Bransla, Geisterweihe

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Tarsnjor
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Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »


Bransla

„Seltsam…“
„Wie man mich an diesen Ort brachte?
„Einer, der Knochen trägt wie ein Zeichen des Todes und eine Frau, grau wie der Nebel selbst.“
„Sie sprachen viel, doch hörten nichts. Kein Laut im Wind verstanden sie. Worte ohne Fluss und Atem.“
„Die Trolle…“
„Stein in Fleisch, langsam wie die Zeit. Ich weiß nicht, was sie hier hüten. Vielleicht träumen sie von Wurzeln unter ihren Füßen.“
„Ich spüre, dass sie mich dulden. Nicht willkommen, nicht verjagt. Nur… gesehen.“
„Was soll ich hier tun?“
„Die Geister schweigen, und selbst der Wind hält den Atem an.“
„Vielleicht ist Schweigen die Prüfung.“
„Ich warte. Auf ein Rascheln, ein Zeichen, ein Zucken im Nebel.“
„Vielleicht, wenn ich lange genug sitze, wird der Stein mich lehren.“
„Bis dahin bleibe ich Teil von allem.“


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„Eine Geisterweihe…“
„So nennen sie es, als wäre es ein Fest, ein Ziel, ein Ende.“
„Doch was, wenn es kein Ende ist, sondern nur ein leiser Schritt im Kreis?“

„Die Alten sagten, Bransla sei der Weg der Starken. Feuer, Schmerz und Entbehrung.“
„Aber ich glaube… es ist das Lauschen.“
„Das Warten zwischen zwei Atemzügen, bis der Nebel selbst antwortet.“

„Vielleicht ist die Weihe kein Geschenk, sondern ein Spiegel.
Ein Spiegel der zeigt ob man dem Flüstern der Geister standhält,
oder ob man in ihrem Schweigen verloren geht.“

„Wenn ich wieder aufstehe, bin ich vielleicht dieselbe…
oder nur ein Schatten von dem, was die Gjeysta aus mir machen.“
„Bransla… vielleicht bedeutet es einfach: Zu werden, was man nicht sucht.“
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Unter den Wurzeln

"De Nacht war anstrengend… jeg süch no de Ruh vom Gschehne.
Han mej hockt in de Erd, Han de Ast g’nomme un eyn Kreys in de Bodn g’ritzt. Rund og zu. So wie’s recht is, wen ma de Gjeysta nej verärgere will.
Han de Kräter nei g’legt, Blutmoos, Spinnensejd, Schwarzperle, Alraun jede an ean Platz. Han de Hände flach uff de Bodn g’legt un han g’ruft."

"Jeg han Segimer gerufe. De große Sjaman. Alt wie Wurzel un Rauch. Han eam im Nevel g’ruft aus Errinnerunge. Des hat Kraft gfresse. Viel Kraft."

"Un er kam.
Nej ganz hir, nej ganz fort. Flackernd wie Rest vom alte Winter. Awa er kam."

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"Aba sej Adler… de Adler war fester wie er. Kloa. Stark. Fast so, als trägt de Adler de Sjaman durch de Welt.
De Adler war mehr hir als de Alte selbs. Des han jeg g’seh’n."

"Seine Hilf war wilkomme."

"Er hat mej aaguckt un sacht: Junge Gjeysterfrau. Sacht, jeg krieg Fierung. Sacht, jeg soll net lauf wie Dummes Kind in Schnee, sondern recht.

Er hat mir klor g’gebbe, was zelt
Kreys muss recht sei. Rund. Lückelos. Am rechte Ort.
Leerer Kreys is kej Kreys.
Ritual lebt von Wiederholunge un Zeiche, nej von hübsch tue.
Kraaft kimmt von Sache mit Sinn: Kraut. Blut. Haar. Silbaquell. Kej leerer Schmuck."

"Og hat sproche, des ejn Hathran ejn versteyt, nej wie ejn Wichtel Sjaman."

"Also han jeg’s gmacht wie er sagt. Han de Kreys neu g’zoge um mej rum, tief in de Bodn. Han de Line glatt g’zoge. Han de Stejn rausg’nomme, sachte mit eam g’sproche;
Dejn Gjeyst wird hir nej gebraucht… dej Zit kimme
un hab’n draußen g’legt. Dann han jeg Blutmoos g’presst, Saft nei in de Ritze g’druckt bis de Bodn g’trunke hat. De Kreys hat g’atmet. Des war recht."

"Er hat genickt. Un er hat mir de Weg g’sagt."

Nach Wind kimmt Wasser.
Folg de Wasser. Süch de Schlange. Geh in ean Rachen.
Lass dej nej rufe von de Tote. Geh weida. ....im Schatten vom Verfall.“
Des is de Pfad. Des hat er mir g’lasst.

"Un denn is er schwächer worre. Dünner. Fast nur no Nevelhaut. Sej Stimm is weit geworde wie unter Stein.
Og hat nur no dej Mund g’reddet, aba nej Laut kam. De Adler hat’n g’halte. Un de Nevel hat beide g’zoge. Fort."

"Denn kam de Geystwind. Richtiger Wind ohne Richtung. Is mir über rechts g’striche, dann über links,
nah ans Ohr, als würd er mir e Wort nei legge, nur für mej. In der Still han jeg’s g’hört."

"Han’s g’flüstert, han’s g’wiederholt. Ansuz. Un de Wind hat mej markiert. So wie: „Du ghörsch jez.“

"Jetzt sitz ich ruhich, do jeg bin zfride, dej Gjeysta hen ma ghört.
Wen deys de junge Bär de Björna gsehe hat, dej hät fil gfragt."

"Schwer vom Zauber, Jeg bin müd, jo."
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Bjornar
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Skjoldfloss - Auf der Sturmklippe

Beitrag von Bjornar »








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Bjornar war sich sicher, dass sie noch lebte. So leicht würde die verschollene Hathran nicht aus seiner Heldengeschichte verschwinden! Tarsnjor, die Träne im Schnee, „Tars“, wie der Stamm sie liebevoll nannte. Nebelsprecherin. Wort-Winderin. Geisterseherin.
Es waren Monate vergangen, seit dem Beginn ihrer Bransla und er glaubte, dass sie nun bald länger fort sein müsse, als er selbst bei Meister Davind gewesen war. Also sehr lang.

Dann—das erwartete Lebenszeichen! Auf Adlersschwingen kam dem alten Schamanen Segimer eine Vision. Er musste einen Wind-Ort aufsuchen, um in der Geisterwelt nach der Hathran zu sehen. Hinauf in die Berge führte der Flug des Adlers, hinein in den Sturmwind.

Gern halfen Ynge und Bjornar dem knochigen Alten bei der beschwerlichen Kletterei über die Klippen der Eisigen Einhöde, hievten ihn hinauf zu den Drochsaal-Zinnen, vorbei am tückischen, jäh abfallenden Skjoldfloss. Federleicht war der klapprige Alte und pure Willenskraft trieb ihn an.

Frei an den lotrechten Wänden des Skjoldfoss hängend, fühlte Bjornar den Sog der Tiefe. Er überlegte, ob er von hier aus wohl den "Heldensprung" ausführen würde, sollte er selbst zufällig so alt und grau werden, wie Thjondar oder Segimer? Die Stelle war malerisch, die Wand blickte nach Osten übers Eismeer, in den Morgen hinein, der Wind pfiff einen Heul-Gesang. Genau richtig. Sicher würde er es von hier aus tun! Dann würde seine eigene Geschichte so enden:



…und er sprang mit letzter Kraft vom Skjoldfloss in den Sonnenaufgang.
Doch so gewaltig war selbst seine letzte Kraft, dass er an Solkrs Sonnenwagen prallte, der gerade ausgeritten war und aus dem Meer aufstieg.
Bjornar donnerte gegen die Seite des Götter-Wagens und rutschte beinahe ab. In der Tiefe heulten die verfluchten Toten vor Furcht, dass er zu ihnen hinabstürzen könnte.
Unten in Helheim, da wollten sie ihn wahrlich nicht haben!
Doch im letzten Moment gelang es ihm, sich im Fell des Sonnenbären Kovakarhu festzukrallen, der den Wagen zog.
Solkr lachte. Den Deppen kannte und mochte er bereits, aber den Tageslauf würde er für ihn nicht aufhalten!
So musste Bjornar sich anklammern und den ganzen Tag mit Solkr über den Himmel fahren, bevor er schließlich wolkengegerbt des Abends in die Ahnenhallen hineingeritten wurde.

Derart beeindruckt waren die Ahnen und die Nachkommen von seinem letzten Sprung, dass sie einen neuen Tag in den Kalender einführten: Von da an feierten die Trymm’takk den Bjornarstag, an dem sie seitlich am Reitbären hängend, das Dorf umkreisten. Der ... oder die! ... letzte, die erschöpft hinunter fiel, würde dann für jenen Tag zum Bjornarstagsbjorn gekrönt werden.

Der ganze Stamm durfte dann den ruhmreichen Schlaf des Bjornarstagsbjorns bewachen, und am nächsten Morgen wachte er auf, umringt von den leckersten der Leckereien...



Oben auf der Skjoldfloss-Sturmklippe vollführte Segimer seine Geisterreise, das Schamenkraut öffnete ihm den Kopf, der Adler trug seine Seele davon – hin zu Tars, um ihr beizustehen – ein Geisternebel hüllte sie ein. Sein Körper blieb reglos und starr. So warteten sie. Ynge vertrieb bösartige Vindfruwen, mit dem Bogen, Meisterschüsse im Wind; der Sturm wurde schlimmer; die Hänge erzitterten; Lawinen fuhren herab.
Der größte Feind aber, war die Kälte.
Ynge und er wickelten den dürren Schamanen in ihre Pelze. Reichte das aus? Hoffnungsvoll brüllte Bjornar sein bestes Bärenbrüllen in das Tal hinab und da kam der beste Pelz herbei. Der hing nämlich warm an einem lebendigen Bären: Waelbjarn, Bjornars Bärenbruder, war seinem Ruf bis hinauf auf die Klippen gefolgt. Eng aneinandergeschmiegt, schützten sich die drei gegenseitig und hielten den reglosen Schamanen mit ihren Körpern warm.



Tars Bransla_Auf der Sturmklippe.png



Währenddessen heulten die Geister im Unwetter, das über den Klippen drohte. Die Stimmen der Verfluchten Reiter drangen an ihr Ohr. Jene Wilde Jagd, die in der Drochsaal-Feste tobte und schauerte? Wieder und wieder riefen sie nach Pandor! Leise tuschelten Ynge und Bjornar. Ob sie ihn wohl finden würden? Als die Gespenster ausblieben und nur die Zeit lang wurde, redeten sie über dies und über jenes und dabei lernte Bjornar sogar von Ynge ein neues Geheimnis der Frauen. Das war etwas! Wie Freyja sich freuen würde!

Bjornar war glücklich, strich sich über die gebrochene Nase, die Ynge ihm im Zorn zerschmettert hatte: Heute, da war es fast wie früher, zwischen ihnen. Danach hatte er sich gesehnt.
Es gab neues von Tars. Danach hatte er sich auch gesehnt.
Der Schamane erwachte schließlich und den beschwerlichen Abstieg meisterte die kleine Truppe mit Leichtigkeit – zu groß waren ihre Riesen-Kräfte, um sich von Wind, Fels, Sturm und Müdigkeit bezwingen zu lassen. Der Schamane hatte ein neues Rätsel aus dem Traum mit ins Dorf gebracht. Da würde Bjornar mit Freuden zusehen, wie Ynge es löst – die beste Rätsel-Versteherin der Insel!
Auch danach hatte er sich gesehnt.
Alldem konnte er nun mit Freude entgegenblicken.



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Gwendolyn
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Gwendolyn »

Trasnjor die Nordvolkschamanin hat sie gestern noch in Nebelhafen getroffen. Es war immer wieder schwierig sich mit ihr zu unterhalten. Zum einen sprach sie in Rätseln und zum zweiten kam dann noch ihr starker Dialekt hinzu. Zum Glück war Bjornar dabei, der zumindest ein paar Sachen vermitteln konnte. Tarsnjor brauchte Hilfe, soviel war klar. Es dauerte allerding ein kleines Stück bis Gwen herausfand was sie wollte.

Tarsnjor und Gwen am Feuer
Tarsnjor und Gwen am Feuer

Ansuz und Blutmoos
… und viele Andeutungen auf das Element Luft.

Sie wollte wohl eine Erklärung, was Ansuz war, was das Wort bewirkte. Da galt es zuerst herauszufinden was Ansuz war. Gwendolyn versucht es ganz einfach mit einem Erblühenzauber. Wenn es die Rune für Wind war würde sie damit weiterkommen denn diese war im In Mani Hur Grav enthalten. Tarsnjor antwortet mit eben diesem Zauber und siehe da, da war Ansuz an genau der Stelle, an der sie es vermutete. So begann sie als zu erklären, wofür Ansuz stand. Allerdings auch, dass man mit einer Rune die genaue Wirkung eines Zaubers noch nicht sagen konnte.

Bjornar was das alles wohl zu trocken, denn er war in der Zwischenzeit eingeschlafen. Schade sie hätte ihn gerne noch mitgenommen, denn Tarsnjor hat ihr noch umständlich erklärt, dass sie einen weiteren Ort erklärt bekommen hat. Eine Höhle, im Wasser, hinter einem Fluss, der keinen Namen hatte. Gwen hatte eine starke Vermutung und begleitete Tarsnjor zu diesem Ort. Einmal durchgetaucht war dann halt alles klatsch nass.

Tarsnjor wollte gleich dableiben, doch so konnte sie Gwen nicht zurücklassen. Klatsch nass, nichts Trockenes dabei, nichts um sich auszuruhen, nichts zu Essen. So begab sie sich ins Gildengebäude und schnürte ein Carepaket. Etwas trockene und vor allem warme Kleidung, eine Schlafstelle, dass sie sich ausruhen konnte und ein paar einfache Speisen. Alles wurde in ein gewachstes Tuch geschlungen. Das Wachs konnte sie dann an den Kanten noch erwärmen und verschloss sich auch die Öffnung. Damit brachte sie all die gepackten Sachen noch trocken zu Tarsnjor.

Lederbündel
Lederbündel
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Ein Wort

"Jeg ging unter den Wurzeln.
Den Ort ließ jeg zurück, den heilign Fleck unner de Böm, wo de Luft so leyse is, dass selbst de Toten nej wagge laut zu sein.
Jeg musste weida. De Gjeysta han g’sagt Noch nej fertig."

"Jeg suchte eyn Kundige. Eyn die de Worte deuten kann, die weiß welch Kraft sich dahinter verbirgt.
Gwendolyn nennt sej sich. Eyne Blattflüsterin, Zauberwichtlerin, sacht der kloine Bär."

"Björnar war au dort. Hätt er helfe könne? Nej, glaubs nej."
"Er hat viel Herz, ja. Funke in de Pranke. Dreht sich, tanzt, lacht laut für alle wo still sind.
Aba er versteht die Worte der Gjeysta nej echt. Nur den Klang, nej den Grund."
"Er wollt mich wirbeln wie er alle wirbelt, aba er darf mich nej anfasse. Drum hat er Gwen gewirbelt,
dass ich seh wie de Tanz schmeckt, ohne dass er mich berührt. So is er. Kloiner Bär."

"Ich hab mich bei ihr niederkniet, bei de Blattflüsterin am Feuer. Knie in de Erd, Kopf schwer, Stimme rau.
Og hab g’sagt, es liegt mir was auf der Zung. Eyn Laut wie kaltes Eisen. Die Gjeysta han’s mir in de Kopf gelegt, aba nej in den Sinn. Ob sie mir hilft eh der Wind’s mir wegnimmt?"

"Ich han ihr das Wort gegeben. Ansuz."

"Ansuz… des is nej nur e Wort. Des brennt auf de Zung wie e Rune im Frost. Des is kej Name. Des is e Schlößel."

"Jeg han ihr g’sagt, des Wort kam nej von Baum, nej von Erd, nej von alten Blattflüsterer."
"Des kam von Atem ohne Leib. Segimer war da im Nevel. De alter Sjaman. Ich hab’n geholt. Mit Kreys un Moosblut un Atem."
"Nej Traum. Nej Kopfspiel. Jeg han de Gjeysta gebunde un sein Gjeyst durch de Schleier zoge."
"Er war fremd hier. Nej ich."

"Gwen hat zugehört. So wie wenige zuhören. Mit ganzer Stirn. Mit ganzer Ruhe. Dej Gjeyst von dey wird eyn ruh´gig ma sin."

"Sagt, Ansuz klingt wie e Rune. Wie e Wort von Macht. Worte der Magie, nennt sie’s. In ihrer Zung heißt de's Luft, Wind, Bewegung."

"Blutmoos gehört dazu, sagt sie. Blutmoos is mit Ansuz verbunde. Blutmoos macht Schnelle, macht Gang, macht Zug."
"Ich hab ihr gezeigt wie ich’s ausdrück. Rote Feuchte in de Ritze vom Kreys. Wie ich’s in de Erde drück bis der Boden trinkt. Sie hat genickt. Sie hat’s verstanden."

"De kloine Bär hat dazwische gegrunzt wie e stolzer Hund, wollt alles in Spaß dreh’n."
"Ich han eam ansehn müssen, hart. Jeg han g’sagt, Eyn Hathran schmeißt nej Worte in’n Dreck nur damit’s klappert."
"Wenn ich red, dann weil’s Wind trägt un Blut hört. Er hat’s genommen. So halb. Das reicht fürs Jetzt."

"Gwen hat weiter g’fragt. Wo hat der Wind dir des Wort geflüstert?, Sej is eyn Neugirig Zauberwichtlerin."
"Ich han g’sagt, Unter de Wurzel. In eyn Höhl, Baum überm Kopf, Wurzeln wie Finger in der Decke.
Leyse, bardzo leyse. Kejn Wind. Kejn Hur. Nur Gjeysta. Un eyne mit Steingesicht."

"Sie sagt dann, nach Wind kimmt Wasser.

So hat’s au Segimer g’sagt im Nevel.
"Nach Wind kimmt Wasser.

Also hat se mich geführt."

"Wir sind los vom Feuer. Weg vom Ort wo de Wichtel hocken un reden. Raus, vorbei an de Stelle wo die Toten gehalten werden."
"Sie sagt Krypta. Jeg sag, nej bra. Tote solle frej sin. Frej wie de Ansuz. Nej fest hebe in kalte Steine."

"Sie hat mich dann zum Wasser bracht."

"Dor war dey Luft weich. Dor war Schattig ohne Biss. Dor wa Stille, aber ney feindlich."
"So leyse, dass selbst de Tote sich vielleicht schämen laut z werre.
Eyn Ort, wo de Welt selber atmet. Ganz sacht. Ganz jung."

"Jag hans ra g’sagt, Dey is eyn veldig bra Ort für Gjeysta.
Hier kann ich lauschen ohne dass andre drüber treten.
Hier kann ich hör’n, was se wirklich wolle, ohne dass de Dorfstimmen drüber schreie."

"Gwen hat gefragt ob des der Ort is, den ich gesucht hab.
Ich hab g’sagt: Jeg will hir slafe. Jeg werd lausche. Jeg weys nej, aver dej Gjeysta weres ma flüstig, wen so is."

"Den hats ma Erdbeere dagelassen, weil ich fast am Verhungern war ohne’s zu merk’n. Sie hat g’sagt sie bringt mir noch Dinge, dass ich nej friere.
Ich han genickt. Hab gegessen. Hab geatmet."

"Sie hat meine Haut g’sehn, richtig g’sehn. All die Runen an mir. Die Linien über Bein, Bauch, Hals, Gesicht.
Nix sauber gestochen. Eher geritzt. Eher gedrückt. Kein Anfang og keyn Ende. Alles ineinandergeschlungen wie Knoten die sich selber fressen und neu wachsen.
Sie hat gesucht ob sie "Ansuz" da findet, so wie e Rune, so wie eckigs P. Sie hat’s nej sauber rauslesen könne.
Kej einzelne Zeichen. Nur Ströme. Nur Flechten. Nur Kreis im Kreis im Kreis."

"Sie sagt: Für uns heißt Ansuz Hur. Hur is Wind. Wind is Ruf. Ruf is Anfang.
Aba e Wort alleine hat noch keine Kraft. Zauber will zwey og mehrig Silbig sin."

"Jeg gloub ihr. Aba ich weiß au: Gjeysta geben nej immer fertich. Se geben Anfang."

Un nu ... jeg wil lauschich sejn, höre was dej Gjeysta flüstrig machen.
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Zwischen Stamm und Atemzug


"Unda de Kron vom Geysterbaum liegt er still. Dey Fell wie Schnee , og is dey Atem fort.
dey Luft hält deyn Odem an, als wär da e Wort deys keiner wagt zu sprechen."

"Jeg folgte deym Ruf de Jothar, seyn Ruf hat mey jetragen. Eyn wahre Jothar befihl keyn Hathran, dey sucht de Beystand."

"Beistand hat er braucht, eyn Halt für de Stamm, eyne Hand fü dey Herze."
"So jehört es sey für e Hathran. Kimmt, wenn de Stamm wankt steyhen wenn de Knie Zorn odre Kumma ney unterscheyde könne."

"Dey Blut im Weiß brennt wie Eisen im Auge. Dey Hände tun, was Worte ney könne."
"Dey Fell wird wieder Licht. So viel man heut zurückyebe, was Grimmas Spross dey Stamm jegewe hat."

"Dey Geysterweihe zerrissen wie eyn Fade im Sturm. Do dey Pfad is net´s Ende.
Ey Hathran nimt ney, se jibt verlangt ney, sey sucht dey Weg damit dey Wage de Welt ney ungleich is."

"Dey Schild des Stammes hör zu. Seyne Rache ist heißer Atem, dey is gut zum Wachwerde, aba og schlecht zum Sehen.
Seyne Grenze musst kennen, ehe der Schritt dich über dey Rand trägt.
"Gleichgewicht nimmt og jibt, wer zu hart greift lässt mehr fallen als er hebt. Schlag recht ney blind.
Dey Schild lass Gerechtigkeit laufen wie Wasser, ney stürzen wie eyn Stein."

"Kloine Gjeysta kauern heut unterm Borkenrand eh dey Wilde flatter im Laub, kein Tanz. Ich leg Worte wie Moos auf ihre Unruh. Ruhig ihr Seelen, Ruhe."
"Der Weiße geht ney fort, dey jeht him. Schaut, wie die Wurzeln ihn traje werre. Lauscht, wie de Böm ihn wiedr nennt."

"Schwere Tage liegen quer über de Schultern, do so eyn Last trägt ma im Takt. Hier im Dorf ist mein Tun kurz wie eyn Atem."
"Dey Fell jereinigt, dey Herze richte, deyn Schild ermahnen og dey kleyne Kinder, dey nimand sehe mag stillmache."
"Dann muss Wasser wieder meyne Ohre füllen. Nach Wind kimmt Wasser, dor wartet de zweiyte Silb, dort wartet die Schlange."
"Dey Stamm brocht Halt, dey Weihe braucht Ende, keins darf breche damit beiydes heilt."

"Jeg jeh nej weg. Jeg Lausch unner dey Fall deyn Worten dey jeg sammel. Worte dey trage."
"Og kim jeg zurück mit Klang. Wenn dey Tod ruft, antworte jeg mit Gleichklang. Wenn Zorn ruft, antworte ich mit Richtung."

"Alter Böm, halt dey Schwur, bis jeg deyn meinen vollenden kann. Jeg jeh nu in den Schatten deys Falls."
Tj2.png

So ging es weiter.
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

"Unter Moosdach ordne jeg de Fäde neu."

"Ansuz flüsterte de Wind jeg hörte wi deys Pfeife unner de Wurzle drang."

"Ehwaz drang durch de Wasser gäng och de Erde geatmet.
Sjaman sprach find dey Fyr bleibt fern."

"Gebo liegt quer in meym Denke, is eyn Gabe odre eyn Wunde, Bund odre Schnitt.
Dey alte Sjaman, kreuzt dey Linie, dey de Nevel mir seichte, in de Erd."

Steinkreis.png

"Dey klöne Bjön, tazt wildig von Steyn zu Steyn, de große Skilt ruhte an eynem.
De Slaf drang in de Oks."

"Blattflüstrig Zauberwichtlerin deyn Nam raschelt im Farn.
Ohne deyn Wort bleibt dat X nur Zeich im Nevel.
Jeg brauch Deutung, ehe jeg den vierten Stig trete, sons frisst Fyra mehr, als sie heilt."

"Jeg gedenk den Riss im Kreys, dat Zittern im Nevel, Segimers Atem wi a beyna fortglitt."

"Heylung sprach der Ort, doch Heylung ist Richtung, nejt nur Kraft.
Ist Gebo Gabe, muss jeg wissen. Wem jeg gebe og wat jeg nehm."

"Darum such jeg dy, Blattflüsterin.
Dor, wo Ceanag de Luft kräuselt wo de Kräuter von Honig un Harz sprechen wo deyn Schritt Laub nejt bricht.
Jeg leg eyn Bündel an den Wurzelstock, Ginsengs bitterer Saft."

"Sind de Gjeysta gnädig, tragen sie meyn Ruf an deyn Ohr. Kimm, löse den Knoten im Zeich.
Dann erst geh jeg in Fyra."

"Bis dorhin lausch jeg.
Gebo schweigt doch meyn Fuß spürt seyne Linien im Bode."
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Brennende Zuflucht

"Unter de Dach us Groll og Rauch ordne jeg neu, was der Tag zerzaust hat."

"Gebo, Mani in mey Zung, Blattflüsterin Gwendolin hat’s mir offenlegt.
Heilung us Kraft gib eyn Richtung. Ein Kreuz wem jeg gebe was jeg nehme.
Dey Gjeysta fordre nej, sey tanze wenn man ihne jibt.
De Blatflüsterin og jeg folgte dem Wort des alten Sjaman. Fyrorte suche."

"Dey Erste Ort, Glut mit Zorn drin wie Zähne in Rauch, de Gjeysta bissen.
Dey Zweyte Ort, Fyr im Steyn jefange, de Dawi Forme wild,
hart ohne de odem de Gjeysta zu lausche. keyn Eynklang nur Druck."

"Also weyta Schritt um Schritt bis nur Stille blieb und Frajen."

"Da fiel der Blattflüsterin eyn neuer Pfad ein, obe wo der Drakenberg dampft eyn Ort jetrage vom Odem de Fyr.
Do de Draken wachen mit Auge wie Kohle. Wie hinkimme?"

"Jeg ging nach Nebelhafen suchte Skilt og Klingenarme. Tapfere fanden sich: Schild vor mir, Hieb neben mir."

"Sie schnitten durch Fels und Groll trugen myr."

"De Nevel hängt no an Fell og Zopf.
Jeg geh den Pfad hinner de Atem us Fyr. Lava singt, Kristall rot wie Schorf de Ansuz tragt de Funk.
Jeg bin keyn Klingenarm. Jeg bin Kreis aus Ruh, de Gjeysta führen, myr.
Mirja Vildaban, vara Blick. Sie hört myr krumme Wort und dreht sie grad. Zeigt den Schlund im Berg, wo de Odem beißt.
Jeg gab ihr Seide. Gjeysta nehmen og Gjeysta geben."

"Pandor Vildaban eyn alta Stahl mit eyn storken Schritt. Eyn Skilt dey de Zorn de Draken lenkt,
wie man de Fyr in dey Händ hält. Ruft Halt, ruft Weyta og sammelt de Füß, dass keyna im Wind de Swingen fällt. Eyn Skilt für viele."

"Selenja Aine Vildaban, Atem de Ferne ihr Pfeil weiß den Takt der Gänge.
Lauscht de Erd unner Asche se tritt leicht wo de Fels lauscht. Natur in der Faust ruhig im Sturm."

"Azalea Thaldris sey han de Runen im Odem. Macht wie kalter Tau auf heißem Steyn.
Se legt Nacht in Augen og eyn Skilt in Haut zieht Wege kurz mit Port und Wort. Wenn de Fyr beisst wischt se Glut vom Rand."

"Karl de Mala, eyn jung im Pfad der Draken do seyn Herz fest.
Eyn kreysener Stahl seyn Schritt hält Linie og lernt schnell, wenn Rochenwind ihn schiebt."

"Geralt de Mala, eyn Lied im Brand, dey Klang bindet Mut de Hand ist nicht nur Saiten dey steht wo Steyn bebt."

"Joseph eyn leiser Tritt. Haut wie Rinde og blickt wie Regen vor de Fall. Gibt Stand im Gedräng.
Eyn "aye" ohne Lärm. Durch de Odem Schritt um Schritt."

"Hinter dem Odem lag Stille. Heilig? Vielleicht nur leiser. Gjeysta flüstern dort ohne Zorn.
Jeg sah Nevel steijen vom Berg, dey Odem von eyn Berg."
"Og der Berg sein Herz zeigte? Eyn stiller Fleck Lava ringsum wie rote Ströme, doch der Ort selbst ruhig, eyn Flüstern statt Brüllen."
"Jeg blick uf dey Steyn, de alte Sjaman han sagt, jeg mus deyn binde uf meyn Haut,
uf de Rune …. do jetzt jeg lausch de Odem og de Flügel Schlag von de Odem us Fyr."

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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Brennender Kreis


"Jau, jeg sprech leis zu mir selbst, damit de Gjeysta nej ufschrecke.
Ruhe og Ruß in Steyn, dey is bra. De Gjeysta sin still. Veldig bra.
Jeg erinnere mir als jeg das letzte Mal dey Sjaman in Gjeyste rief, war er fast fort, Schatte im Wind.
Nei nejt das geschieht nej wiedre. Jeg muss vollendre, was er lehrte.
Eyne saubere Kreys, sagte er. Si! Eyne klare Linie og keyne zittrig Hand.
Jeg knie bein auf de heyße Asch Erde dör Höhl, Asche überall wie snö vom Berg.
Runde Bahn jeg ziy langsam wie de Ulf die bygd umkreyst, wenn de Mond neu is.
Nej blinzle og nej schludre seyt de alte Sjaman.
De Gjeystawey bring störke, bring kraft og bring myr zu de Stamm.
Jeg entbehre Venn og Venner jene die Rat suchen. Jeg las ihr Frage ruhe, damit jeg kjempe kjempe in myr selbst.
Eyn Chor, still in de Brust. De Gjeysta mys ma höre, wi jeg si hör.
Widrehole seyt de Sjaman, so wil jegs mache."

"Dey myst von mey Klamot is wech, de Börg is heyß, zu heyß.
Jeg öffne dey kleinen Ledre-Saekks mit Schwefelasche.
Vaer sa god, sage jeg zu Kreys nimm an, aber neyt zu früh flam, jeg mach vorsicht.
Korn für Korn lasse jeg in de Rill falle. Behutsam, wie jeg eine Bandasje auf eine Wunde lege."

"Kein Wind in der Höhle, die Drachkin sover tiefer unten, doch die Luft trägt Wärme, alt wie Is unter dem. Drachkin mache vil war von unne.
Jeg heb de Blick, Skilt und Oks ruhen neben mir, schief über der rustning, die Krig und Fred gesehen hat.
Haach ... so wär jetzig schö, do jeg bin aleyn.
Deys is bra, veldig bra, dey Gjeysta wey se würd ney sehe, ney höre, ney vastehe.
De Vape sind still, nur de Kreys soll spreche.
Jetzt atme jeg de Berg. Dunst us tiefe Schlund bitter wie alte Ol.
Hör de Flyjelschlag weyt una de hohl og zäh.
Schritte üva myr, schwör wie de Wyrm de Spitze wacht.
Jeg denke an Kovakarhu og Asagard dey Ulfvater im Skog sey wisse zu warte. Jeg muss warte auch.
De Kreys ist vollständig.
Jeg setze in de Mitt de Rücke straff wie ein Spjut og falte de Hände nej. Jeg ich falte de Wille.
Jeg flüstere Hensyn Steyn, hensyn Fyr.
Jeg bin bin keyn Feynd jeg bin dor zu lausche.
Dönn lass jeg de Asche spreche, lasse die Stille sprühen.
Eyn Licht wie Tag in de Nacht eyn Zung au Flam, die Wände leckt eyn Meer aus Fyr.
De kar in mir will fliehen, doch ich sage Nei. Bleib, kar. Steh, kar.
De Wärme drückt. Dämpfe steyge uf wie Seelen aus Skov-Nebel.
Der Kopf wird leicht wi eyn Fedre uf dem Spjut hör meyn Blut marschieren wie eyne kleyne bygd auf Wanderschaft.
Sult und Torst ziehen vorüber, Mat und Ol kommen später. Jetzt gibt es nur ein Wort.
Eyn Atem trifft mir heyß wy eyn Schmiede.
Er streift die Lippen, trifft de Gaumen. Jag lass ihn ein."

"De Stimm im Atem spricht ey Samen-Wort leys myt Wucht als wyrd de Wyrm mir anbrülle."

Ingwaz.

TJ5.png

"Jeg seh de Run in der Flamme zwey Keil. Bra. Veldig bra.
Do, jeg find se nej uf meyn Körpa, jeg weys nej was se is? Sjaman wo bist wen jeg de such?
Ich denke, Leage das Herz kurere die Seele hele meyn Zweifel.
Jeg verspreche Venn og Stamme Jeg kehre zurück mit Fred in der Hand."

"De Dampf dünnt sich. De Ring brennt nej mehr. Die Asche ist eyn Kreys au Kohl, warm."

"Jeg blicke zum Höhlenmund snö jeg find dey.
„Takk,“ flüster jeg dem Berg, den schlafenden Drachkin, dem Wyrm der wacht.
„Pa Snart,“ sage ich zur erloschenen Flamme denn jeg weiß, jeg werd zurückkehre."

"Ingwaz liegt nun in der Brust wie ein Samen unter snö.
Do bin jeg och kraftlos, erschöpft... jeg ruh nu... im Dampf de Höl."
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Tarsnjor
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Re: Bransla, Geisterweihe

Beitrag von Tarsnjor »

Zurück von der Bransla

Ich wache auf, als würde ich vom Grund eines Sees an die Oberfläche treiben.
Unter meinen Fingern ein Fell, wie auch über den Schultern.
Meine Kehle trocken. Ein dumpfer Puls in den Schläfen.
Ich liege still und lausche meinem Atem, bis der erste klare Gedanke Form bekommt.
Ich bin gefallen?
Der Raum ist ruhig, ich fühl mich fremd, es ist nicht der Wald der mich hütet, es ist eine Hütte.
Mein Stab lehnt an der Wand, meine Erinnerung wie Restglut.
Ich sammle das was geschehen war.
Wir haben den Ort gereinigt am Ahnenbaum gereinigt. Asche in Schalen und den Boden geglättet, Wurzeln behutsam zur seite geschoben.
Segimers Stimme klang ruhig „Nimm die Störung vom Platz.“ Haldron schweigend mit aufmerksamen Augen.
Gwendolyn am Rand bereit Kraft zu geben.
Yngvildr wie ein Schild, beobachtend neben dem Baum.
Ich ordnete Blutmoos, fruchtbare Erde, Ginsengsaft, Schwefel.
Die Viertel fanden sich: Norden, Osten, Westen, Süden.
Korn um Korn, Tropfen um Tropfen. Der Kreis formte und gab Preis, was mir offenbart wurde.
Dann das Rufen, die Bitte an die Geister. Mein Blick durch die Mitte, und ich sprach:
„Ansuz, Ehwaz, Gebo, Ingwaz.“ Wieder und wieder, wie es Segimer lehrte, die Stimme kratzt, wenns gebraucht wird.
Segimer hielt den Takt, dieses tiefe Brummen das im Brustkorb weiterklingt.
Haldron ließ seinen Stab in ruhigen Bahnen kreisen und Gwendolyn ließ einen feinen Faden Kraft zu mir fließen gleichmäßig und warm.
Yngvildr wachte und atmete den Rauch, der den Weg zur Welt dazwischen offenbarte.
Die Kräuter begannen zu glimmen und Der Nebel stieg.
Erst ein Hauch, dann dichter, bis die eigenen Hände nur noch als Schatten zu sehen waren.
Nur eine Ahnung ließ erkennen, dass die Geister den Weg zu den Ahnen formten.

Nebel.png

Und mit dem Nebel kamen sie, ließen den Stamm nicht mehr zweifeln. Ein einsames Heulen. Ein schweres Brummen und ein leichtes Trippeln.
Silhouetten die sich zwischen uns bewegten jede Nähe spürbar. Ich sagte es, so deutlich ich konnte, Ich rufe euch um zu hören.
Für einen Moment schien alles zu halten.
Atem, Bewegung, Gabe, das geschlossene Samenkorn. Gwendolyns Worte kreuzten mein Denken ihre Sprache für Ingwaz: „Rel“, Wechsel.
Wind bewegt, Leben wechselt, das passte. Ich hielt fest, so sanft wie möglich.
Dann der Riss im Gleichklang, ein hartes, helles Licht wie ein Messer in den Nebel.
Ein Blitz, die Tiergeister wichen zurück und lösten sich in den Schleier, aus dem Nebel selbst kam die Antwort,
viele Stimmen fern und nah; „Der Weg ist noch lang, Hathran… du bist noch nicht bereit.“
Der Kreis vibrierte, der Nebel fiel in sich zusammen. Regen setzte ein. Ich verlor den Halt in mir, knickte weg in mir kehrte Ruhe ein.
Ich weiß, wer mich getragen hat. Yngvildr behutsam.
Ich weiß, dass Segimer und Haldron den Platz ordneten, als gehörte das dazu wie das Sprechen der Runen. Gwendolyn blieb, bis der Faden von selbst riss.
Jetzt, im Bett, kommt kein Schamgefühl, nur Schwere und Dankbarkeit. Es war Unterricht. Die Antwort war klar. Also geht die Reise Weiter.
Ich erinnere mich, wie ich es am Beginn der Geisterweihe erkannte, es ist kein Ende, es ist ein Anfang.
Ich gehe das Innerliche durch
Ansuz, der Atem, das Wort, das Tragen.
Ehwaz, die Bewegung, der Schritt, der Übergang.
Gebo, die Gabe, das Heilen, das Miteinander.
Ingwaz, das Samenkorn, Verschluss, der Wandel um zu beruhigen.
Vielleicht wollte ich zu viel.
Ich fühle in mich hinein. Das Herz ist ruhig, die Hände zittern nicht mehr.
Was nehme ich mit?
Den Platz wähle ich bewusster. Der Ahnenbaum eignet sich, aber er braucht Reinheit vor dem Ruf. Weniger Reagenz, präziser gesetzt.
Erde dort, wo meine Wurzel ist. Atem dorthin, wo er trägt. Wasser dorthin, wo es kühlt. Feuer nur als Grenze.
Und ich werde das Rufen kürzen bis jedes Wort sitzt und nicht wie ein Strom, der mich mitreißt.
Und ich werde das Wichtigste nicht vergessen: Ich rufe Geister, um zu lauschen.
Wenn sie „Noch nicht“ sagen, werde ich wieder komme.

Der Weg ist noch lang. Ich habe Zeit und werde lauschen.
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