Die Isolation
Verfasst: 04 Dez 2025, 17:19
Ihr Tag begann wie jeder andere. Die Meditation wurde beendet, ein Gebet im Tempel an ihre Göttin und dann ein Routine-Spaziergang durch Cressen.
Sie hat die Ansässigen gefragt, ob es Neuigkeiten gibt, oder ob es etwas gibt, das besprochen werden muss. Danach noch ein Besuch beim Stalburschen,
um zu prüfen, dass ihre Echsen auch genug Fleisch haben.
Die letzte Station, die Stadtmauern, um die Wachen zu fragen, ob es Vorkommnisse gab. Doch dieser Schritt blieb aus.
Als sie sich den Mauern näherte, verspürte sie einen Drang, ausgehend von ihrem Gebetsbuch. Ein Drang, der Sie wie in
Trance aus der Stadt führte. Kein Abschied, keine Information weitergegeben. Einfach der Weg hinaus in Richtung der Höhlengänge.
Keiner begleitete sie, keiner schlich ihr hinterher. Nur der dumpfe Klang ihrer Füße auf dem teils nassen Höhlenboden konnte bezeugen,
wohin sie sich begab. Keine Vorräte, keine Pläne. Nur sie und das Gebetsbuch und ihr Glaube. Ihr Weg führte sie in einen abgelegenen
Teil der Höhlen, zu unwichtig, um je vollständig kartiert worden zu sein. Durch einen Spalt in einer der Wände gelang sie in ihr neues Refugium.
Der Drang, den sie verspürte, ließ nach, für sie ein Zeichen, dass sie angekommen war.
Die Isolation begann, nur sie, ihre Gedanken und ihre Gebete. Alles sorgfältig niedergeschrieben, angereiht an die bereits enthaltenen.
Die Ernährung bestand aus den simpelsten Dingen, keine Gourmetküche, nur zweckdienlich. Geschmacklose, gräuliche Pilze, die an den
Wänden wuchsen und schon bitter waren durch die Mineralien in den Felswänden, Fledermäuse, die sich in den Höhlengängen verloren hatten
und Wasser gab es nur da, wo es aus den Ritzen sickerte, meistens nicht mehr als ein Rinnsal.
Die meisten Seiten in ihrem Buch waren in der Sprache der Dunkelelfen, aber weiter hinten und zum Teil auch mittendrin, entstanden Seiten
in einer Sprache, die sie nicht entziffern konnte. Sie machte es zu ihrer Aufgabe, diese Zeilen zu studieren, zu ergründen und zu meistern.
An den meisten Stellen passierte nichts, es waren für den Augenblick nur Zeichen, als würde das Buch schweigen wie ein altes Relikt ohne Macht.
Doch an anderen Stellen schien es so, als würde etwas aus dem Buch zu ihr flüstern.
Immer wieder versuchte sie, die Zeichen in Worte ihrer Sprache auszusprechen. Und jedes Mal kam es ihr vor, als würde etwas in diesem Buch
in ihr Innerstes greifen, es versuchen zu verformen, ihre Knochen zu beugen und die Haut aufreißen zu lassen. Sie hatte den Anschein,
als würde das Buch selbst sich dagegen wehren, entziffert zu werden.
Ein jeder Versuch zollte seinen Tribut. Ihre Arme und ihr gesamter Körper waren nach der Zeit gezeichnet von Narben, die einen frischer
oder erneut aufgeplatzt, die anderen schon zu einem Narbengeflecht gewachsen. Der Boden in ihrem Refugium hatte nicht mehr nur die grauen,
dunklen Farben der Höhle, sondern auch ein blutiges Rot hatte sich darunter gemischt.
Unzählige Gebete vergingen, Stunden und Tage der Meditation, und jedes Mal folgte Schmerz, sobald sie neue Versuche wagte. Bei ihrem letzten Versuch
erkannte sie zum ersten Mal etwas, etwas Eindeutiges. Keine Vermutung ihrerseits, sondern tatsächlich Symbole und Zeichen, die sich formten in der
Sprache der Dunkelelfen. Keine Sätze, kein Gebet, nur Worte, die sich offenbarten:
Bewacher
Ritual
Schutz
Rache
Was auch immer sich genau dahinter verbarg, sie war sich sicher, dass ihr Körper und ihre Macht noch nicht ausreichten, es allein herauszufinden.
Sie atmete ruhig aus, fühlte das Ziehen der frischen Wunden, als sie das Buch nach dem letzten Gebet, mehr ein Gelöbnis, schloss.
„Lloth“, flüsterte sie in die Dunkelheit, „ich werde es meistern. Deine Prüfung. Deine Macht. Und was immer in diesem Buch lauert.“
Es war ein Versprechen an sie und ihre Göttin.
Und damit wurde es Zeit, ihre Isolation zu verlassen. Mit dem Drang, zu verstehen, was sich ihr in dem Buch offenbarte.
Sie hat die Ansässigen gefragt, ob es Neuigkeiten gibt, oder ob es etwas gibt, das besprochen werden muss. Danach noch ein Besuch beim Stalburschen,
um zu prüfen, dass ihre Echsen auch genug Fleisch haben.
Die letzte Station, die Stadtmauern, um die Wachen zu fragen, ob es Vorkommnisse gab. Doch dieser Schritt blieb aus.
Als sie sich den Mauern näherte, verspürte sie einen Drang, ausgehend von ihrem Gebetsbuch. Ein Drang, der Sie wie in
Trance aus der Stadt führte. Kein Abschied, keine Information weitergegeben. Einfach der Weg hinaus in Richtung der Höhlengänge.
Keiner begleitete sie, keiner schlich ihr hinterher. Nur der dumpfe Klang ihrer Füße auf dem teils nassen Höhlenboden konnte bezeugen,
wohin sie sich begab. Keine Vorräte, keine Pläne. Nur sie und das Gebetsbuch und ihr Glaube. Ihr Weg führte sie in einen abgelegenen
Teil der Höhlen, zu unwichtig, um je vollständig kartiert worden zu sein. Durch einen Spalt in einer der Wände gelang sie in ihr neues Refugium.
Der Drang, den sie verspürte, ließ nach, für sie ein Zeichen, dass sie angekommen war.
Die Isolation begann, nur sie, ihre Gedanken und ihre Gebete. Alles sorgfältig niedergeschrieben, angereiht an die bereits enthaltenen.
Die Ernährung bestand aus den simpelsten Dingen, keine Gourmetküche, nur zweckdienlich. Geschmacklose, gräuliche Pilze, die an den
Wänden wuchsen und schon bitter waren durch die Mineralien in den Felswänden, Fledermäuse, die sich in den Höhlengängen verloren hatten
und Wasser gab es nur da, wo es aus den Ritzen sickerte, meistens nicht mehr als ein Rinnsal.
Die meisten Seiten in ihrem Buch waren in der Sprache der Dunkelelfen, aber weiter hinten und zum Teil auch mittendrin, entstanden Seiten
in einer Sprache, die sie nicht entziffern konnte. Sie machte es zu ihrer Aufgabe, diese Zeilen zu studieren, zu ergründen und zu meistern.
An den meisten Stellen passierte nichts, es waren für den Augenblick nur Zeichen, als würde das Buch schweigen wie ein altes Relikt ohne Macht.
Doch an anderen Stellen schien es so, als würde etwas aus dem Buch zu ihr flüstern.
Immer wieder versuchte sie, die Zeichen in Worte ihrer Sprache auszusprechen. Und jedes Mal kam es ihr vor, als würde etwas in diesem Buch
in ihr Innerstes greifen, es versuchen zu verformen, ihre Knochen zu beugen und die Haut aufreißen zu lassen. Sie hatte den Anschein,
als würde das Buch selbst sich dagegen wehren, entziffert zu werden.
Ein jeder Versuch zollte seinen Tribut. Ihre Arme und ihr gesamter Körper waren nach der Zeit gezeichnet von Narben, die einen frischer
oder erneut aufgeplatzt, die anderen schon zu einem Narbengeflecht gewachsen. Der Boden in ihrem Refugium hatte nicht mehr nur die grauen,
dunklen Farben der Höhle, sondern auch ein blutiges Rot hatte sich darunter gemischt.
Unzählige Gebete vergingen, Stunden und Tage der Meditation, und jedes Mal folgte Schmerz, sobald sie neue Versuche wagte. Bei ihrem letzten Versuch
erkannte sie zum ersten Mal etwas, etwas Eindeutiges. Keine Vermutung ihrerseits, sondern tatsächlich Symbole und Zeichen, die sich formten in der
Sprache der Dunkelelfen. Keine Sätze, kein Gebet, nur Worte, die sich offenbarten:
Bewacher
Ritual
Schutz
Rache
Was auch immer sich genau dahinter verbarg, sie war sich sicher, dass ihr Körper und ihre Macht noch nicht ausreichten, es allein herauszufinden.
Sie atmete ruhig aus, fühlte das Ziehen der frischen Wunden, als sie das Buch nach dem letzten Gebet, mehr ein Gelöbnis, schloss.
„Lloth“, flüsterte sie in die Dunkelheit, „ich werde es meistern. Deine Prüfung. Deine Macht. Und was immer in diesem Buch lauert.“
Es war ein Versprechen an sie und ihre Göttin.
Und damit wurde es Zeit, ihre Isolation zu verlassen. Mit dem Drang, zu verstehen, was sich ihr in dem Buch offenbarte.