[WQ] Staub und Stille

Rollenspielforum für Quests und Questbegleitung.
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Sadagar
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Im Sturm

Beitrag von Sadagar »

Er riss den Blick nach links, und durch das peitschende Grau der See erkannte er schemenhaft Land … eine schwarze Silhouette,
die wie ein drohender Schatten über den Wellen hing. 

In diesem Moment stürmte Kapitän Ramsey aus seiner Kajüte, der Mantel vom Wind aufgerissen, und sog das Chaos mit einem
einzigen geübten Blick in sich auf. Dann erhob er die Stimme, laut, klar, durchdringend wie ein Hieb.
Da gellte vom Bug ein Schrei, der selbst den Sturm durchschnitt: „Riff! … Riff voraus!“
Ramsey sprang zum Steuerrad, packte das Rad, als wolle er das Schicksal selbst umreißen.
„Hart Steuerbord!“ brüllte er, die Worte überschlagen sich in der tobenden Luft.

Doch der Befehl kam zu spät.

Mit einem infernalischen Knirschen und dem berstenden Krachen von splitterndem Holz rammte die Wellentanz das Riff.
Die Welt explodierte. Männer wurden von den Füßen gerissen, rollten über das Deck, als wären sie nur Figürchen in den Händen
eines zornigen Gottes. Taue platzten, peitschten durch die Luft, Blöcke und Segelstangen lösten sich aus der Takelage und prallten
krachend auf die Planken.

Der Seemann, der Sadagar war schleppte sich hoch, benommen, mit brennender Luft in der Lunge. Er suchte Halt, suchte Orientierung in dem Chaos.
Ramsey stand noch immer am Steuerrad, trotzig, wild, Blut rann ihm über die Stirn.
„Rafft die Segel! … Das Wasser—bei den Göttern, das Wasser! Schnell! Nehmt das Tau! Alles, was schwimmt! Alle Mann von Bord! Rette sich, wer kann!“

Dann erst sah er sie.
Über die zerschmetterte Reling krochen Gestalten — groß, schuppig, die Haut dunkel wie nasses Steinwerk. Das Meer selbst schien an ihnen herunterzulaufen.
In den Händen führten sie gekrümmte Messer, Klingen, die im Zucken der Blitze wie kaltes Mondlicht aufflammten.
Einer der Kreaturen sprang vor Ramsey. Es war nur ein Lidschlag.
Ein Speer schoss hervor und bohrte sich tief in die Brust des Kapitäns. Sein Atem stockte, ein rasselndes Röcheln ... dann brach er zusammen wie ein gefällter Baum.

Sadagar wich einer Gruppe aus, die im Nahkampf förmlich ineinander explodierte. Ein Säbel sauste über ihn hinweg.
Er roch Blut, kaltes Eisen, das brennende Harz der zerfetzten Planken.
Dann traf ihn ein Schlag ... gewaltig, vernichtend.
Die Welt blitzte weiß auf.
Etwas riss ihm die Luft aus der Brust und schleuderte ihn über die Reling hinaus.
Das Meer verschlang ihn.
Kalt. Schwarz. Unerbittlich.
Er strampelte im schäumenden Wasser, kämpfte um Orientierung, um jeden Atemzug.
Ein stechender Schmerz raste durch seinen Körper, wie ein Haken, der ihn in die Tiefe zerren wollte.
Er spürte, wie die Dunkelheit an seinem Bewusstsein fraß, gierig, unaufhaltsam.
Er bekam etwas zu fassen, warm, glatt, gummiartig und wurde von Schiff fortgerissen.

Er schrie.
Ein Laut, der sich in Wasser und Wind verlor.

Und dann schoss er hoch.
Sadagar riss die Augen auf und brüllte: „AARGH!“ Der Schmerz schlug durch ihn hindurch, genau dort, wo ihn der Schlag getroffen hatte.
Er krümmte sich, schlug sich mit beiden Fäusten gegen die Stirn, verzweifelt, wütend, halb wahnsinnig vor Qual.
„Ich muss diese Erinnerungen loswerden“, keuchte er, „bevor sie mich umbringen.“
Sein Atem ging stoßweise. Schweiß rann ihm über die Schläfen.

„Ich muss zurück nach Surom … und schnell …“
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Erzähler
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Erzähler »

Während manche noch über das erbeutete Inventar der Ophidianer sinnierten – Erinnerungsfragmente, seltsame Werkzeuge –, drehten sich anderswo die Räder des Schicksals unaufhaltsam weiter.

Die verbliebenen Sphären, im Dschungel und den frostigen Nordlanden, galten den meisten nur als Randnotiz. Seit langem standen sie unter der strengen Aufsicht eines Trupps von Minotauren. Doch nun regte sich dort etwas… Gerüchte flüsterten von Ophidianern, die immer häufiger aus den Sphären hervorkamen. Sie untersuchten den Boden, schienen nach etwas zu suchen.

Dann begannen die Bauarbeiten. Säulen wurden errichtet und an ihrem Ende sollte eine leuchtende Kugel thronen. Magiewirker, die in der Nähe der Sphären waren, spürten bereits wie etwas sich ihren magischen Kräften versuchte habhaft zu machen.
Doch es scheint ein Effekt nun zu sein der sich über die Insel ausbreitete
Kaum wahrnehmbares Zerren, als würde jemand Tropfen für Tropfen Macht entziehen. Doch in diesem Zerren mischte sich etwas anderes: eine chaotische Urform der Magie die nur schwer zu bestimmen war….

Auch die Erinnerungsfragmente und Werkzeuge, welche aus den Leibern der Ophidianer geborgen werden konnten, begannen zu reagieren. Das Flüstern, das aus den Fragmenten drang, wurde lauter, drängender.

Erfahrene Magier konnten Worte erahnen, gar Bilder sehen, wenn sie sich darauf konzentrierten. Visionen streiften durch den Geist: eine gewaltige Schar von Ophidianern, versammelt im Gebet; Menschen, Zwerge, Dunkelelfen – auf Altären geopfert. Und dann: ein gewaltiger Komplex, verborgen in einer dschungelartigen Wildnis.

Die Werkzeuge die von fähigen Handwerker instandgesetzt wurden gerieten in Unruhe. Das Pendel, welches am Ende befestigt war, schlug unkontrolliert aus, als suchte es etwas. Bald erkannte man: Es wies in Richtung der Fragmente. Suchten sie nach einem Ziel?

OG: Magiewirkung wird im RP erschwert werden und braucht deutlich mehr Konzentration
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Haldron
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Haldron »

Nur wenige Augenblicke, nachdem die abgestellten Soeker dem Jothar über die seltsamen Regungen an der Sphäre Bericht erstattet hatten, setzte sich dieser zusammen mit einer kleinen, ausgewählten Gruppe in Bewegung. Der Pfad führte sie durch schneebedeckte Tundra und knirschendes Eis hinauf zum Gletschersee, wo das flackernde, unruhige Leuchten der Sphäre bereits aus der Ferne wie ein fremder Stern durch den dichten Nebel brach.

Dort angekommen spürte Haldron die Auswirkungen der Sphäre stärker als jeder andere. Ein unsichtbarer Druck lag in der Luft, schwer wie eine drohende Ahnung. Das Flüstern der Ahnen, das ihn sonst wie ein steter Strom durchströmte, wirkte gedämpft – fern, entrückt, als würde eine mächtige Tür zwischen ihnen stehen. Es war, als hielte etwas die Geisterwelt selbst in Atem.

Mit größter Vorsicht und ehrfürchtigem Abstand untersuchte die Gruppe das Geschehen. Eisbrocken schwebten träge auf dem Wasser, die Luft vibrierte schwach, und selbst der Wind schien den Ort zu meiden. Nachdem alles sorgfältig beobachtet worden war, zog sich der Jothar schweigend zurück. Der Rückweg ins Dorf wurde zu einem stillen Marsch, jeder Schritt schwer vom Wissen, dass hier Mächte am Werk waren, die weder Menschenhand noch Natur allein hervorbringen konnte.
Dort, im Schutz der langen Halle, sollte beraten werden — fern vom Blick der Sphäre, doch nicht fern von ihrer Bedrohung.
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Gwendolyn
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Gwendolyn »

Das Erinnerungfragment
Das Erinnerungfragment

Die Gegenstände in ihrer Tasche begannen zu vibrieren. Vage, aber gerade so, dass sie es in ihrer Meditation bei Tarsnjors Ritual spürte. Sie konnte einige Zeit nicht zuordnen, wo das Vibrieren herkam und schob es auf die ungewohnte Form des Rituals. Sie verbrachte die halbe Nacht in Fjellgat am Ritualplatz. Erst als sie wieder nach Hause kam und zur ruhe kommen wollte, merkte sie, woher die Vibration kam. Sie holte das Pendel aus ihrer Tasche. Es tat sich sonst noch nicht viel, außer dieses schwache Zittern, dass es gerade spürbar abgab. Also suchte sie Davind und gab das noch kaputte Bendel erwartungsvoll in seine Obhut. Sie hatten schon einmal darüber geredet, mit einem Metall die fehlenden Stellen vorsichtig wieder aufzufüllen. Vielleicht war aber auch eine Mischung aus Knochenmehl und Leim die bessere Wahl. Immerhin sah es so aus, als würde das Pendel zum Teil aus Elfenbein bestehen.

Als sie ihr Weg am Erinnerungsfragment vorbei führte, vernahm sie, dass das Hintergrundrauschen lauter, deutlicher wurde. Sie setzte sich geduldig auf die Couch und nahm es in die Hand. Mit genug Geduld und Konzentration konnte sie sicher mehr vernehmen als ein undeutliches Flüstern. Und tatsächlich; zumindest vage Visionen strömten ihr durch den Sinn. Ein Grund mehr, sich eingehender damit zu befassen. So legte sie sich am Teich neben dem Gildengebäude ein kleines Pentagramm aus Holz aus und setzte sich erst der Natur lauschend und, als sie alles andere ausblenden konnte, auf das Erinnerungsfragment lauschend in den Kreis... 

... Abwartend, was passieren mag.

Meditation am Teich
Meditation am Teich
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
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Davind
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Davind »

Eine fummelige Arbeit, in der Hoffnung sie gelingt. 

Nach dem er dieses seltsame Werkzeug nun einige Wochen besaß und endlich die Zeit hatte, sich das Werkzeug einmal genauer anzuschauen, stellte er fest ..... beschädigt! Seufzend begutachtete er das Werkzeug genauer und in seinem Kopf brodelte es vor Ideen, wie er es wohl wieder reparieren konnte. 

Ersteimal kümmerte er sich um die verbogenen und gebrochenen Metallteile. Mit einem speziellen Werkzeug aus seinem Werkzeugkasten, bog er die verbogenen Teile soweit wie möglich wieder zurecht. Vorsichtig und Präzise versuchte er dann auch die bebrochenen Teile zu ersetzen oder wieder zusammen zu fügen. Dabei nutzte er warmes Metall was er so formen konnte wie die Vorlage war. 

Anschließend machte er sich Gedanken, wie er die feine Scheibe aus Elfenbein reparieren konnte. Er kramte in seiner Erinnerung und da kam ihm die Idee eine Art Leim aus Tierhorn herzustellen. Dazu nahm er sich einiges an Hornspäne und malte sie mit dem Mörser zu einem feinen Pulver, dieses vermengte dieses solange mit Baumharz, er gab ein wenig Wasser dazu und rührte weiter, solange bis eine gute geschmeidige Lösung entstan, damit bestrich er dann dünn die feine Scheibe, in der Hoffnung sie dadurch nicht zu zerstören.    
"Man kann nicht nicht kommunizieren"
Zitat Watzlawick
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Varyariel
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Varyariel »

Am Vorabend

Eigentlich hatte es recht angenehm begonnen. Mit zwei kleinen Fässchen beladen, die sie Liltha zuvor versprochen hatte, machte sich Varyariel auf den Weg über die Brücke nach Caladlorn, die kleine Anhöhe hinauf zum geselligen Feuerplatz. Elysiel, Sherd’dralae und Sidh waren bereits dort, ihr selbst folgten noch Meriloth, Adresin und Llamyril.

Mit einem fruchtigen Wein, den Sidh der ganzen Versammlung zu Beginn ausschenkte und als eine seine eigenen Kreationen verkündete, nah an der kleinen Feuerstelle und in ihren Robenmantel gekuschelt, wich zumindest das innere Frösteln einem wohligeren Gefühl von aufkommender Wärme. Einen kleinen Augenblick noch widmete sie ihren Gedanken anderen Geschehen, während es zu einer Vorstellungsrunde kam. Sich vielleicht schon ein wenig innerlich wappnend, denn so unbeschwert und leicht manche dieser Abende begannen, oft fand sich schnell zu einem der sorgenvollen Themen, welche zu dieser Zeit jeden Bewohner der Insel beschäftigten.

An diesem Abend fand das Thema jedoch ganz von selbst zu den Elfen.

Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem unangenehmen, metallenen Knirschen, als sich eine dunkle Sphäre über der Schmetterlingslichtung kurz vor Lóriendor zu manifestieren begann. Etwas… fiel heraus? Und dann folgte das Feuer, welches sich über die Bäume des Haines auszubreiten drohte.

Schlagartig wandelte sich das Bild auf der Anhöhe Caladlorns. Unruhe breitete sich aus, Sorgen keimten auf und auch die Wachen der beiden Elfenstädte schienen gleich in Alarmbereitschaft überzugehen. Eilig gerüstet, machte die kleine Gruppe sich auf dem Weg, das Geschehen aus der Nähe zu betrachten und dem Feuer entgegenzuwirken. Doch auf der Lichtung angelangt, eröffnete sich ihnen noch ein anderes Bild. Ein einzelner Minotaure, leblos im Gras. Und ein Hochelf. Fahl, ermattet, kraftlos anmutend, hockte er an den Felsen gelehnt. Gerade noch hatte er eine Hand gehoben, eine Flutwelle über das nahe Feuer beschworen, als die Gruppe zu ihm aufschloss.

Bild

Elysiel und Adresin bemühten sich mit sanftem Wirken, Berührungen und Klängen, dem fremden Hochelfen Linderung zu verschaffen, aber seine Reise zu den Sternen stand unaufhaltsam bevor. Was die Elfen ihm nun noch geben konnten, war die tröstliche Gewissheit diese letzten Momente nicht alleine zu verbringen und seinen Worten zu lauschen:

„Min enethannen nin Velarion.“
Einst nannte man mich Velarion.

„Cuinem vi amar pen-úgar na calad ar na balth.“
Wir lebten in einer Welt durchdrungen von Licht und Wärme…

„Si dannin i enlui avrand.“
Dann verblassten die Erinnerungen daran…

„I remmin darthannen dae a i nír an i glîr en giliath.“
Was blieb war Schwärze und die Sehnsucht nach dem Glanz der Sterne.

Noch während Velarions gebrochene Worte in der Luft verhallten, suchte sein Blick die Gesichter der Elfen ab. Ein zerbrochenes, unbrauchbares Fragment warf er mit verbitterten Zügen von sich. Dann aber verharrte sein Blick unvermittelt auf Varyariel, er streckte eine Hand nach ihr aus, fordernd. Sein Blick galt nunmehr ihrer Tasche, statt ihren Zügen und eine kleine Erkenntnis breitete sich in der Waldelfe aus. Der “Flüsterstein”.

Sie griff in die dunkle Umhängetasche, zwischen zahllosen Papieren, angefangenen Schriftstücken, Federkielen und so mancher Flasche Elfenwein, fand sie das kleine Bündel. Das Erinnerungsfragment wurde daraus befreit und ihm darbietend entgegengestreckt. Er bezeichnete sie als Bruchstücke eines Archives. Werkzeuge der Ophidianer, mit mehr Leben und Wissen gefüllt, als Bilder, Bücher und Worte zu vermitteln imstande wären. Als er sich dem Fragment annahm, glomm es einen Moment lang auf und dann…

“Lasst nicht zu... dass sie gewinnen… ” mit dieser letzten Bitte, einem letzten Blick nach Caladlorn und einem letzten Abschied, verging der fremde Hochelf. Das Fragment purzelte schadlos aus seiner Hand in das Gras vor ihn. Die anwesenden Elfen erwiderten seinen Abschied ruhig, senkten Lider oder Häupter, einen Moment der Schweigsamkeit widmend.

Als sich dieser Moment löste und wieder Gespräche zum Geschehenen aufkeimten, Fragen zu der Natur dieser Fragmente nach Klärung suchten, griff Varyariel nach dem, welches nun im Gras ruhte. Als sich ihre Finger um den Kristall schlossen, um ihn vorsichtig wieder an sich zu nehmen, erstarrte sie. Die Muskeln ihrer Hand verkrampften sich, es zog sich über den Unterarm, höher, unerbittlich. Ein seltsames, fremdes Ziehen legte sich über ihre Gedanken, als würde etwas an ihrem Geist zerren.

Und dann begann der Kristall erneut zu leuchten, das Leuchten zog sich über ihren Unterarm und erfasste die Gruppe in einem gleißenden Licht. Die Welt verschwamm… und jeder von ihnen fand sich in den Erinnerungen des Kristalls wieder.

Eine Weile noch verbrachten die Elfen auf der Lichtung, tauschten Worte zu dem Gesehehenen aus, doch es war anstrengend. Die geteilte, fremde Erinnerung würde sich erst noch einen Platz in ihrem Geist suchen müssen, sie fühlte sich ausgelaugt, beinahe so, als hätte man zu viele Schriften zur selben Zeit gelesen und versuche nun ihren Inhalt zu greifen. Was sich ihnen hier eröffnet hatte, musste auch weiter geteilt werden… aus diesem Grund würde Varyariels Weg sie in dieser Nacht noch in den Dschungel führen. Die Vermutung lag nahe, dass das Faerwesen und der Drachenmagier mehr Antworten auf das hätten, was die Elfen hier erblickt hatten.

Im Turm angelangt, widmete sie sich dem kleinen Schreiben, welches seinen Platz zu all den anderen Notizen, Schriftstücken und Botschaften finden sollte, die die Bewahrer untereinander teilten. Es war nicht schön, die Schrift unsauber von der noch immer zittrigen Hand. Nur ein einzelnes Wort darin fand zu sorgfältigeren Buchstaben, die Erinnerung an den Namen noch so frisch von Shiras jüngster Erzählung:

Iarwaingurth


Erst als das erledigt war, konnte sie sich der erhofften Ruhe hingeben. Wie ein Kätzchen zusammengerollt auf der Satala vor dem Turm, fiel sie in einen tiefen, erschöpften Schlummer.
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Tonya Darez
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Tonya Darez »

Das Feuer der Kerzen flackerte und warf unruhige Schatten an die Wände des Raumes und an die Regale, welche diverse Bücher beinhalteten und ihnen stabilen Halt und Ruhe gaben.
Oft hatte sie sich in den letzten Tagen hier her zurück gezogen, einfach weil sie wusste, das der einzige, der hin und wieder her kam, ihr Bruder Alviron war.
Da er aber selbst viel unterwegs war und seine Nase in die Bücher steckte, hatte sie hier Ruhe.

Das sie in den letzten Tagen noch keine Rillen in den Teppich gelaufen hatte, war alles.
Bücher... Wissen....
Nichts hatte sie mehr gehasst, als untätig zu sein, oder auf irgendwelche Bücherwürmer zu warten, die irgendwann mal vielleicht irgendeine Information von vor dutzenden Jahren oder Jahrhunderten fanden, die man vielleicht irgendwie nutzen konnte um sie der aktuellen Situation versuchsweise überzustüplen.
„Livius wollte, das du nicht gänzlich überrascht bist, wenn wir uns Treffen und die Informationen preis geben“, die Stimme der Elfe war freundlich und ehrlich.
Vielleicht fand sie noch irgendwas, bis zu dem Treffen, was sie als Nützliche Information nutzen konnte.
Sie konnte sich so viel vorstellen, und so viel lag nun im Bereich des Möglichen über das sie früher einfach nur den Kopf geschüttelt hätte und alle für Verrückt erklärt hätte.
 Sie seufzte und pustete die Kerzen aus.
Bewaffnet mit ihrem Notizbuch und Kohlestiften verließ sie die Hauseigene Bibliothek.
Auch wenn der Mond schon weit am Himmel stand, huschte sie ins Museum.
Irgendwo musste sie anfangen.
Leise schloß sie die Türe hinter sich, wie zu erwarten, war keiner mehr da, der sie hätte ansprechen können, dafür war die Nacht zu weit fortgeschritten..
Ein Routinierter Griff in die Kiste mit den Feensüßigkeiten, ehe sie den Mantel auszog und sich auf die Suche machte.
Buch und Stift abgelegt, warf sie sich die Süßigkeit in den Mund, ein kurzes warten, dann ein erleichtertes seufzten.
Kirsche, Glück gehabt.
Sollte sie hier nichts finden, würde sie noch mal die Bibliothek der Akademie durchsuchen.
Nicht das sie das schon getan hatte, aber vielleicht hatte sie etwas übersehen.
  
Irgendwann am Morgen schlufte sie müde heim.
 
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Zlata Kovacs
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Re: [WQ] Staub und Stille

Beitrag von Zlata Kovacs »

Vier Mondzyklen. So lange war es her, dass der ehrenwerte König ein gewaltiges Schiff verlangt hatte, neben welchem selbst die Echidna aussehen sollte wie eine bescheidene Nussschale.

Drei Mondzyklen war es her, dass ihm der Herr im Traum eine Insel gezeigt hatte. Das Herz des mysteriösen Feindes. Ort der Entscheidung. So verlangte er nun nicht länger nach einer schwimmenden Festung, sondern zwei wendigen Boden, die in Küstennähe fahren konnten.

Wenige Tage später hatte ein ophidianischer Infiltrator ein Loch in den Rumpf der Echidna gesprengt und die Rettung des einzigen Solgarder Schiffes war zur Priorität geworden.



Schiffe, Schiffe, Schiffe!
Echidna reparieren, neue Schiffe konstruieren und bauen - als gäbe es nichts Anderes mehr als Schiffe!

Dabei gab es, für eine Insel, erstaunlich wenige Schiffsbauer in und um Solgard. Einzig Nagron Vandokir, der eigenartige aber liebenswerte Waldläufer mit der verblüffenden Affinität zu Hunden und Wölfen, war bereit seine Expertise im Schiffsbau zu teilen. Zwischen dem lebenserfahrenen Greis Radesvald, dem gescheiten Van und dem tüchtigen Knut, sowie dutzenden fleißigen Helfern und Tagelöhnern aus Solgard, Caladlorn und Nebelhafen, wurde die Bollwerkhalle letztlich jedoch tatsächlich zu einer echten Werft.

Bedauerlicherweise musste Zlata zugeben, dass sie selbst nicht viel über den Bootsbau und die Nautik wusste - doch das hatte sie zuvor noch nie aufgehalten. Sie war direkt nach dem ersten Wort König Salas losgeeilt und hatte sich alle Lektüre zum Thema gesichert, die sie finden konnte.

Wie schwer konnte es schon sein?
Lee, Luv, Kielschwein, Mastfall, Bulin, Liek, Bilge, Fock, Klüverbaum, Spillspake, Kalfatern, Takelage und Flunke...?
Beim Klabautermann (1)!  Ein Wörterverzeichnis musste her.

Man bezichtigte die Magier, ihre Kunst hinter hochtrabenden Begrifflichkeiten zu verstecken, um sie vor dem gemeinen Pöbel zu verschleiern. Wer das behauptete, hatte zweifellos noch nie in einer Werft gedient! Drei bis Sechs Monate - so lange brauchte eine geübte Werft für den Bau einer größeren Schaluppe. Da waren sich die angesehenen Autoren und alten Seemänner im Hafen einig. Gemäß dem Falle natürlich, dass man denn schon genügend getrocknetes Holz auf Lager hätte. Im Falle der jungen Solgarder Bollwerkzunft jedoch? Bestimmt die doppelte Zeit! Hah, Ferkeltreiber (2)! Sie würde die Zweifler lügen strafen.

Nun, kaum drei Monate später, blickte Zlata den fleißigen Arbeitern dabei zu, wie sie die Zwischenräume zwischen den Planken des Schiffes mit Pech und  Baumwolle abdichteten. Kalfaltern (3) nannte man das. Bald waren die Schiffe bereit für ihre Jungfernfahrt. Endlich erschloss sich Zlata die Romantik, die man der Seefahrt so oft andichtete. Sie hatte nichts mit dem Geräusch der Brandung oder dem Sonnenuntergang auf See zu tun, nein.
Diese Romantik fand sich in der perfekten Passform von Kiel (4), Spanten (5) und Kielschwein (6) aus Nagrons Feder. Ein Hauch dieser Romantik erfüllte bestimmt auch die Waldelfen, welche stolz Holz für den Bau lieferten. Makellos, gut getrocknet und vor allem freiwillig vom Wald gespendet. Sie klang in den ehrfürchtigen Worten des Paladins Kaled, mit denen er das montierte Skelett der Schiffe segnete. Die Romantik entstand im tüchtigen Einklang der Handwerker, die im Akkord mit kochendem Wasser und präzise vorgefertigten Formen die Planken bogen, das Schiff beplankten, sowie für die Takelage (7) das Tauwerk flechteten und Segel webten.

Ja, die Seefahrt war wahrlich romantisch und logisch, wenn man einmal ihre Sprache verstanden hatte! So blickte Zlata stolz auf die beiden Schiffe, die in Rekordzeit in der Werft der Bollwerkhalle gewachsen waren. Die Schiffe, welche man Nagron zu Ehren Seewölfe getauft hatte, waren vergleichsweise große Verwandte der Schaluppe (8). Die Schiffe waren klein, wendig und hatte nur so viel Tiefgang wie nötig. Ein nennenswertes Unterdeck hatten sie nicht. Sie würden Solgard und seine Verbündeten selbst bei Seegang über das offene Meer bringen. Im Anschluss jedoch, waren sie auch bereit nach belieben eine Kanone, Ballisten und eine ganze Schar von flammend entschlossenen Paladinen bis nah ans Ufer zu bringen. Den Kiel hatten sie mit dünnem Kupferblech verstärkt, um Holzwurm, Seepocke und womöglich tauchende Ophidianer oder Ketzer fern zu halten.

Nun galt es nur noch, die Schiffe zu Wasser zu lassen, eine Jungfernfahrt zu veranschlagen, die Schiffe höchst offiziell dem König zu überantworten und dem Feind das Solgarder Licht per Seepost zu bringen.

Mast- und Schotbruch (9)! 



Zlatas kleines Glossar der Seemannssprache

(1) Beim Klabautermann - Ausdruck der Überraschung. Der Klabautermann ist ein omnipotenter Kobold, der für Missgeschicke unter Seemännern beschuldigt wird.

(2) Ferkeltreiber - Langsamstes Schiff in einem Flottenverband. Bremst die Geschwindigkeit der ganzen Flotte bei gemeinsamer Fahrt.

(3) Kalfaltern - Abdichtung des Rumpfes.

(4) Kiel - Untere, tragende Längsversteifung des Schiffes, gleich einer Wirbelsäule.

(5) Spanten - Querverstärkung des Rumpfes, gleich einer Rippe

(6) Kielschwein - Aufliegende Verstärkung des Kiels. Stützt Spanten.

(7) Takelage - Tauwerk, Mechaniken, Masten und andere Teile, welche die Segel tragen.

(8) Schaluppe - Kleines Segelboot mit einem Mast und Vorsegel.

(9) Mast und Schotbruch - Scherzhafter Wunsch zu Glück. (Achtung, man wünscht nicht wirklich ein Unglück an Bord, sondern das Gegenteil!)

 
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