Expedition ins Sumpfland
Aus der Sicht von Bathor Darez
Der Tag dämmerte kaum, da rief Bruder Amarius mich zu einem ungewöhnlichen Unterfangen: Tief im Sumpf, so erzählte er, stecke ein altes Paladinschwert – halb versteinert, halb verrostet – und lasse sich nicht mehr vom Fleck rühren. Er hatte es unlängst entdeckt, doch ohne die nötige Kraft und das Werkzeug kam er gegen den umschließenden Fels nicht an. Ich schloss mich ihm an, einerseits, um seine Schritte zu schützen, andererseits aus reiner Neugier auf das Relikt.
Sammeln vor dem Nordtor
Vor dem Tor trafen wir uns: Amarius, Jaster meine Brüder, Schmied Knut mit seiner Schubkarre voller Gerät, Lana mit Bogen und Lied auf den Lippen, Elaine in hellem Gewand, Krotar, der stets die Lage sondiert, und Radesvald, der sich neugierig anschloss. Die Stimmung war ausgelassen; Knut besang schon vor dem Abmarsch das Bier, das ihn in der Stadt erwarte. Amarius adelte ihn scherzend als
„Schwager“ und versprach Freibier in Knuts Taverne, wenn das Unterfangen gelänge.
Durch steppe und Sumpf
Unser Weg führte zunächst durch staubige Steppe, in der Wölfe und Schlangen nach jedem Schatten schnappten. Jaster und ich hielten die Raubtiere in Schach, während Amarius Segen spendete, damit die Klingen sicher trafen. Knut brummelte bei jedem versuche eines Bisses einer Sandviper, dass er lieber in der Schmiede stünde; Lana konterte, das Bier schmecke erst nach bestandener Mühe.
Am Rande des Sumpfes verschluckte uns grauer Nebel, Froschquaken brandeten wie ein Meer aus Stimmen. Das moorige Erdreich machte jeden Schritt schwer, und Knut fluchte, sein Karrenrad sinke tiefer als ein Anker. Dennoch fanden wir die Lichtung, die Amarius beschrieben hatte: Mitten darin ragte eine seltsam glatte Felsnase aus dem Torf, und darin steckte – aufrecht, als sei es einst von einer Riesenhand hinein gerammt worden – ein zweihändiges Schwert der Paladine. Die Parierstange war vom Rost zerfressen, doch trotz des Alters leuchtete unter all dem Graubraun noch ein Hauch geweihter Gravur.

Knuts „Bergmannsritual“
Knut untersuchte die Klinge, klopfte den Fels, sog scharf die Luft ein. Mit feierlichem Ernst – und ebenso viel Schalk – bat er uns, einen Kreis um den Stein zu bilden. „Ich muss den Felsen spüren“, verkündete er, die Stirn an den Block gelegt. Wir sollten nachsprechen: „Fels! Oh Fels!“ Das taten wir, halb gläubig, halb kichernd. Als sich nichts tat, brach Knut selbst in Gelächter aus und griff entschlossen zur Spitzhacke.
Der Stein gibt nach
Mit bedächtigen, dann immer härteren Schlägen trieb der Schmied die Spitze in vorhandene Risse. Splitter sprangen, Moos rieselte. Bald lösten sich erste Brocken; der Fels klang hohl, als Knut einen Spalt erzwang. Schließlich krachte ein faustgroßes Stück heraus, die Klinge bebte – und fiel, noch von Steinresten ummantelt, zu Boden. „Glückwunsch, Amarius“, rief Knut, „nun hast du ein Schwert mit Stein!“
Ein beherzter gemeinsamer Kraftakt hievte das schwere Gebilde auf Knuts Karre. Radesvald schlug vor, Essig könne den Rost lösen; Knut winkte ab – „erst die Schmiede, dann die Chemie“. Während wir das Gespann zum Rückweg wendeten, griff uns ein Säbelzahntiger aus den Schatten an. Die Bestie fiel unter Gebet und Stahl, doch der Schreck trieb allen den Puls hoch. Knut scherzte sofort wieder: Wenn er so ein Tier zähmen könne, würden ihn selbst die Amazonen als Gott verehren.
Rückkehr nach Solgard
Mit letzter Kraft schoben wir Karren und Pferde aus dem Morast. Die Mauern Solgards schimmerten im Abendrot; Knut atmete auf, als habe er wochenlang Bergwerkstaub ausgekostet. In der Schmiede wird er nun den Rest des Felses von der Klinge schlagen, und vielleicht lässt sich das alte Paladinschwert noch segnen und führen – oder zumindest würdig im Tempel ausstellen.
Mir bleibt die Gewissheit, dass Mut, Frohsinn und ein wenig überbordende Fantasie – Knuts „Mundhörner“ nannte Elaine die Säbelzahntigerzähne – selbst den fauligsten Morast erhellen können. Und sollte uns der Herr jemals prüfen wollen: Wir können bezeugen, dass es weniger einen auserwählten Königs als vielmehr eines tüchtigen Schmieds, treuer Gefährten und viel Schweiß bedarf. Doch wer gemeinsam lacht, trägt selbst schwerste Klingen zurück ins Licht.