Eine Stimme auf dem Weg zum Chor
Verfasst: 15 Mär 2025, 15:10
Anfänge
Die Dunkelheit war so erdrückend, so dicht, man konnte sie gar greifen, sie berühren - so schien es. Gleich einer dicken, schwarz bemalte Nebelwaben, umgaben sie alles und jeden, ließen keinen Blick hindurch, verschluckten Klang und Hall.
Je länger man sich dieser Umgebung hingab, desto mehr schnürte sich die Kehle zu.
Doch je tiefer es ging, desto verzerrter wurde eben diese Finsternis. Sie wurde hier und da zerrissen. Licht durchbrach die schweren Schwielen und verdünnte die Schwärze, als würde aus dem Teer einfaches, dunkles Wasser werden.
Pilze erstrahlen in teils gefährlich anmutenden, teils in willkürlichen Farbkombinationen. Harmonieren mal mit dem Leuchtmoos an Boden, Decke und Wänden, anderswo beißen sich die Auren, als stünden sie im steten Konflikt miteinander.
Einzelne Gänge wurden zu weitreichenden Korridoren. Kleine Höhlen wandelten sich zu riesigen Kavernen. Manche von ihnen so groß und weitreichend, dass sie ganze Städte in sich zu bergen vermochten.
Vereinzelt taten sie das auch. Elyas war hier im Unterreich. Hier wo die Ungewissheit alles dominierte.
Ganze Völker existieren hier, ohne je von einem menschlichen Auge erfasst worden zu sein. Rassen, die man sich nicht mal vorzustellen wagt.
Der junge Prediger kam hierher, um seinem Forschungsdrang zu frönen. Nebst Ressourcen, die für allerlei Dinge gebraucht wurden, konnte man hier unten ungestört alles ausprobieren und erkunden. Man musste dazu lediglich das eigene Heil in die Waagschale werfen.
Selbstverständlich geriet er das ein ums andere Mal in Konflikt mit ansässigen Geschöpfen. Gefräßige Bestien und hinterhältige Gnome. Mordlüsterne Geister und vor Magie trotzenden Entitäten.
Elementare und Gedankenschinder, aber auch unlängst vertrieben, sich zurück gezogene Gattungen. Wie etwa die Dunkelelfen.
Elyas hasste diese am meisten.
Sie huldigten einer Göttin, die so falsch und hinterhältig war wie die goldene Schlange. Trotz möglicher Ähnlichkeiten mit dem Namenlosen, war sie durch und durch Egoistisch. Sie hatte kein Interesse am eigenen Volk. All das Bestreben der Einzelnen ging unter in ihrem kalten Blick.
Sie war bei weitem keine gute Anführerin, nicht so wie der Schattenfürst höchstselbst.
Dennoch wich der gläubige Jüngling jenen Patrouillen nur allzu gerne aus. Es wäre dumm sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen. Es gäbe nichts zu gewinnen.
An diesen Umlauf jedoch schien es eine Hatz zu sein. Zwei sehr junge Individuen rannten mit Abstand vor der sie verfolgenden Häschern davon. Zwei Krieger, mit Doppelklingen und Bogen bewaffnet, die Jagd auf Kinder machten. Die Grausamkeit dieser Drow kennt kein halten. Gleich welchen Grund ihre Verfolgung haben möge, sie wird mit dem Tod enden.
Diese Göttin Lolth ist schnell mit dem Urteil, ebenso sind es ihre Kinder.
Dabei verkennen sie nur allzu oft das Potential eben jener. Die beiden sind leere Gefäße. Ganz gleich, was sie getan haben, womit sie den Tod verdient haben mochten, man konnte sie füllen. Ihn noch immer Willen und Ansicht aufzwingen.
Sie könnten sich noch immer als herausragende, tief loyale Mitstreiter entpuppen. Solche, die möglicherweise eine entscheidende Wende herbeiführen konnten.
Da ging dem dunklen Prediger ein inneres Licht auf. Eine Idee, die sich in seinen Gedanken genistet hat, wie eine Krankheit. Sie griff um sich, befiel immer mehr den Verstand, bis diese Vorsehung ihn übermannte, ihn zur Tat zwang. Aus dem Einfall war ein Vorhaben geworden. Er beschloss, sich der Hatz anzuschließen, als dritter, ungesehener Beteiligter.
Elyas verstand die Worte der Dunkelelfen nicht, als er sie eingeholt hatte. Er schlich und nutzte die Gaben um sich zu verschleiern. Andernfalls könnte er sich diesen Täuschungsmeister wohl kaum nähern. Sie hatten die Kinder gestellt, sie in die Ecke getrieben.
Nebst der üblichen, beißenden Laute der Drow, die so stachen, als bestünden sie aus reinen, akustischen Schmerzen, sobald sie an das Ohr drangen, wirkte die allgemeine Stimmung der Worte aggressiv und zum Teil hasserfüllt.
Es war nicht viel Fantasie notwendig, um sich auszumalen, woher dieser hörbare Hass herrührte. Sicher störte sich ein Haus an einem anderen. Der Kleidung der jungen Ilythiiri nach, welche recht zerschlissen und verdreckt erschien, waren die beiden einem solchen Haus entsprungen. Nobel, aber zu jung als das sie sich ausreichend Schuld aufgeladen hätten, um eine solche Jagd zu rechtfertigen.
Die Politik der Dunkelelfen. Sie leben so lange und doch sind sie Blind für den langen Arm der Zeit, der einen solchen frischen Ton zu allem möglichen formen könnte.
Der Prediger erkannte Angst im Blick der Todgeweihten. Es schein der rechte Zeitpunkt, als strahlender Held in Erscheinung zu treten.
Er hatte sie lange genug seine Ohren foltern lassen.
Mittels dem Moment der Überraschung, einem vergifteten Dolch und einem dunklen Gebet, was den abseitigen Elf an der Wand zerschellen ließ, war die Situation schnell bereinigt.
So stand er erhaben vor den kauernden jungen Dunkelelfen. Die Dunkelheit griff um ihn und doch war es hell genug, dass er sich in den Augen der beiden spiegeln sah. Er sprach zu ihnen mit fester aber ruhiger Stimme, gleich einem geduldigen Lehrmeister:
"Die Barmherzigkeit des Namenlosen hat euch errettet. Zeigt euch erkenntlich und als würdig für dieses Einschreiten oder sterbt, wie es eure Spinne vorsah."
Ihre Gesichter deuteten ein ganzes Gespräch an, so deutungsvoll tauschten die beiden Blicke miteinander aus. Zweifel, Skepsis und vielleicht ein wenig Arroganz stachen besonders deutlich hervor. Sie waren vielleicht dankbar, aber doch waren es Drow. Sie mochten dieses Gefühl der Hilflosigkeit nicht. Diese vermeintliche Drohung, welche sie zwang, Platz neben ihrem lästigen Insekt zu schaffen. Einen weiteren Gott anzuerkennen. Ein gefährliches Projekt, das sich der junge Prediger da auferlegt hatte.
Auch wenn es schnell enden könnte, so würde allein die Spannung die Zeit in die Ewigkeit verzerren.
Man wächst mit den Aufgaben und Entscheidungen, die man trifft.
Elyas hob die Schultern an.
Die beiden wollten sich nicht entscheiden, also tat er es für sie. Er deutete ihnen mit dem Stab einen nahen Aufgang, während er wie zufällig seinen Gift überzogenen Dolch anhob. Ein kleiner, visueller Anreiz, der seine Wirkung nicht verfehlte.
Beide erhoben sich und zusammen beschritten sie den langen Weg an die Oberfläche.
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Die Dunkelheit war so erdrückend, so dicht, man konnte sie gar greifen, sie berühren - so schien es. Gleich einer dicken, schwarz bemalte Nebelwaben, umgaben sie alles und jeden, ließen keinen Blick hindurch, verschluckten Klang und Hall.
Je länger man sich dieser Umgebung hingab, desto mehr schnürte sich die Kehle zu.
Doch je tiefer es ging, desto verzerrter wurde eben diese Finsternis. Sie wurde hier und da zerrissen. Licht durchbrach die schweren Schwielen und verdünnte die Schwärze, als würde aus dem Teer einfaches, dunkles Wasser werden.
Pilze erstrahlen in teils gefährlich anmutenden, teils in willkürlichen Farbkombinationen. Harmonieren mal mit dem Leuchtmoos an Boden, Decke und Wänden, anderswo beißen sich die Auren, als stünden sie im steten Konflikt miteinander.
Einzelne Gänge wurden zu weitreichenden Korridoren. Kleine Höhlen wandelten sich zu riesigen Kavernen. Manche von ihnen so groß und weitreichend, dass sie ganze Städte in sich zu bergen vermochten.
Vereinzelt taten sie das auch. Elyas war hier im Unterreich. Hier wo die Ungewissheit alles dominierte.
Ganze Völker existieren hier, ohne je von einem menschlichen Auge erfasst worden zu sein. Rassen, die man sich nicht mal vorzustellen wagt.
Der junge Prediger kam hierher, um seinem Forschungsdrang zu frönen. Nebst Ressourcen, die für allerlei Dinge gebraucht wurden, konnte man hier unten ungestört alles ausprobieren und erkunden. Man musste dazu lediglich das eigene Heil in die Waagschale werfen.
Selbstverständlich geriet er das ein ums andere Mal in Konflikt mit ansässigen Geschöpfen. Gefräßige Bestien und hinterhältige Gnome. Mordlüsterne Geister und vor Magie trotzenden Entitäten.
Elementare und Gedankenschinder, aber auch unlängst vertrieben, sich zurück gezogene Gattungen. Wie etwa die Dunkelelfen.
Elyas hasste diese am meisten.
Sie huldigten einer Göttin, die so falsch und hinterhältig war wie die goldene Schlange. Trotz möglicher Ähnlichkeiten mit dem Namenlosen, war sie durch und durch Egoistisch. Sie hatte kein Interesse am eigenen Volk. All das Bestreben der Einzelnen ging unter in ihrem kalten Blick.
Sie war bei weitem keine gute Anführerin, nicht so wie der Schattenfürst höchstselbst.
Dennoch wich der gläubige Jüngling jenen Patrouillen nur allzu gerne aus. Es wäre dumm sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen. Es gäbe nichts zu gewinnen.
An diesen Umlauf jedoch schien es eine Hatz zu sein. Zwei sehr junge Individuen rannten mit Abstand vor der sie verfolgenden Häschern davon. Zwei Krieger, mit Doppelklingen und Bogen bewaffnet, die Jagd auf Kinder machten. Die Grausamkeit dieser Drow kennt kein halten. Gleich welchen Grund ihre Verfolgung haben möge, sie wird mit dem Tod enden.
Diese Göttin Lolth ist schnell mit dem Urteil, ebenso sind es ihre Kinder.
Dabei verkennen sie nur allzu oft das Potential eben jener. Die beiden sind leere Gefäße. Ganz gleich, was sie getan haben, womit sie den Tod verdient haben mochten, man konnte sie füllen. Ihn noch immer Willen und Ansicht aufzwingen.
Sie könnten sich noch immer als herausragende, tief loyale Mitstreiter entpuppen. Solche, die möglicherweise eine entscheidende Wende herbeiführen konnten.
Da ging dem dunklen Prediger ein inneres Licht auf. Eine Idee, die sich in seinen Gedanken genistet hat, wie eine Krankheit. Sie griff um sich, befiel immer mehr den Verstand, bis diese Vorsehung ihn übermannte, ihn zur Tat zwang. Aus dem Einfall war ein Vorhaben geworden. Er beschloss, sich der Hatz anzuschließen, als dritter, ungesehener Beteiligter.
Elyas verstand die Worte der Dunkelelfen nicht, als er sie eingeholt hatte. Er schlich und nutzte die Gaben um sich zu verschleiern. Andernfalls könnte er sich diesen Täuschungsmeister wohl kaum nähern. Sie hatten die Kinder gestellt, sie in die Ecke getrieben.
Nebst der üblichen, beißenden Laute der Drow, die so stachen, als bestünden sie aus reinen, akustischen Schmerzen, sobald sie an das Ohr drangen, wirkte die allgemeine Stimmung der Worte aggressiv und zum Teil hasserfüllt.
Es war nicht viel Fantasie notwendig, um sich auszumalen, woher dieser hörbare Hass herrührte. Sicher störte sich ein Haus an einem anderen. Der Kleidung der jungen Ilythiiri nach, welche recht zerschlissen und verdreckt erschien, waren die beiden einem solchen Haus entsprungen. Nobel, aber zu jung als das sie sich ausreichend Schuld aufgeladen hätten, um eine solche Jagd zu rechtfertigen.
Die Politik der Dunkelelfen. Sie leben so lange und doch sind sie Blind für den langen Arm der Zeit, der einen solchen frischen Ton zu allem möglichen formen könnte.
Der Prediger erkannte Angst im Blick der Todgeweihten. Es schein der rechte Zeitpunkt, als strahlender Held in Erscheinung zu treten.
Er hatte sie lange genug seine Ohren foltern lassen.
Mittels dem Moment der Überraschung, einem vergifteten Dolch und einem dunklen Gebet, was den abseitigen Elf an der Wand zerschellen ließ, war die Situation schnell bereinigt.
So stand er erhaben vor den kauernden jungen Dunkelelfen. Die Dunkelheit griff um ihn und doch war es hell genug, dass er sich in den Augen der beiden spiegeln sah. Er sprach zu ihnen mit fester aber ruhiger Stimme, gleich einem geduldigen Lehrmeister:
"Die Barmherzigkeit des Namenlosen hat euch errettet. Zeigt euch erkenntlich und als würdig für dieses Einschreiten oder sterbt, wie es eure Spinne vorsah."
Ihre Gesichter deuteten ein ganzes Gespräch an, so deutungsvoll tauschten die beiden Blicke miteinander aus. Zweifel, Skepsis und vielleicht ein wenig Arroganz stachen besonders deutlich hervor. Sie waren vielleicht dankbar, aber doch waren es Drow. Sie mochten dieses Gefühl der Hilflosigkeit nicht. Diese vermeintliche Drohung, welche sie zwang, Platz neben ihrem lästigen Insekt zu schaffen. Einen weiteren Gott anzuerkennen. Ein gefährliches Projekt, das sich der junge Prediger da auferlegt hatte.
Auch wenn es schnell enden könnte, so würde allein die Spannung die Zeit in die Ewigkeit verzerren.
Man wächst mit den Aufgaben und Entscheidungen, die man trifft.
Elyas hob die Schultern an.
Die beiden wollten sich nicht entscheiden, also tat er es für sie. Er deutete ihnen mit dem Stab einen nahen Aufgang, während er wie zufällig seinen Gift überzogenen Dolch anhob. Ein kleiner, visueller Anreiz, der seine Wirkung nicht verfehlte.
Beide erhoben sich und zusammen beschritten sie den langen Weg an die Oberfläche.
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