***Die Nacht war schwarz wie Öl, dickflüssig über das Land gegossen. Kein Mond stand über den Hügeln, und die Sterne hielten den Atem an, als ob selbst sie fürchteten, zu viel zu sehen.
Ein einzelner Reiter durchschnitt die Dunkelheit.
Kein Hufschlag war zu hören – der Boden war weich von Tau und Laub, und das Pferd war gut abgerichtet. Nur das schmale Glimmen einer geschwärzten Laterne, unter dem Mantel verborgen, verriet Bewegung, wo alles ruhte.
Er trug keine Farben, die von Zugehörigkeit sprachen, nur das gewebte Siegel der vier Winde in altem Silber auf der Innenseite des Umhangs. Auf seiner Brust ruhte ein Wachssiegel, ungebrochen, das Zeichen Baithan Rinmors.
Der Bote stieg nicht ab. Er wartete vor dem Tor.
Nur das Klopfen – dreimal, dann zweimal, dann dreimal – unterbrach die Stille.
Ein Licht flackerte im Obergeschoss.
Ein Fenster öffnete sich kaum wahrnehmbar, als hätte das Haus selbst den Atem angehalten. Dann, nach einem Moment der Stille, dem die Ewigkeit innewohnte, öffnete sich das Tor mit einem leisen Ächzen – nicht von Scharnieren, sondern von etwas Tieferem, das sich erinnerte.
Der Bote sprach kein Wort, als er den Brief und den Beutel überreichte.
Er verneigte sich mit einer Bewegung, die älter war als Sprache, wandte sich, und verschwand in die Nacht, aus der er gekommen war –
wie eine Botschaft, die nie ganz gesagt wurde.***
Sollte Moragon das eingerollte Pergament lesen und die Abschrift welche im Beutel enthalten zu sein scheint wird sich ihm folgendes offenbaren:
Zum Gruße, mein Bruder im Glauben.
Ich sende Euch diese Zeilen in der Stunde des dritten Lichts, getragen von der Überzeugung, dass gewisse Pfade nicht allein beschritten werden dürfen. Was ich Euch übermittle, ist mehr als eine bloße Schrift – es ist ein inneres Ringen, ein Versuch, den Schleier zu heben über jenes, was sich nur flüsternd offenbart.
Die Worte der Macht – Affectus desiderii.
Abhandlung zu den Worten der Macht
Dies ist der Gegenstand meines Schreibens, meines inneren Brandes.
Ich lege Euch eine Abschrift meines – ich gestehe – nicht ganz konventionellen Ansatzes bei.
Es ist ein Ansatz, geboren nicht aus Übermut, sondern aus der Ahnung, dass die Worte, die Macht tragen, tiefer reichen, als die Zunge fassen kann.
Ich begehre wie ihr mich kennt Austausch. Nicht Belehrung, sondern Spiegelung.
Daher würde ich mich um ein zeitnahes Treffen – an einem Ort, der uns beiden vertraut ist, oder einem, den ihr zu benennen beliebt.
Die Zeit ist reif für ein Gespräch, das nicht nur zwischen Lippen, sondern zwischen Überzeugungen geführt wird.
In Stille unter dem Zeichen der Winde,
verharre ich –
Baithan Rinmor
Magus des Ostwindes
Ein einzelner Reiter durchschnitt die Dunkelheit.
Kein Hufschlag war zu hören – der Boden war weich von Tau und Laub, und das Pferd war gut abgerichtet. Nur das schmale Glimmen einer geschwärzten Laterne, unter dem Mantel verborgen, verriet Bewegung, wo alles ruhte.
Er trug keine Farben, die von Zugehörigkeit sprachen, nur das gewebte Siegel der vier Winde in altem Silber auf der Innenseite des Umhangs. Auf seiner Brust ruhte ein Wachssiegel, ungebrochen, das Zeichen Baithan Rinmors.
Der Bote stieg nicht ab. Er wartete vor dem Tor.
Nur das Klopfen – dreimal, dann zweimal, dann dreimal – unterbrach die Stille.
Ein Licht flackerte im Obergeschoss.
Ein Fenster öffnete sich kaum wahrnehmbar, als hätte das Haus selbst den Atem angehalten. Dann, nach einem Moment der Stille, dem die Ewigkeit innewohnte, öffnete sich das Tor mit einem leisen Ächzen – nicht von Scharnieren, sondern von etwas Tieferem, das sich erinnerte.
Der Bote sprach kein Wort, als er den Brief und den Beutel überreichte.
Er verneigte sich mit einer Bewegung, die älter war als Sprache, wandte sich, und verschwand in die Nacht, aus der er gekommen war –
wie eine Botschaft, die nie ganz gesagt wurde.***
Sollte Moragon das eingerollte Pergament lesen und die Abschrift welche im Beutel enthalten zu sein scheint wird sich ihm folgendes offenbaren:
Zum Gruße, mein Bruder im Glauben.
Ich sende Euch diese Zeilen in der Stunde des dritten Lichts, getragen von der Überzeugung, dass gewisse Pfade nicht allein beschritten werden dürfen. Was ich Euch übermittle, ist mehr als eine bloße Schrift – es ist ein inneres Ringen, ein Versuch, den Schleier zu heben über jenes, was sich nur flüsternd offenbart.
Die Worte der Macht – Affectus desiderii.
Abhandlung zu den Worten der Macht
Dies ist der Gegenstand meines Schreibens, meines inneren Brandes.
Ich lege Euch eine Abschrift meines – ich gestehe – nicht ganz konventionellen Ansatzes bei.
Es ist ein Ansatz, geboren nicht aus Übermut, sondern aus der Ahnung, dass die Worte, die Macht tragen, tiefer reichen, als die Zunge fassen kann.
Ich begehre wie ihr mich kennt Austausch. Nicht Belehrung, sondern Spiegelung.
Daher würde ich mich um ein zeitnahes Treffen – an einem Ort, der uns beiden vertraut ist, oder einem, den ihr zu benennen beliebt.
Die Zeit ist reif für ein Gespräch, das nicht nur zwischen Lippen, sondern zwischen Überzeugungen geführt wird.
In Stille unter dem Zeichen der Winde,
verharre ich –
Baithan Rinmor
Magus des Ostwindes