Schattenherz
Verfasst: 07 Aug 2025, 21:31
Ein Tag in Caer Morlen
Caer Morlen lag wie vergessen zwischen sanften Hügeln, wo der Wind Geschichten erzählte und der Morgennebel sich zärtlich über das Dorf legte. Keine Karte nannte seinen Namen. Kein Händler kam zweimal im Jahr. Und doch war es für seine Bewohner die Mitte der Welt.
Die Tage begannen mit dem Klang von Hühnern, dem Geklapper von Eimern am Dorfbrunnen und dem leisen Summen von Liedern, die man nicht sang, sondern lebte. Ravielle wuchs inmitten dieser Melodien auf – Tochter eines Holzschnitzers und einer Heilerin. Das Haus der Familie stand nah am Waldrand, wo das Licht durch die Blätter tanzte und der Wind oft zuerst die Saiten ihrer Laute berührte, bevor er weiterzog.
Ihr Vater, Coran, war ein ruhiger Mann mit starken Händen und einem Blick, der lieber beobachtete als sprach. Seine Figuren – Tiere, Götter, tanzende Kinder – standen in fast jedem Haus. Ihre Mutter, Maelis, war das Lachen des Dorfes: warm, bestimmt, immer in Bewegung, mit heilenden Händen und scharfer Zunge. Ravielle selbst war stiller. Nicht scheu, nur… hörend. Die Welt sprach zu ihr in Zwischentönen. In Vogelrufen. In knarrenden Dielen. In Halbsätzen, die andere übersahen.
Ihr älterer Bruder Lethan war das Gegenteil. Immer mitten im Dorftrubel, mit Pfeil und Bogen auf dem Rücken und Geschichten auf den Lippen, die selbst die Ältesten zum Schmunzeln brachten. Er war es, der Ravielle das Bogenschießen beibrachte. Sie war es, die ihm das Zuhören beibrachte.
Nachmittage in Caer Morlen rochen nach warmem Brot und frischem Holz. Kinder jagten über die Wiesen, Hunde bellten, irgendwo übte jemand auf einer Flöte. Ravielle spielte oft auf der kleinen Bühne am Dorfplatz – meist heimlich, wenn niemand hinsah. Ihre Musik war keine für Feste. Sie war für das, was zwischen den Tagen lag.
Am Abend versammelte sich das Dorf oft am Feuer vor dem Versammlungshaus. Es wurde gesungen, erzählt, gegessen. Ravielle saß meist nah bei ihrer Mutter, beobachtete die Schatten der Flammen auf den Gesichtern, lauschte den alten Liedern, die selten ganz gleich klangen. Und manchmal, ganz leise, stimmte sie ein.
Es war ein einfaches Leben. Kein ruhmreiches. Kein bedeutendes.
Aber es war echt. Warm. Voll.
Niemand hätte gedacht, dass etwas jemals dieses Lied verstummen lassen könnte.
Die Tage begannen mit dem Klang von Hühnern, dem Geklapper von Eimern am Dorfbrunnen und dem leisen Summen von Liedern, die man nicht sang, sondern lebte. Ravielle wuchs inmitten dieser Melodien auf – Tochter eines Holzschnitzers und einer Heilerin. Das Haus der Familie stand nah am Waldrand, wo das Licht durch die Blätter tanzte und der Wind oft zuerst die Saiten ihrer Laute berührte, bevor er weiterzog.
Ihr Vater, Coran, war ein ruhiger Mann mit starken Händen und einem Blick, der lieber beobachtete als sprach. Seine Figuren – Tiere, Götter, tanzende Kinder – standen in fast jedem Haus. Ihre Mutter, Maelis, war das Lachen des Dorfes: warm, bestimmt, immer in Bewegung, mit heilenden Händen und scharfer Zunge. Ravielle selbst war stiller. Nicht scheu, nur… hörend. Die Welt sprach zu ihr in Zwischentönen. In Vogelrufen. In knarrenden Dielen. In Halbsätzen, die andere übersahen.
Ihr älterer Bruder Lethan war das Gegenteil. Immer mitten im Dorftrubel, mit Pfeil und Bogen auf dem Rücken und Geschichten auf den Lippen, die selbst die Ältesten zum Schmunzeln brachten. Er war es, der Ravielle das Bogenschießen beibrachte. Sie war es, die ihm das Zuhören beibrachte.
Nachmittage in Caer Morlen rochen nach warmem Brot und frischem Holz. Kinder jagten über die Wiesen, Hunde bellten, irgendwo übte jemand auf einer Flöte. Ravielle spielte oft auf der kleinen Bühne am Dorfplatz – meist heimlich, wenn niemand hinsah. Ihre Musik war keine für Feste. Sie war für das, was zwischen den Tagen lag.
Am Abend versammelte sich das Dorf oft am Feuer vor dem Versammlungshaus. Es wurde gesungen, erzählt, gegessen. Ravielle saß meist nah bei ihrer Mutter, beobachtete die Schatten der Flammen auf den Gesichtern, lauschte den alten Liedern, die selten ganz gleich klangen. Und manchmal, ganz leise, stimmte sie ein.
Es war ein einfaches Leben. Kein ruhmreiches. Kein bedeutendes.
Aber es war echt. Warm. Voll.
Niemand hätte gedacht, dass etwas jemals dieses Lied verstummen lassen könnte.