Ein Schreiben wird Amarius überbracht
Verfasst: 13 Dez 2025, 19:18
Der Wahrheit zu Ehr Amarius
Nicht allein, um mit ungetrübtem Blick die Wahrheit zu erkennen, ergreife ich diese Gelegenheit, dir für die Schärfe deines Schreibens zu danken – doch gestatte mir, den Sachverhalt deiner Zeilen richtigzustellen.
Alle drei bisherigen Hauptmänner der Stadtwache haben übereinstimmend bestätigt, dass ihr zu keiner Zeit Mitglied der Stadtwache von Solgard gewesen seid. Richtig ist lediglich, dass ihr eine Uniform aus Silberburg getragen habt – mehr nicht.
Ja, du hast absolut Recht, und ich stelle es hiermit richtig: In Silberburg diente ich ein Jahrzehnt lang als Stadtwache, nicht in Solgard. In Solgard trug ich das Wappen der Stadtwache und der Führungsriege nur kurz – vielleicht ein bis zwei Wochen –, bis ein Wortgefecht mit Dante innerhalb der Stadtmauern Solgards, mich neben Zauber auch noch Staub schmecken ließ.Danach, gab ich alle Ämter ab und verblieb noch als zurückgezogener Ritter.
Die rote Farbe der Stadtwache trage ich als Zeichen des Respekts. Das Wappen der Ritter – ehrenhalber – halte ich verborgen.
Sie erinnern mich an meinen Ursprung und an jene Zeit, als Glaube und Gesetz strikt getrennt waren.
Ich habe für beide Glaubensrichtungen das Schwert erhoben, gekämpft und geblutet – nur um zu erkennen, dass nicht die Götter bestimmen, wer wir sind oder was wir tun.
Wir selbst tun es.
Die Realität war eine andere: Im gesamten Volk herrschte ein eklatanter Mangel an Bereitschaft, Verantwortung und Pflicht für das Reich zu übernehmen. Ihr selbst wart davon nicht ausgenommen.
Zu keinem Zeitpunkt habt ihr versucht, außerhalb eurer Familie zu dienen oder Verantwortung zu tragen. Andere jedoch – Ordensmitglieder wie Bürger – ließen Taten sprechen, wo ihr euch mit Worten begnügt habt, und stellten sich der Last, die ihr scheutet.
Amarius, in Wahrheit? Was soll diese Unterstellung?
Ich werde mich nicht auf dieses Niveau hinab begeben, aber ich möchte dich gerne daran erinnern, dass ich maßgeblich meinen Beitrag dazu geleistet habe Solgards Antlitz zu formen.
Widerherstellung der Burg und Stadtmauern, Feste, Bauarbeiten, Befestigungs und Verteidigungsanlagen, die Freilegung des Theaters, Hafenarbeiten, Unterricht und Exkursionen.
Letzte Woche war ich noch in Solgard und habe beim Ausheben des Fundamentes für das Gildengelände der Abtei mitgeholfen.
Selbst die Anträge für den Bau und die Genehmigung der Universität, an der Seite von Radesvald, entsprangen seiner und meiner Feder.
Vergiss nicht, wie oft ich mein Leben – nicht nur für Solgard, sondern auch für Euch aufs Spiel gesetzt habe.
Unterstelle mir also nicht, ich hätte mich Pflicht und Verantwortung entzogen.
Auch eure Anschuldigungen, Gläubige – vermutlich meint ihr damit Ordensmitglieder – hätten sich Ämter selbst zugesprochen, entbehren der Wahrheit.
Amarius ... es ist keine Anschuldigung es sind Fakten.
Wie eine Naturgewalt hielt der Glauben in Solgard Einzug. Dieser hat nicht nur für Unruhe gesorgt, sondern auch viele eingeschüchtert.
Es gab Zeiten, da sah man in Straßen, Gassen, Gaststätten und Versammlungen mehr Glaubensträger, Priester und Paladine als einfaches Volk.
Mehr hochgerüstete Paladine und strahlende Priester als Bäckermeister, Maurer oder Müller.
Die Masse des Glaubens reichte aus, um Wahlen zu entscheiden, Ämter zu besetzen, Meinungen zu kippen und Stimmen zu übertönen.
Was nicht in eure Sicht-/Verhalten/-Denkweise des Glaubens passt, wurde und wird ausgegrenzt, unter Druck gesetzt, mit verbalen mitteln ins Exil getrieben, oder - wie durch deine Unterstellung klar bewiesen - denunziert.
Weder Meister Radesvald noch Meister Knut, noch Hauptmann – nun Heerführer – Dervyn Grahl, Fräulein Zlata als Zunftmeister sind strenge Gläubige.
Ja ... du hast Recht, Radesvald der alte Zausel, Knut, Dervyn und die Zlata sind keine strengen Gläubigen.
Sie tragen Herz und Verstand am Rechten Fleck. Sie handeln klug und besonnen und sind weiser als ich.
Ohne zu übertreiben kann ich sagen, sie erdulden mehr, als ich könnte. Alleine der Umgang gegenüber Radesvald, oder gegenüber Dervyn ... .
Naja, nichtsdestotrotz, davor wurden die meisten Positionen von Glaubensträgern gehalten.
Selbst der Orden übernahm Aufgaben zum Schutz Nebelhafens, als Fräulein Mevitt noch um Nebelhafen bemüht war.
Ja, ihr habt sie übernommen - Danke dafür, aber der Hintergedanke war dabei, mehr Einfluss auf Nebelhafen auszüben, in der Hoffnung es in ferner Zukunft zu einem Außenposten von Solgard machen zu können. Solange es aber Persönlichkeiten wie Rou, Sadagar, Davind & Gwendolyn, Karl, Tyladriel, Apina, mich und ander gibt, wird das so schnell nicht gelingen.
Nebelhafen ist nicht perfekt, ... das wird es auch nie sein.
Aber gerade jetzt, lernt Nebelhafen auf seinen eigenen Beinen zu stehen.
Ihr öffnet eine Tür, deren Folgen ihr nicht kontrollieren werdet.
Ich bedaure diese Entwicklung zutiefst. Mehr noch, ich bedaure, dass ihr die Saat bereits in euch tragt und nun selbst zum Boten werdet, der sie verbreitet.
Amarius, ich respektiere dich als Persönlichkeit, als eine Stimme die Schicksale und Leben verändern kann, aber lass diese passiv-aggressive Drohung.
Das hat keiner von uns nötig. Trotzdem, unterstreichen deine Haltung und deine Meinung über mich ... meine Aussagen.
Es ist keine Saat die keimt - es ist eine Saat die ihr gemeinsam gestreut habt - damit meine ich beide Seiten - den Glauben des Lichtes und des Namenlosen
Es sind ...
- Glaubensträger/Krieger, die in und um Nebelhafen Leute zusammenschlagen
- Glaubensträger/Krieger, die wie Bluthunde ausscheren um Andersgläubige, oder ihre "vermeindlichen" Freunde/Anhänger zu jagen
- Glaubensträger/Krieger, die bei den Reisemagieplätzen anderer Städte, ohne Rücksicht auf Verluste sich den Schädel einschlagen und so Reisende in Mitleidenschaft ziehen
- Glaubensträger/Krieger, die Andersgläubige, dem Tode Nahe, an einem Baum aufknöpfen und als Warnung, den Elementen und wilden Tieren ausgesetzt, zum Sterben zurücklassen
- Glaubensträger/Krieger, die bei öffentlichen festlichen Veranstaltungen anfangen Massengebete, im Beisein Unschuldiger, zu sprechen und sie dadurch schwer verletzen
- Glaubensträger/Krieger, die Symbole anderer Religionen wie Weidevieh abschlachten
- Glaubensträger/Krieger, die einem mit Leib und Leben drohen, wenn man ihrer Meinung nach, einen falschen Umgang hegt
- Glaubensträger/Krieger, die davon sprechen ganze Völker auszulöschen.
Amarius, es gibt Rechtschaffenheit und es gibt fanatische Ab und Ansichten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Welten nur allzu leicht verschwimmen und man sich verloren vorkommt.
Falls du mal darüber reden möchtest, oder ein offenes Ohr brauchst - ohne für Wort und Tat verurteilt zu werden, meine Tür steht dir offen.
Mögen die Pfade, die wir wählen, uns nicht gänzlich trennen, sondern zu größerer Weisheit führen.
gezeichnet
Pandor Vildaban
- Nebelhafen -