Rollenspielforum der Neutralstadt.
Hier könnt ihr untereinander Nachrichten austauschen, Aushänge verbreiten lassen und die jeweils gültigen und offiziellen Veröffentlichungen der Stadt sehen.
ich möchte Euch in einer betrüblichen Angelegenheit konsultieren.
Wie ihr vielleicht schon durch die Verlautbarung erfahren habt, wurde Sasha, eine Bürgerin Nebelhafens, die in der Wache diente,
tot am Jammerfjord durch die Nordmannen entdeckt. Derzeit liegt der Leichnam noch in den Eislanden bei der Baumhändlerin,
doch wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr zusammen mit Magus Sadagar/Maga Gwendolyn eine Leichenschau vornehmen könntet,
um Licht ins Dunkle über ihren Tod zu bringen.
Da ihr aufgrund eurer Profession prädestiniert für diese Aufgabe seid, hoffe ich auf eure Mitarbeit, damit der Täter schnell dingfest
und seiner gerechten Strafe zugeführt werden kann.
gez. Joshua Torres
Bürgermeister von Nebelhafen
im Namen der Greifen
wir bedauern den Heimgang der unglücklichen Sasha und werden versuchen mittels einer Obduktion
zur Feststellung der Todesursache und zur Rekonstruktion des Sterbevorgangs besagter Sasha,
Licht in das Dunkle über ihren Tod zu bringen.
Die Sektion wird durch Maga Gwendolyn arrangiert. Ich selbst werde assistieren und Sie dabei nach Kräften unterstützen.
Die Leichenschau wird zur siebten Stunde am morgigen Abend, am Ort der Tat angesetzt.
Danach werden wir die sterblichen Überreste übernehmen, sie nach Nebelhafen überführen und im Heilerhaus aufbahren.
Weiterhin bitten wir bis dahin nichts an der Dahingeschiedenen zu verändern.
Über eine Eskorte der Greifen würden wir uns freuen.
Ich verbleibe hochachtungsvoll
gez. Sadagar Cronberg
Interrogatores mortis et Mago necromantiae
Der Leichnam war jungen Alters, von durchschnittlicher Größe und muskulös gebaut.
Die Leiche wurde am Ufer des Jammerfjordes gefunden. Sie wirkt ein wenig aufgedunsen, was darauf schließen lässt,
dass sie zumindest einige Stunden im Wasser gelegen ist. Rüstung wurde keine gefunden. Weder hatte sie eine an,
noch wurde an der Stelle, an der die Leiche gefunden wurde eine Rüstung gefunden.
Am rechten Handgelenk finden sich zwei Nadelstiche, bei denen man nicht davon ausgehen kann, dass sie den Tod herbeigeführt haben. An der Halswirbelsäule gab es eine massive Gewalteinwirkung, die zum Genickbruch geführt hat.
Dies war in weiterer Folge nach aktuellem Stand auch die Todesursache.
An der Leiche finden sich keine akuten Kampfspuren oder Spuren einer Verteidigung, die darauf schließen lassen,
dass sich das Opfer zur Wehr gesetzt hat. Der Mörder hat sie demnach vermutlich sehr überrascht,
sie hat ihn gar nicht bemerkt oder sie hat ihn gekannt.
Beim Öffnen der Leiche viel auf, dass kaum geronnenen Blut im Leichnam zu finden.
Die Organe wirken ebenso blass und blutleer. Bis auf den Genickbruch und die Nadelstiche am Handgelenk
lassen sich keine frischen Wunden oder Verletzungen finden.
Gwendolyn und Sadagar
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Die Kerzenflamme des Kandelabers tanzte, warf unheimliche Schatten an die mit Stoffvorhängen bespannten Wände des Arbeitszimmers
und tauchte den Raum in ein Meer aus Halbdunkel.
Jeder Atemzug schien die ohnehin schon fragile Sille zu zerreißen, während draußen der Regen unablässig gegen die Fensterscheiben peitschte.
Ein makabres Duett mit einem leisen, aber stetigen „tap … tap … tap“, das aus der Mitte des Raumes kam.
Es war das Geräusch eines Fingers, der auf Holz klopfte. Rhythmisch, eindringlich.
Der Zeigefinger von Sadagar hob sich langsam von der polierten Eichen-Tischplatte. Die Gelenke knackten leise im Zwielicht.
Für einen Moment schien er innezuhalten, seine Silhouette, scharf und angespannt, vor dem flackernden Licht.
Dann, mit einem Seufzer, der eher ein Zischen war, ließ er ihn wieder fallen.
Tap …tap … tap.
„Etwas an der Geschichte stimmt nicht“, flüsterte Sadagar, seine Stimme rau, als hätte er stundenlang nicht gesprochen.
In Gedanken spielte er noch einmal die Leichenschau durch, welche er mit Gwendolyn im Auftrag der Greifen durchgeführt hatte.
Noch einmal ging er Punkt für Punkt der Nekropsie durch. Er dachte an den blutlosen Körper und an das mit Gewalt zerbrochene Genick. „Hmm“, entfuhr es ihm. Eigentlich hätte er erwartet, dass sich im Bereich des Halses, Würgemale befinden sollten.
Es waren auch welche da, doch passen sie nicht zu den von Ihm erwarteten Wundmalen. Aber vielleicht spielte ihm das fehlende Blut einen Streich.
Ansonsten fanden sie keinerlei sonstigen Schmiss, mit Ausnahme zweier kleiner Stiche am linken Arm. Das Ganze erschien ihm mysteriös.
Je länger Sadagar darüber nachdachte und ihm eine Lösung nicht einfallen wollte, desto ärgerlicher wurde er.
Sein Blick schweifte noch einmal über die von Gwendolyn geschriebenen Pergamente, doch keine Antwort sprang ihn an.
Er hatte jede logische Möglichkeit durchgespielt, jeden Hinweis begutachtet, doch nichts.
Ein tiefer Seufze entwich ihm, als er sich in seinem Sessel zurücklehnte. Sein Blick schweifte durch die dunklen Regale, gefüllt mit obskuren Artefakten
und schimmernden Phiolen. Doch dann, nach einigen Minuten des Grübelns, zogen sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln zurück.
Ein Lächeln, das sich langsam ausbreitete und seinen Blick erhellte.
„Natürlich, auf die einfachsten Dinge kommt man immer erst zum Schluss”, murmelte er in die Stille.
Immerhin war er ein ausgebildeter Nekromant! Das rufen von Geistern und das Befragen derselben war eine seiner ureigensten Disziplinen.
Er hatte also eine Möglichkeit an Informationen zu gelangen. Er musste nur rufen und wenn der Geist der toten Wache noch in der Nähe weilte
und wenn sie ihm gewogen war, würde er möglicherweise auf seine Fragen Antworten erhalten.
Es war beileibe keine sichere Angelegenheit. Er wusste, dass er einige Sicherheitsaspekte klären musste. Die Gefahr, dass der Geist ihm gegenüber feindselig gesinnt
war oder dass andere unerwünschte Entitäten angezogen wurden, war real. “Nun denn”, sagte Sadagar laut in die dunkle Stille, während er die Pergamente beiseite legte, um Platz zu schaffen. “Bereiten wir die Fragestunde vor”.