[Barbaren] Fjellgat

Rollenspielforum für Fjellgat.
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Rashka|Brom
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Rashka|Brom »

Es wurde viel gearbeitet dieser Tage in Fjellgat, die Hütten waren zu einem großen Teil wieder wohnlich gemacht worden, was immer mehr Nordländer anlockte. Auch wenn längst noch nicht alles wieder hergerichtet war, so war es dennoch Zeit für ein Thing. Das erste in Fjellgat und der neuen Heimat für den Stamm der Thrymm'tack. Wann immer weitreichende Entscheidungen getroffen werden mussten, war es brauch alle zu versammeln und eine Entscheidung zu treffen. Die neuen Wachen, die an den Eingängen zu Fjellgat ihre Aufgabe übernommen hatten, bekamen von ihm noch eine weitere Aufgabe. Jedem der Nordmänner und Frauen wurde in kurzen und knappen Worten berichtet, dass am vorletzten Tag des Zehnttages ein Thing stattfinden würde. Alle sollten sich am Thingplatz, nördlich der Kampfgrube, einfinden. Wer aus welchen Gründen auch immer anderes zu tun hatte, konnte sein Vaenkniv einem der Wachen geben, um diesem seine Stimme für eine mögliche Abstimmung zu geben.

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Wann: Samstag den 4.05. ab 20:00 Uhr
Wo: Am Thingplatz in Fjellgat
Was: Thing
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Rashka|Brom
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Rashka|Brom »

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Am großen Lagerfeuer vor dem Johtarhaus fanden sich einige der Bewohner von Fjallgat ein. Das Gerede darüber, dass bald ein Thing stattfinden sollte, hatte viele angelockt und nachdem man sich kurt begrüßt hatte, gingen sie gemeinsam zum Thingplatz. Dort angekommen, sprach einer von ihnen die traditionellen Worte zur Eröffnung des Things.

"Gibt es jemand der mey um den Titel des Johtar fordern möcht, dann soll er jetzt sprechn!"

So hatte es begonnen, das erste Thing in Fjellgat seit vielen Jahrzehnten, aber ganz sicher das Erste, das der Stamm der Thrymm'tack in Fjellgat ausgerichtet hatte. Einige Sachen wurden besprochen, die teils erhobenen und zornig klingenden Stimmen erfüllten das Dorf, während das Für und Wider besprochen wurde. Auch wenn die Stimmen während des Things hitzig klangen, so wirkten die Gesichter der Teilnehmer, als sie den Thingplatz verließen, doch größtenteils zufrieden. Wenig später kamen dann noch zwei Männer an die Tore von Fjellgat und wurden von zwei Weragern zur Johtarhütte gebracht. Die beiden Männer hatten wohl ein Anliegen, das noch am selben Abend die runde im Dorf machte. Es war die Rede von viel Met und einem Gelage, das selbst einen Zwerg an seine grenzen führen würde. Die üblichen Übertreibungen der Nordmänner hoben die Stimmung in Fjellgat weiter und manch einer fing schon an sein liebstes Trinkhorn zu putzen, um für den Tag des großen Zechens bereit zu sein.

Als viele dann gut gelaunt in die Felle stiegen, verließ ein einzelner Bote im Schutz der Nacht dann Fjellgat und steuerte den Süden an, zu Pferde war er recht zügig unterwegs...
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Thjondar
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Thjondar »

*In und um Fjellgat ist in diesen Tagen vermehrt ein Hacken, Sägen und Knarzen zu vernehmen.*

 
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Thjondar
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Thjondar »

Zufrieden betrachtete er das Wäldchen vor den Toren des Dorfes.
Einige alte und kranke Bäume wurden gefällt und durch junge Sprösslinge ersetzt. Schließlich musste das Gleichgewicht gewahrt werden.
Doch selbst die vermeintlich nutzlosen Alten sollten noch einen Zweck haben. Zwar wurde ein Großteil zu Brennholz gehackt, doch einige taugliche Stücke sollten auch dazu dienen zum Heim für die Tiere zu werden, die bisher nur in einem engen Stall zusammengepfercht ihr Dasein fristeten.
Eifrig machte sich Thjondar ans Werk und trug über die letzten Tage so einiges an Holz für das geplante Gatter heran.

Gatter4.jpg

Bis schließlich genug vorhanden war, um endlich zur Tat zu schreiten.
Mit Hacke und Schaufel bewaffnet machte er sich ans Werk und hob Loch um Loch aus, damit die Pfeiler darin Halt finden mochten

Gatter1.jpg
Gatter2.jpg

Einen Pfosten nach dem anderen versenkte er so im Boden.
Zufrieden ließ er den Blick über das Areal schweifen.
Dort sollten die Ziegen und Schafe alles haben, was sie brauchen: Genügend Auslauf, Steine und Felsen, um sich zu sonnen, aber auch den Schatten der Bäume. Und natürlich auch genügend Futter.
Auch wenn ihm bereits jetzt klar war, dass er wohl des öfteren nachhelfen werden müsse.

Bevor er die Pfosten schließlich mit Brettern miteinander verbinden konnte, musste noch die Statue Aeitis ein Stück weichen.
Doch das sollte auch nur recht sein. Hatte sie doch an ihrem neuen Standort einen besseren Blick über Felder und Gatter. In Thjondars Augen essentiell wichtig, um Wachstum und Fruchtbarkeit zu gewährleisten.

Gatter3.jpg

Mit stolzem Blick betrachtete er im Anschluss das neu entstandene Gatter und ging sogleich erschöpft, aber zufrieden auf die Knie.
Den Blick gen Himmel gerichtet, wo er die über ihn wachenden Ahnen wähnte, dankte er ihnen:

Für die Kraft, die er erhalten hatte, das Vorhaben trotz der durchgemachten Strapazen, die ihn hier her führten, fertig zu stellen.
Für die Brüder und Schwestern, die er hier in diesem Land kennen lernen durfte.
Für das neue Stück Heimat, das er hier in Fjellgat gefunden hatte und das er bis zum Tod verteidigen würde.
Für die Liebe, die er wieder fühlen durfte. Wenn auch nicht lang.
Für die neue Aufgabe und den Sinn in seinem von Leid und Verlusten geprägten, fortgeschrittenen Leben.

Seine besten Jahre mögen vielleicht vorbei sein, doch wie auch bei den Bäumen, die er fällte, erkannte er:

Ein jeder hat noch seinen Zweck und wird gebraucht.

 
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Thjondar
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Thjondar »

Unter den Bewohnern Fjellgats machen einige Gerüchte über die Ereignisse der letzten Tage die Runde.

Ein alter Schamane wurde gesehen, wie er mit 3 Begleitern gen Norden auszog und erst viele Stunden später zurückkehrte.

Ahnen1.JPG

Man erzählt sich, dass der alternde Waldläufer der Thrymm'tack wohl von den Ahnen erwählt wurde, künftig als deren Stimme zu fungieren.

Ebenso wird gemunkelt, dass der Auserwählte auszog, um seine Fähigkeiten kontrollieren zu lernen.

So wurde er wohl gesehen, wie er Tod und Feuer auf seine Feinde herab regnen ließ, sich aber auch mit Hilfe der Ahnen um Verletzungen kümmerte und seinen Mitstreitern Stärke und Schutz zukommen ließ.

Unablässig schien er zu versuchen Kontrolle über die neuen Fähigkeiten zu erlangen.

Doch wo ihn sein weiterer Weg wohl hinführen würde, wussten allein die Ahnen...
 
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Bjornar
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Bjornar »

Bärenfest.png

Wer hat von meinem...?

Eines Abends, als der Wind über die Stämme pfiff und die Moose unter den Sohlen federweich nachgaben, stolperte Bjornar auf eine Schar Bärenfreunde. Diese Bären waren eine wahrhaft seltsame Truppe: Knaskeklo, der in jeder Honigwabe ein verlorenes Königreich sah; Tapsfot, der auf eigener Tatze stand, als balancierte er auf Glatteis; Rullebjørn, der so ausladend rollte, dass man die Erde unter ihm knirschen hörte; und weitere bärige Gestalten, deren Namen klangen, als hätte jemand im Halbschlaf über eine Klaviertastatur gestolpert.

Bjornar sprach zu ihnen von einem Ort, der wärmer und geräumiger war als jede Höhle, von einer Wunderstätte, in der es immer etwas zu beißen gab: dem Langhaus im Dorf Fjellgatt. Die Bären lauschten mit gespitzten Ohren. Sie waren bei weitem nicht dumm, doch Essen und Bequemlichkeit konnte man ihnen nur schwer verwehren.
Also trotteten sie hinter Bjornar her. Als sie durch das Dorf zogen, brummten die Svag etwas von „Wilder Kerl!“ oder „Da kommt der verrückte Björn-Bube wieder!“, doch niemand wagte einzugreifen. Wen wundert’s, wenn man mit einer ganzen Kompanie Pelzträger ankommt, die aussehen, als würden sie jeden Moment am liebsten ein Gasthaus verschlingen.

Endlich erreichten sie das Langhaus. Bjornar, der sich so selbstverständlich darin bewegte, als hätte er statt Menschenhand einst eine Bärentatze zum Führen gehabt, deckte einen Tisch, der dem Schlaraffenland zur Ehre gereicht hätte: Schüsseln mit Brei, Berge von Beeren, Fleischstücke so groß wie Schilder, und Honigtöpfe, von denen ein Bienenschwarm schwärmerisch geträumt hätte.„Auf, zum Wettfressen!“ rief er, von Begeisterung erfüllt: „Ich besieg Euch allesamt!“
Die Bären begannen zu mampfen, zu schlingen und zu schmatzen, wie es der Welt in ihren schlimmsten Albträumen nie eingefallen wäre. Sie fraßen nicht nur den Inhalt der Schüsseln, sondern bald schienen sie auch das Inventar des Langhauses zu prüfen. Was nicht festgeschraubt war, verschwand in ihrem Rachen: Holzbänke, Stuhlbeine, ein halber Baldachin. Während Bjornar mit rot glühenden Wangen versuchte mitzuhalten, tobte im Saal ein Schmaus, der mit jedem Schluck und jedem Bissen die Wände zum Wanken brachte. Am Ende war der Raum verwüstet wie nach einem Fest, bei dem keiner mehr wusste, wer eingeladen war.

Erschöpft ließ sich Bjornar zwischen ein paar Krümeln und halben Stuhlresten nieder. Die Bären, vollgefressen und schwer wie schlaftrunkene Steine, warfen sich auf den Boden rund um ihn herum und schnarchten los. In seinem Schlaf träumte Bjornar von einer mächtigen Gestalt: ein Oberbär, größer als ein Scheunentor, mit Augen, die so streng waren wie ein Wintermorgen - der gefürchtete Lothar-Rashka: „Wer hat von meinem Brei gegessen?“ brüllte dieser. „Wer hat auf meinem Stuhl gesessen? Und wer zum Donner schlummert in meinem Bett?“ Jede Frage klang, als komme sie aus einem Maul, das mit einem Gebirge gefüllt war.

Bjornar fuhr aus dem Schlaf hoch. Der Schnarchchor der Bären war ihm ein schwacher Trost. Die Silhouetten der zerbissenen Möbel und der leergefegten Teller standen wie Gespenster um ihn herum. Ohne ein weiteres Wort, ohne Abschiedsruf sprang er auf und jagte aus dem Langhaus hinaus, zurück in den Schutz der Bäume und des weichen Unterholzes.Die Bären wurden kurz wach, schüttelten die schweren Köpfe, und als einer fragte „Wo is’ denn der Kleine hin?“ antwortete ein anderer nur mit einem Gähnen. Schon bald verloren sie ihr Interesse an der Sache, rollten sich noch tiefer in die Trümmer des Langhauses und fielen in einen Schlaf, so tief wie die Wurzeln der alten Tannen.

Und so blieb am Ende nur die flüchtige Ahnung, dass Bjornar, das Waldkind, lieber wieder auf allzu menschliche Gemächer verzichten und im Schoß der Natur – oder wer weiß, vielleicht wieder im brummenden Schutz eines Bärenfells – seinen nächsten Schlaf halten würde. Denn wenn ein Junge, der stets zwischen Tannennadeln und Tatzen lebte, etwas wusste, dann dies: Es gibt einen Unterschied zwischen satt und glücklich – und manchmal ist Glück ein stiller Wald, weit weg von hungrigen Mäulern und zerbrochenen Stühlen.

Bärenfest II.png
 
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Haldron
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Haldron »

Die Wachen des Dorfes werden Bjornar, so sie ihn sehen, mitteilen das der Forsjaman Haldron in sehn möchte. Und das er alles andere als gut gelaunt war nachdem er vom Treffen der Druiden zurück kam...
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Bjornar
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Von Hackern und Sammlern

Beitrag von Bjornar »

Von Hackern und Sammlern
 
Raubbau
Über den schattigen Wipfeln und dem wabernden Dunst des Hains lag jene gespenstische Finsternis, die stets dem ersten Ahnenflüstern der Dämmerung vorausgeht. In der Mitte einer kleinen Lichtung flackerte schwach ein Feuer. Davor kniete Forsjaman Haldron, das Gesicht hinter der Geweihmaske verborgen. Er hob den Blick, als Bjornar mit großen Schritten aus dem Nebel trat. „Den Ahnen zur Ehr‘, Bjornar“, sprach Haldron in kehligem Ton, der wie ein ferner Widerhall der Waldgeister klang.
Der wild, verwilderte Nordjunge, dessen Brustkorb sich wölbte wie ein gut geschmiedeter Schild, neigte den Kopf zum Gruß: „Ahnenehr, Haldron. Was brummst?“
Ein kurzer, kalter Windhauch fuhr durch die Lichtung und ließ Funken vom Feuer aufflackern. Haldron legte eine knorrige Pranke auf Bjornars Schulter. „Hör zu, lausch gut, Junge: De Geister sind erzürnt. Übles treibt sich um im Forst. Dort, wo die Hacker alles niederroden, was se kriegen können, fließt bald das Blut Unschuldiger.  Jeg hab es geträumt. Dieses Werk ist neyt bra.“
Er wies mit dem Kinn auf einen uralten Baum, dessen Rinde tiefe Runen trug: „Bey uns im Norden nimmt man nur, wat man braucht. Ken Wichtel soll den Wald schänden. Nur die Sammler achten das Gleichgewicht – se holn sich, was die Natur entbehren kann. De Hacker jedoch, die roden wahllos jeden Stamm, jeden Strauch. Ihre Hiebe hallen wie Spott in de Ohren der Ahn‘.“
Bjornar zog die Kiefer zusammen, seine vernarbten Hände verkrampften sich. „Jau, Haldron. Jeg spür des Wütigen der Geister breits im Blud. Jeg geh schaugucken und werd dem Treim en Ende machen!“
Haldron gab einen leisen Laut von sich, halb Seufzer, halb Gebet. „Tu dies im Namen unserer Väter, Bjornar. Vaer god – nur nimm, was notwendig ist, doch gib achtsam zurück, denn so will es das Gesetz der Ahnen.“
Der Hüne richtete sich auf, seine Muskeln unter dem rauen Pelzwams angespannt. Er schaute in die schwarze Tiefe des Waldes, wo nur der ferne Schimmer mondbeschienener Zweige auszumachen war. Leise, doch voller Entschlossenheit, erwiderte er: „Jau. Jeg will der Hackbrut de Waldwut lehren, meyn Oberfordersjamen – bey Samatijasch und so, den Ahnen ebend, so wahr jeg Luft einzieh!“

Bjornar sieht den Kahlschlag.png
 
Am Ahnenbaum
Die Nacht lag schwärzer als Rabenfedern über den Bäumen, als Bjornar gemeinsam mit Forsjaman Haldron und dem Berserker Tarabasch durch die Nebelschwaden stapfte. Ein bleicher Mond lugte trübe durch das dichte Blätterdach, während von den fernen Gipfeln des Frostlandes eisiger Hauch über die Lichtung strich. Tarabasch, ein Hüne mit einem dichten Bart und Armen dick wie die Äste einer Eiche, schob einen herabhängenden Zweig beiseite. „Beim großen Bärenarsch, was für ’ne Finsternis!“, brummte er missmutig.
Haldron, den gehörnten Schädel immer noch fest über dem Kopf, hob die Hand und wies stumm auf die gefallenen Stämme ringsum. Wo einst ein grüner Wall unberührter Natur stand, starrten nur noch kahle Stümpfe zum Himmel empor. Tiefe Furchen im Erdreich zeugten davon, wie hier geraubt wurde: ganze Reihen von Stämmen waren niedergerissen, die Wurzeln herausgerissen wie Gedärme. „Bey den alten Göttern, das ist neyt bra“, zischte der Schamane. Er griff in die aufgeworfene Erde und roch daran, als wollte er den Frevel direkt aus dem Boden saugen.
Bjornar trat an einen monströsen Stamm heran, dessen abgetrennte Wurzeln wie verzweifelte Krallen in die Finsternis griffen. „De Hacker. Verfluchtiges Pack. Se hamm hier vollschlümm wütet!“ Seine unbeholfene Stimme schwoll vor Zorn, als spürte er die Geister in seinem Nacken. „Diese fallnen Baumer sinn nah beym Grimmbaum! Wenn die so weitermachn, wird auch der Heilig-Hain selba noch umgeholzt!“
Tarabasch ließ die massiven Fingerknöchel knacken. „So wie sie’s aussehen lassen, sind se flink verschwunden. Kein Fünkchen Glut, kein Schimmer Licht … Nix. Die gitigen Dreckskerle müssen tief in der Nacht abgehauen sein.“ Er spuckte angewidert aus. „Aber wir kriegen se, Bjornar. Dey hast eyn Bärenrüssel, damit wirst se schon aufspürn!“
Forsjaman Haldron trat näher und holte tief Luft, als lauschte er auf das Geflüster der Bäume. „Junge, dat is schlimmer, als jeg dachte. Wat die hier gerodet haben, wird die Ahnen zum Toben bringen. Wir müssen handeln, und zwar geschwind.“
 
Ein unschuldiger Handwerker?
Seit dem ersten spärlichen Licht durchkämmte Bjornar die Lichtungen des Schlangenhains. Überall sah er Spuren von Axthieben und niedergetretenem Unterholz, doch von den Schuldigen fehlte jede Spur. Als er an einer frisch gerodeten Stelle auf einen Waldarbeiter stieß, packte ihn der Zorn wie ein eisiger Griff. „Hey, du Lump, du!“, grollte Bjornar und deutete drohend auf die frisch gerodeten Stümpfe. „Bist de eina von de Hacker, die unseren Forst schänden? Oda Sammla?“ Der Mann hob abwehrend die Hände. Er trug einfache Kleidung und eine wohl genutzte Holzfälleraxt. „Nein ich bin bloß Davind, ein Handwerker. Ich nehme nur, was uns das Holz freiwillig gibt.“ Und als er schließlich verstand, was der aufgebrachte Hühne wollte, sagte er „Bin ein Sammler, kein Hacker!“
Bjornar trat näher, bereit, das Urteil der Waldgeister zu vollstrecken, die Pranken ausgestreckt. Da erfüllte ihn plötzlich ein vertrauter Geruch. Es war der schwache Duft von Kindern – ein Gemisch aus Holzkohle, Honig und süßer Milch, frisch erbrochener. Er kannte diesen Geruch, weil er schonmal mit genau diesen Kleinen spielte, als er ins Dorf kam. Lang hatte er durchs Fenster geschaut, als er Nathara gestern Nacht honig hinstellte, klammheimlich. „Jeg riech Nathara an dir! Sprich, Sammler“, knurrte er und senkte die Arme, „Bist eyn Vadr? Wie heißen deyne Kinnerlinger?“
Hastig stammelte Davind zwei Namen, “Aram… Benjamin….“ aber beim dritten fiel ihm vor Aufregung nur Schweigen ein. Bjornars Augen blitzten misstrauisch. „Ney? Nüscht? Soll das’ echtig sein? Wie kannst deyn eigen Kinnerling nich kenn, dey lügst falschig!“ Der aufgebrachte Nordmann machte einen Schritt nach vorn.
 
Hiebe für den Hühnen
Da kamen zwei schlanke Gestalten des Wegs, beide mit feurigen Haaren, schälten sich aus dem Blattwerk wie verschlagene Füchse. „Hey, Nordmann“, rief die eine mit spöttischem Ton, „was hast du denn gegen den Herrn Davind? Bäume wachsen nach, also was soll das Geschrei um ein paar gefällte Stämme?“ Ihr hämisches Grinsen ließ Bjornars Kiefer mahlen wie ein Mühlstein. „Nej, Weib, du verstehst neyt, was hier losig iss“, grollte er mit drohendtiefer Stimme und seinen gebrochenen, halb-kindischen Worten. „Das Land gehört deyn Ahnen. In jedem Stamm steckt ’ne Kraftlebige, die mehr iss, als bloß Holz für den Warmherd! Oda die Baubrücke!“
Die zweite Rothaarige prustete los. Der Hühne erklärte, dass der Schatz der Sjaman am Ahnenbaum in Gefahr sei, von den Hackern. „Dat is aber ’ne tolle Mär. Also, Barbar, witterst du ’nen „Schatz“ im Herzen deines heiligen Waldes? Gibt’s da vielleicht ’n Versteck voller Gold? Was vergrabt ihr unter Eurem Baum, spuck‘s aus?“ Die Gier ergriff Besitz von ihren Augen, und als Bjornar ärgerlich schnaubte, lachten sie beide auf, wie die Krähen, die ein glänzendes Objekt erspäht haben.
Bjornar presste die Lippen zusammen. „Wat sprecht ihr da für’n Dummsinn? De Schatz, den jeg hüt’, liegt in de Ahnen. Ihr begreift dat neyt, der Grimmmbaum trägt das Wissn unserer Vädr, ihrer Geistas und so, die allwohnen darin!“ So richtig sicher darüber war sich der Junge nicht, dafür umso wütender vom Spott.
Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann wechselten die Frauen einen schnellen Blick, und ihr spöttisches Grinsen wandelte sich zu feistem Raubtierlächeln. „Wenn du so versessen auf deinen alten Wald bist, Barbar, gönn uns doch die glitzernden Dinge, die wir finden“, meinte die eine mit gespielter Süße. „Oder wir nehmen sie uns selber, nicht wahr Cataleya?“
Sichtlich wütend schlug Bjornar den nächstbesten Baumstumpf. Holzsplitter flogen. „Jeg geb euch gar nixnüscht! Kimm runda von dein Laufpferd und jeg werf dir in den Seebach!“ In seinem Inneren loderte bereits das Feuer der Berserker, und die beiden rothaarigen Fremden spürten wohl, dass sie auf dünnem Eis tanzten. Genau das Parkett, dass sie wollten. Cataleya stieg ab, zog sich genüsslich die Panzerhandschuhe aus.
Davind, der diese Drohgebärden sah, machte einen raschen Schritt rückwärts, um nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Dank der zwei Frauen vergaß Bjornar für einen Moment seine Rachsucht gegen den vermeintlichen Holzfäller – und so entkam Davind dem ungestümen Urteil des Nordmannes, während die beiden Rothaarigen sich inzwischen ganz darauf verlegt hatten, Bjornars Ärger weiter zu schüren.
Also hagelte es Fäuste. Cataleya wirbelte herum, ihre roten Haare im Wind tanzend. „Oh, Barbar, ich finde immer, was ich suche. Und wenn’s kein Gold ist, dann zumindest ein kleiner Spaß. Du möchtest doch bestimmt verhindern, dass ich ‚dein Geheimnis‘ lüfte, oder?“
Bjornars Fäuste waren wie Tatzen ausgestreckt, grobe unbeholfene Bärenpranken. Er trat näher, seine Stiefel drückten sich ins feuchte Ufer. „Kümmre dich neyt ums Heimnis, Keckweijb! Jeg schmeiß dich in den Wasserbach!“
Cataleya lachte, ein Laut, der Bjornar die Nackenhaare sträuben ließ. „Versuchs doch, Riese!“ Sie schnellte vor, noch geschmeidiger, als er es glauben konnte. Er wollte sie packen, doch sie entwischte ihm mit einer Wendigkeit, die nicht ganz menschlich wirkte.
Der Zorn trieb Bjornar an wie ein tobender Sturm. „Jau, dann spül jeg dir de Flusen ausm Kopp!“, brüllte er und schleuderte sich vorwärts, die Arme weit, um sie in den Bach zu reißen. Aber in dem Augenblick, als er sie zu fassen bekam, stieß er auf einen unsichtbaren Widerstand, als würde er gegen einen stählernen Schild prallen.
Cataleya nutzte seine Verblüffung. Ihre Handkante fuhr blitzschnell gegen Bjornars Hals. Er stolperte, rang kurz nach Luft. Ein weiterer Schlag traf seine Rippen, und ein stechender Schmerz raubte ihm die Sinne. „… wat bey de Kovabrodirs…“ keuchte er und sank auf ein Knie.
Das Lächeln der Frau war eiskalt. „Du hast wohl gedacht, ich wär nur eine einfache Diebin? Ich bin mehr, Barbar. Weitaus mehr.“ Sie holte mit dem Knie aus und knallte es gegen seine Brust. So stürzte der Hühne langsam auf den des nächtens gerodeten Waldboden, ganz wie ein frisch gefällter Baum.
 
Nordwacht? Was für eine Nordwacht?
Die Schlägerei hatte viel Aufsehen erregt auf der Seebachstraße und Reisende waren herbeigeeilt oder stehen geblieben.  Als Bjornar wieder klarer sehen konnte standen die dreisten Frauen unter der Menge, offensichtlich wohlbekannt. Keuchend stemmte er sich hoch, doch sein ganzer Leib brüllte vor Schmerz. Gebrochene Rippen, ein klopfender Schmerz im Schädel – schlimmer noch, die Ahnung, dass mit diesem Weibsbild eine Gefahr über den Grimmbaum gekommen war, die weder er noch die Ahnen so schnell bändigen konnten.
Die Städter und Reisenden besprachen das Problem der Rodungen, viele waren auch besorgt, über den Diebstahl der Rohstoffe. Eine Nordwacht war auf der Suche nach den Übeltätern. „Die, die der geprügelte Nordmann „Hacker“ nennt, kommen in der Nacht wie Ratten, fällen unsere Bäume und verschwinden, bevor die Sonne aufgeht.“, sagte ein anderer.
Ein grauhaariger Städter aus Nebelhavn trat vor. „Wahr ist’s, wir in der Stadt verachten diesen Frevel ebenso. Unsere Schmiede brauchen Holz, gewiss, aber wir hauen nicht den ganzen Wald kahl. Diese „Hacker“… keiner weiß, wer sie sind. Kaum ein Name oder Spur lässt sich finden.“
Da nickte ein junger Jäger mit entschlossener Miene. „Die Nordwacht patrouilliert bereits tief in den Wäldern. Sagt man, sie haben Fährten gefunden, aber verlaufen tun sie sich darin wohl auch. Bisher konnte niemand die Namen dieser Schurken erfahren.“
Bjornar taumelte davon, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war erschöpft und verletzt, aber in seinen Augen loderte der Wille, weiterzukämpfen. Unter den Umstehenden war auch Davind, und Bjornar wurd‘ es mulmiger noch, als von den Hieben der goldgierigen Cataleya. Was, wenn‘s nun stimmte und er im Namen der Geister fast fälschlich Natharas Mann, doch Sammler, erschlagen hätt...?
 
Die Wächter am Ahnenbaum
Bjornar warf sich keuchend auf den Boden, im Schutze Palisaden von Fjellgatt. Jede Bewegung schmerzte, seine Rippen fühlten sich an wie von einem Bärentatzenschlag zertrümmert. Doch schlimmer als all die körperlichen Wunden nagte der Zweifel an ihm: Er hatte keinen der eigentlichen Frevler stellen können, fast einen unschuldigen Vater zerschmettert – und dann auch noch zwei goldgierigen Räuberinnen vom Ahnenhain erzählt.
„Dat ist neyt bra, Haldron“, flüsterte er mit jugendlicher Stimme. „Jeg han wieda Mistmacht. Anstatt de Hacker zu fassen, hab jeg Davind beinah ansprungn. Un jetzt wissen diese Weiba von dem Heiligbaum, und de dummlichen Wichtels denken doch sicha, da läge wirklich Funkelstein.“
Haldron, tiefe Falten in seinem Gesicht, klopfte dem Nordmann behutsam auf den Schulterpanzer. „Jeg ken all de Wichtel nich, von denen du mir erzählst. Aba als de mir Cataleyas Namen nanntest, fuhr mir eyn Schreck durch Mark und Bein. Dieses Weib trägt ein altes, gefährliches Geheimnis. Uns droht Unheil, Junge. Wir brauchen nu die Kraft des Waldes mehr denn je.“ Er atmete tief durch. „Dass de mit gebrochenen Rippen vor mir sitzt, zeigt mir, wie ernst die Lage ist. Das nächste Mal nimmst de Oks, es iss doch recht, wenn de Frevler den Forst mit ihrem Blut nähren.“
Bjornar fuhr sich über die Stirn, spürte den Schweiß und das getrocknete Blut. „Wat soll jeg machen, nu? Jeg kann se nicht alleen aufhalten. Nich so. Der Forst un der Grimbaum… iss letzlicher, als se alle denkn“, so stammelt er, selbst der Barbarensprache nur halb mächtig.
Ein fernes Grollen, das zuerst wie Wind in den Wipfeln klang, ließ den Schamanen und den Jungen aufhorchen. Eine Stimme der Nacht, tief und erdverbunden. Auf den Lichtschein des Feuers zu kamen drei Schatten, größer, als ein Mensch es je sein könnte. Bjornars Herz pochte wie wild, doch Haldron lächelte schwach. „Das sind sie. Se sinn dir gfolgt, wie all deyne andern Tierfreunde.“
Erst trat Grimvoerdr, aus dem Dunkel: ein gewaltiger Grizzly, die Augen wie flüssiges Kupfer, fauchend vor unbändigem Zorn. Hinter ihm schob sich Lifskjold, ein pechschwarzer Bär mit gespitzten Ohren und wachsamen Blick, so als höre er jedes Rascheln des Waldes. Zuletzt kam Aettbjorn, der betagte Braunbär mit silbern durchzogenem Fell. Er bewegte sich langsam und bedächtig, doch hinter den tiefen Augen glomm eine uralte Weisheit.
Normalerweise hielten diese Waldbewohner voneinander Abstand, jeder in seinem Revier. Doch diese Nacht standen sie Seite an Seite, die Rivalität vergessen. Sie rochen Bjornars Blut, hörten seinen unterdrückten Schmerz und den Groll in seiner Seele. Und sie verstanden.
Haldron verneigte sich vor ihnen und stützte sich auf seinen knorrigen Stab. „Grimvoerdr, du Grimmiger Wächter. Lifskjold, du Hüter des Lebens. Und du, Aettbjorn, weiser Ahnenbär – willkommen im Hain. Der Ahnenbaum braucht Euren Schutz.“
Die Bären blieben stumm, doch sie traten nah an den Barbar und den Schamanen heran, als wollten sie sagen: Wir haben euren Ruf vernommen. Wir werden bleiben.
Bjornar erhob sich schwerfällig, doch mit neuer Hoffnung in seinem Blick. „Jau, ihr drey! Wenn wir gmeinsam wachn, wird keener – Hacker oder Räuberin – ungeschoren den Heiligbaum antasten. De Ahnen haben uns neyt verlassn.“

Ahnenwächter.png
 
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Haldron
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Haldron »

Die Wachen Informieren die Schamanen das der Forsjaman sie zu einem Treffen ruft. Am 4ten Tag der kommenden Woche sollen sie sich am Thingplatz einfinden.

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Sjamantreffen Donnerstag 27.2 20oo Thingplatz
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Re: [Barbaren] Fjellgat

Beitrag von Haldron »

Im ganzen Dorf wird verkündet dass der Forsjaman am dritten Tag der kommenden Woche den Werager Gor, welcher von seiner Bransla zurückkehrt, Segnen wird. Und das er Yngvildr auf die ihre vorbereiten wird.

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Mittwoch 19.3 20oo
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