Thrilmanduil saß in der Stille der Bäume, das leise Rascheln der Blätter über ihm kaum mehr als ein ferner Hauch. Sein Geist war ruhig, seine Gedanken flossen wie Wasser über alte Erinnerungen hinweg, während der Nachtwind leise durch das dichte Blätterdach strich. Sein Blick ruhte auf den Sternen, die wie ferne Glutpunkte zwischen den Zweigen funkelten.
Es war Zeit.
Er hatte lange gträumt, und lange meditiert, um die Stimmen vergangener Zeitalter in sich zu hören. Die Erinnerung, die er suchte, war vage und uralt – älter als seine Sala, älter als Gwainamdir oder Avalon, älter als die Geschichten, die sie einander am Feuer erzählten.
Heute würde er sie in sich hervorrufen, um sie mit jenen zu teilen, mit denen er lebte.
Als er die Augen schloss, war es, als glitt sein Geist hinab durch die Schichten der Zeit und tauchte in einen tiefen Strom aus uraltem Wissen.
Sich in seinem Inneren formende Bilder und Klänge, klar und lebendig jedoch wie Fragmente einer anderen Zeit, wuchsen zu einer leise Melodie, kaum mehr als ein Hauch, geflüstert von einem längst vergangenen Leben.
Die Erinnerung nahm ihn mit sich.
Als du die Augen öffnest, ist die Welt eine andere.
Die Luft riecht nach feuchtem Laub, nach unberührtem Erdreich. Der Wald streckt sich in alle Richtungen, dunkler, urwüchsiger als je zuvor. Es ist eine Zeit, in der die Elfen noch Suchende sind, wandernd durch die Wildnis, heimatlos und von der Vergangenheit gezeichnet.
Du stehst auf einer Lichtung, nicht allein. Andere sind bei dir, ihre Gesichter verhangen von Erschöpfung.
Die Flucht liegt in euren Gliedern, Erinnerung an Krieg in euren Augen.
Erfüllt von Schmerz, von Trauer, von ust atmet,nsäglicher Verlorenheit.
Ihr wolltet fort.
Fort von Krieg, von Brüdern, die sich von Zwietracht, Hass und gegenseitiger Verachtung haben verzehren lassen.
Nun sucht ihr Frieden und Zuflucht.
Ihr sucht Ruhe.
Doch die Stille des Waldes... ist unbarmherzig und furchteinflößend.
Der Elf dem du und die anderen hierher gefolgt seid, steht vorne.
Nachdenklich.
Den Blick in die Dunkelheit der Baumwipfel gerichtet, welche den Sternenhimmel über euch verdecken.
Du bist erschöpft...hast Zweifel.
Du trittst an ihn heran.
"Quithaniel, wir...wir sind...."
Ein Geräusch unterbricht dich!
Nicht das Knacken von Ästen oder das Murmeln des Windes.
Es ist etwas tieferes, etwas grollendes, etwas urgewaltiges...
Die Erde bebt leise, als ob der Wald selb und die Luft vibriert als würde ferner Donner
durch die Wipfel der Bäume rauschen und einen Riss in die düstere Decke über dir reißen!
Und dort siehst du sie ... Augen!
Zwei Augen, groß, smaragdgrün, wie ein schlafender Sturm und strahlend hell wie Sterne.
Ihr Blick ist auf euch gerichtet.
Nicht feindselig. Nicht bedrohlich.
Wachend.Gütig. Ihr Anblick wärmt dich.
Du kannst eine Stimme vernehmen.
Sie scheint von überall her zu kommen, tief und voll von etwas, das älter ist als Worte...
„Der Wald wird euch lehren. Die Sterne werden euch leiten. Und ich werde wachen.“
Die Erinnerung flackert.
Worte zerfallen wie Herbstblätter, Bilder verschwimmen, doch eines bleibt: das Gefühl, nicht mehr verloren zu sein...
Thrilmanduil öffnete die Augen, während die Erinnerung in ihm nachhallte. Die Sterne funkelten über ihm, und in ihnen suchte er kurz die leuchtende Spur eines uralten Wesens, das nie wirklich gegangen war.
Den Rest der frühen Nacht nutzte er um die uralte und vage Erinnerung, die über Jahrhunderte von den Seinen weitergereicht wurde, zu festigen, sie zu pflegen und den Bewohnern der Sala zum Geschenk zu machen.
Eine "Berührung" würde ausreichen...