Manchmal, wenn auch in letzter Zeit nur selten, führte ihn sein Weg nach Solgard. Auch diesmal war es nicht zwingend ein bestimmtes Ziel, das ihn herbrachte – vielmehr eine Laune, eine Gelegenheit, nachzusehen, wie es dem Gegenpart erging. Was sie trieben, womit sie sich beschäftigten.
Sein äußeres Erscheinungsbild war durch die mystischen Kräfte seiner Magie verändert. Ein dichter, voller Rotbart mit einzelnen grauen Strähnen rahmte sein wettergegerbtes Gesicht. Sein zotteliges, rotbraunes Haar fiel wirr über die Schultern, ein wenig ungepflegt, als hätte der Wind darin gespielt. Die Tage waren zwar noch kühl, doch die Sonne gewann langsam an Kraft. Hier in Solgard, mehr als anderswo, schenkte sie ihre Wärme bereits großzügiger.
Seine Kleidung war schlicht, aber zweckmäßig: feste Stiefel, eine robuste Handwerkerhose, darüber ein einfaches Hemd, das von einer Weste ummantelt wurde. Eine leichte Jacke vervollständigte sein Äußeres. Über der Schulter hing ein Handwerkskoffer, dessen Riemen bereits unangenehm drückte.
Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, entblößte dabei eine kleine Zahnlücke auf der rechten Seite seiner Kauleiste. Seine Nase war grob und wohl ein wenig zu groß geraten, ihre rötliche Verfärbung verriet eine gewisse Vorliebe für guten Wein. Seine Hände – rau, grob und voller Schwielen – erzählten Geschichten von harter, jahrelanger Arbeit.
In der Hand hielt er einen Zettel mit Notizen, offenbar auf der Suche nach einer bestimmten Adresse. Während er durch Solgard schlenderte, wechselte er hier und da ein paar Worte mit den Bürgern, ließ sich von der Atmosphäre der Stadt treiben. Hin und wieder gönnte er sich eine Kleinigkeit zu essen, hockte sich am zentralen Platz nieder und beobachtete das geschäftige Treiben. Dabei werkelte er nebenbei an einigen seiner Stücke, als seine Aufmerksamkeit plötzlich von einer bestimmten Szenerie gefesselt wurde.
Mit neugieriger Miene musterte der Magier die Situation, bis sein Blick schließlich auf eines der ausgehängten Schreiben fiel.
Wort für Wort, Zeile für Zeile las er es durch. Und mit jeder neuen Erkenntnis hoben sich seine Mundwinkel ein Stück weiter. Schließlich, kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern, entkam ihm ein leiser Kommentar:
„Du bist näher an der Finsternis, als du dir wünschst – Paladin.“
Bedächtig faltete er das Papier zusammen und verstaute es in seinem Handwerkskoffer. Noch eine Weile ließ er sich durch die Straßen treiben, bis er in eine Seitengasse einbog, ums Eck verschwand – und plötzlich nicht mehr in Solgard, sondern in Surom war.
Seine Gestalt veränderte sich, die Maske fiel, und er war wieder der, der er wirklich war.
Ohne Eile trat er an die Pforte des Bankgebäudes und heftete den Aushang aus Solgard gut sichtbar an.
Des Herrn Segen Streiter des Solgarder Heeres,
Nach dem hinterhältigen und feigen Angriff durch die Ketzerbrut aus Surom und Dunkelelfen des Hauses Filifar auf den Heerführer in einer Runenhöhle, sind jene auf der gesammten Insel, in Höhlen und insbesondere Runenhöhlen bei Sichtung umgehend zu erlösen, damit Rechtschaffenheit gedeihen kann! Es duldet keinen Aufschub mehr diese Insel von dieser lebensbedrohlichen, widerwärtigen Plage zu befreien!
Es soll davon abgesehen werden sich des Besitzes zu bemächtigen, aber tragt nichts bei euch was euch kostbar ist, da es bereits zu Wegelagerei und Raub kam.
Für den Herrn, König und Solgard!
*Siegel des Solgarder Heeres*