Ein Brief an Tonya
Verfasst: 30 Nov 2025, 18:13
Tonya erhält, wie so oft diese Tage, einen Brief, der selbst ohne sein Siegel eindeutig als Zlatas Werk erkennbar wäre.
Werte Tonya,
ich hoffe dieser Brief erreicht dich nicht in allzu dunklem Gemütszustand. Ich hörte die Gerüchte über Knut, welche sich die Handwerker erzählen. Als Freundin will ich dir deshalb an dieser Stelle aufrichtig mein Ohr und meinen Rat anbieten, wann immer du diese wünscht. Du musst das nicht alleine durchstehen und auch wenn, wie du weißt, Gefühle nicht meine größte Stärke sind, glaube ich doch eine Hilfe sein zu können.
Leider jedoch ist dieser Brief kein Persönlicher. Ich muss dich, Kraft meiner Verpflichtung als Ratsmitglied, mit Nichtigkeiten belasten.
Es trug sich soeben zu, dass die Statthalterin Nebelhafens, Fräulein Rou, eine junge Frau im teuren, aber schmutzigen Tand nach Solgard führte. Diese Dame gab sich als Fräulein Lucia Sonnenberg zu erkennen und verschwendete keine Zeit, ihren Adel über den Marktplatz zu posaunen, Befehle zu quieken und nach Dienern zu verlangen. Sie forderte den König zu treffen und in seine Gemächer einzuziehen und verlangte dazu ausdrücklich nach dir.
Ihrem Gebaren entsprechend und dem schweren, aber geschmacklosen Goldschmuck nach zu urteilen, handelt es sich bei ihr, in meinem Ermessen, um Niederadel oder Landadel. Ich bin in meiner Jugend vieler solcher Damen bekannt gewesen, sehr zu meinem Bedauern. Sie scheint nicht sonderlich gebildet oder damenhaft erzogen. Wahrscheinlich die jüngste Tochter unter ihren Geschwistern, unwichtig für die Erbfolge und schwer zu verheiraten. Leider resultiert dies oft in besonderen Blüten der höfischen Kultur.
Sie konnte sich nicht ausweisen und scheint Habseligkeiten und Dienerschaft auf hoher See an den Nebel verloren zu haben. Kurz dachte ich an eine Hochstaplerin, jedoch scheint sie mir glaubhaft verloren.
Aus Mitleid habe ich ihr Gebäck aus Caladlorn gereicht, Seife geschenkt und ihr die Miete für ein Zimmer im Sonnenstübchen gespendet. Sie entgegnete nichts als Undankbarkeit, aber sie hat dennoch mein Mitleid. Fräulein Sonnenberg hat schreckliche Tage hinter sich, die ich weder Freund noch Feind wünschen würde.
Erwarte jedoch, dass sie ein lautes Problem ist, um welches du dich zukünftig kümmern musst.
Es grüßt herzlichst, der Krone und ihrer Freundin Tonya zur Ehr,
Zlata
