlossenen Zirkel aufrechterhalten wird und das so lange bis die arkanen Kräfte des Anwenders oder die Reagenzien aufgebraucht wurden.

Doch Vorsicht – der Zauber mag nur für die Kommunikation zwischen Ebenen gedacht sein und doch ist eine Öffnung der Ebenen notwendig.
Die falsche Aufzeichnung des Circulus Magicae, die falsche Verwendung der Reagenzien oder aber unzureichende Kanalisierung der arkanen Kräfte, kann und wird zum Fehlschlag führen und dieser wird unschöne Effekte mit sich bringen.


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