[Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Rollenspielforum für Caladlorn.
Hier könnt ihr untereinander Nachrichten austauschen, Aushänge verbreiten lassen und die jeweils gültigen und offiziellen Veröffentlichungen der Stadt sehen.
Antworten
Armon
Beiträge: 29
Registriert: 27 Mai 2020, 17:18
Has thanked: 9 times
Been thanked: 23 times

[Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Beitrag von Armon »

An die elfischen Bewohner der Stadt Caladlorn,

Ich bin Armon vom Hause Assuan – und dies sollen keine bloßen Worte sein, sondern eine Warnung,
ein Schwur, der eure Hallen erzittern lassen soll.

Viele unter euch kennen meinen Namen nicht, doch die Winde der Geschichte flüstern von meinen Taten. 

Mein Schwert hat die Heimat verteidigt, mein Blut unzählige Male für das Wohlergehen unseres Volkes den Boden getränkt.
Im Verborgenen habe ich geholfen, die Mauern dieser Stadt wieder aufzurichten, ihr Leben und Glanz zurückzugeben – 
wahrlich ein Diener, dessen Siegel einige eurer Klingen und Schilde ziert. 

Mein unerschütterlicher Beistand und meine Ehre waren stets darauf bedacht, die Banner unseres Volkes hochzuhalten. 
Doch nun erhebe ich meine Stimme, denn Verleumdung und Verrat haben sich wie ein giftiger Nebel auf eure Stadt gelegt.

Euer Stadthalter Ba’thal, verblendet von Hass und Zorn, und der Paladin Jaster Darez,
haben am heutigen Tage einen Fehler begangen, der das Muster eurer Welt für immer verändern wird, und das nicht zu euren Gunsten.

Jenseits der Grenzen Caladlorns erhoben sie in schändlicher Weise ihre Klingen gegen mich – gegen mich, Armon vom Hause Assuan,
dessen Ehre und Treue seinem Volk gegenüber zuvor unerschütterlich war. 

Mit Lügen und falschen Anklagen, als wäre ich ein dahergelaufener Sterblicher und nicht ein Kind des Lichts,
war ihre bloße Absicht, mein Leben zu tilgen. 

Euer Stadthalter, in seinem Wahn, sprach ein Urteil, das nicht von Licht sondern nur von Wahnsinn zeugt: 
Er befahl mir, mich selbst in die glühenden Lavaströme zu werfen, um dem Licht entgegen zu treten,
als wäre mein Tod ein simples Opfer und eine Genugtuung für seine verdorbene Seele.

Dies war kein Akt der Torheit, sondern ein Frevel, der meinen Stern selbst erzürnt hat.

Ich stand ihnen ohne Hass entgegen, ohne Argwohn, ohne Worte des Zorns, ohne jegliche Gegenwehr – 
und dennoch ließ der Lichtelf Ba’thal seine Hiebe auf mich niedergehen, ungebremst, unerbittlich, unbarmherzig und feige.

Ba’thal, ein Herrscher ohne Weisheit abgewandt vom Licht der Sterne, und Jaster, ein Paladin ohne Ehre, 
haben damit nicht nur mich angegriffen – sie haben das Haus Assuan entweiht, mein Versprechen gegenüber meiner Familie besudelt
und mein Vertrauen in unser Volk unwiederbringlich zerschmettert. 

Wisset:
Mit dieser Tat wurde ein Elf zutiefst beleidigt, entehrt und enttäuscht. 
Ein Elf der für euch gelitten, geblutet und alles geopfert hat, und nun wird euer Schicksal in seinen Händen liegen.

Höret nun mein Versprechen, ihr Hochelfen von Caladlorn: 
Aufgrund der Handlung eurer Führung, verbleibt mir kein anderer Ausweg, als das Schwert des Schicksals zu erheben und die Fäden mit euch zu durchtrennen.

Meine Rache und mein Zorn sind erwacht, und es wird euch kein Gebet schützen, keine Mauer euch bergen, keine Gnade euch erlösen.

Bei den Geistern der Ahnen, bei jedem Tropfen Blut, den ich für unser Volk vergossen habe, schwöre ich: 
Die Schande und der Verrat, die mir angetan wurden, werden wie ein Sturm der Vergeltung über euch hereinbrechen – hundertfach, tausendfach, 
bis die Grundfesten der Lügen und des Verrats eurer Stadt zerbrechen. 

Doch ich biete euch einen Pfad aus dieser Verdammnis: 
der Lichtelf Ba’thal soll vor dem Haus Assuan zu Knie sinken, seine Reue in den Staub schreiben und einen Schwur leisten, 
von seinem Hass und seiner Willkür gegenüber meinem Haus abzuschwören. 

Nur dann wird mein Schwert ruhen, nur dann wird die Dunkelheit meines Zorns von euch weichen.


Gezeichnet in Sturm, Schatten und Flammen,

Armon vom Hause Assuan
Benutzeravatar
Ba'thal
Beiträge: 236
Registriert: 29 Apr 2019, 16:07
Has thanked: 19 times
Been thanked: 128 times

Re: [Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Beitrag von Ba'thal »

Es war ein sehr, sehr langer Tag. Die Ausritte mit Jaster Darez sorgten für einige Kämpfe. Er fühlte sich müde - nun, möglicherweise war er es auch. Doch er kam bei seiner Grenzsicherung an dem Schreiben vorbei.
Nur wenige Worte war es ihm wert und so sprach er zu den Edhil, die stets Wache hielten:
"Ich dachte, er wäre tot."

Mehr gab es nicht zu sagen.
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 480
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 65 times
Been thanked: 202 times

Re: [Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Beitrag von Shira'niryn »

*Es dauerte nicht lange, da hatte das Faerwesen die Nachricht ob ihres Wohnortes in Caladlorn zwischen den Fingern. Mit jeder Zeile zogen die Augenbrauen sich mehr zusammen, bis nur noch eine gewisse Irritation zu erkennen war. Sie zögerte etwas, wusste nicht, ob eine Antwort überhaupt sinnvoll wäre, aber letztendlich schickte sie einen mutigen Spatzen los, Armon zu suchen.*


Suilad nîn Armon

ich schreibe dir als Bewohnerin Caladlorns und muss dir mitteilen,
über deine Zeilen doch sehr verwundert zu sein.

Ein Edhil gibt sich nicht der Lug und Täuschung hin, wenn ich etwas
in meiner Zeit mit den euren gelernt habe, dann das.

Also frag ich dich:

Wo warst du auf der Überreise? Als wir gemeinsam den Stürmen
getrotzt haben, einander Halt und Sicherheit gegeben haben?

Wo warst du als wir das neue, unbekannte Land entdeckt haben,
uns durch Wüste, Steppe, Dschungel und Sumpf gekämpft haben?

Wo warst du beim Entdecken Caladorns? Wo bei seinem Wiederaufbau?

Wo warst du als Golga von Assuan niederträchtig, Seite an Seite mit
einer Nekromantin aus Surom, so viele wehrlose Edhil vor Caladlorn
abgeschlachtet hat, dass man sie nicht mal mehr an einer Hand
abzählen könnte?

Wo warst du bei den unzähligen Malen, die man den Edhil aus
Caladlorn drohte, während man ihre Wälder zerhackte und ihnen
nur Leid zufügte?

Wo warst du als Surom, mit Golga von Assuan an der Spitze, in
den Feenwald eingedrungen ist, um dort nicht nur alles zu verwüsten,
sondern auch, um den Condir und Verbündete der Edhil anzugreifen?

Wo warst du auf den Festen und Treffen in Loriendor oder Caladlorn,
zu denen du sogar Einladungen erhalten hast?

Wo warst du, als DEIN Volk dich dringend gebraucht hätte?
Wo warst du, um an der Seite DEINES Volkes zu stehen?

Ich war dort und ich kann dir sagen, du warst nicht hier.

Und doch verfasst du nun dieses Schreiben, in denen du dich als Kind
des Lichts und Treu deinem Volke beschreibst. Während du den
Nachnamen eines Verräters hochhälst, der sich ganz der tiefen
Schwärze des Abyss hingegeben hat.

Erinnerst du dich an unsere Unterhaltung vor einigen Jahren? Deine
Bitte an mich, ein Auge auf Golga zu haben, weil du befürchten
würdest, er würde irgendwann den Schatten verfallen? Wie konnte
es passieren, dass dir das Gleiche passiert ist?

Wie kann ein Edhil, ein Nachkomme der Caledhil, sich so in den
Schatten von Lügen, Verrat und Dunkelheit verstricken, dass er
offenbar nicht mehr klar sehen kann?

Weißt du noch, wer du selbst bist Armon? Was du selber bist?
Deine Zeilen verraten mir, dass dies offensichtlich nicht der Fall
ist und ob unserer Vergangenheit schmerzt es mich, dich so
zu sehen.

Es macht keinen Unterschied, was du mal getan hast, was du mal
gesagt hast oder wer du mal gewesen bist. Was zählt, sind die Taten,
die du heute durchführst.

Sich Golga anzuschließen, seinem mörderischen Wahn zu unterstützen,
dich gar Surom anzuschließen, wie er es tat, ist nichts, wo deine Herkunft
oder deine Vergangenheit dich retten könnte, es sei denn du möchtest
es, von dem letzten Funken Licht in deinen Herzen aus, es noch selber tun.

Du hast Glück, dass der Orchaldor zwar manchmal Taten in Zorn und Rache
ausführt, aber er doch auch Einsicht und Weisheit zeigen kann.
So du gewillt bist, dich wieder -wirklich- dem Licht zuzuwenden, als Teil
DEINES Volkes, als Teil Caladlorns, so bin ich zuversichtlich, wird dir
ein gerechtes Strafmaß zuteil und du wirst die Möglichkeit haben
wieder unter den deinen zu weilen.

gez.
Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Ithril en noss Areu

Bild
• Wir müssen säen, ohne zu nehmen. •
• Pflegen, ohne zu zerstören •
• und lernen, ohne zu vergessen. •
Armon
Beiträge: 29
Registriert: 27 Mai 2020, 17:18
Has thanked: 9 times
Been thanked: 23 times

Re: [Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Beitrag von Armon »

In einer mondlosen Nacht, als die Schatten über das Land krochen, landete ein pechschwarzer Rabe auf dem steinernen Sims von Shira’niryns Fenster. Sein Gefieder glänzte wie poliertes Obsidian und seine glühenden Augen funkelten in einem bedrohlichen rot.

In seinem krummen Schnabel hielt er ein zusammengerolltes Pergament, versiegelt mit dunklem Wachs, gezeichnet mit elfischen Symbolen. Als Shira’niryn dieses entroll, enthüllen sich zwischen den Zeilen der Botschaft bruchstückhafte Einträge von Tagebüchern – Notizen, die von der Vergangenheit zeugen.
Ihr solltet keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Erst wenn man das gesamte Bildnis betrachtet, kann man die Wahrheit mit ungetrübten Blick erkennen.

So lasst mich eure Fragen beantworten:

>> Wo warst du während der Überfahrt?
Wer, glaubt ihr, hat das rote Schiff als Steuermann geführt und trotz zahlreicher Rückschläge eine sichere Ankunft in Nebelhafen ermöglicht?
Das Schiff, das die Seelen beherbergte, die als unwürdig erachtet wurden – jene, denen man den Zutritt auf das elfische Schiff verwehrte?
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
Bild

>> Wo warst du, als wir das neue, unbekannte Land entdeckten, als wir uns durch Wüste, Steppe, Dschungel und Sumpf kämpften?
Wer, glaubt ihr, hat mit all seiner Kraft die Gefilde von Nebelhafen und dessen Bewohner vor lauernden Übeln geschützt – und so das Überleben der Neuankömmlinge ermöglicht?
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
Bild

>> Wo warst du beim Entdecken Caladorns? Wo bei seinem Wiederaufbau?
Wer, glaubt ihr, hat unzählige Wochen damit verbracht, die Aufbaukisten der elfischen Stadt mit lebensnotwendigen Ressourcen zu füllen, damit ihr ein Dach über dem Kopf habt?
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
Bild

>> Wo warst du, als Golga von Assuan niederträchtig, Seite an Seite mit einer Nekromantin aus Surom, so viele wehrlose Edhil vor Caladlorn abschlachtete, dass man sie nicht einmal mehr an einer Hand abzählen konnte?
Wer, glaubt ihr, hat in diesen schweren Zeiten seine schützende Hand über das Volk der Elfen gehalten? 
Wer rang den Magusen das Versprechen ab, von Zivilisten und Kindern abzusehen? Glaubt ihr wirklich, dass die Opferzahl sonst so gering geblieben wäre?
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
Bild

>> Wo warst du all die Male, als man den Edhil aus Caladlorn drohte, ihre Wälder zerschlug und ihnen nur Leid zufügte?
Wer, glaubt ihr, half mit den Pfeilern, die aus diesen Stämmen gefertigt wurden, neue Unterkünfte zu errichten – eine Heimat für jene zu erschaffen, die ihr als Unwürdig angesehen habt?

>> Wo warst du, als Surom, mit Golga von Assuan an der Spitze, in den Feenwald eindrang?
Wer, glaubt ihr, unterstützte die Forschungen im verseuchten Wald, half die Siegel zu brechen, die Sumpfhexe zu bezwingen und die Nymphen zu retten?
Und das, nur damit ihr in euren Ländereien wieder in Frieden leben könnt.
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
Bild

>> Wo warst du auf den Festen und Treffen in Loriendor oder Caladlorn, zu denen du sogar eingeladen wurdest?
Die Einladung wurde mir herangetragen. Doch ich wiederhole gern meine Worte, die ich bereits Ba’thal mitgeteilt habe:
Mögen die Elfen ihre Feste feiern wie sie wollen, doch sollen sie nicht die Bürde der Anwesenheit anderen auferlegen.
Nicht jeder ist gewillt, seine Zeit mit jenen zu verbringen, die seinem Haus und seiner Familie mit Argwohn und Hass begegnen.

>> Wo warst du, als DEIN Volk dich dringend gebraucht hätte
In den Schatten – und ich hielt meine schützende Hand über das Volk, damit ihr eure Feste feiern könnt... 
Denn nicht jeder rühmt sich im Glanz seiner Taten. Es gibt jene, die im Verborgenen wirken – und dennoch das Schicksal der Zeit lenken.

>> Ich war dort und ich kann dir sagen, du warst nicht hier.
Dann habt ihr, durch euer eigenes Lichte verblendet nicht genau hingesehen. 

>> Und doch verfasst du nun dieses Schreiben...
Ja, das tue ich.

Ein Lichtelf - euer Anführer, einst ein stolzer Hochelf namens Naeldir, den ich zutiefst respektierte habe,
hat einen Paladin dazu angestiftet, ihn dabei zu unterstützen, einen unbewaffneten Hochelfen für die Taten eines Menschen zu beschuldigen,
zu bestrafen und niederzustrecken.
Denkt darüber nach ...

>> Wie kann ein Edhil, ein Nachkomme der Caledhil, sich so in den Schatten von Lügen, Verrat und Dunkelheit verstricken,
dass er offenbar nicht mehr klar sehen kann?


Oh, ich sehe - Ich sehe klarer als je zuvor.

Vor allem nach dem, was euer Anführer mir sagte:
Dass ich mein eigenes Leben beenden solle.
Obwohl er über das Schicksal meiner Gemahlin wusste.
Obwohl er wusste, was ich verloren habe!

Das hat mir meine Augen weit geöffnet.

>> Weißt du noch, wer du selbst bist, Armon? Was du selber bist?
Ja, das weiß ich - Aber ihr, ihr scheint es wohl nicht zu wissen!

Ich bin der Elf, der für euch alle über Jahrhunderte hinweg im Stillen geblutet hat.
Ein Gemahl, dessen Seele zerbrach, als seine Frau sich in den Tod stürzte.
Dessen Narben von all den Opfern und Qualen zeugen, die er für sein Volk erbrachte und erdulden musste.

Ich bin der Elf, mit dessen Hilfe die alte Heimat aus den Fängen der Dunkelheit befreit wurde – und als Preis dafür sein Körper geschändet wurde.
Der stille Held, der Naeldir in den schicksalhaften Schlachten das Leben rettete.
Der, dessen Haus den Tarcil heilte und ihm zur Genesung und zum Wohlergehen verholfen hatte.

Ich bin der, der die zerfetzten Leiber seiner Freunde, im Moment ihres Todes in den Armen hielt.

Jener, den man – als Dank für all seine Taten und Opfer, seiner Heimat verwiesen und beraubt hat.
Jener Elf, der über Jahrhunderte hinweg manipuliert wurde – und nun, da er nicht mehr von Nutzen ist,
niedergeschlagen und beseitigt werden soll.

Ohhh, ihr verblendeten Wesen – ich weiß nur allzu gut, wer und was ich bin.
Ich bin Armon von Assuan – jener Elf dessen Haus und Herz man bedroht!

>> Es macht keinen Unterschied, was du einmal getan hast, was du einmal gesagt hast oder wer du einmal gewesen bist.
Nein, .. nein, nein, so einfach ist es nicht.

Versteckt euer Verbrechen nicht hinter der Vergangenheit. Schützt euch nicht mit den Ausreden der Gegenwart.

Lebt mit den Konsequenzen eurer Taten.
Lebt mit dem, was ihr verbrochen habt.
Lebt mit der Dunkelheit, die ihr erschaffen habt!

>> ...ein gerechtes Strafmaß zuteil...
Ja, ein gerechtes Strafmaß.
Das wird über euch alle hereinbrechen – auf die eine oder andere Weise.


gezeichnet in Sturm, Schatten und Flammen
Armon vom Hause Assuan 
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 480
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 65 times
Been thanked: 202 times

Re: [Caladlorn] - Es haftet eine Botschaft an den Grenzpfeilern Caladlorns

Beitrag von Shira'niryn »

*Mit wenig Begeisterung hatte sie den merkwürdigen Raben beäugt, ihn eine Weile am Fenster sitzen lassen, bis sie schließlich das Pergament von diesem nahm, in der Hoffnung, der Vogel mit den unnatürlich rot glühenden Augen würde dann rasch verschwinden. Erneut zeigte sich Irritation über den Inhalt, die vielen bruchstückartigen Zettelchen und schließlich das Schreiben. Glaubte er, reine Worte würden irgendetwas belegen können? Oder es besser machen, dass er bei den Menschen und nicht bei den seinen weilte? Sie haderte erneut, ob sie antworten sollte und ein genervtes "Das bringt doch nichts" aus der anderen Ecke des Raumes, bestätigte ihre Zweifel. Aber etwas in ihrem Inneren, das wusste sie, würde weiter an ihr nagen, wenn sie es nicht versucht hatte. Der Vergangenheit wegen. Der etwas fluffige Spatz, als hätte er zu viele Sonnenblumenkerne gehabt, würde sich im Laufe des Tages erneut auf den Weg machen um Armon zu finden.*


Suilad nîn Armon,

hannon le für deine Antwort, auch wenn jene mir im Grunde nur das bestätigt,
was ich schon von Anfang an befürchtet hatte.

Die Fragen, die ich stellte, sollten nicht nur der Vergangenheit gelten, sondern auch der
Gegenwart. Du bist nicht hier. Stattdessen stellst du dich als einen stillen Helden dar, der
hinter dem Schleier agiert hat. Jedoch was nützt all diese heimliche Tatkraft, wenn du
niemals bei uns warst? Selbst in der Zeit, als Golga noch ein Teil der Bewahrer war, als WIR
für ihn unsere Hände in das Feuer legten, um die Häuser der Edhil ihm eine Chance geben zu
lassen und in Tarcil Areu den Wunsch weckten Golga und dich kennenzulernen. Selbst als dir
kein Misstrauen, kein Hass, keine Abneigung entgegengeschlagen hätte, warst du nicht da.
Egal zu welcher Zeit. 
Ich sehe deine Taten und erkenne nur ein ständiges Fehlen - da, wo es wirklich zählte.

Du erzählst davon, in Nebelhafen und anderen Landen mit Feinden zusammengearbeitet
zu haben, um für "das Volk der Edhil" zu kämpfen. Doch wie kann ich dir glauben, wenn du es
für richtig hältst, dich mit denen zu verbünden, die uns zutiefst verachten oder gar hassen?
Du hast dich für Golga, für Surom, für die Edain und für eine Sache entschieden, die uns fremd
sind, statt an der Seite derjenigen zu stehen, die unsere Heimat immer wieder verteidigen.
Du hast lieber Edain geholfen, die nicht einen Finger für Caladlorn krümmen würden, anstatt 
deinem Volk und versuchst es nun so dazustellen, als wäre es für Caladlorn gewesen.

Du behauptet, dein Lügnerherz sei ein Meisterwerk der Täuschung, dass du in den feindlichen Reihen
agieren kannst und dennoch treu geblieben bist – aber wie kann ich, wie können wir dir glauben, wenn 
du diese Fähigkeit besitzt, uns oder andere mit solchen Worten zu betrügen?
Was ist mit den Duredhil? Was musstest du tun, damit sie dich an der Seite von Golga akzeptieren oder
tun sie das noch gar nicht und deine Aufgabe ist es, das Vertrauen der Edhil zu erlangen, um Informationen
für die Dunklen zu beschaffen? Das wäre ein kluger Schachzug für die Ilharess, denkst du nicht?
Wo sind die -aktuellen- Taten, die deine Treue zu den Edhil, zu Caladlorn belegen?
Wo ist der Beweis, dass du in unserem Interesse handelst und nicht in dem der Edain, die uns schaden wollen?
Und ich rede hier nicht von irgendwelchen niedergeschriebenen Zettelchen oder Bildchen, 
sondern von tatsächlichen Handlungen, die ein jeder Edhel mit eigenen Augen sehen und mit eigenen
Ohren hören kann.

Deine Vergangenheit mag von großen Taten und auch großen Schmerz erzählen, doch sie ist nicht alles,
was zählt, egal wie sehr du dich daran klammerst. Oder sollten wir auch Golga verzeihen, weil er vor Jahren
mal ein anderer Adan gewesen war?  Sollen wir all die Hinweise ignorieren, die uns offensichtlich zeigen, dass
nicht nur er, sondern auch du dem Schatten verfallen bist?
Die Zeit verändert die Wesen und so sind die Entscheidungen, die du heute triffst, die Taten, die du heute
vollbringt, die, die wichtig sind. Auch die strahlendste Eiche kann Jahrzehnte unbeugsam und stark sein, 
und doch bis in die Wurzeln verfaulen, bis sie in sich zusammenbricht.

Ich bin kein Wesen des Krieges, der Zerstörung oder der Dunkelheit Armon. Der Wald und der Götterdrache
haben mich als Hüterin, als Heilerin und als Wesen der Natur geboren. Ich bin nicht diejenige, welche die 
Waffe erheben wird, aber ich bin jene, die am Ende die Scherben aufsammeln, die Wunden flicken und sich
noch in vielen Jahren um die Narben kümmern darf.
Es schmerzt mich, daran denken zu müssen, wie es dir gehen muss, aber ich kann dir die helfende Hand nur
reichen, wenn du sie auch wirklich annehmen möchtest. Du hast noch immer die Wahl, Armon, ein Edhel sein,
ein Bewohner Caladlorns, ein Verbündeter Solgards, wo die Reste der Assuans und die Vildabans leben,
die dich sicherlich mit offenen Armen empfangen würden oder... der Feind sein, in dem du an Golgas Seite
verbleibst und dich mit Anhängern von Dämonen und den Duredhil umgibst.

Denkt gut darüber nach, Armon, was für einen Pfad du wählen möchtest. Die Schatten, die Dunkelheit, 
das Lügen und Betrügen, in der Hoffnung der Schmerz wäre weniger schlimm, wenn du nur glaubst, du
würdest das Richtige tun oder aber der Weg der Ehrlichkeit, bei den deinen, bei den Edhil in Caladlorn, 
den Edain in Solgard, den Lindhil in Loriendor, die entgegen all dem stehen, für das du momentan einstehst.

Auf weitere Rechtfertigungen werde ich nicht reagieren, jedoch auf den Willen meine Hilfe anzunehmen.

UIr i galad en elenath na lín mened
(Immer das Licht der Sterne auf deinem Weg)
Wenn du sie noch siehst.

gez.
Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Ithril en noss Areu

Bild
• Wir müssen säen, ohne zu nehmen. •
• Pflegen, ohne zu zerstören •
• und lernen, ohne zu vergessen. •
Antworten