Barchmon Cataleya, Tochter der Klingen und des Knochens,
Ich erkenne den Knochen am Rand des Pergaments, nicht als Drohung, sondern als Bekenntnis.
Du sprichst mit Klarheit, Form und Feuer. Du sprichst, wie ich dich einst lehrte.
Aus Geist, aus Haltung, aus der inneren Disziplin, die nicht durch Furcht gebogen wird.
Und doch bist du gewachsen, weit über jene Lehrstunden hinaus.
Lilith wäre zufrieden mit der Art, wie du dich behauptest, nicht blind, nicht trotzig, sondern aus dem Wissen der eigenen Bindung heraus.
Ich antworte dir nicht als Stimme, nicht als Richterin, nicht als jene, die dich in die Ordnung des Entfesselten zwingt.
Ich antworte dir als jene, die deine Schritte kennt, und die die Überlieferungen der Vier zu deuten weiß, ohne sie für sich selbst zu beanspruchen.
~ Über das Zeichen Lilithns und den Knochen. ~
Du hast recht darin.
Der Knochen ist Liliths Bekenntnis.
Seit der Einsetzung ruht ihr Wappen im Kreis aus Stahl, und das Gebein ist ihr Gefäß.
Wer verlangt, dieses Zeichen abzulegen, fordert dich auf, ein Stück deiner Weihe zurückzugeben.
Eine solche Forderung kann nur Gewicht tragen,
wenn sie sich auf die Doktrin der Vier stützt, oder auf ein Wort, das von höherer Stelle kommt als von einer einzelnen Stimme.
Bislang jedoch, und ich schreibe dies mit Bedacht, ist kein solcher Schriftverweis bekannt, der Liliths Symbol zu mindern oder zu verschleiern gebietet.
Das Knochenzeichen wurde nicht für Zierde geschaffen,
sondern als Erinnerung an das Opfer, das Wandel gebiert,
und Lilith ist jene, die Wandel im Blut gebiert.
Es liegt also nahe, dass die Weisung, die dich erreichte,
aus menschlicher Sorge stammt, nicht aus göttlicher.
~ Über den Zweifel an der Weisung ~
Du fragst und ich zittiere.
„Wer hat eine Stimme ermächtigt, einen der Vier in seiner Symbolik zu schmälern?“
Dies ist eine berechtigte Frage.
Eine Stimme trägt Macht, doch selbst ein hohe Priester kann ein Symbol der Vier nicht eigenmächtig schmälern.
Die Vier dienen IHM, und wir dienen den Vier.
Die Ordnung ist klar.
Doch bedenke dabei ebenso.
So wie der Knochen Lilith gehört,
so gehören Form, Rang und Ordnung den Stimmen.
Nicht jede Entscheidung, die dir unverständlich erscheint, ist gegen dich gerichtet.
Manchmal ist sie Ausdruck einer Sorge, die schlecht kommuniziert wurde.
Ich sage dir das, weil ich dich kenne.
Du reagierst instinktiv auf Unrecht, und dieser Instinkt ist richtig.
Doch du weißt ebenso, dass Stolz ein Bollwerk, aber auch ein Schleier sein kann.
~ Über die Frage der Glaubwürdigkeit ~
Du hältst den Knochen nicht aus Eigensinn.
Das erkenne ich, und das erkenne ich an.
Deine Zeilen tragen keine Trotzspur, sondern Überzeugung.
Sie sind nicht der Aufstand einer Renegatin, sondern das Bekenntnis einer Templerin, die weiß, wohin ihr Pfad führt.
Doch ich bitte dich, und das sage ich nicht als Mlfonisio, sondern als Nighean, verhärte dich nicht gegen die Stimmen, bevor du ihre Begründung kennst.
Fordere sie, so wie du es tust, auf Grundlage der Überlieferung heraus, nicht auf Grundlage der Verletzung deiner Ehre.
Denn wer zuerst um seine Ehre ringt, verpasst leicht den Moment, in dem Erkenntnis angeboten wird.
~ Was du tun sollst ~
Bleib im Symbol.
Bleib im Knochen.
Bis dir eine Stimme mit klarer Lehre, nicht mit menschlicher Furcht, eine Begründung liefert, die vor IHM Bestand hätte.
In dieser Sache stehe ich hinter dir.
Nicht gegen die Stimmen, sondern für die Überlieferung.
Ich werde deine Nachricht jenen überbringen, deren Wort Gewicht trägt, und ich werde darauf dringen, dass man dir mit Lehre antwortet und nicht mit Rangdrohungen.
Und nun, Cataleya…
Du hast einst unter mir gelernt.
Heute aber antwortest du als Frau, die ihren Weg selber kennt.
Möge dein Stolz nicht zum Schild gegen Weisheit werden.
Möge die Weisheit nicht zum Messer gegen deinen Stolz werden.
Und möge Lilith dein Rückgrat prüfen, aber nicht brechen.
Haucha Trowe, Cataleya.
Ser B´scheino, Treue und Unterwerfung dem Entfesselten.
Nighean