Aufstieg der Schatten

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Teana/Juliane/Dariel
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XI - Licht der Erkenntnis

Zeit ist flüchtig. Ganz und gar wie das kalte Nass eines schmelzenden Gletschers, welches sich zu einem reißenden Fluss formt. Genauso bahnt sich Zeit, eben wie der Strom des Wassers, seinen eigenen Weg um Hindernisse und lässt sich weder durch Widerstand noch durch Höhen oder Tiefen halten. Scheinbar greifbar, rinnt es zwischen den Rillen und Fugen der Hand hindurch, entgleitet der eigenen Kontrolle.
Auch Teana konnte diesen Fluss der Zeit mitansehen. Über Sonnenzyklen hinweg waren die Jahre an ihr vorübergezogen. Auch wenn das Gesicht sich ungewöhnlich viel ihrer ursprünglichen Jugend behalten konnte, waren es nach genauerem Hinsehen bleicher gewordene Haarsträhnen, die durch eben diese Zeit gezeichnet wurden.
Dem Arkanum, welches ein Teil ihrer Selbst geworden war, gewährte sie nun schon seit mehr als einem Sonnenzyklus keinen Eintritt mehr. Die magischen Kräfte waren seit den vergangenen Ereignissen mehr und mehr zu einer Fessel geworden. Ein Fluch, der sie dazu verdammte mit den Wiedergängern zu wandeln, wenn sie denn das Mana verwendet, welches ihr Sein durchströmte. Sie überschätzte ihre eigenen Kenntnisse, Fähigkeiten und erreichten Erfahrungen um die Studien der Schatten. Der Fluch des alten Nekromanten – ihres ehemaligen Meisters – war eine Warnung, eine Lehre und eine Strafe zugleich. Es sollte sie daran erinnern, wie schwach, zerbrechlich und hilflos sie am Ende doch war. In Gefüge des Seins vorzupreschen, die unbekannt, unerforscht und scheinbar unendlich waren und Kontrolle über diese erreichen zu wollen, waren wohl zu sehr von Hochmut begleitet.
Es begab sich in einer kleinen, unbestimmten und äußerst unscheinbaren Taverne im Norden des Landes, das sich ihr Denken änderte. Federleichte Rauchschwaden befanden sich in einem langsamen, aber fortwährenden Tanz durch den mit altem Holz verkleideten Raum. Die Sonne schien schon nicht mehr durch die verdreckten und milchigen Fenster. Der Fackelschein erhellte die Areale des Raumes. Hin und wieder trugen alte, metallene Scharniere Kunde von neuen Gästen, die durch die Türe in der Taverne kamen. Mit ihnen zog auch der kalte Wind ungefragt in die Räumlichkeit ein, forderte die Rauchschwaden dazu auf, ihren Ländler zu beschleunigen.
Teana selbst saß nahe einer einsamen Ecke des Raumes - ungestört und allein. Die Kleidung ihrer Gemeinschaft hatte sie schon vor einer gefühlten Ewigkeit abgelegt. Ein grauer, dicker Mantel aus Stoff hielt sie warm. Sorgsam war dieser über ihren Stuhl gefaltet worden. Ein leichtes, graues Hemd – etwas zu groß, wurde von ihren Schultern getragen, als sie am Tisch saß. Das rötliche Haar war ein wenig länger geworden und wurde nicht mehr so umsorgt wie vor Zeiten.
Sie gab sich selbst dem lauwarmen Wein des Schankwirts hin, schenkte dem Gesöff ihre ganze Aufmerksamkeit. Es half ihr die Gedanken zu beschwichtigen und zu akzeptieren was passiert war. Der Wein ließ die Zeit an ihr vorüberkehren und ließ sie schlicht vergessen.
So lief es nun Tage und Wochen. Ja gar ganze Mondzyklen hatte sie diese Art des Lebens geführt.
>>Wirt!<<
Gab sie laut von sich, so dass der alte Kauz hinter dem Tresen sie gut verstehen konnte. Das reichte als Botschaft auch schon aus. Man kannte Teana in dieser bedeutungslosen Taverne bereits. Der alte Wirt nahm eine Flasche aus dem alten und wackeligen Holzregal und machte sich auch schon auf, um sie Teana zu bringen. Langsam, gebückt - von der Zeit gezeichnet – ging der Alte los. Ein Murren drang aus Teanas Hals. Er brauchte zu lange – ihr Glas war leer.
Doch Teanas Durst nach dem roten Glück verzerrte die Wahrnehmung. Der Alte war trotz der lädierten Knochen schnell unterwegs und sogleich er den Tisch erreicht hatte, entkorkte er die Flasche mit einer gekonnten, ja gar flüssigen Handbewegung und führte den Hals des gläsernen Behältnisses an Teanas Glas heran.
Teana ließ die geschlossene Rechte auf den Tisch fallen, öffnete diese und einige Silberlinge traten zum Vorschein.
>>Lass die Flasche hier.<<
Bereitwillig setzte der Alte die Flasche auf dem wackeligen Holztisch ab, strich mit der Hand über die Silberlinge und sammelte diese ein. Wortlos wandte er sich um und kehrte hinter den Tresen zurück.
Die Mimik der Frau veränderte sich nicht. Sie griff lediglich nach der Flasche und füllte ihr Glas erneut auf. So passierte es schon einige Male am besagten Abend.

Je später es wurde desto mehr Menschen traten in die Taverne ein. Vorwiegend Holzfäller und Minenarbeiter, die ihr Tagwerk verrichtet hatten. Sie ließen den Erfolg ihres Tages in dieser Taverne ausklingen. Erfolg, welcher Teana schon vor unbestimmter Zeit verlassen hatte und sie alleine zurückließ.

An einem bestimmten Tisch, fast mittig in der kleinen Taverne, trafen mehrere Mannen ein. Staub und Kohlerückstände schmückten Partien der Gesichter. Allesamt stämmig und von feierseliger Launer. Sie lachten, tranken, brüllten und feierten ausgiebig. Einige Stunden zogen an Teana und den anderen Gästen vorbei. Am Tisch der feierwütigen klirrten die Krüge in regelmäßigen Zügen aneinander. Auch Teanas Flasche leerte sich, so weit bis nur noch wenige Tropfen in der Flasche überblieben. Ein angestrengtes Stöhnen entkam ihrem Hals und sie warf dem Wirt einen eindeutigen Blick zu. Aufmerksam wie der alte Kauz war, brauchte es nicht lange, bis er das Zeichen richtig deuten konnte und kramte erneut eine Flasche hervor.

Ein stämmiger, großgewachsener Mann bei der lärmenden Runde deutete mit einem Nicken zu Teana hinüber. Normalerweise durfte sie Aufmerksamkeit und Vorsicht ihr Eigen nennen. Der süße und betörende Beerensaft ließ all diese Angewohnheiten dahinsiechen. Sie konzentrierte sich lediglich auf die Flasche, die der Alte im nächsten Moment an den Tisch gebracht hatte.

>>Euch scheint der Wein wirklich sehr zu munden, hm?<<
Ertönte die männliche Stimme. Teana hob ihren Blick an und sah den muskulösen, hellhaarigen und vollbärtigen Mann der stimmungsvollen Truppe, der sich bei ihr zu Tische niedergelassen hatte.
>>Ja, sehr bekömmlich.<<
Antwortete sie mit einem breit aufgesetzten Lächeln, ehe sich ihre Mimik wieder verfinsterte.
>>Und jetzt verpisst Euch.<<
Für einen Moment wirkte der Mann etwas erstaunt. Doch dem Erstaunen folgte ein aufgeheitertes Lacheln.
>>Ein wildes Weib, das in einer Schenke zwischen einer Mannschaft beim Saufen mithält – Euch gebührt mein voller Respekt.<<
Er deutete eine gespielte Verbeugung an, ehe er weiter sprach.
>>Wir sind hier um Freude zu haben – entspannt Euch.<<
Teana brachte dem Mann keine Gegenworte entgegen, nahm sich ihr Glas und füllte es erneut mit Wein und trank einen Schluck davon. Ein leises Ächzen drang aus der Kehle hervor. Für einige Momente herrschte Stille. Der Minenarbeiter musterte Teana einen Augenblick lang, sah wie sehr sie durch den Alkohol in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dann ergriff er erneut das Wort.
>>Ich sehe Euch hier schon seit einigen Mondgängen immer wiederkehren. Ihr wirkt betrübt. Wollt Ihr darüber sprechen?<<
Dann wieder für einige Zeit Stille. Teana kippte erneut die rote Flüssigkeit in den Mund. Nach dem Absetzen des Glases verließen tatsächlich klare Worte ihren Mund – scheinbar wohl unbeeinflusst von all dem Wein.
>>Ich sitze etwas aus.<<
Der Kerl schien höchst vergnügt, als er die Stimme der Frau hörte.
>>Erzählt mehr, meine Aufmerksamkeit gehört Euch.<<
Sie winkte schließlich nur ab. Er aber wurde neugieriger.
>>Doch, doch. Sagt es mir. Ich lausche dem Klang Eurer lieblichen Stimme.<<
Sie empfand das Gespräch als ermüdend, wollte selbst nicht viel sprechen und dachte daran wie viel unnötige Kraft sie eine Konversation den kosten würde. Trotzdem tat sie ihm den Gefallen, bündelte das tatsächliche in ein knappes Geflecht aus Worten.
>>Ich bin eine verfluchte Hexe, die Gefahr für jeden Gesprächspartner bedeutet.<<
>>Eine verfluchte Hexe also?<<
Staunte der stämmige Mann nicht schlecht und sprach weiter.
>>So hab ich zuletzt die Dirne hinter der Weide genannt.<<
Ein resignierendes Seufzen entkam ihr.
>>Ist es das was Ihr wollt?<<
Er wirkte etwas überrascht und antwortete prompt.
>>Sitzt ihr nicht deswegen Tag ein Tag aus hier?<<
Sie schüttete wieder Wein in den Mund, wohl um den faden Beigeschmack seiner Worte wegspülen zu können. Selbstsicher mit dem Hauch einer Provokation verlautbarte sie dann ihre Botschaft.
>>Da hätte ich weitaus Besseres zur Auswahl als einen Fleischkoloss.<<
Der Mann schluckte dann schwerfällig, versuchte Fassung zu behalten. Teana hatte diese ins Wanken gebracht.
>>Was noch?<<
Er erhob sich schließlich und umwanderte den Tisch, näherte sich dabei Teana sehr nahe und bückte sich etwas, und kam mit seinem Mund kurz vor Teanas Ohren zum Stillstand.
Sie behielt ihn in ihrem peripheren Blickfeld, konzentrierte sich jedoch auch weiter auf den Wein. Schließlich formte seine Lippen einige Worte.
>>Glaub mir, danach wirst du dich viel besser fühlen.<<
Dann streichelte er mit seinen dicken Zeigefinger über das lange und rote Haar von Teana.
Ein kalter Schauder wanderte ihren Rücken hinab. Er näherte seinen Kopf noch mehr an Teana heran und sog tief - und für Teana hörbar – Luft durch die Nasenlöcher ein.
>>Du duftest nach Bedauern.<<
Für Teana waren das zu viele vermeintlich, schmeichelnde Worte. Sie umgriff das Glas mit der Rechten und die Hand schnellte zu dem Gesicht des Mannes.
Die Reaktion des Mannes konnte jedoch mit ihrem Schlag mithalten. Er sah voraus und reagierte. Mit seiner Rechten fing er Teanas Unterarm ab und drückte fest zu.
>>Du kleines, wildes Biest. Auf solche Spielchen stehst du also, hm?<<
Er drückte fester zu. So fest, dass Teana Schmerzen im ganzen Unterarm spürte und das Glas fallen ließ, welches am Boden zerklirrte und die alten, staubigen Holzdielen in Wein tränkte.
Unerwartet schnellte dann seine Linke ausgebettet gen Teanas Gesicht. Der heftige Schlag erwischte sie mit voller Wucht. Sie wurde vom Stuhl geschleudert und der stämmige löste seinen Griff von ihrem Unterarm. Ein klirrendes und schmerzhaftes Summen durchdrang ihren Kopf und für einen Moment musste sie die Augen fest schließen.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Niemand kam ihr zu Unterstützung als sie da am Boden lag. Am Boden liegend sah sie das das rege Treiben in der Taverne weiter ging. Der alte Wirt schenkte weiterhin aus und die feiernde Meute im Zentrum der Taverne kümmerte sich lediglich um die eigenen, leeren Bierkrüge.
Sie war benommen, hatte schon lange keinen solchen Schlag mehr abbekommen. Der stämmige Kerl schmiss den Stuhl vor sich um und ging vor Teana auf die Knie. Seine prankenartige Rechte fixierte ihren Hals am Boden und umschloss diesen mit Leichtigkeit.
Er näherte sein Gesicht wieder dem von Teana.
>>Dafür, dass du ein so ein hübsches Ding bist, hast du deine Manieren wohl auf halber Strecke verloren.<<
Sie drehte den Kopf dann zu ihm und wie von einem Instinkt geführt, dachte sie bereits daran das Arkanum zu verwenden.

Ein Dilemma, das sich vor ihr aufgetan hatte. Setzte sie sich zu wehr, würden ihre Kräfte nur zu einem Bruchteil genutzt werden können. Die ihr durch den Fluch einverleibte Nekromantie würde sich wie sonst auch ihres Fassungsvermögens von Mana bedienen und selbst agieren. Menschen würden verletzt werden oder gar sterben – sie jedoch könnte sich wohl aus dieser misslichen Lage retten.
Sie war nicht Herrin über die aus dem Fluch resultierte Nekromantie und somit wäre ein Ausgang unberechenbar gewesen.
Doch sie hatte sich selbst versprochen das Arkanum nie wieder zu nutzen, um Mortanius und seinem Fluch nie wieder die Möglichkeit des Gedeihens bieten zu müssen.

Er sprach wieder.
>>Lass mich dein hitzköpfiges Gemüt ein wenig abkühlen.<<
Dann presste er ohne Vorwarnung seine Lippen auf die von Teana. Sie schmeckte das schale Bier, das seine Lippen überzog und ekelte sich. Sie ekelte sich vor ihm und dem was ihr gerade passierte. Ihre offensichtliche Wehrlosigkeit löste tiefsitzende Angst in ihr aus.
Sie drückte ihre Rechte gegen den Hals des Angreifers, konnte diesem jedoch nichts entgegensetzen. Körperlich war sie ihm bei weitem unterlegen. Sie hatte nichts bei sich mit dem sie sich hätte wehren können. Verzweiflung keimte in ihr auf.

Sie verfluchte Mortanius in diesem Moment. Er hatte sie durch den Fluch gefesselt und somit eine Gegenwehr an Konsequenzen gebunden.
Durch dieses schreckliche Ereignis verfluchte sie erstmalig Mor’dan. Er, der ihr den Weg zur Erleuchtung versprochen hatte und sie geleiten wollte durch die Dunkelheit, ließ sie alleine im Dunkeln - mit diesem Fluch.

Vernunft und Gewissen ließen sie passieren und es bedurfte keiner Entschuldigung.
Sie öffnete das Schloss. Das Schloss, welches das Mana so lange Zeit von ihr ferngehalten hatte. Es durchströmte sie. Sie war immer noch dazu in der Lage die physikalische Welt um sich herum auszublenden. Sie spürte die sie durchströmende Energie. Auf die eine oder andere Art hatte sich eine jeweilig gleichberechtigte Katastrophe angebahnt.
Während seine Lippen auf den ihren klebten und sie mit ihrer Rechten kaum merkliche Gegenwehr ausübte, sprach sie schließlich die Worte.
>>Kal Jux Quas.<<

Die Worte verlangten nach etwas. Es klang fast schon wie eine Order. Die allgegenwärtige Kraft, welche seit Monden nur noch so präsent in ihr war, wie es in den Bäumen, den Steinen und dem Wasser ist. Sie durchströmte Teana auf eine befriedigende, ja fast berauschende Art, wie sie Teana schon fast vergessen hatte.
Ihr Sein war hungrig danach nach eigenem belieben zu formen und diese gottgleiche Gabe nutzen zu können.
Einem Sein, das nur im Austausch gegen die Reagenzien und der alten Sprache, geformt werden konnte.
Ein wohles Kribbeln durchzog zunächst ihre Brust, dann den rechten Oberarm, hinaufwandernd bis zur Hand, die den Hals des Angreifers berührte. Es war ihr fast so als spürte sie wie etwas Gewicht aus ihrem Reagenzienbeutel verloren ging. Ihre Entschlossenheit wurde durch den zunehmend ausgeführten Druck auf den Hals des Angreifers zur Schau gestellt.
Äußerlich waren keinerlei Veränderungen an den genannten Stellen ihres Körpers zu erkennen und doch zeigte sich das dem Chaos verfallene Ergebnis äußerst schnell.
Überall dort wo Teanas Hand ihren Angreifer berührte, drang ein leises pustendes Geräusch hervor. Es brauchte ein oder zwei Sekunden bevor der Mann über Teana bemerkte, wie ihm geschah. Auch seine Haut kribbelte. Jedoch anders als bei Teana war es ein weitaus unangenehmeres Gefühl, welches ihm mitteilte, dass irgendetwas nicht stimmte. Sein Körper gab großes Warnsignal. Schmerzen breiteten sich an der Stelle seines Halses aus, die Teana berührt hatte. Prompt ließ er von Teana ab, sprang mit einem Satz auf und versuchte mit den Augen zu erkennen was an seinem Hals passierte. Dies jedoch ohne Erfolg. Teana richtete sich unterdessen langsam wieder auf, atmete hektisch und schien des Ereignisses wegen äußerst angespannt. Sie betrachtete ihren gegenüber, der etwa zwei Meter von ihr entfernt stand. Die Haut am Hals des Mannes bebte, schlug langsame Wellen. Ganz und gar so als hätte sich kleinstes Getier unter und auf seiner Haut befunden, welches wild Bahnen hin- und herzog.
>>Was hast du getan?<<
Stieß er lauthals gegen Teana aus. Gespannt blickte die Menge auf Teana und ihren beschäftigten Angreifer. Die Angst war sein unliebsamer und unerwarteter Gast. Sie bettete ihn sorgsam in ihren Mantel der Furcht.
Mit größter Vorsicht tastete er sich an die Stelle der Haut. Sie platzte auf und hunderte, kleine Spinnen kamen aus einer klaffenden Wunde hervor. Der Schrecken ließ ihn aufschreien, taumeln. Er wusch fortwährend die Wunde auf und ab, um die Spinnen loswerden zu können – ohne Erfolg. Er stürzte zu Boden und die Schreie wollten nicht verhallen. Einige seiner Saufkumpanen eilten zum Ereignis herbei, schienen aufgewühlt und konfrontierten Teana sofort.
>>Was habt Ihr mit ihm gemacht?! Warum brüllt er so?<<
Teana hatte es immer noch schwer zur Ruhe zu kommen, vor allem weil sie wusste was nun folgen würde.
>>Geht.<<
Verlangte sie dann von ihnen.
>>Was hast du mit Rabin gemacht?<<
Sie begriffen nicht was passierte, weil sie es nicht sehen konnten. Nur Teana selbst wusste was passierte. Sein Körper wurde wohl von ihrer arkanen Kunst berührt. Doch die Verletzungen, die Spinnenbeine auf seiner Haut und die Hysterie, waren lediglich Signale, die Teana gezielt geformt hatte, so dass sie in seinem Kopf Platz finden würden. Teana wollte keine Erklärung liefern. Dafür war ohnehin zu wenig Zeit. Ihr Blick wanderte zum alten Wirt.
>>Verschwindet hier, ehe ihr es nicht mehr könnt.<<
Der Alte kannte Teana schon seit einiger Zeit, hatte nie wirklich gefragt was ihr denn auf dem Herzen lag und doch wusste er, dass die Frau komplizierte Probleme auf den Schultern tragen musste. Es war weniger Vertrauen in die Worte als eine Vorahnung auf das was kommen würde, als er in Teanas müdes Gesicht sah.
Zügig ging der Alte zu dem Kleiderständer hinter der Theke, nahm seinen Mantel und warf ihn sich über.
>>Geht heim, ich bin ohnehin leer.<<
Rief er der Kundschaft zu. Ungläubig sah die Meute zum Alten, der sich sogleich wortlos aufmachte und seine bescheidene Taverne verließ.
>>Tut es ihm gleich, wenn ihr wisst was gut für euch ist.<<
Riet Teana den Gästen der Schenke.
>>Hexe! Sie ist eine vermaledeite Hexe und hat mich verflucht!<<
Schrie derjenige, der mit Teana Plätze getauscht hatte und sich wie ein Häufchen Elend am Boden windete.
Einer seiner Freunde ging hastig auf Teana zu und schubste ihre Schulter.
>>Nehmt es von ihm!<<
Just in diesem Moment durchdrang die arkane Kraft durch Teana und kehrte ein auf die nächste Person. Die kleine und unpräzise Berührung hatte ausgereicht, um ein Flammenmeer zu entfachen. Es begann mit der Hand, mit der er Teana geschubst hatte. Sie fing Flammen und die Schmerzen waren brennend, tobend und nagten sofort am Verstand des Arbeiters.
Auch er begann zu schreien und trat zurück. Die anderen versammelten Arbeiter sahen sich irritiert einander an.
Schließlich bebten einzelne Bretter des Bodens der Taverne und das an verschiedenen Stellen der Räumlichkeit. Sie knarrten und gaben laute von sich. Dieses Tun erlangte die Aufmerksamkeit aller. Auch Teana war es bewusst, dass es sich hierbei nicht um etwas anderes handelte. Sie wusste was passierte und genau in diesem Moment war ihr als hätte sie eine Stimme in ihrem Kopf vernommen.
>>Ich werde immer an deiner Seite sein, ganz gleich wie sehr du dich auch selbst verleumden möchtest.<<
Die Stimme des alten Mortanius – des Nekromanten erklang in ihrem Kopf. War dies die Wahrheit oder hatten sich ihre arkanen Kräfte abermals gegen sie gerichtet? Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen.
Eines der Bretter wurde aus den Nägeln geklopft. Ein Stöhnen war aus dem Kellergeschoss zu vernehmen.
>>Was ist das?<<
Dann ein weiteres Brett an einer anderen Stelle des Raumes, welches seine Fassung verlor. So ging es innerhalb der nächsten Sekunden an verschiedenen Stellen weiter. Das Stöhnen vermehrte sich, wurde allmählich zu einem unheilsamen Chor.
Aus der Tiefe erhoben sich Hände, welche nur unregelmäßig mit getrockneter und ledriger Haut bekleidet waren. Knochen ragten an Fingern und Armen hervor, benetzt mit einer Schicht aus nasser Erde.
Obwohl der fehlenden Muskelmasse, konnten sich diese Hände nach oben hieven und die Tiefe verlassen.
>>Das sind Wiedergänger!<<
Ohne ein Wort der Begrüßung, stürzten sich die Untoten auf die Lebenden, kratzten sie, schlugen und bissen nach ihnen.
Einige der Mannen erreichten ihren Tisch, griffen nach maroden Arbeitswerkzeugen. Ein Kampf hatte begonnen und Teana selbst spürte wie der Ursprung dieses kriegerischen Akts an ihr nagte. All das Mana, welches ihren Körper durchfloss und in ihr aufgenommen wurde um das Arkanum nutzen zu können, wurde genutzt um zu beseelen was schon längst nicht mehr lebendig war. Nein – es war nicht ihr Wille oder ihre Kraft. Sie war lediglich das Gefäß, welches erneut für diese widerlichen Erzeugnisse missbraucht wurden.
Sie nahm ihren Mantel und ging in Eile und mit äußerstem Geschick an Menschen und Wiedergänger vorbei. Die Ereignisse hatten den Alkohol verblassen lassen und das Adrenalin in ihrem Körper hatte die Vorherrschaft übernommen und schärfte ihre Sinne für den Moment.
Schreie – sowohl die des Leids als auch die des Kampfes waren laut zu hören, wo vor wenigen Minuten noch redegesellige Feierlaune herrschte.

Sie verließ die Räumlichkeit und ließ die Menschen in der Taverne alleine. Hatten sie es verdient? Sie wagte nicht darüber zu urteilen. Sie waren geblendet, durch Vorurteile, Triebe und Indoktrination.

Sanfter Regen fiel, er würde wohl die Nacht über noch andauern. Der Boden war bereits in ein kühles Nass getränkt. Eine Zeit lang sah sie sich dann um. Ihr Blick erreichte einen breiten Baumstamm. Sie zog ihn heran an das Gebäude und verbarrikadierte damit die Eingangstür. Sie rüttelte etwas an der Tür.
War es gerecht die Menschen dort einzusperren und sie ihrem Schicksal zu überlassen? Nein – das stand für Teana eindeutig fest. Sie hatte sie gewarnt. Sie sollten verschwinden, wurden mehr als nur einmal gewarnt.

Sie wollte die Machenschaften des Nekromanten Moratnius nicht auf die Menschen loslassen. Dann kramte sie ein kleines, faustgroßes Fläschchen hervor. Sie betrachtete die fast schon zähe Flüssigkeit darin, welche glänzend schimmerte. Dann wendete sie sich ab entfernte sich einige Meter von der Hütte. Schließlich warf sie das Fläschchen gegen die hölzerne Wand der Taverne. Die Flüssigkeit wurde freigesetzt und fing wie durch Magie Feuer – was es jedoch nicht war.
Das bereits eingenässte Strohdach fing Flammen. Sie zückte ein weiteres Fläschchen mit derselben Flüssigkeit heraus. Dieses Mal traf sie eine Fensterscheibe. Noch beim Zerbrechen der Fensterscheibe, ging die Flüssigkeit in Flammen auf, verteilte sich auf die Außenwand und den Innenbereich der Taverne. Ein anschließendes Seufzen war bittere Nachgeschmack der Wehmut, welche die Entscheidung dieses Dilemmas aufgetischt hatte.

Sie wanderte durch den regennassen Wald, ließ das Geschehene Revue passieren. Das Arkanum würde sie für Reisen nicht mehr nutzen. Sie fühlte sich verraten und alleingelassen, von all denjenigen, die sie einst Meister, Freunde oder Geschwister nannte. Nicht nur der Mortanius, dem offensichtlichen Verräter. Auch der Pfad des ewigen Ausgleichs hatte sie alleingelassen.

Ihr Pfad auf dem Weg zum Ausgleich hatte sie vorangebracht. Doch wie weit? Die unpassierbare Passage vor ihr hinderte sie am Erreichen ihres Zieles. Der Weg war vernebelt, dunkel und alle Richtungen hätten sie zum Ziel oder zum Verderben führen können. Im Moment stand sie still wusste nicht wohin. Das wegweisende Licht fehlte ihr.

Sie musste sich auf die Suche nach dem führenden Licht machen. Fernab all der Dinge, die sie kennengelernt hatte und die sie in eine unliebsame Bequemlichkeit der Gewohnheit gebracht hatten und sie schlussendlich lähmten und ihren Stillstand bedeutete.


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Teana/Juliane/Dariel
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XII - Taverne der Wegekreuzung

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XII - Taverne der Wegekreuzung

Ihr Haar war durchtränkt vom Regen, welcher die Äste und das Laub gleichermaßen hinunterwanderte und somit Teana und den Waldboden erreichte gleichermaßen berührte. Vom Feuer hinter Teana war schon seit einiger Zeit nichts mehr zu sehen und ihr Weg entfernte sie weiter davon, geradewegs ins Nirgendwo.
Mithilfe des Arkanums und der Nutzung der Leylinien, hätte sie schnell eine Zuflucht gefunden. Doch wohin wollte sie? Das Arkanum hätte ihr zwar zu ihrem Willen verholfen, hätte aber im Gegenzug die wandelnden Toten zurückgelassen.

>>Jeder Schritt verteilt die Gewichte der Wage neu.<<
Kam es leise wispernd aus ihr heraus.

Sie hatte weder Pfad noch Ziel welche sie verfolgte. Für sie fühlte es sich mehr und mehr nach einer Flucht an.
Das Ereignis hatte sie aufgewühlt und ließ ein chaotisches Durcheinander in ihrem Kopf zurück.
Immer noch flüsterte der Regen sanfte und beruhigende Worte mit jeder Landung auf dem von Laub und Nadeln bedeckten Boden.
Was ihr angetan wurde, war unrecht, versuchte sie sich immer wieder einzureden. Die diskutierenden Gedanken in ihrem Kopf befanden sich in Zwiespalt. Obwohl eine Wahrheit in dieser Behauptung wiederzufinden war, standen die Zweifel sehr nahe daneben.
Hätte sie irgendeine Möglichkeit gehabt dieses Chaos zu verhindern? Hätte sie bei der Bewertung der Leben in der Taverne, ihr eigenes Leben nicht über das aller anderen gestellt, hätte sie die Untaten des Fremden über sich ergehen lassen müssen und viele Wege blieben nicht ungegangen.
Sie selbst hatte sich vom angepriesenen Pfad des Ausgleichs entfernt und kein Deut berichtete mehr von den Lehren ihrer Gemeinschaft.
Inzwischen hatte sie den Silberburger Forst erreicht, der Regen hatte auch allmählich nachgelassen.

Sie kannte das Gefilde, hatte die kleine Familienlose Wölfin Alba ganz in der Nähe aufgelesen und aufgepäppelt. Gleich hinter dem Drachenfluss fand sie die kleine Wölfin damals.
Ein kaum ihr Gesicht zierendes Lächeln umringte ihre Schmalen Lippen für einen Augenblick. Doch eine andere Erinnerung drängte sich zwischen diesen Augenblick der Aufmunterung. Zu ihrer Rechten sah sie ein Gebäude in die Höhe ragen. Hier hatte der Wald bereits an Dichte verloren und der Drachenfluss war nahe.
Es war die Taverne, die sie und das Equilibrium mithilfe der Zwerge aufgebaut hatten. Keine Lichter brannten und auch keine Spur von Geschäftigkeit war hier festzustellen. Die Taverne, welche als Bleibe für die Verlorenen, die Suchenden und die Rastlosen dienen sollte – schlief.

Sie näherte sich dem Gebäude ein wenig näher, wollte sich auch wirklich versichern, dass niemand in der Nähe war.
>>Ein leeres Gebäude, das so viel zu sagen hätte.<<
Kam es mit Bedauern aus ihr heraus. Das Equilibrium hatte sich nicht um das Gebäude gekümmert.
>>Was ist nur aus ihnen geworden?<<
Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen – hatte den Orden und seine Mitglieder schon seit der Zeit des Fluches nicht mehr gesehen. Mor’dan wusste Bescheid.
>>Hatten sie mich schon damals abgeschrieben?<<

Kam es wieder flüsternd, in Begleitung mit ein wenig Ärger aus ihr heraus. Sie ballte dabei die Linke, unweit der Hüfte, zu einer Faust und atmete tief ein.
Sie brauchte ohnehin eine Bleibe. Warum also nicht hierbleiben? Sie öffnete die Tür zum Eingangsbereich vorsichtig. Das innere Areal wurde vom Mondlicht beleuchtet. Ein großer, aber leerer Eingangsbereich präsentierte sich ihr. Das Holz unter ihren Füßen wirkte massiv und perfekt aneinander angeglichen. Auch die Steine der Wände – durch sorgfältige Handarbeit bis zur Makellosigkeit geschliffen und zusammengetragen.

Der Kamin zu ihrer rechten wirkte ebenso prächtig wie ungewöhnlich. Auch Holz hatte man bereits hiergelassen. Die Zwerge hatten sich wohl selbst über die Funktionsweise beweisen müssen, bevor sie das Gebäude der Gemeinschaft überließen. Ein gewissenhaftes und präzises Völkchen. Es befanden sich noch Äste, Zweige und einige Holzscheitel in einem Korb. Teana fackelte nicht lange herum und setzte das Feuerholz im Kamin zusammen. Sie würde auch hier gänzlich auf arkane Fähigkeiten verzichten wollen und würde das Feuer auf andere Weise entfachen wollen. Sie zog wieder ein kleines Fläschchen aus ihrem Beutel, entkorkte es mit äußerster Vorsicht und tröpfelte mit äußerster Vorsicht und geringem Abstand die Flüssigkeit auf das Holz. Wenige tropfen genügten ihr bereits, bevor sie das Fläschchen wieder schloss und im Beutel verstaute.

Sie nahm einen weiteren Scheitel, holte aus und ließ ihn mit einem derjenigen zusammenprallen, die mit der Flüssigkeit eingetröpfelt waren. Just nach dem Aufprall der Hölzer, wurden fast wie durch arkane Kräfte, Flammen entfacht, welche das Holz anstecken wollten.
Sie musste sofort an die Taverne zurückdenken, welche sie mit Menschen und Untoten in einem brennenden Inferno zurückgelassen hatte. Schwerfällig schluckte sie etwas.

Anfänglich war es mehr rauch als Feuer, doch der Abzug des Kamins tat wofür er konstruiert wurde und beförderte die Schwaden nach draußen, wo sie hoch über dem Gebiet des Drachenflusses in den Himmel stiegen und sich verteilten.
Teana entledigte sich ihres Überkleids, legte es nahe am Kamin ab und ließ es trocknen. Dann nahm sie eine Fackel von den Wänden und entzündete diese Kaminfeuer. Ihr neugieriger Blick wanderte dann durch das Innenareal. Eine breite Fläche für Tische und Stühle war im Eingangsbereich gegeben. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums fand man sogar einen Tresen, welcher nicht mit weniger Makellosigkeit geschaffen wurde als der Rest des Gebäudes.
Die Möglichkeiten, die sich hier aufgetan hatten, mussten genutzt werden.

Ein irrwitziger oder geradezu paradoxer Gedankenfall überfiel sie in diesem Moment. Sollte sie sich vielleicht auftun und diese Taverne zu dem Machen, wofür sie anfänglich den gedacht war?
Aus der Asche einer anderen Taverne kommend, würde sie die Ereignisse nutzen, um eine neue aufzubauen?
Somit würden vielleicht sogar die wunderlichsten Persönlichkeiten nahe des Drachenflusses auftauchen. Wohlmöglich würde sie so vielleicht sogar auf neue Personen treffen? Wissensträger, die ihr vielleicht sogar Erfahrungen wie sie selbst gemacht hatte und ihr bei der Loslösung ihres Fluches hätten behilflich sein können? Im Moment wirkte es so als hätte sie einen neuen Pfad gefunden. Nicht wirklich einen Pfad. Vielleicht vielmehr eine Wegeskreuzung, an welcher wohlmöglich irgendwann Hilfe eintreffen würde.

Sie hatte den Entschluss gefasst, die Taverne aufzubauen. Tische, Stühle und andere Möbel mussten hergebracht werden. Sie würde wohl auch Unterstützung hinter dem Tresen brauchen. Vielleicht fanden sich Personen die ihr Tagwerk hier mit ihr verrichten wollten.
Außerdem gab es da noch ein Kellergeschoss mit Arena, welche in Betrieb genommen werden konnten.

Doch ein Schritt nach dem anderen. Der Aufbau dieser vergessenen Bleibe musste in die Hand genommen werden.
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XII:II - Taverne der Wegekreuzung

Die Einrichtungsmaßnahmen waren Teana geglückt. Sie hatte es geschafft Schränke, Tische und Stühle zu besorgen. Natürlich hatte sie all das dank ihrer zierlichen Gestalt nicht selbst in die Schenke transportieren können. Für das nötige Kleingeld hatte sie ein paar Mannen bei Ansilon – beim Hafen genauer gesagt - um Hilfe bitten können.
Der Bereich im Erdgeschoss war für all diejenigen gedacht, die eine Zuflucht suchten, sich Bier, Wein oder Schnaps einverleiben wollten und die Welt um die Welt um sich herum ausblenden zu können. Das natürlich mit dem Zusatz, dass die Welt die sie kannten Kilometer weit entfernt war.
Das Obergeschoss hingegen war neben einem kleinen Büro auch noch mit einem kleinen Aufenthaltsraum ausgestattet.
Teana hatte sich rege Diskussionen über Götter und Welten vorstellen können. Natürlich passierte das alles nicht ohne Hintergedanken. Vielleicht würde sie so auf die richtige Person treffen, die ihr bei ihrem Fluch, hätte behilflich sein können.
Sie war sich natürlich darüber bewusst, dass manch eine Diskussion auch leicht Aggression und darauffolgende physische Interaktion hervorrufen konnte. Nicht nur deswegen gab es im Kellergeschoss einen Ort an dem man solche Unterfangen bereitwillig ausleben konnte.
Egal ob ausgetauschte Faustschläge oder aber die Demonstration der Künste. Es handelte sich hierbei um ein Bauwerk zwergischer Architektur, welches mehr als nur sicher konstruiert wurde.
Es war eine ungewöhnliche Richtung die sie eingeschlagen hatte. Doch ungewöhnliche Probleme würden auf ebenso eigentümliche Lösungswege treffen müssen.

Sie vollrichtete ihr Tagwerk und kehrte zur Schenke zurück, beäugte die fast bereite Schenke des Nimmerlands – „Das Niemandsland“.

(OOC: Video Rundgang durch Klick auf Bild)

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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XIII - Dein Geist durch meinen Geist

Es war zu später Nacht, als Teana aus dem Schlaf gerissen wurde. Sie hatte in der Taverne genächtigt. Nachdem sie die Aufräum und Putzarbeiten im Obergeschoss abgeschlossen hatte, missbrauchte sie das Sofa, um einige Momente im Reich der Träume ausharren zu können.
Ein dumpfes, regelmäßiges Poltern holte sie zurück in die jüngste Gegenwart.
>>Hm..<<
Kam es dann genervt aus ihr heraus. Sie erhob sich, sah sich kurz etwas um, um die Erinnerung zurückzugewinnen, wo sie sich hier befand. Dann wieder das Klopfen aus der unteren Etage. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass die Sonne bereits aufgegangen war. Dem einfallenden Sonnenlicht nach musste es jedoch frühe Stund sein.
Sie machte sich auf den Weg zu der Tür, ging die perfekt angefertigten Treppenstufen fast lautlos hinunter.
Wieder das Klopfen.
Durch ein Faustgroßes mit geätztem Glas verkleidetem Loch in der Tür – eher dekorativ gedacht -, konnte sie die Schemenhafte Gestalt erkennen.
Sie öffnete dann langsam die Tür.            
>>Guten Morgen.<<         
Begrüßte sie ein Mann – gekleidet in einer Pechschwarzen Robe. Er hielt einen hölzernen Wanderstab in der Rechten. Sein Haar reichte ihm bis kurz unter die Schultern, war in das Weiß von Schnee getaucht und stand im Kontrast zu seinem Erscheinungsbild. Wenn überhaupt, hatte vielleicht 35 Sonnenläufe, die er hätte von sich behaupten können.       
>>Guten Morgen.<<         
Erwiderte Teana dann müd. Er bemerkte die Art und Weise ihrer Antwort.           
>>Oh ist das keine Schenke?<<     
Sie krauste die Stirn etwas in Falten.       
>>Doch, doch. Aber wir haben noch nicht geöffnet.<<       
Er nickte kurz.
>>Verstehe.<<     
Teana aber hakte nach.
>>Woher wisst ihr das? Ich habe noch keine Schreiben verteilt.<< 
Er zuckte mit den Schultern und blickte erst links neben sich.      
>>Eine Tränke.<<
Dann lenkte er den Kopf über die linke Schulter. Und Rastplätze für die Pferde.   
Sie nickte dann verstehend.        
>>Wäre es zu viel verlangt, nach einem Becher Wasser zu verlangen? Ich bezahle auch.<<        
Teana musterte den vor sich stehenden erneut. Er wirkte nicht wirklich wie eine Bedrohung. Sollte er denn eine sein konnte sie sich wehren – doch die Konsequenzen dafür wollte sie nicht tragen. Zu weitreichend hatte sie die letzte Verwendung des Arkanums verfolgt. Sie entschied sich jedoch dafür dass die Situation ungefährlich war.
>>Kommt herein.<<          
Anerkennend nickte der Mann ihr zu.     
>>Danke.<<          
Teana deutet gleich zu dem Tisch neben dem Kamin, zu ihrer Rechten.   
>>Setzt euch.<<  
Der Mann nahm den Platz, welcher ihm angeboten wurde, zog den Stuhl unter dem Tisch hervor, beäugte diesen kurz und nahm dann Platz. Teana ging unterdessen zum Tresen, welcher auf der anderen Seite des Raumes war.
Er sah zu Teana hinüber und sprach.       
>>Sehr komfortable Stühle für eine einfache Schenke.<<  
Teana kramte einen Becher hervor und schenkte aus einem Krug Wasser hinein. Dann sah sie zu ihm hinüber.         
>>Wenn ihr darüber urteilen könnt was einfach ist und was nicht, müsst ihr schon viele Schenken gesehen haben, hm?<<     
Er lachte kurzzeitig auf. 
Teana ging dann wieder zu ihm hinüber – zur anderen Seite des Raumes und platzierte den Becher für den Besucher gut erreichbar.
>>Danke. Was schulde ich Euch?<<            
Sie winkte etwas ab.                     
>>Wasser ist ein Gut, das jedem zur Verfügung steht oder stehen sollte – zumindest wenn er oder sie nüchtern ist. Dafür möchte ich nichts.<<
Er zögerte einen Moment, nickte dann aber und griff das Glas, welches er zu den Lippen führte und den Inhalt mit einem Mal Anheben trank.      
>>Möchtet ihr Euch nicht setzen?<<          
Bat er ihr dann einladend an.     
Sie krauste etwas die Stirn.         
>>Ihr wollt noch bleiben?<<           
Er antwortete prompt.  
>>Ich möchte mich Euch über Tenebrae sprechen.<<         
Sie schluckte schwerfällig. Woher kannte dieser Mann den Namen der Schattenlande? Sie musterte ihn tiefgründiger – vor allem seine Gesichtzüge – konnte jedoch niemand bekannten darin erkennen.
Teana aber spielte die Unwissende.
>>Tenebrae? Was soll das sein?<<
Erneut formte sich ein breites Schmunzeln um seine Lippen.        
>>Versucht mir nichts vorzuspielen Teana.<<        
Schließlich nahm sie auf der gegenüberliegenden Seite Platz und sah ihn erwartungsvoll an.              
>>Ich weiß um Tenebrae genau so gut wie Ihr Bescheid meine Teuerste und genau wie Ihr, war auch ich dort, um zu ergründen, was es bisher unerkannt blieb.<<     
Weiterhin lauschte sie seinen Worten.   
>>Durchaus keine Einöde mehr. Es wurden bereits ganze Landen in diesem Reich geformt.<< 
Ihre Brauen verengten sich ein wenig.    
>>Ich weiß nicht wovon ihr sprecht.<<      
Doch er behielt Fassung.              
>>Wenn Ihr ein wenig näher heranrückt, zeige ich es Euch?<<        
Als Antwort entgegnete sie ihm eine fragende Mimik. Er erklärte sich.     
>>Ihr begeht zu scherzen, hm? Habt ihr das mich ummantelnde Mana nicht bemerkt? Natürlich bin ich auch ein Magus – genauer gesagt einer derjenigen, die die Realität für die sehenden zu manipulieren versteht.<<
Argwöhnisch sah Teana ihr gegenüber an.           
>>Falls es Euch an Vertrauen mangelt, kann ich das gut nachvollziehen – glaubt mir. Wenn Ihr dennoch einen Beweis wollt, werde ich ihn euch zeigen. Seid Euch gewiss – ich gebe Euch mein Wort, dass ich nichts schlechtes im Sinne trage.<<    
Vertrauen war zu dieser Tage rar geworden – nein, sie vertraute diesem Mann nicht. Und doch war es die Neugierde und die unvollständige Gewissheit, die Besänftigung ihr eigen nennen wollten.[/size]
Also willigte sie blindlings ein.    
>>Gut.<<

Er nickte etwas, erhob sich schließlich und suchte sich einen Platz neben Teana. 
>>Wenn Ihr erlaubt, berühre ich Eure Schläfe?<< 
Einverstanden nickte sie. Dann berührte er vorsichtig mit dem Zeige- und Mittelfinger seiner Rechten Teanas Schläfe. Seine Finger lagen kühl auf Teanas Haut. Er schloss die Augen und bat sie um gleiches.        
>>Schließt Eure Augen und entspannt Euch.<<
Sie atmete tief ein und versuchte seiner Bitte Folge zu leisten.

>>Dein Geist durch meinen Geist. Deine Augen mit meinen Augen. In Zan Quas.<<
Innerhalb weniger Herzschläge wurde aus der Dunkelheit ein Geflecht aus Farben, welche sich zu Bildern formte. Teana hörte auch die Stimme des Mannes, welche zu erklären begann.


(OOC: Nachfolgende Teil des RP Posts durch Klick auf das Bild im Video zu sehen)
Bild

OOC PS.
Entschuldigt die Qualität. Ort, Bandbreite und Zeit erlaubten nicht mehr.
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XIV - Der Fall der Vorhänge

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XIV - Der Fall der Vorhänge

Warme Strahlen des Sonnenlichtes schmiegten sich an ihre Wange. Sie öffnete langsam die Augen, erinnerte sich an die Kathedrale, den älteren Mann und den vermummten, dessen doppelte Seele gespalten wurde. Sie saß tatsächlich noch an Ort und Stelle, wo sie mit dem Unbekannten gesprochen hatte.
Doch Stille hatte sich im Vorraum der Taverne ausgebreitet. Der suchende, durch den Raum wandernde Blick blieb erfolglos. Lediglich das Knacken von zu Holz gewordener Kohle war hin und wieder zu hören.
Hatte sie sich dieses Ereignis eingebildet? Alles wirkte so real, als hätte sie es durch die Augen des Fremden gesehen. Sie hatte auch seine erklärende Stimme gehört, welche die Situation genau schilderte.

Sie erinnerte sich zurück was passiert war. Wie viele Tage waren vergangen? Sie rief sich ebenfalls ein Gespräch mit Mor’dan in Erinnerung. Er war zurückgekehrt. Wie viele Tage waren wirklich vergangen, seit sie ihren unbekannten Besucher empfangen hatte? Oder waren es ganz und gar die Erinnerungen, die man ihr genommen hatte und nun wieder kehrten? Wenn dem so war, was war der Auslöser für das eine und für das andere?
Eine schwere ließ sich in ihrem Kopf nieder. Sie versuchte die Gedanken zu ordnen.

Mor’dan war ihr erschienen. Passierte dies am Vorabend? Sie erinnerte sich. Es begab sich alles in der Taverne zum Niemandsland.
Sie spülte einige Becher aus, hatte der Räumlichkeit den Rücken zugewandt und hörte dann eine Stimme.
>> Interessante Kleidung...<<
Er kniff die Augen zusammen und schielte unter der Kapuze empor, die bis über die Stirn gezogen war. Erschrocken drehte sie sich um, wusste sofort zu wem diese Stimme gehörte. Angemessen verneigte sie sich vor dem Mann, nach dessen Hilfe sie sich gesehnt hatte. Hatte er sie tatsächlich erhört?
>>Ich hatte nicht mit Euch gerechnet Meister.<<
Er begann mit ruhiger Stimme zu sprechen.
>>Teana. Erfreulich dich hier anzutreffen und dazu… nüchtern.<<
Mor’dan hatte ihre letztlichen Schwierigkeiten nicht vergessen, war ganz genau im Bilde über die aktuelle Situation. Sie gab ihm Rede und Antwort.
>>Ironie des Schicksals, dass eine Taverne der Grund für meine Abstinenz ist, hm?<<
Seine Mine wurde freundlicher, fast verzeihlich. Er nickte knapp.
>>Sowas ähnliches habe ich mir auch eben gedacht.<<
Doch Teana hatte keinen Zweifel daran, dass diese Situation ein gewisses Maß an Ordnung in ihr Leben brachte.
>>Doch das sind die Wirren und Geflechte des chaotischen und ungeordneten Weges, der uns weiter und weiter führt.<<
Mor’dan wusste es besser.
>>Es gibt keine Zufälle und auch kein Schicksal. Wer weiß welche Wahrheit in der Ironie am Ende auf dich wartet?<<
Erinnerte sie sich in ihrer Erinnerung etwa an den Traum? Wie war das Möglich, dass die Erinnerungen aus Erinnerungen geboren wurden? Sie konnte sich nicht erklären was mit ihr passiert war. Doch sie stellte ihm eine Frage, die ihr auch jetzt nach dem Erwachen auf der Zunge lag.
>>Ihr wart schon früher hier, ja?<<
Seine Antwort fiel äußerst knapp aus.
>>Natürlich.<<
Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen, brachte ihre damit verbundene Sorge zum Ausdruck.
>>Ich habe vor einigen Tagen erst mit Sion über Euch gesprochen Meister.<<
Erwartungsvoll fing sein Blick Teana ein und hob dabei eine Augenbraue an.
>>So?<<
Sie nickte und erklärte weiter.
>>Er schien weniger über Eure Abwesenheit besorgt als ich...<<
Dann stieß er ein krächzendes Lachen aus und nickte bestätigend.
Sie fühlte sich nackt und schwach, ihm ihre Schwächen zu offenbaren.
>>Vielleicht sind das die Reste der Schwäche, die sich immer noch in meinen Vordergrund zu drängen versuchen und mir die Sicht versperren.<<
Beruhigende und tröstende Worte drangen zwischen seinen Lippen hervor.
>>Ihr alle würdet es spüren, wenn meine Existenz auf dieser Welt erlischt. Und umgekehrt.<<
Er pausierte kurz und schüttelte den Kopf, ehe er wieder das Wort ergriff.
>>Sich Sorgen zu machen ist keine Schwäche Teana.<<
Dann sah er sie für einen Moment prüfend an. Stille herrschte zwischen den beiden, ehe er wieder zu Worte kam.
>>Ich habe auch oft darüber nachgedacht, ob du wieder zurück findest und ob ich eingreifen muss.<<
Sie schluckte etwas.
>>Es war knapp.<<
Er wurde neugierig, wollte wissen was Teana damit andeuten wollte, legte den Kopf zur Seite und traf sie mit seiner Fragenden Mimik.
>>Der Manafluch des alten Bastards liegt immer noch auf mir.<<

Dann begann Teana Mor’dan die Geschehnisse der vergangenen Zeit zu berichten. Er berichtete über ihre Saufgelage und wie sie immer wieder ihren Geist damit vernebelte. Sie erzählte ihm vom Fluch des alten Nekromanten, der ihr das Zaubern verwehrte (auffindbar in XI – Licht der Erkenntnis) und berichtete davon, wie die Taverne sie ablenkte und ihre Ziele neu definierte.


>>Die Macht über die Toten ist nicht mehr beherrschbar für dich?<<
Sie schüttelte etwas den Kopf.
>>Nun ja…<<
Er sah sie ernst an und sprach wieder.
>>Ich habe es befürchtet. Aber ist es immer noch der Fall oder nur in der von dir geschilderten Situation?<<

Teana erklärte sich.
>>Jedes Mal wenn ich das Arkanum nutze und eine höhere Konzentration an Mana zu verbrauchen versuche, wirkt es wie ein Kanal für die Leichen und wird umgeleitet.<<
Mor’dans Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er hakte nur nach.
>>Was gedenkst du dagegen zu unternehmen?<<
Sie war sich unsicher, was sollte sie darauf antworten?
>>Meine Lehren mit den Schatten verliefen sich im Sande.<<
Dann brachte sie ihre Vermutung mit Unsicherheit heraus.
>>Weil sie nie wirklich ein Teil der Nekromantie waren. Es war immer nur eine Illusion, diese Wesen und die in ihnen hausende Kraft als Untot anzusehen. Hier schloss sich der Kreis meiner Studien und meiner Praktiken.<<
Er antwortete nur kurz, verzog keine Miene.
>>Verstehe.<<
Doch da war noch mehr das ihr auf dem Herzen lag. Sie wollte all das Mor’dan mitteilen.
>>Sie sind Geschöpfe einer anderen Daseinsebene – in einer anderen Form als wir.<<
Sie pausierte kurz, sah auf den Tresen vor sich.
>>Einer alternativen Ebene, in welcher es…<<
Dann ballte sie die Faust und klopfte sachte einige Male auf das Holz.
>>So etwas nicht gibt. Es ist anders. Ich war dort. Die Wesen kommunizierten mit mir und versuchten mir mit Bildern unserer Ebene Nachrichten zu überbringen. Doch im Grunde genommen war dort nichts.<<
Sie hob den Blick etwas an, sah Mor’dan dann in die Augen und versuchte zu erklären was sie auf der anderen Seite mitbekommen hatte.
>>Nichts was wir riechen, hören, fühlen oder überhaupt wahrnehmen könnten. Sie existieren…<<
Dann folgte wieder eine kurze Pause. Mor’dan wusste, dass sie noch etwas zu erzählen hatte, wartete ab.
>>Aber anders.<<
Die Geschichte ließ Mor’dan augenscheinlich kalt oder zumindest fand er kaum etwas faszinierendes daran. Für Teana wirkte diese Reaktion beruhigend.
>>Nun, dann ist es doch relativ einfach – obwohl einfach natürlich wiederum sehr relativ ist.<<
Sein Blick schien für den Moment durch Teana hindurchzudringen.
>>Dann könnt Ihr mir helfen?<<
Sein grabender, fast schon verlorener Blick blieb. Unabhängig davon antwortete er kurz.
>>Ich verliere mich in Theorien.<<
Sie wartete dann einige Momente ab, ließ ihm die Zeit. Nach einiger Zeit blinzelte er und sein Blick traf sich erneut mit dem von Teana.
>>Vielleicht habe ich da einige Ideen. Aber bevor wir zu diesen Maßnahmen greifen, findest vielleicht du einen Weg mit anderen Möglichkeiten. Hast du eine Idee, wie man diese Ebene lokalisieren. Wir brauchen einen Anker, eine Verbindung.<<
Teana erinnerte sich an die Wege und Mittel, die sie ergründet hatte um die Ebene zu finden und bereisen zu können.
>>Ich habe mir Notizen gemacht. Doch es basiert auf nekromantischem Arkanum. Jeder Versuch und alle Erfahrungen.<<
Mor’dan schien jedoch schon wichtige Überlegungen getroffen zu haben.
>>Somit sind wir von Anfang an von einer falschen Grundprämisse ausgegangen. Hier handelt es sich nicht um wirkliche Nekromantie, sondern eher um transdimensionale Wesen oder irgendetwas dazwischen…<<
Über den letzten Part schien er sich selbst unsicher zu sein. Er türmte Vermutungen aufeinander.
>>Wenn sie wirklich Illusionen sind, wurden sie erschaffen. Oder sie sind mehr als nur Illusionen.<<
Teana hatte diese Wesen gespürt und sie war sich sicher.
>>Sie Leben.<<
Dann eine kurze Pause und sie fügte etwas an, weil sie sich nicht sicher war ob der Begriff auch wirklich zutreffend war.
>>Nein – sie existieren.<<
Einige Silben drangen zwischen Mor’dans Lippen hervor.
>>Kal Ex Xen.<<
Eine humanoide Gestalt formte sich aus dem nichts, nahm stillschweigend neben Mor’dan auf einem Hocker Platz. Teana kannte diese Gestalt. Es handelte sich um Shen. Er war der ständige Begleiter von Mor’dan gewesen.
>>Shen existiert ebenfalls. Wie kategorisiert du ihn?<<
Dann drehte die geisterhafte Gestalt von Shen seinen Schädel in Teanas Richtung. Abschätzend musterte Teana Shen, versuchte zu sehen – nein zu erkennen – was sich hinter ihm verbarg.
>>Er sieht aus wie ein Abbild eines Lebewesens. Eine Erinnerung?<<
Der fragende und unsichere Blick landete auf Mor’dan.
>>Erinnerung…<<
Wiederholte er dann ruhig und fügte ein >>Interessant – aber zum Teil richtig.<< mit an.
>>Nun, diese Wesen… Kannst du deine Notizen auf andere arkanen Zweige adaptieren? Oder besitzt du die Möglichkeit im Geiste die Ebene zu erreichen und zu fühlen?<<
Teana hatte all ihre Versuche sorgsam festgehalten. Doch sie wusste nicht worauf Mor’dan hinaus wollte. Seit der alten Welt war sie ein Teil der Nekromantie von Mortanius Varatum, in welcher sie von eben diesem unterrichtet wurde.
>>Ich habe immer schon die Nekromantie – die Lehren des Mortanius Varatum praktiziert.<<
Mor’dan hakte tiefergehend nach.
>>Wie genau spielt Mortanius in diese neue Entwicklung ein?<<

Teana versuchte zu erklären was sie erlebt hatte.
>>Er scheint diese Lebewesen – nein, die Existenzen zu nutzen. Ich befand mich in Britain. In der Fete des Equilibriums – bei den Bergen. Er hatte alles wiederaufleben lassen. All die Pflanzen, die Bäume, das Meer und die Burgmauern. Wir saßen auf dem Dach und er zeigte mir wie ich die Schatten nutzen konnte – vermeintlich.<<
Die Pause einiger weniger Herzschläge, bevor sie sich ihre Niederlange eingestand.
>>Es war eine Lüge.<<
Doch Mor’dan ließ sich nicht von Teanas emotionaler Hürde in die Irre leiten. Er dachte an Möglichkeiten und Lösungen.
>>Eindrucksvolle Magie… Oder doch nur eine schlaue Täuschung und Illusion?<<
Er schien einen Augenblick nach diesen Worten zu überlegen, gab zu wie er die Situation bewertet hatte.
>>Beunruhigend. Das könnte alles etwas erschweren.<<
Sich nach antworten sehenden und diese unbedingt in Erfahrung bringen wollend, setzte sie ein Zeichen ihrer Unwissenheit, durch ein einfaches Kopfschütteln. Er gab seinen Gedankengängen eine Stimme.
>>Ein Nekromant mit seinen Untoten ist schon fordernd. Aber ein Meister der Illusionen und des Geistes? Ein Mann, der jeden Zug voraus sieht, Eventualitäten durchspielt.<<
Er bewertete das erkannte.
>>Gefährlich. Vor allem mit einem scheinbar unfassbar großen Vorrat an arkaner Kraft.<<
Dann schienen die Vorhänge, die die Fassade der Wahrheit so lange vor bewahrt hatten, zu fallen.
>>Kann es wirklich sein Teana? Haben wir uns all die Jahre so geirrt – so täuschen lassen?<<
Die Frau wollte wissen was sein resultierender Gedankengang war.
>>Was meint Ihr?<<
Dann ließ er das für ihn neuentdeckte Geflecht der verborgenen Wahrheit aus sich herauskommen
>>Vielleicht täusche ich mich. Aber du hast gesagt, dass es sich nicht um nekromantische Kreaturen handelt. Somit ist dieser Mortanius kein Nekromant, richtig? Wenn überhaupt ein menschenähnliches Wesen.<<
Teana wusste nicht was sie von dieser Aussage halten sollte. Für Teana war Mortanius Varatum immer schon der Inbegriff von Nekromantie gewesen.
>>Seine ersten Notizen und Lehren – sie waren es.<<
Dann sprach sie eine längst vergangene Geschichte an. Es handelte sich um das Ereignis als ihr eigener Körper starb und der Sultan Daray Aidan nach der Rettung seines Reiches vor Mortanius, Teana und Juliane vereinte.
>>Als er vermeintlich starb – damals im Reich des Sultans Daray Aidan – verschwand er in der Leere.<<
Mor’dan begann nun Gedankengänge laut auszusprechen.
>>Wenn er kein Nekromant ist und die Geschöpfe keine wahre Nekromantie sind…<<
Teana nutze seine Pause um weitere Begebenheiten ans Tageslicht zu bringen.
>>Das Arkanum für das Auflösen von Untoten wirkte nicht. Ich bin mir absolut sicher, dass es keinen Einfluss auf sie hatte.<<
Für Mor’dan schien sich das Bild immer weiter zusammen zu fügen.
>>Es sieht für mich leider danach aus, als würde hier jemand ein Spiel mit uns spielen. Oder besser gesagt – mit dir.<<
Mor’dan begann wieder einen Zauber zu wirken.
>>Kal Xen In Sanct Tym.<<
Eine dämonische Kreatur bildete sich aus dem Nichts inmitten des Hauptraumes der Taverne.
>>Ich bin in der Lage dieses Wesen zu kontrollieren und es ist echt genug, dass du es niemals auflösen könntest – zumindest nicht mit der arkanen Kraft, die du momentan nutzt. Ich vermute, dass die Wesen, die du beschreibst, ähnlich strukturiert und magisch verändert sind.<<
Doch Teana hatte Einwände. Vielleicht waren die Schatten in ihrer Form wie sie sich in der alternativen Daseinsebene präsentierten und was sie dabei spürte. Denn dort gab es Unterschiede.
>>Ich fühlte die Kraft, die sie zu spenden versuchten. Nicht wie Mana und doch so ähnlich – aber anders.<<
Ihr fehlten die Worte um präzise erklären zu können, was genau sie dort erlebte. Mor’dan aber schien weitere Anhaltspunkte erreicht zu haben.
>>Für einen Meister dieser Kunst wäre es kein Problem diese vorhandenen Energien dieser Wesen zu nutzen und zu manipulieren. Ich erkenne die Handschrift eines Illusionisten und ich denke, wir haben es mit einem äußerst garstigen Exemplar zu tun.<<
Dann sprach er so als würden die Worte alle Geheimnisse aufdecken.
>>Das würde jedenfalls vieles erklären, findest du nicht? Aber sicher wissen wir es erst, wenn wir diese Ebene lokalisieren.<<
Tatkräftig nickte Teana. Sie war sich sicher, dass Mor’dan die langjährige, verschleierte Identität des Mortanius Varatum entschlüsselt hatte.
>>Ja – jetzt ist es sein Kreis, der sich schließt. Lügner, Intrigant – Bastard.<<
Kamen die Worte mit Zorn in Begleitung aus ihr heraus – sie versuchte sich jedoch zu mäßigen.
Ihr Meister sah der Situation jedoch immer noch mit Argwohn entgegen.
>>Und wir haben ein Problem., wenn die Befürchtungen wahr werden. Ob wir im direkten Kampf siegen? Ich bezweifel es?<<
>>Warum?<<
Wollte Teana in Erfahrung bringen.
>>Er beherrscht die Ebene vermutlich mittlerweile. Wer weiß wieviel Jahrhunderte er, sie oder es dort schon existieren. Viele Unbekannte.<<
Dann sprach auch Teana den wohl nicht ganz unwichtigen Faktor aus.
>>Zeit.<<
In diesem Moment sah sie wieder durch die Augen des Mannes, der ihr seine ganz eigene Geschichte aus der Einöde der Dunkelheit gezeigt hatte. Ihr Kopf schmerzte und einen Moment wurde ihr Schwindelig – ganz und gar so als hätte die Realität selbst an ihr gezerrt. Sie wusste nicht wann dieses Ereignis passiert war.
Es brauchte einen Moment, bis sie wieder klare Gedanken fassen konnte.
>>Zeit, ich weiß nicht was für eine Rolle sie dort spielt.<<
Er sprach die Gefahr deutlich aus.
>>Jeden Falls würde wir auf seinem Boden kämpfen.<<
Teana sah alte Erinnerungen in Mor’dan aufblühen und wieder verwelken.
>>All das Gesagte und von mir erlebte ist Euch nicht unbekannt Mor’dan, richtig?<<
Er bestätigte Teanas Vermutung.
>>Das stimmt. Es ist nicht immer greifbar da. Aber ja, die Erinnerungen.<<
Dann schien er selbst einen Augenblick zu Grübeln.
>>Zuviel – dieser Geist konnte es nicht fassen.<<
Unerwartete Panik bildete sich in seinem Gesicht. Machte er das Gleiche durch wie Teana? Was wusste Mor’dan wirklich? Sein Blick landete auf dem Tresen vor ihm.
>>All das Wissen, es entrinnt mir. Ich erinnere mich. Verbunden mit allem, in ewigem Gleichgewicht mit dem Universum und dann…<<
Die Augenpartie kehrte zurück zu Teana.
>>War alles fort. Von mir gerissen und ich erwachte – hier. Vieles erinnert mich daran und doch hilft es wenig in der aktuellen Situation.<<
Teana wusste dass Mor’dan von seinem alter Ego sprach. Einem Wesen das er scheinbar einmal gewesen war. Mor’dan war laut seiner eigenen Aussagen nur ein Bruchstück dieses Wesens.
>>Dantalon?<<
Hakte Teana nach. Mor’dan gab zu wie sehr seine Welt bebte.
>>Ich verliere immer wieder die Verbindung zu meinem alten Ich. Mal spüre ich ihn mehr, mal weniger.<<
Für Tena gab es keinen Grund daran zu zweifeln, dass Mor’dan die Wahrheit sprach. Dantalon existierte und zu seinen Lebzeiten ein mächtiges Wesen gewesen.
>>Wäre er all dem gewachsen?<<
Mor’dan brauchte nicht lange um die Antwort zu formulieren.
>>Ja, wäre er. Jedenfalls am Ende, als er aufstieg und sein selbst zum Auserwählten wurde. Doch er ist nun ein Teil des Universums und der Rest, der in mir verharrt ist…<<
Eine kurze Pause, bevor er weiter sprach.
>>Leider immer noch ruhend. Es ist schwer zu beschreiben.<<
Teana kam ein Gedankengang der Fuß fassen wollte.
>>Die Schattenwesen – sie sind mehr als nur Energie. Sie haben ein Bewusstsein und konnten alles in meinen Erinnerungen und in meinem Bewusstsein für mich darstellen. Sie formten eine Welt, wie sie in meinen tiefsten und verloren gedachten Erinnerungen verstaut war. Könnten sie nicht auch in Euren Geist blicken? Die Fragmente in der Unendlichkeit erhaschen, sie finden – um Dantalon zu finden?<<
Dann schien ihr Meister überrascht und Teana war fast so als war irgendwo tief in seinen Augen ein hoffnungsvolles Funkeln zu sehen.
>>Erstaunlich. Ich denke dieser neue Quell an Macht, von dem du da sprichst, kann weit mehr für mich tun. Dantalon kann sich nicht manifestieren, da dieser Körper zu schwach ist. Eine Quelle neuer Kraft, würde das verändern.<<
Für Tena klang das nach einem etwaigen Vorgehen.
>>Also haben wir einen Pfad?<<
Er nickte.
>>Ein bisschen Verjüngung für mich und Befreiung für dich. Und du kannst endlich anfangen den arkanen Weg zu beschreiten, den du eigentlich schon die ganze Zeit suchtest.<<
Nach seinen Worten war da ein Ausdruck von Hoffnung, der sich auf ihrem Gesicht absetzte und dort verweilen mochte. Mor’dan ging jedoch noch weiter.
>>Ich werde dir alles beibringen, was ich weiß. Und gemeinsam werden wir uns einen Plan überlegen, wie wir diesen Bastard austricksen können. Und wenn das erledigt ist, stabilisieren und etablieren wir eine dauerhafte Verbindung zu dieser Existenzebene.<<

Nachdem die Vorhänge gefallen waren und der Feind sich als etwas völlig anderes entpuppte, schienen die beiden vorbereitet. Nicht etwa auf den Kampf - nein, dafür war es zu früh. Sie hatten erkannt wer der Feind wirklich war und hatten Pläne, das Blatt zu wenden, um selbst die Kräfte gegen ihn ins Spiel bringen zu können, die Moratnius so lange gegen Teana und die verschollene Juliane verwendet hatte.

Teana würde einige Tage nach diesem Geschehnis ihre Aufzeichnungen bezüglich der Kontakterstellung zu der Ebene Tenebra an Mor’dan weitergeben – so dass dieser mit seiner eigenen Analyse beginnen konnte (auffindbar in V -Mortanius Arthemias Varatum und in Teilen von IX Verrat des Verräters).





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XV - Das Lied der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

 
XV - Das Lied der Schatten
Zahllose, Sonnenzüge und Mondwanderungen waren an ihr vorbeigewandert. Während dieser für sie undefinierbaren und unbestimmten Zeitspanne gab es keinen Körper, an den sie gebunden war. Für Juliane waren die Tage, Wochen und Monate anders vergangen als für Teana. Sphären trennten die im Geiste verbundenen Schwestern, die einander seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten. Für Teana waren zwei ganze Jahre vergangen, seitdem sie Juliane um ihre Existenz betrogen hatte und sie somit nach Tenebra verbannt hatte. Im Gegenzug für diese Aktion präsentierte ihr vermeintlicher Lehrmeister ihr sein wahres Gesicht.
Durch ihre Rückkehr in die Sphäre der Menschen, nutzte Mortanius sie als Anker und konnte nach Belieben über ihr Mana verfügen, so sie denn versuchte durch das Arkanum zu wirken.
Nach ihren Ausführungen waren zumeist Untote Diener, die unwillentlich aus dem Boden krochen, um für Chaos zu sorgen.
Teana war sich jedoch darüber bewusst, dass Mortanius dieses Vorhaben nicht aus Lust und Freude bewerkstelligt hatte. Es musste mehr dahinter liegen.
Einen weltlichen Körper besaß der in Tenebra festsitzende, vermeintliche Nekromant nicht mehr. Die Gespräche mit Mor’dan hatten ihr selbst eine völlig neue Perspektive auf den Magier ermöglicht. Warum vermeintliche Nekromant? Dieser Zweig des Spektrums des Arkanums schien nur eine kurze Passage gewesen zu sein, die der alte Magus während seiner Existenz betreten hatte. Die alte Burg des Equilibriums, das wiederauferstandene Land von Britain und all das Leben in seiner Gänze waren immer nur eine Fassade gewesen, um ihr Herz an einem warmen und vertrauten Ort zu betten, um es schließlich für sich gewinnen zu können.
Durch diese Illusionen und Trugbilder war sie zu einer Marionette geworden.

Doch wie verlief das Dasein für Juliane? Körperlos war sie der Umgebung von Tenebra ausgesetzt. Neben hier waren unzählige Schattenwesen – die sogenannten Umbrae – anwesend. Für Juliane war es nicht möglich eine genaue Anzahl dieser mannigfaltigen Wesen auszumachen. Sie hatten keine körperliche Erscheinungsform im herkömmlichen Sinne und waren auch nicht wirklich abwesend – jedoch auch nicht abwesend. Analysen mittels des Arkanums, um das Sein dieser Existenzen auf einen vorhandenen Sinn übertragen zu können, war nicht möglich. Dort waren keine der herkömmlichen Sinne, die sie hätte verwenden können. Ebenso wenig war dort die Präsenz von Mana zu erahnen.
Und wie stand es um Mortanius? Kam er Juliane in die Quere? Eben so wenig wie Zahlen oder Himmelsrichtungen eine Rolle spielten, waren es Entfernungen, die nicht gemessen werden konnten. Ein Punkt befand sich auf dem anderen, überlappte zahllose andere und existierte für sich in einem geschlossenen Part dieser Sphäre. Aktuell hatte sie nichts über die physikalischen Gesetzte hier in Erfahrung bringen können. Doch man hätte es mit der Existenz verschiedener, nebeneinander liegenden Inseln erklären können, welche weder durch ein Schiff noch durch das Überqueren der See hätten erreicht werden können. Mortanius wusste um Julianes Existenz in Tenebra nur zu gut Bescheid, da er mitverantwortlich dafür war. Erreichen konnte er sie bisher jedoch noch nicht – was ihn aber auch nicht weiter kümmerte. Sein Ziel hatte er erreicht und das war die Hauptebene und Teana als Ankerpunkt.
Wohin er mit diesen Vorbereitungen wollte, konnte Juliane nicht sagen. Doch sie hatte zu Beginn auch mit anderen Unzulänglichkeiten zu kämpfen.
Sie war die Anwesenheit von Lebewesen gewöhnt, sehnte sich Tage lang zurück nach Nordhain und vermisste das Leben, wie sie es kannte. Es war die Einsamkeit, die zu ihrer Linken Platz nahm und ihr fortwährend davon erzählte, wie es denn einmal war und was ihr nun fehlen würde. Sie fragte nicht danach und doch berichtete die Einsamkeit von vergangenen Zeiten.
Zeit war ein nicht existenter Faktor – zumindest bis zu einem bestimmten Gedankengang von Juliane. Die quälenden Gedankengänge waren wie ein nicht enden wollender Fieberwahn, der sie in ein unbestimmtes Chaos stürzte, aus dem sie sich wieder herausziehen wollte. Schon immer war ihr klar gewesen das Wunden, die nicht tödlich waren, zu irgendeinem Zeitpunkt verheilen würde und nur noch Narben überblieben, die Erinnerungen an diese schmerzlichen Augenblicke sein würden. Je mehr sie an diesem Gedankengang festhielt, desto weiter schien der Schmerz sich zu beruhigen, über den durch Einsamkeit berichtetet wurde.
Er wurde leiser – wollte sich aber nicht verabschieden und war ein wenig erträglicher geworden. Es war der erste Zeitpunkt. Der erste Moment des Seins, in welchem Juliane und ihr unliebsamer Gast miteinander auszukommen schienen.
Es war die erste Formung in diesem unbekannten Teil von Tenebra durch Juliane.
Es tröstete sie, zu wissen, dass sie nicht allein war. Unterbewusst hatte sie den ersten Kontakt mit den Umbrae hergestellt, welche ihre Veränderungen akzeptierten und bereitwillig mit dem Konstrukt der Zeit neben Juliane wanderten. Die Schatten, die Einsamkeit und Juliane, gemeinsam in der endlos scheinenden Ewigkeit.

Aus einem Jahr wurden zwei Jahre und aus diesen bildete sich aneinandergereiht ganze Dekaden. Sie wünschte sich mit den Umbrae sprechen zu können. Es benötigte Ewigkeiten, die minder mit Erfolg gekrönt waren. Sie wollte etwas von sich geben und doch schien der Klang einer Stimme immer und immer wieder zu verhallen. Trotzdem brach ihr Willen nicht, eine Stimme zu formen zu wollen. Irgendwann wurde ihr bewusst, dass ein Klang einen Raum benötigt und dieser nicht vorhanden war. Es gab nichts und doch alles in diesem Spektrum der Vielfalt. Doch die Gesetze des Seins in der Hauptebene - sie galten hier nicht.
Dort war schlichtweg kein Regelwerk, das Einschränkungen oder Möglichkeiten gab.
Für Juliane oder das was von ihr dort über war stand fest, dass es ein solches Regelwerk zu erschaffen galt und was wäre besser gewesen, als sich an einem bereits ihr bekannten Werk aus Regeln zu bedienen?

>>Weil wir leben ist der Tod unausweichlich.<<  
Rief sie sich in Erinnerungen und wusste, dass das eine ohne das andere nicht existieren konnte. Gegensätze, die überall in ihren Erinnerungen allgegenwärtig waren.
>>Ganz egal ob wir bereit sind oder nicht.<<       
Kam die Unausweichlichkeit dieser feststehenden Regel in ihren Sinn.     
>>Jedes Licht mal erlischt.<<

Und mit einer Akzeptanz das Gegensätze immer und allgegenwärtig Existent waren und sein müssen, um die eigene Einsamkeit besänftigen zu können – hatte sie eingewilligt.
>>Eine Stimme die lieblich erklingt – bahnt sich ihren Weg und in der Ewigkeit versinkt.<<              
 
Dem Leben und der Stimme wurde eine Bedeutung gegeben. Noch eine Leere und unbekannte und doch akzeptierten die Schatten, je öfters sie an diesen Gedankengängen festzuhalten versuchte.
Die Neugier der Umbrae war groß und sie genossen das große Spiel, das Juliane ankündigte.
Und doch war dort mehr das notwendig war, um abbilden zu können was einst war. Es waren Gegebenheiten, die die Menschen liebten, hassten, bekämpften, genossen und durch sie sie ebenfalls Leid erfuhren. All diese Gesamtheit dieser Dinge zusammen war erst das Gefüge, das das Leben lebenswert machte.
Juliane erkannte, dass der Gegensatz der Schlüssel war, der zur Existenz führte, wie sie sie kennen gelernt hatte.    
>>Leben und Tod..<<
Hauchte sie mit einer leisen, aber deutlich hörbaren Stimme der scheinbaren Leere entgegen.           
>>Licht und Schatten.<<               
Kam es weiter aus ihr heraus und das Sehen, beinahe so wie sie es ihr in ihrer Heimatsphäre möglich war, kehrte langsam zurück. Nicht etwa der Blick durch einen Körper – nein. Es war komplexer und vielseitiger. Sie betrachtete die Umbrae – die Schattenwesen um sich herum, erkannte sie aus verschiedenen Perspektiven zugleich. Nicht nur aus scheinbaren Himmelsrichtungen, nein. Sie erkannte diese Wesen von innen heraus und konnte sehen, dass es viele waren.

interessiert fixierten diese Wesen Juliane und warteten auf weitere Eindrücke, die sie ihnen vermitteln wollte. Sie wollten mehr von dem Wissen, was Juliane ihre Heimat spürte, das verstand sie nun.             
Offenkundig trug sie Kunde davon.          
>>Diese Erde, grün und endlos und das Wasser, so blau und klar - sind Geschenke der Natur an ihre Kinder, die sie liebt.<<

Ein wildes – jedoch für die Umbrae geordnetes Getümmel brach aus. Sie formten einen Raum, der eben dem entsprach von dem Juliane berichtete. Nicht nur dass – sie verstanden ihre Gedanken, ihre Erinnerungen und hörten das erste Mal ebenfalls die Stimme von Sehnsucht.

Der grelle Himmel erschien vor ihr – ein greller Schein eines Sterns am Himmel. Erde und Geröll lärmte unter ihr, türmte sich auf zu Hügeln und Bergen. Erfüllt wurde sie mit dem Plätschern von Wasser, das sich überall in Rinnsale und Öffnungen flüchtete, Meere, Seen und Flüsse bildete. Sie erkannte diese Welt – jedoch auf eine andere Weise als zuvor. Ganz und gar so, als hätte sie all diese Eindrücke auf einmal erlebt und es erwärmte sie als sie sah, dass die Schatten Stück für Stück das aufbauten, was der Klang ihrer Stimme ihnen mitteilte.
Ein Lied von dem was war und sein würde und womit es Ende würde, formte diesen Part der Sphäre und die Umbrae folgten diesem Klang – ja es schien ganz und gar so als würden sie das Lied wiederholen und mit ihr verkünden. Dies war der Weg um zu bitten, zu formen, zu schaffen und zu zerstören. Es war Leben und Tod, Licht und Dunkelheit.



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Video/Song - Lied der Dunkelheit
 

 
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Teana/Juliane/Dariel
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XVI - Das Licht der Zukunft

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XVI - Das Licht der Zukunft
Es war vollbracht. Sie hatte die Schatten unter Kontrolle gebracht. Anders als es Mortanius angewiesen hatte. Sie ließen sich nicht etwa, wie Objekte kontrollieren, die man nach Belieben verwenden konnte. Es stellte sich heraus, dass eine Symbiose notwendig war. Die Umbrae – die Schatten wurden durch das Zutun von Juliane zu empfindungsfähig und wollten mehr von diesen ihnen, neu gegebenen Möglichkeiten erfahren.

Im Zusammenschluss mit den Umbrae hatte Juliane sich von Einsamkeit verabschiedet. Mit jedem Schritt den sie tat und den Umbrae somit die Konstruktion einer Welt auftrug, schien sie das Leben in ihrer Heimat besser verstehen zu können.
Aus der einstigen Dunkelheit wurde nach inzwischen über bereits mehr als hundert Jahren eine Welt erschaffen, welche der ihren bis aufs Haar genau glich.
Schatten die ihre Ursprüngliche Form verlassen und aufgegeben hatten, bildeten einen Teil einer Welt, die in Julianes Gedankenwelt entstanden war.
Leben und Tod war entstanden und sie schien begreifen zu wollen wie diese Sphäre funktionierte.
Sie kümmerte sich um das neu entstandene Leben, entwickelte es mithilfe ihrer Gefährten weiter.  Das Leben wuchs und gedieh und doch war es nicht vollständig.

Denn mit dem Leben kam der Tod und es wirkte fast ganz und gar so, als nehme dieser Überhand. Das Gebilde des Lebens war zerbrechlich und brachte auch Krankheit und Tod mit sich.
Zudem hatte Juliane durch den Wachstum an Kontrolle unlängst über Mortanius‘ Anwesenheit herausgefunden. Er war nah und doch so fern und wusste ebenfalls die Schattenwesen zu nutzen. Er wollte mit den Schatten gemeinsam zurück, sang sein eigenes Lied vom Ende – mit welchem er zurückkehren wollte über Teana als Anker, um die Welt wie man sie kannte nach seinen Vorstellungen zu verändern.

Die Schatten hätten ihm die Möglichkeit dazu geboten. Sie kannten den Unterschied von Gut und Böse nicht – wussten nur über das Bescheid, was man ihnen einflüsterte und folgten der Sinneseindrücke wegen.
Juliane musste in größeren Dimensionen denken, musste versuchen einen eigenen Anker zu finden, der ihr behilflich hätte sein können. Auch wenn sie in dieser Sphäre scheinbar unermessliche Kräfte durch die Umbrae zur Verfügung gestellt bekommen hatte, so konnten weder sie noch Mortanius in die Sphäre der Menschen zurückkehren.
Mortanius jedoch war ihr schon einen Schritt voraus – wusste um den Bedarf eines Ankers Bescheid.

Sie bat den Schatten eine erneute Herausforderung, zeigte ihnen, dass ihre Heimatsphäre ein eigener Ort, mit eigenen Lebewesen war und versuchte in diese einzudringen. Das gesamte Unterfangen übermittelte sie diesen Wesen wieder mit einer Melodie, einem Lied. Die Affinität der Umbrae zur Musik war groß, ungewöhnlich und rätselhaft.
Es war tatsächlich so, dass auch dies Juliane zu gelingen vermochte. Lose Gedankengänge fanden immer wieder Platz in der Heimat – direkt durch die Umbrae übermittelt.

Doch sie wollte Mor’dan erreichen – um ihn von all dem zu berichten, was sie erlebt hatte. Sie rief nach ihm – es waren Mondgänge die vergingen, bis sie an einem unbestimmten Zeitpunkt nach seiner Seele greifen konnte, um sich selbst ausdrücken zu können.
Sie musste ihn dazu bitten zu sich zu kommen – während seines Traums und erklärte ihm was passiert war – bis er schließlich Tenebra und Julianes eigene Schöpfungsgeschichte entdeckte.

Er war der Anker und das Licht der Hoffnung – immer schon gewesen.

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Video - Licht der Zukunft


 
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Mor'dan
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Mor'dan »

Es war eine finstere Nacht, als Mor'dan in einen unruhigen Schlaf verfiel. Er träumte von einem Ort, an dem die Dunkelheit regierte und schattenhaften Kreaturen, die dort lebten. Doch bevor er sich versah, befand er sich inmitten dieses Traumes, von einem violetten rötlichen Nebel umhüllt, der ihn auf eine Reise mitnahm, von der er nicht wusste, wohin sie ihn führen würde.  Die Landschaft, die ihn umgab, war düster und unheimlich. Bäume ragten bedrohlich in den Himmel, ihre Zweige waren mit Dornen und Ranken bedeckt, die sich wie grüne Schlangen um sie herum wickelten. Der Boden war mit moosbedecktem Stein und schwarzen Schatten bedeckt, die im Dunkeln lauerten. Mor'dan spürte, wie sein Herz vor Aufregung schneller schlug, als er langsam durch die Nacht schritt. In der Dunkelheit konnte er nichts sehen, aber er spürte, dass etwas in der Nähe war. Eine fremde und unheimliche Präsenz, die Mor'dan umgab und sich langsam näherte.

Mor'dan spürte, wie sich der Boden unter seinen Füßen bewegte. Eine Spirale aus Dunkelheit und Schatten bildete sich um ihn herum er wurde tiefer in den Traum hineingezogen. Ein unheimliches Lachen ertönte, Stimmen und Geräusch durchfluteten seinen Kopf.
Plötzlich sah Mor'dan etwas, das wie ein leuchtendes Portal aussah, das in die Dunkelheit hineinführte. Er drehte sich um und sah einen Schatten, der sich schnell näherte. War es ein Wesen, der in der Nacht umherwanderte und sich von den Träumen der Menschen ernährte?


Mor'dan erkannte, dass er anfing die Kontrolle zu verlieren und Unruhe machte sich in ihm breit. Er war nicht vorbereitet und befürchtet, dass er erneut in einem Traum gefangen war. Entschlossen wandte er um und stürmte auf den Schatten zu. Das geisterhafte Wesen wich zurück und flüchtete zurück in die Dunkelheit, aus der es gekommen war. Als er verschwand, verschwand auch Portal und stattdessen stand er nun am Rand eines steilen Abgrunds.

Er wurde von einem plötzlichen Ruck aus dem Schlaf gerissen und saß nun schweißgebadet aufrecht da. Irgendetwas schien nach ihm zu rufen und er fasste den Entschluss, sich auf den nächsten Traum vorzubereiten und Kontakt aufzunehmen.

 
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Teana/Juliane/Dariel
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XVII - Schwingen der Freiheit

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

XVII - Schwingen der Freiheit
Juliane wanderte durch die Wälder ihrer neu geschaffenen Heimat. Es war das erste Mal, dass sie die Gestalt eines Menschen angenommen hatte. Eine sehr viel jüngere Version ihres Ichs der menschlichen Sphäre – ein Kind, das durch den Wald wanderte und in Gedanken grub. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sprang sie über kleine Hügel, Flusspassagen und hielt ab und an inne, um das ein oder andere Reh oder aber eine Bache und ihre Frischlinge zu betrachten.
 Sie hatte ihn nach so langer seit wieder sehen dürfen. Nicht etwa auf herkömmliche Weise – etwa als menschliche Gestalt. Nein, sie sah sein Innerstes, seinen Geist, eine Spiegelung seiner Existenz durch eben die Ebene schreiten, die sie geschaffen hatte, um ihn über sich selbst und Tenebras Umstand Bescheid geben zu können.

Und als hätte sie es vorher noch nie auf eine solch intensive Weise erkennen können – erkannte sie die Schönheit, den Edelmut, die Unbeflecktheit dieser Existenz, die sie zu sich eingeladen hatte.
In ihrer Welt war er als unsichtbarer Fleck, ein Windhauch zu vernehmen, der jedoch so viel mehr mit sich trug als er offensichtlich zu sein schien. Stolz, Trostlosigkeit, Sicherheit, Vorsicht und Anmut in den Zügen eines Windhauchs umfasst, welcher über das Land wanderte und eine Spur auf seinen Bewohnern niederließ, wie sie es  noch nie zuvor erkannt hatten – ja nicht einmal durch die Schöpfung dieser Welt, für die der Geist Julianes verantwortlich war.

Dahinter befand sich mehr als das, was sie mit dem menschlichen Auge gesehen hatte. Sie erkannte das, was hinter dem Besucher Mor’dan verborgen lag und als Bruchstück in ihm übergeblieben war.
In dieser Ebene schien sich zu vereinen was über den Lauf der Gezeiten hinweg getrennt zu sein schien.

Sah man hinter die Fassade, wirkte er beinahe zu unbeeindruckt von dem, was Juliane hier erschaffen hatte. Er nahm all die Sinneseindrücke in sich auf, filterte sie, verarbeitete sie und gewährte nur den helfenden Eindrücken Einlass.
Auch wenn da weder Stimme noch Gesicht oder Gestalt waren, erkannte Juliane den markanten Unterschied. Es wirkte ganz und gar so, als wäre da ein anderes Wesen gewesen, dass innerhalb Tenebra hatte reisen können und sich nicht etwa an Mor’dan sondern in sein tiefstes Inneres geklammert.
Es war größer – nicht etwa einem etwaigen Erscheinungsbild wegen, nein. Die Gedankengänge, die es mit Juliane teilte und das weder über Stimme noch über Gedanken – sie konnte sich nicht erklären wie – sie waren tiefergehend, beruhigend, besänftigend und erlösend. Noch nie hatte sie eine solche allumfassende Freiheit gespürt, zu der sie sich auch hingezogen fühlte. Es fühlte sich genauso an wie damals, als sie Mor’dan vor Britain kennen lernen durfte und dieser das erste Mal seine tröstenden und gleichzeitig aufmunternde und antreibende Worte Juliane gegenüber aussprach.
Doch da war mehr. Dieses Wesen musste sich nicht erklären und trotzdem verstand Juliane die Botschaft. Sie musste sich auftun und diese Welt zu einem Wendepunkt hinführen. Was Mortanius nur mit Müh und Not durch die Manipulation von Teana erreichen konnte, war Juliane mit Mor’dans Geist gelungen und das ganz ohne einen Ankerpunkt zur Sphäre der Menschen zu haben.

Viel mehr als das, schien sie mit dem Ruf über die Sphären hinaus, jemanden angelockt zu haben, den sie nie und doch immer erreichen wollte.

Dieses Wesen versuchte Juliane anzutreiben und trieb sie dazu an, weiterzumachen. Sie war auf dem richtigen Weg und musste diesen nur weiterverfolgen. Wonach sie sich sehnte, sie liebte, sie verspottete und hasste – waren immer und allgegenwärtig zu gegen. Nichts davon war wirklich verloren und immer nur ein Wesen ihrer selbst gewesen.
Unweigerlich wurde ihr das Bild eines Drachen in Erinnerung gerufen. Ein Wesen das bereits war, bevor der Himmel auf die Erde traf, bevor der Wind das erste Mal das Wasser berührte.
Es war vollkommen und doch so fern davon. Etwas das sich auf den verschiedensten und auch kontrahierten Ebenen von Vernunft und Wahnsinn befand – zumindest erkannte sie das so. Und doch wusste sie, dass dieses Wesen in all seiner Ruhe eine Ausgeglichenheit verströmte, wie sie es noch nie zuvor an einem anderen Wesen erkannt hatte.

Doch mit dem Weggang von Mor’dan schien auch dieses Wesen, das sie als Drachen in Erinnerung behalten sollte, nicht mehr anwesend war.

Ungewollt und unerwünscht, war es ihr unbeliebter Begleiter – Sehnsucht – der wiederkehrte und ihr von seinem tiefsten Verlangen berichtete. Befremdliche und doch der arkanen Sprache ähnliche Worte wurden ihr mitgeteilt.
>>Draco in fabula. In dracone hora. In dracone spes.<<
Sehnsucht berichtete von der Gestalt und was diese Gestalt ausmachte. Noch bevor Juliane klare Gedankenzüge vollrichten konnte, die all dem einen Sinn oder einem Nachsinnen durch Sehnsucht geben würden, sprach dieser weiter.
>>In dracone error. In dracone veritas. In dracone somnium.<<
Es war die Botschaft, dass die Gefolgschaft des Drachens ihre Hoffnung bedeuten würde. Gleichzeitig aber würde er ein Fehler sein. Er würde sie zur Wahrheit und der Erfüllung ihrer Träume führen.
Die Widersprüche waren zu viel – bedeuteten einen zu starken Kontrast für die in Tenebra gefangene Frau. Juliane verstand Sehnsucht nicht, wusste nicht wie sie auf ihn reagieren sollte. Unbeirrt sprach er weiter und verkündete was es zu berichten gab, auch wenn Juliane dies nicht wünschte, zunächst gefasste Gedanken fangen wollte.
>>In dracone fatum. In dracone causa. In dracone amor.<<
Sie hörte nur das Wort Liebe heraus und verstand nun um was es ging. Sehnsucht beschrieb dieses Wesen so genau, dass mehr über die wahre Gestalt verraten wurde. All die Makel dieses scheinbaren Drachenwesens und all die Perfektion, vereint mit einem scheinbar sicheren Weg, konnten nur auf eines Wesen hinweisen. Sehnsucht hatte sich deutlich Juliane gegenüber ausgedrückt und ebenso streng gewirkt.      
>>Dantalon.<<
Kam eben dem von Sehnsucht erwünschten Klang als Julianes Wehklagen hervor.
War es ihr in all der Ferne zur Heimat wirklich gelungen irgendwo dort draußen in die Weiten des Seins eine Botschaft hinauszusenden, die neben Mor’dan noch seinen Usprung erreichten – welcher ferner von der Welt der Menschen entfernt war, als man Kilometer in Distanz zählen konnte. Vielleicht war es ein Gebilde, eine Irreführung oder gar ein Spiel der Schattenwesen, die inzwischen mit dem gesamten Konstrukt der Gedankenwelt von Juliane vertraut waren. Vielleicht aber hatte sie in dieser scheinbar unwirtlichen Welt auch einen Kontakt herstellen können, den sie nicht herstellen wollte. Unsicherheit baute sich in ihr auf und doch wusste sie wie sie mit dieser Unsicherheit umzugehen hatte. Vor allem weil Sehnsucht sie doch so stark darin bestärkte, war sie darin gefestigt Kontakt aufbauen zu wollen, um diejenige Existenz erreichen zu können, die mehr als nur ein Allheilmittel hätte darstellen können.
Vielleicht war das der Grund, warum sie hier her gekommen war. Nachdem sie diese Existenz neben Mor’dans Anwesenheit spüren durfte, sehnte sie sich nach ihr und wollte sie bei sich haben. Sie wollte die Unterstützung, die Zuversicht und die von der Zeit losgelöste Erfahrung auf ihrer Seite wissen. Ob von Erfolg gekrönt oder nicht, war nicht wirklich wichtig. Sie hatte so viel Zeit an sich vorübergehen lassen. Was wären weitere hundert Jahre gewesen, nach denen sie Dantalon endlich an ihrer Seite gewusst hätte? Er hätte einen Weg gewusst, um zurückkehren zu können. Er hätte einen Weg gefunden, um Mortanius für ein und allemal von der Existenz tilgen zu können.
 
Vor einem großen See verweilte sie zunächst in Stille. Sie kannte dieses Gewässer gut, lenkte den Blick für einen Augenblick auf die Burg auf der Anhöhe westlich. Der Azurdeich war ein Abbild des Sees ihrer einstigen Heimat. Hier fühlte sie sich wohl. Sie wollte dieses Wesen an ihrer Seite Wissen. Mit Gewissheit würde er die Schwinge der Freiheit sein, die sie sich ersehnte.

Sie rief die unsichtbaren Umbrae – die Schatten – an ihre Seite heran.
Es war ein Lied, das sie erklingen lassen wollte. Ein Lied, um das zu erreichen, wonach sie sich sehnte. Einen Klang den sie in die Ferne der Unendlichkeit aussenden wollte um das zu finden, was sie liebte und bereit war als eben das kennzeichnen zu wollen. Sie stimmte das Lied des Drachens an, um eben diesen an ihrer Seite willkommen zu heißen.
 
Julianes Lied nach Dantalon
https://www.youtube.com/watch?v=UraVwjSIKO0
 
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Mor'dan
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Mor'dan »

Mor'dan setzte sich in seinem abgelegenen Studierzimmer nieder, um die Schriftrollen zu betrachten, die er soeben verfasst hatte. Die Worte der Lehren und Erkenntnisse flossen durch seinen Geist und er spürte eine wachsende Sehnsucht, die Geheimnisse zu enthüllen. Die Reise auf dem Pfad der Erleuchtung führten Mor'dan und seine Gefährten immer wieder in neue Gefilde. Sie trafen auf rätselhafte Kreaturen und uralte Artefakte, die ihnen Hinweise auf die Ursprünge gaben. Mit jedem Schritt wurden die Bindungen zwischen den Existenzebenen stärker und Mor'dan konnte die Grenzen zwischen den Welten immer deutlicher spüren. Auch die Stimme Dantalons und seine Verbindung wurden mit jedem Schritt stärker. Vor allem jetzt, wo das "Nichts" ein Knotenpunkt zwischen den materiellen und nicht-materiellen Ebenen geworden. Die Träume wurden deutlicher und Juliane's Stimme hallte durch Mor'dans Geist. Sie rief nach ihm... nach dem Teil von ihm, der einst aufgestiegen war und zurückkehrte, um das Equilibrium zu gründen. Nach dem Drachen in ihm. Dantalon. Schließlich erreichten Teana und Mor'Dan den Ort, der durch die Geistreise in Existenz gerufen wurde. Es war ein düsterer Tempel, von dem eine bedrohliche Aura ausging und die Gesetze der Natur nicht galten - Die Zitadelle der Dunkelheit.

Zitadelle der Dunkelheit..jpg






 
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