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Vor etwa einem Wochenlauf schon hatte der Druide Radesvald, wohl zusammen mit einer kleinen Gruppe Mitstreiter, versucht in die Kanalisation vorzustoßen - vergebens. Sie wurden mit Trümmern und eingestürzten Schächten konfrontiert, doch vor Allem zeigten sich die angesammelten Faulgase als unüberwindbares Problem. Der Plan die Tiefen der Stadt zu erkunden wurde für den Moment pausiert, doch natürlich: Die Ratten hausten weiterhin auf den Straßen zwischen verfallenen Ruinen. Die Gebäude um den Hauptplatz waren bereits gesäubert worden, das Ungeziefer schien weiterhin unbeeindruckt. So machte sich nun eine kleine Gruppe auf, um einen weiteren Versuch zu starten...
Die ursprüngliche Idee hatte Pietro selbst geliefert. In seinem dicht besiedelten Heimatland, Istraym, war es schlicht Teil der Kultur, dass Straßen und Gebäude im Einklang mit Vegetation erbaut wurden. Er selbst hatte einen großen Teil seiner Jugend in den Gewächshäusern seiner Familie verbracht. Auch wenn er nie eine wirkliche, emotionale Verbindung zu jenen Pflanzen gefunden hatte, sammelte sich über viele Jahre zwangsläufig einiges an Wissen an. Ihm war daher bereits beim ersten Anblick des blühenden Lavendels am Hafen die Idee gekommen, die stark duftenden Blüten - ganz wie in seiner Heimat - zu nutzen, um wuseliges Rattengetier zu vertreiben.
Über die langen Tage in der Ruinenstadt hatte er weiterhin die Augen offen gehalten um zu dem Schluss zu kommen, dass an vielen Orten wo der Lavendel blühte, sich tatsächlich keine Nager tummelten. Das prominenteste Beispiel dafür war wohl die Kathedrale selbst, umringt von einer Hecke aus wucherndem Hellviolett, und - sofern er das beurteilen konnte - frei von kleinen trippelnden Füßchen.
Es traft sich gut, dass seine Idee zusätzlich eine friedliche Variante darstellte, um der Plage möglicherweise Einhalt zu gebieten. Der Unmut über die Vorgehensweisen in der Stadt, gerade in den Tagen nach der Ankunft, war oft groß gewesen bei Druiden und anderem naturnahen Volke. Wenn man also die Ratten zurück in die Kanalisation scheuchen konnte, ohne ihnen direkt Schaden zuzufügen, wäre dies ein großer moralischer Gewinn.
Mit diesem Gedanken im Hintergrund machte sich eine kleine Gruppe, bestehend aus der Druidin Caerwen, dem Druiden Radesvald, der Amazone Lamiosa und Pietro selbst, auf, um zwei Pflanzenstauden - ein prächtiger Lavendel und ein kraftvoller Oleander - auf behutsame Art und Weise zu entwurzeln und umzutopfen. Die Blütenträger wurden im Garten des Amtsgebäudes aufgestellt, wo sich die Ratten nur so tummelten. Auch hier hielt die Beobachtung wieder stand - am Grundstück nebenan, wo der Lavendel nur so aus dem Boden schoss, waren keinerlei Ratten zu sehen.
Mit etwas Abstand wurden die beiden Pflanzen, vielleicht ihre zukünftigen Retter, aufgestellt, um damit das Gebiet des Gartens abzudecken. Man musste wohl nun auf gutes Wetter hoffen, denn gerade der Lavendel verbreitete seinen stärksten Duft bei gutem Sonneneinfall kurz vor der Mittagsstunde. In den nächsten Tagen würde sich hoffentlich ein Ergebnis präsentieren - was in Pietros Heimatland funktionierte, musste anderorts nicht zwangsläufig korrekt sein. Gerade im Hinblick auf seine eigene Maske war dies eine bittere Erkenntnis gewesen.
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[ooc: Wenn es jemanden interessiert - die Idee, Ratten mit dem Geruch von Lavendel und Oleander in die Flucht zu schlagen, basiert realen Gegebenheiten! Einfach "Ratten Lavendel" bei Google eingeben! (Oder hier klicken) ]