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[Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 09 Feb 2025, 17:16
von Lhass
Man sagt, dass in einer schicksalhaften Nacht in Cressent, der Stadt der flüsternden Geister und verlorenen Seelen, eine Dunkelheit von unbegreiflicher Macht über sie hereingebrochen sei. Nur wenige wagen es noch, darüber zu sprechen, und jene, die es tun, flüstern in zitternden Tönen.
 
Es wird geflüstert, dass die Ilharess Miz'rae mit tödlicher Grausamkeit durch die Gassen fegte und Lhass zur Flucht zwang, sodass er in den Schatten verschwand.
 
Im Herzen von Cressent hatte sich eine große Versammlung eingefunden – eine Versammlung, die Zuflucht suchte oder vielleicht dem unausweichlichen Schicksal entgegenblickte. Mitten in dieser Menge erschien Miz'rae, wie sie es stets getan hatte: still, geschwind und einsam. Doch in jener Nacht änderte sich alles. Aus unerklärlichen Gründen, ohne Vorwarnung oder Einvernehmen, entlud Miz'rae ihre gewaltige Macht über die versammelte Menge. Im Nu wurden nahezu alle Seelen niedergestreckt, ihre Leben ausgelöscht, als ob ein grausamer Akt des Schicksals sie verschlungen hätte.
 
Nur eine Handvoll überlebte das Gemetzel und trägt nun die Bruchstücke einer Geschichte, die zu entsetzlich ist, um sie vollständig zu offenbaren. Und irgendwo in den Nachwehen jener Nacht trägt Lhass – der einsame Dunkelelf – noch immer die Narben und Geheimnisse jener verfluchten Stunde.
 
Was wahrhaft geschah, bleibt in tiefster Dunkelheit gehüllt, während die wenigen Überlebenden sich an ihre ängstlichen Erinnerungen klammern. Möge dies als düstere Warnung dienen für jene, die der Wahrheit zu nahe treten...
 
— Ein Zeuge aus den Schatten.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 21 Jul 2025, 18:46
von Lhass
Man sagt, dass die Zeit im Unterreich anders vergeht.
Wie lange ist das Blutbad von Cressent her?
Ein Jahr? Zwei?
Solche Dinge verflüchtigen sich wie Atem auf kaltem Stein.
 
Doch Lhass erinnert sich.
An jeden Schrei.
An jeden Schatten.
An jeden Verrat.
 
Nach jener Nacht des Schreckens verschwand er — so wie es der Instinkt verlangte.
Um zu fliehen.
Um zu überleben.
Um in Tiefen zu sinken, so vergessen, dass selbst die Erinnerung nicht wagte, ihm zu folgen.
 
Sein Körper heilte langsam, in Stille.
Die Dunkelheit wurde zu seinem Mantel, der Schmerz zu seinem ständigen Begleiter.
Und doch blieben die Narben.
 
Cressent bestand fort, als wäre nie etwas geschehen.
Als hätten die Gassen nie das Massaker geschmeckt.
Als hätten keine Todesschreie je seine Stille durchbohrt.
 
Als würde niemand je den Willen von Miz'rae del Filifar in Frage stellen — Ilharess des Ersten Hauses.
Wer würde den Zorn eines Throns auf sich ziehen, der sich im Schatten hüllt?
 
So herrschte das Schweigen.
 
Aber Schweigen kann Hunger nicht ewig bändigen.
Auch nicht Langeweile.
Auch nicht das leise Jucken der Rache, das wie Fäulnis unter glatter Oberfläche fault.
 
Lhass — die Ratte — beginnt sich zu regen.
Aus Rissen in Stein und Asche kriecht er hervor, vorsichtig, still. Noch nicht mutig.
 
Er beobachtet die Tunnel.
Er horcht.
 
Auf das grausame Gelächter neuer Herren.
Auf das Klirren der Sklavenketten.
Auf Predigten, gesprochen in Blut.
 
Das Unterreich hat sich verändert.
Und er sich auch.
 
Die Frage ist nicht mehr, ob er in das Gewebe des Schicksals zurückkehren wird …
… sondern wann.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 23 Jul 2025, 09:55
von Lhass
Man sagt, ein Schatten kroch aus einem dunklen Loch hervor.
Nicht verbannt, nicht erschlagen – nur vergessen.
Ein Flüstern, das den Morgen überdauerte,
Wie Schimmel auf Stein, wie Fäulnis auf Seide.
 
Sie nennen ihn Lhass,
Nun... etwas zwischen Ratte und Wiedergänger.
Immer wachsam… immer spähend.
Und seltsamerweise scheinen die Spinnen sich zu weigern, ihn zu beißen.
 
Einige schwören, sie hätten ihn neben einem wahnsinnigen Drider sitzen sehen –
beide lachend.
Andere sagen, er pflege ein Beet von Pilzen,
das sich nur von Rattenfleisch und Verzweiflung ernährt.
 
Und noch immer wartet er – auf einen unbewachten Moment:
einen Blick,
einen Tod,
einen Riss im großen Spinnennetz. 


Seid gewarnt, Bewohner der Oberfläche und Verwandte gleichermaßen:
Was im Dunkeln fault, kann noch seine Zähne zeigen.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 25 Jul 2025, 06:50
von Lhass
Man sagt, der bemitleidenswerte Jaluk namens Lhass habe Zuflucht gefunden.
Oder besser gesagt: wurde beansprucht.

 Aus dem Dreck gezerrt, das Blut noch frisch auf seinem vernachlässigten Körper,
folgt er nun den Schritten einer großen Jalil.
deren Schritte die Dunkelheit mit Anmut und Schrecken durchschneiden.

 Eine Erscheinung – scharf wie Obsidian... und doch:
Man munkelt, ihre Gemächer seien ein einziges Chaos.
Sie vergisst, wo sie ihre Gifte verstaut hat.
Ein Makel – für eine Drow? Zweifellos.

 Doch für Lhass, verzweifelt und gebrochen,
Selbst eine chaotische Herrin bietet mehr Schutz als kalter Stein.

 Natürlich sagen manche,
sie habe ihn nur aufgenommen, um ihn nahe bei sich zu haben.
Um zu lachen, wenn er stolpert.
Zu warten, bis er einen Fehler macht –
und dann ihre Peitsche und Ketten hervorzuholen.

 Du weißt ja, wie sie ist…
(Aber psst... keine Namen, ja?)



Und nun werden die Stimmen dunkler.
 Einige behaupten, Lhass sei tot.
Getötet. Sein Rattenkörper wurde den Jungen einer Witwenspinne zum Fraß vorgeworfen.

Aber andere…
andere sagen, er habe sich verändert.

 Die kleine Ratte sei gestorben –
und an ihrer Stelle sei ein Spinnenjunges hervorgekrochen.
Klein. Still. Immer lauschend.

 Es gibt Gerüchte,
selbst bis an die Oberfläche:
Dass einige verfolgt wurden.
Dass jemand aus den Ritzen der Wände beobachtet.
Dass eine Präsenz knapp außerhalb des Blickfelds huscht –
zu sehen nur, wenn es bereits zu spät ist.

 Ein leises Geräusch.
Ein Flackern.
Dann nichts.

 Warum spioniert er?
Dient er ihr noch?
Sucht er Rache?
Oder wartet er einfach…?

 Niemand weiß es.
Nur Lolth kennt seinen wahren Zweck.

 Aber wenn du heute Nacht schläfst
und ein Kribbeln auf deiner Haut spürst...

 Dann sieh lieber zweimal unter dein Bett.
Lhass könnte dich beobachten.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 01 Aug 2025, 05:57
von Lhass
Die Zeit verging, und der Spinnling wuchs.
 
Anfangs war er kaum mehr als ein Ärgernis — ein winziger Schatten, kriechend durch Risse im Gestein, verborgen in Winkeln, wo selbst die Ratten nicht wagen zu nisten. Doch mit den Monden kam die Wandlung. Er nährte sich nicht von Fleisch, sondern von Geflüster, von Fetzen verbotener Worte. Und durch Loths Gunst begann er zu sehen — selbst dort, wo kein Auge sehen sollte. Er beobachtete Städte, die für ihn nicht bestimmt waren. Kletterte über Dächer in feindlichen Gebieten. Die meisten bemerkten ihn nie. Sie hätten ihn ohnehin nicht verstanden. Nur einer tat es: ein Zwerg namens Dulgat, der ihn beim Spähen erwischte.
 
An der Oberfläche nannte man ihn einen Spanner. Man sagte, er spähe aus Fenstern wie ein verfluchter Voyeur. Oder war es einfach so, dass die meisten sich in ihre Häuser zurückzogen…? Verständlich vielleicht, wenn das Klima kalt ist und Berührung längst rationiert wird wie altes Fleisch.
 
Doch in der Tiefe schrieb sich eine andere Geschichte.
 
Dort unten war er längst kein bloßer Beobachter mehr. Er erfüllte Aufträge. Er gehorchte. Jemand — oder etwas — hatte begonnen, ihn zu benutzen. Er überbrachte Botschaften. Lauschte an Tempeltüren. Huschte durch die Hallen der Gläubigen. Er bewegte sich unter Priesterinnen und Kriegern. Einige warfen ihm Blicke zu. Die meisten mieden ihn.
 
Doch sein Verhalten ihr gegenüber fiel auf.
 
Eine Priesterin brachte ihn zum Zittern — eine, die von allen anderen umgarnt wurde. Sie täuschten Zuneigung vor, um sich mit Geschenken überhäufen zu lassen, nur um später satt und gelangweilt einzuschlafen. Sie lächelten ihr zu, boten ihr Gaben, gehorchten ohne Widerrede. Doch Lhass tat es nicht.
 
Er näherte sich ihr nur, wenn sie ihn rief. Er vermied es, sie anzusehen. Etwas in ihm — etwas Altes, vielleicht Gebrochenes — schien sie wiederzuerkennen. Als erinnere er sich an die letzte Säuberung. An das Blut. An die Schreie, die sich zwischen obsidianen Wänden verfingen. Vielleicht hatte er damals überlebt. Vielleicht hatte er gesehen, was jenen geschah, die nicht schnell genug knieten.
 
Jetzt bereitet er sich vor. Langsam. Still. Als wüsste er, dass eine neue Säuberung bevorsteht.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 06 Aug 2025, 03:20
von Lhass
Musik, die das Ganze untermalt.

Lhass war nun frei – befreit von den Ketten der Unterwelt, und doch wanderte er dorthin, wo kein Dahthírī je hätte sein sollen. Man sagt, Freiheit sei der Atem der Seele. Und doch atmete er – aber es war, als würde die Luft zu Eis, noch bevor sie sein Herz erreichte. Die Mauern waren gefallen, die Fesseln zerbrochen, und dennoch trug er die Kälte in sich – nicht die, die schneidet, sondern die, die langsam kriecht, sich still in das Mark frisst und nie wieder weicht.
 
Kein Lied regte sich mehr in seiner Brust. Selbst das Feuer der Rache war zu Eis erstarrt. Die Namen, die er einst im Hass geflüstert hatte, schmeckten nur noch nach Asche – schwerelos, leer, bedeutungslos. Die Frau, die er vernichten wollte, brauchte seine Klinge nicht mehr. Ihr Fall hatte längst begonnen. Sie zerfiel vor aller Augen, und es gab keine Genugtuung darin.
 
Je mehr er das Land darüber durchstreifte, desto klarer erkannte er: Er war nicht allein mit diesem Frost. Er schlich sich in Blicke, in Bewegungen. Wenige redeten noch. Noch weniger hörten zu. Gespräche waren flach geworden, bedeutungslos. Dieselben leeren Phrasen, die in längst abgestandenen Betten endeten. Fleisch suchte Fleisch, nicht Nähe. Macht spielte mit sich selbst und vergaß, warum. Und um ihn herum – nur Masken. Aufgesetzte Höflichkeit, leere Freundlichkeiten, in Seide gehüllt und an Rituale gebunden.
 
Selbst die Lauten, die einst wie Flammen aufflackerten – nun waren sie blasse Glut. Ihre Wärme war flüchtig, oft erstickt durch geplante Zusammenkünfte und starre Abläufe. Spontaneität war unerwünscht geworden. Leidenschaft unbequem.
 
Einst war er ein Spion gewesen – still, wachsam, geduldig. Doch inzwischen führten alle Spuren zurück in dieselbe Sackgasse. Andere Gesichter. Dasselbe Spiel. Die Frau, die er einst jagte, verschwendete sich nun an Rivvil. Suchte Nähe, die nie warm war. Wandelte ihre Gunst wie eine gelangweilte Matrone, die alte Stoffe sortiert. Keine Herausforderung. Kein Biss. Nur Kontrolle hinter Vorhängen, beflüstert, als ob Lolth selbst durch sie schaute.
 
 
 
Und dann war da Sorum – ein Name wie ein Seidenfaden. Weich im Griff, doch tödlich, wenn man daran zieht. Seine Fäden zogen sich durch jedes sogenannte Haus. Doch in Wahrheit gab es nur eines: Filifar. Der Rest? Bloße Kulisse. Aufwendig inszenierte Fallen für die Naiven. Eine Akademie, nicht zum Lehren geschaffen, sondern um stumpf zu machen. Ehrgeiz wird langsam erstickt – unter dem erdrückenden Gewicht der Ordnung.
 
Und anderswo sah es kaum besser aus. Ach, wie dreist dieser kleine Spion doch war... spazierte sogar durch Elfenlande oder durch jene Stadt, in der die Paladine ihre Nester bauen.
 
 
Auch Cressen hatte sich verändert. Einst ein Ort voller Versprechen – nun ein Mausoleum mit offenem Tor. Er hatte viele kommen sehen – ehrgeizig, hungrig. Und er hatte sie gehen sehen. Einige voller Wut. Die meisten schweigend. Zerrieben zwischen Regeln und Kleinkram.
 
Ein paar blieben dennoch. Kleine Funken in der Dunkelheit. Rebellisch vielleicht. Leise. Manchmal lachten sie – nicht fröhlich, sondern trotzig. Es war ein Klang, den er fast wiedererkannte. Doch auch sie würden fallen. Er wusste es. Wenn Wärme aufflammt, schlägt dieser Kontinent zu – mit dem Gewicht tausender schweigender Götter.
 
Und so hört Lhass zu. Er beobachtet. Er wartet. Vielleicht aus Gewohnheit. Vielleicht aus törichter Hoffnung, dass noch einmal etwas in ihm erwacht. Ein Name. Ein Ziel. Eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.
 
Oder vielleicht ist es nur das Alter. Das langsame Verblassen allen Geschmacks. Eine Seele, brüchig geworden von zu vielen Wintern.
 
Und irgendwo in dieser Stille...
flüstert etwas.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 15 Aug 2025, 11:48
von Lhass
Während die Zeit verrinnt, gräbt sich der kleine Spion tiefer in die Erde.
Er jagt die Mächtigen und überlässt die kleine Beute jenen, die den Stock so tief sitzen haben, dass sie sich nicht bücken können.

Manche Jäger finden nach langen, bitteren Hetzen nur kalte Leichen in ihren Händen.
Wie einer so schlecht gerüstet, ohne magische Kleinodien, solche Feinde erschlagen kann – niemand vermag es zu sagen.
 
Niemand weiß, wofür Lhass seinen Willen schärft.
Man munkelt, er werde nicht fliehen, wenn die Säuberung zurückkehrt.
Dass er seine Klinge in die Abrechnung treiben, ein paar tote Filifar auf den Haufen legen wird.
Damit sie vielleicht das nächste Mal lernen.
 
Oder vielleicht klammert er sich an den letzten Faden der Zugehörigkeit.
Stillt seinen Hunger mit dem Wenigen, das geblieben ist.
Endlose Jagden, Machtsteine häufen sich zu seinen Füßen.
Schätze, die er weder braucht noch zu nutzen gedenkt.
 
Vielleicht wird es am Ende nichts ändern.
Vielleicht erinnern sich nur die Schatten an das Blut.
Doch irgendwo wird ein Verzauberer über ein verdientes Vermögen lächeln.
Und ein kleines Spinnlein wird glänzende Reißzähne tragen.

Re: [Dunkelelfen] Gerücht aus den Schatten

Verfasst: 20 Aug 2025, 12:36
von Lhass
Schicksal.
Ein alter Freund, der sich an deine Haut klammert, bis dein letzter Atem versiegt.
Es scheint, als wolle Loth diesen alten Jaluk; ohne magische Zähne und ohne Rüstung.
 
Einst, auf der Jagd, erschien die Herrin, der er diente.
Ihre Stimme scharf wie eine Klinge, getränkt von Groll.
Einen Atemzug später brannte jede Faser seines Seins, als er gezwungen wurde, ihr alles zu übergeben.
Jeden Zauberstein, jeden Edelstein, jedes Juwel voller Macht, aus dem Meisterwerke hätten geschmiedet werden können.
 
Tief in ihm flüsterte eine Gewissheit: Er würde nichts davon je wiedersehen.
Vielleicht die Hälfte, wenn Lloth sich nicht gänzlich von ihm abgewandt hatte.
Und was sie daraus formen würde, wäre schlecht gemacht.
Wie ihr Geist, verloren in ewigem Chaos… in Unordnung.
 
Seit jenem Tage schwieg Lhass.
Keine heimlichen Besuche mehr.
Keine Jagden mehr.
Er kroch wie ein Schatten unter Schatten, zeigte sich kaum, mied das Licht in fremden Augen.
 
Und langsam – fast unmerklich – verlosch die Flamme in ihm.
 
Wie lange noch, bis der Wahnsinn den Geist dieses alten Jaluk verschlingt?
Ein Schicksal so unausweichlich wie der Tod.
 
Doch wer weiß…
Vielleicht könnte etwas Unvorhergesehenes geschehen.