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Lernen durch Schmerz

Verfasst: 15 Mär 2025, 12:27
von Vangelis
Der Morgennebel hing schwer zwischen den knorrigen Stämmen, als er den Blutforst erreichte. Die kühle Luft schmeckte nach feuchtem Laub und Harz, während das fahle Licht der Morgensonne sich seinen Weg durch das dichte Blätterdach bahnte. Hier, wo das Unterholz aus moosbewachsenen Wurzeln und dornigen Ranken bestand, wo uralte Bäume mit rissiger Rinde wie steinerne Wächter gen Himmel standen. Hier fand er, was er gesucht hatte. Wunderbare Stämme, hartes und widerstandsfähiges Holz.  Er griff nach der Axt, wog sie kurz in der Hand und trat an einen der würdigen Riesen heran. Mit ruhigem Atem und geübten Bewegungen hob er die gewölbte Klinge. Der erste Hieb durchbrach die Rinde, und einige Tropfen vom Harz rannen hervor, als hätte der Baum unter der Klinge sein weißes Blut hervorgebracht. Hieb um Hieb schlug er eine Kerbe in den Stamm, das rhythmische Echo hallte durch den Forst, vermischte sich mit dem fernen Ruf eines wilden Wolfes, der durch das Unterholz striff. Ein leichtes Raunen aus den Wipfeln, welches der Wind aus ihnen trieb, war zu vernehmen.  Der Stamm neigte sich in einen Zwischenraum aus den umliegenden Bäumen. Ein letztes Krachen, ein Donnern, als er fiel, erbebte die Erde unter der Wucht. Er selbst trat bei Seite, wischte sich den Schweiß von der Stirn, um dann die gefällte Ulme vorzubereiten. Doch ehe er sein Werk fortsetzen konnte, vernahm er schwere Schritte hinter sich.

"Was treibst du hier, Fremder?"

Die Stimme war rau, tief wie der Donner eines heraufziehenden Sturms. Er wandte sich um und erblickte einen breitschultrigen Mann. Seine Kleidung war fein, doch seine Haltung verriet, dass er sich hier als Herr betrachtete.

"Ich schlage Holz," erwiderte er ruhig.

"Nicht hier," knurrte der Mann. "Diese Ländereien gehören Surom. Wir dulden hier keine Fremden, die sich daran vergreifen."

Er betrachtete den Mann einen Moment, wog seine Möglichkeiten ab. Streit lag ihm fern, doch er kannte den Ruf Suroms und seiner Leute. Ein Wort zu viel, eine Bewegung zu falsch, und es würde Blut fließen. Seine Verschleierung schien aufgeflogen zu sein, und ein Wort traf das andere. Ein sich her herauswinden schien in weiter Ferne und eindringlich machte ihm der Mann klar, wie er seine Worte meinte und verschaffte diesen Nachdruck. Schmerzlich musste er erkennen, dass mit Flunkern hier nicht weiter zukommen ist.
Schwer getroffen ließ der Mann ab von ihm und verwies abermals, die Länderein schleunigst zu verlassen. Der Mann beobachtete ihn noch, als Van sich, mit schmerzverzerrtem Gesicht, umwandte und in die Schatten des Forstes zurückkehrte, das Knistern des Laubes unter seinen Stiefeln, das einzige Zeugnis seines kurzen Aufenthalts.

Re: Lernen durch Schmerz

Verfasst: 15 Mär 2025, 12:39
von Sartak Lamont
Nachdem der Magier den Rückzug angetreten hatte,
zurück in das Loch aus dem Du gekrochen bist
und seine Gesalt sich im Verlauf des Weges in der Abenddämmerung verlor, schweifte Sartaks Blick über die sich ihm ausbreitende, in rötlichen Schimmer getauchte Szenerie von Bergen, Wäldern und Wiesen.
kein Fuß breit dem Feind
Surom war sicher, für den Moment.