Möge das, was du schätzest, sicher sein...

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Sheridan
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Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Für einen Moment war vor den grünen Augen der Rothaarigen alles verschwommen, als sie diese aufschlug. Wo war sie? Auf jeden Fall nicht mehr vor dem Lagerfeuer in der Holzfällersiedlung. Das sie dort zusammengebrochen war, war das letzte woran sie sich erinnerte.
Der Blick wandere umher. Klarte langsam auf und vor sich konnte sie so etwas wie Zeltplanen ausmachen. Nach einigen weiteren Atemzügen versuchte sie sich aufzusetzen, was sie aufkeuchen ließ. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper.

Automatisch ließ sie sich wieder nach hinten auf das wenig gemütliche, aber praktische Krankenbett sinken. Und nur wenige Momente darauf war auch schon die blonde Wanderheilerin neben ihr, die sich jetzt schon seit geraumer Zeit mit ihrem Heilerwagen in der Siedlung niedergelassen hatte.

„Ihr seid wach, das ist gut. Aber ihr solltet euch noch nicht anstrengen. Ihr seid schwer verletzt und habt viel Blut verloren.“ Die Stimme der Heilerin klang zwar freundlich, aber bestimmt. Sie würde es nicht zulassen das ihre Patientin sich überanstrengte nachdem sie diese vermutlich vor dem tot gerettet hatte. Nach einem kurzen Wortwechsel hatte Sheridan zumindest erfahren, dass sie wohl jemand vor dem Lagerfeuer aufgesammelt hatte. Wer es war, konnte oder wollte die Heilerin ihr nicht sagen. Vielleicht war es eine der Wachen gewesen, die ihr nicht zu Hilfe geeilt waren?

Wer auch immer ihr geholfen hatte, sie hatte dadurch überlebt. Oder zumindest war sie aktuell am Leben. Mit ihrem Bewusstsein breitete sich auch der Schmerz in ihrem Körper aus, den die Wunde verursachte. Momentan nahm sie die Anweisung der Heilerin gerne wahr, sich erst einmal zu schonen.

Während ihr Körper ruhte, versuchte ihr Geist jedoch an das Geschehene zu erinnern. Was… oder wer war ihr eigentlich überhaupt passiert? Und wie lange war sie nicht bei Bewusstsein gewesen?

Sie erinnere sich noch wie sie in Gedanken am Lagerfeuer gesessen hatte. Sie hatte in der letzten Zeit oft versucht ihre innere Ruhe wieder zu finden. Dafür hatte sie sich wieder einmal von den Menschen entfernt, die sie kannte. Sie hatte keine Ahnung, wie es jenen ergangen war… oder ob überhaupt noch einer von ihnen in der Nähe war. Sie wünschte es sich ein wenig… aber spielte es eine Rolle?

Während sie ihren Gedanken nachging, hatte sich etwas in der Umgebung verändert. Vermutlich war es nur Einbildung gewesen. Aber es war plötzlich stiller um sie herum geworden ehe diese Stille von einem lauten Heulen durchbrochen wurde. Wölfe im Wald waren nichts Ungewöhnliches. Sie gehörten sogar viel eher in diese Umgebung als ihre eigene Art. Der Mensch war gewohnt sich überall breit zu machen. Sie hätte sich auch nicht weiter mit dem Geräusch beschäftigt… wäre nicht plötzlich ein grauer, mannshoher Wolf knurrend in ihrer Nähe aufgetaucht.

Allerdings waren ihre Erinnerungen verschwommen. Sie mussten verschwommen sein. Das woran sie sich erinnerte konnte einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Und ganz sicher würde sie jeder für durchgeknallt halten, dem sie von einem Wolf erzählte, der auf zwei Beinen gehen konnte und die menschliche Sprache benutzen konnte.

Sheridan hatte sich anfänglich nicht gewehrt. Sie hatte gehofft der Wolf hatte sich lediglich verirrt und würde wieder verschwinden, wenn sie nur zeigte, dass sie ihm nichts Böses wollte. Allerdings hatte er ihren Tod gewollt. Er hatte seinen Hunger stillen wollen. Irgendwie hatte sie es geschafft ihren Dolch zu ziehen und sich zu wehren. Aber vorher hatte er sie schwer verletzt.

Jetzt würde sie erst einmal ruhen. Sie wollte schnell wieder auf den Beinen sein. Aber so wie sie sich im Augenblick fühlte, könnte es länger dauern als ihr lieb war, bevor sie sich erholte. Sie würde über ihre Erinnerung stillschweigen bewahren. Vor allem war sie sich noch unsicher, ob sie sich Klarheit über diese Begegnung verschaffen wollte sobald sie wieder auf den Beinen war oder ob sie einfach nur froh darüber sein wollte noch am Leben zu sein.
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Die Rothaarige fühlte sich immer noch absolut elend und schwach. Sie hielt es allerdings einfach nicht mehr weiter aus nur in dem Bett zu liegen. Treasa, die Heilerin und auch der Doktor hatten sie kritisch angeschaut als sie verkündet hatte, sie müsse unbedingt spazieren gehen. Zwar hatten sie es ihr schlussendlich erlaubt, aber nur unter der Bedingung, dass sie sich in der Nähe aufhielt solange sie allein war.

Aber das war aktuell auch vollkommen in Ordnung für sie. Sie hatte es sich nun doch in den Kopf gesetzt, dass sie sich die Gegend um das Lagerfeuer einmal genauer anschaute. Durch die Verletzung hatte sie jedoch einiges von ihrer gewohnten Konstitution eingebüßt. Sie war schon des Öfteren verwundet gewesen. Auch durchaus schon schwerer verletzt. Sie hatte jedoch nie das Gefühl gehabt so sehr mitgenommen zu sein. War sie doch schwerer verletzt worden, als die Heiler es ihr erzählt hatten?

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte Sheridan endlich ihr Ziel. Die Strecke war zwar nur kurz, aber sie hatte immer wieder mal innehalten müssen um sich abzustützen und durchzuatmen. Einige Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet und sie fühlte sich fiebrig. Allerdings redete sie sich ein, dass das durch die Anstrengung kam. Mit ihrer Verletzung konnte sie es sich nicht noch leisten weiter zu erkranken. Sie hatte die Begegnung und den Blutverlust überlebt. Dann durfte sie es jetzt nicht zulassen, dass sie eine zusätzliche Krankheit dahinraffte.

„Beruhig dich. Alles ist in Ordnung“, die Worte redete sie sich selbst ein. Sie musste sich einfach Mut machen und durfte jetzt nicht den Verstand verlieren.

Um das Lagerfeuer herum wirkte es Idyllisch wie sonst. Zumindest fast. Einige rötlichbraune Flecken konnte man noch wage ausmachen. Es hatte anscheinend noch keinen Regen gegeben, der die Spuren vollkommen weggewaschen hatte. Der größte Fleck war dort, wo ihr Kampf ums überleben stattgefunden hatte. Einige weitere Flecken führten von diesem Weg, verloren sich aber recht schnell oder sie konnte sie einfach nur nicht ausmachen.
Der Dolch mit dem sich die Rothaarige verteidigt hatte war auch nicht mehr hier. Entweder hatte ihr Retter ihn mitgenommen oder jemand anderes hatte nun Freude daran.

Als Sheridan sich die Flecken auf dem Boden nochmal genauer ansehen wollte verschwamm die Welt für einen Moment vor ihren Augen. Das kleine Stückchen Weg hatte sie überanstrengt. Sie würde zurückgehen. Weiter ruhen. Aber gleichzeitig hatte sie sich vorgenommen, gegen diese Schwäche zu kämpfen. Sie wollte jeden Tag zumindest ein wenig aus dem Bett fliehen. Und sie betete inständig darum, dass ihr dies auch gelingen würde.
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Mahribar
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Mahribar »

Ruhig war es geworden, in den Wäldern rund um die Holzfällersiedlung. Lang schon war Mahribar nicht mehr hier oben, sondern hielt sich in seinem Revier in der Wüste auf. Doch irgendwie zog es ihn heute in den Norden - tief in den Wald.
Die Ruhe hier, diese Einsamkeit - wohlig fühlte es sich an, einmal nicht gegen die Wut im Inneren mit aller Kraft ankämpfen zu müssen.
Er ist warlich schon seit Ewigkeiten kein Welpe mehr, doch ist das Dasein als Werwolf noch immer ein täglicher Kampf mit ihm, dem Wolf.

Auf der Suche nach einigen Kräutern streifte er durch den Wald. Schnell füllte sich sein Beutel mit frischen Paraphernalien.
Hier und da standen auch wilde Heidel- und Erdbeersträucher herum, von denen er genüsslich aß. 
Bis zu dem Augenblick, als die Pranke des Bären in ihm einschlug. Die Ruhe war trügerisch und Unaufmerksamkeit stellte sich ein.
Wohl deshalb bemerkte er den aggressiven Bären nicht, der ihm nach dem Leben trachtete. Die Wunde verschloss sich schnell, binnen weniger Herzschläge war nichts mehr zu sehen, als einem zerfetzen Hemd und einigen Bluträndern, doch sogleich war es mit der Ruhe vorbei. 
Schnell übernahm der Wolf wieder die Kontrolle, die Wut kochte in ihm auf und der Prozess der Verwandlung stellte sich ein.
Die Knochen barsten hörbar, das Fell sprieste und Gestalt des Magus nahm schnell die seiner animalischen Seite ein.
Es war ihm damit ein Leichtes, den Bären regelrecht zu zerfetzen, doch war es nun auch vorbei mit innerer Ausgeglichenheit und Ruhe.

Nun war es wieder da, dieses Verlangen zu töten. Lang schon hatte er, außer einigen Tieren die ihm als Nahrung dienten, etwas oder jemanden gerissen, einfach nur weil er es wollte.
Es war an der Zeit, diesem Verlangen wieder einmal freien Lauf zu lassen. Die Holzfällersiedlung war nicht weit, und sicher würde er dort wieder einen naiven Menschen finden, der der Meinung war, dort sicher zu leben. Er würde ihnen das Gegenteil aufzeigen ...

Zielgerichtet führte ihn sein Weg zum Lager, nicht ohne noch ein Heulen auszustoßen, seine Beta's und Gamma's zu sich zu rufen, welche sich auch schon bald um ihn versammelten. Selbst der Wald um sie herum kündete davon, dass sich Unheil anbahnen würde.
Alle Tiere, Kleine und Große, nahmen die Beine in die Hand und sahen zu, dass sie so viel Abstand zwischen die Wölfe und sich brachten, als nur möglich.

Am Lager angekommen, dauerte es auch nicht lang, bis die Witterung mehrerer Menschen aufgenommen wurde. Die Meisten der dort Ansässigen hatten gelernt, die Vorzeichen zu deuten. War es doch nicht das erste Mal, das der nachtgraue Wolf und Sein Rudel in das Lager einfielen, wenn auch es nun schon einige Zeit her ist, dass er sie das Letzte Mal besuchte.
Diese einfältigen Menschen - verbarrikadieren sich in ihren Häusern. Selbst die Wache, welche dieses verschlafene Nest bewachen sollen, zogen nur den Kopf ein und hofften, dass sie die heutige Schicht überleben würden.

Doch da war diese Fährte, die so gar nicht nach Angst und Verzweiflung roch. Ein neuer Bewohner der Siedlung? Oh, er oder sie würde es bereuen, sich hier nieder gelassen zu haben, wenn er oder sie im nächsten Leben sinniert.
Leichte Beute würde er niemals ausschlagen und so zog er diesen Geruch tief in die Nase und pirschte sich im Schutz der Schatten der Bäume weiter an das lager heran.
Am Feuer saß sie da, das naive Menschenweib, nichtsahnend dass dies ihr letzter Tag auf der Insel, nein im Leben sein würde.

Noch einmal legte der Alpha den Kopf in den Nacken, und stieß einen markerschütternden Heuler in die Nacht, ehe auch schon sein Rudel um ihn herum in dieses Heulen einstimmte, ehe er aus dem Schatten trat und sich in einiger Entfernung vor der Menschenfrau in voller Größe aufbaute. Seine Begleiter umringten sie indes sofort, nur auf den Befehl des Alpha's wartend, die Frau zu strecken.
Geifer, gemischt mit dem Blut des Bären rann ihm aus dem Maul und sammelte sich in einer kleine Lache am Boden.
Und scheinbar dämmerte es nun auch dem Menschenweib, dass sie in Schwierigkeiten steckt.

Vorsichtig erhob sie sich von ihrem Stamm, auf dem sie gesessen hatte, und richtete den Blick hin zum nachtgrauen Wolf. Was mag das Wohl für ein Anblick sein? Ein Wolf im Schultermaß bis Bauch eines normal gewachsenen Menschen, der dich anstarrt als wäre es dein letzter Tag.
Natürlich wanderte ihre Hand direkt an den Knauf ihrer lächerlichen Menschenwaffe doch das beunruhigte den Wolf in keinster Weise.
Scheinbar war das hier wirklich ein Exemplar ihrer Art, das noch nie auf Einen der Seinigen getroffen war, sonst wüsste sie doch, dass sie mit ihrem lächerlichen Zahnstocher lediglich sein Gebiss reinigen könne.
Und doch versuchte sie Haltung zu bewahren ... Das gefiel Mahribar. Dies würde wohl tatsächlich eine Jagd werden, anstatt eines langweiligen Blutbads.
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Ihr Gefühl, dass sie gehabt hatte, war nicht einfach nur die Anstrengung gewesen. Ihre Körpertemperatur war nicht nur ein wenig erhöht, sondern sogar war zu einem ausgewachsenen Fieber geworden. Sie hatte sich die halbe Nacht auf dem kleinen Krankenbett hin und her gewälzt und die Laken waren klamm durch ihren Schweiß.

Trotz ihres benebelten Geistes waren ihr die besorgten Blicke der Heilerin und des Doktors nicht entgangen nachdem sie von einem nicht wirklich erholsamen Schlaf erwacht war. Sie hatte wieder dieses Wesen vor Augen gehabt, dass eindeutig ihrer Einbildung entspringen musste. Halb Wolf und halb Mensch. In dem Fiebertraum hatte seine Pranke ihren Hals fest umklammert und sie für einige Momente hochgehoben. Nur um ihr zu zeigen, dass sie schwach war.

Dies brachte sie unweigerlich wieder zu einer Frage, die in ihren Kopf schon die ganze Zeit herumspukte.

Warum?

Warum war sie angegriffen worden? Warum hatte das Tier sie möglicherweise sogar töten wollen? Sollte es als Machtdemonstration im Rudel gelten? Allerdings hätte es dann sicher einen Kampf innerhalb des Rudels gegeben um zu zeigen, dass man Stärker als der Rest war. Hatte sie bei ihrem Streifzug einen Wolf oder gar einen Welpen verletzt? Ein anderes Tier?

Sie konnte sich nicht daran erinnern. Nein. Sie war der festen Überzeugung, dass sie im Wald weder Armbrust noch Schwert benutzt hatte. Sie hatte nichts und niemandem verletzt. Zumindest nicht willentlich.

Also, warum lag sie nun hier? Mit einer schweren Verletzung und zudem auch noch krank? Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, den Tieren keinen Grund zu liefern sie anzugreifen. Und Selbstbeherrschung war nun normal wirklich nicht gerade ihre Stärke.

Warum?

Diese Frage ließ sie nicht los. Und so stahl sie sich, zum Leidwesen der Heiler und ihrer Gesundheit erneut aus dem Heilerwagen. Sie versuchte eine Antwort darauf zu finden.
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Mahribar
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Mahribar »

Immer wieder betonte die Menschenfrau, dass sie ihm und seinem Rudel doch nichts böses will. Immer wieder palaverte sie in ihrem Leichtsinn daher, dass sich sein Rudel wieder in den Wald zurückziehen könnte.
Es war an der Zeit, ihr klar zu machen, dass sie Hier nicht mehr lebend weg kommen würde. Wie würde das wohl besser zu bewerkstelligen sein, als ihr eben das zu zeigen, was Mahribar wirklich war?

Hörbar barsten seine Knochen als sich die Verwandlung einstellte. Die Schnauze zog sich noch etwas länger, als sie jetzt schon war. Die Gliedmaßen wuchsen ebenfalls, als sich der Wolf auf die Hinterbeine aufrichtete. Ebenso formten sich nun Pranken aus den Vorderläufen des Wolfes und es dauerte nicht lang, da präsentierte er sich in seiner vollen Pracht vor ihr. Gute 3 Schritt Höhe maß er nun.

Ungläubig starrte Sheridan den Wolfsmenschen an, schloss kurz ihre Augen um sie sogleich wieder zu öffnen. Auch das Schütteln ihres Kopfes zeugte davon, dass sie ihren Augen wohl nicht trauen wollte. Träumte sie? Kann das real sein? Was wird ihr wohl in diesem Moment durch den Kopf gegangen sein?

RAWWWRRR ... Mheeensch!

In tiefem, knurrenden Ton, sprach der Wolfsmensch sie an. Man merkte ihm an, dass es ihm merklich schwer fiel, überhaupt zu sprechen. Eher ein Herauspressen von Lauten, die sich zu einem oder mehreren verständlichen Worten formten, das war es. 

Was zum ... Was seid ihr? ... Ich denke nicht, dass die Wachen etwas tun ... wenn ihr es nicht tut ...

Ach herrlich! Diese jämmerlichen Worte der Verzweiflung und Angst, die das Menschenweib da sprach. Es amüsierte ihn nur, wie sie sich in Worten wandt. Allmählich dämmerte wohl auch ihr, dass sie in ernster Gefahr schwebte.
Mahribar's Rudel lies sie nicht aus den Augen, umringte sie und gab ihr keinen Weg zur Flucht frei. 
Sogleich verringerte der Wolfsmensch den Abstand zwischen ihr und ihm in unnatürlicher Geschwindigkeit. Ein Wimpernschlag, und schon stand er auf eine Armlänge an ihr dran.
Eine Armlänge, diese Entfernung war es, die er brauchte, um sie mit der Pranke zu ergreifen. Nicht allzufest schlang er die Krallen um ihre Kehle, als er sie mit Leichtigkeit anhob und vor sich in die Luft hielt. 

Wacheeen Futtr ... Mheeensch Futtr!

Faulig muss wohl sein Atem gerochen haben, hatte er doch erst einen Bären gerissen.
Die freie Pranke streckte er nun aus, und richtete die Kralle eines "Fingers" nach vorn. Emotionslos und ohne jegliche Hemmungen rammte er ihr diese in den Unterleib. Blut quoll aus der Wunde hervor, und umfloss sogleich das Chitin der Kralle.
Langsam zog er diese dann wieder heraus und leckte das Blut genüsslich ab.
Die Menschenfrau reagierte wie erwartet panisch. Sie versuchte sich mit beiden Händen aus der Umklammerung des Wolfes zu lösen, doch vergebens waren ihre Mühen. Und doch war kein Aufschrei des Schmerzes von ihr zu vernehmen.
Was war das nur für ein Menschenweib? War sie wohl doch nicht so schwach, wie Mahribar erst dachte? Welche Mensch hätte nun nicht geschrien und getobt?

Mahribar legte den Kopf in den Nacken, und stieß erneut ein markerschütterndes Heulen aus, ehe er nun alle Krallen der freien Pranke hernahm, und diese im Körper von Sheridan versenkte. Er würde sie zerreißen und sie würde doch irgendwann schreien.
Er würde sich laben an ihrem Herzen und das feige Holzfällervolk würde morgen dann ihre Überreste im Wald verscharren. So wie es schon immer gewesen ist.

Doch was war das nun? Ein brennnender, ätzender Schmerz zog sich durch seinen Unterarm. Ein Schmerz, den er schon lang nicht mehr gefühlt hatte. Ein Schmerz, der ihn nun dazu brachte, lauthals loszuknurren.
Und dieser Gestank! Dieser Gestank, der ihm die Schleimhäute der Nase verbrannte. Dieser Gestank, der nur eines zu bedeuten hatte: Er war unvorsichtig geworden, zu sehr auf das Weib fokusiert.

Sie war wohl verzweifelt, und sah dies als ihren letzten Ausweg, den Dolch zu ziehen. Diesen Dolch, den sie an ihrer Hüfte trug. Doch wusste sie nicht, wieviel Schaden sie damit zufügen würde. Ein Dolch, verziert mit filigranen Silberintarsien, den rammte sie ihm in den Arm des Wolfsmenschen, welcher ihr gerade den Unterleib aufgerissen, und zog die Schneide so weit es ihr möglich war den Arm hinauf.
Dickes, dunkelrotes Blut quoll daraufhin aus der Schnittwunde des Wolfes, und ergoss sich in einem feinen Strom den Arm hinab, ehe es sich mit dem Ihren vermischte, da die Kralle noch immer tief in ihrem Körper stak.
Auch den Arm, an dem sie noch immer hing bedachte sie nun mit dem Dolch, ihre letzten Kräfte mobilisierend rammte sie diesen nun auch hier hinein, ehe Mahribar sie sogleich im hohen Bogen nach hinten warf.

Ungläubig blickte er auf die Wunden an seinen Armen. Wie konnte er nur so unaufmerksam sein, und das Silber nicht riechen? Wieso hatte er einen Tunnelblick und blendete die Gefahr aus? Abschätzend blickte er dann zu Sheridan.
Was würde er nun tun? Er müsse sie töten, denn die Gefahr bestand, dass sie nun Eine der Seinen werden könnte.
Und doch war der Dolch für Sheridan noch immer griffbereit, was wohl auch seinen eigenen Tot zur Folge haben könnte.

Sogleich wendete er sich um, und verschwand mitsamt seinem Rudel im Wald. Er würde sie später finden ... Er müsse sie finden ...
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Sheridan war sich nicht sicher, was ihr mehr zu schaffen machte. Das Fieber, die Wärme der Wüste oder all das was ihr offenbart worden war.

Sie war nicht sehr weit gekommen, als plötzlich ein maskierter Mann in der Nähe aufgetaucht war. Genaugenommen gerade mal zum Ausgang des Heilerwagens. Von Anfang an war er irgendwie merkwürdig vorgekommen. Kryptisch. Als würde er etwas wissen, dass sie nicht wusste.

=Calibri,sans-serifAls er sie vor die Wahl gestellt hatte zu bleiben oder ihm zu folgen hatte irgendwas in ihr dazu gedrängt, ihm zu folgen. Die Reise und das darauffolgende Gespräch hatten an ihren Kräften gezehrt. Sie konnte es sich nicht anders erklären, dass sie hier in diesem fremden Haus so lange zur Ruhe gekommen war. Ein kurzer Blick durch das Fenster ließ sie annehmen, dass entweder sehr früher morgen war oder die Nacht langsam hereinbrach.

Schließlich wanderte der Blick durch den Raum. Die Einrichtung machte einen eher praktischen Eindruck. Das Regal in der Nähe des Bettes ließ Rückschlüsse darauf führen, dass sich der Besitzer entweder mit Alchemie oder mit Magie beschäftigte. Durch das Erlebte war sie sich auf jeden Fall sicher, dass das zweitere auf jeden Fall zutreffen musste.

In dem Haus war es still bis ein schnaufendes Geräusch, das klang, als würde ein Tier schlafen. War es der Mann in Gestalt des Wolfes oder doch nur der Hund den sie bei ihrer Ankunft gesehen hatte? Im Moment konnte sie es nicht ausmachen. Vorsichtig setzte sie sich auf und zog den Schinken, den er ihr bereit gestellt hatte zu sich. Zwar hatte sie Hunger, jedoch allzu viel bekam sie nicht herunter. Der Wein blieb gänzlich unberührt stehen.

Als sie ihre Gedanken an Richtung der Unterhaltung – oder vermutlich eher Offenbarung – zurückschweiften konnte sie ein grimmiges Brummen nicht unterdrücken. Sie war in dem Haus des Mannes… Tieres das ihr diesen Zustand eingebrockt hatte.

=Calibri,sans-serifDer Trotz, den er erwartet hatte, als er verkündete sie müsse erst einmal hierbleiben, machte sich nun in ihr breit. Sie musste raus. Ein schleichendes, nagendes, fast schon schreiendes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. War es die Wut, von der er gesprochen hatte? Oder doch ihre Unbeherrschtheit, gegen die sie ankämpfte, seit ihre Freundin nicht mehr an ihrer Seite war. Fahlya… bei Fahlya war sie immer sie sie selbst gewesen.

Sheridan schlüpfte aus dem Bett. Für einen Moment prüfte sie ihren Stand. Nachdem sie der Meinung war, genug Kraft gesammelt zu haben schlüpfte sie in Weste um die Wunde an ihrer Körpermitte zu verdecken. Heilte sie tatsächlich schneller als sie sollte? Sie war sich dessen nicht ganz sicher. Sie hatte definitiv noch nicht ganz verarbeitet, dass sie nun zu einer anderen Spezies gehören sollte. Ein Fabelwesen. Eine Erzählung mit der man für gewöhnlich Kinder erschreckte. Aber die Verletzung, welche die Silbermünze hinterlassen hatte, war echt. Oder war es vielleicht gar kein Silber gewesen? Ein Zauberwerk mit dem er sie an der Nase herumführte?

Mit einem kurzen Schütteln des Kopfes versuchte sie diesen Gedanken zu verscheuchen. Was auch immer es war. Sie brauchte dringend frische Luft und Freiheit. Der Raum kam ihr in diesem Moment erdrückend eng vor. Vorsichtig bahnte sie sich den weg zum Ausgang. Sollte Mahribar ihr auf dem Weg nach draußen begegnen, würde sie behaupten lediglich etwas in den Garten zu wollen.

Er war ihr jedoch nicht begegnet und so schlüpfte sie durch das Gartentor. Ihre Schritte führten sie weg von dem Häuschen. Weg von der Stadt in Richtung Wüste. Doch statt ihr Gemüt zu beruhigen löste der Spaziergang das genaue Gegenteil aus. Die Wüste schien ihr Feind zu sein. Sheridan ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Sie war wütend. Auf sich, auf den Mann und das Schicksal.
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Sie konnte sich an die Zeit als Wölfin nicht erinnern. Das einzige was als wages Konstrukt in ihrer Erinnerung waberte war die beruhigende Aura des Älteren. Mittlerweile ging es ihr viel besser als in den letzten Tagen. Eigentlich ging es ihr viel zu gut, wenn man bedachte wie sie sich noch vor kurzer Zeit gefühlt hatte.

Dafür waren ihre Gedanken aktuell mehr als nur durcheinander. Sheridan lehnte gegen ein Stück bröckelige Mauer auf dem Dach ihres Teilzeitgefängnisses und die grünen Augen blickten über die Wüste. Natürlich war dies kein Gefängnis für sie und sie wurde hier auch nicht von Mahribar festgehalten. Ihre eigenen Gefühle waren es, die sie in dem kleinen Sandsteinhaus festhielten. Wenn auch nicht dauerhaft. Hin und wieder erlaubte sie es sich, dass Haus allein zu verlassen. Aber nur in solchen Momenten, wenn sie nicht der Überzeugung war, dass alles sie aus der Fassung bringen konnte. Und diese Momente waren im Augenblick doch eher selten. Und wenn sie allein ging, blieb immer eine Nachricht zurück wo ihre Schritte sie hinführen sollten. So hatte sie es versprochen.

Noch an dem Tag als zum ersten Mal das Tier in ihr hervorgebrochen war und er sie beruhigt hatte, hatte er ihr auch vor Augen geführt wie leicht sie hochkochen konnte. Im Nachhinein empfand sie es nur noch peinlich, eine Lappalie was er getan hatte, aber in dem einen Moment hatte es sie große Mühe gekostet nicht wie ein Vulkan zu explodieren. Und es wäre garantiert auch passiert, hätte er sie weiter gereizt. Aber stattdessen hatte er sie erneut beruhigt.

Zu wem… oder was war er mittlerweile für sie geworden? Er selbst sprach von sich als Alpha und nannte sie Tochter und Welpen. Sah sie als Teil seiner Familie. Aber… sah sie das genauso?
Im Augenblick war dem noch nicht so. In ihrem Kopf war der Wolf in ihr immer noch eine Randerscheinung, obwohl sie akzeptiert hatte, dass er da irgendwo in ihr lauerte. Und auch den Magier hatte sie noch nicht als Familie akzeptiert. Dafür kannte sie ihn einfach noch nicht lange genug. Aber er hatte dafür vorerst den Platz eines Mentors eingenommen. Seine Worte und Taten hatten für sich gesprochen. Wenn man zumindest von dem Zustand absah, dass sie überhaupt nur wegen ihm sich in der Lage befand, in der sie jetzt war.

Schließlich glitt der Blick der Rothaarigen Richtung Steppe. In Gedanken war sie jedoch viel weiter weg. Durch die Hitze der Wüste klebte ihre neue Lederhose die Mahribar ihr besorgt hatte auf der Haut. Zwar hatte sie immer mal wieder die Wüste besucht, doch sie war die Wälder rund um das Holzfällerlager gewöhnt. Dort herrschten wesentlich mildere Temperaturen. Doch hatte sie vorerst beschlossen hier zu bleiben. Immer in greifbarer Nähe des Hauses. Und sie hoffte inständig, sie würde es schaffen sich auch daran zu halten.
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Noch ehe sie es eigentlich richtig realisiert hatte, hatten ihre Schritte sie nach Ansilon geführt, womit sie auch ihr versprechen gebrochen hatte, eine Nachricht zu hinterlassen. Sie hatte es allerdings wirklich nicht geplant! Und doch war sie in der Stadt etwa mittig der Insel gelandet. Also hatte sie sich auch gestattet etwas in der Stadt zu spazieren und sich umzusehen, wenn sie schon dort war.

Bei dem Pavillon nicht unweit der Bank saß eine kleine Gruppe. Unweigerlich musste Sheridan daran denken wie oft auch Fahly und sie dort Zeit verbracht hatten. Hatte sie die Freundin nicht sogar genau dort kennen gelernt? Nach einem kurzen inneren Disput entschied sich die Rothaarige dazu, auf das kleine Grüppchen zuzusteuern. Es würde nicht schaden, neue Leute kennen zu lernen?
Sie versuchte die kleine innere Stimme zu ignorieren, die ihr riet das es noch unklug war auf Fremde zuzugehen. Würden die Gespräche in eine Richtung gehen, welche ihr nicht behagten hatte sie sich vorgenommen die Gruppe schnell zu verlassen.

Allerdings entpuppte sich die kleine Runde tatsächlich als ungefährlich. Es ging hauptsächlich um das rote Gewässer. Sie versuchten herauszufinden, welchen Ursprung es hatte. Allerdings konnte Sheridan das ebenso wenig nicht erklären. Sie war einfach zu lange weg gewesen um überhaupt zu wissen, wann oder warum das Gewässer rot war. Magie? Götter? Oder doch ein ganz anderer Grund? Eigentlich war es ihr sogar egal ob das Wasser nun blau, rot oder violett war. Was sie viel eher interessierte war diese Ruhe in Ansilon. Früher einmal war dieser Ort recht belebt gewesen… und nun? Es herrschte fast dieselbe Ruhe wie im Holzfällerlager… wenn man einmal von den Händlern und Wachleuten absah.

Die kleine Runde löste sich allerdings auch schon bald wieder auf. Sodass sie nur noch der Mann übrig blieb, der sich als Nefario vorgestellt hatte. Irgendwas war ihr seltsam an ihm vorbekommen. Ging von ihm ein ungewöhnlicher Geruch aus? Möglich. Aber sie tat dies als Einbildung ab. Zwar dachte sie kurz daran, dass Mahribar ihr gesagt hatte sie würde die von ihrer Art und die anderen am Geruch erkennen. Aber wie erkannte sie diesen Geruch? Alltägliche Gerüche waren kein Problem zu identifizieren. Aber wie sollte man etwas erkennen, dass man nicht kannte? Also war er für sie ganz normal. Im Gegenteil, sogar irgendwie sympathisch.

Sie hatte ihm erst vorschlagen wollen spontan zu einer kleinen Jagd aufzubrechen. Hier jedoch erinnerte sich Sheridan lieber an die Worte des älteren. Und ihre Ausrede, die sie hervorbrachte um doch nicht zu gehen, entsprach sogar der Wahrheit. Sie war krank gewesen. Aber der wirkliche Grund war das Wesen in ihr gewesen. Die Angst, dass etwas passierte, dass sie später vielleicht bereuen würde.

Nach ihrem kleinen Reise nach Ansilon beschränkte sie sich wieder auf die Wüste. Sie streifte lediglich um die nähere Umgebung des Hauses. Und vielleicht würde Mahribar niemals von dem kleinen Ausrutscher erfahren das die Nachricht von Ansilon ausgeblieben war. Und doch… irgendwo überlegte Sheridan ob sie nicht einen kleinen Abstecher zu den Ogerbergen machen sollte. Dort hatte ihre neue Bekanntschaft gesagt würde er sich hin und wieder aufhalten.
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Wieder stand sie an der bröckeligen Mauer oberhalb des Hauses. Der Blick der grünen Augen war auf die Gestalt des Mannes gerichtet, der zusammengekauert auf dem Dach lag. In ihrer Hand ruhte ein fast unscheinbarer Dolch mit rötlicher Klinge. Sie war sich mit beidem noch nicht sicher, was sie genau tun sollte.

Der Dolch war ihr in die Hände gefallen als sie sich an der Oase entspannt und nachgedacht hatte. Sie hatte versucht irgendwie den Grundstein zu setzen für den Rückzugsort in ihren Gedanken von dem Mahribar sprach. Während sie versucht hatte ihren Gedankenpalast zu bauen, hatte der Dolch versucht auf sich aufmerksam zu machen. Oder war es ein Magier gewesen… der sie hingeführt hat? Die Elfe, die so plötzlich verschwunden war?
Sie konnte es nicht wirklich ausmachen was oder wer sie zu ihm geführt hatte. Auf jeden Fall lag der Dolch nun in ihrer Hand und sie wusste nicht so recht ob er möglicherweise eine tiefere Bedeutung hatte.

Die Gedanken glitten wieder zu dem Mann… dem Wanderer wie er sich vorgestellt hatte. Der Unfall, der bei ihr passiert war, war hier pure Absicht gewesen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie es passiert war, wie immer, wenn sie zur Wölfin wurde. Aber das Silber in Mahribars Brustkorb und der hier liegende Mann zeugten eindeutig davon das irgendwas nicht nach Plan gelaufen war.

Kurz schüttelte sie den Kopf. Eigentlich hatte Mahribar keinen Plan gehabt. Das hatte er zu ihr bereits gesagt als sie gemeinsam aufgebrochen waren und sie ihm mit einer Spur von Widerwillen gefolgt war. Sie konnte selbst nicht genau sagen warum. Vermutlich, weil sie wirklich wieder jemandem vertrauen wollte. Und um Vertrauen aufzubauen musste man mehr über den Menschen… nein das Wesen seines Gegenübers erfahren. Außerdem sagte etwas tief in ihr drin… wenn sie nicht die Kontrolle über sich hatte, dass zumindest das Wesen der Wölfin beherrschen konnte. Auch wenn er recht gehabt hatte als sie gemeinsam unterwegs waren. Sie hielt ihn für verrückt und gefährlich. Aber es gab genügend Menschen, die das bestimmt auch schon über sie gesagt hatten.

Der Mann tat ihr irgendwie etwas leid. Sie war zwar keine Heilerin, aber sie hatte ihn so gut wie sie konnte versorgt. Sein verletzter Arm war sorgsam bandagiert und sie hatte ihm etwas zu trinken hingestellt für den Fall das er durstig sein sollte, wenn er aufwachte mit einem Mittel versetzt, das möglicherweise Schmerz und Fieber senken würde. Er würde es auch ohne die Hitze der Wüste in der nächsten Zeit schwer genug haben. Vor ihm lauerten nun Probleme, die er sich zuvor nicht einmal gewagt hätte vorzustellen.

Sie selbst hatte vermutlich auch erst einen Bruchteil von dem erlebt, was noch auf sie zukommen würde. Wo sie doch schon erfahren hatte dürfen, dass selbst die Fremden der gleichen Art ihr nicht sonderlich wohlgesonnen zu sein schienen.
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Artanis | Talyr
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Artanis | Talyr »

Alynor wachte unter Schmerzen auf. Zunächst spürte er nur ein Pochen in seinem Arm. Er versuchte aufzustehen, doch das gelang ihm nicht. Stattdessen wälzte er sich nur von links nach rechts. Der Boden war hart. Wo war er? Er versuchte die Augen zu öffnen, doch die Sonne blendete ihn zu sehr. Einige Minuten blieb er einfach liegen. Doch je länger er lag, desto mehr wurde ihm bewusst, wie heiß ihm war. Die Sonne brannte unbarmherzig auf seiner Haut, und er verspürte einen wahnsinnigen Durst. Er nahm all seine Kraft zusammen, und raffte sich langsam auf. Die Hand schützend vor den Augen öffnete er diese langsam, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Dann sah er sich um. Er lag auf einem beigefarbenen, steinernen Boden, mit dem Rücken an eine niedrige Steinwand angelehnt. Ein Haufen voller Schädel und Knochen lag neben ihm. Sonst gab es nicht viel zu sehen.

Er schloss die Augen wieder. Was war passiert? Bruchstücke verschiedener Erinnerungen tauchten in seinem Kopf auf, doch er konnte sie weder zeitlich einordnen, noch gab das alles einen einen Sinn. Ein ganzer See voller Blut kam ihm in den Sinn. Ein Gespräch mit zwei Fremden. Ein Streit. Ein Wolf. Nein, ein Mann mit Wolfskopf! Doch alles verschwand wieder, sobald er versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Wieder blickte er sich um. Er schien auf einem Art Hausdach zu liegen. In der Ecke gegenüber schien es eine Treppe nach unten zu geben. Daneben war ein Pentragramm auf dem Boden eingezeichnet. Als sein Blick auf seinen rechten Arm fiel, sah er den Verband. Er musste verletzt worden sein. Doch wer hatte ihn verarztet? Der große braune Fleck neben ihm sah nach eingetrocknetem Blut aus. Er musste hier weg, das wurde ihm mehr und mehr bewusst. Die Wunde konnte sich entzünden, und die Hitze alleine konnte ihn schon umbringen. 

Mühsam schleppte er sich auf allen vieren Richtung Treppe. Am Geländer der Treppe gelang es ihm schließlich, sich hochzuziehen. Er fasste gerade neuen Mut, als er die Ranken sah. Die Treppe nach unten war von dichten Ästen und Pflanzen versperrt. So war es unmöglich, nach unten zu gelangen. Schwankend machte er einige Schritte zum Rand des Hauses und blickte nach unten. Er überlegte zu springen, doch den Gedanken verworf er angesichts der Höhe schnell wieder. Vermutlich würde er sich nur alle Knochen brechen. Sein Blick schweifte in die Ferne. Ein endloses Meer von Sand lag vor ihm. Einige Häuser verrieten, dass er sich am Rande einer Stadt befinden musste. Eine Stadt in der Wüste! Dunkel erinnerte er sich nun auch daran, wie er durch ein Portal hierher gekommen war. Sein Blick wanderte von West nach Ost und wieder zurück.  Menschen sah er keine. Doch vielleicht konnte ihn jemand hören? Er versuchte zu rufen, doch seine trockene Kehle brachte nur ein Krächzen hervor. Gerade als er sich wieder setzen wollte, sah er das Gefäß. Ein großer Becher stand neben dem  Geländer, randvoll gefüllt mit Wasser. Er griff nach dem Becher und nippte ohne zu Zögern daran. Das Wasser schmeckte köstlich, auch wenn warm geworden war. Es war eine echte Wohltat. Er setzte das Gefäß nochmal an und trank es in einem einzigen Zug leer. Es dauerte nicht lange, bis er sich etwas besser fühlte. Die Sonne stand bereits nicht mehr ganz so hoch, und gegen Abend sollte die Hitze nachlassen. Zumindest bis morgen sollte er überleben können. Bald würde sich auch der Schatten an der niedrigen Mauer soweit ausdehnen, so dass er nicht mehr in der prallen Sonne liegen musste. 

Er ließ sich wieder auf den harten Boden nieder und versuchte vergeblich zu schlafen. Auch wenn er etwas getrunken hatte, ging es ihm gar nicht gut. Er begann plötzlich zu frieren, nur um dann wieder stark zu schwitzen. Er musste starkes Fieber haben. Über eine Stunde wälzte er sich stöhnend hin und her. Einige Erinnerungen kamen dafür langsam wieder. Er war mit einem Mann namens Nefario unterwegs gewesen. Gemeinsam waren sie daran interessiert, die Ursache hinter dem blutroten Wasser von Ansilon zu lösen. Und dann waren diese beiden Gestalten erschienen. Ja - ein Mann und eine Frau. Nefario hatte ihn noch gewarnt, doch er hatte sich von seiner Neugier leiten lassen. Doch was war danach passiert? Wie kam er hierher? Er erinnerte sich an diese schrecklicke Wolfsgestalt, und einen Kampf. Und sehr viel Blut. Alles andere blieb blass. Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit schließlich, und als die Nacht über ihn hereinbrach, schlief er bereits tief.
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