Werte Willa,
da ich aufgrund einer Reise noch nicht sicher bin, wann ich wieder in Nebelhafen sein werde, aber eure Lehrzeit nicht untätig verstreichen lassen will, will ich Euch hiermit erste Notizen zur Bognerei hinterlassen, die Euch hoffentlich wichtige Informationen und Anregungen bieten können.
Es werden im Laufe der Zeit noch einige weitere Anmerkungen folgen, hoffentlich zumeist mündlich, am besten wäre es also, wenn Ihr Euch ein Notizbüchlein zulegt, um alles niederzuschreiben - dann habt ihr alles Wissen immer griffbereit. Als erste Überschrift könnte sich "Lederkunde in der Bognerei" anbieten, mit dem ersten Eintrag namens "Verwendung von Leder in der Bognerei".
1. Verwendung von Leder in der Bognerei
Das Leder wird, nachdem es einer umfassenden Gerbung unter Sonnenlicht unterzogen wurde, in Streifen geschnitten und steht damit auch der Bognerei als wichtiges Hilfsmittel zur Verfügung. Im Normalfall werden pro Bogen um die 8 Lederstreifen verwendet. Die Lederstreifen werden dabei für das Umwickeln - auch: Bespannen - des Holzkörpers (auch Holzkorpus) verwendet: Entweder umspannen sie den ganzen Holzkörper des Bogens oder nur markante Stellen, wie die Griffpunkte. Das dient einerseits dem Schutz des Holzkörpers vor inneren und äußeren Einflüssen. Andererseits trägt die Lederbespannung natürlich auch zu einem verbesserten Benutzungskomfort bei, da sich der Bogen dadurch angenehmer führen lässt. Hier - in unsrer neuen Welt - wurde schnell klar, dass auch die Art des Leders von großer Bedeutung ist, da scheinbar Eigenschaften des gehäuteten Wesens bei fachkundiger Bespannung auch als Eigenschaften des fertiggestellten Bogens wiederzuerkennen sind. Die Theorien, wie es dazu kommt, sind unterschiedlich. Ich für meinen Teil vertrete die Ansicht, dass die Nutzung eines Bogens zweifelsohne eine Form von Energie aktiviert. Immerhin wird ein Objekt, der Pfeil, durch die Nutzung eines Bogens in schnelle Bewegung versetzt. Diese Energie, so meine Annahme, scheint dem fälschlicherweise als "tot" wahrgenommenen Lederstoff wieder kurzfristig "Leben einzuhauchen", was wiederum dessen Energie und damit auch Charakteristiken seines Trägers (dem getöteten und gehäuteten Wesen) kurzfristig zu aktivieren scheint. Mit Verbindung dieser beiden Energien, der Bewegungsenergie des Pfeiles und der kurzfristig reaktivierten 'Lebensenergie' des Leders, entsteht zusätzlich zur obligatorischen Schadenswirkung eines Pfeiles auch eine dem Leder spezifische Zusatzwirkung. Diese Zusatzwirkung ist von einer geübten BognerInnenhand variierbar bzw skalierbar. Hierbei ist anzumerken, dass zum heutigen Stand der Dinge entweder nur eine Ledersorte pro Bogen oder maximal zwei Ledersorten pro Bogen effektiv verwendbar sind. Versuche, die Anzahl der unterschiedlichen Ledersorten auf 3 oder mehr zu erhöhen, sind mir zwar gelungen, hatten jedoch zur Folge, dass keine wahrnehmbaren Zusatzeffekte mehr bemerkbar waren, sondern man nur die Optik des Bogens damit beeinflussen kann. Dies wäre auch der letzte wichtige Punkt rund um die Lederverwendung: Viele unsrer KundInnen legen neben der Wirkung auch Wert auf ein angemessenes Aussehen ihres Bogens. Dabei spielt das Leder neben anderen Werkstoffen eine wichtige Rolle, da man ja - je nach Anzahl unterschiedlichlicher, verwendeter Ledersorten - auch eine dementsprechende Anzahl an farblichen Variationen bewirken kann.
Als zweite Überschrift würde ich "2. Ledereigenschaften in der Bognerei" vorschlagen.
Dieses Kapitel würde ich mit dem Unterkapitel "2.1 Trolleder" beginnen. Ich hinterlasse Euch hier eine Skizze einer gegerbten, ungeschnittenen Trollhaut:
In aller Kürze: Die reaktivierte Trolllederenergie bewirkt eine vampirische Eigenschaft am Bogen, auch Lebensraub genannt. Das bedeutet, dass ein Prozentsatz des Pfeil- oder Bolzenschadens, als heilende Energie dem Schützen zurückgeführt wird. Bei Einsatz von Trollleder kann der Bogner zwischen 0% und 30% des Pfeilschadens in Lebensraub umwandeln. Ihr könnt Euch anhand dieser Kurzbeschreibung sicherlich schon vorstellen, dass eine Vielzahl an Schützinnen und Schützen nicht auf dieses Leder verzichten wollen!
Meine Aufgabe an Euch ist es, Euch bis zu unserem nächsten Treffen Gedanken zu machen, warum gerade ein Troll und dessen gegerbte Haut dazu führen könnte, einem Bogen vampirische Eigenschaften zu geben. Es gibt keine falschen Antworten bzw. Theorien! Falls Ihr dennoch ideenlos seid oder euch einfach nur zusätzlich in Theorie und Praxis schulen wollt, empfehle ich den Besuch des Trolllagers nahe dem Elfenwald oder - auch das soll erlaubt sein - der Konsulatation von einschlägigen Fachbüchern bzw. dem Gespräch mit begabten Jägerinnen und Jägern dieser Insel.
Auf Bald,
gez. Aanatus