[Lóriendor] Nath'Mor

Rollenspielforum für Lóriendor.
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Nath'Mor
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[Lóriendor] Nath'Mor

Beitrag von Nath'Mor »

Mitte des zweiten Monatslaufes des Jahres flatterte eine Dohle mit schwarzgrauem Gefieder in Richtung Festland. Das Meer unter ihr war unruhig, ein rauer und eiskalter Wind ließ die Wellen hoch werden. Vereinzelt noch Eisschollen. Schon recht nahe vor ihr erkannte sie sanfte, aber dennoch hoch ansteigende Klippen. Mutig steuerte der Rabenvogel darauf zu. Oft musste die Dohle Windstöße ausgleichen, die Schwanzfedern schwangen ständig hin und her. Ein anstrengender Flug. Weit hinter dem Vogel lag ein Schiff im schweren Wellengang, dessen Ausguck gerade erst die Insel erblickte und in Jubelschreie verfiel.
Während am Deck des weitentfernten Segelschiffs die Menschen an Deck strömten, landete die Dohle etwas zerzaust auf einem Felsvorsprung der Klippe, die direkt über die tosende See ragte. Die Krallen der Beine bohrten sich in den Stein und hielten dem starken, spätwinterlichen Windsturm stand.  Die Dohle legte den Kopf schief und beobachtete. Das Anlegemanöver des Schiffes, weit entfernt, wo keine Klippen das Segelschiff abwehrten.

Der nächste Blick galt dem neuen Land: Die  Dohle flatterte von ihrem Felsen einige Meter ins Landesinnere und landete am erstbesten Nadelbaum der Umgebung.  Eine knorrige windgeschüttelte Kiefer. Aus luftiger Höhe schaute sich der Vogel um. Und lauschte. Sie hatte sich einen guten Ast als Ausguck ausgesucht. Die kleinen, schwarzen Knopfaugen zuckten aufmerksam hin und her. Ab und zu plusterte sich der mittelgroße Rabenvogel auf, damit der Nasskälte des Spätwinters trotzend.

Lange blickte der schwarze Vogel in die Landschaft hinein. Nach Jahrhunderten hatte er erstmals wieder ein neues Land vor den Augen: Die alte Heimat war Geschichte.  Die knorrige Kiefer flüsterte der Dohle zu: „Ich wäre an deiner Stelle…entwurzelt.“ Ein bisschen Humor schwang den Worten des Baumes mit. Der Rabenvogel hob fast beschwichtigend eines seiner Beine. Er stand so einbeinig am Ast und antworte nicht. Stattdessen ließ er sprachlos dieses einmalige Erlebnis auf sich wirken. Dann folgte er seiner Neugier und flatterte los. In Unbekannte des baldigen Frühlings hinein
Bald schon fand die Dohle ein paar ihrer Artgenossen. Gemeinsam sah man sie auf Dachgiebel und anderen erhöhten Orten sitzen, mal im Süden, mal im Norden, mal im Osten, mal im Westen der Insel. Die Rabenvögel blickten umher, ohne zumeist selbst erblickt zu werden. Sie sahen zu, wie die neuen Völker die Insel in ihren Besitz nahmen. Sahen so allerlei Sachen. Und die Monate vergingen dabei. Dann nahte der erste Winter auf der neuen Insel und die Dohle trennte sich auf Höhe des Drachengebirges von ihrer Gruppe. Man würde sich wiederfinden, wenn gewollt.
Von einem Pass des Drachengebirges hob die Dohle ab und nutzte die Thermik, um ohne große Mühen über die Seebachtallagune und das Seebachtal selbst zu gleiten, hin zum Hochplateau. Dort war er das letzte Mal vor unzähligen Wochen gewesen. Jetzt, im Spätherbst, schien es dort  fast gleich angenehm warm wie im Sommer zu sein. Sollte sie hier länger verweilen? Die Dohle entschied sich weiterzufliegen.  Bis in den äußersten Nordwesten der Insel, zur Sala, die der Rabenvogel das letzte Mal im Frühling des Jahres gesehen hatte, ging die Reise. Dort landete die Dohle, abseits und noch unerkannt, auf einem kleinen Flecken Schnee, welcher  zwischen den Bäumen des Elfenwaldes tapfer die ersten Sonnenstrahlen überstanden hatte.


Dohle.jpg
 
Nath'Mor
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Ankunft eines Schattens

Beitrag von Nath'Mor »

Sie begrüßten sich mit einem Lächeln, ehe Maldriel mit einem gewissen Respekt den Kopf vor ihm senkte. Nath’Mor betrachtete die junge Waldelfin mit vertrautem Blick.  „Aiya, fuine“, grüßte er sie dann,  was in seinem altertümlich wirkenden Sprachgebrauch wohl mit „Sei gegrüßt, Schatten“ zu übersetzen war.  Ja, seit er sie vor Jahrzehnten, als sie noch nicht einmal vollständig erwachsen gewesen war, gefunden und gerettet hatte, war Maldriel sein Schatten.  Sie schien, ohne dass sie es je konkret ausgesprochen hatte, von da an wachend an seiner Seite sein zu wollen.
Zusammen hatten sie am Rande der Sala gelebt, nicht abseits, aber im waldelfischen Sinne doch nicht sehr zentral gelegen. Als Randir, Wanderer also, war er ohnehin oft unterwegs – das eigene Baumhaus hatte also keine große Priorität in seinem Leben.
 Sie reisten zumeist zusammen. Das Ziel war immer das gleiche, auch wenn unterschiedliche Wege dorthin sie manchmal kurz voneinander trennten. Man fand sich immer wieder, wie die Dohlen ihren Trupp.
Auch Maldriel hatte nur das Notwenigste bei sich, als sie nun vor ihm stand. Also rüstete Nath’Mor seinen Schatten mit ein paar Dingen aus: Einen Holzschild, einen kurzer Jagdspeer – mehr hatte Nebelhafen nicht zu bieten gehabt. Das würde jedoch ausreichen, bis man Waffen und Rüstung in Loriendor erstehen würde. Geduldig hatte er zuvor noch das Auktionshaus zu Nebelhafen durchsucht, ohne nennenswerte Erfolge. Aber neben Geduld sollte ein Wanderer auch improvisieren können und so stellte Nath’Mor mit dem wenigen, was sie hatten, am Ende eine halbwegs brauchbare Ausrüstung zusammen. Für den Weg zur neuen Sala würde es mit Leichtigkeit reichen. Der Wanderer und sein Schatten ritten los.



 
Maldriel
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Re: [Lóriendor] Nath'Mor

Beitrag von Maldriel »

Nun waren Jahrzehnte vergangen, seit Randir wie sie Nath'Mor fast schon liebevoll nannte, sie gefunden hatte. Ein tollwütiger Schwarzbär hatte sie auf ihrer Pattroullie erwischt, gerade als sie sich auf den Heimweg machen wollte. Es dauerte einige Zeit bis sie ihre Waffe ziehen konnte, die der Bär ihr auch sofort aus der Hand schlug. Als der Bär so über ihr stand und sie mit seinen mächtigen Pranken traktierte, musste sie auf ihren Dolch zurückreifen und stach mit diesem unerbittlich auf den Bären ein. Es tat ihr fast leid, dieses wunderschöne Tier, töten zu müssen, doch man sah ihm an, dass er nicht Herr seiner Sinne war. Die Augen rot unterlaufen, der Schaum sabberte aus dem riesen Maul und immer wieder stach sie auf ihn ein, wild, panisch und in der Hoffnung diesen Kampf zu überleben.

Dann wurde es dunkel als ein Prankenhieb sie schmerzhaft und gewaltig zwischen Schulter und Brust traf, sie hatte kurz das Gefühl ein Gebirge würde über sie zusammenstürzen. Als sie einige Zeit später aufwachte, lag sie auf ein Blätterlager gebettet, die Wunde war versorgt und mit einigen Blättern abgedeckt und ein fremdes Gesicht schaute sie besorgt an. Immer wieder sank sie in einen Dämmerschlaf und als sie schließlich einige Tage später vollends erwachte, stellte er sich vor .... Nath'Mor .... er hatte sie gefunden und sich um sie gekümmert. Die Zeit der Genesung war eine wunderbare Zeit, er erzählte ihr eingie Geschichten und so lernten sie sich kennen.

Als sie wieder vollends ihre Kräfte zurück hatte, hielt Nath'Mor nichts mehr an dem Ort und sie reisten weiter, nie lange an einem Ort verweilend .... es schien als würde er immer weiter wandern wollen und so kam es, dass sie ihn Randir nannte, denn Randir bedeutete Wanderer und das war er ohne Zweifel.

Nun waren sie hier, in mitten der Sala und nicht mehr nur am Rand umherwandern und sie hatte das erste Mal das Gefühl, das sie einen Platz gefunden hatten, an dem sie länger verweilen würden.
Nath'Mor
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Der Winter und ein Faer-Ritual

Beitrag von Nath'Mor »

Die ersten Schneewehen nahe Nebelhafen zeigten, dass der Winter nun angekommen war. Bei seiner Ankunft hatte Nath'Mor das Faer im damals bereits angebrochenen Frühling erlebt - und hatte die Pflanzen und Tiere der neuen Insel in das neue Jahr begleiten dürfen. Nun wanderte der schon etwas ältere Waldelf aus, um sich in allen Ecken und Enden der Insel von Flora und Fauna in den Winter zu verabschieden. Begleitet von seltsam anmutenden Ritualen wanderte er durch das Land.Überbleibsel davon konnte ein scharfes Auge vielleicht durch Zufall anfinden: so kann man mit viel Glück inmitten des Nirgendwos Holzschnitzereien an Schnüren befestigt in Baumkronen im Wind baumeln sehen, oder Kräuterbündel finden sich trocknend auf einem Stein, ...

Doch dann, als er das Ziehen im Faer spürte, diese unbeschreibliche Macht, weit weg auch ein Drachengebrüll zu hören war, entschloss er sich nach Loriendor zurückzukehren. Sein Weg führte ihn sofort an die magische Flamme der Sala. Nath'Mor bereitete sich geübt auf das Ritual vor: Das Faer zu befragen...besser: zu "erfühlen"...war ihm lange schon eine vertraute Sache geworden. Er breitete Kräuter auf den flachen Steinen nahe der Flamme aus, seine Lippen bewegten sich stumm dabei: Etwas Spinnenseide zu den Waldkräutern, dann eine ganze Ginsengwurzel dazu. Nath'Mor strich mit der Handfläche liebevoll über die Wurzel und wieder bewegten sich seine Lippen tonlos. Im selben Moment schien aus der Hand des Waldelfen eine sanfte, aber merklich wohltuende Energie zu entweichen, welche die Ginsengwurzel zu ummanteln schien. Sanft ließ Nath'Mor seine Hand nahe der Wurzel, die nun gänzlich in Energie gehüllt war und sichtlich aufblühte. Er hielt so die Verbindung zu dem Gewächs aufrecht. Einen kurzen Moment kann man einen fragenden Gesichtausdruck erkennen, als der Waldelf zur Ginsengwurzel runtersah und dann die Augen meditativ schloss: Im wortlosen Verstehen wird Nath'Mor wohl versuchen, etwas über die Geschehnisse zu ergründen, indem er sich mit dem Faer in diesem Ritual vereinte.

Am Feuer.jpg
Nath'Mor
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Unerkannt im Feenwald

Beitrag von Nath'Mor »

Das Ritual hatte Kraft gekostet. Keine Anstrengung hatte es gemacht, sondern Kraft hatte es gebraucht. Und nun ein wohltuendes Gefühl, eine Pause zu brauchen. Ein seltener Moment für einen Waldelfen. Aber er hatte in das Faer hineinfühlen können und das, was er erschließen konnte, wurde ihm am selben Abend von Varyariel bestätigt: Hornblume hatte sich also entschieden, in den Feenwald einzugehen. Nath'Mor lauschte Varyariels Erzählung, verabschiedete sich danach von Altiel und ihr, um in den Feenwald zu gehen. Die Kraft des Faer war dort seither besonders stark wahrzunehmen - er würde dort Erbauung finden und Hornblumes Feenwald begrüßen.

So dachte er, doch als er durch den Feenwald streifte und sich dem mächtigen Baum näherte, dort wo in der Nähe aus kleinen Erdlöchern Rauch aus dem Boden stieg, merkte er schon von weitem die Präsenz anderer. Er näherte sich unbemerkt und sah die beiden Frauen. Er kannte sie. Freunde Hornblumes.

Er blieb im Verborgenen und wartete geduldig, dabei sanft meditierend. Ihr Gespräch wollte er nicht stören. Sie belauschen auch nicht. Wenngleich er jedes Wort vernahm und auch nicht weghörte. Wieso auch? Er wartete schließlich nur. Zuweilen war das Gespräch ja auch interessant, weshalb er ab und an seine Meditation unterbrach.
Seine Dohle interessierte mehr die Rune, um die es in einem der Gespräche ging. Sie flatterte aus dem Wald auf die Lichtung, setzte sich auf den Ast des Baumes und begann das Objekt ihrer Begierde zu beäugen. Fast wäre sie hingeflogen und hätte versucht, es sich zu schnappen, wäre Nath'Mor nicht geistesgegenwärtig dagegen vorgegangen. So flatterte der Rabenvogel weg - und Nath'Mor verfiel wieder in Meditation, geduldig wartend.

Geheim im neuen Feenwald.jpg
Maldriel
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Re: [Lóriendor] Nath'Mor

Beitrag von Maldriel »

Seit einder Woche plagte sie ein sonderbarer Kopfschmerz, sie konnte sich nicht erklären woher dieser unbekannte Schmerz kam. Sie hatte das Gefühl, als würden tausend winzig kleine Zwerge in ihrem Kopf, ungleichmässig auf alles mit ihren Hämmern drauf zu hauen, was die erwischen konnten. Es war kein schöne Klangspiel in ihrem Kopf, es war eine Qual. Auch plagten sie immer wieder seltsame Träume, öfter wavhte sie erschrocken auf, doch konnte sie sich nie daran erinnern von was sie geträumt hatte. Es waren schmerzvolle Tage und Nächte voller Träume an die sie sich nicht erinnern konnte. Wenn der Tag erwachte, so erwachte sie unausgeruht und unruhig in ihrem innern. Sie hatte, seitdem sie sich mit dem Schmerz in ihrem Kopf zurück gezogen hatte, weder Schwester noch Brüder in der Zeit gesehen, selbst Randir, wie sie Nath'Mor nannte, hatte sie nicht gesehen. Sie hoffte ihm ging es gut.

Und plötzlich hatte sie das Gefühl, alles war anders, in ihrem Inneren tobte eine Gefühlswelle nach der Anderen hindurch. Teilweise so schlimm das ihr schwindelig wurde, manchmal sogar schlecht und meist hatte sie das Gefühl, es hatte mit ihren Träumen zu tun, deren Bilder sie immer noch nicht in Worte fassen konnte. So ging nur eine kurze Zeit und dann war alles wieder fast wie es war. Sie hoffte das diese Kopfschmerzen auch bald ein Ende hätten, sie musst Randir aufsuchen, erkonnte ihr sicher helfen und ihr diese innere Unruhe nehmen die sie neben dem schmerzenden Kopf plagte.

So legte sie sich wieder weiches Lager und beobachtete den klaren Sternenhimmel, bis sie dann sanft einschlieb und in das Land der Träume eintrat.

 
Nath'Mor
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Theorie der Magie

Beitrag von Nath'Mor »

Nath'Mor hatte Maldriel und sich ein paar Sachen beim Auktionshaus ersteigert und hörte plötzlich etwas von einem Magieunterricht hier in Nebelhafen. Er suchte den Aushang und las etwas von Theorie und Magie. Theorie sagte dem Waldelfen so schon wenig. Und Magietheorie noch weniger. Eine Druidin, Gwendolyn so heißt sie, sagte man ihm, wird vortragen.  Nun konnte sich der Waldelf noch weniger darunter vorstellen. Aber wer weiß - vielleicht war es interessant, wie die Atan dieses für ihn so "praktische" 'Gebiet' theoretisch analysieren.


Magierdiskussion.jpg


Es war am Ende neben der vortragenden Druidin eine kleine Runde. Was sich als gut erwies, besonders, da es viele unterschiedliche Meinungen bei der durchgehenden Diskussion gab. Manche war theoretischer, manche praktischer angehaucht. Nath'Mor saß die ganze Zeit an der Theke, scheinbar unbeteiligt, trank sein Wasser und lauschte. Interessant, wie sie darüber sprachen. Wenngleich auch unsagbar kompliziert. Und unerbittlich um Nuancen der Erklärungsmöglichkeiten ringend. Aber interessant. Wenn auch Lichtjahre von seiner "Beschreibung" seines eigenen 'arkanen Schaffens' entfernt. Aber interessant.

Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck ritt er dann mitten in der Nacht zurück nach Loriendor.


 
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