Die Chroniken des Assandros
Verfasst: 21 Apr 2025, 10:05
Teil I – Der Junge im Kloster
Der Wind trug den Geruch von feuchtem Stein und alten Manuskripten durch die Gänge des Klosters St. Aurelian. Zwischen hohen Mauern, wo Stille und Gebet den Alltag bestimmten, hallte das Lachen eines Jungen durch das Gemäuer – ein Klang, der wie ein frischer Windhauch gegen den ewigen Ernst der Mönche anstürmte.
Assandros war kein gewöhnliches Kind. Als Säugling war er in einer regnerischen Nacht vor den Toren des Klosters gefunden worden, in eine Decke gewickelt, mit nichts als einem Amulett um den Hals. Bruder Raiden, der älteste Priester des Ordens, hatte ihn in seine Obhut genommen, nicht aus Pflicht, sondern aus einer merkwürdigen inneren Überzeugung heraus. Seitdem war Assandros wie ein junger Falke unter Tauben – wild, neugierig, ungestüm.
„Assandros!“, rief Raiden, als wieder ein leises Klirren aus der Küche kam. Der Junge, etwa zwölf Sommer alt, tauchte mit zerzaustem Haar und schmutzigen Händen aus einem Türrahmen auf, das Gesicht halb schuldbewusst, halb schelmisch.
„Ich wollte nur… den Wein kosten. Für das Abendmahl. Nur ein kleiner Schluck“, sagte er und grinste frech.
Raiden seufzte, doch seine Augen funkelten vor Wärme. „Du bist ein Wirbelwind, Assandros. Und doch… du lernst schneller als jeder Novize hier.“
Der Priester war ein Mann der Ordnung und der Stille, doch seit Assandros da war, hatte sich sein Leben verändert. Der Junge brachte Unruhe, ja – aber auch Leben. Zwischen den alten Bänden der Heiligen Schrift und den Gebeten der Morgenmesse versuchte Raiden, dem Jungen die Lehren des Herren zu vermitteln. Es war kein einfacher Weg.
Assandros hörte zu, wie er es immer tat, wenn Raiden sprach. Doch oft schweiften seine Gedanken ab – zu den Bäumen hinter den Mauern, den Geschichten der alten Brüder, den Liedern, die der Wind manchmal brachte.
„Aber warum hat der Herr mich dann so gemacht?“ fragte er eines Abends, als die Sonne blutrot hinter den Hügeln versank. „So wild. So… anders?“
Raiden legte ihm die Hand auf die Schulter. „Weil du für etwas Großes bestimmt bist. Auch Sturmwind gehört zur Schöpfung. Manchmal braucht es einen Wirbelwind, um das Alte zu erneuern.“
Der Junge sah ihn lange an. Vielleicht verstand er nicht jedes Wort, aber in Raidens Blick lag eine Wahrheit, die selbst ein Kind spüren konnte.
Und so begann Assandros’ Weg – ein Weg, der weder leicht noch gerade war. Doch irgendwo zwischen Bibelseiten und zerbrochenen Tonkrügen wuchs etwas in ihm heran. Etwas, das stärker war als Trotz, schneller als seine Füße und tiefer als seine Fragen.
Etwas, das eines Tages die Welt verändern könnte.
Der Wind trug den Geruch von feuchtem Stein und alten Manuskripten durch die Gänge des Klosters St. Aurelian. Zwischen hohen Mauern, wo Stille und Gebet den Alltag bestimmten, hallte das Lachen eines Jungen durch das Gemäuer – ein Klang, der wie ein frischer Windhauch gegen den ewigen Ernst der Mönche anstürmte.
Assandros war kein gewöhnliches Kind. Als Säugling war er in einer regnerischen Nacht vor den Toren des Klosters gefunden worden, in eine Decke gewickelt, mit nichts als einem Amulett um den Hals. Bruder Raiden, der älteste Priester des Ordens, hatte ihn in seine Obhut genommen, nicht aus Pflicht, sondern aus einer merkwürdigen inneren Überzeugung heraus. Seitdem war Assandros wie ein junger Falke unter Tauben – wild, neugierig, ungestüm.
„Assandros!“, rief Raiden, als wieder ein leises Klirren aus der Küche kam. Der Junge, etwa zwölf Sommer alt, tauchte mit zerzaustem Haar und schmutzigen Händen aus einem Türrahmen auf, das Gesicht halb schuldbewusst, halb schelmisch.
„Ich wollte nur… den Wein kosten. Für das Abendmahl. Nur ein kleiner Schluck“, sagte er und grinste frech.
Raiden seufzte, doch seine Augen funkelten vor Wärme. „Du bist ein Wirbelwind, Assandros. Und doch… du lernst schneller als jeder Novize hier.“
Der Priester war ein Mann der Ordnung und der Stille, doch seit Assandros da war, hatte sich sein Leben verändert. Der Junge brachte Unruhe, ja – aber auch Leben. Zwischen den alten Bänden der Heiligen Schrift und den Gebeten der Morgenmesse versuchte Raiden, dem Jungen die Lehren des Herren zu vermitteln. Es war kein einfacher Weg.
Assandros hörte zu, wie er es immer tat, wenn Raiden sprach. Doch oft schweiften seine Gedanken ab – zu den Bäumen hinter den Mauern, den Geschichten der alten Brüder, den Liedern, die der Wind manchmal brachte.
„Aber warum hat der Herr mich dann so gemacht?“ fragte er eines Abends, als die Sonne blutrot hinter den Hügeln versank. „So wild. So… anders?“
Raiden legte ihm die Hand auf die Schulter. „Weil du für etwas Großes bestimmt bist. Auch Sturmwind gehört zur Schöpfung. Manchmal braucht es einen Wirbelwind, um das Alte zu erneuern.“
Der Junge sah ihn lange an. Vielleicht verstand er nicht jedes Wort, aber in Raidens Blick lag eine Wahrheit, die selbst ein Kind spüren konnte.
Und so begann Assandros’ Weg – ein Weg, der weder leicht noch gerade war. Doch irgendwo zwischen Bibelseiten und zerbrochenen Tonkrügen wuchs etwas in ihm heran. Etwas, das stärker war als Trotz, schneller als seine Füße und tiefer als seine Fragen.
Etwas, das eines Tages die Welt verändern könnte.