Gesucht: Weißer Hirsch vom Gletschersee. Grimlas eigenes heiliges Tier.
Zuletzt gesehen: Beim Eissee, keine Kampfspuren – irgendein Feigling hielt es für klug, Grimlas Schutzgeist zu stehlen.
Belohnung: Verzicht auf den Blutadler – ja, richtig gehört. Bringt ihn freiwillig zurück, und eure Lungen bleiben, wo sie hingehören.
Hinweise sofort an: Jothar Rashka oder Jardis Solvajg in Fjellgatt.
Warnung: Wir finden dich sowieso. Mach’s uns lieber einfach.
Der Himmel hing bleischwer über Fjellgatt. Grau. Reglos. Der Wind stöhnte in den kahlen Bäumen. Die Luft roch nach altem Frost.
„Er ist weg“, sagte Jothar Rashka. Seine Augen ruhten auf der schwindenden Glut. „Was wir waren, ist mit ihm gegangen.“
„Verloren haben wir ihn“, brummte Forsjaman Haldron. Zitternde Hände streuten Kräuter ins Feuer. Nichts geschah. „Die Ahnen verfluchen uns schon jetzt. Sie schreien mir im Schlaf entgegen, was wir getan oder unterlassen haben. Halvard schickt uns auf den Blutpfad um Stärke zu zeigen. Er sagt wir sind schwach wie dünnes Eis. Aeiti weint.“
„Hör auf, Haldron“, sagte Jardis Solvajg. Ihre Stimme müde. „Noch atmen wir, noch leben wir.“
„Und wie lange noch?“, fragte Ragnar, der Druide. „Der Wald ist stumm schweigen. Ich höre nichts, nichts außer dem Echo unserer eigenen Angst.“
Ynhvildr trat aus den Schatten. Müdigkeit zeichnete ihr Gesicht. „Wir finden ihn noch. Tyra und ich, wir drehen jeden Stein um, jede Schneeflocke prüfen wir.“
„Die Spuren führen nirgendwohin“, sagte Tyra. Stimme rau vom kalten Atem. „Sie verschwinden, als verschlänge die Insel sie.“
„Vielleicht waren es die Jäger“, brummte Bjornar. „Vielleicht haben sie ihn getötet, das Heilige genommen und uns verflucht. Oder die dreisten Holzfäller!“
Tarabasch ballte die Fäuste. „Wer auch immer Grimlas Hirsch nahm, ich finde ihn. Dann wird er beten, dass die Geister ihn zuerst holen.“
„Hört ihr euch selbst zu?“, fragte Solvajg. Scharfe Kante in der Stimme. „So sprechen Menschen, bevor Blut fließt. Wollt ihr das wirklich?“
„Was sollen wir sonst tun?“, flüsterte Rashka. „Wenn wir ihn nicht zurückholen, sind unsere Kämpfe umsonst. Kein Kind wird mehr geboren, keine Hathran erscheint. Bald wird Fjellgatt ein Friedhof sein.“
Der Wind nahm zu. Er zerrte an den Dächern, als wolle er jedes Wort, jede Hoffnung fortreißen. Niemand sprach mehr. Nur das Knacken von totem Holz im Frost und das Dröhnen des leeren Himmels darüber.