Kriegserklärung an Nebelhafen... wenn's nach Knut ginge

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Knut Grosmet
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Kriegserklärung an Nebelhafen... wenn's nach Knut ginge

Beitrag von Knut Grosmet »

Knut war an diesem Tag nach Nebelhafen gegangen, um das Auktionshaus zu besuchen. Die Stadt lag im Norden und war kühler als Solgard. Ein scharfer Wind wehte durch die Gassen und biss in die Haut. Für einen Moment fühlte er sich an Winterberg zurück erinnert - seiner alten, geliebten Heimat.

Nebelhafen wirkte auf den ersten Blick ruhig und ordentlich. Viele sagten, die Stadt sei neutral. Für Knut war das nur ein Wort, das hier viel zu leicht in den Mund genommen wurde.

Das Auktionshaus war groß und aus Holz gebaut, der Boden glatt getreten von unzähligen Schritten. Drinnen roch es nach Holz, kaltem Metall und vielen Körpern. Händler standen dicht an den Tafeln mit den Preisen. Es war laut, überall wurden Münzen gezählt und Papiere beschrieben. Knut ging die Listen mit den Erzen durch und spürte, wie sich sein Bauch zusammenzog. Mithril und Schwarzstein wurden hier für dreihundert Groschen gehandelt. Er wusste genau, dass sie das Doppelte wert waren, vielleicht noch mehr.

Er dachte an die Tage in der Mine. Dunkelheit, Staub und das Schlagen der Spitzhacke gegen den Stein. Der Rücken schmerzte, die Hände brannten, die Lungen waren voll Staub. Jede Ader Erz musste mühsam aus dem Fels geschlagen werden. Er stellte sich vor, wie die Erze dann in Nebelhafen für fast nichts über den Tisch gingen, und spürte, wie ihm die Wut ins Gesicht stieg. Vielleicht war es an der Zeit, dass Solgard sein eigenes Auktionshaus erhielt. Die Reise nach Nebelhafen war für ihn längst zur Zumutung geworden. Zu groß waren die Gefahren, die von diesem vermeintlich neutralen, in Wahrheit aber trügerischen Nest ausgingen.

Dort am Auktionshaus traf er Pandor. Den kannte er noch aus Solgard. Neben Pandor stand ein anderer Mann aus Nebelhafen. Sie redeten über Handel und Preise. Dann fiel das Wort Neutralität. Der Mann aus Nebelhafen meinte, Knut rede wie ein Suromer oder Dunkelelf. Er sagte, es gäbe keinen Unterschied, ob jemand schwarz oder weiß sei, es würde immer schlecht über die jeweils andere Seite geredet werden und nur Nebelhafen sei neutral. Ein Trugschluss und Missverständnis, welche nur die fehlende Gehirnmasse seines Gegenübers offenbarte. Es ging ihm dabei nicht um Seiten oder Glauben, es ging ihm um wahre Neutralität, die es in Solgard mehr zu geben schien als in dem Rattenloch welches sich Nebelhafen schimpfte.

Für Knut war dieser Gedanke wie ein rostiges Messer. Er konnte nicht begreifen, wie man so reden konnte. Er dachte an das Suromer-Gesocks, das vor den Toren Solgards unbescholtene Bürger abschlachtete. Bergarbeiter, Händler, Frauen, die von den Feldern kamen. Menschen, die nichts mit dem Glauben oder der Politik zu tun hatten. Einfach erschlagen, nur weil sie aus Solgard waren. Mörder, nichts anderes.

Und er dachte an die Dunkelelfen. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er in ihren Höhlen verbracht, nicht als Gast, sondern in Ketten. Er hatte gesehen, wie Sklaven aus Nichtigkeiten gefoltert wurden. Ein falscher Blick, ein gestolperter Schritt, ein Wort zu viel, und schon kamen die Peitschen. Manche wurden einfach geopfert, nur um der Spinnengöttin zu gefallen, so wie auch das Auge des einfachen Arbeiters. Andere mussten erst tagelang, wochenlang, jahrelang leiden. Es war immer derselbe Kreislauf. Erst die Folter, dann das Heilen, nur um wieder von vorn anzufangen. Ein endloses Spiel aus Schmerz, Schreien und dem Knistern der Peitschenhiebe in der Luft. Knut hatte den Geruch von Blut und kaltem Stein so tief in sich, dass er ihn nie mehr vergessen konnte.

Pandor erwähnte, dass auch Amazonen Männer als Sklaven hielten. War sein alter Weggefährte und der Haudegen, zu dem er einst aufgesehen hatte, bereits so sehr von der nicht vorhandenen Neutralität geblendet worden? Knut lachte nur hart und sagte, dass das nicht vergleichbar sei. Die Männer dort würden gut behandelt. Die Säcke von den Männern würden abends wenigstens ordentlich geleert werden. Für ihn war klar, dass dies nichts mit dem kalten, grausamen System der Dunkelelfen zu tun hatte, die nichts anderes kannten als Qual, Leid und Lügen. Notorische Lügner waren sie, und wenn sie Nebelhafen in Ruhe ließen, dann nur, weil sie einen Vorteil daraus zogen. Waren sie so blind und von Gier und falscher Neutralität getrieben, die Bürger aus Nebelhafen, um dies zu sehen?

Die Leute in Nebelhafen wollten einfach nicht sehen, dass es einen Unterschied gab. Ja, in Solgard kämpften Paladine wohl auch mal gegen Suromer, oft gerechtfertigt, da sie angegriffen oder bedroht wurden, oft aber auch aus blankem Hass und Fanatismus. Aber nie ging ein Trupp aus Solgard vor die Tore Suroms, um einen einfachen Bürger zu erschlagen. Solgard suchte keine unbewaffneten Opfer. Die Suromer taten das. Für Knut war das wie Tag und Nacht.

Er erinnerte sich daran, wie er früher in Winterberg gelebt hatte, bevor sie auf den neuen Kontinent kamen. Winterberg war neutral, und er hatte die Kälte geliebt. Der Schnee lag schwer auf den Dächern, die Luft war klar, und man konnte den Atem sehen. Dort ließ man keine Dunkelelfen hinein und auch keine, die grundlos mordeten. Das war für Knut wahre Neutralität. Er war nie der Gläubigste gewesen und hatte keine Freude daran, wegen eines Glaubens Kriege zu führen. Er wollte einfach nur in Ruhe seiner Arbeit und seinem Leben nachgehen.

Er mochte es, wenn eine Stadt den Ärger von außen fernhielt. Aber hier in Nebelhafen war das anders. Hier nannte man es Neutralität, wenn Mörder, Sklaventreiber und Lügner durch die Tore gingen und Gold in die Taschen der eigenen Leute legten. Für Knut war das keine Neutralität, sondern Blindheit und Selbsttäuschung.

Er sah diese Neutralität wie ein faulendes Seil. Von außen sah es vielleicht fest aus, doch innen war es morsch und brüchig. Nebelhafen ließ Dunkelelfen und Suromer hinein. Sie gaben ihnen Raum, hier frei zu handeln, zu kaufen und zu verkaufen. Jeder Groschen, der in ihre Taschen floss, konnte später für Waffen, Rüstungen oder Erz genutzt werden. Dinge, die am Ende vielleicht den Weg zurück vor die Tore Solgards fanden, nur diesmal in den Händen der Feinde.

Für Knut war das keine Neutralität. Das war, als würde man einem Wolf das Tor zum Schafstall öffnen und sagen, man wolle sich nicht einmischen. Es war in seinen Augen genauso schlimm wie das Töten selbst. Wer den Mördern half, stärker zu werden, machte sich schuldig.

Als er Nebelhafen an diesem Tag verließ, war die Luft noch kälter als zuvor. Der Nebel hing schwer über den Dächern, aber Knuts Blick war klar. In seinem Herzen wuchs der Entschluss, mit der Stadthalterin und dem Rat zu sprechen. Vielleicht war es Zeit, Nebelhafen den Zugang zu Solgard zu verwehren. Vielleicht war es sogar Zeit, ihnen den Krieg zu erklären. Für Knut stand fest, dass ein Ort, der Mörder und Sklaventreiber willkommen hieß, auf derselben Seite stand wie sie.

Doch eines war ihm nun noch klarer als zuvor: Solgard braucht ein eigenes Auktionshaus. Es ist unzumutbar für einfache Bürger und Arbeiter sich dort oben, im Norden des Landes, in solche Gefahr zu begeben.
"Melkt der Knut mal einen Stier, trank der Bergmann zu viel Bier." (Unbekanntes Zitat aus einer Kaschemme)

Eine ausführlichere Charakterbeschreibung ist hier zu finden.
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Lhass
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Re: Kriegserklärung an Nebelhafen... wenn's nach Knut ginge

Beitrag von Lhass »

Während eine Stimme im Dunkel klagt, häuft ein Schatten mit falschem Lächeln gewaltige Mengen Gold an. Die Preise werden unterboten… doch zu welchem Zweck?
Wäre es seine Entscheidung, so lägen alle Angestellten des Auktionshauses mit durchgeschnittener Kehle da – damit niemand je wieder solch ein Unterfangen wagt.
Doch das Leben ist ein grausamer Spott, und im Unterreich wählst du nicht die Regeln – du passt dich an… oder du stirbst.
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