Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

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Aira
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Die Rückkehr des Leitwolfes

Beitrag von Aira »

Die Rückkehr des Leitwolfes

Die Nacht war längst über Nordhain hereingebrochen. Die Stille hatte sich über das Dorf und den darum herumliegenden Wald gelegt. Auch das Haus Vildaban lag äußerlich still da. So wie schon all die Wochen und Monate zuvor. Doch im Inneren des Hauses war Leben eingekehrt. Als hätte jemand die Fenster und Türen aufgestoßen, den alten Staub hinaus gefegt und gesagt „Nun ist aber Schluss!“.

Und dieser jemand lag nun ruhig schlafend auf dem weichen Fell vor dem Kamin der Wohnstube. Das langvermisste, aber noch immer so vertraute kantige Gesicht wurde von den züngelnden Flammen sanft beschienen. Schatten tanzten auf den markanten Ecken seiner Miene und beleuchteten die Zeichen der Zeit, die auch vor dem Krieger nicht Halt gemacht hatten: Pan war zurück.

Seitlich auf ihren Arm aufgestützt, beobachtete sie den Schlafenden gedankenverloren. Ihr Herz pochte noch immer und während sie ihn so ansah, traten erneut Tränen in ihre Augen. Als sie vor einigen Minuten aus dem Schlaf hochgeschreckt war, hatte sie sich voller Panik umgesehen und mit Erleichterung festgestellt, dass sie nicht alles nur geträumt hatte oder er wieder verschwunden war. Er war zurück. Gesund, munter und so liebenswert bescheuert wie früher. So, wie sie ihn liebte. Wie sie ihn vermisst hatte. So schmerzlich vermisst. Erst jetzt, wo er wieder an ihrer Seite war, wurde ihr bewusst, wie groß der Schmerz und die Einsamkeit tatsächlich waren. Auch wurde ihr bewusst, wie sie sich von der Welt zurückgezogen hatte, weil es einfach zu schmerzhaft war, immer wieder an ihn erinnert zu werden. Selbst ihrer Arbeit für den Orden konnte sie nur mit Mühe nachgehen. Doch das Leben war zurück… ihr Leben.

Und mit ihm auch mit Sicherheit all das Chaos, der Wahnsinn und alle möglichen Abenteuer. Sie wusste noch nicht konkret, was Pan und die Zwillinge erlebt hatten. Die Stichpunkte, die er ihr zur Auswahl gestellt hatte, klangen alle haargenau nach ihnen. Chaos, Wildheit, Wahnsinn, Verderben… Abenteuer. Vildaban eben. Pan hatte die Zwillinge in der Obhut der Hausangestellten der Assuan gelassen, um für diesen Abend sie alleine zu begrüßen. So sehr sie auch die Zwillinge vermisst hatte und sich darauf freute, die beiden wieder in die Arme zu schließen, war sie doch froh, dass sie diesen Abend ihren Mann nur für sich alleine hatte. Sie spürte, wie ihr Herz heilte, während sie neben ihm lag und seine Konturen betrachtete. Er fühlte sich noch immer so an, wie damals. So vertraut, stark, und so unverschämt selbstsicher. Sie fühlte sich nach all den Wochen zum ersten Mal endlich wieder vollständig.

Und bald würden sie wieder gemeinsam die Welt unsicher machen.

Würde sie ihren Dienst im Orden wiederaufnehmen? Sie wusste es nicht. Wenn sie ehrlich war, hatte sie dazu keine große Lust. Sie genoss diese Freiheit… ab heute noch um so viel mehr. Würde Pan im Orden bleiben? Das war seine Entscheidung und sie würde diese, wie auch jede andere von ihm akzeptieren, solange sie ihn nicht wieder von ihr fortbrachte.

Vielleicht würden sie auch einfach nur noch Abenteurer sein. Der verrückte Krieger und seine wilde Bardin, zusammen mit ihren Sprösslingen, die natürlich nur das Beste von ihren Eltern geerbt und gelernt hatten…

Mirja dachte an Robin und daran ihrer Ältesten eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie würde wissen wollen, dass Pan und ihre Geschwister zurück waren. Doch nicht jetzt… nicht heute… und morgen früh würde sie erst einmal mit Pan die Zwillinge abholen. Selenja und Arken. Wie sehr sie sich darauf freute… Nie war sie so froh darüber, dass Chaos in ihr Leben zurück kehrte…

Ihr Chaos.
Ihr Leben.
Ihr Rudel.
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Aira
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Wiedersehensfreude

Beitrag von Aira »

Wiedersehensfreude

Ihr Herz klopfte bis zum Hals, die Hände schwitzten und in ihrem Gesicht klebte dieses permanente Lächeln, welches sie auch sicher in den nächsten Tagen nicht wegbekommen würde. Einmal atmete sie noch tief durch, dann öffnete sie die schwere Gartenpforte in das fantastische Reich der Assuan.
In ihrem Rücken spürte sie den breiten, warmen Brustkorb ihres Mannes. Und das war auch gut so, denn sie hatte die Schwelle in den Garten noch nicht völlig überschritten, da flogen auch bereits zwei Schemen quietschend und kreischend auf sie zu und warfen sich in ihre Arme und hätten sie sonst womöglich umgeworfen, hätte Pan nicht diesen undurchdringlichen Schutzwall gebildet. Das Krähen der Kinder war Musik in ihren Ohren, während sie ihr Gesicht abwechselnd im dichten, straßenköterbraunen und etwas buschigen Haarschopf ihrer Tochter und den rotbraunen Lockenkopf ihres Sohnes vergrub. Die Zwillinge schrien und heulten und drückten sich voller Freude eng an sie, während sie völlig aufgeregt durcheinander quasselten und mal abwechselnd, mal gleichzeitig von ihren Abenteuern erzählten. Mirja ließ sich einfach dort wo sie waren ins Gras nieder und hatte nicht vor, Selenja und Arken so schnell wieder loszulassen. Mit Tränen in den Augen hörte sie ihnen aufmerksam zu, nickte, lachte oder schnitt an den passenden Stellen Grimassen, während sie die wilden Abenteuer der Vildaban-Kinder aus erster Hand erfuhr. Und natürlich waren sie noch reißerischer und verrückter, als Pan sie jemals ausschmücken konnte!
Irgendwann war Pan losgezogen und hatte sich auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht und kehrte mit einem riesigen Fresskorb zurück, den Constanza ihm in die Hand gedrückt hatte. Randvoll mit allerhand Leckereien aus dem Heulenden Wolf und natürlich einer ganzen Menge Süßigkeiten für die Kinder. Constanza, die alte Wirtin der Nordhainer Taverne war offensichtlich schon jetzt vernarrt in die Kinder und das nur, obwohl sie diese lediglich aus Mirjas Erzählungen kannte.
Die beiden Vierjährigen vertilgten das süße Picknick mit Freude, ließen sich aber keinesfalls dabei davon abhalten, weiter zu erzählen. Gemeinsam mit dem Vater spielten sie Szenen aus ihrem Abenteuer nach, banden dabei auch Mirja vollständig mit ein die natürlich immer die Heldin spielen durfte, während Pan den geplagten Bösewicht darstellen musste und selbstverständlich immer verlor. Aber der weißhaarige Schuft nahm es mit Humor und Liebe. Es war, als wäre die Familie nie getrennt gewesen. Und das war es, was Mirjas Herz nur noch mehr hüpfen ließ. Die Monate der Entbehrung waren für sie beinahe wie weggewischt. Die Sorgen und Ängste... als hätte es sie kaum gegeben oder lägen bereits ein halbes Leben lang hinter ihr. Aber trotzdem fühlte es sich ein wenig an, als hätte sie so vieles verpasst. Nicht nur all die tausend Abenteuer... nein... sie registrierte traurig, wie die beiden gewachsen waren, wie ihre Bewegungen sicherer waren, ihre Erzählung deutlicher, ausgeschmückter, natürlich noch immer kindlich, aber deutlich reifer, als noch vor einem Jahr, als sie die Kleinen zuletzt gesehen hatte. Und dann war der Schmerz wieder da. Hätte sie sich noch mehr anstrengen müssen, sie zu finden? Hatte sie ihre Familie im Stich gelassen?
Es war Pan, der offenbar ihre dunklen Gedanken förmlich in ihrem Gesicht lesen konnte und ihr diese nahm, indem er schlicht mit dem Zeigefinger ihr Kinn anhob, sie ansah, lächelte und einfach nur mit dem Kopf schüttelte. Sein Blick war es, der ihr Befahl nicht weiter darüber nachzudenken. Denn er wusste es genau wie sie: sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan. Es ist wie es ist und kein was wäre wenn half weiter. Sie waren wieder vereint und nichts Anderes zählte!
Mirja konnte es auch kaum abwarten, bis sie die Zwillinge Fenria vorstellen konnte. Und wie würde sich sicherlich Ali'Shondra freuen den Holzkopf und die Kleinen zu sehen! Und Robin! Als ihre Älteste ihre jüngeren Geschwister zuletzt sah, waren diese vielleicht ein oder zwei Jahre alt? Sie waren wirklich lange auf Reisen und auch Robin war einige Zeit unterwegs. Die Zeit verflog so schnell... inzwischen war Robin eine junge Frau, während die Zwillinge gerade stolz ihre ersten - mit Pans Hilfe - selbstgebastelten Waffen präsentierten: Natürlich ein Bogen sowie Schild und Schwert, was auch sonst?
Es war schon Nachmittag, als Selenja ausgiebig gähnte und sich auf Mirjas Schoß zusammenrollte. Auch Arken wurde immer stiller und quängeliger, bis ein Streit zwischen den Geschwistern
entbrannte, wer nun auf dem Schoß der Mutter liegen durfte, bis schließlich die Müdigkeit den Kompromiss entschied: sie schliefen einfach beide darauf ein.
Liebevoll betrachtete die Bardin die schlafenden Geschöpfe und strich ihnen über die zerzausten Haare. lm Sonnenschein konnte man die ersten winzigen Sommersprossen auf Selenjas Nase erkennen, während Arken ganz klar irgendwann die markanten Wangenknochen des Vaters tragen würde. Der liebende Vater saß neben Mirja im Gras und betrachtete seine Familie mit breitem Lächeln und stolzgeschwellter Brust. Aye, wenn es jemand gab, dem sie das Leben ihrer Kinder
anvertrauen würde, dann ist es Pandor. Er und niemand anderes. Das war auch der einzige Trost, den sie in den letzten Monaten hatte.

„Ich liebe Euch so sehr...”, flüsterte sie leise zu den Dreien und lächelte, als die Kinder im Schlaf leise

irgendwas murmelten, während sie sich unbewusst an den Händen hielten. Nichts würde die vier jemals wieder trennen.

Es war schließlich schon später Abend, als sie nach Hause zurückkehrten. Nach ihrem Mittagsschlaf hatten die Kinder natürlich erneut Hunger und setzten ihre spielerischen Erzählungen fort, bis es schließlich endgültig Schlafenszeit war. Selige Erschöpfung legte sich auch über Mirja, doch ehe sie die abendliche Ruhe mit Pan genießen wollte, gab es noch eine Sache zu erledigen...
Und so würde Robin vielleicht am folgenden Tag, oder wann immer sie in der nächsten Zeit ihr Haus in Ansilon aufsuchte, einen kleinen Brief vorfinden, dessen Umschlag mit einer tintigen Wolfspfote . verziert war. Die Nachricht an sich war kurz, die Handschrift für Robin jedoch sicherlich unverkennbar und spätestens der kleine Beutel Kekse, an dem sie befestigt war, würde ihr wohl den Absender verraten:

Min Valp,
sie sind zurück! Gesund, munter und mit tausend Abenteuern im Gepäck.
Komm uns doch bald besuchen!
Mamir
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Aira
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Beitrag von Aira »

Mein Bogen und ich - ich und mein Bogen oder: Die Odé an die Hornhaut...

„Jävla!“, die rothaarige Bardin fluchte leise vor sich her, als die Bogensehne sich brennend in die Gelenke ihrer Finger biss. Im selben Moment sirrte der Pfeil auch schon durch die Luft und traf nicht annähernd so genau, wie die Schützin es gewohnt war. Und das alles nur, weil sie keine Handschuhe trug. Doch hatte sie nun nicht wirklich die Zeit gehabt, neben dem Loslassen der Laute, damit diese an ihrem Lederriemen zurück auf ihren Rückenschwang und das Lösen und Aufspannen ihres Bogens auch noch Handschuhe anzuziehen. Sie musste Pan den Rücken decken und konnte nun nicht lange vor sich her überlegen. Es war auch nicht das Erste Mal, dass sie ohne Handschuhe schoss und mit Sicherheit nicht das Letzte Mal, dennoch … es war jedes Mal bestialisch. Die Hornhaut an ihren Fingern war nun Mal längst nicht so dick, dass es ausreichte. Spätestens der fünfte Pfeil war eine Tortur und die Trefferqoute damit dahin. Und sie hasste es.

Doch bisher hatte sie lediglich die Wahl zwischen Pest und Cholera: Mit Handschuhen konnte sie ihre Laute nicht spielen, ohne Handschuhe war das Schießen eine Qual. Also entweder oder. In der Regel entschied sie sich rechtzeitig für etwas und bereitete sich eben vor, doch in solchen Situationen, wo sie dann doch zur Waffe griff, weil die Unterstützung mit ihrer Musik schlichtweg nicht ausreichte, verfluchte sie diesen Umstand jedes Mal. Mirja hasste es grundsätzlich sich entscheiden zu müssen. Konnte sie nicht verdammt nochmal beides haben?

Aber mal davon abgesehen, dass die Bogensehne ihre Hand regelmäßig zerfraß, fror sie auch jedes Mal erbärmlich, wenn sie mal im Eis unterwegs war. Es musste also langsam eine Lösung her. „Schneid doch einfach die Fingerspitzen ab, Mama! Schau, so!“, hatte der fünfjährige Arken seiner Mutter vorgeschlagen und mit seinen kleinen Fingerchen symbolisch eine Schere gebildet, um die Spitzen ihrer schwarzen Handschuhe abzutrennen. Tatsächlich hatte Mirja schon darüber nachgedacht, aber bisher zögerte sie. Nadel und Faden waren nicht ihr Werkzeug… andererseits reichte es ja einfach die Dinger abzuschneiden. „Hrrrm…“, grummelte Mirja leise vor sich her, als sie die Hände wieder aus dem Wasser zog. Wie zu erwarten, waren Zeige-, Mittel- und Ringfinger ihrer rechten Hand am ersten Fingergelenk ziemlich geschwollen. „Du hast ja Recht, mín Valp… aber vielleicht lass ich das einen Schneider machen. Der kann das vermutlich schöner, als ich. Am Ende schneid ich noch zu viel ab. „Feigling!“, krähte Selenja irgendwo aus der anderen Ecke des Wohnzimmers, wo sie gerade hingebungsvoll – ja… was tat sie da eigentlich? „Lenja! Ist das Papas Kopftuch?!“ „Ayee!“, verkündete das Mädchen stolz und machte eine präsentierende Handbewegung auf Antero, den alten, zauseligen Wolfshund. Der arme Tropf hockte mit leicht resigniertem Blick vor dem Kamin. Auf seinem Haupt prangte eines von Pans roten Kopftüchern und verpasste ihm an den Kopf gepresste Schlappohren. „Sieht er nicht toll aus? Jetzt braucht er nur noch ein kleines Schwert und… Satteltaschen! Aye, Satteltaschen! Dann kann er unsere Sachen tragen!“, verkündete Selenja stolz. „Aber will er das überhaupt?“, zweifelte Arken an und gesellte sich zu seiner Zwillingsschwester. „Na klaaaar! Heee… Antero, was machst du denn da?“ Antero hatte die Gunst der Stunde genutzt und mit der Pfote das Kopftuch abgestreift und versuchte nun den Zwillingen zu entkommen. Aber im Hause Vildaban war eben niemand vor den Wirbelwinden sicher. Minuten später trug der Hund das Kopftuch stolz als Halsband und die Kinder tüftelten daran, wie man wohl kleine Taschen an seinem Rücken festbinden konnte.

Mirja wusste, dass sie dem Hund niemals wehtun würden und der alte Zausel war viel zu gutmütig, um sich ernsthaft zu wehren. Dennoch rettete sie den armen Kerl schließlich: „Nun ist aber gut... Ich glaube Antero will wirklich nicht eure Sachen tragen… und dafür habt ihr die kleinen Lamas, die bei Onkel Golga auf der Weide stehen! Es ist spät, macht euch fertig fürs Bett, sonst gibt’s heut keine Geschichte.“ Das war nur der Beginn des abendlichen Dramas, natürlich würden die Zwillinge keinesfalls sofort alles stehen und liegen lassen, um sich Bettfertig zu machen und sie würden auch nicht im Traum daran denken vor der dritten Ermahnung überhaupt mal in Betracht zu ziehen sich auch nur irgendwie in Richtung Waschräume zu bewegen. Aber Mirja kannte das schon und sie brachte längst deutlich mehr Geduld für die Kinder als für ihre Rekruten auf.

Geschlagene Zwei Stunden später – und das war nun heute wirklich richtig gut gelaufen – lagen die Welpen schließlich endlich im Bett. Eine Geschichte und drei Lieder waren nötig, um die Pforten zum Land der Träume zu öffnen. Antero lag längst leise schnarchend vor dem Kamin im Kinderzimmer, das rote Tuch noch immer locker um seinen Hals geknotet. Mirja schlich sich leise nach draußen. Pan hatte heute wieder Dienst, damit lag das Haus völlig still da. Hin und wieder pfiff leise der Herbstwind ums Haus und das Feuer im Kamin des Wohnraumes knackte leise, als Mirja sich an den massiven Eichentisch setzte und erneut ihre Hände betrachtete. Inzwischen war auch die dicke Schicht Fettsalbe eingezogen und das Gefühl kehrte wieder in die Glieder zurück. Gedankenverloren, holte sie die schwarzen Lederhandschuhe wieder hervor und musterte sie. Dann ging sie in den Keller und wühlte ein paar alte, einfache Lederhandschuhe hervor. Sie waren abgewetzt und taugten gerade mal dazu, damit im Garten zu arbeiten. Weitaus weniger wertvoll, als ihre Handschuhe aus dem dicken, robusten Minotaurenleder. Die Schere war schnell gefunden und wenig später hatten die braunen Handschuhe keine Fingerspitzen mehr. Probeweise streifte sie sich die Handschuhe über und musterte das Werk. Nunja… ein gerader Schnitt war definitiv etwas Anderes. Der Daumen war definitiv zu kurz geraten, während sie vom kleinen Finger gefühlt gar nichts abgeschnitten hatte. Aber sie war auch sonst nicht wirklich zufrieden. Natürlich würde das Spielen damit nun deutlich leichter fallen, das Problem der Bogensehne wäre jedoch nur bedingt gelöst. Denn die Sehne lag genau dort, wo der Schnitt verlaufen musste, damit sie genügend Raum für die Lautensaite hatte. Missmutig brummte sie und warf den Handschuh auf den Tisch. Dann musterte sie die abgeschnittenen Fingerkuppen. Nachdenklich und eher spielerisch stülpte sie sich diese über die Finger und wackelte damit umher.
Da kam ihr ein Gedanke: sie hatte schon bei anderen Bogenschützen gesehen, dass diese Handschuhe trugen, die lediglich die Finger bedeckten, die die Sehne auszogen. „Mhmm…“, summte sie grübelnd und wühlte aus einer Kommode Nadel und Faden hervor. Ihre Nähkünste waren wirklich nicht nennenswert, es reichte gerade mal, um Löcher in Kleidungen zu flicken und selbst das waren dann keine wirklichen Kunstwerke – außer man gewann einen Preis darin, das Loch mit dem hässlichsten und dicksten Garnknubbel wie nur möglich zu verschließen. Aber es würde reichen, um ihren Gedanken zu veranschaulichen.

Was wäre denn also nun, wenn sie… ah ja… sie griff den zweiten Handschuh und schnitt erneut die Finger ab, diesmal schnitt sie die Mittleren Finger länger ab. Aus dem anderen Handschuh schnitt sie drei Lederstreifen ab, welche sie dann an den abgelösten Fingerlingen vernähte und schließlich am Handrücken des Handschuhs anbrachte, so dass diese herabbaumelten. „Hmmm so ist das doof… die einzeln rüber wurschteln wird mich nur nerven.“, murmelte sie leise zu sich selbst, während sie ihr Werk ausprobierte. „Wenn ich sie hier… und hier… mhmmm.“

Sie saß noch eine ganze Weile, trennte das Garn wieder auf, vernähte erneut. Mehr als einmal stach sie sich in die Finger, so dass das braune Leder am Ende sicher dutzend neue Flecken aufwies. Schließlich war sie zufrieden… so … mehr oder weniger. Sie hatte nun den Linken Handschuh umfunktioniert: Die langen Kuppen der drei Mittleren Finger hatte sie solange zurechtgeschnitten, dass das Leder die Innenseiten ihrer Finger – also dort, wo die Bogensehne anlag – schützten und lediglich mit Riemen um ihre Fingerknöchel geschlungen waren. Diese Schutzkappen hatte sie mit Lederstreifen am Handrücken des Handschuhs befestigt, so dass diese daran herabhingen, lang genug, dass sie diese schnell mit der anderen Hand über die Finger ziehen konnte. Damit sie nicht in die Saiten der Laute baumelten, hatte sie einen alten Knopf am Handgelenk angebracht, an dem sie die Fingerkappen einhaken konnte. Die Kappen waren miteinander verbunden, so dass sie nicht jede Kappe einzeln überstülpen musste, sondern bequem als Ganzes in sie schlüpfen konnte. Perfekt! Naja… nicht ganz, es sah furchtbar schrecklich hässlich aus… alles schief und krumm und die Nähte würden sicherlich nicht einen Schuss überleben und natürlich half ihr der Linke Handschuh so gar nichts, da Mirja Rechtshänderin war. Aber das Prinzip war klar. Naja, zumindest ihr. Aber vielleicht reichte dieses Modell ja aus, dass ein Schneider ihr helfen konnte! Ja, das war es! Jetzt brauchte sie nur noch einen Schneider…

Die kommenden Tage waren gefüllt mit diversen Dingen, doch schließlich schaffte sie es endlich einen Aushang an den Schwarzen Brettern des Ansiloner Marktplatzes anzubringen. Dort, wo sich im Grunde alles tummelte erschien ihr die größte Chance, einen passenden Schneider zu finden.


 
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Aira
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

Beitrag von Aira »

Der Untergang des Hafens - Das Ende einer Äre und Abschluss eines uralten Kapitels
 
FlammenderHafen.JPG

Still harrte Mirja in der kleinen Nussschale auf dem Ansiloner See aus. Längst war sein Wasser wieder so klar, wie es für einen Binnensee dieser Größe möglich war und nur noch wenige deformierte Wesen tummelten sich an seinen Ufern. Doch der Rothaarigen wäre es in diesem Moment vermutlich gar nicht aufgefallen, wenn irgendein Seeungeheuer das Boot verschlungen hätte. Viel zu sehr hing sie ihren Gedanken nach und beobachtete das Inferno, welches im Silberburger Hafen loderte.
 
Ihrem Hafen.

Jahrelang war dieser Ort so etwas wie eine zweite Heimat gewesen. Dort hatte sie alle Höhen und Tiefen ihrer Karriere erlebt. Als Adjutantin – also noch mehr als Grün hinter den Ohren – wurde sie von Fenria dorthin abkommandiert und sollte eine Truppe Schützen anführen. Noch vollkommen ohne jegliche Ahnung von Führung, geschweige denn vom Leben selbst, hatte Mirja sich dieser Aufgabe gestellt, von der sie anfangs überzeugt war, dass es nur eine Strafe sein konnte. Doch heute, Jahre nach diesem Befehl, wusste Mirja, dass es das Beste war, was ihr passieren konnte. Es war praktisch ihr Schicksal gewesen, denn ohne diesen Befehl und die harten Jahre, in denen sie im Hafen gedient, das Regiment geführt und ausgeweitet hatte, den Hafen sicher gemacht und sich ihre Sporen und Ränge verdient hatte… ohne all das, wäre sie heute nicht da, wo sie jetzt war….

Sie säße nun nicht in dieser Nussschale, gegen dessen Holzbohlen das Seewasser mit leisem Plätschern gluckste und würde nicht auf die Flammen starren, die grell, hell und lodernd in den Nachthimmel aufstiegen. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie noch immer sehen, wie sie über die Zinnen der Hafenmauer rannte, ein speziell gefertigter Pfeil nach dem anderen verließ sirrend ihre Sehne und fing im Flug Feuer, um dann die trockenen Holzschindeln, Kisten und Fässer im Hafen in Brand zu setzen. Am Rande ihrer Wahrnehmung hatte sie die Stichflammen des Drachens Rorek gesehen und irgendwo flog auch diese Phönixfrau Glaris umher. Rorek hatte auch mehrere Fässer mit Explosionstränken über den Hafen fallen lassen, welche Mirja mit einem Brandpfeil zum Explodieren brachte. Sie hatte ihre eigene Heimat in Brand gesteckt… doch der Hafen war schon lange vorher verloren gewesen.

Erst hatte dieser seltsame Knochendrache den Hafen in einen Hort aus Untoten verwandelt… und dann diese seltsame Seuche, die erneut den Hafen mit Untoten und giftigen Dämpfen überrollte. Niemand hatte mehr Hoffnung, dass man etwas retten konnte. Zum Glück sind diesmal die Bewohner ohne große Verluste entkommen.

Dennoch… der Anblick der Flammen schmerzte sie, als hätte sie ein Familienmitglied verloren. Die Tränen rannen ihr abermals über die Wangen und sie rieb sich immer wieder über den Brustkorb. Sie diente schon lange nicht mehr im Hafen, schon zu ihrer Zeit als Großmeisterin hatte sie das Kommando zum Größten Teil abgeben müssen. Und seit sie sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hatte, war dieses Kapitel ohnehin geschlossen gewesen. Zumindest hatte Mirja das geglaubt. Doch die Flammen und die Schmerzen in ihrem Herzen sagten ihr, dass sie sich tief im Inneren doch immer hatte vorstellen können, zurück in den aktiven Dienst… zurück auf die Straße zu kehren. Erst jetzt… jetzt wo es diesen Ort nicht mehr gab, war ihr klar… für sie würde es keinen aktiven Dienst mehr geben. Sie würde die Beraterin des königlichen Ordens und Ausbilderin bleiben.
Es war Zeit eine neue Generation an Soldaten und Kameraden aufzubauen und die Führung der unteren Ränge anderen zu überlassen. Vielleicht ergriff Pandor nun die Chance seinen lang gehegten Wunsch zum Hauptmann aufzusteigen? Oder diese Jolande, welche eine vielversprechende Rekrutin war?

Wer weiß…

Mirja atmete noch einmal tief durch, wobei sich die salzige Seeluft mit dem Rauch des brennenden Hafens vermischte, dann nahm sie die Ruder in die Hand und begann den winzigen Kahn wieder zurück zum Ufer zu manövrieren. Dieses Kapitel war nun endgültig verschlossen… versiegelt.
Für die Bewohner würden sie neue Behausungen finden. Und die restliche Zukunft der Stadt… die hing nun von so vielen Faktoren ab… sie konnten nur das Beste tun und sich am Ende doch nur überraschen lassen.

 
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Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Vorbereitungen für den Koboldtag

Beitrag von Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem »

„NEIIIIIIIEEEEEEEEN! Nicht da grüüüün… das muss rooohoooot!“, wild wedelte Selenja mit dem farbbekleckerten Pinsel vor der Nase des Vaters herum, der sich doch glatt erdreistet hatte einen grünen Pinselstrich an der falschen Stelle zu setzen. Der ohnehin schon diplomatiegeplagte Krieger gab nach kurzer Diskussion nach und ließ die Mini-Vildaban gewähren, vielleicht hatte er aber auch einfach Angst, am nächsten Morgen (mal wieder) mit grünen Haaren aufzuwachen. Derweil saß ihr Zwillingsbruder auf der anderen Seite des Tischs und hatte die Zunge konzentriert zwischen die Zähne geklemmt, während er akribische Pinselstriche setzte. Der kleine Perfektionist hatte bereits erste Falten des Ärgers auf der Stirn stehen – ob das nun an der Diskussion der Schwester über die Farbwahl lag, oder weil dieser verflixte Strich nicht so wollte, wie er… schwer zu sagen.

Mirja beobachtete ihre Chaosbande jedoch noch recht gelassen, währen sie eine neue riesige Schüssel mit Keksen und eine Kanne mit dampfenden Kakao auf den Tisch stellte. Nervennahrung für alle. Wobei sie zugestehen musste, dass sie schon recht weit kamen: Egal wo man in der Wohnstube hinblickte, grinste einen eine groteske – teilweise schon bunt bemalte – Maske entgegen. Leider hatte die Möglichkeit doch nicht ergeben, wie geplant den Bund der Handwerker, welcher sich neu in Nordhain angesiedelt hatte, um Mithilfe zu bitten, doch es war tatsächlich der kleine, findige Arken, welcher eine Idee hatte, wie man diese Masken am Besten herstellen kann. Pan hatte die glatten, weißen Grundmasken hergestellt, diese erhielten ein Gestellt mit Drähten verpasst, um lange Ohren zu formen, dann matschten die Zwillinge mit einer Herzensfreude eine widerliche Matschepampe aus Holzleim, Pergament und Wolle, aus der dann koboldartige Züge auf den Masken geformt wurden. Das Ganze wurde dann noch mit einer Stoffschicht bespannt, welche – nachdem alles trocken war – nun hingebungsvoll bunt bemalt wurde.

Mal davon abgesehen, dass nun von überall her diese Koboldmasken sie angrinsten, sie teilweise sogar in ihre Träume verfolgten und der Geruch des Leims praktisch nicht mehr aus dem Haus zu vertreiben war, waren alle doch zufrieden mit dem Ergebnis. Keine Maske war wie die andere. Mal war da ein Kobold mit kleinen, krummen Ohren und riesigen Glubschaugen, dann wieder ein schmales Kobolgesicht mit riesiger Hakennase und Knopfäuglein. Am liebsten mochte Mirja die Masken, die zerknautschte, leicht pummlige Koboldgesichter zeigen, mit knolligen Nasen und weit abstehenden Ohren, welche, wenn man den Kopf zu doll bewegte, tatsächlich ganz leicht mitschlackerten. Einige Masken bekamen noch Haarbüschel aus Wollfäden mit aufgezogenen Perlen, andere hatten eine Haarpracht aus Lederstreifen, wieder andere hatten gar keine Haare.
Und jede Maske war kunterbunt. Leuchtend bunte, freundliche und fiedele Farben zierten die Masken. Blumenmuster, aberwitzige Kriegsbemalungen oder was auch immer den Kindern, Pan und ihr auch einfiel, um die Masken zu verschönern.

In wenigen Tagen würde der Koboldtag sein, sie hatten noch einige Masken vor sich, aber sie waren zuversichtlich. Noch hatten die Kinder ihre helle Freude und an manchen Tagen kamen sogar Freunde der Zwillinge vorbei, um sich ebenfalls zu beteiligen. Zwischenzeitlich bereitete Mirja den Rest für die Feier vor. Hoffentlich konnte das Fest zumindest für einen Abend etwas Hoffnung und Freude bringen und vom Gräuel der Dämoneninvasionen ablenken. Zumindest einen Abend… einfach… vergessen und genießen, dass man noch ein Leben hat, das man feiern kann… Da war es nur eine nette Nebensache, dass der Koboldstag auch der Geburtstag sowohl von den Zwillingen als auch von Mirja war.
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Pandor Vildaban
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

Beitrag von Pandor Vildaban »

„P… Pra … Pralinen und und … Bl … Bluu … Blumen?!?“

Da stand sie nun, die ehemalige Unteroffizierin des Ordens der Ritter, tapfer, mutig und für gewöhnlich mit nichts aus der Ruhe zu bringen, und drückte die Geschenke unbeholfen an sich.
Wieso tat er ihr so etwas an? Hat sie was Falsches gesagt, gemacht, oder getan?
War er etwa böse auf sie?
Wollte er sich verabschieden, oder schlimmer noch … war es ein „Leb wohl“?
Mirjas sonst so bezauberndes dreinblickendes Sommersprossengesicht verzog sich zu einem forschenden Ausdruck, während ihre grünen Augen Pan fassungslos anfunkelten.
Man konnte der rothaarigen Räuberin förmlich ansehen, wie ihr Gewissen Berge an Erinnerungen versetzte, auf der Suche nach Antworten für Pandors irrationales Verhalten.
 „Ich... war wirklich überrascht... weil... ich dachte wirklich ich habe etwas falsch gemacht."
„Du willst... doch nicht wirklich so ein... ähm...normales Paar sein? Oder sind wir das schon?

„Also... so Pralinen mit nem Schwert in Kombination... das wär was..., oder Blumen mit nem neuen Köcher oder sowas... ähm aber Blumen UND Pralinen? Wir sind doch kein Blumen-und-Pralinen-Paar... “

Köcher? Wieso sagte sie auf einmal Köcher? Wusste sie es? Quatsch … du hörst Gespenster.
Jävla … und wenn sie doch etwas weiß und ihr Geschenk bereits entdeckt hat? Pandor lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Er musste herausfinden was sie wusste! Bewaffnet mit einem liebenswerten Lächeln raunte er seiner Frau ein 
„Du bist wunderschön, wenn du verlegen bist!“ zu.
„Lenk nicht ab!“, protestierte die Jägerin.

Unmöglich, sie weiß es! Scharf zog der Nordhainer die Luft zwischen den Lippen ein. Sekunden lang wagte er es nicht einmal mehr zu atmen.
Nein das kann nicht sein!
Nur er und die Kinder wussten vom „gemein geheimen Geheimversteck“ – kurz ggG – dass sie sich zu dritt ausgedacht haben.
Haben die Welpen vielleicht ihren eigenen Vater verraten, naja … nicht unbedingt verraten, aber für Mirjas berühmte Kekse verkauft?
Als wäre diese nagende Ungewissheit nicht genug … zu Pandors Leidwesen, segneten die Götter Mirja bei ihrer Geburt mit einem sechsten Sinn für Geschenke und Überraschungen und über den unbeirrbaren Instinkt diese aufzuspüren und als „mein Eigentum“ zu deklarieren. Kein Versteck war zu gerissen, kein Geheimnis zu behütet, keine Keksdose zu gesichert, als dass ihre neugierige Natur diese Rätsel nicht lüften, oder die Hindernisse nicht bewältigen konnte.
Mit anderen Worten, es war praktisch unmöglich Mirja ein Geschenk zu machen, von dem sie nicht schon Wochen im Voraus wusste.  
„Aber gut ... für das nächste Mal merke ich den Köcher vor ...“
Aufmerksam verfolgte Pandor Mirjas Mimik, jede Zuckung, jede noch so kleine Regung, irgendein Indiz mit dem sie sich verraten könnte.
„Es war... komisch... ich war wirklich am überlegen, ob ich Golga oder Rorek holen muss um dich von einem bösen Geist zu befreien.“
Vergiss es! Sie ist ein abgebrühter Profi, der sich nicht in die Karten schauen lässt.


Wochen vor dem ersten Tag des vierten Monats – dem berühmt berüchtigten Koboldtag.
Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel und ließ jeden Tropfen Schweiß auf der glühend heißen Sandoberfläche innerhalb von Sekunden verdunsten.
Gezeichnet vom schweren Kampf saß der Abenteurer auf der Erhöhung einer Düne und blickte vor sich auf den leblosen Körper des schwarzen Minotauren.
Während die Finger des Jägers dem Verschluss eines Trinkbalgs zu Leibe rückten umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen.
„Der wäre erledigt“.
Pans ausgetrocknete Kehle begrüßte gierig jeden einzelnen Schluck der lebenspendenden Flüssigkeit, die kühlend den sandigen Geschmack von seinen Lippen schwemmte.
Nun war aber nicht der Zeitpunkt sich auszuruhen, denn die schwarze Bestie zur Strecke zu bringen war das eine, diese bei der sengenden Hitze zu häuten, etwas ganz anders.
Außerdem musste er sich beeilen, bevor der Geruch des frischen Kadavers andere blutrünstige Untiere der sandigen Hölle anlockte.
Mit Schwung erhob sich der Abenteurer auf die Füße und zog dabei ein scharfes Häutermesser aus einer kleinen Seitenscheide seines Stiefels.
Mit geschickt geführten Schnitten machte sich Pandor  an die Arbeit dem gehörten Scheusal sprichwörtlich das „Fell“ über die Ohren zu ziehen.

Nach seinem Schichtdienst, am späten Abend kehrte Pandor nach Nordhain zurück. Wie ein heimeliger Wolfsbau fügte sich das Anwesen der Vildabans in den Wald und so in die Natur hinein.
Obwohl die großen Fenster offen standen brannte im ganzen Haus kein einziges Licht und auch sonst war alles sehr leise und still um das Gehöft.
Absichtlich hatte der weißhaarige Vagabund genau den Tag für „die Geschenksvorbereitungen“ ausgewählt, an dem Mirja und die Kinder bei Fenria zu Besuch und damit außer Haus waren.
Natürlich war dies nur mit zwei „treuen“ Komplizen möglich – Selenja und Arken, Mirjas und Pandors Kinder. Das eingeschworene Trio hatte schon tagelang darüber nachgegrübelt und einen raffinierten Plan ausgearbeitet.

1)    Mama nicht nur aus dem Haus, sondern aus Nordhain locken.
Nichts wickelt eine Mama besser um den kleinen Finger, als zwei rumhüpfende und quengelnde Welpen, die unbedingt Großmutter Fenria in Silberburg besuchen möchten!
2)    Ein gemein geheimes Geheimversteck - ggG - für Mamas Geschenk finden.
Pan, Selenja und Arken stellten das ganze Haus auf den Kopf um ein „Mama-sicheres-Versteck“ zu finden. Schlussendlich fiel ihre Wahl auf eine große verstaubte Kiste … randvoll mit Gildenprotokollen,
Beschwerdeschreiben, alten Kochrezepten, unnützen Plunder, löchrigen Socken, Holzspielzeug und verschiedenstem Kleinod.
Anders ausgedrückt … es war eine Chaoskiste und Mirja mied diese wie der Teufel das Weihwasser. Das Versteck war perfekt!
3)    Natürlich machten sich die drei Banditen auch einen geheimen Satz untereinander aus, damit auch alle wussten – jetzt geht es los!  - „Wenn die Welpen Kobold singen“ -

Vor allem weil der kommende Koboldtag auch der Geburtstag der Zwillinge war, ließen sich die Kinder ihr „Mitwirken“ teuer bezahlen.
Pan, du armer Tor, hättest du deine Seele, anstatt an drei Vildabans, doch lieber an die Unterwelt verkauft, dann wärst du jetzt günstiger ausgestiegen.
Nun stehst du bei deinen eigenen Kindern tief in der Kreide … hmm … so für geschätzte hundert Jahre. Ein neues Baumhaus?
Zwei vildabansche Welpen die deiner Einheit das Exerzieren beibringen wollen? Zwei richtige Pferde, denn Ponys sind was für kleine Kinder und beide sind ja jetzt „groß“? Auf Onkel Golgadrachen fliegen?
Ein Besuch beim Hain der Elistraee? Und das war nur die Spitze des Eisberges … .
Na, fröhlichen Koboldtag wünsche ich dir.

Vorsichtig öffnete Pan die  Tür und mit einem leisen
„Der Paaaannn ist wieder da“, lauschte er ins Haus.
Die Sekunden der Stille kamen dem willkommenen Eindringling wie Stunden vor.
Kein quietschendes Lachen, kein erdbebenartiges Donnern von hastigen Fußschritten die für gewöhnlich die hölzernen Stufen hinunterrasen würden und auch kein Rotschopf der ihm um den Hals flog.
Puhh … die Luft war rein! Mit der aufkommenden Welle der Erleichterung wich auch Pandors Anspannung. Das schwarze Minotaurenleder, fest zu einem Bündel zusammengezurrt, hatte er schon Tage vorher Gerber Nordhains vorbeibracht,
damit dieser es aufbereiten konnte. Nun kannte Pandor nur noch ein Ziel – den Keller,  aber nicht ohne vorher einen obligatorischen Abstecher in die Küche zu machen, wo er sich ein Stück getrocknetes Fleisch ergaunerte und zwischen die Lippen zog.
Pandors „Schaffungssnack“.
 
Im Arbeitskeller breitete er das schwarze gegerbte Leder auf einer großen Arbeitsfläche aus und beschwerte die Ecken mit Gewichten.
Aus der Schublade des Tisches zog Pan einige vorgefertigte Schablonen und Skizzen heraus, die er sorgfältig mit weißer Kreide auf das schwarze Material übertrug.
Nach und nach konnte man erkennen worum es sich handelte –  es war der Entwurf eines Köchers! Es war kein prunkvoller Köcher, sondern praktisch und funktional und trotzdem mit einem Flair von Vildaban.
Zwar war Pandor kein Schneider, doch mit der jahrelangen Erfahrung als Schreiner und einem detailverliebten Auge, gelang es ihm sogar die verflochtenen
Muster Yggdrasils (Lebensbaum – eine Erinnerung an Mirjas Schwester), einen Wolfskopf und Mirjas Initialen auf das Leder zu übertragen.
Natürlich durften 5 Wolfspfoten nicht fehlen – zwei große und drei kleine.
Die großen standen für Mirja und Pandor, die kleinen für die Welpen Selenja, Arken und Robin.
Pandor würde vorgearbeitete Leder, die Skizzen und Instruktionen seiner Nachbarin Thamina Sora, die zugleich die Handwerkerin des Ritterordens war, vorbeibringen.
Nieten aus Silber Gold und Blutgestein; silberne, rote, goldene reißfeste Fäden; gebeizte Lederlagen und Lederschnüre würde er dazulegen.

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Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Von Jägern und Gejagden

Beitrag von Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem »

Irgendwo in den Wäldern, viele Seemeilen weiter Nördlich des Kontinents der neuen Welt…

„Arken! Lenja! LAUFT!“

„Aber Mamir…!“

„VERSCHWINDET ENDLICH!“

Einige Wochen zuvor…

„Mamir war heute wieder so ungerecht…“, maulte Lenja leise vor sich her, während sie mit den Füßen Spuren in den Staub schlurfte, einfach aus Protest gegen alles weigerte sie sich, die Füße beim Gehen richtig anzuheben. „Du weißt, dass das nicht stimmt. Sie ist zu allen so.“, versuchte Arken abzuwiegeln. Aber er konnte sie verstehen. Sie waren nun schon einige Wochen an der Akademie, wo ihre Mutter eine Anstellung als Lehrerin annehmen konnte und sie selbst beide als Schüler aufgenommen wurden. Eine Akademie für Kampfkunst und Magie. Naja und Lesen und Schreiben, Rechnen und all das Zeug, was man wohl sonst als Erwachsener braucht. Laaaangweilig. Arken hasste außerdem die Kampfunterrichte – was nicht wirklich daran lag, dass seine eigene Mutter einige davon gab, sondern weil er einfach nicht mit den anderen mithalten konnte. Er hatte immer gern mit seiner Schwester mit den Holzschwertern gefochten, aber schon immer war Lenja darin besser und hat ihn auch mal gewinnen lassen. Jetzt… war es für ihn einfach nur lästig und ein Albtraum. Er fand die ganzen anderen Fächer viel spannender, vor allem wo es um die Grundlagen zur Magie ging. Kräuterkunde und Runen lesen. Das war spannend. Seine Zwillingsschwester sah das natürlich Ganz anders.
„Ich hab doch aber überhaupt nichts gemacht!“ „Doch, du hast nicht das gemacht, was Mama sagte. Wir sollten warten, bis sie die Schritte fertig erklärt.“ „Aaaach, aber ich kenn die doch schon! Papa hat uns die doch schon so oft gezeigt!“, nölte die junge Vildaban und trat frustriert einen Stein zur Seite. „Aber die anderen nicht. Und Mama will nicht, dass die anderen glauben, dass sie uns befür…bev… ach lieber hat als die anderen.“ „Aber sie hat uns doch lieber!“, protestierte Lenja und Arken seufzte leise. „Ja… aber die anderen denken dann, weil sie uns lieber hat, ist sie netter und lässt uns machen was wir wollen… das geht halt nicht… find ich auch blöd, aber sonst darf Mama halt da nicht arbeiten.“ Selenja schob die Unterlippe schmollend vor und eine Weile blieben die Zwillinge stumm, während sie die letzten Meter zu den Unterkünften zurücklegten. Es war ein großes, verwinkeltes Gebäude, was die Zwillinge immer an die Burg der Ritterschaft erinnerte – nur dass die Burg bestimmt fünf oder sechsmal in dieses Gebäude passen würde. Hier waren die Schüler und Lehrer gleichermaßen untergebracht. Sie lebten mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung und hatten darin alles notwendige.
Während sie in die karge Eingangshalle traten und langsam die Treppe in ihr Stockwerk emporstiegen, sah Arken seine Schwester von der Seite an. Er spürte, dass es nicht unbedingt das Ausschimpfen im Unterricht war, was Lenja so anfraß. Er kannte die Gedanken und Gefühle seiner Zwillingsschwester als wären es seine eigenen und umgekehrt. „Mama bekommt bestimmt bald Nachricht von Papa. Dann gehen wir wieder zurück.“ Lenja ließ die Schultern hängen und blieb stehen. Sie hatten den Gang erreicht, in dem ihre Wohnung lag. Es roch bereits nach Honigkuchen. „Ich… mag es hier… aber ich vermisse Papa so schrecklich.“, schniefte Lenja nun leise und versuchte tapfer die Tränen zurückzuhalten. „Ich auch…“, nuschelte Arken ebenso leise und fasste seine Schwester an der Hand.

Vor ihnen wurde eine Tür geöffnet und eine rothaarige Frau trat heraus. Die Stirn war leicht in Falten gelegt, die sich jedoch sofort glätteten, als der Blick aus den grünen Augen auf die beiden Kinder fiel. „Da seid ihr ja!“, rief sie erleichtert aus, nur um die Stirn sogleich zu runzeln. „Was ist los, mín valp?“, fragte sie leise und ihre Schritte brachten die Frau rasch zu Lenja, vor der sie sogleich in die Hocke ging. Diese wandte sich jedoch bockig ab und stapfte mit der Sturheit einer Sechsjährigen an ihrer Mutter vorbei in die Wohnung. Arken sah seine Mutter entschuldigend an. „Das Schimpfen heute, hm?“, fragte seine Mutter ihn leise, erhob sich und schob den Jungen sanft ebenfalls in die Wohnung. Aye, seine Mutter kannte sie beiden eben zu gut. Aber er wusste, heute Abend bei Honigkuchen und heißer Schokolade würde alles wieder gut sein. Selenja wusste genau wie er, dass das hier nur vorrübergehend und dass ihre Mutter zuhause eine ganz andere Frau war, als in der Akademie…

Später am Abend…

Mirja sank langsam in ihr Bett zurück und schloss die Augen. Arken und Selenja schliefen längst in ihrem kleinen Zimmer nebenan. Sie selbst würde vermutlich noch lange keinen Schlaf finden, obwohl Geist ihr Geist völlig erschöpft war. Das alles laugte sie aus… Sie wusste allmählich nicht mehr, ob es so eine gute Idee war, hier an der Akademie anzuheuern. Die Akademie gehörte zu einem Zweig der Greifengilde, jene bei denen sie eine Fahrt kaufte, um die Zwillinge vor den Angriffen der Dämonen zu schützen. Während die Echidna zusammen mit Pan gen Schlachtfeld in See stach, segelte ihr Schiff in die andere Richtung. Sie sollte so lange ausharren, bis entweder der Krieg vorbei, oder sie sicher war, dass die Kinder in Sicherheit waren. Doch wo waren Sechsjährige schon in Sicherheit? Die Greifen waren gut zu ihr, boten ihr für die Kinder die Plätze an der Akademie an, vor allem nachdem einem der Greifenmagier auffiel, dass Arken offensichtlich sowohl Interesse als auch Talent in Magie hatte. Mirja hatte sie dankend angenommen, hatte auch überlegt, die beiden hier zu lassen, um an Pans Seite in die Schlacht zu ziehen. Doch was, wenn sie beide umkamen? Außerdem, bis sie zurückkehrte, war die Schlacht gewiss längst geschlagen. Also harrte sie aus. Wartete eine Nachricht aus der Heimat. Sie hatte Pan eine Nachricht hinterlassen, dass er Ingvar mit einem Passwort eine Nachricht übermitteln sollte. Das war nun schon viele Mondläufe her. Täglich fragte sie bei der Poststation an. Bis heute… nichts.

Es zermürbte sie. Sie war hin und her gerissen. Sie sehnte sich nach Pan. Nach der Gewissheit, dass er noch lebte. Sehnte sich danach, an seiner Seite zu stehen im Kampf. Gleichzeitig jedoch brachte sie es nicht fertig, ihre Kinder allein zurückzulassen. Nicht jetzt… redete sich ständig ein, dass die beiden noch zu jung wären, um alleine hier zu bleiben. Und der heutige Tag zeigte es auch wieder, dass auch die beiden ihren Vater schrecklich vermissten. Und auch wenn sie erst sechs waren, so waren beide nicht dumm. Sie wussten, in welche Schlacht ihr Vater gezogen war. Auch sie lebten mit der Ungewissheit Tag für Tag.

Doch gab es überhaupt noch etwas, wohin sie zurückkehren konnten? Wo sie nach Pan suchen konnten? Es kam nicht eine Nachricht. Nicht einmal, ob die Schlacht gewonnen oder verloren wurde. Hatte denn niemand überlebt? War der Orden der Ritterschaft vernichtet? Das ganze Land? Was war nur geschehen, wieso gab es keine Nachrichten?

Seufzend rollte sie sich in dem schmalen Bett zur Seite und zog das Kissen, über das sie eins von Pans Hemden gezogen hatte, fest an sich. Es roch längst nicht mehr nach dem weißhaarigen Krieger, aber allein das Wissen, dass es ihm gehörte, genügte, um mit geschlossenen Augen so zu tun, als wäre er da.
Ich höre dich atmen
So schwach und kraftlos
Ich erinnere mich an mein Versprechen
Ich bin gewillt, es zu halten
Ich habe geschworen, dich zu beschützen
Als du zum Leben erwachtest
Während ich um deinen Vater trauere
Während ich um meinen Mann trauere
(*)

Einige Wochen später…


Langsam ging sie neben der kleinen Gruppe aus Schülern und der Kräuterfrau her. Man hörte die Truppe schon von weitem, denn die Kinder schnatterten, lachten und krähten, während die Kräuterfrau ihnen spielerisch den Wald erklärte und ihnen Kräuter, Pflanzen und allerlei Dinge zeigte. Amalia war etwas jünger als Mirja und hatte ein Händchen dafür. Selbst das handfestete Stadtkind begeisterte sich in ihrem Unterricht für die Natur und sie schaffte es die Kinder, die bereits Erfahrung und Kenntnisse hatten, wunderbar einzubinden, ohne den anderen Kindern das Gefühl zu geben, dass sie dumm seien oder übervorteilt werden. Darum durfte Arken gerade mit Stolz geschwellter Brust zeigen, wie er Feuer machte.

Ja, zugegeben, innerlich platzte Mirja auch ein kleines bisschen vor Stolz. Aber… nur so ein bisschen. Am Ende war es eigentlich für Arken und Selenja bis dato nichts Ungewöhnliches gewesen sich im Wald zu bewegen, war es doch Teil ihres Alltags zuhause gewesen und ein festes Ritual im Hause Vildaban mindestens einmal im Mondlauf eine Nachtwanderung im Wald zu veranstalten. Jetzt aber konnten die beiden mit ihrem Wissen angeben, durften anderen beim Üben helfen und gerade Arken fühlte sich dabei sichtlich gut, wo er in anderen Fächern eher der deutlich Schwächere war.

Mirja begleitete die Gruppe zusammen mit Ronborn, um zum einen zwei weitere Augenpaare auf die Rasselbande zu haben, zum anderen auch die Umgebung im Auge zu behalten. Räuber oder wilde Tiere gab es immer und überall. Amalia suchte zwar bereits sichere und wohlbekannte Wege aus, das hieß jedoch nicht, dass sie gänzlich ungefährlich waren. Darum trugen sowohl Ronborn als auch Mirja ihre Bögen aufgespannt geschultert und damit griffbereit.

Noch ein knapper halber Stundenlauf, dann würde Amalia mit ihnen umkehren. Mirja seufzte leise und ihr Blick wanderte langsam und wachsam durch das Unterholz. Langsam zog sie dabei die Stirn in Falten. Die Kinder saßen gebannt vor ihren kleinen Lagerfeuern und aßen ihre gerösteten Brotstücke und selbstgesammelten Kräuter. Gefräßiges Schweigen herrschte über der idyllischen Szene. Dennoch stellten sich Mirjas Nackenhaare unwillkürlich auf. Ihr Blick strich hinüber zu Ronborn. Er war eine der Art Krieger, der Mirja sofort ablesen konnte, dass er seine Haltung änderte, und ihre Blicke kreuzten sich. Der alte Veteran, der gut und gerne ihr Vater sein konnte, hatte offenbar auch irgendeine Vorahnung.

Mit einer fließenden Bewegung brachte Mirja ihren Bogen wie beiläufig in die Hand und sie stellte ihn auf ihre Schuhspitze ab, als wolle sie sich lediglich entspannt auf die Waffe lehnen. Ihre Hand ruhte bereits auf dem Köcher auf ihrer Hüfte, als Ronborn über die kleine Lichtung hinweg ihr mit wenigen Handzeichen andeutete, was sein Problem war: er legte zuerst die freie Hand an seine Ohrmuschel, als würde er lauschen, dann deutete er nach oben. Mirja hob flüchtig den Blick und konzentrierte sich. Dann hörte sie es auch. Nämlich… nichts.

Keine Vögel zwitscherten mehr. Wo eben noch immer mal irgendwo das Klackern eines Spechts oder das Tschilpen einer Amsel zu hören war, herrschte nun gespenstische Stille. Durchbrochen lediglich vom Knacken der kleinen Feuer und dem andächtigen Murmeln der Kinder.

„Mama…“, die leise Stimme ließ Mirja zusammenzucken. Die Zwillinge standen neben ihr und sahen sie besorgt an. „Was ist?“, nuschelte Lenja und ihr Blick ruhte auf Mirjas Bogen und ihre Pfeilhand. Natürlich… diese kleinen Welpen kannten sie eben zu gut und hatten schon zu oft gesehen, wenn sie oder Pan auf ihren Ausflügen in Lauerstellung gingen, wenn Gefahr drohte. „Geht zurück, sagt Amalia Bescheid, dass ihr aufbrechen solltet. Es wird spät.“, meinte Mirja leise und sah die beiden eindringlich an. Obwohl noch so jung, waren die beiden so ernst wie kleine Erwachsene und sie gehorchten, hatten sie doch den mahnenden Unterton in ihrer Stimme gehört.

Und dann… kamen sie.
Ich bete zum Jäger
Dass er uns heute Nacht verschone
Ich bete zu den Gebeinen der Erde
Um den Segen für meinen Kampf
Ich bete zum Winter
Zu Tod und Verfall
Ich bete zu dem Weisen
Mich auf meinem Wege zu leiten
(*)


Sie waren zu zweit. Langsam schoben sich die massigen, riesigen Leiber zwischen dem Unterholz hervor und umkreisten das Lager. Es war, als wären sie aus dem Nichts gekommen:

Wölfe.

Doch Mirja sah auf dem ersten Blick, dass es keine normalen Wölfe waren. Wölfe wären vom Gelärme der Kinder längst abgeschreckt worden und diese hier waren mindestens dreimal so groß, wie ein ausgewachsener Schwarzwolf. Nein… was auch immer sie waren… sie waren keine gewöhnlichen Wölfe und sie waren auch weit entfernt von dem, was Mirja einst Geister des Waldes nannte. Denn wenn sie das waren, dann wüsste Mirja nicht, womit sie diese Wesen erzürnt haben könnte. Die Aggression dieser Tiere war förmlich greifbar. Ein tiefes Grollen ertönte aus den Kehlen der Tiere, die gelben Augen stierten wütend, hungrig auf die Kinder, während sie das Lager umkreisten. Ein Kreischen ertönte, als die ersten Kinder die Wölfe entdeckten und Amalia versuchte alle zu beruhigen.

„Bring sie weg!“, rief Ronborn der Kräuterfrau zu. Kurz darauf schimmerte es auch schon bläulich in Mirjas Augenwinkeln und sie hörte, wie Amalia die Kinder aufforderte durch das Portal zu gehen. Das Portal im Rücken, einen Pfeil aufgelegt, verfolgte Mirja die Bewegungen des einen Wolfes, während Ronborn hinter ihr dasselbe mit dem anderen tat. Jävla… was waren das nur für Viecher?
„Los… Schneller… durch da… Arken! Selenja!“ Alarmiert sah Mirja zur Seite, als sie die Namen ihrer Kinder hörte und sah, wie die Zwillinge in ihre Richtung liefen. Im selben Moment nahm sie aus dem Augenwinkel die Bewegung des riesigen Wolfes wahr.

„NEIN!“

Ich bete zu den Gefallenen
Um meine Ängste zu vertreiben
Ich bete zu den Nordwinden
Die Spur meiner Tränen einzufrieren
Ich bete zu dem Drachen
So mächtig und wild
Ich bete zu der Mutter
Das Leben meines Kindes zu retten
(*)

Sie hechtete voran und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den massigen Leib des Wolfes, der mit stampfenden Pfoten auf ihre Kinder zu rannte. Der Aufprall war schmerzhaft, doch es brachte das Biest immerhin von seiner Bahn ab. Sie hörte irgendwo Ronborn fluchen und das Heulen und Grollen des zweiten Wolfs. Ihren Bogen hatte sie beim Sprint fallen lassen, allerdings kam sie nicht mehr dazu ihre Klinge zu ziehen. Also stemmte sie sich mit bloßen Händen gegen den Wolf, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Irgendwo im Augenwinkel sah sie, wie sich das bläuliche Portal schloss. Waren Arken und Selenja nun hin durch? Mirja konnte es nicht ausmachen, viel zu sehr war sie damit beschäftigt, den riesigen Fangzähnen auszuweichen. Keuchend rollte sie sich zur Seite und sprang zurück auf die Füße. Der Wolf knurrte, erbost über die Unterbrechung und wandte sich tatsächlich in ihre Richtung. Sie zog ihre Klinge und beobachtete das Vieh. Jävla… es war so riesig. Sie war praktisch mit ihm auf Augenhöhe. Die Pranken machten pochende Geräusche, als er sie drohend eine vor den anderen setzte um auf sie zuzukommen.

„Na komm her…“, raunte sie leise und ging in Angriffsstellung, da sprang der Wolf auch schon los, als hätte er ihre Aufforderung verstanden. Sie wirbelte zur Seite, ließ den Säbel dabei durch die Luft fauchen und spürte den Widerstand im Arm, als er auf Fell, Muskeln und Knochen traf. Ein jaulendes Knurren ertönte und polternd stoppte der Wolf seinen Sprung, nur um sich ihr gleich wieder zuzuwenden. Ein Schnitt quer überseine Schnauze bis zur Schulter klaffte im Fell, Blut rann herab, doch der Schnitt war offensichtlich nur oberflächlich.

Hinter sich vernahm sie Kinderschreie und weiteres Jaulen und Heulen. Gehetzt sah sie zurück. Arken und Selenja standen entsetzt am Rand des Lagers und starrten ihr entgegen. Selenja löste sich als erste aus ihrer Starre und rannte plötzlich zurück zu den Lagerfeuern, dabei hob sie einen massigen Ast auf und stocherte in den Feuern herum. Arken bleckte die Zähne und schrie irgendwas. Doch Mirja verstand nicht was, denn ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf den Wolf gelenkt, der zum nächsten Angriff überging. Ein weiteres Mal entkam sie ihn, landete jedoch keinen Treffer. Fluchend fixierte sie die gelben Augen der Bestie.

„Was bei den Höllen bist du…“, knurrte sie wütend und die Angst um ihre Kinder befeuerte die Wut noch mehr. Wenn er an ihre Kinder wollte… dann nur über ihre Leiche! Mit einem Schrei stürmte sie diesmal vor, was den Wolf wohl ein wenig überraschte, ihr aber dennoch keinen Vorteil brachte, denn er war ebenso wendig und schlug einen Haken, so dass ihre Klinge nun an seiner anderen Flankenseite entlang glitt, ohne wirklich Schaden anzurichten. Erneut ertönte dann ein lautes Geschrei und Funken stoben plötzlich vom Rücken des Wolfes auf, als ein brennender Ast sein Fell traf. Es stank fürchterlich und die struppigen Haare schmorten tatsächlich vor sich her. Wütend warf sich der Wolf herum und schnappte nach dem Ast. Kreischend fiel Selenja Rückwärts zu Boden und für einige Sekunden stand Mirjas Welt still, als der Wolf das Kind fixierte.

„NEJ!“, brüllte die Rothaarige abermals und sprang den Wolf von der Seite an, die Klinge vorgereckt. Diesmal sah das Vieh sie nicht kommen und der Mithrilsäbel bohrte sich tief in das Fleisch des Wolfes.

„Arken! Lenja! LAUFT!“

„Aber Mamir…!“

„VERSCHWINDET ENDLICH!“

Das letzte, was Mirja sah, als sie den Säbel aus dem Wolfsleib riss, war Ronborn, der angerannt kam und die Kinder jeweils mit einem Arm griff. Im Laufen hatte er offenbar ein Portal aktiviert, welches sich flimmernd öffnete und durch das er mit den protestierenden Kindern verschwand.

Dann war der Wolf über ihr. Er riss das Maul knurrend auf. Blutiger Geifer troff von seinen Lefzen und die Fänge schlossen sich um ihren Schildarm, den sie aus Reflex zum Blocken hochriss. Doch da war kein Schild, nur Knochen die unter dem Griff barsten. Schreiend stach sie erneut mit dem Säbel zu, erwischte die Schulter des Viechs. Jaulend ließ er sie los und Mirja stolperte benommen rückwärts. Der Wolf jedoch war noch nicht fertig mit ihr. Wild vor Schmerz und Wut setzte er nach und schnappte geifernd nach ihr. Sie registrierte die Schmerzen kaum, als sich die Fänge in ihren Leib gruben und das Fleisch ihres Unterleibs durchbohrten. Wie ein Hut schüttelte er sie, riss an ihr wie an einem Stück Aaas. Sie hörte es Knacken. Vielleicht der Hüftknochen? Eine Rippe? Mirja wusste es nicht. In blinder Wut riss sie den Säbel erneut in die Höhe und hackte auf das ein, was sie von dem Wolf erreichen konnte: seinen Nacken. Wieder und wieder, während er an ihr zerrte, schlug sie zu. Ein Knacken… ein Ächzen… Das Blut des Wolfes troff auf sie herab und mengte sich in das, was aus ihrem eigenen Leib sprudelte.

Irgendwann war es vorbei…

Er ließ von ihr ab und sie fiel zu Boden. War er tot? Oder geflohen? Was war mit dem anderen? Betäubt hob Mirja den Kopf und blickte sich um. Sie konnte nichts erkennen, ein Schleier aus Blut und Tränen lag vor ihrem Blick. Langsam glitt dieser dann an sich selbst herab und auch dort sah sie nur Blut und als hätte ihr Körper sich jetzt daran erinnert, explodierten die Schmerzen in ihrem Leib.

„Jävla…“, flüsterte sie leise. Kraftlos ließ sie den Säbel los und tastete über die Wunden an ihrem Bauch. Sie waren tief… verdammt… tief… und das Blut sickerte immer noch unaufhörlich hervor. Langsam ließ sie den Kopf zurück ins Laub fallen.

Ich bete zu dem Jäger
Dass er uns heute Nacht verschone
Ich bete zu den Erdknochen
Um den Segen für meinen Kampf
Ich bete zu der Dame
Mich zu beschützen
Ich bete zu den verlorenen Seelen
Über mein Grab zu wachen
(*)
Eins war ihr klar: hier kam sie nicht lebend raus. Selbst wenn Ronborn sich sofort auf dem Weg machte, er würde beinahe einen ganzen Stundenlauf benötigen, um von der Akademie wieder bisher zu kommen, selbst im Dauerlauf. Und wenn diese Bestien zurückkehrten, war sie leichte Beute.

So endete es also. Langsam glitt ihr Blick hinauf zu den Baumwipfeln. Allein. Irgendwo in einem Land, das nicht ihre Heimat war. Fernab von ihrem Mann. Wenigstens waren die Kinder sicher. Sie blinzelte und versuchte den Schleier vor ihren Augen zu vertreiben. Ihr Atem ging flach und schwer.

„Bitte… nicht hier… nicht jetzt… nicht so…“, flüsterte sie leise und schloss die Augen.

Nein… das war nicht der Kampf. Nicht ihr letzter Kampf. Es konnte einfach nicht sein…

„MIRJA!“

Schwerfällig blinzelte sie erneut. Seltsam. War es eben auch schon so dunkel gewesen?

„Dort vorn!“

„MIRJA!“

Sie hörte schwere Füße durch das Laub raschelnd näher kommen. Das Keuchen und die Stimmen zeugten von Menschen. „Mirja!“

Ein heller Haarschopf schob sich in ihr Blickfeld. Weißes Haar umrahmte ein kantiges Gesicht.

„Pan…“, krächzte sie leise, lächelte und Tränen flossen über ihre Wangen. Er war hier… er hatte sie gefunden. Jetzt würde alles gut werden… Matt hob sie die rechte Hand und legte sie an das Gesicht das über ihren schwebte. „Du hast dich nicht rasiert…“, nuschelte sie leise, als sie die langen Barthaare auf den Wangen spürte.

„Schnell! Stabilisiert sie, dann müssen wir sie zurückbringen!“

Eine warme Decke wurde über sie geworfen. Bis eben hatte sie gar nicht bemerkt, wie kalt ihr war und sie begann urplötzlich jämmerlich zu zittern.

„P…P…Pan…“, murmelte sie leise und die unverletzte Hand klammerte sich in das Wams ihres Mannes. Kräftige Arme hoben sie schließlich irgendwann auf und sie schmiegte sich an eine starke Männerbrust. Stark, aber nicht so kantig, so perfekt anschmiegsam, wie die von ihrem Mann. Und dieser Mann roch nicht wie ihrer… wie ihr Pan. Nicht nach dieser typischen Mischung aus Leder, Stahl, Moschus und warmen Holz. „Du bist… nicht…“, wimmerte sie leise. „Nein, aber wir bringen dich jetzt heim…“, erwiderte die Männerstimme freundlich und sie erkannte Ronborn.

Ronborn. Nicht Pan.

Und Mirjas Herz brach, während sie einfach nur die Dunkelheit begrüßte.

Knapp vier Wochen später…

„Deine Wunden verheilen gut… Der Arm wird etwas länger brauchen, doch ich glaube die Magier haben es ganz gut hinbekommen.“

Amalie lächelte Mirja an. Die Kräuterfrau war zu einer Art Freundin geworden. Unfreiwillig, denn Mirja konnte ihr kaum entfliehen, während sie praktisch ans Bett gefesselt war. Amalie hatte sie hingebungsvoll gepflegt, voller Reue und Selbstvorwürfen. Sie glaubte es war ihre Schuld und egal was Mirja sagte, Amalie wollte es nicht hören. Also hatte Mirja es aufgegeben. Immerhin waren alle Kinder unverletzt nach Hause gekommen, selbst Arken und Selenja, wobei sich beide von Ronborn eine Backpfeife einfingen, weil sie drauf und dran waren, durch das sich beinahe schließende Portal abermals zurückzulaufen.

Es grenzte an ein Wunder, dass man Mirja lebend fand, als die Rettungstruppe – wie erwartet – gut einen Stundenlauf später dort ankam. Die Wölfe fand man nicht mehr, aber es gab Schleifspuren. Offenbar hatte das Rudel den verletzten oder toten Wolf fortgezerrt. Magier hatten Mirjas Zustand mit Heilungsmagie stabilisiert. In der Akademie hatte man ihre Wunden gesäubert und versorgt. Dank der Magie schlossen sich die Wunden tatsächlich recht gut, dennoch waren die Verletzungen massiv und Mirja brauchte eine gute Woche, bis sie mehr als nur einige Minuten am Tag wach bleiben konnte und ohne Schmerzmittel auskam. Fieber schüttelte sie und zwischendurch sah es wirklich schlecht aus. Dann klang das Fieber allmählich ab und mit jedem Tag wurde es besser. Seit einigen Tagen begann sie sich nun zu langweilen, aber sie durfte endlich aufstehen, immer wieder einige Minuten herumlaufen, ehe sie dann einsah, dass sie doch wieder eine Pause brauchte.

„Ich glaube, noch ein paar Tage, dann könntest du nach Hause.“, meinte Amalie lächelnd, während sie Mirja vorsichtig den Stuhl zurecht schob.

Nach Hause…

Mirja verzog das Gesicht und lenkte den Blick zum Fenster hinaus.

„Oh… also… ich meinte…“

„Schon gut. Ich weiß, was du meintest und dass du es nicht so meintest…“, Mirja lächelte der jüngeren Frau matt zu. Diese wusste inzwischen fast alles über Mirjas Geschichte, schließlich hatte Mirja genügend Zeit gehabt sie damit zu unterhalten. „Ich schätze… es gibt immer noch keine Nachricht, hm?“ Amalie seufzte leise, zögerte etwas, ehe sie langsam damit herausrückte: „Wir haben inzwischen erfahren, dass in den letzten Monden keine Schiffe euren Kontinent anfuhren und die Verbindung zum Außenposten dort unterbrochen war. Offenbar… war auch der Außenposten infiltriert und ähm… einige der Wachen… verrückt…“ „Verrückt?“ „Naja… verkorkst… von den Dämonen.“, Amalie hob die Schultern hilflos und Mirja nickte verstehend. „Achso…“, murmelte sie leise und musste das Ganze erst einmal sacken lassen. Sie dachte an Golga, der von Ba’muths Legion beeinflusst worden war. Korrumpiert… War das auch mit Pan geschehen? Wenn selbst die Greifen davor nicht sicher waren? „Und gibt es jetzt Neuigkeiten von dort?“ „Nein… nur, dass man jetzt den Schiffverkehr und die Teleporte bald wieder aufnehmen will, wenn der Kundschafter zurück ist.“ Mirja verkniff sich, nachzuhaken, wann das sein würde. Amalie hatte sicherlich allein für diese Information schon einiges an Arbeit leisten müssen. Und die junge Frau konnte am wenigsten für die aktuelle Situation.

„Mit Arken und Lenja läuft es inzwischen richtig gut… Lenja übernachtet heute sogar bei einer von ihnen und Arken ist bei Meister Osarius zum Sonderabend in Astronomie. Heute soll es sternenklar werden und sie wollen den Mond durch das große Fernglas beschauen.“, wechselte Mirja das Thema und zog den Teebecher an sich heran, den Amalie inzwischen gefüllt hatte. „Oh… du meinst das Teleskop? Das wird ihm gefallen. Der Vollmond ist um diese Jahreszeit besonders schön… wenn die Nächte kälter werden und die Luft klar ist…“, schwärmte Amalie leise und Mirja lächelte sanft. „Ja… in der Tat…“

Es war spät, als Amalie nach Hause ging. Die Kinder waren zwischenzeitlich zum Abendbrot vom Unterricht nach Hause gekommen und hatten anschließend ihre Sachen gepackt um ihrer jeweiligen Wege zu gehen. Osarius holte die Kinder an den Unterkünften ab und Selenja würde sich im Nebengebäude bei ihrer Freundin aufhalten.

Mirja saß somit alleine am Fenster und beobachtete wie die letzten Sonnenstrahlen als rötlicher Streifen am Himmel vergingen. Eine tiefe Unruhe erfüllte sie und sie war unsicher, ob diese von ihrer Ungeduld über die Heilung… von den Nachrichten über die Heimat oder daher, dass ihre Kinder offenbar sich an das Leben hier gewöhnten, rührte… Jedenfalls… wollte sie keine Minute länger hier sitzen. Ächzend drückte sie sich schwerfällig auf und schlurfte zur Tür, wo sie sich einen Mantel griff und in ihre Stiefel schlüpfte. Nur einmal um das Gebäude… das würde doch machbar sein.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich vor dem Gebäude stand. Sie schnaufte leise und war schon am Überlegen doch um zu kehren. Seufzend hob sie ihren Blick gen Himmel. Zumindest einmal einen Blick in die Sterne werfen, die ihr Sohn vermutlich gerade in diesem Moment ebenfalls beobachtete. Der Mond stand hell und rund am Himmel und während sie ihn so betrachtete, hatte sie das Gefühl, dass ihre Kräfte langsam wieder kehrten. Ihr Atem normalisierte sich wieder und wie von selbst begannen ihre Füße sich einer vor den anderen zusetzen. Der ziehende, dumpfe Schmerz in ihrer Seite schien allmählich wie vergessen und auch ihr pochender, juckender Arm verblasste, während ihre Schritte sie langsam um das Haus herum zu den Ausläufern desjenigen Waldes trugen, in dem sie beinahe den Tod gefunden hatte. Die Unruhe wich einer seltsamen Vorfreude. Einer Vorfreude… worauf? Kurz runzelte sie die Stirn, doch es war auch egal. Sie folgte einem Instinkt… ihrem Instinkt… und…

… sie fand sich scheinbar mitten im Wald wieder. Es war kalt und die Schmerzen kehrten mit einem Mal mit voller Wucht in ihren Körper zurück. Abermals lag sie am Boden. Was zur Hölle? Träumte sie? Was war… sie richtete sich mühsam auf, starrte auf sich herab. Blut? Aber… keine Verletzungen? Und… warum zum Henker war sie nackt?

Ein Knacken und Rascheln ertönten hinter ihr und alarmiert sprang sie auf, bereit sich abermals gegen diese Viecher zu verteidigen. Tatsächlich stapfte ein riesiger Wolf aus dem Unterholz und starrte ihr entgegen. Im Gegensatz zu den anderen Viechern war er hier nicht schwarz sondern grau und die Augen in einem warmen Braunton.

„Oh nein… verdammt… also doch.“, erklang eine seufzende, bedauernde Stimme von ihrer anderen Seite. Schnaufend und Keuchend brach Amalie durch ein Gestrüpp und stolperte halb über eine Wurzel. „Amalie! Lauf!“, rief Mirja entsetzt und abermals kroch das Adrenalin in ihr hoch. Warum hatte sie keine Waffen?

Ein erneutes Knacken, jedoch nicht von brechenden Ästen sondern eindeutig das Brechen von Knochen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder zum Wolf zurück, gerade noch Rechtzeitig um zu sehen, wie dieser sich auf die Hinterläufe stellte und seine Form sich veränderte, bis ein nackter Mann dort stand.

„Was… zum Henker…“, wiederholte Mirja ihre Gedanken laut und versuchte krampfhaft zu verstehen, was hier passierte.

„Mirja… du ähm...“ „…bist ein Werwolf.“, vollendete Ronborn genervt Amalies Gestammel und erntete einen bösen Blick der Jungen Frau. Mirja starrte den Beiden entgegen. Irgendwas war hier… Anders. Amalie wirkte nervös, ängstlich, aber nicht wegen Ronborn, nein, sie beobachtete offenbar Mirjas Reaktionen. Und Ronborn? Er wirkte verärgert, aber der Ärger bezog sich offenbar nicht direkt auf sie. Mirja starrte den älteren Mann an und spürte eine Art… Verbundenheit. Anders… als vorher. Nicht wie ein Kampfgefährte oder ein Freund… nicht wie ihre Verbindung mit Pan oder ihren Kindern… Anders. Instinktiver. Urtümlicher.

„Ich bin… was…?“

Es dauerte eine Weile, bis Mirja wirklich das ganze Ausmaß begriff. Sie war nun… anders… und gefährlich. Sie war wie diese beiden riesigen Bestien, die sie angegriffen hatten. Ronborn und Amalie versuchten ihr zu helfen, sich mit ihrem neuen Wesen zurecht zu finden. Amalie war keine Wölfin, aber sie war eine Eingeweihte. Auf diesem Weg erfuhr Mirja auch, dass Ronborn Amalies Vater war. Ronborn wurde vor einigen Jahren auf ganz ähnliche Weise angegriffen und dadurch gewandelt. Offenbar streiften einzelne, abtrünnige Wölfe durch die Wälder. Ronborn musste damals alleine mit diesem neuen Leben zurechtkommen und verbergen, was er war. Seine Tochter hatte es irgendwann durch Zufall herausgefunden. Und jetzt… halfen sie ihr, damit sie eben nicht alleine war… Mit der Wut, die in ihr brodelte, der Unruhe… die offenbar normal für einen jungen Wolf war – wie die beiden es formulierten. Vieles rückte sich Stück für Stück nun an seinen Platz… einiges würde sie vermutlich erst viel später begreifen…

In der darauffolgenden Vollmondnacht blieb Ronborn bei ihr, um ihr Tun zu überwachen. Doch sie hatten ihr bereits prophezeit, dass es noch lange dauern würde, bis sie sich erinnern würde, was in diesen Nächten passierte.

Nichts desto trotz, gab es zu alldem noch weitere Entwicklungen: Die Schifffahrt und Teleportation in ihre Heimat wurde wieder aufgenommen. Und gerade jetzt wurde es Zeit, herauszufinden, was dort geschehen war. Wenn Mirja nun selbst eine Bestie war, musste sie herausfinden, ob es noch jemanden gab, der sich um die Zwillinge kümmerte, sollte sie zu gefährlich für die beiden werden. Sie bereitete also alles vor, um für einige Tage nach Nordhain und Silberburg zu reisen. Die Greifen hatten sich mit Amalies Hilfe bereit erklärt, ihr die Teleportation zur Verfügung zu stellen. Sie wollte nach dem nächsten Vollmond reisen und möglichst bis zum danach folgenden wieder zurück sein. Selenja und Arken blieben solange bei Amalie und in der Akademie, auch wenn es ihnen nicht gefiel, nicht bei der Suche nach Pan helfen zu dürfen. Aber da Mirja nicht wusste, was sie zuhause erwartete… außerdem konnte sie nicht garantieren, dass Pan nicht sofort herausfand, was sie war… schließlich… wusste er von diesen Wesen. Er selbst hatte ihr vor vielen Jahren davon erzählt… doch ehrlich gesagt, wirklich geglaubt hatte sie es nicht… bis jetzt.


(*)
Songtext frei übersetzt aus: Saltatio Mortis – Pray to the hunter

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Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

Beitrag von Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem »

Wochen waren inzwischen vergangen, seit sie wieder zum ersten Mal einen Fuß auf Nordhainer Boden gesetzt hatte. Es war immer noch alles so surreal. Die ständige Unruhe und schwelende Wut in ihr machten alles nicht leichter. Lange hatte es gedauert, bis sie sich unter Menschen wagte. Hatte gehofft, ein vertrauter Ort wie die Burg wäre ein guter Anfang. Und ihre Hoffnung wurde sogar übertroffen, denn sie fand heraus, dass sie mit ihrem neuen Naturell nicht alleine war: ausgerechnet Thamion und Dirion waren nun nicht mehr nur Weggefährten im Orden…sondern auch auf dem Pfad des Vollmonds.
Direkt nachdem ersten Treffen suchte Mirja Schutz und Trost bei ihrem Bruder im Geiste – jetzt um so mehr als einst. Und er war ehrlich zu ihr, so wie er es immer war. Er erklärte ihr, dass die Wut sie nun eine Weile, gar für immer begleiten würde und sie die Welt nun neu kennenlernen musste und dass es ihnen allen so gegangen war, selbst ihm.
Er würde ihr dabei helfen, ihre Wut zu kontrollieren, die Wölfin in sich zu bezähmen um mit ihr Seit an Seit zu leben.

Die Angst jedoch blieb. Würde sie für immer eine Gefahr für ihre Kinder sein? Und für Pan? Pan wusste von ihrer Art. Würde er erkennen was sie war?

Dachte er eigentlich überhaupt noch an sie?

Von Fenria und von Samira hatte sie gehört, dass Pan nicht nur den Orden verlassen hatte, sondern auch das Amt als Bürgermeister niederlegte. Angeblich hätte man ihn mehrmals betrunken gesehen. Sie konnte es sich nur schwerlich vorstellen.

Und dann fand sie das erste Geschenk von ihm. Ihr Herz schlug höher, als sie es fand. Doch war sie noch lange nicht soweit.

Erst Wochen später fühlte sie sich bereit. Hatte das Gefühl ihre Wut zumindest soweit in den Griff zu bekommen, sich mit ihm zumindest auf Neutralem Boden zu treffen. Ein Ort, von dem sie flüchten konnte, wenn es ihr zu viel wurde… ein Ort, der noch keine Erinnerungen barg und auch nicht diplomatisch irgendwelche Bedeutung hatte. Sozusagen… irgendwie… von vorne.

Es war Schicksal. Da stimmte sie mit Pan überein, denn Zufälle gab es einfach nicht. Just in jener Nacht, als sie sich ein Herz gefasst hatte und Pan die Einladung bringen wollte, liefen die beiden Helden eiskalt aneinander vorbei – wirklich, es war wie im schlechten Groschenroman! Während Mirja links um das Bankhaus schlicht, ging Pan rechtsrum und verpassten sich gegenseitig um Minuten! So klingelte sie vergebens am Anwesen der Assuan und schlich sich schließlich – als niemand öffnete – mit klopfenden Herzen hinein, nur um es leer vorzufinden. Und als sie nach Hause kam, frustriert, traurig und verunsichert… da lag dort Pans Brief und die Geschenke für die Welpen.

Sie wusste wirklich nicht was schlimmer war… das Wissen dass Pan sich auf einer Jungegesellenabschiedsfeier herumgetrieben hatte – jetzt mal ehrlich zum Henker! War dieser Thor so naiv?! Eine Feier… im Rostanker… mit Rauschkraut. UND Alkohol! Und diesen bekloppten Regeln?! Wir sind Ja-Sager? War das sein Ernst, zum Henker!

Ruhig Mirja… durchatmen… Sie grollte leise, während sie kurz davor war den Brief zu zerknüllen. Die Wölfin in ihr wollte nun zu diesem dämlichen Piratennest und es ausräuchern… ein für alle Mal… und jede der dort arbeitenden Lebedamen… ATME – verdammt nochmal! Du kannst sie doch nicht alle umbringen!

Warum nicht!?

DARUM!

Ach zum Teufel! Dann lies nochmal einige Zeilen drüber! Dein Mann hat schon die Engelschöre gehört! Naja… oder Ba’muths Totenlesung? Wer weiß… verdammte Axt, er starb beinahe. Genau wie du!

Gut… der Gedanke machte das Ganze nicht besser… neben Rostanker wollte sie jetzt noch diese dämliche Handelsstadt niederbrennen. Die hat doch schon immer nur für Ärger gesorgt.

Ach Henker noch eins!

Ein wütendes Grollen später… viel später… naja und eine weitere Montur Kleidung später… saß Mirja mürrisch wieder auf der Lichtung, wo sie den Brief zuvor begonnen hatte zu lesen. Sie war erschöpft, immer noch zornig, aber längst nicht mehr so wuterfüllt. Nun ja… die Wölfin hatte sich ausgetobt. Prima. Ganz prima. Ehrlich, Mädchen, du musst dich in den Griff kriegen. Oder willst du ihn zerbeissen, wenn er vor dir steht?

Und wann hast du eigentlich angefangen wieder diese bekloppten Selbstgespräche zu führen, hä?

Entnervt sah Mirja hinauf zum Himmel. Es dämmerte. Ihr Wutanfall hatte offenbar die halbe Nacht gedauert. Aber der Entschluss war gefasst… sie würde sich den Tag über noch abreagieren und dann zu dieser Abstimmung am Abend gehen. Sie würde Pan wiedersehen… wenn gleich er vermutlich nicht wissen würde, dass sie da war.

~ Einige Stunden nach der Abstimmung in Nordhain ~


Still saß sie am Ufer des Sees und sah den kleinen Wellenbewegungen zu. Pan war nicht gekommen. Aber ehrlich gesagt verübelte sie ihm das nicht – im Gegenteil, sie war ein wenig sogar erleichtert darüber. Nicht, weil sie ihn nicht sehen wollte, nein… aber die Versammlung hatte sie aufgewühlt. Es waren so viele Menschen… Emotionen die hochkochten… Pan, der versuchte auf seine Mammut-im-Porzellanladen-Diplomatenart die Meute in Schach zu halten… andere Wölfe und diese Untote… Golga, der ihre Tarnung jederzeit hätte aufdecken können, wenn er nicht so mit der Versammlung beschäftigt gewesen wäre…

Ja, alles in allem… war es ganz gut, dass er nicht kam. Wer weiß, wie es geendet wäre. Ehrlich gesagt glaubte sie auch nicht, dass er sie nicht sehen wollte, nicht nach seinem wundervollen Brief. Sicherlich wurde er in Nordhain aufgehalten, sie wusste selbst wie ein solches Amt einen einnehmen konnte und gerade solche Abenden waren anstrengend. Vielleicht fühlte er sich also einfach dem Treffen genauso wenig gewachsen wie sie? Naja… und wer weiß… vielleicht hatte er ihr Päckchen auch einfach gar nicht gefunden. Es waren so viele Menschen da, vielleicht hatte es irgendwer anderes genommen und einfach weggeworfen. Oder er hat es schlicht noch gar nicht geöffnet, weil es einfach so furchtbar spät war? Das würde er ihr gewiss erzählen, wenn sie sich sahen. Verübeln würde sie ihm nichts davon. Nein... sie würde ihm nur seinen blöden Junggesellenabschied und seinen Beinahe-Tod vorhalten, jawohl!

Als der Morgen dämmerte, kehrte sie nach Nordhain zurück. Sie hatte darüber nachgedacht. Sie wollte ihn wissen lassen, dass sie da war. Dass sie gesehen hatte, was er tat. Wie er sein Amt erfüllte und sich durch das politische Chaos prügelte. Es war ihr wirklich wichtig, dass er erfuhr, wer die Frau in Rosa war, falls er nicht längst selbst daraf gekommen war.

Da sie jedoch nicht wusste, ob er wieder in den Wolfsbau kommen würde, hinterließ sie diesmal eine Nachricht bei Connor, dem Bankier. Dort würde Pan mit Sicherheit vorbei sehen.
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Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

Beitrag von Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem »

Irgendwann kurz vor Morgengrauen kehrte Mirja nach Hause. Sie war erschöpft und ausgelaugt und hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Was zur Hölle war das? Die letzten Stunden lagen – wie so oft – im völligen Nichts. Sie hatte irgendwo in der Nähe der Käferberge wieder zu sich gefunden. Immerhin hatte sie wohl die Geistesgegenwart gehabt und ihre Sachen in ein Astloch gestopft, ehe die Wölfin völlig das Kommando übernommen hatte. Es machte ihr ein wenig Mut, dass Pan den Abend überlebt hatte, wenn sie es noch so weit bei halbwegs klarem Verstand vom See fortschaffte. Und es war weiß Gott knapp… einmal konnte sie ihren Zorn abkühlen, indem sie mitten im Streit mit Pan in den eiskalten See sprang. Es war ein verdammtes Risiko… immerhin hätte der Schock auch die Wölfin endgültig von der Kette lassen können, aber ihre Hoffnung wurde erfüllt und ihr Körper hatte erst einmal genug damit zu tun gehabt, nicht unterzugehen und nicht zu erfrieren. Aber Himmel, dieser sture Kerl war ihr nachgeschwommen… war klar. So leicht würde er sie schließlich nicht mehr von der Angel lassen.
Der Rest des Abends… nun ja… es war ein Auf und Ab. Immer und immer wieder kämpfte sie ihre Emotionen nieder. Immer wieder rang sie mit ihrer Angst den Kampf zu verlieren, Pan zu verletzen und mit der Gewissheit, dass sie ihn längst verletzt hatte. Sie kämpften beide mit ihren Dämonen. Er mit seinem verletzten Ehrgefühl aus der Schlacht… dem Glauben seine Familie verloren zu haben, noch so vielem mehr… und sie… tja… sie mit ihrer Wölfin und allem, was das mit sich brachte.

Ehrlich, sie könnte sich mit ihr wirklich gut arrangieren… wenn eben… diese Gefahr nicht wäre. Diese latente Gefahr die Beherrschung zu verlieren und irgendwen zu verletzten. Die Gefahr sich vor Pan zu offenbaren. Was passierte dann? Es gab so viele andere Wölfe – wenn sie davon erfuhren, würden sie Pan jagen?

Letztendlich war es der Kuss, der ihr die allerletzte Beherrschung raubte. Es brach ihr das Herz ihn zurückzulassen, erneut. Ohne Erklärung… Sie wusste nicht einmal eine Lüge… eine Ausrede… irgendwas, was er glauben konnte… was sollte sie auch sagen? Sie wusste es nicht… aber sie musste weg… sofort… ihre letzte Bitte: Dass er ihr am morgen einen Brief im Haus hinterließ. Sie wollte sicher gehen, dass der Rausch sie nicht doch übermannte und ihn…

Tja… wenig später kam er, der Blutrausch… die Wölfin übernahm nur kurz nachdem sie sich von Pan abgewandt und wortwörtlich davongerannt war.

Stunden später stand sie in der Wohnstube des Wolfsbaus. Und da war noch keine Nachricht von ihm. War er noch nicht zurück? War ihm doch etwas geschehen? Erschöpft und verzweifelt ließ sie sich einfach in die Kissen vor dem Kamin fallen. Sie hatte sich nach ihrem Erwachen aus ihrem Rausch schlicht wieder ihren Fellmantel und das Handtuch übergeworfen. Und genauso rollte sie sich einfach vor dem kalten Kamin ein. Lauschte in die Stille des Hauses und schlief irgendwann ein.

Sollte Pan wenig später am Morgen sein Versprechen einlösen, würde er die Rothaarige genauso vorfinden. Tief und fest schlafend.
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Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege

Beitrag von Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem »

Während Pan und dessen Erzähler noch gehörig mit der Situation zu knappern hatten, gab es doch die andere Seite, die zunächst einmal verdammt erleichtert war.

Es war raus.

Das Verstecken und das Lügen hatte ein Ende.

Klar, hätten sich alle Beteiligten etwas völlig anderes gewünscht an diesem Abend. Aber hey... Vildaban! Die Ausrede für... naja, einfach alles. Wahnsinn inklusive.

Wie es weiter geht? Die kommenden Tage, Wochen, Monate würden es zeigen.

Aber wenn Mirja ehrlich zu sich selbst war, war sie wirklich erleichtert... ehrlich jetzt. Ja, sie musste dafür an anderer Stelle den Kopf herhalten und gewiss hingen da noch zig tausend weitere Konsequenzen und Gefahren dran, aber... doch, verdammt, all das was es wert!

Jetzt wo einige ihrer Sorgen abgehakt waren, konnte sie sich vielleicht mehr auf ihre Wölfin einlassen... und wer weiß, vielleicht lernte sie diese schneller zu beherrschen und mit ihr Eins zu werden...

 
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