[Fjellgat] Ein Drache zu Wasser für Thrymm'tack

Rollenspielforum für Fjellgat.
Hier könnt ihr untereinander Nachrichten austauschen, Aushänge verbreiten lassen und die jeweils gültigen und offiziellen Veröffentlichungen der Stadt sehen.
Benutzeravatar
Tyra
Beiträge: 9
Registriert: 19 Apr 2025, 23:26
Has thanked: 38 times
Been thanked: 48 times

Re: [Fjellgat] Ein Drache zu Wasser für Thrymm'tack

Beitrag von Tyra »

Die Werft von Fjelgart

Der Morgen brach über Fjelgart herein wie ein silberner Schleier.
Nebel kroch zwischen den Felsen des Fjords hindurch, und das Wasser lag so ruhig, dass sich die Welt darin zu spiegeln schien.
Doch die Ruhe täuschte: Im Dorf rumorte bereits die Ankündigung eines gewaltigen Vorhabens.

Vor dem alten Sägewerk standen die Barbaren des Stammes versammelt.

Mit vereinten Kräften begann die größte Bauarbeit, die Fjelgart je erlebt hatte.

Die ersten Schläge hallten durch den Nebelwald. Bäume wurden gefällt, und ihre Stämme krachten zu Boden.
Material wurde transportiert, Wege vorbereitet und Wasserstellen für das Sägewerk genutzt.
Am Ausbau des Sägewerks wurde gearbeitet, Balken getragen und schwere Lasten bewegt.

Schon nach wenigen Tagen wuchs das Sägewerk über seine alten Mauern hinaus. Neues Holz wurde gelagert, breitere Plattformen entstanden, und zwei gewaltige Wasserräder dröhnten über den Fluss.
Funken flogen aus der Schmiede, Sägen kreischten, und der Duft von frischem Holz lag in der Luft wie eine Verheißung.

Am Ufer des Fjords wurden Pfosten in den Boden geschlagen, um den Bau der Werft zu markieren.

Tag für Tag wuchs das Bauwerk an der Uferseite: breite Stege, massive Stützbalken, hölzerne Gerüste, die sich wie Rippen eines riesigen Tieres in den Himmel reckten.
Schwere Pfähle wurden gesetzt, Gerüste aufgerichtet und Arbeitsplattformen errichtet.

Und so arbeiteten sie – Seite an Seite, ohne Befehle und ohne Rang.
Jeder wusste, was zu tun war.
Jeder schuf ein Stück der Zukunft.

Eines Abends, als die Sonne den Himmel rot färbte, standen sie alle am Ufer.
Das Sägewerk arbeitete mächtig im Hintergrund, und die neue Werft breitete sich vor ihnen aus wie ein hölzerner Drache, der gerade erwacht war.

Der Fjord rauschte sanft.
Die Werft stand.
Das Sägewerk brummte.
Und Fjelgart war bereit für seine ersten Drachenschiffe.

Gemeinsam gebaut.
Gemeinsam für die Zukunft.
Benutzeravatar
Rashka|Brom
Beiträge: 241
Registriert: 07 Jan 2021, 19:42
Has thanked: 163 times
Been thanked: 311 times

Re: [Fjellgat] Ein Drache zu Wasser für Thrymm'tack

Beitrag von Rashka|Brom »

Bild

Der Morgen über Fjellgat war noch jung, als Rashka als Erster die Werft betrat. Der Geruch von Harz frisch gesägtem Holz hing in der Luft, und die schwere, offene Halle wirkte wie ein hohler Rachen eines Ungeheuers, das ein Schiff auszuspucken bereit war.
Kurz darauf erschien Ragnar, den Umhang achtlos abwerfend, und brummte:
„Jau, nur dey Wand habs verjessen.“
Rashka schnaubte. „Je denk, dat soll so seyn. Do kynns dey Schiff baun un rausschiebn.“
Kaum hatte er das gesagt, betrat Yngvildr die Werft, strich sich das Haar aus dem Gesicht und grüßte:
„De Ahnen zu Ehr’.“
Die drei standen um den schweren Balken, der bald der Kjøl, der Kiel, sein würde – das Rückgrat des Drachenbootes. Falk, der alte Handwerker des Clans, hatte in den letzten Tagen den Kiel zurechttgehauen aus dem Holz das die Suromer in ihren Wäldern Gehauen und gesammelt hatten. Janika hatte sorgsam die Holznägel, die trenaglar, sortiert.
„Mhm, Bra sieht recht aus,“ murmelte Rashka und legte die ersten Planken, die später zu den Strakes – den Plankengängen – werden würden.
Ragnar bearbeitete mit einem langen Hobel die Innenkante jeder Planke. Geschickt führte er das Werkzeug, ließ es über das Holz gleiten, um dem Schiff die glatte Krümmung zu geben, die ein Drachenboot brauchte.
Yngvildr trug Planken heran, kritisierte Rashkas manchmal schiefen Einschlag, und korrigierte geduldig.
Als die ersten beiden Planken an den Kiel genagelt wurden, hallte das rhythmische Schlagen ihrer Hämmer wie ein Herzschlag durch die Werft.
Planke für Planke wuchs der Rumpf nach oben. Mit Muskelkraft bogen sie die langen Bretter, bis sie sich an den natürlichen Schwung des Bootes schmiegten – Klinkerbauweise, wie die Alten es nannten. Jeder Schlag der Hämmer, jeder Holznagel, der durch das Holz getrieben wurde, verband die Männer und Frauen mehr mit dem werdenden Schiff.
Ragnar fertigte die Spanten, die Rippen des Schiffes – biegsam, aber kräftig.
„Dey Ryppn verstaerkn dat Schiff jut,“ brummte er zufrieden, während Falk ihm Moos reichte, das später die Fugen abdichten würde.
Yngvildr rührte Teer in einem offenen Fass an und begann die Fugen mit Moos zu stopfen, das durch den heißen Teer hart und wasserdicht werden würde – ein uralter Trick der Seefahrer.
Rashka legte weitere Querbalken, damit sich die Form nicht verzog, und arbeitete sich anschließend zum Deck vor.
Mit Schweiß auf der Stirn und rußverschmierten Händen nagelte Rashka die Planken des Decks auf die Querbalken, ließ aber die runde Öffnung frei – dort, wo später der Mast stehen sollte.
Ragnar schnitzte am Stýri – dem Steuerruder – und fertigte am Steuerbord eine sorgfältige Ausnehmung, in die das große Seitenruder passen würde.
„Vi müssn och eyn paar Löchr fyr dey Ruder sägn,“ erinnerte Ragnar.
„Jau,“ murmelte Rashka, während er weiterarbeitete.
Yngvildr prüfte derweil jede Naht, jedes Stück Holz, als wäre das Schiff ein lebendiges Wesen, das Fürsorge brauchte.
Als der Rumpf stand, strichen sie heiße Schichten Teer über die Planken. Der beißende Geruch erfüllte die ganze Werft, und Ragnar erwärmte mit einer Fackel Stellen, die bereits erkaltet waren, damit der Teer tief in die Fugen sickerte.
„Dett wyrd haltn,“ meinte er.
Gemeinsam schoben sie das Boot auf die Rampe, auf die Rundhölzer, die sie als Rollen nutzten.
Jeder stemmte sich dagegen, die Muskeln aller, spannten sich bei der harten Arbeit an. Das Holz ächzte – und schließlich rutschte der Rumpf nach vorn, die Rampe hinab.
„Braa… unter dem Kran,“ keuchte Rashka.
Der Mast würde der nächste schwere Akt werden.
Hinter der Werft lag der vorbereitete Mast – ein gewaltiger Stamm.
Gemeinsam – Rashka mit seiner Schulter, Ragnar oben am Rumpf, Yngvildr stützend von der Seite – hievten sie ihn an den Kran.
„Hnggg…“ knurrte Yngvildr, der Schweiß tropfte auf das Holz.
Langsam, Stück um Stück, richteten sie ihn auf.
Ragnar trieb Keile ein, setzte einen U-förmigen Mastblock, der verhinderte, dass der Mast später bei Sturm brach oder aus der Verankerung riss.
Als der Mast schließlich stand, war es, als würde das Drachenboot tief durchatmen.
„Eyns fehlt noch,“ sagte Ragnar schließlich und deutete auf den Bug.
„Eyn Drakkn Kopf.“
Alle nickten. Denn ohne den Drakkinn, den geschnitzten Drachenkopf, war ein Drachenboot nur ein Schiff – aber kein Krieger.
„Jau, jeg mach dat,“ sagte Yngvildr.
„Abr broch och Zejt.“
„Nymm dey de Zeyt,“ antwortete Ragnar. „Uss soll prächytg wern.“
Die letzten Schilde wurden in die Schlingen an der Bordwand gehängt, die Segel von Janika und anderen Frauen des Clans vorbereitet. Das Boot stand in der Sonne wie ein junger Drache – hungrig nach Wasser, Wind und Geschichten.
Rashka, Ragnar und Yngvildr standen nebeneinander und betrachteten ihr Werk.
Schmutzige Hände. Schweiß auf der Haut. Zufriedene Blicke.
„Det is n starkes Schiff,“ murmelte Rashka.
Niemand widersprach.

Denn alle wussten:
Dieses Drachenboot war nicht nur aus Holz gebaut worden.
Sondern aus Händen, Kraft, Atem – und dem Willen eines Volkes.
Und so war das erste Schiff vollendet, sie mussten nur noch den Drahenkopf befestigen und dem Schiff seinen namen Geben.
Antworten