Vom Zerfall und Wiederaufbau

Rollenspielforum für Khul Gathol.
Hier könnt ihr untereinander Nachrichten austauschen, Aushänge verbreiten lassen und die jeweils gültigen und offiziellen Veröffentlichungen der Stadt sehen.
Antworten
Thomas84
Beiträge: 5
Registriert: 12 Jun 2024, 17:29
Been thanked: 3 times

Vom Zerfall und Wiederaufbau

Beitrag von Thomas84 »

Wie so häufig, seit dem düsteren Ereignis am Tor zum Kazad, ging Trogadon zu dem Dawi Haldrim, der an den Trümmern Wache stand. Der stämmige Dawi stand wie immer regungslos, ja fast wie in Starre versetzt an der Stelle, wo einmal das große Tor stand. Und allen Dawi, und jenen die ihnen gut gesonnen sind, Schutz und Sicherheit bot. Obwohl er sich nicht zu bewegen schien, ja kaum zu atmen, konnte man bei genauerem Beobachten, in seinen Augen erkennen, dass er dennoch alles in seiner Umgebung, Gutes sowie Schlechtes, genaustens wahr zu nehmen schien.
Trogadon trat an ihn heran und sprach: „Haldrim, Bruder. Ich bin gekommen um dich von deiner Wache abzulösen.“


Beitrag1.png
 
Einen Augenblick lang geschah nichts, doch dann regte sich, der wie in Trance versetzte Dawi, ein klein wenig.
Erst war nur ein Grummeln von ihm zu vernehmen, dann sagte er: „Nein, Trogadon. Ich habe mich für diese Aufgabe gemeldet. Und ich werde sie für dem Throng zu Ende bringen.“
Dann war nichts mehr von ihm zu hören und seine Atmung wurde wieder langsamer und flacher. Er schien wieder in denselben Zustand, wir zuvor zu fallen.

Trodadon seufzte leicht. Er machte sich Gedanken um die Wache, die Tag und Nacht, den Eingang zur Kazad bewachte. Dennoch kam er nicht drum herum Haldrims Ehrgefühl und seine dawische Standfestigkeit zur ehren und zu respektieren.

Dann dreht Trogadon sich um zu dem Schutthaufen, der einmal das Tor zum Khul Gathol war und mehrere tausend Jahre hätte überstehen sollen. Traurig und schweren Herzens, bei dem Anblick trat er näher heran. Er wusste, dass bevor die Trümmer des alten Tors nicht beseitig werden, kann nichts Neues Erschaffen werden. Und wenn nicht die stolzen Dawi neues erschaffen, wer sollte es dann machen?

Beitrag2.png
=Calibri,sans-serif
 
Er entledigte sich seiner Rüstung und zog sich Kleidung, die für seine Aufgabe angemessen waren, über. Dann legte es alles sorgfältig in seine Tasche und stellte diese ein paar Schritte abseits des Schutts ab. Nun nahm er seine Spitzhacke hervor und trat wieder an die Trümmer heran.

Beitrag3.png

Er hielt inne. Noch immer war der Geruch von Blut und Verwesung klar zu vernehmen. Sicher, ihm war bewusst, dass der Gestank größten teils von den erschlagenen Minotauren kam. Dennoch lief es ihm eiskalt den Rücken herunter, bei dem Gedanken auch die Überreste seiner Brüder zu finden.
Seine Brüder, die Wachdienst hatten, am Abend des schrecklichen Ereignisses. Jene mutigen Dawi, die standhaft versuchten die Linie zu halten, damit andere lange genug in Sicherheit waren, um die Formationen neu zu bilden. Die Bilder des Chaos an dem furchtbaren Abend spukten immer noch vor seinem geistigen Auge umher. „HALTET DIE REIHEN!!!“ hat er noch gerufen, bevor der Stein des Tors nachgab.
Obwohl, der in die Jahre gekommene Dawi einiges erlebt hatte, aber die schreie seiner Brüder, als sie zerfetzt wurden, der Fall des Tors und das Gemetzel danach, waren einfach zu sehr in seinen Geist gebrannt, als dass er es jemals verdrängen könnte. Und vergessen, ja mit Vergessen, sind die Dawi nun mal nicht gesegnet worden. Er versuchte sich mit den Gedanken zu trösten, dass sie gestorben sind um andere zu Retten. Doch es gelang ihm nicht.


Nicht nur Suromern, die sein Volk immer wieder zu provozieren scheinen, nein auch den verhassten Feinden der Dawi, den verfluchten Drow wurde Einlass gewährt. Dafür sind zwei seines Throng gestorben. Damit jene leben können.
Er spukte aus bei dem Gedanken und murmelte mehr zu sich selbst: „Für das Opfer und diese Geste der Barmherzigkeit, werden wir vermutlich nicht einmal ein Wort des Dankes erhalten“ Wieder spukte er aus und dachte sich still: „Das Wort, jener ist vermutlich eh nichts wert.“

Dann verscheuchte er die trüben Gedanken und sendet ein Stoßgebet an Karaz den Göttervater, dass er ihm die Kraft schenken möge seine Aufgabe zu beenden.

Dann spucke er in seine Hände, hob seine Spitzhacke über den Kopf und lies sie mit der Kraft eines Dawis auf das Geröll hinunter sausen. Beim ersten Schlag, stellten sich ihm noch die Haare im Nacken auf. Immer noch Furcht vor dem, was er von seinen Brüdern finden könnte.

Doch Karaz hatte sein Gebet scheinbar erhört. Denn als er typisch für die Dawi, in einem tranceähnlichen Rhythmus, immer und immer wieder auf den Stein einschlug, verschwand mit jedem Hieb ein Stück seiner Furcht. Und so fuhr er fort. Hieb für Hieb. Schlag für Schlag. Tag für Tag und Nacht für Nacht.
So wird er weiter machen, mit seinen Brüdern, Schwestern und all jenen die den Dawi wohlgesonnen sind. Mit ihnen oder ohne sie, er wird nicht eher ruhen, bis ein neues Tor wieder schützend vor der Stadt steht. Er wird den Schutt des alten Tores beseitigen und falls nötig die Überreste seiner tapferen Brüder bergen und bestatten. Denn, SIE, sind Dawi. Und wenn ein Tor bricht, werden sie nicht eher ruhen bis ein neues, ein stärkeres, ein MÄCHTIGERES TOR aus den Trümmern neu entstanden ist.

Für Karaz!
Tordain
Beiträge: 1
Registriert: 12 Sep 2025, 06:59

Re: Vom Zerfall und Wiederaufbau

Beitrag von Tordain »

Tage nach der Schlacht waren vergangen – doch am Tor lag noch immer der Geruch von Eisen, Rauch und Blut. Das Trümmerfeld hatte sich kaum verändert. Tordain stand dort, schwer wie der Stein selbst, die Hände auf den Knauf seines Hammers gestützt. Sein Blick wanderte über die Bresche, die nun notdürftig verschlossen war. Schweigen lag über der Ruine – bis ein leises Krachen ertönte. Nur ein gelöster Stein, der von den Mauerresten brach und scheppernd zwischen den Trümmern landete. Doch das Geräusch schnitt durch Tordain wie ein Schwert. Für einen Atemzug war er nicht mehr im Jetzt.
Tordi.png

Mit einem berstenden Dröhnen zerreißt die Pforte. Das einst so prächtige Tor, schützend vor dem Königreich der Dawi ist gefallen. Splitter fliegen, die gewaltigen Flügel des Tores krachen nach innen. Rauch, Funken und Schreie füllen die Luft. Die Dawifront wird zurückgedrängt, während die Minotauren durch die Bresche stürmen, wie eine Flut aus Fleisch und Horn.
Doch die Dawi geben nicht nach. Sie ziehen sich weiter ins Stadtinnere zurück, bilden neue Reihen, bereit, jeden Meter ihres Heimatbodens mit Blut zu bezahlen.
Das Tor ist gefallen – aber der Kampf beginnt erst.
Schulter an Schulter in schwerer Rüstung, die Bärte geflochten und mit Eisenringen gesichert.
Ihre Augen glühen vor Trotz, Hammer und Äxte erhoben, Schilde ineinander verschränkt wie eine lebendige Mauer. Über ihnen donnern die Bolzen in die Reihen der Bestien.
Einige Minotauren stürzen, aber die Masse drängt weiter.

Sein Herz schlug schneller, die Hand krampfte sich um den Hammergriff, als stünde der nächste Angriff bevor.
Tordain blinzelte, atmete schwer aus. Ein Teil von ihm kämpfte noch immer in jener Nacht, gefangen zwischen Mut und Verlust. Langsam hob er den Kopf und schaute durch das zerstörte Tor, Richtung Ausgang.
Ein scharfes, rhythmisches Klang–Klang–Klang durchschnitt die Ruhe, begleitet vom Splittern und Rieseln loser Steine.
Suchend lies Tordain sein Blick über das Trümmerfeld schweifen, dann erkannte er den Ursprung des Lärms: Trogadon. Tief im Schutt stand er, die Spitzhacke in beiden Händen. Jeder Schlag ließ Funken aufglühen, als ob er den Fels selbst bestrafen wollte.
Trogi.png

Ehe Tordain sich seiner Robe entledigte, verweilte er einen Augenblick regungslos. Der Staub hing wie Nebel in der Luft, und das gleichmäßige Klang–Klang–Klang von Trogadons Spitzhacke war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach. Es war mehr als Arbeit – es war wie ein Herzschlag, ein Puls aus Stein und Eisen, trancehaft, endlos. Tordains Augen verengten sich. Er sah, wie der Schweiß über Trogadons Schläfen rann, wie dessen Muskeln bei jedem Schlag spannten und lösten, ohne innezuhalten. Ein Dawi im Bann seiner eigenen Schatten.
 
Langsam setzte Tordain einen Fuß vor den anderen, seine Schritte schwer, doch bedächtig, als wollte er den Rhythmus nicht stören. Schließlich trat er vorsichtig in Trogadons Blickfeld. Kein Wort fiel.
Einen Moment standen sie sich gegenüber, der eine noch im Bann des stummen Schlagens, der andere schweigend, beobachtend. Dann hob Tordain die Hand und griff nach der Spitzhacke, atmete tief ein, schloss für den Bruchteil eines Herzschlags die Augen – und versuchte, den Rhythmus in sich aufzunehmen. Schlag, Atemzug, Schlag, Atemzug. Nicht als Waffe gegen den Feind, sondern als Widerhall der Schlacht, die sie beide überlebt hatten.
 
Dann hob Trogadon endlich den Blick. Staub klebte in seinen Brauen, seine Augen waren rot vom Schweiß und von etwas Tieferem, das sich nicht auswaschen ließ. Für einen kurzen Moment trafen sich die Blicke der beiden – schwer, ernst, voller unausgesprochener Erinnerungen.
Tordain legte die Hand fester um die Spitzhacke, neigte leicht den Kopf und sprach mit rauer, aber fester Stimme:
„Gemeinsam, Bruder. Gemeinsam.“
Tordi,Trogi.png

 Das Hämmern verstummte. Die Worte hingen zwischen ihnen wie ein Schwur, getragen von der Stille des Trümmerfelds. Und dann, als hätten sie beide denselben Atemzug genommen, führten sie gemeinsam die Spitzhacken nieder – ein Schlag, der tiefer hallte als alle zuvor. Nicht mehr Trance, nicht mehr einsamer Kampf. Sondern Brüder, Schulter an Schulter.


Für Karaz!

 
Antworten