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Ein Badehaus für Surom

Verfasst: 10 Feb 2025, 20:53
von Sorsha von S.
Es war ihr schon lange eine Herzensangelegenheit, doch das Reich hatte andere Prioritäten. Jetzt, wo die Stadt über eine solide Basis verfügte, war es an der Zeit, ein Projekt anzugehen, das ihr besonders am Herzen lag. Sie hatte Pläne anfertigen lassen und würde sich nun mit einem erfahrenen Handwerker beraten. Ein Badehaus – ein Ort der Reinigung und Begegnung, der ihrer Meinung nach dringend benötigt wurde. Deshalb ließ sie ein Rohstofflager in der Bank einrichten und bat die Bürger des Reiches zu spenden, sofern sie dazu in der Lage waren.

 
Bekanntmachung
 
Bürger Suroms,
 
es ist an der Zeit einen Platz zu erschaffen, der dem Müßiggang innerhalb der Stadt dienen soll.
Oberhalb des Irrgartens in den Bergen soll ein Badehaus gebaut werden, das alle Bürger nutzen können,
wenn ihnen der Sinn danach steht.

Eine Oase der Entspannung in jedweder Form.
Eine Spende für den Bau kann im eingerichteten Lager in der Bank abgegeben werden.



 
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[Bau] Ein Badehaus für Surom

Verfasst: 28 Feb 2025, 11:34
von Alec Schwarzdorn
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Alec ist längst wach, obwohl er die Augen noch geschlossen hält. Jemand schmiegt sich dich an ihn und schlingt das Bein um ihn. Er weiß sofort, dass es nicht die Frau ist, die ihn in seinen Träumen verfolgt. Wem macht er eigentlich etwas vor? Sie verfolgt ihn nicht nur in seinen Träumen, sondern auch in jeder wachen Minute.
Dagegen hilft Ablenkung, am besten in Form von anspruchsvollen Projekten. Bis zur Krönungsfeier hat er an der Statue von Agroniam gearbeitet und jetzt steht der Bau des Badehauses auf dem Plan. Endlich. Nicht nur er wartet sehnsüchtig auf den Ort, an dem er einen langen Arbeitstag ausklingen lassen kann.

"Gehst du schon?", schnurrt die Frau, die eine Decke wie ein Kleid um ihren schlanken Körper geschlungen hat.
"Ja. Ich werd' auf der Baustelle erwartet."
"Hmmm. Das klingt ... schmutzig. Sehe ich dich heute Abend wieder?"
Nicht, wenn er es verhindern kann.
Er will nicht arrogant klingen. Alec hat nichts gegen Magda, ehm ... Tamara? Wie zum Teufel heißt sie? Unwichtig. Selbst Freudenmädchen haben mittlerweile die schlechte Angewohnheit, dass sie anhänglich werden. Doch keine schiebt sich so vehement in seine Gedanken wie sie. Beim Namenlosen, was würde er dafür geben, sie einfach aus seinem Kopf zu verbannen. Und seinem Herzen.
Ungünstigerweise hat sie ihn für das Projekt angefragt. Auf dem Papier ist es ein Bau für Surom, aber sie ist die Reichsverwalterin. Er geht davon aus, dass sie sich gelegentlich auf der Baustelle blicken lassen wird. Natürlich nur, um nach dem Fortschritt zu sehen. Zum Glück wird er über und über mit Mörtel beschmiert sein. Zumindest das hebt seine Laune ein wenig.
Jana – heißt sie so? - begleitet seinen Aufbruch mit einem Seufzen. Alec schlüpft in seine Arbeitskleidung und macht sich auf den Weg in Richtung Tempel. Kurz vor dem Vorplatz – und nach einem zufriedenen Blick zu der Statue des Imperators – biegt er links ins Labyrinth ab. Als er die kleine Brücke passiert, spannt sich seine Schultermuskulatur an und er hat ihren Duft in der Nase. Dabei ist sie nicht einmal hier. Nur eine weitere, quälende Erinnerung ...

Die tüchtigen Arbeiter, die ihm für den Bau zur Verfügung gestellt wurden, haben bereits eine Treppe in den Fels geschlagen. Die Stufen winden sich nach Osten in Richtung der Vulkanebene, um dann nach Norden abzubiegen. Die Lage hat ihren Sinn. In dem Fels befinden sich zwei heiße Quellen, die in Becken geleitet werden. Von den zwei Bäder im Außenbereich steigt stetiger Dampf auf. Dort ist ebenfalls eine Handvoll Männer beschäftigt, die den umliegenden Fels bearbeiten, um Wege und Stufen schaffen.

Das eigentliche Gebäude wird dicht an der Quelle bebaut, die den Wasserfall und den kleinen Flusslauf speist, der sich zum Tempel windet. Die Pläne beschreiben ein zweistöckiges Gebäude mit einem Wintergarten auf der Terrasse. Die Materialien wurden längst zusammengetragen und zum Standort transportiert.
Alec ist eigentlich nur anwesend, um den Bau zu überwachen und klare Anweisungen zu geben. Wie sagte Sorsha einst? "Du brüllst so gut. Die Arbeiter hören auf dich." Ob das ein Kompliment war? Er weigert sich jedoch, nur herumzustehen und den anderen auf die Finger zu schauen. Eine Gelegenheit, sich selbst die Hände dreckig zu machen, lässt er sich nicht entgehen.

Auf dem Gebirgszug wurde bereits ein Plateau angelegt, auf den das Fundament des Gebäudes gesetzt werden kann. Alec ruft die Arbeiter zusammen und geht mit ihnen die Markierung ab, die aus farbig bemalten Steinen besteht und die Ecken des späteren Gebäudes markieren.
"Das Erdgeschoss wird in drei Räume unterteilt: Den Eingangsbereich mit Mosaikboden und der Treppe nach oben, einer Schwitzstube und der Badestube mit einem Becken. Das Wasser im Becken soll erwärmt werden. Deswegen schaffen wir einen Durchlass im Fundament, der vom Ofen zum Becken führt."

Als er in irritierte Gesichter mit gerunzelter Stirn sieht, stiefelt er an die Stelle, wo der Ofen erbaut werden soll. Jener sorgt für die nötige Hitze, um den Schwitzraum auf Temperatur zu bringen. Mit einem Stück Kreide zieht er eine Linie auf dem Fundament, die bis zum Becken reicht.
"Die warme Luft aus dem Ofen speist die Schwitzkammer. Ein Teil wird durch eine Furche unter dem Boden durchgeleitet, bis unter das Becken. Wir schaffen eine Luftkammer unter dem Becken, höchstens fünf Fingerbreit hoch. Die warme Luft erwärmt das Wasser von unten."
"Ah! Raffiniert", bemerkt einer der Arbeiter mit leuchtenden Augen. "Einen Vorschlag, Meister Schwarzdorn: Wenn wir uns die warme Luft schon zu Nutzen machen, dann können wir den ganzen Bereich unterkammern. Es sollte reichen, wenn wir schlangenförmige Furchen in das Fundament schlagen. Da wir ohnehin Fliesen darauf legen, gibt es keine kalten Füße mehr."
Ein paar Arbeiter reiben sich bereits die Hände.

"Zeichne den Verlauf vor und denk' daran, dass die warme Luft am Ende des Schachts nach draußen gelangen muss. Wir benötigen zwei Kamine. Einen bei der Schwitzkammer und einen am Ende der Untermauerung, die wir ... ja, wie könnte man so etwas nennen?"
"Fußkamin!", schlägt einer der Arbeiter vor.
Einige Männer lachen bei dem Vorschlag. In Alecs Gesicht zuckt nur kurz der Mundwinkel. Er klatscht einmal streng in die Hände und erlangt die Aufmerksamkeit der Arbeiter zurück.
"Dann an die Arbeit Männer. Es gilt ein Badehaus zu bauen."

Re: Ein Badehaus für Surom

Verfasst: 04 Mär 2025, 17:40
von Alec Schwarzdorn
Es ist erstaunlich, wie schnell ein Bauwerk wächst, wenn jedem Arbeiter sein Aufgabenbereich zugeteilt wird. Alec prüft die Markierungen auf dem Boden, die festlegen, an welchen Stellen Fenster gesetzt werden. Zum Glück muss er sich über die Butzenglasscheiben keine Gedanken machen, denn einer der Männer ist ein Experte dafür. So bleibt ihm mehr Zeit, um Mörtel anzurühren und seinen eigenen Mauerabschnitt voranzutreiben.
Er hat für den Bau große Eimer geschmiedet, in denen man eine gute Menge Material anmischen kann. Lehm, Sand und Wasser in gleichen Teilen, bis eine klebrige Mixtur entsteht. Die Nähe zur Vulkanebene sorgt dafür, dass der Mörtel schnell anzieht. Er stört sich daran nicht, denn das treibt die Arbeiter zur Eile. Und er kann es nicht erwarten, dass der Bau voranschreitet.

Die Laune unter den Männern ist bestens. Vielleicht liegt es an den Temperaturen oder dem Platz an der Sonne. Für gewöhnlich verbringen sie ihr Tagwerk in einem düsteren, stickigen Schacht. Oder liegt es am Frühling? Selbst Alec lässt sich zu dem ein oder anderen Lächeln hinreißen. Das hat jedoch einen ganz anderen Grund. Er bereinigt seine Miene und macht sich wieder an die Arbeit.

Ein paar Tage später steht das Mauerwerk im Erdgeschoss. Jeden Morgen teilt er die Männer neu ein, um Abwechslung in den Alltag zu bringen. Eine Zweiergruppe kümmert sich um die tragenden Innenmauern und die Treppenstufen, während sich ein Meister der Glasverarbeitung an den Fensterbögen austobt. Alec hingegen widmet sich um die Fliesen und das dekorative Mosaik. Obwohl ihm die Arbeit auf Knien bei jedem Aufrichten mit einem Knacken in den Gelenken beschert – er ist eben auch nicht mehr der Jüngste – vergeht die Zeit wie im Fluge. Er genießt die filigrane Kunst und die Herausforderung, ein perfektes Fugenbild zu erzielen. Erst als sich einige Arbeiter auf den Weg in den wohlverdienten Feierabend machen, hebt er den Kopf. Alec verabschiedet die Männer und lässt den Blick schweifen. Dann zündet er zwei Laternen an und nutzt die ruhigen Stunden, um voranzukommen. Surom wird es ihm danken. Seine Knie nicht.

Das Gebäude wächst und jedes Mal, wenn er mit einer Bürste Lehmreste von seinen Unterarmen und Händen schrubbt, kommt er dem Ziel ein Stück näher. Die Fertigstellung des Herzensprojekts ist in Aussicht. Das hat sich längst in der Stadt herumgesprochen. Anfangs war er noch begeistert von dem erhöhten Standort. Aber mittlerweile tummeln sich an jedem Tag mehr Schaulustige im angrenzenden Labyrinth, um einen Blick auf das Bauwerk zu werfen. Oder, um die halb nackten, schwer schuftenden Kerle zu beobachten. Zumindest wagt es niemand, den Berg zu erklimmen, um sich ein genaueres Bild zu verschaffen. Er hat Besseres zu tun, als neugieriges Volk zu verscheuchen.
Noch ein wenig Geduld, dann wird das Badehaus für Gäste zugänglich sein ...

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