Die Abschriften sind sichtbar liederlich und eilig zusammengeschrieben. Ein weiterer Bote wird mit dem Auftrag ausgesendet, den Magier Livius ausfindig zu machen und ihm ein weiteres Exemplar zu überbringen.
Dem Schreiben sind eilige Skizzen beigefügt, die mit wenig Detail einen gewaltigen Krater zeigen, in dessen Zentrum ein glühender Fels ruht. Weiterhin mehrere Abbildungen des Risses, aufgetragen auf einem Raster. Hier und da sind die Zeichnungen von den eiligen Fingern des Schreiberlings verwischt.Hochgeschätzter Herr Heerführer / Frau Hauptmann / Herr Livius,
mit Sicherheit habt Ihr selbst das Grollen gespürt, welches heute erneut unser schönes Solgard und den gesamten Kontinent erschüttert hat. Ebenso sicher wird es in euch keine Verwunderung auslösen zu hören, dass dies eine weitere Begleiterscheinung des Sphärenrisses zu sein scheint, der noch immer bedrohlich jeden Blick in den Himmel dominiert. Ich habe jedoch Grund zur Annahme, dass dies einer der ersten Berichte sein wird, den ihr dazu erhaltet.
Es ergab sich, dass der geschätzte Druide Herr Radesvald und ich zu diesem Zeitpunkt im Studium waren. Ahnend des Unheils, konnten wir uns umgehend in den Nordturm nahe des Tores Solgards begeben, um von dort aus Riss und Landschaft zu untersuchen. Anbei findet Ihr eine Zeitreihe zu der Ausdehnung des Risses über die letzten Tage. Ihr werdet erkennen, dass die Erscheinung einen beträchtlichen Sprung ihrer Ausdehnung am Himmel gemacht hat. Das bedeutet eines von zwei Dingen. Entweder der Riss hat sich ausgedehnt, oder er ist uns näher gekommen. Das Ziehen eines Schlusses überlasse ich an dieser Stelle Euch, werter Leser.
Durchaus wichtiger jedoch, taten sich am Horizont mehrere Staub- und Rauchsäulen auf. Drei in der Steppe, eine Große im Schlangenhain. Wir ritten sofort mit der Unterstützung von Fräulein Katzengold, Bibliothekarin der Universität und einer mir unbekannten Ritterin aus, um den Ursprung der Rauchsäulen zu ergründen.
Es handelt sich dabei um tiefe Krater. Brennende Verwerfungen des Erdreichs, zweifellos ausgelöst durch den mächtigen Aufprall eines Objektes, welches dem Firmament entsprungen ist. In der Steppe, beinahe auf dem Reichsboden Solgards, befinden sich drei Krater von jeweils etwa fünfzehn Schritt Durchmesser. Sie sind mit so enormer Kraft ins Erdreich geschlagen, dass sie sich tief eingruben und das umliegende Land zum Glühen und Schwelen brachten. Die Hitze, die von ihnen ausstrahlte war enorm und so war es uns unmöglich mehr als ein paar Schritt über den Rand des Verwürfnisses zu setzen. Im Zentrum der Krater scheinen sich jedoch noch Fragmente des gefallenen Himmelskörpers zu befinden.
Ein weiterer, noch eindrucksvollerer Einschlagskrater klafft wie eine gewaltige Wunde nahe der Kreuzung im Schlangenhain. Er misst etwa vierzig Schritt im Durchmesser, ähnelt den anderen Kratern ansonsten größtenteils. Einzig ins seinem Zentrum scheint er sich bis tief ins Erdreich vergraben zu haben. Ich vermute, dass die schiere Wucht ihn bis ins Unterreich getrieben hat.
Ihr findet anbei meine vergangenen Beobachtungen zum Riss und seiner Ausdehnung, sowie eilige Skizzen des massiven Kraters in Schlangenhain. Weiterhin habe ich eine Probe des Erdreiches vom Rande des Kraters gesichert.
Ich weiß es obliegt mir nicht Befehle zu verteilen, doch ich empfehle dringend die schutzbedürftigen Bürger Solgards augenblicklich in oder unter die Kathedrale zu evakuieren. Wir wissen nicht, wie viel mehr Material vom Himmel fallen kann und ein Einschlag im Maße des Schlangenhainexemplars mitten in Solgard wäre fatal.
Anschließend empfehle ich Männer und Frauen für die Sicherung der gefallenen Himmelskörper zu entsenden, sobald möglich. Noch sind sie zu heiß um sich ihnen unbeschadet zu nähern, doch das ist lediglich eine Frage der Zeit. Ich wage es nicht Vermutungen aufzustellen, was dort vom Himmel gefallen sein kann. Wohl aber weiß ich, dass ein jeder Magier und Gelehrter, sowie ein jeder Machthaber, seinen Teil davon abhaben wollen wird.
Den Umständen entsprechend möchte ich mir sogar anmaßen die Empfehlung auszusprechen, die Jagd zur heutigen Abendstunde abzusagen und an ihrer statt eine Expedition zur Bergung der Himmelskörper zu entsenden. Im Namen der Wissenschaft und des Herren. Zum Schutze von allem, was wir kennen.
Es grüßt,
Zlata Kovacs
