In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Rollenspielforum der Orderstadt.
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Vangelis
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In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Vangelis »

~~~ ° ~~~

In seiner kleinen Schreibstube, in der Werstatt im Süden von Solgard, saß Van bei trübem Licht über einigen Pergamenten gebeugt. Die Kerzen auf dem Schreibtisch flackerten unruhig, als wäre der Hauch all der Sorgen, die ihn bedrängten, auch für sie spürbar. Draußen lag die Stadt schwer und schläfrig in der Ruhe des Abends, doch in Vans Kopf türmten sich die Aufgaben wie Bollwerke aus Stein.

Der Ruf war an ihn ergangen – von Knut selbst, dem erfahrenen Meister der Stadtwerke. Die Kanalisation ... ein alter, fast vergessen geglaubter Lebensnerv der Stadt ... sollte geprüft werden. Geprüft auf Schwächen, auf drohende Einstürze, auf all das, was das kommende Großprojekt gefährden könnte. Eine große Verantwortung lastete nun auf Vans Schultern... die Erkundung und Sicherung der alten Kanalisation, jenes verborgen liegenden Aderwerks, das Solgard seit womöglichen Jahrhunderten stützte und nährte.

Bald sollte die große Gießerei erbaut werden, ein monumentales Werk, das Ruhm und Reichtum versprechen, aber zugleich die Grundfesten der Stadt auf eine harte Probe stellen würde. Die Tunnel unter der Erde, feucht und gealtert wie die Knochen eines uralten Riesen, mussten stark genug sein, um der Last zu trotzen. Und sollten sie Schwächen offenbaren, so mussten sie gefunden und behoben werden... bevor Unheil daraus erwuchs. Van rieb sich kreisend die Schläfen. Er konnte die uralten Tunnel förmlich vor sich sehen... moosbedeckte Bögen, bröckelnde Pfeiler, schmutzige Fluten, die im Dunkeln murmelten wie alte Flüche. Sein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an, wie eine Landkarte, deren Topografie das Gelände des Betrachters in seinem Kopf entstehen ließ.

Van saß über Pergamenten gebeugt, die Feder kratzte über das raue Papier wie eine Maus im Gebälk. Er stellte sich die alten Gänge vor... muffig und dunkel, ausgemergelt von den Jahrhunderten. Wasser, das sickerte wie Blut aus verborgenen Wunden. Steine, die sich im Verborgenen lockerten. Warme Feuchtigkeit, die in jedem Atemzug hing. Das Flüstern der Tiefe. Es war keine Aufgabe, die er im Alleingang bewältigen konnte. Er wusste, er brauchte Verbündete. Männer und Frauen, die bereit waren, mit ihm in die Eingeweide Solgards hinabzusteigen. Und so plante er die ersten Schritte: Ein Aufruf sollte verfasst und in den Heiligen Hallen ausgehangen werden... dort, wo die Tapferen, die Wissenden, die Handwerkstreuen Solgards einander begegneten. Anschläge sollten an den Schwarzen Brettern der Stadt angebracht werden, in den Gassen, an den Toren und in den Tavernen, wo die Bürger sein tägliches Brot und ihre Geschichten teilten.

Van beugte sich vor und tauchte die Feder in das Tintenfass. Rasch entstanden erste Entwürfe für den Aufruf. Gleichzeitig notierte er Materiallisten: Seile, Fackeln, Holz für Stützkonstruktionen, Kalk und Ziegel, falls Reparaturen sofort notwendig werden sollten. Vielleicht sogar Tränke zur Reinigung und Stärkung. Er dachte an den modrigen Atem der Tiefen und die Gefahren, die in der Dunkelheit lauern mochten.  Er dachte an die große Gießerei, die entstehen sollte... wie ihr Gewicht auf dem Boden lasten würde, wie ihr Puls in die Tiefen hinab dringen mochte. Sollte die Kanalisation bröckeln, so würde das ganze Werk stürzen wie ein Kartenhaus im Sturm. Doch wenn sie richtig gestützt wurde... wenn das alte System und die neue Schöpfung Hand in Hand gingen... dann würde Solgard erstarken wie nie zuvor. Sein Herz schlug schneller. Dies war mehr als eine Pflicht... Nein, es war eine Berufung.

Van notierte hastig Ideen, während die Gedanken schneller kamen, als seine Hand sie fassen konnte. Sorgfältig machte er sich alle Notizen, um zeitnah dieses Projekt anzugehen... wollte er doch niemanden enttäuschen und auch sein Können beweisen. Er blickte aus dem kleinen Fenster vor seinem Schreibtisch. Die Nacht war schon eingebrochen und die Lichter der Stadt waberten schemenhaft in der Ferne. Van atmete tief durch, legte Feder und Pergament beiseite. Sacht stapelte er seine Aufzeichnungen und sagte eher leise zu sich selbst... "Der Morgen ist klüger... als der Abend" . 

~~~ ° ~~~
-- Van de Mork --
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Knut Grosmet
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Knut Grosmets Gedanken zur Kanaluntersuchung und dem kommenden Bau

Beitrag von Knut Grosmet »

Der Platz am Wasser war noch leer, das hölzerne, halbleere Werftgebäude, Holzbohlen, Sand, ein paar Markierungen im Dreck. Aber Knut sah's schon vor sich: Eine hohe Gießhalle für Kanonen und schweres Gerät, mit feuerfesten Wänden, dahinter die Werft mit Platz für Rümpfe, Masten, Seile. Und die Halle bietet genug Platz für Arbeiter und sämtliche Handwerke – vom Tischler bis zum Schmied, vom Bastler bis zum Bootsbauer. Ein Ort, wo nicht geredet, sondern geschuftet wird.

Man würde es einfach die Werft nennen, oder die Kanonengießerei. Aber in seinem Kopf hatte sich ein anderer Name festgesetzt: Bollwerkhalle. Nicht wegen Poesie. Sondern weil ihre Ausbeute Solgard zu einem Bollwerk werden lassen soll, gegen das Chaos draußen, gegen Krieg, gegen Armut, gegen das Böse. Aus Stein. Aus Schweiß und Arbeit. Aus Willen.

Doch bevor ein einziger Stein gelegt wurde, war da diese Sache mit dem Untergrund. Die alte Kanalisation. Niemand wusste mehr genau, wie tief sie ging, wohin sie führte oder ob sie überhaupt noch hielt. Und man munkelte über Dinge dort unten, von Ratten war klar, das war normal. Aber auch von schleimigen Flüchen, uraltem Moder, Dingen, die nicht bloß riechen, sondern starren. Manche sagten, Elementare lebten dort, Wesen aus Erde, aus Wasser, Nebel oder Schlick, die man nicht wecken sollte.

Als Van de Mork beim letzten Arbeitertreffen seine Stimme erhob und meinte, man solle das unter den Füßen prüfen, hatte Knut sofort geahnt: Der meint's ernst. Keine große Sache. Nur ein Blick. Ein paar Worte. Ein Nicken. Ein Auftrag.

"Schnapp dir Arbeiter, Paladine, Priesterlehrlinge und Wachen. Guck nach unten. Sag mir, ob das hier hält. Wenn nicht, sorg dafür."

Van war kein Freund langer Sätze an diesem Abend, und Knut mochte das. Wenn einer merkte, ob da unten was fault, dann er.

Nun musste Van nur noch aufbrechen. Allein würde er das nicht schaffen, das war klar. Knut dachte daran, ihm jemanden zur Seite zu stellen. Vielleicht ein paar junge Priesterlehrlinge, die hatten Mut und brauchten Demut, und wenn's unten dunkler wurde als Ruß, dann könnten Gebete helfen. Vielleicht auch Paladine, wenn sie's für dienlich hielten. Und die Stadtwacht sollte zumindest wissen, was da vor sich ging. Nicht, dass einer denkt, Van und ein paar Arbeiter sei einfach im Suff in ein Loch gefallen.

Knut spuckte in den Sand, stand einen Moment still, die Arme verschränkt, die Stirn voller rußiger Falten, mit Blick auf die grobe Zeichnung vor ihm.

Giesserei mit Werft und Kanalisation Solgard.png

"Bevor wir was bauen, müssen wir wissen, worauf."

Und wenn darunter was lauert, dachte er, dann soll es wissen, dass Solgard nicht mehr schläft. Nicht mehr zögert. Und dass wir diesmal bleiben.
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus einer Kaschemme)

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Vangelis
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Re: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Vangelis »

Unter Solgard – Der erste Blick in die Tiefe

Ein wenig Regen trommelte leise gegen das Fenster seiner Schreibstube, während das Feuer im Kamin schwach glomm. Seltsam, dachte er bei sich... "Regen" nur sehr selten in Solgard. Van saß an seinem alten Eichentisch, das Pergament vor sich, und starrte auf die leere Fläche, als müsse sie ihn zuerst anblicken, bevor er sie füllen durfte. Knut hatte ihm sein Vertrauen geschenkt. Nicht leichtfertig. Nicht ohne Grund. „Die Kanäle“, hatte der Alte gesagt, „sie tragen mehr als nur das Wasser dieser Stadt. Sie tragen ihr Gewicht, ihre Geschichte – und bald vielleicht auch ihre Zukunft.“

Van dachte an die geplante Gießerei, an die rauchenden Schlote, an das lodernde Herz, das Solgard neu beleben sollte. Doch Feuer kann Mauern sprengen, wenn das Fundament morsch ist. Und die Tunnel, die tief unter den Straßen verliefen, waren alt... Wohl möglich, sehr alt. In Solgard flüstert man schon seit Generationen von den alten Kanälen – von feuchten Gängen, die älter sind als so manches Haus, von Mauern, die lange vor den heutigen Straßen gesetzt wurden. Lange ruhten sie unbeachtet, verborgen unter Pflaster und Stein.
Doch die Zeiten ändern sich. Ein neues Zeitalter soll anbrechen, und mit ihm ein Bauwerk von großem Ausmaß: die Gießerei von Solgard – Symbol des Fortschritts, Schmiede der Zukunft. Doch was auf schwankendem Grund errichtet wird, ist dem Einsturz geweiht. Bevor der erste Amboss hallt, muss sichergestellt sein, dass der Boden trägt. Nicht allein vermag Van dies zu vollbringen. Die alten Gänge verlangen nach scharfen Augen, festen Händen und klarem Geist.

Er strich mit den Fingern über die Pergamentrolle und schloss kurz die Augen. In seinem Geist entstanden Bilder: rissige Bögen, schwarze Wasseradern, das Echo von Tropfen, das sich in der Dunkelheit verlor. Wie lange schon hatte niemand mehr einen Fuß in diese Gänge gesetzt? Würden Sie standhalten? Oder würden sie bersten unter der Last des Neuen? „Bevor wir bauen, müssen wir sehen“, murmelte er vor sich hin. „Bevor wir erschaffen, müssen wir verstehen.“ Er wusste, was nun zu tun war. Die erste Phase – eine Bestandsaufnahme musste her. Keine Reparatur, kein Ausbau. Nur wachsame Augen, die Schwächen erkennen. Nur mutige Schritte, die vorangehen, um allen Gefahren zu trotzen.

Van tauchte die Feder in das Tintenfass, hielt kurz inne, und begann zu schreiben. Nicht an sich selbst – sondern an jene, die mit ihm gehen würden. Der Aufruf musste klar sein, aber nicht kalt. Eindringlich, aber nicht verzweifelt. Es war der erste Schritt in ein größeres Werk. 

~~~ * ~~~


Liebe Bürger zu Solgard

Es gilt, eine Bestandsaufnahme der Kanalisation durchzuführen, soll heißen...
– Schwachstellen erkennen -
- Gefahren benennen -
- das Wissen sichern, auf dem alles Weitere fußen soll -

Was heute als Erkundung beginnt, kann morgen das Fundament für etwas Größeres sein. Ich bitte alle Helfer, mit mir... am Tag des Donners dem 15. Tag des Mondes zur 20. Abendstunde eine Begehung unserer Kanalisation zu unternehmen. Es muss mit wachem Auge allen Unwegsamkeiten getrotzt werden, und wir möchten gemeinsam eine Bestandsaufnahm
e der Schäden durchführen.

~~~ * ~~~

Nachdem Van das Pergament beschrieben hatte, lieferte er diese an den Verwaltungsbeamten der Heiligen Hallen, um daraus einen großen Aushang zu fertigen. Zufrieden kehrte er heim und freute sich über den bisherigen Verlauf der Dinge.
-- Van de Mork --
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Knut Grosmet
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Heute: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Knut Grosmet »

Knut rückt nochmals die Aushänge gerade, bevor er sich zu dem heutigen Treffen begibt.
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Vangelis
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Re: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Vangelis »

Tiefenerkundung – Erkenntnisse aus der Kanalisation Solgards
~~~° ~~~
Der Wind roch noch nach den vielen Blüten am Rathaus, als die Gruppe sich sammelte. Eine Schar aus wachsamen Augen, mutigen Klingen und entschlossenen Herzen. Der Zugang zur Kanalisation im Norden der Stadt gähnte ihnen entgegen wie ein schlafender Riese, dessen Atem feucht und schwer aus der Tiefe drang. Die Laternen wurden entzündet, die Einweisung und Gebete gesprochen, dann setzte sich der Zug in Bewegung – hinein in das alte Aderwerk Solgards.
 
Die Tunnel waren eng, feucht, doch recht gut erhalten. Zwischen morschen Balken und moosbewachsenen Wänden fanden sich kaum Einbrüche. Die Mauern hielten... Stein auf Stein, gealtert, aber noch stolz. Hier, vom nördlichen Eingang bis hin zum Anwesen Darez, war das Mauerwerk von solider Bauart. Zwar hatte sich reichlich Bewuchs angesiedelt von grünlichem Moos, Pilzgeflechte, selbst kleine Wurzeltriebe. Doch mit einer gründlichen Reinigung von Boden und Wänden würde der Abschnitt schon bald wieder in alter Stärke das Wasser führen, was vom Meer eindringen konnte und gleichzeitig in den Rinnen das Abwasser in Schach hielt.
 
Doch je weiter sie vordrangen, desto mehr begann der Atem der Tiefe zu stöhnen. Widerlicher Gestank, gepaart mit der von Feuchte geschwängerten Luft und einer Wärme ähnlich wie im Badehaus, ließen die Gruppe schweren Atems tiefer und tiefer in das Geflecht vordringen. Im mittleren Bereich der Kanalisation fanden die Erkundenden einen gewaltigen Geröllhaufen, herabgestürzt aus der Decke. Große Brocken, durchsetzt von Staub und Schlick, versperrten teils den Weg. Hier muss einst die Last der Straße zu schwer gewesen sein, so die Vermutung. Das Gewölbe war gebrochen? Eine Sanierung ist unumgänglich, musste festgestellt werden. Verstärkung der Decke, Austausch der tragenden Strukturen, Sicherung des umliegenden Mauerwerks.
 
Gegen Ende ihrer Reise, unterhalb des Hafenviertels, offenbarte sich das wahre Ausmaß der Notwendigkeit und vor allem der Weitsicht dieser Unternehmung. Tiefe Risse durchzogen die Tunnelwände wie die Adern eines verwundeten Wesens. An mehreren Stellen trat Abwasser ungehindert aus Spalten hervor, sammelte sich in dunklen Pfützen und grub sich neue Wege durch das Pflaster. Hier ist rasches Handeln geboten, das Mauerwerk muss saniert, die Risse geschlossen und der Wasserlauf erneut gefasst werden.
 
Die größte Sorge offenbarte sich unter der alten Werf selbst, hier klaffte ein gewaltiges Loch im Wandgewölbe. Ein schwarzes Maul im Mauerwerk, wo einst Schutz und Stabilität herrschten. Hier muss neu gemauert werden, das war gewiss. Tragende Pfeiler, Stützkonstruktionen, eine gewölbte Decke aus frischem Stein musste her. Auch der Boden darunter zeigte diverse Schwächen. Von kleinen Löchern bis hin zu herausgetretenen Pflaster fanden sich diverse Schäden. Siffige Löcher dessen widerlicher Schleim einem das Würgen nahekommen ließ. Es schien, als könnte die Erde daraus atmen. Auch diese müssen versiegelt werden, mussten Knut und Van feststellen. 
Doch nicht nur der Stein stellte sich der Gruppe in den Weg. Allerlei Getier, welches diese Umgebung sehr zu bevorzugen mag, konnte gesehen werden. Ratten... fett, manchmal scheu, aber mitunter auch sehr angriffslustig, huschten durch die Schatten. Einige von ihnen hatten sich zu größerer Kühnheit aufgeschwungen und griffen unvermittelt an. Auch aggressive Fledermäuse hatten sich eingenistet, aufgeweckt durch das Licht der Fackeln und das Echo der Stimmen kannten sie nur die Flucht nach vorn. Doch mit der Unterstützung der Stadtwache und der anwesenden Paladine konnten alle Gefahren entschlossen abgewehrt werden. Niemand kam ernsthaft zu Schaden.
Van schloss das letzte Pergament und versiegelte es mit Wachs. "Noch war nichts repariert – doch nun war bekannt, was getan werden musste. Bald würde der zweite Aufruf folgen. Die Zeit der Planung ist gekommen und die Zeit der Erneuerung rückt näher. Solgard würde nicht nur auf neuen Fundamenten stehen – sondern auch mit dem Wissen, dass selbst im Dunkeln wachende Augen für seine Sicherheit sorgten." - Dachte er bei sich selbst! 

~~~ ° ~~~

- = Ein feines Pergament erreicht die Stadtverwaltung = -
Werte Edle Fenria, Werte Tonya,

mit Freude darf ich Euch mitteilen, dass die Erkundungsexpedition zur Begutachtung unserer Kanalisation am gestrigen Tage erfolgreich abgeschlossen wurde. Gemeinsam mit einer tapferen und wachsamen Truppe sind wir in das unterirdische Gewirr der Stadt hinabgestiegen und haben eine umfassende Bestandsaufnahme des baulichen Zustandes vorgenommen. Im nördlichen Bereich sowie bis zur Stadtmitte ergab sich ein recht erfreuliches Bild, zwar finden sich an mehreren Stellen Schmutzecken und Bewuchs, insbesondere Moosansammlungen an den Wänden, doch zeigt sich das Mauerwerk über weite Strecken stabil und funktionstüchtig. Eine grundlegende Reinigung von Wänden und Bodenflächen dürfte hier genügen, um die volle Nutzbarkeit wiederherzustellen.

Ab dem Zugang nahe dem Haus der Familie Darez jedoch verschlechtert sich der Zustand merklich. Es traten erste strukturelle Schwächen zutage, darunter kleinere Schadstellen im Mauerwerk sowie ein größerer Geröllabsturz, der auf einen Deckenbruch hinweist. Diese Bereiche bedürfen gezielter Ausbesserungsarbeiten. Eine besondere Aufmerksamkeit bedarf es, dem Abschnitt unterhalb des Hafenbeckens und in direkter Nachbarschaft zur geplanten Gießerei. Hier konnten schwerwiegende Schäden ausgemacht werden. Ein großflächiger Mauerdurchbruch, austretendes Abwasser durch tiefgehende Risse, instabile Deckenpartien mit drohendem Einsturz sowie mehrere tiefe Löcher im Bodenbereich, um nur einige zu nennen.

An dieser Stelle, müssen wir von einer vollständigen Sanierung ausgehen, inklusive neuer Tragwerke und einer nachhaltigen baulichen Verstärkung des Bestandes, um sowohl die Kanalstruktur zu sichern als auch die zukünftige Gießerei auf ein solides Fundament zu stellen.  Ich konnte mich diesbezüglich auch mit Meister Knut austauschen, der bei der Begehung selbst zugegen war. Seine Einschätzung zu deckt sich mit der meinen. Gemeinsam werden wir für die Zukunft planen und die Organisation aller nötigen Maßnahmen ergreifen.

Mit verbindlichen Grüßen

Van, Elementarkundiger zu Solgard
Im Dienste der Stadt
~~~ ° ~~~
 
-- Van de Mork --
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Vangelis
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Re: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Vangelis »

~~~ ° ~~~
Van stand am Rand des Marktplatzes, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und betrachtete das vergilbte Anschlagbrett. Mit ruhiger Hand entrollte er das Pergament. Der Aushang war frisch geschrieben, die Tinte kaum getrocknet. Worte, die bald viele Augen lesen würden. Er zögerte, als wolle er dem Moment Gewicht geben – dann schlug er die eisernen Nägel durch das Pergament ins Holz. Der Klang hallte in der Stille des Morgens wie ein Ruf. Ein Ruf in die Tiefe.
~~~°~~~



Bild
Bürger Solgards!

Die Erkundung unserer Kanalisation hat wichtige Erkenntnisse zutage gefördert. Nun schreiten wir zur Tat!
Die Wiederherstellung, Reinigung und Stabilisierung unserer Kanalisation.

Am 22. Tag des laufenden Mondes, zur 20. Abendstunde, rufen wir alle fähigen Hände, mutigen Herzen und kundigen Köpfe auf, sich bei den unteren Zugang an der Werft im Hafenviertel zu versammeln.

Gefragt sind geübte Handwerker, um Mauerwerk zu sichern und Strukturen zu errichten, magiekundige Bürger, um mit Runen, Schutzzeichen und arkanem Wissen zu stärken, Heiler und Alchemisten, um Leib und Kraft zu wahren, sowie wehrhafte Kämpfer und Paladine, um in den Schatten unserer Stadt für Sicherheit zu sorgen. Doch auch wer nur mit Besen, Schaufel oder Entschlossenheit kommt, ist willkommen – denn der Wiederaufbau beginnt mit jedem, der bereit ist, Verantwortung zu tragen.

Es geht um nicht weniger als die Sicherheit unserer Stadt und das Fundament für das Werk, das uns in eine neue Zeit führen soll.
Seid Teil dieses Vorhabens. Tragt bei zum neuen Solgard!
-- Van de Mork --
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Knut Grosmet
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Re: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Knut Grosmet »

Unterdessen sieht man Knut des Öfteren auch tagsüber im Hafen. Mit einer flasche Bier, einem Blatt und einem Stück Kohle bewaffnet scheint er sich das Viertel bereits vor seinem inneren Auge vorstellen zu können.
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Vangelis
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Re: In den Tiefen von Solgard – Van und das Werk der Erneuerung

Beitrag von Vangelis »

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Das Werk mit Herz und Hand – Der Tag der Wiederherstellung

Dicke, schweigende Luft lag in den Tiefen unter Solgard. Nur das hallende Echo von Schritten, das Klirren von Werkzeugen und das raue Kratzen von Kellen durchbrachen die Dunkelheit. Ein stetiges Tropfen, das wie eine Mahnung aus den Schatten fiel. "Heute war kein Tag für Pläne. Heute wurde gearbeitet." sprach Van zu sich selbst.

Mit den letzten Sonnenstrahlen hatten sie sich versammelt, der Ruf war nicht vergebens gewesen. Die Truppe, klein aber entschlossen, war erneut in die Kanalisation hinabgestiegen. Dieses Mal nicht, um zu erkunden, sondern um zu heilen, was die Zeit verwundet hatte. Das klaffende Loch unter dem Hafen, groß genug, um das Gewicht der darüberliegenden Welt einstürzen zu lassen, war der erste Feind. Radesvald und Zlata, Seite an Seite, hatten sich am Eingang postiert, Eimer um Eimer mit schwerem, zähem Mörtel angerührt. Der Gestank der Tiefe vermischte sich mit dem herben Duft nasser Erde und Kalk. Ihre Hände... bald vom Moder und vom Mörtel in mistigem Anblick, glitten in rhythmischen Bewegungen im Mischbottich umher, während sie Sand und Bindemittel vereinten wie zwei Alchemisten, die einen neuen Stoff erschufen.

Van und Dervy arbeiteten derweil in den Gängen der Kanalisation, direkt an der Wunde im Mauerwerk. Die Öffnung war zunächst mit Sandsäcken gestopft worden und mit einer Holzlatte hatten Sie sie wie mit einem Rammbock fester und fester in den Spalt gepresst. Dies schloss das Loch bis zu der im Ursprung stehenden Mauer. Es war das Bollwerk wie ein Wall gegen das schleichende Sickerwasser, das gierig durch die Lücken drängte. Dann begann der Bau einer neuen Mauer, die direkt an den Angestammten Platz errichtet wurde. Alesa brachte unermüdlich den an der Oberfläche angerührten Mörtel zu den beiden. Diese setzten... Stein für Stein, sorgfältig mit Mörtel verstrichen, eine Mauer. Nach und nach formte sich eine frische Mauer, die sich wie ein Schutzschild in das alte Gemäuer fügte.

Lose Steine, die zuvor drohten, herauszubrechen, wurden achtsam gelöst, gesichtet und entweder neu eingebunden oder ersetzt. Manches Stück schien fast zu atmen, als würde der alte Stein dankbar seufzen für die neue Umarmung aus Handwerk. Risse in den Wänden wurden mit feinem Mörtel gefüllt, mit Keilen und Druck gestützt. Und als sich die Gruppe dem Deckenbereich näherte, waren es Van und Dervy, die mit stoischer Ruhe Stützpfeiler und Verstärkungen in das Gewölbe einmauerten. Sie schienen wie Rippen, die das Gewicht der Welt tragen würden. Die Decke, die zuvor marode schien, aber nun alle Last tragen sollte, wurde so wie zu einem Bollwerk erweitert. Der Abend zog sich bis die Sonne untergegangen war und die Dunkelheit sich über der Stadt ausbreitete. Die Arbeiten waren wie Musik, ein einziger Rhythmus aus Mischen, Heben, Drücken, Glätten. Ein hartes Lied, doch ein schönes.

Zwischendurch trank man Wasser, wischte sich mit schmutzigen Händen über die Stirn. Worte waren kaum nötig. Jeder wusste, was zu tun war und dass es getan werden musste. Als schließlich das Licht der Fackeln auf den glatten Mörtel schien, der frisch gezogen zwischen alten Steinen glänzte, als der letzte Träger seinen Platz fand, da trat Stille ein. Eine andere Stille als zu Beginn. Keine bedrückende, sondern eine, welche von getaner Arbeit sprach. Van sah sich um, wischte sich den Schweiß von der Stirn und nickte Dervyn zufrieden zu. Inmitten der dunklen Gänge war etwas Helles entstanden, ein Werk der Zukunft.


~~~°~~~

*Van setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm zwei seiner feinsten Rollen zur Hand und begann, diese zu beschreiben. Er begann mit der Ersten und setzte ein besonders feines Schriftbild auf. Die Zweite war für Meister Knut angedacht, um ihm die Lage zu erklären*

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Werte Stadtverwaltung,

mit Freuden kann ich Euch berichten, dass alle Arbeiten in der Kanalisation abgeschlossen wurden. Dank unserer fleißigen Bürger konnten wir alle Schäden beseitigen und zusätzlich die Decke verstärken. Mit diesem Stand steht dem Neubau nichts mehr im Wege


[Van de Mork]

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Grüße Meister Knut,

mit Freuden möchte ich Euch berichten, dass wir am gestrigen Abend alle Arbeiten im Untergrund erledigen konnten. Dank unserer fleißigen Bürger wurden alle Schäden beseitigt und wie geplant die Decke verstärkt. Ich bin zuversichtlich und sicher, dass dem Neubau nun nichts mehr im Wege steht.


[Van de Mork]

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*Fein säuberlich rollte er beide Pergamente ein und versiegelte sie mit einem Wachs. Noch am Abend brachte er das eine zum Rathaus. Die zweite Rolle schob er im Hafenviertel unter Knuts Türe durch*
-- Van de Mork --
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Knut Grosmet
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Gebaut von denen mit Dreck an den Händen

Beitrag von Knut Grosmet »

Knut, der Hüne aus der Sandgrotte, war früh auf den Beinen. Der Rücken schmerzte wie jeden Morgen, gebogen vom jahrelangen Schleppen, Heben, Hämmern. Seine Haut, blass wie ein nordischer Winter, war übersät mit Narben, jede ein Kapitel, das nur er lesen konnte. In der rechten Hand hielt er sein Trinkhorn, gefüllt mit Bier, das ihm den Hals hinunter lief wie flüssige Erinnerung an bessere Tage. Oder schlechtere. Das wusste bei Knut nie so genau jemand. Im Mund steckte ein vor sich hin qualmender Glimmstängel.

Er war gestern nicht dabei gewesen, als sie in die Tiefe gestiegen waren. Hatte keine Zeit. Die Bollwerkhalle ließ ihm keine Ruhe, dieser große Plan, der in seinem Schädel wie ein Schmiedehammer pochte. Eine Werkstatt, eine Werft, eine Gießerei mitten im Hafenviertel. Nicht für feine Leute mit weißen Hemden, sondern für Arbeiter wie ihn. Für die mit Dreck unter den Fingernägeln, Schwielen an den Händen und Hoffnung, die schwerer wog als ein Anker.

Heute aber ging er hinab. In die Kanalisation, um mit eigenem Augen zu sehen, was die Leute da unten errichtet hatten. Er brauchte kein Pergament mit Siegel. Er brauchte den Klang von Stein unter Stiefeln.

Die Luft dort unten war dick wie Brei. Ein fauliger Dunst lag über allem, feucht, klebrig, voller Moder und altem Schmerz. Ratten huschten kreischend zwischen den Schatten umher, dicke Viecher mit schwarzen Augen, die ihm neugierig nachblickten. Knut ignorierte sie. Es gab Wichtigeres zu sehen.

Und was er sah, ließ ihn still werden.

Die Mauer, die einst geborsten war, stand jetzt wieder, frisch gesetzt, kräftig, mit Stolz und Handwerk errichtet. Die Pfeiler, die sie in das marode Gewölbe getrieben hatten, ragten wie die Rippen eines Riesen aus dem Boden, hielten die Decke über ihm aufrecht wie Schultern eine schwere Last. Da, wo einst Löcher gähnten, saß jetzt sauber verfugtes Mauerwerk, kein Riss, kein Spalt. Nur frischer Mörtel, der noch glänzte wie Tau im Morgengrauen.

Knut schaut sich die Kanalisation an.jpg

Knut trat näher, legte eine schwielige Hand an den Stein. Warm war er noch vom Werkzeug der Nacht. Kein Zittern. Kein Nachgeben. Die Arbeit war gut.

Er brummte anerkennend, ein Laut tief aus der Brust, fast wie ein Lachen. So laut, dass selbst die Ratten einen Schritt zurückwichen. Dann hob er sein Horn, nahm einen Schluck auf auf die, die mit bloßen Händen etwas gebaut hatten, das stehen würde, wenn der Rest längst zerfallen war.

"So muss das sein", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu irgendwem sonst. "Da passt eine Gießerei drauf. Solgard wird ein Bollwerk. Ein sicherer Hafen für uns alle."

Als er wieder emporstieg, war sein Blick klarer als beim Hinabsteigen. Die Bollwerkhalle würde kommen. Und sie würde stehen auf dem, was da unten nun ruhte: Mauerwerk, Handwerk, Herzwerk. Ein Zuhause für all jene, die sich Tag für Tag durchs Leben stemmen.

Und Knut? Knut war zufrieden und stapfte zurück in die Kaschemme, um sein Trinkhorn nachzufüllen.
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus einer Kaschemme)

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