Der Angesprochene würdigte den Teufel keines Blickes, dennoch erhielt Thelisto seine Abmahnung – der nächststehende Leibwächter des Dämonenfürsten lenkte seine feuerrot glühenden Augen auf den Teufel. Reinste Mordlust widerspiegelte sich in diesen und versprach ihm qualvollen Schmerz.
Thelisto musste man nicht erklären, dass er hier – wieder einmal – über die Stränge geschlagen hatte. Auch wenn es ihn Überwindung abverlangte, so senkte er sein Haupt vor dem Dämonenfürsten und breitete hierbei auch die Arme aus. Es nagte an ihm, dass sein Schicksal ihn in die Klauen eines Dämonenfürsten führte und er seit einigen Dekaden nun das Dasein eines der Knechte unter seinem Feind führte.
Der Dämonenfürst überprüfte währenddessen das Kristallkonstrukt akribisch genau. Das musste Thelisto widerwillig anerkennen. - Der Dämon war kein Dummer.
Dieses Exemplar hob sich von anderen Dämonen ab und war nicht wie die meisten seiner Art von einem recht impulsiven Gemüt gelenkt. Was wohl auch mehr an der Vergangenheit des Scheusals lag. Früher, vor ganz langer Zeit, da war der Deimos ein ganz anderes Kaliber, eine ganz andere Kreatur.
Nicht selten verfiel hier Thelisto seiner sehnsüchtigen und leidenschaftlichen Vorstellungskraft. Er Malte sich aus, wie er den Dämon auseinander genommen hätte, seine Eingeweide herausgerissen, sich daraus einen wärmenden, wenn auch stinkenden, Schal gemacht hätte, die leblose Hülle als Übergewand genommen und die Hörner des Dämons als Rückenkratzer umfunktioniert hätte.
Das geistige Seufzen war fast schon hörbar.
„Holt mir die Energiequellen“. Ein alles bestimmender und gänzlich verlangender Befehl erlaubte keinen Spielraum. Die Wächter folgten der Anordnung ohne jegliches Zögern. Selbst die Opfer hatten sich ihrem unausweichlichen und erdrückenden Schicksal gefügt. Es gab nicht mal den Hauch eines Murren oder Widerstandes. Nur die Hoffnung auf schnelle Erlösung.
Sechs dämonische Kreaturen wurden an den Ecken des Hexagons geführt. Ihnen wurden Ketten angelegt, welche am Boden verankert waren und die durch ihre Kürze die Gefesselten auf die Knie zwangen. Sie zeigten keinerlei Gegenwehr dabei, mehr noch, so schien es, als ob die „Energielieferanten“ sich einer despotischen Melancholie hingegeben haben, welcher keinerlei Aufmucken zuließ. Deimos war ein Meister seiner Kunst. Seine Zurschaustellung der Macht war gleichzeitig auch Warnung für den geknechteten und unterdrückten Teufel Thelisto.
Der Schattendämon bereitete sich dann auf das bevorstehende Ritual vor und erlangte einen Status unglaublicher Fokussierung, welchen auch hier Thelisto neidvoll anerkennen musste. Und abermals zeigte sich einmal mehr, welch schwerer Gegner dieser Dämon ist. Thelisto verfluchte innerlich sein Schicksal und alle damit verantwortlichen Götter.
Die Schatten zogen sich gespensterhaft zusammen und suchten ihren Rufer. Sie umspielten spiralartig, von den Füßen beginnend, den Körper entlang schwebend, ihren Herren. Dabei eröffnete sich hier ein Bild, welches surrealer nicht hätte sein können. Die Ebene selber war die der Schatten, und als sich die Schatten zum Dämon hinbewegten und ihn umkreisten, so hatte man den Eindruck, dass die ganze Ebene sich diesem mächtigen Dämon beugte und ihm Untertan war.
Und dann wirkte er seinen Zauber. Die armseligen Kreaturen wurden von der Magie erfasst und ihr Lebensquell wurde ihnen aus den Leibern unter großem Schmerz herausgerissen. Ihr gepeinigtes Kreischen erfüllte den ganzen Ritualort, und so vergingen sie unter größtmöglichen Schmerz zu Staub. Eine vollständige Auslöschung ihres Seins, ihrer Essenz – Sie waren Vergangen für Ewig. Der riesige Kristall sog diese Energien auf und surrte unheilverkündend auf. Explosionsartig löste sich dann diese Energie in einem strahlenden dunklen Licht auf und wurde vom Pentagramm begierig aufgesogen.
Ein Beben durchzog den Turm, als der Dämonenfürst seine letzte Zauberformel aussprach und sich ein schmaler Riss bildete. Thelisto staunte nicht schlecht und konnte kaum glauben was er sah – sein Mund stand offen. Der Dämon hatte eine Verbindung zu einer anderen Ebene geöffnet. Die Wut des Teufels über seinen Peiniger nahm eine neue Dimension an. Der Teufel erkannte schnell, was der Dämon vorhatte.
Aus den Schatten formte sich ein neuer Dämon. Materialisierte er sich wirklich neu, oder war er schon die ganze Zeit da gewesen und Thelisto hatte ihn einfach nur nicht bemerkt?
„Geh und finde ein Opfer, welches meinen Zielen gereicht“
„Ja Herr, ich werde Euren Auftrag erfüllen“ Der Diener wandelte sich abermals und wurde zu einer nebelhaften Gestalt. Als nächstes schwebte er durch das Portal...
Schattenwesen erste Form
Schattenlord: Deimos