Die Arbeiter Solgards sind schwer beschäftigt mit dem Wiederaufbau der Stadt. Neben der Echidna warten knapp eine weitere Hand voll offener Baustellen darauf fertiggestellt zu werden. Und so sieht man auch den Bergmann Knut oft nur zwischen der Sandgrottenmine, dem Erzlager und der Kaschemme im Solgarder Hafen umher laufen. So einiges muss sich wieder in dem Lager angesammelt haben und nicht alles wird auf den Baustellen Solgards benötigt. Hochwertige Erze wie Siegeserz oder Cobalt sind mit darunter.
Es ist bereits über einen Monatslauf her, doch heute Abend ist es wieder soweit: Meisterlich gegossene Erzbarren werden zum Verkauf angeboten. Wo? In der Bank Solgards. Wann? Zur achten Glocke am Abend.
Die Preise hängen im Bankgebäude, der Schmiede und der Sandgrottenmine aus.
Knut's Minengeschichten
- Knut Grosmet
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Erzverkauf in Solgard
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus Winterberg)
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- Knut Grosmet
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Geschichten eines einfachen Mannes
Knut verbringt seine Tage fleißig in den Minen und an der Schmiede, aber in letzter Zeit sieht man ihn immer später in der Kaschemme "Zum knutschenden Walross" einkehren. Dort erzählen sich die Gäste von seinen nächtlichen Eskapaden:
Wie er versucht hat, einen riesigen Fisch im Hafen zu angeln, bis er merkte, es war der Mond, oder
wie er mit einem Stuhl als Ruder nach Hause ruderte.
Einmal umarmte er eine Schankmaid so lange, bis er merkte, dass es eigentlich ein Fass war.
Und manchmal, wenn der Mond hoch am Himmel steht, sieht man ihn, wie er mit einer Gruppe betrunkener Arbeiter ein improvisiertes Theaterstück aufführt, dabei lautstark einen brummenden Bären imitierend, zur Freude aller Anwesenden.
Wenn der Morgen graut, torkelt er heimwärts, leere Flaschen als stumme Zeugen seiner nächtlichen Abenteuer. Es scheint, als ob Knut wieder öfter in alte Gewohnheiten zurückkehrt und morgens Schwierigkeiten hat, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen.
Wie er versucht hat, einen riesigen Fisch im Hafen zu angeln, bis er merkte, es war der Mond, oder
wie er mit einem Stuhl als Ruder nach Hause ruderte.
Einmal umarmte er eine Schankmaid so lange, bis er merkte, dass es eigentlich ein Fass war.
Und manchmal, wenn der Mond hoch am Himmel steht, sieht man ihn, wie er mit einer Gruppe betrunkener Arbeiter ein improvisiertes Theaterstück aufführt, dabei lautstark einen brummenden Bären imitierend, zur Freude aller Anwesenden.
Wenn der Morgen graut, torkelt er heimwärts, leere Flaschen als stumme Zeugen seiner nächtlichen Abenteuer. Es scheint, als ob Knut wieder öfter in alte Gewohnheiten zurückkehrt und morgens Schwierigkeiten hat, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen.
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus Winterberg)
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Zwischen Stahl und Schatten
Dämmerung senkte sich über Solgard, als Knut die schwere Spitzhacke in das Erz schlug. Jeder Hieb hallte dumpf durch die engen Stollen der Sandgrottenmine, wo der feine Staub sich wie eine zweite Haut auf seine verschwitzten Arme legte. Die Luft schmeckte nach Metall und altem Stein, und irgendwo tropfte Wasser träge von den Wänden. Ein seltener Klang in dieser trockenen Halbinsel südlich der weiten Wüste. Hier, wo der Wind salzig vom Meer herüberwehte und die Hitze der Tage in den Nächten spürbar wich, war Arbeit das Einzige, was ihn am Laufen hielt.
Es war nicht nur die Mine. Die Schmiede wartete immer. Wenn nicht hier unten geschuftet wurde, dann dort, wo das Feuer brannte und Funken tanzten. Wo das Metall sich zäh und rotglühend unter seinen Schlägen fügte, bis es scharf, hart und tödlich war. Dann wieder die Baustellen: Mauern, Befestigungen, Steinschlag. Seit der Ankunft war er nur noch am arbeiten oder trinken, Hände an rauem Fels, Schweiß auf der Stirn.
Und während seine Hände schufteten, wanderte sein Geist. Er sah Winterberg vor sich, tief in der alten Welt. Das ewige Weiß, die Kälte, die Stille der verschneiten Wälder. Eine ganz andere Luft, frisch und beißend, nicht dieses trockene Brennen der Halbinsel. Er erinnerte sich an die Tavernen, das Poltern von Stiefeln auf hölzernen Dielen, das tiefe Lachen und die Gespräche am Feuer. Früher, als die Welt noch einfacher schien.
Jetzt war nur noch das hier.
Die Nächte waren kurz, das Lager hart. Knut schlief oft spät ein, wenn überhaupt. Manchmal saß er einfach nur da, den Rücken gegen eine Felswand gelehnt, das Bier in der Hand. Anfangs nur eins, dann zwei, dann mehr. Die anderen sagten nichts. Wer sollte auch etwas sagen? Die meisten griffen selbst zu. Wenn die Glieder schmerzten und der Staub noch in der Kehle kratzte, dann war ein Krug oft leichter zu heben als eine Erinnerung.
Einmal saß er auf dem Balkon seines Mietshauses und glaubte, eine Stimme zu hören. Tief in der Nacht, draußen auf den Klippen, wo die Wellen gegen die Steine schlugen. Ein Name, fast ein Ruf, aber als er sich umsah, war da nur das dunkle Meer und der Wind, der durch die Felsen strich. Nach ein paar großen Liter-Flaschen ging er wieder rein und legte sich neben Tonya in ihr Bett. Er fokussierte noch lange einen Punkt an der Decke des Schuppens den sie Zuhause nennen. Die Welt drehte sich.
Er nahm einen weiteren Schluck und dachte an Winterberg. An Schnee, an Stille.
Und dann war es wieder nur Solgard. Und ein neuer Tag wartete.
Es war nicht nur die Mine. Die Schmiede wartete immer. Wenn nicht hier unten geschuftet wurde, dann dort, wo das Feuer brannte und Funken tanzten. Wo das Metall sich zäh und rotglühend unter seinen Schlägen fügte, bis es scharf, hart und tödlich war. Dann wieder die Baustellen: Mauern, Befestigungen, Steinschlag. Seit der Ankunft war er nur noch am arbeiten oder trinken, Hände an rauem Fels, Schweiß auf der Stirn.
Und während seine Hände schufteten, wanderte sein Geist. Er sah Winterberg vor sich, tief in der alten Welt. Das ewige Weiß, die Kälte, die Stille der verschneiten Wälder. Eine ganz andere Luft, frisch und beißend, nicht dieses trockene Brennen der Halbinsel. Er erinnerte sich an die Tavernen, das Poltern von Stiefeln auf hölzernen Dielen, das tiefe Lachen und die Gespräche am Feuer. Früher, als die Welt noch einfacher schien.
Jetzt war nur noch das hier.
Die Nächte waren kurz, das Lager hart. Knut schlief oft spät ein, wenn überhaupt. Manchmal saß er einfach nur da, den Rücken gegen eine Felswand gelehnt, das Bier in der Hand. Anfangs nur eins, dann zwei, dann mehr. Die anderen sagten nichts. Wer sollte auch etwas sagen? Die meisten griffen selbst zu. Wenn die Glieder schmerzten und der Staub noch in der Kehle kratzte, dann war ein Krug oft leichter zu heben als eine Erinnerung.
Einmal saß er auf dem Balkon seines Mietshauses und glaubte, eine Stimme zu hören. Tief in der Nacht, draußen auf den Klippen, wo die Wellen gegen die Steine schlugen. Ein Name, fast ein Ruf, aber als er sich umsah, war da nur das dunkle Meer und der Wind, der durch die Felsen strich. Nach ein paar großen Liter-Flaschen ging er wieder rein und legte sich neben Tonya in ihr Bett. Er fokussierte noch lange einen Punkt an der Decke des Schuppens den sie Zuhause nennen. Die Welt drehte sich.
Er nahm einen weiteren Schluck und dachte an Winterberg. An Schnee, an Stille.
Und dann war es wieder nur Solgard. Und ein neuer Tag wartete.
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus Winterberg)
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- Tonya Darez
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Re: Knut's Minengeschichten
Es gibt immer wieder solche Tage.
Tage die einfach in einer gewissen Hektik beginnen, sich durchziehen und auch so enden.
Und es gibt Rituale.
Rituale die sich eingeschlichen haben, ohne das man merkt, das die Handlung eben zu einem solchen geworden ist.
In einer Familie gibt es Rituale, gemeinsames Beten vor dem Essen, eine warme Mahlzeit als Familie zusammen an einem Tisch, ohne das Gestritten wird, ohne das lautstark diskutiert wird.
Hier und da darf es immer wieder lauter werden, aber nur in einem freundlichen Rahmen.
Einschleichende wiederkehrende Wiederholungen geben Sicherheit.
Sind der Anker eines jeden Wesens.
Ganz gleich, wie sehr alles um einen herum tobt, ganz gleich wie stürmisch die See ist.
Ganz gleich, wie aufregend der Tag ist, es bleiben Abläufe, die einen doch immer wieder aufbauen, aufmuntern und/oder einem Halt geben.
Rituale
So hat es auch angefangen.
Erst ist es etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches, dann langsam entwickelt sich eine kleine Gewohnheit, und vor allem eine Vertrautheit.
Vertrautheit
In einer Stadt voller verschiedenster Aktivitäten, voller verschiedenster Charaktere, die sich, nicht immer einig, aber immer irgendwie zusammen raufen.
In einer Stadt in der jeder seine Aufgaben hat, in der jeder seinem Tagwerk nachgeht, ergibt es einen Sinn.
Sinnhaftigkeit
In einem Maße des gegenseitigen Respekt und der gegenseitigen Wertschätzung, ohne einander verbiegen zu wollen.
Dies allein führt wieder zu einer Vertrautheit und zu einem wohligen Gefühl der Geborgenheit.
Und doch gibt es immer wieder Dinge, die kurzweilig die Gedanken trennen.
Es waren nicht Geheimnisse, es waren verschiedenste Erfahrungen.
Verschiedenste Lebensweisen, die zu einem Gedankenkonstrukt bringen, welche sich für den Moment Gegensätzlich Anfühlen mögen.
Auch hier blieb der Respekt und das Vertrauen aneinander, zueinander, die Vertrautheit und das Gegenseitige Gefühl, das in einem Lauert.
Rituale können ausgesetzt werden, um die Grenzen des anderen nicht zu biegen.
Um dem anderen die Nötige Freiheit zu geben, die gerade benötigt wird.
Was nichts an dem Zusammengehörigkeitsgefühl ändert.
Was nichts an dem Anker ändert, der er geworden war.
Jeden Abend freute sie sich aufs Hafenhaus.
Jeden Abend lag sie unter der groben Decke, welche sie wärmte.
Jeden Abend wusste sie, dass er mit den Gedanken wo anders war, als er wieder aufstand.
Und jeden Abend wusste sie, irgendwann würde er drüber reden.
Tage die einfach in einer gewissen Hektik beginnen, sich durchziehen und auch so enden.
Und es gibt Rituale.
Rituale die sich eingeschlichen haben, ohne das man merkt, das die Handlung eben zu einem solchen geworden ist.
In einer Familie gibt es Rituale, gemeinsames Beten vor dem Essen, eine warme Mahlzeit als Familie zusammen an einem Tisch, ohne das Gestritten wird, ohne das lautstark diskutiert wird.
Hier und da darf es immer wieder lauter werden, aber nur in einem freundlichen Rahmen.
Einschleichende wiederkehrende Wiederholungen geben Sicherheit.
Sind der Anker eines jeden Wesens.
Ganz gleich, wie sehr alles um einen herum tobt, ganz gleich wie stürmisch die See ist.
Ganz gleich, wie aufregend der Tag ist, es bleiben Abläufe, die einen doch immer wieder aufbauen, aufmuntern und/oder einem Halt geben.
Rituale
So hat es auch angefangen.
Erst ist es etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches, dann langsam entwickelt sich eine kleine Gewohnheit, und vor allem eine Vertrautheit.
Vertrautheit
In einer Stadt voller verschiedenster Aktivitäten, voller verschiedenster Charaktere, die sich, nicht immer einig, aber immer irgendwie zusammen raufen.
In einer Stadt in der jeder seine Aufgaben hat, in der jeder seinem Tagwerk nachgeht, ergibt es einen Sinn.
Sinnhaftigkeit
In einem Maße des gegenseitigen Respekt und der gegenseitigen Wertschätzung, ohne einander verbiegen zu wollen.
Dies allein führt wieder zu einer Vertrautheit und zu einem wohligen Gefühl der Geborgenheit.
Und doch gibt es immer wieder Dinge, die kurzweilig die Gedanken trennen.
Es waren nicht Geheimnisse, es waren verschiedenste Erfahrungen.
Verschiedenste Lebensweisen, die zu einem Gedankenkonstrukt bringen, welche sich für den Moment Gegensätzlich Anfühlen mögen.
Auch hier blieb der Respekt und das Vertrauen aneinander, zueinander, die Vertrautheit und das Gegenseitige Gefühl, das in einem Lauert.
Rituale können ausgesetzt werden, um die Grenzen des anderen nicht zu biegen.
Um dem anderen die Nötige Freiheit zu geben, die gerade benötigt wird.
Was nichts an dem Zusammengehörigkeitsgefühl ändert.
Was nichts an dem Anker ändert, der er geworden war.
Jeden Abend freute sie sich aufs Hafenhaus.
Jeden Abend lag sie unter der groben Decke, welche sie wärmte.
Jeden Abend wusste sie, dass er mit den Gedanken wo anders war, als er wieder aufstand.
Und jeden Abend wusste sie, irgendwann würde er drüber reden.
- Knut Grosmet
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Eine Nacht neben dem Priester
Die Nacht war tief und still, als Knut den Raum betrat. Tonya saß an Amarius' Bett, die Schultern schwer von den langen Stunden der Ungewissheit. Ihre Augen waren müde, ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, als hätte sie nicht mehr die Kraft, sich zu rühren. Sie hatte die erste Schicht übernommen, hatte an dem Bett ihres Bruders gewacht, mit der Angst gerungen, ob ihr Bruder es schaffen würde. Nun, da die Heiler vorsichtige Zuversicht geäußert hatten, war es Zeit für sie, sich auszuruhen. Sie sah zu Knut auf, ihr Blick müde, aber voller Dankbarkeit. Ohne viele Worte legte er ihr eine schwere Hand auf die Schulter. "Ich übernehme", brummte er, und sie nickte nur, bevor sie sich langsam erhob und mit einem letzten Blick auf ihren Bruder den Raum verließ.
Knut saß auf dem Boden der Garnison, den Rücken gegen die kühle Steinwand gelehnt, während die Schatten der flackernden Kerzen unruhig über das Zimmer tanzten. Ihm gegenüber lag Amarius, sein geschundener Körper mit einer dünnen Decke bedeckt, das kaum die Wunden verbarg, die man ihm zugefügt hatte. Sein Atem ging unregelmäßig, manchmal zu schnell, manchmal schwer und brüchig. Ein gequältes Stöhnen durchbrach die Stille, und Knut spannte unwillkürlich die Schultern an. Doch dann kehrte wieder Ruhe ein.
Er zog das Trinkhorn an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Das Bier war schal, aber es war Bier, und es half, die Kälte in ihm zu dämpfen, eine Kälte, die nicht von draußen stammte, sondern aus seinem eigenen Inneren.
Draußen, über den Dächern von Solgard, leuchtete der Nachthimmel mit fernen Sternen, die an Orte erinnerten, die er besser verstand. Winterberg. Die Kälte dort war anders, ehrlich. Sie biss in die Haut, sie schärfte die Sinne. Sie gehörte zu den einfachen Menschen, die dort lebten; ehrlichen Arbeitern, die schufteten, tranken und lachten, ohne über Götter, Gesetze, Tugenden oder Ehre zu philosophieren. Er verstand diese Welt. Aber hier? Hier in Solgard, der strahlenden Hauptstadt des lichten Reiches, umgeben von Adel, Politik, Diplomatie, Rittern, Paladinen und Priestern, fühlte er sich wie ein Fremdkörper. Ein rußverschmierter Arbeiter in einer Welt aus glänzenden Rüstungen und hohen Werten, die er kaum begriff.
Wie war er hier gelandet?
Er zog an seinem Glimmstängel, inhalierte tief den beißenden Rauch und ließ ihn langsam entweichen, während sein Blick auf Amarius ruhte. Der Bruder von Tonya. Tonya… nicht der einzige Grund, warum er noch hier war, aber sie war einer. Warum er sich mit all diesen Paladinen, Heiligen und Rittern abgab, statt irgendwo im Norden eine Esse zu befeuern, das Eisen mit Hammerschlägen zu zähmen, wie er es gelernt hatte.
Sie war anders. Eine Frau, die so viel in sich vereinte, dass es ihn immer wieder überraschte. Rau und direkt, ohne sich dabei den Blick für das Wesentliche nehmen zu lassen. Kein hohles Geschwätz über den Herrn, keine übertriebene Ehrfurcht vor Titeln oder Geboten. Sie war echt.
Und vielleicht war das mit ein Grund, warum er sich auf dieses neue Leben eingelassen hatte, auf Solgard, auf ein Leben unter der brennenden Sonne, auf den Schutz der Bürger und des Königs, auf eine Welt, die ihm fremd war.
Was ihm Samira neulich in der Sandgrottenmine erzählte, hinterließ tiefe Spuren in ihm und beschäftige ihn noch immer. Es schüttelte sein Weltbild, erneut, durcheinander. Doch auf der anderen Seite hatte er hier Freunde, eine Heimat, und nicht zuletzt Verantwortung und Tonya.
Ein weiteres Stöhnen von Amarius riss ihn aus seinen Gedanken. Knut beobachtete ihn einen Moment, runzelte die Stirn. Er hatte sich freiwillig geopfert, hatte sich vor seine Schwester gestellt und die Folter ertragen. Ein Priester, ja, aber vor allem der Bruder einer Frau, die ihm mehr bedeutete, als er sich wohl zunächst eingestehen wollte. "Du schaffst das schon. Halt durch", murmelte er rau, sein Blick auf den entstellten Körper gerichtet.
Der Morgen nahte, die ersten blassen Sonnenstrahlen krochen über die Mauern von Solgard. Die Stadt erwachte, mit all ihren Rittern, Adligen, Politikern und frommen Menschen. Eine Welt, in die er nicht gehörte. Eine Welt, in der er sich dennoch befand.
Als er endlich abgelöst wurde, stand er schwerfällig auf, ließ den letzten Zug Rauch durch die Lippen entweichen und streckte sich. Mit einem brummenden Seufzen rieb er sich über das vernarbte Gesicht und verließ den Raum. Wohin er gehörte? Er wusste es noch immer nicht. Aber solange Tonya hier war, solange sie ihn ansah, als gehöre er doch irgendwie dazu, würde er wohl bleiben. Denn den Ort zu dem er wollte, den gibt es nicht mehr. Er liegt unter Schneemassen und Geröll begraben und so auch die Leichen seiner ehemaligen Freunde und Nachbarn - und sein altes Leben.
Knut saß auf dem Boden der Garnison, den Rücken gegen die kühle Steinwand gelehnt, während die Schatten der flackernden Kerzen unruhig über das Zimmer tanzten. Ihm gegenüber lag Amarius, sein geschundener Körper mit einer dünnen Decke bedeckt, das kaum die Wunden verbarg, die man ihm zugefügt hatte. Sein Atem ging unregelmäßig, manchmal zu schnell, manchmal schwer und brüchig. Ein gequältes Stöhnen durchbrach die Stille, und Knut spannte unwillkürlich die Schultern an. Doch dann kehrte wieder Ruhe ein.
Er zog das Trinkhorn an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Das Bier war schal, aber es war Bier, und es half, die Kälte in ihm zu dämpfen, eine Kälte, die nicht von draußen stammte, sondern aus seinem eigenen Inneren.
Draußen, über den Dächern von Solgard, leuchtete der Nachthimmel mit fernen Sternen, die an Orte erinnerten, die er besser verstand. Winterberg. Die Kälte dort war anders, ehrlich. Sie biss in die Haut, sie schärfte die Sinne. Sie gehörte zu den einfachen Menschen, die dort lebten; ehrlichen Arbeitern, die schufteten, tranken und lachten, ohne über Götter, Gesetze, Tugenden oder Ehre zu philosophieren. Er verstand diese Welt. Aber hier? Hier in Solgard, der strahlenden Hauptstadt des lichten Reiches, umgeben von Adel, Politik, Diplomatie, Rittern, Paladinen und Priestern, fühlte er sich wie ein Fremdkörper. Ein rußverschmierter Arbeiter in einer Welt aus glänzenden Rüstungen und hohen Werten, die er kaum begriff.
Wie war er hier gelandet?
Er zog an seinem Glimmstängel, inhalierte tief den beißenden Rauch und ließ ihn langsam entweichen, während sein Blick auf Amarius ruhte. Der Bruder von Tonya. Tonya… nicht der einzige Grund, warum er noch hier war, aber sie war einer. Warum er sich mit all diesen Paladinen, Heiligen und Rittern abgab, statt irgendwo im Norden eine Esse zu befeuern, das Eisen mit Hammerschlägen zu zähmen, wie er es gelernt hatte.
Sie war anders. Eine Frau, die so viel in sich vereinte, dass es ihn immer wieder überraschte. Rau und direkt, ohne sich dabei den Blick für das Wesentliche nehmen zu lassen. Kein hohles Geschwätz über den Herrn, keine übertriebene Ehrfurcht vor Titeln oder Geboten. Sie war echt.
Und vielleicht war das mit ein Grund, warum er sich auf dieses neue Leben eingelassen hatte, auf Solgard, auf ein Leben unter der brennenden Sonne, auf den Schutz der Bürger und des Königs, auf eine Welt, die ihm fremd war.
Was ihm Samira neulich in der Sandgrottenmine erzählte, hinterließ tiefe Spuren in ihm und beschäftige ihn noch immer. Es schüttelte sein Weltbild, erneut, durcheinander. Doch auf der anderen Seite hatte er hier Freunde, eine Heimat, und nicht zuletzt Verantwortung und Tonya.
Ein weiteres Stöhnen von Amarius riss ihn aus seinen Gedanken. Knut beobachtete ihn einen Moment, runzelte die Stirn. Er hatte sich freiwillig geopfert, hatte sich vor seine Schwester gestellt und die Folter ertragen. Ein Priester, ja, aber vor allem der Bruder einer Frau, die ihm mehr bedeutete, als er sich wohl zunächst eingestehen wollte. "Du schaffst das schon. Halt durch", murmelte er rau, sein Blick auf den entstellten Körper gerichtet.
Der Morgen nahte, die ersten blassen Sonnenstrahlen krochen über die Mauern von Solgard. Die Stadt erwachte, mit all ihren Rittern, Adligen, Politikern und frommen Menschen. Eine Welt, in die er nicht gehörte. Eine Welt, in der er sich dennoch befand.
Als er endlich abgelöst wurde, stand er schwerfällig auf, ließ den letzten Zug Rauch durch die Lippen entweichen und streckte sich. Mit einem brummenden Seufzen rieb er sich über das vernarbte Gesicht und verließ den Raum. Wohin er gehörte? Er wusste es noch immer nicht. Aber solange Tonya hier war, solange sie ihn ansah, als gehöre er doch irgendwie dazu, würde er wohl bleiben. Denn den Ort zu dem er wollte, den gibt es nicht mehr. Er liegt unter Schneemassen und Geröll begraben und so auch die Leichen seiner ehemaligen Freunde und Nachbarn - und sein altes Leben.
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Re: Knut's Minengeschichten
Die frühen morgen Stunden waren es, in denen sich die Augen des Priesters das erste mal für wenige Augenblicke öffnete. Er erkannte den Ort wo er gebettet war sofort – er hatte ihn eingerichtet in der Garnison für den Notfall, das Lazarett. Etliche Verbände befanden sich mittlerweile an seinen Körper, Gesicht und Kopf. Auch spürte er das viele Wunden bei weitem nicht mehr so groß klaffend waren wie er Sie in Erinnerung hatte – die nähte juckten. Auch entging Ihm der feine süße modrige Geruch nicht, der von Ihm ausging.
Radesvald.
Der kurze Anflug eines Lächelns dämmte sich sogleich ein, als die vielen heilenden Schnitte im Gesicht Ihn daran hinderten. Ganz sicher war es Radesvald der in den letzten Stunden an Ihm seine Fähigkeiten unter Beweis stellte. Es wirkte – doch sein Leib wird noch einiges an Zeit brauchen alles wider zu richten. Auch Knut entging Amarius nicht der an seiner Seite wachte – Knut.
Verträumt kreisten seine Gedanken um den knorrigen knorpeligen Handwerker. Laut, schroff, Trinkfest, Herzlich. Er war der erste Mann den er kannte, der es schaffte an Tonyas Seite halt zu finden. Sie war anders, spezielle und Herausfordernd – doch in Anbetracht der Umstände war Knut ein Meister. Wieder hätte er lächeln können bei den Gedanken an die beiden, doch er verkniff es sich. Knut war wie der Wasser Eimer in der Wüste oder eher noch die Rübe am Apfelbaum. Er stach deutlich aus der Menge der Menschen in Solgard hervor, doch war er viel näher dran wie er es selbst vermutlich glaubte.
In allen Belangen, die Geschickte Hände erforderlich machten oder gar ausgefallene Ideen um etwas umsetzen zu können wird kein Name so oft genannt wie der von Knut. Er war ein Eigenbrötler, das wurde akzeptiert. Doch ebenso war er immer zur Stelle – selbst das Rüstwerk tragen lässt er über sich ergehen wen es nötig wurde.
Ein guter Kerl in Wort und tat.
Ein Freund.
Ein Mitbürger.
Ein Solgarder.
Ein Schwager.
Die Müdigkeit und Erschöpfung rafften Ihn wieder in tiefen Schlaf.
Radesvald.
Der kurze Anflug eines Lächelns dämmte sich sogleich ein, als die vielen heilenden Schnitte im Gesicht Ihn daran hinderten. Ganz sicher war es Radesvald der in den letzten Stunden an Ihm seine Fähigkeiten unter Beweis stellte. Es wirkte – doch sein Leib wird noch einiges an Zeit brauchen alles wider zu richten. Auch Knut entging Amarius nicht der an seiner Seite wachte – Knut.
Verträumt kreisten seine Gedanken um den knorrigen knorpeligen Handwerker. Laut, schroff, Trinkfest, Herzlich. Er war der erste Mann den er kannte, der es schaffte an Tonyas Seite halt zu finden. Sie war anders, spezielle und Herausfordernd – doch in Anbetracht der Umstände war Knut ein Meister. Wieder hätte er lächeln können bei den Gedanken an die beiden, doch er verkniff es sich. Knut war wie der Wasser Eimer in der Wüste oder eher noch die Rübe am Apfelbaum. Er stach deutlich aus der Menge der Menschen in Solgard hervor, doch war er viel näher dran wie er es selbst vermutlich glaubte.
In allen Belangen, die Geschickte Hände erforderlich machten oder gar ausgefallene Ideen um etwas umsetzen zu können wird kein Name so oft genannt wie der von Knut. Er war ein Eigenbrötler, das wurde akzeptiert. Doch ebenso war er immer zur Stelle – selbst das Rüstwerk tragen lässt er über sich ergehen wen es nötig wurde.
Ein guter Kerl in Wort und tat.
Ein Freund.
Ein Mitbürger.
Ein Solgarder.
Ein Schwager.
Die Müdigkeit und Erschöpfung rafften Ihn wieder in tiefen Schlaf.