[Quest] Wenn der Wald erwacht

Rollenspielforum für Quests und Questbegleitung.
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Shira'niryn »

Es war erneut erfolgreich gewesen.

Bild

Gwendolyn hatte Hornblume erfolgreich den Luftaspekt überreichen können und auch bei Fenrik passierte nichts Dramatisches, als jener dem Lindwurm den Wasseraspekt darreichte. Die Veränderungen waren diesmal deutlicher zu sehen, nicht nur schimmernde das Schuppenkleid des Brutdrachens nun in perlmuttartigen Pastelltönen, als würde man das innere einer Muschel betrachten, auch das trostlose Geweih verwandelte sich, nachdem die trockenen Blüten und Blätter abgeworfen wurden, in eine prächtige Blätterkrone mit zahlreichen Knospen, die jedoch noch darauf warteten zu erblühen. Die Atmung schien friedlicher und für einen Augenblick öffnete sich sogar das intensive, gelbe Augenpaar des Lindwurms, um Fenrik für einen Moment anzustarren. Ein großartiger Erfolg und eine kleine Last, die Shira von den Schultern fiel. Sie glaubte fest daran, dass mit dem Befreien des Erdaspekts nun auch der letzte Schritt kurz bevor stand. In wenigen Tagen!

Sie hatten sich in der Gruppe über das letzte Rätsel, das Rätsel des Erdefeus, unterhalten und so wurde erneut ein Schreiben an alle Teilnehmer und Gruppierungen entstand, Tyladriel bekam eine zusätzliche Notiz.

Alae zusammen!

Zusammen haben wir uns am 3. Umlauf des aktuellen
Mondes zusammengefunden, um Hornblume beide
Aspekte zurückzugeben. Das Lufveilchen und die
Wasserlilie.

Dank des Einsatzes von Gwendolyn und Fenrik,
sowie natürlich allen anderen, die den Beiden geholfen
haben, konnten die Aspekte befreit und überreicht
werden, wobei man die Veränderungen Hornblume
deutlich ansieht! Es scheint ihr schon viel besser
zu gehen und so werden wir wie geplant am Ende
des Wochenlaufes, am 8. Tag zur 8. Stunde nach
dem Mittagsläuten fortfahren.

Das letzte Rätsel ist jenes des Erdefeus und beim
letzten Treffen haben wir darüber geredet und
beschlossen, die Aufgabe an Tyladriel zu geben.

Das Rätsel lautet wie folgt:
“Befreit zuletzt meinen Willen, Erde in Unendlichkeit,
sucht nicht weit, das gekrönte Ziel ist nahe dieser Örtlichkeit,
schnitzt ein Werkzeug, spitz und hohl soll es sein,
manchmal ist es anders, als uns es zeigt, der Anschein.”

Ort und Werkzeug wurden weitestgehend besprochen
und so steht der Befreiung des letzten Aspekts
eigentlich nichts mehr entgegen!

gez.
Shira'niryn

Für Tyladriel scheint am Schreiben eine weitere Notiz befestigt zu sein.

Tüladriel

Du hast im ersten Schreiben sicherlich schon gelesen
dass du die unglaublich große Ehre hast, dich auch
mal nützlich zu machen!
Ich weiß, nett von mir. Es war Livius Idee.
Er meint, du tust sonst nie etwas.

Wir haben beim Besprechen schon festgestellt
dass der Ort vermutlich der große Baum in der Trollhöhle
ist, dort, wo man hinunter zu Hornblume steigen kann.

Was das Werkzeug angeht, so gibt es verschiedene
Ansätze von einem Zapfhahn, bis zu einem spitzen Röhrchen
und das bleibt am Ende dir überlassen. Irgendetwas
aus Holz!

Ist toll von dir, dass du dich so gut kümmerst.

gez.
Shira
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Tyladriel
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Tyladriel »

Er wog den Knochen der Harpyie in der Hand. Er hatte genug solcher Knochen zertrümmert, um zu wissen, dass sie innen hohl waren. Natürlich war eigentlich ein geschnitztes Holzstück gefordert, eine Art Röhrchen und kein Knochen – aber warum sich an Vorgaben halten, wenn eine bessere Lösung so offensichtlich vor ihm lag? Grinsend verstaute er den Knochen – mit sich selbst zufrieden, konnte er nun nach Nebelhafen zurückkehren um diesen kleinen Triumph mit einem guten Wein zu krönen. Der Baum würde schließlich nicht weglaufen... Außerdem galt es noch eine Antwort auf die überaus höfliche Nachricht Shiras zu verfassen.

Geschrieben in den arroganten Worten des Drachenmagiers – daran bestand kein Zweifel. Tyladriel hatte mittlerweile den Eindruck – Nein, er war sich sicher – dass der Magier immer weiter die Grenzen des sonst so leichtlebigen Kriegers auslotete. Eine Antwort musste folgen – ein deutlicher Schuss vor den Bug.

In der Taverne angekommen, würde er in der gewohnt alkoholgeschwängerten Atmosphäre die folgende Antwort verfassen, zu Händen von Livius:
Ein Wolf mit Narben, ein Krieger im Kern,
ein Jüngerer mit Funken, die glitzern wie Stern.
Dein Zauber mag blenden, dein Stolz mag dich führen,
doch Mondlicht allein kann kein Rudel regieren.
Der Magier er knurrt, doch der Schönere spricht klar:
Mein Biss bleibt stärker als deine Magie je war.

T.

 
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Livius Quintus
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Livius Quintus »

Mit einem verwirrten Ausdruck pendelten die bernsteinfarbenen Iriden über die niedergeschriebenen Zeilen Die Brauen zogen sich deutlich zusammen und der Drachenmagier fragte sich unweigerlich, aus welchem Grund er zu dieser Ehre kam. Die vergangenen Aufeinandertreffen liess er im Kopf Revue passieren, doch eine Antwort blieb aus, denn er wusste nicht um Shiras Scherz, sich zu erlauben, in seinem Namen ein Schreiben zu verfassen. Sie würe hoffen müssen, dass er nicht dahinter käme! Ein Schmatzen entwich dem Magier letztendlich und das Schreiben wurde kurzerhand umgedreht, um auf dem Rücken eine Antwort zu verfassen.

Mir war nicht bekannt, dass du ein Herz für die Lyrik besitzt - wie romantisch von dir.
Du von allen solltest allerdings wissen, dass es sich, bei einem Liebesbekenntnis wie diesem, gehört seinem Gegenüber zumindest einen köstlichen Wein mitzugeben.
Ich bin gerührt, doch von der mangelnden Hingabe enttäuscht, mein Freund.

Was auch immer der Grund für dieses Schreiben ist, es gibt derzeit wichtigere Dinge zu klären. Ich war so frei, Shira zu empfehlen dir die nächste Aufgabe anzuvertrauen und hoffe, dass ihr Schreiben dich bereits erreichte.
Wir setzen auf dich.

L.
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Shira'niryn »

Es war vollendet und das mit vollem Erfolg. Vor etwas mehr als einem Wochenlauf hatten sie endlich den letzten Aspekt, den der Erde befreien können und durften dabei Zeuge von Tyladriels „kreativer Arbeit“ sein. Ehrlich gesagt zweifelte Shira ein wenig am Verstand des Mannes, aber so war das eben oft mit den Menschen.

Nachdem er versucht hatte ein Lied auf einer Flöte zu spielen, was bei allen Anwesenden eher eine Schockstarre auslöste oder den unbändigen Wunsch ganz rasch den Ort zu verlassen, wurde noch einmal darüber diskutiert, wie das Rätsel wirklich zu verstehen war. Letztendlich nahm er einen Bolzen, eine kreative Lösung für das nun fehlende Werkzeug, nachdem die Flöte aus Frust zerschmettert wurde. Bei dem Versuch den Bolzen in die Rinde des alten Baumes zu drücken, passierte jedoch die gewohnte 'Abwehrreaktion' der Aspekte von Hornblume. Diesmal waren es keine schmerzhaften Ranken, keine tosenden Winde oder ein viel zu hoher Wasserstand... nein, diesmal waren es diverse Kreaturen der Erde, die sich in der Höhle manifestierten, um die Anwesenden anzugreifen. Erdschleime, Erdelementare und am Ende gar ein ziemlich zorniger, überwucherter Drache.

Nachdem sie alle Wächter besiegt hatten, sickerte endlich eine schimmernde Efeuranke aus dem alten Baum heraus, doch verschwand sie sogleich und die Vermutung lag nahe, dass sie aufgrund der Nähe zu
Hornblume, ihren Weg allein zu jener gefunden hatte. Beim Betreten der Höhle des Lindwurms, bestätigte sich diese Vermutung innerhalb kürzester Zeit. Hornblume erstrahle in alter Kraft, ein schillerndes, perlmuttfarbenes Schuppenkleid in allen erdenklichen Pastelltönen, ein mächtiges Geweih voller prächtiger Blüten und satten Blattwerk – selbst im Gefüge nahm man das Vervollständigen ihrer Präsenz kurz wahr.
Die Macht, die sie nun umgab, war noch eindringlicher als vorher, wenn das überhaupt noch möglich erschien und kaum jemand wagte sich dem Lindwurm gegenüberzutreten. Sie forderte die Aspektbefreier jedoch auf, nach vorne zu ihr zu kommen und so waren es Mayla, Fenrik und Tyladriel, die langsam auf den Lindwurm zugingen. Gwendolyn hatte es wohl an diesem Abend nicht schaffen können, doch gehörte sie genau so zu den „Vieren“.
Der Götterdrache bedankte sich bei ihnen und jeder schien als besonderen Dank ein Geschenk von ihr zu erhalten.

Mayla als Befreierin des Feueraspekts, erhielt eine kristalline
Feuerrose, in deren Inneren die Flammen flackernd zu tänzeln schienen.

Fenrik als Befreier des Wasseraspekts, erhielt eine kristalline
Wasserlilie, von welcher das Plätschern von Wasser auszugehen schien.

Tyladriel als Befreier des Erdaspekts, erhielt einen kristallinen
Erdefeu, der in seiner goldenen Wärme etwas Beruhigendes ausstrahlte.

Gwendolyn, als Befreierin des Luftaspekts, würde vermutlich ein
kristallines Luftveilchen erhalten. Hornblume schickte diesen Dank auf
magischen Weg zur jungen Druidin, aber mehr konnten die Anwesenden nicht
erfahren.

Bild

Gerade dann, als Shira glaubte, es wäre alles geschaffte, richtete Hornblume ihre Worte jedoch direkt an den kleinen Kristalldrachen. Für die „kleine Schwester“ schien der Lindwurm einen besonderen Dank
aussprechen zu wollen und für den Augenblick war es, als würde Shira ihrem Gehörsinn nicht trauen. Der Götterdrache war nicht nur in der Lage, sondern auch gewillt ihr DIESEN einen Wunsch zu erfüllen. Der Wunsch, der sie schon eine lange Zeit begleitete. Natürlich würde auch dieser mit einem Preis einher kommen. Nichts war umsonst, alles hatte seinen Preis. Es war immer ein Geben und ein Nehmen, damit das Gleichgewicht bestehen bleiben würde. Sie war aufgeregt, auch wenn sie vorerst versuche das Gefühl hinab zu kämpfen, um im Angesicht von Hornblume nicht zu sehr aus dem Häuschen zu sein.

Bild

Nachdem der Lindwurm dem kleinen Kristalldrachen einen Samen gereicht hatte, der laut der Aussage des Götterdrachens eben diesen Wunsch in der Lage wäre zu erfüllen, nahm er das in Angriff, was er schon vor langer, langer Zeit hatte tun wollen. Hornblume würde endlich gehen können. In Frieden mit der Natur verschmelzen, eins werden mit den rauschenden Blättern, den plätschernden Flüssen und dem quirligen Wind. Sie würde Reh und Wolf zugleich werden, Hase und Igel oder Blume und Stein. Eine Handlung, die sich vor allem im Feenwald bemerkbar machte, den sie als Zentrum auszuwählen schien, denn dieser wirkte nun wie ein kleines, blühendes und lebendiges Paradies.

Etwas verspätet... aber endlich... konnte Shira bei all dem, was passiert war, auch die Ruhe und Geduld finden einen abschließenden Brief an alle zu verfassen:

Alae ihr oder du!

Endlich haben wir es geschafft und diese Geschichte hat
somit ihr wohlverdientes Ende gefunden.

Alle Aspekte konnten wir befreien, alle Hindernisse bewältigen
und letztendlich dabei helfen, dass Hornblume sich befreien konnte.

Sie ist frei und wurde eins mit der Natur, im Feenwald sieht man
die Ergebnisse ihrer Handlung. Sie ist jetzt alles, was wir dort sehen
und spüren.

Hannon le an alle, die dabei waren. An alle, die sich die Mühe gemacht
haben ihre Köpfe für mögliche Lösungen zu zerbrechen und an alle
die tapfer zur Waffe gegriffen haben, wann immer es nötig war.
Besonders möchte ich mich auch hier an jene richten, welche den Mut
auf sich genommen haben, sich der Aspekte anzunehmen und an jene
die keinen Augenblick haben verstreichen lassen, um Teil dieser Reise zu sein.

Ich hoffe, die Bänder des Zusammenhalts, die während dieser
Reise miteinander geknüpft wurden, werden auch in Zukunft halten
und uns noch häufiger zusammenfinden lassen!

Novaer, ar na galu lín!

Gez.

Shira

Bild


Und damit war es geschafft.
Diese Reise war vollbracht... aber die nächste, ihre ganz persönliche, stand schon vor der Tür.
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Livius Quintus
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Livius Quintus »

Im Laufe des Abends würden diverse Briefe in den Umlauf gebracht werden. Sämtliche Beteiligte an der Befreiung Hornblumes erhalten folgendes Schreiben:

Mae govannen

Es gibt besorgniserregende Neuigkeiten zu Shira’niryn, über die ich euch aufklären muss. Mir fällt es selbst schwer, mir ein vollständiges Bild von der Situation zu machen und abzuschätzen, was alles bedeuten mag, daher möchte ich euch über meine Erkenntnisse aufklären.

Shira brach am vorgestrigen Morgen mit dem von Hornblume überreichten Samen und der Absicht, diesen zu sich zu nehmen, von Calad’lorn aus in den Feenwald auf. Mir missfiel ihr Vorhaben ob der unbekannten Konsequenz, doch sie zeigte sich in ihrer gewohnten Art optimistisch und beteuerte, dass nichts Schlimmes geschehen würde. Daraufhin liess ich von ihr ab, nicht aber, ohne sie mithilfe unserer Bindung zu verfolgen.
Ich konnte wahrnehmen, wie sie sich inmitten des Feenwaldes aufhielt, als ich spürte, wie die Verbindung zu ihr sich löste. Alarmiert dadurch brach ich auf, um nach ihr zu sehen und begab mich zu der Stelle, an der ich sie zuletzt wahrnahm. Sie war fort - und an dem Ort befindet sich nun eine riesige Blütenknospe.

Ihr könnt womöglich schon erahnen, welche Vermutungen ich an dieser Stelle aufgestellt habe. Wie sich einen Abend darauf in Anwesenheit von Elira und ihren Freunden herausstellte, ruht Shira im Inneren der Knospe und wird dabei mitunter von einem Numen beschützt. Laut dem Gärner, wie das von Akelei - Hornblumes richtiger Name - geschickte, Wesen sich selbst nennt, hat sie sich zu einem Edelstein zurückgewandelt und soll im Verlauf der nächsten Zeit zu einer Blume heranwachsen und einer “von ihnen” werden. Ich bin mir nicht sicher, worauf es sich bezog, doch im Laufe des Gesprächs setzte es sich mit den Kindern des Waldes und Numen gleich, als “Teil der Familie” - es liegt daher nahe, dass es sich um eine Wandlung zu einem Naturwesen handelt. Es sprach fürderhin darüber, dass die Blüte umsorgt werden müsste und es zu erkennen gäbe, was getan werden muss.

Daher meine Bitte an euch, mich und die anderen darin zu unterstützen. Es bedarf einer Überwachung der Lichtung und kundige Köpfe im Umgang mit Pflanzen. Das ich Verschwiegenheit erwarte, dürfte hoffentlich von sich aus zu verstehen sein.

gez.
Livius

*Speziell für Varyaries Abschrift wird folgendes noch zu lesen sein*

Allen voran erbitte ich deine Unterstützung als Kind des Waldes und begabte Bardin. Laut dem Gärtner würden Blumen Musik und Gesangt besonders mögen und die Kombination mit deiner Herkunft könnte besser nicht sein. Bitte melde dich bei mir.
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Elira Raureif
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Elira Raureif »

Es wird nicht lange dauern - genau genommen eine Nacht - ehe die Schülerin Shiras erneut an der Lichtung mit der Knospe auftaucht. Diesmal ist sie bewaffnet: Im Gepäck sind Dünger, eine kleine, feste Box, eine Pinzette und eine Gießkanne. Kaum angekommen, entwickelt die junge Frau denn auch akute Geschäftigkeit. Sie schaut sie sich mit höchster Aufmerksamkeit in der Gegend um, überprüft das Dickicht nahe der Lichtung nach etwaigen Feinden, stochert mit einem Stock in einem besonders verdächtig aussehenden Gebüsch herum, scheucht einen schlecht gelaunten Dachs auf, flüchtet vor dem Dachs, kehrt wieder sobald die Gefahr vorbeigezogen ist, und geht dann endlich daran, die Knospe selbst zu begutachten.

Das riesige Gewächs wird akribisch nach etwaigen Käfern oder Parasiten durchsucht. Alles, was dabei nicht nach einem Schmetterling oder Marienkäfer aussieht - Spezies gleichwohl, die nun, im Winter, schwer zu finden sein würden - wird dabei so vorsichtig wie determiniert mit der Pinzette in die Box eingesammelt und dort verschlossen. Sobald sie nach gut einer halben Stunde damit fertig ist, derlei an der Knospe und ihren Wurzeln herumzukriechen, wird mit einer kleiner, adretten Schaufel, die eher für die Pflege von Zimmerpflanzen gemacht ist, die Erde behutsam hier und da aufgelockert und nahe des Wurzelwerks strategisch Dünger verteilt. Abschließend ist die Stunde des Gießkännchens gekommen, mit dem Elira in gleichmütiger Geduld mehrfach herüber zum Wasserlauf geht, um die riesige Pflanze nach und nach zu gießen: Ein Unterfangen, das sich etwas mehr als nötig in die Länge zieht, als die Schwarzhaarige dem weiterhin feindselig gestimmten Dachs am Wasser begegnet.

Gut zwei Stunden nach Ankunft ist die Arbeit dann jedoch vollendet und die Knospe ist so gepflegt, wie eine mannsgroße Knospe nur gepflegt werden kann. Alle Utensilien werden wieder zusammengesammelt und die Lichtung wieder verlassen. Zurück bleibt allein ein großes, grünes Blatt, das als Teller für einige Kekse fungiert.

Für Livius wird vor der Abreise aus dem Tal eine Botschaft bei der Elfenwache an der Brücke hinterlassen.
Werter Livius,

ich war heute an der Knospe und habe mich soweit um die Blüte gekümmert, wie es mir zur Zeit möglich ist. Soweit sieht alles gut aus. Den kleinen geflügelten Wächter sah ich nicht, es war aber auch windig und unfreundlich heute, so dass man es keinem verdenken könnte, nicht ohne Not herauszukommen. Ich habe dem Wesen gleichwohl Kekse hinterlassen und werde so bald wie möglich wieder vor Ort kommen. Fenrik oder Cillian werden auch bald eintreffen, um an der Pflanze zu wachen. 

Lin geht es übrigens gleichbleibend. Sie hat kaum Fieber, ist jedoch sehr schwach. Ab und an wird sie wieder zänkisch, so dass ich davon ausgehe, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befindet.

gez. Elira

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Thrilmanduil
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Thrilmanduil »

Viel seiner Aufmerksamkeit verlagerte sich seit Wochen auf Angelegenheiten die nur ihn selbst, seine Träume und seine Verbündeten Fae etwas angingen.
Doch ab und an , da gelang es ihm auch Gehör und Blick auf die Vorgänge in und um Lóriendor zu behalten.
Die Nachricht von Livius ging somit nicht unbemerkt an ihm vorbei, und er machte sich selbst ein Bild von den genannten Ereignissen.

Die Tatsache, dass sich sein Weg und der von Shira bereits trafen und immer wieder überschnitten, selbst bevor sie das Licht der Welt erblickte, was ein felsenfestes Zeugnis einer Verbindung die sowohl über Zufall als auch Freundschaft hinausging.
Er hatte einst der Magierin Shirin und der Drachin Naurm mit Rat, Hilfe und auch Tadel beigestanden.
Er hatte Shiras Werden, Entstehen und auch ihre "Geburt" begleitet, die aus der Verbindung und  dem Vergehen der beiden Wesen hervorging.
Er half Shira im Kampf gegen Tack'chren und hielt Wache über die geschwächten,schlafenden Leiber Shira's und ihres Weggefährten Livius...
Er ermöglichte Shira Einblicke in das Faer  und öffnete ihr somit die Möglichkeit sich von dem Befall durch den Einfluss der Hecke zu heilen.
Sie alle waren immer irgendwie ein Teil des Lebens der anderen geworden.
Und die jüngsten Ereignisse würden dies erneut bestätigen...

Behutsam und doch bestimmt ließ er sein Faer sich sammeln, Form annehmen und in rechte Bahnen gelenkt einen Übergang in diese Welt formieren, hindurch durch die unvorhersehbaren Schlupflöcher der Hecke, hinein in die wandelnden Weiten. Das Ziel dieses Durchganges lag irgendwo in den Randbereichen...eine kleine, stets wandernde Domäne...gerade so deutlich um einige seiner Verbündeten dort zu erreichen, lockend, herbeirufend...der Beschwörungszauber zeigte seine Wirkung und ein Feenwesen und einer der Feenfalter folgten dem Ruf...

Wache halten.png


Die Wesenheiten sollten , so lange wie nötig und so gut wie möglich, Wache und Ausschau halten, sich um die Knospe kümmern, und sich bei drohender Gefahr oder herannahenden Fremden verborgen und bedeckt halten.
Der Feenfalter sollte das Gesehene und Gehörte schließlich auf schnellstem Wege an Thrilmanduil weitertragen.
Er selbst würde jede Nacht einmal vorbeikommen und nach dem Rechten sehen, und seine Helfer hier auf der Lichtung neu beordern...

Zum Abschied legte er seine Handfläche behutsam auf die Oberfläche des Knospengebildes, und ließ einige kurze Gedanken und Eindrücke in dieser Berührung einfließen...
 
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Fel Maris
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Fel Maris »

Zumindest in der Theorie vermochte Fel den Umfang des Feenwaldes zu erfassen: Im Süden begrenzt durch die schroffen Kanten der Trollschluchten, im Osten bis an das Ufer der Nebelbucht ragend, im Westen begrenzt durch das in Sumpf übergehende Jagdrevier der Orks. Auf einem Pergament machten die Linien und schraffierten Farben durchaus Sinn: Wege. Wald. Lichtungen. Eine alte Ruine, hübsch illustriert mit dem Symbol eines geborstenen Helms.

Karten versprachen Ordnung. Karten verkündeten den Sieg des Forschers über das Ungebändigte, über das Ungemessene und Unbekannte durch das Anlegen von Maßstäben und die Vergabe von Namen. Die Zähmung der Wildnis war in dem Moment vollkommen, in dem der letzte verwinkelte Strom bis zu seiner Quelle zurückverfolgt und dann in einem glorreichen Moment, für die Geschichtsbücher verewigten Moment, "Bierbach" getauft wurden.

Nichts davon war geeignet gewesen, um Fel auf das Naherlebnis des Feenwaldes vorzubereiten. Alles hier war Chaos, übergangslos ineinander übergehendes Grün, das ohne Plan und Ziel wucherte. Wege öffneten sich nur um später als Wildwechsel im Schatten des allgegenwärtigen Grüns zu versickern, dichtes Gesträuch reckte sich auf Lichtungen, trieb Blüten aus, die dem Lauf der Sonne folgten.
Und es war laut: Eine nie ferne Kakophonie ungezählter Stimmen, gewoben aus Triumphen und Niederlagen, so vielgestaltig und gleichzeitig beständig wie das Grün selbst.

'Wenigstens ein Teil von mir sollte etwas drin finden. Muster. Vertrautheit. Gewissheit.'

In Wahrheit spürte Fel nichts davon, während sie durch das Zwielicht des Waldes stolperte, über gefallene und moosbewachsene Baumriesen kletterte, vergeblich den Ursprung eines kleinen Bachs suchte, nur um dann, nach gefühlten Stunden des verwirrten Herumirrens mit dem ersten Schritt zurück wieder dort zu stehen, wo sie ihre Reise begonnen hatte.

'Wie kann das sein? Das widerspricht jeder Logik. Ich sollte einen Vorteil hier haben und stattdessen bin ich noch unbeholfener als Fenrik.'

Der Gedanke kam mit einem allzu vertrauten Gefühl von Scham, ergänzt durch einen Funken von Zorn.

Noch vor einem Jahr hätte Fel hier aufgegeben, sich die Niederlage eingestanden und dann reumütig nach Hilfe gesucht. Diese Fel hätte akzeptiert und sich bescheidet, geschluckt und gelächelt, wo Tränen angebrachter gewesen wären.

"Heute nicht. Du wirst mir das nicht madig machen. Das ist ein besonderer Tag, einer, den ich in Erinnerung behalten werde. Der Tag an dem ich nicht aufgebe, mich nicht entmutigen, mich nicht verscheuchen lasse. Ich werde die Knospe finden!"

Für den Feenwald war es ein Samstag.

Er blieb indifferent, unbeirrt, unbeeindruckt, unverändert im stetigen Wandel, selbst über den Moment hinaus, als die zornige Halbelfe schließlich doch aufgab, zu erschöpft um weiter zu versuchen diese spezielle Lichtung zu finden und sich, genau wie zuvor, nur ein Halbdutzend Schritte vom Reisepunkt entfernt wiederfand.
 
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Shira'niryn »

Shira'niryn bekam von all dem, was um die Knospe herum passierte, nichts mit. Wer hätte auch ahnen können, dass das Einnehmen des Samens, um diesen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen,
dazu führte, dass sie erst einmal gar nicht mehr 'sein' würde? Sie hatte weder einen Körper, noch ein Bewusstsein, alles, was innerhalb der starken Knopsenblätter ruhte, war ihr innerster Kern,
der Angol, der Ursprung ihrer Kraft und ihres Wesens. Sie existierte für diese Zeit nicht als Wesen mit Bewusstsein, als wäre es ein endloser körperloser Schlaf, während das Faer, die Kraft der Natur,
angewiesen durch die Macht eines Götterdrachen, durch die Wurzeln der Knospe sie umschloss... und sie veränderte. Nach und nach - wie lange würde es dauern?

Der Gärtner

Das konnte wohl keiner genau sagen, außer vielleicht das kleine Wesen, welches als Wächter und Begleiter von Hornblume zur Knospe geschickt wurde.
"Der Gärtner", Sadon o Akelei, ein Naturgeist des Feenwaldes, gerufen durch die Kraft des Lindwurms, ähnlich, wie es bei Ninsax der Fall gewesen war. Denn auch der Lindwurm wusste,
dass diese Knospe, diese Verwandlung, zugleich auch eine Prüfung wäre, es gab keine Garantie, für den Erfolg. Eine Information die verschwiegen wurde, wie so vieles, denn der Gärtner war nicht da
um die innigsten Dinge der Natur und des Feenwaldes zu offenbaren, nein, er war da, weil Hornblume es so wollte und diese Menschlein, die so grob und nachlässig durch den Wald stampften,
wurden auch nur deswegen geduldet.

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Die erste Aufgabe wurde erteilt und der Gärtner war neugierig zu sehen, wie stark die Bande zwischen dem Edelstein und den Kindern des Waldes wirklich waren...
wie stark die Bande zwischen dem Edelstein und den Menschen waren. Das eine Kind war ihm nicht entgangen, wie es die Feen aus der endlosen Hecke in diese Welt rief und sie anwies zu wachen
und zu beobachten. Auch die folgenden Besuche blieben nicht unbeobachtet. Vielleicht würden die kleinen Feen dem Waldelfen Thrilmanduil auch davon berichten, dass ab und an ein Naturgeist flatternder Weise
über die Lichtung huschte, als würde er sich um die Knospe kümmern. Ein Naturgeist, der den Feenwesen gegenüber äußerst freundlich, gar verspielt anmutete, als wären es alte Freunde -
allerdings schien dieser Naturgeist, der sich stets nur als "Der Gärtner" vorstellte, kein sonderlich großer Freund von Menschen oder anderen Wesen zu sein, die unachtsam mit der Natur umgingen.
Er hielt sich wohl auch nicht zurück, das zu erwähnen, wann immer er könnte.

So wurde vor allem das dunkelhaarige Menschenmädchen immer wieder mit Argwohn betrachtet, wann immer sie auf die Feenlichtung einkehrte, um sich um die Knospe zu kümmern.
Vielleicht machte sich der Numen auch einen Spaß daraus ab und an, aus dem scheinbaren Nichts, eine kleine Haselnuss oder etwas anderes nach Elira zu werfen.
Vielleicht war das aber auch nur zur ganz eigenen Befriedigung, dem eigenen Missfallen gegenüber Menschen irgendwie einen Ausdruck geben zu können.
Was es auch war, Elira würde vermutlich stets das Gefühl haben, nicht allein auf der Lichtung zu sein, als hätte sie den neugierig-starrenden Blick eines Naturgeistes im Nacken.
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Livius Quintus
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Re: [Quest] Wenn der Wald erwacht

Beitrag von Livius Quintus »

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Einem unruhig funkelndem Lichterspiel gleich, zogen die Sterne wie eine Decke über den nächtlichen Himmel und boten Beobachtern eine atemberaubende Sicht. Die Nacht war so klar, dass die Ansammlung der unzähligen Himmelskörper in Form eines breiten, sichtbaren Streifens zu erkennen war. In Nächten wie diesen hätte Livius sich die Zeit genommen, die Sterne zu beobachten und zu studieren, bestenfalls gemeinsam mit Shira’niry.
Stattdessen lag er jedoch zu einem Fellknäuel eingerollt unmittelbar am Fusse der riesigen Blütenknospe und wachte schlummernd über die Umgebung. Die Ohren zuckten regelmässig ob der Geräusche der nachtaktiven Lebewesen des Feenwaldes und hier und da schlugen die Augenlider hinauf, um das gülden leuchtende Bernstein des Wolfes preiszugeben, das aufmerksam die nähere Umgebung sondierte - wachend, wie ein Drache es mit seinem Hort tun würde.

Die vergangenen Abende waren ereignisvoller, als ihm lieb war und zeigten einmal mehr auf, warum der miesepetrige Drachemagier Überraschungen nicht ausstehen konnte. Dabei erhoffte er sich noch ruhigere Zeiten, nachdem Akelei durch die Mithilfe der Forschergruppe von ihren Ketten befreit wurde. Doch dass ihm dieser Wunsch nicht gewährt werden würde, vermutete er bereits, als Shira’niryn den Samen von Hornblume überreicht bekam. Es würde ihren innigsten Wunsch erfüllen, so versprach der Götterdrache. In Anbetracht dessen, dass Livius diesen kannte und bestens um die Natur der Kristalldrachin bescheid wusste, konnte er nur erahnen, dass das, was kommen mag,einen grossen Einschnitt darstellen würde.
So kam es selbstverständlich.

Vor einigen Tagesläufen brach Shira’niryn in den Feenwald auf. Ihr Entscheid rief bei ihm bereits ein Gefühl des Unwohlseins aus, welches sie mit ihrer optimistischen Ader und der Überzeugung, es würde alles gut werden, nur bedingt abflachen liess. Die Tatsache, dass Akelei nicht preisgeben wollte, was sie erwarten würde, verärgerte ihn zutiefst. Daran ändern konnte er allerdings nichts, daher blieb ihm nur übrig, ihr Handeln zu akzeptieren.
Zu dem Zeitpunkt sass er in ihren gemeinsamen Haus in Calad’lorn und lenkte seine Konzentration auf die seelische Bindung zu Shira, mithilfe derer er lokalisierte, wo sie sich befand. Doch plötzlich und ohne Vorwarnung schwächte diese ab und übrig blieb eine Leere, die sonst von den von ihr übermittelten Gefühlen und Eindrücken gefüllt wurde. Ohne zu zögern liess er von seiner Arbeit ab und bündelte die arkanen Energien der Umgebung um seine Finger, um durch den Zugang zur Astralebene eine Abkürzung zum Feenwald zu nehmen. Shira hätte ihm für diese kurze Strecke den Vorwurf gemacht, dass er seine geschenkte Gabe missbrauchte und er hätte es womöglich mit einem Widerspruch von sich abgewiesen. Doch diesmal kam nichts. Keine Reaktion, kein Vorwurf, nichts.

Es dauerte eine Weile, bis er die Lichtung mit dem mächtigen Yew-Baum erreichte, der sich einem König gleich über alle Baumkronen hinweg in die Höhe reckte. Auf den ersten Blick schien alles, wie beim letzten Besuch - unberührt, natürlich. Doch dann, als er die Stelle ausmachte, an der er die Verbindung zu Shira zuletzt wahrnahm, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Inmitten des Steinkreises befand sich eine riesige Blütenknospe, die zuvor noch nicht da gewesen war. Zunächst leugnete er seine Vermutungen, versuchte sich eine andere Erklärung für die Blüte aus den Fingern zu saugen. Doch je länger er sich in der Nähe aufhielt, desto mehr bröckelte die Fassade und die Erkenntnis, dass Shira’niryn sich darin befinden musste, wurde widerwillig angenommen.
Langsam, aber stetig begann in seinem Inneren ein Samen der Wut aufzukeimen. Ärger darüber, dass sie seinen Bedenken keine Beachtung schenkte und stattdessen abwimmelte. Ärger, dass er nun ohne Anweisungen oder Hinweise vor einem unbekannten Problem stand. Die Ungewissheit, was bevorstünde und ob Shira’niryn überhaupt zurückkehren würde. Bedenken und Sorgen brachen wie stürmische Wellen über seinen Geist, benebelten die Sinne und verschwemmten damit die Barriere zwischen seinem Bewusstsein und der Beherrschung des Wolfes. Um ein Haar hätte er dieser Wut nachgegeben, zugelassen, dass sie sich in Form einer Wandlung an die Oberfläche bahnte - doch obsiege zuletzt die Vernunft. Unterdrückt wurde der Ärger und hinter schweren, mentalen Ketten versiegelt. Bereit, diese in einem entscheidenden Moment wieder zu entfesseln. Doch fürs Erste brauchte er Hilfe.


Stunden um Stunden wurden damit verbracht, Briefe für die Befreier Hornblumes zu verfassen und sie über die Entwicklung aufzuklären. Zweifel kamen auf, ob es die richtige Entscheidung wäre. Immerhin konnte die Anzahl an Personen, denen er vollstes Vertrauen schenkte, an einer Hand abgezählt werden. Zu gross war die Gefahr, dass es gebrochen werden würde. Immerhin würde er seinem eigenen Ich, stünde dieses vor ihm, nicht über den Weg trauen - geschweige denn anderen.
Am Ende des Tages fand er sich trotz allem in Nebelhafen wieder, nachdem er in Loriendor und Calad’lorn keinen Erfolg hatte, um Elira und ihre Freunde aufzusuchen. Sie hatten mit der infizierten Lin wahrlich genug zu tun, doch suchte er sie in der Überzeugung auf, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würden, um zu unterstützen. Etwas, das sich nach einem kurzen Austausch bereits bestätigte, als Elira ihre Hilfe versicherte.

Sonnenaufgang, Sonnenuntergang - Mondaufgang, Monduntergang. Ein kontinuierliches, abwechselndes Schauspiel zweier celestischer Riesen, die um die Herrschaft des Firmaments kämpften. Zwei Dinge, zu denen er eine Verbindung aufwies. Durch verschiedene Schicksalsschläge und seiner Ansicht über das astrale Geflecht waren sie ihm schon länger ein Weggefährte und auch in diesen Tagen begleiteten sie den Drachenmagier und wurden Zeuge davon, wie der zuvor noch von Gras überwucherte Boden am Fusse der Blütenknospe mit jeder Stunde unter dem Gewicht der Wolfsform litt. Ein stummer Zeichen dafür, dass er nicht von ihrer Seite wich.
Die fehlende Bindung zu seiner Erdungsquelle, die Shira’niryn als seine Gefährtin für ihn darstellte, liess den sonst nach Aussen hin eher gefühlskargen Magier nicht unberührt und blieb auch von seinem Umkreis nicht unbemerkt. Dieser Tage war er noch gereizter, als er es ohnehin schon immer war - übrigens der Grund für den Beinamen ‘Grummeling’, den Shira ihm gab, eine Mischung aus Schmetterling und Grummeln. Die Ernährung schien ebenfalls darunter zu leiden, fehlte es immerhin an Appetit.
Elira bemühte sich nicht nur um die Pflege der Pflanze, während andere sich um den Schutz kümmerten, sondern sie war es auch, die sich nach Livius Befinden erkundigte. Eine liebgemeinte Geste, die allerdings den Ärger in seinem Inneren schürte, ohne dass dieser nach ihr gerichtet war. Vielmehr eine Abwehrhaltung, die er aufgrund von Ereignissen in der fernen Vergangenheit annahm und durch die dadurch entstandene Abkapselung dazu führte, dass der Drachenmagier kaum jemanden an sich heranliess. Und doch nahm er das Angebot zu einem gemeinsamen Essen im Beisammensein ihrer Freunde an. Nicht, weil er Bedarf darin sah, sich mit anderen zu treffen, sich abzulenken oder Beziehungen zu pflegen. Nein, aus einem Grund, der für Aussenstehende womöglich nicht direkt ersichtlich war: Eine Geste der Dankbarkeit und Wertschätzung für die Unterstützung, die sie ihm zukommen liessen.

Vielleicht aber, auch wenn er es sich selbst niemals eingestehen würde, brauchte der Grummeling gerade etwas Gesellschaft als Ablenkung.
You either die a hero, or you live long enough to see yourself become the villain
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