Auch die hellste Kerze erlischt im Sturm…

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Iymril
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Auch die hellste Kerze erlischt im Sturm…

Beitrag von Iymril »

Da saß er still und alleine inmitten der riesigen Ruine, einst das prächtigste Haus in ganz Cressen. Nun noch Schutt, Asche und kalte, dahin schwindende Erinnerungen. Jene an besseren Zeiten. Tage, wo die Mauern errichtet worden waren, gemeinsam mit Gleichgesinnten. Jene, die nicht mehr waren...

Iymril hatte das Haus in einen von diversen Wutanfällen, die ihn von Zeit zu Zeit überkamen, niedergebrannt. Kurz zuvor hatte er den Vertrag mit dem Astralwesen aufgekündigt. Es zeigte sich problematisch. Kam nicht zurecht mit der Flut an Emotionen die den jungen Jaluken heimsuchten.
 Nun saß er da, besah sich die Scherben der Lampen, die Shel aufgehängt hatte, trotz der Tatsache, dass ihr Volk kein Licht bedürfe. Daneben lag billiges Eisen, verbogen und eingerissen. Übungsmaterialien von Sol. 
 Er war nun wieder allein. Wie es Anfangs war, wie es immerzu gegen die anderen war... wie es wohl immer sein würde.
 Tränen liefen schon wieder über das Gesicht. Hinterließen eine feucht glänzende Spur, welche von neuerlichen Zornesfalten durchbrochen wurde. Die hereinbrechende Trauer machte ihn wütend.
 Er wandte sich zum gehen und verließ das Unterreich um die frische Luft der Oberwelt zu kosten.
 … wenig später sah er sich schon dem Drachenhort gegenüber. Sein Weg hatte ihn nach Nebelhafen geführt, um gegebenenfalls die Gefühle frei heraus zu lassen oder zumindest zu ertränken, doch traf er einen bekannten Recken namens Dervyn. Jenen gelang es abermals ihn zu einer Jagd anzustacheln. Nun waren sie hier... gingen in die finstere Höhle hinein. 
 Iymril war nicht über die Maße motiviert, jedoch war Ablenkung gut. Gedanken verschwanden in den trüben Hintergrund. Reflexe und der urtümliche Instinkt übernahmen hier vorrangig die Handlungen des kleinen Dunkelelfen.
 Der Weg beschritt sich recht mühelos. Sie fanden aber eher selten Feinde, als sei ihnen eine Gruppe vorweg. Vereinzelt Drachlinge, niedere Wyvern und hin und wieder ein größerer in einer der Ecken. Gerade als sie durch die etwas karge und weite Ebene schritten, fiel beiden ein unnatürliches Leuchten in einen der Winkel auf. Das intensiv geratene Farbenspiel eines Drachen lockte beide in eine Art Senke. Ein kleiner Tunnel, der spitz bis zum Ende zu lief und sich schnell als Sackgasse entpuppte.
 Der Kampf war schnell entbrannt und noch schneller gewonnen. Seine Einzigartigkeit war rein visuell und half ihm nicht im Kampf. Das Monstrum erlag den schnellen Angriffen mit Klinge und den Magischen aus der Ferne in kürzester Zeit.
 Beide besahen sich den Drachen genauer. Nebst den typischen Blickfängen nach den beutewürdigen Teilen, empfanden sie die grelle Farbe dieses Exemplars als interessant. Da ertönte in der Ferne ein dumpfer Knall, ein Paukenschlag nicht unähnlich, der ihre Aufmerksamkeit vom Kadaver riss. Lang, hallend und dumpf. Erst ein Ton pro Atemzug, wurde dieser immer lauter und schneller im Rhythmus. Es glich zunehmens an Schritte...
 Das Stampfen näherte sich im schneller werdenden Takt. Der Boden begann leicht zu vibrieren, die gebildete Drachenblut Larche begann Wellen zu schlagen. Iym erkannte einen Moment zu spät, woher das rührte. Gerade als er den Kopf herum ruckte, wurde er auch schon unsanft von dem heran stürmenden Felsen getroffen und zur Seite gezwungen, welcher weiter auf den menschlichen Begleiter zuhielt.
 Der Koloss bäumte sich leicht voran, um mit Schwung den klobigen Arm über Dervyn hinwegzuziehen. Dieser hob die Stabwaffe zur Abwehr, kaum dass er sich erschrocken umgedreht hatte, da zerbarst die Waffe unter dem gewaltigen Zusammenstoß mit dem puren Gestein. Dennoch blieb genügend Kraft im Schlag, um mit der Wucht den Krieger von den Beinen zu holen und ihn einige Schritte zurückzuwerfen. Ächzend landete  er im Staub, waffenlos - wehrlos. Er erkannte die Wand aus Geröll und Gestein direkt auf ihn zu wanken.
 Das Vieh, gewaltig wie ein kleiner, wandernder Berg, ließ den Boden unter seinen Füßen erzittern.
  
 Iymril besah die Szene nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte. Sah zu wie der Tod sich vor freudig um das ungleiche Gespann legte. Die aufkeimende Furcht im Blick des jungen Kämpfers im starken Kontrast zu den leeren Augenhöhlen des Elementares.
 Als Dunkelelf fehlte es ihm an Mitgefühl. Als Körperlich Benachteiligter war auch die Zuversicht abhanden gekommen, die Situation noch zu ihren Gunsten verändern zu können. Er war drauf und dran, den Menschen, wenn auch ein verlässlicher Kamerad geworden, zu opfern. Er würde das Wesen in den Rücken schießen und es zu Fall bringen, kaum dass dieser sich näher mit Dervyn befasst hat.
 Er umgriff den Stab in der Hand fester, rief sich die Formeln eines weiteren Angriff Zaubers in den Sinn, da flimmerten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Sie trafen ihn peitschend. Ein aufknallender Schmerz der sich tief in seine Gedanken fraß. Brutal die jüngsten Erinnerungen heraus rissen und ihn zwang sie neuerlich zu durchleben. Er sah...
 Shel´Dzar… der Tod am Boden da lag. Sein engster Freund von Kindertagen an, der Ruhepuls von ganz Cressen, hinterhältig ermordet und nun kalt vor seinen Füßen, der Blick erloschen. Er war stets die Wand im Rücken, an die zu lehnen sich sein geschundener Rücken sehnte.
 Danach Xa´Throx… zerfetzt in den Gängen des verzweigten Höhlen Geflechts des Unterreichs. Ein weiterer Freund von Anbeginn seiner Reise, kaum nach der Ankunft hier niedergemetzelt wie Vieh.
 Zuletzt Sol´Trin. Er war jünger und stieß erst hier in Cressen auf ihre Gruppe, wurde Teil der Gemeinschaft und ein Vertrauter. Ihn sah er ewig nicht mehr. Es heißt man habe ihn in die Zelle gesteckt und ihn dann dort vergessen. Er sei verhungert. Iymril wollte nicht nachsehen, aber sein verschwinden sprach Bände.
 Er hatte so viel verloren. Die Freunde, ihre gemeinsame Unternehmung die l`Kyorl. Dazu das riesige Haus, welches sie gemeinsam bewohnten. Alles war entrissen. Alles war so kalt und leer. Ein unbarmherziges Stechen, ein Ziehen, als würde er aus dem Inneren heraus mit einer Frost überzogenen Klinge erstochen werden. Wieder und wieder.
 Ein bitterer Geschmack kam auf der Zunge zum Erliegen. Das stärker werdende Bedürfnis einzuschreiten und das immer vorhandene Gefühl von Gleichgültigkeit rangen miteinander. 
 Der Schmerz obsiegte und zwang ihn zur Tat. Anstelle eines Zaubers griff er zu den beiden blutroten Doppelklingen am Rücken, die er stets dort trug. Er hatte sie ewig nicht in der Hand und doch fühlten sie sich so vertraut an. Er richtete sie auf den Rücken des Gegners und rannte vollends entschlossen los. Die Hände waren ruhig, ihr beständiges Zittern von der Verletzung damals schien der Situation würdig unterdrückt.
 Das steinerne Wesen riss die Pranken hoch zum Angriff, da trafen ihn schon die beiden Klingen wie die Fangzähne einer gewaltigen Schlange direkt in den Rücken. Diese bohrten sich in das Geröll aus Stein haut und magischer Aura, schaben sich durch die dicke Gesteinsschicht und weckten einen Schmerzenslaut vom Elementar, als die Klinge die Außenhülle durchbrach und in den weichen Grund um den Kern vordrang. Das Ungetüm wandte sich daraufhin um, brach den begonnenen Angriff ab und stieß einen wutentbrannten Schrei aus, der so tief grollte wie ein nahes Gewitter.
 Vor ihm war nur der kleine Dunkelelf, der zu ihm aufsah, waffenlos - wehrlos
 All die Geschicklichkeit und elfen typische Eleganz vermochten nicht, ihn dem Griff des Wesens entkommen zu lassen. Die gewaltigen Arme des Erdelementars schlossen sich um seinen zierlichen, schlanken Körper und hoben Iymril von den Füßen. Er sah sich in der wenig zärtlichen Umarmung der Bestie gefangen. Gerade noch versuchte er, sich zu lösen, mit seinen kaputten, geschundenen Fingern das Stein Gefängnis aufzusprengen, da drückte das Ungetüm zu. 
 Leder knirscht, Stoff spannt und reißt. Ein Schmerzenslaut geht Hand in Hand mit einem finsteren und doch dumpfen Knacken, das am Rücken des Elfen ertönt. 
 Sein Schrei verebbt schon nach Augenblicken, zu sehr quoll ihm das Blut aus der Kehle, verstopft Atemwege und damit den Weg der Stimme.
 Die Haut war blass geworden, gerade so als Presse das Wesen das dunkel färbende Innenleben aus Iymril, einer Frucht gleich. Die Augen quollen leicht hervor, der Blick verlor an Fokus, wechselt in einen halbleeren Ausdruck.
 Da steht im Rücken des Viehs Dervyn, der sich wieder aufgerappelt hatte. Er griff nach den noch im Stein steckenden Doppelklingen und zieht sie drehend aus den Kerben heraus, um gleich im Anschluss einen Wirbel an Angriffen auf die ungeschützte Mauer niederprasseln zu lassen.
 Ein unheilvolles Grollen zeugte von Schmerzen des Wesens, so auch von der Effektivität der Angriffe. Der Griff lockerte sich und der Dunkelelf fiel hinab zu Boden.
 Iymril war für den Moment befreit vom Schmerz. Die Ohnmacht suchte ihn heim. Sandte ihn eine betäubende, sanfte Lähmung, in der er nicht das Ende des Kampfes mit bekam. 
 Er blinzelte die Düsternis hinfort, welche ihn immer fester packen wollte, da sah er Dervyn über ihn stehend. In seinen Händen die roten Klingen, zu seinen Füßen das erschlagene Elementar.
 Er keuchte, der Kampf war sicher anstrengend für menschliche Verhältnisse. Ob der stichelnden Gedankengänge musste Iymril erst grinsen, dann husten und keuchen. Immer mehr Blut verließ ihn auf unnatürlichem Wege und erschwerte Stoff und Leder.
 Der Krieger beugte sich hinab zum Kampfgefährten. In seinen Augen das pure Bedauern. Sie spiegelten eindeutig, wie es um den Elfen stand. Es gab keine Hoffnung mehr. Die gebrochenen Rippen hatten einige Organe punktiert, der Rücken war zertrümmert. 
 Ein Woge Schmerz, die ihn wach hielt und zugleich quälte, trennte ihn noch vom eisig kalten Griff des Todes, der sich schon reckte und streckte. 
 Dervyn kam näher heran, er erkannte das Blubbern und Gurgeln des Dunkelelfen als berüchtigte letzte Worte. Er lauschte ihnen seelenruhig.
 Dabei zitterte die Hand wieder wie stets, als Iymril den Blut durchtränkten Stoff griff und es auffordernd an des Kriegers Brust presste. 
 Der eindringliche Blick rundete gereichtes und  die Worte stimmig dazu ab.
 Die Kraft wich aus dem dunkel pigmentierten Körper, die Hand fiel in die rote Pfütze. Ein letztes Mal griff der orange Kranz in den Augen ins innere gelb, bis auch das Farbenspiel verblasste und schlichte, glasige Leere wich.
 Das Gesicht ward bleich geworden und präsentierte so nun unmaskiert und hell ein viel zu junges Gesicht, welches stets unter der alt gewordenen, von Zeit und erlebten schwer gezeichneten Miene schlummerte. 
 .. Und doch könnte man meinen, ein klitzekleines Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Ein Aufbegehren gegen die Furcht des Todes.
 Einen kleine Sternschnuppe gleich, brannte er hell und schnell, bis er viel zu früh verglüht ist....
Bild
Iymril
ventash'ma d'l'kyorl del Darla d´Cressen
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Maunz
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Re: Auch die hellste Kerze erlischt im Sturm…

Beitrag von Maunz »

Sie blieb wach, bis die Sonne wieder schien und der volle Mond vergangen war. Das Spektrum des rotgelben Farbenspiels beobachtete sie hinter dunkel getönten Gläsern abwesend. Seit das Haus verbrannt war hatte sie Iymril nicht mehr finden können. Sie ist durch die Ruinen geschritten, hat nach verkohlten Leichen gesucht und war zumindest erleichtert, keine gefunden zu haben. Dieser letzte Blick, den er ihr schenkte, hatte sie seit Tagen unruhig gemacht. Lyn kannte diesen Blick. Dieser eine, der dumme Handlungen verriet. So oft hatte sie diesen einen Blick gesehen und noch nie, noch nie führte er zu einem schönen Ende. 

Irgendwann würde Iymril ihr noch nützlich sein. Und so würde sie warten, Wochen, Monate, Jahre, Jahrhunderte. Aber was bedeutete Zeit schon. Sie hatte Zeit. Iymril hatte Zeit. Irgendwann würden sie alles klären. Alle offenen Streitereien lösen. Wege finden. Und so wartete sie, wartete auf jenen Augenblick, dass das Rotkäppchen zur Vernunft kam.
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