Formschöne Briefe an Heerführer und Statthalterin

[Zlata Kovacs]

Versiegelte Briefe in sorgsam gemalter, ebenmäßiger Schrift gehen auf direktem Wege an Krotar und Tonya.
 

Des Herren Segen [Frau Statthalterin / Herr Heerführer],
ich erstatte hiermit Bericht in Sachen Nordvolk. Es trug sich zu, dass ich beim Holzsammeln im hohen Norden auf zwei Wildmänner traf. Einer von ihnen ist mir bekannt als ihr Anführer, Tarabasch. Der andere Hüne mit zotteliger Erscheinung war mir unbekannt. Sie begegneten mir mit Respekt, da sie mich, zu Recht, nicht als Bedrohung wahrnahmen.

Ich identifizierte mich wahrheitsgemäß als Solgarder Bürgerin. So kam freilich die angespannte Lage zwischen unseren Völkern zum Gespräch. Man erklärte mir, dass die Barbaren keinerlei Interesse an den Intrigen Suroms hätten, aber dass es die Ehre gebiete, ihnen als Verbündeten im Ernstfall beizustehen. Für meine Erklärungen, dass diese Prinzipien auch für uns gelten und dass sie das, als Verbündete unserer Feinde, selbst zu Widersachern mache, hatte man Verständnis. Ich beteuerte, dass Solgard die Feindschaft der Barbaren nicht herbeisehnt und dass eine friedliche Lösung zu bevorzugen wäre. Das traf auf taube Ohren.

Die Barbaren folgen mit diesem Bündnis dem Wort ihres Urvaters. Ich denke sie sind nicht an einer anderweitigen Lösung interessiert.

Man lies mich gewähren und bekundete, nicht das erste Blut vergießen zu wollen. Als ich den Angriff auf unseren hochwürdigen Hohepriester Amarius Darez erwähnte, wurde mir erklärt, dass er in Begleitung von Angehörigen des "Drachenstammes" gewesen sei. Der Angriff galt ihnen und war nicht auf seine Person gerichtet. Es sei damit sein Fehler gewesen, mit den Feinden des Stammes im Norden Drachen zu jagen.

Mir scheint, dass der Herr Bjornar die Unmissverständlichkeit eurer Erklärung der Feindschaft nicht recht kommuniziert hat. (In ihm schlägt ein sanftes Herz. Ich weiß nicht, ob er die Bedeutung von solchen Fehden versteht.)
Natürlich war ich nicht erpicht darauf, sie in diesem Moment zu berichtigen und zu erklären, dass wir ihnen unmissverständlich, als Folge ihres Blutvergießens, ebenso blutigen Gegenwind versprochen haben.

Ihr wisst ich bin eine Frau der Worte und Logik, nicht der Klinge. Mir liegt Lehre und Fortschritt, nicht der Kampf. Ich bin mir dennoch recht sicher, die Wildmänner werden nicht einlenken. Sie sind dem Fehler unterlegen, Surom als geeigneten und starken Verbündeten zu verstehen und stehen nun felsenfest zu dieser Entscheidung. Ich schlage vor, ihnen noch einmal ganz unmissverständlich, und nicht wieder über ungeeignete Boten, die Situation zu erklären: So wie sie Herrn Amarius an der Seite unserer Feinde als solchen erkannten, so sind sie unsere Feinde an der Seite Suroms. Für sie ist noch kein ernsthaftes Blutvergießen geschehen. Wenn ihr das anders seht, erklärt es ihnen einfach und unmissverständlich. Vorsichtige Worte sind fehl am Platze. Anschließend empfehle ich, ihnen als respektvolle und tugendhafte Feinde entgegenzutreten und sie im ehrlichen Kampf von den Fehlern ihres Weges, sowie von der Schwäche ihrer Verbündeten, zu überzeugen. Diese Art ist fest in ihrer Kultur verankert. Zeigen wir, dass Solgard sowohl Milde und Tugendhaftigkeit, als auch Stärke vereint. Nur so können wir hoffen, die Wildmänner eines Tages wieder als unsere Freunde aus dem Norden zu bezeichnen, statt als unwissende Schergen der Diener des Namenlosen.

Für Fragen steht jederzeit zur Verfügung
eure Zlata Kovacs
 

[Tonya Darez]

Nach ihrer Reise öffnet Tonya den Brief und liest ihn aufmerksam. Ruhig nickt sie, legt ihn auf den Schreibtisch.
"Bjornar wollte sowieso noch mit mir reden", murmelt sie vor sich hin und wiegt dann den Kopf.
Zlata wird schriftlich erstmal keine Antwort bekommen