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Lhass kniete vor der Priesterin, das kunstvolle Kästchen mit zitternden Händen emporgehoben, ein stummes Opfer für ihre kalte Herrschaft. Tief geneigt war sein Haupt, die Worte der Ehrfurcht erstickt in seiner Kehle, während er für einen flüchtigen Moment auf Gnade hoffte.
Ihre Antwort war so schnell wie unerbittlich. Mit einer scharfen Geste entriss sie ihm die Schatulle, ließ sie achtlos zu Boden fallen. Die zarten Ornamente, die er mit Sorgfalt geschaffen hatte, verstreuten sich wie ein Sinnbild seiner zerbrochenen Mühen. "Nutzloser Jaluk, kaum mehr wert als ein erbärmlicher Rothe“, zischte sie, ihre Worte scharf wie ein Dolch, der sein Stolz in zwei schnitt.
Lhass verharrte in Stille, sein Blick blieb auf die verstreuten Überreste seiner Arbeit geheftet. Jedes Stück war ein Zeugnis seiner Mühsal – Tage, die er in den gefährlichen Tiefen verbrachte, um die seltensten Erze zu bergen, und Nächte, in denen er Hingabe in jedes noch so feine Detail der Ornamente eingewoben hatte. Doch mit einer einzigen, grausamen Geste war alles zunichte. Zerschmettert unter der Last ihrer Verachtung, begrub er seine Qual tief in sich, versteckt hinter der Maske eines gehorsamen Dieners.
Doch die Risse in seinem Geist begannen sichtbar zu werden. Mit jedem verstreichenden Augenblick wurden seine Schritte schwerer, sein Dasein blasser, und der Funke Leben in seinen Augen erlosch wie eine glimmende Flamme. Doch der Underdark kennt kein Erbarmen.
Dann kam der nächste Befehl der Priesterin: Er sollte ein Gebet für Lolth verfassen. Der grausame Hohn dieser Aufgabe stach wie ein vergifteter Dolch in seine Brust. Wie sollte er, ein bloßer Jaluk, Worte finden, die der Spinnenkönigin würdig waren? Wie sollte jemand, der so verstoßen war, Lob aus der Dunkelheit seiner Verzweiflung hervorbringen?
In seiner Verzweiflung führte ihn sein Weg in die schattigen Hallen der Bibliothek. Regale voller Bücher, geschützt von seltsamen Zaubern, standen wie stumme Wächter um ihn. Ihre Geheimnisse blieben verschlossen, ein Hohn, der schwerer wog als jede Last. Allein und ohne Wegweiser erkannte Lhass, dass er seinen Pfad selbst schmieden musste, wie er es immer getan hatte.
Aus der Tiefe seines Kummers begann er, sein Gebet zu weben. Es war nicht aus Hingabe geboren, sondern aus bitterer Wahrheit – ein Gedicht, durchzogen von dunklem Humor und scharfen Beobachtungen über die unerbittliche Grausamkeit des Underdark. Jedes Wort spiegelte seinen gebrochenen Stolz wider, eine düstere Anerkennung seines unveränderlichen Platzes unter Lolths gnadenlosem Blick. Sein Gebet flüsterte nicht von Hoffnung, sondern von Überleben, zusammengehalten von den Fäden seines Leidens und seines Widerstands.
Als er die letzte Zeile vollendete, zitterten seine Hände leicht. Vielleicht würde Lolth ihn hören. Vielleicht würde sie lachen. Oder vielleicht würde sie ihn einfach nur betrachten, wie sie es immer tat – mit ihren unbeweglichen, alles durchdringenden Augen aus den Schatten.
Gebet an Loth, die Stille Weberin
O Loth, deren Tränen ungesehen in den Abgrund fallen, Fäden des Kummers für verlorene Seelen gesponnen,
Deine Kinder hasten rastlos im Chaos, jagen Schatten, blind für die Last deiner Weisheit.
Einst sahst du mit Geduld zu, dein Weinen verwandelte sich in seidene Stränge,
Doch nun bindet dein Schweigen uns fester, da Torheit über dein Reich emporwächst.
Gewähre uns das Leid, Königin der Netze, damit wir durch Schmerz doch aufsteigen mögen,
Denn in der Dunkelheit der Verzweiflung nur das Chaos den Weg zur Erlösung schlägt.
Loth, wir flehen unter deinem Blick, gebrochen, verloren, doch halten wir fest,
Lehre uns Stärke in endlosem Kummer; beuge unsere Herzen deinem Willen.