Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Rollenspielforum für Geschichten.
Benutzeravatar
Lydia Magdalena
Beiträge: 22
Registriert: 20 Aug 2025, 17:08
Has thanked: 16 times
Been thanked: 21 times

Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

Der Abend lag still über Solgard.
Nur das leise Tropfen des Regens an den Fenstern begleitete den Boten, der das Pergament mit dem Siegel des Ordens überreichte.
Lydia erkannte sofort das Zeichen Amarius’.

Sie nahm den Brief behutsam entgegen, bedankte sich wortlos und schloss die Tür hinter dem Boten.
Dann setzte sie sich an den alten Eichentisch, entzündete eine Kerze und legte die Engelsflügel aus Wachs daneben, die sie vor Wochen modelliert hatte – ein Symbol für Trost, Reinheit und die Zerbrechlichkeit des Glaubens.

Langsam brach sie das Siegel und begann zu lesen.

Amarius berichtete von Dervyns Zorn gegen Bathor, von seinem Missmut über die Pflichten im Orden, von der Sehnsucht nach der Statthalterin, die mit Knut verbunden war, und von der Abwendung von allem, was Lydia und andere ihm einst nahegebracht hatten.
Mit jedem Wort spürte Lydia, wie sich ihr Herz schwerer anfühlte.

Sie erinnerte sich an Gespräche  , in denen sie ihm zugehört hatte, seine Beichten entgegengenommen, seine Sorgen getragen.
Sie hatte versucht, seinen Hass auf Bathor zu verstehen, ihn zu lenken, ihn zu beruhigen, wenn er von Sehnsucht und Neid überwältigt war.
Und nun waren diese Bemühungen vergeblich gewesen.

Dervyns letzten Worte  zu ihm , wie Amarius ihn übermittelte, lag schwer auf ihr: „Je heller Ihr scheint, desto blinder werdet Ihr für die Schatten.“

Lydia schluckte schwer.

Keine Reue, kein Flehen um Vergebung – nur Spott und Trotz.
Sie spürte die Enttäuschung tief in sich, ein bitterer Schmerz über einen Menschen, dem sie so oft ihr Ohr geliehen, ihr Herz geöffnet und ihre Hoffnung geschenkt hatte.

Sie hatte seine Liebe zu der Statthalterin gesehen, wusste um die Sehnsucht, die niemals erwidert dürfte solang sie vergeben sei , und dass er gleichzeitig ihre Nähe suchte, um Trost und Verständnis zu finden.

Doch ihr Blick fiel auf den Brief selbst und auf Amarius’ Worte dazwischen – Ruhe, Würde, Sorge.
Ein Hohepriester, der solche Bitterkeit ertragen musste, ohne dass sein Herz zerbrach.

Ihre Augen füllten sich mit stillem Respekt.
Sie faltete die Hände und begann zu beten.

Herr, segne Amarius, der den Spott und die Bitterkeit ertragen musste, der das Herz festhält, auch wenn andere es verhöhnen.
Stärke ihn, dass seine Hand unerschüttert bleibt, dass sein Geist klar bleibe im Angesicht von Trotz und Zorn.

Und gewähre Dervyn, der dem Schatten folgt, dass er eines Tages wieder das Licht erkennt.

Das Wachs der Engelsflügel tropfte leise auf den Tisch, doch Lydia sah darin kein Ende, sondern eine leise Erinnerung daran, dass selbst das Zerbrechlichste durch Geduld und Glauben getragen werden kann.

Sie stand auf, blickte noch einmal auf das Pergament und flüsterte: „Amarius hat getan, was recht war. Ich habe getan, was ich konnte. Dervyn aber… er hat die Schatten gewählt.“

Und während draußen der Regen sanft nachließ, verharrte Lydia noch lange, zwischen Engelsflügeln, Kerze und Pergament, in stillem Gebet für den Hohepriester und den Mann, der einst ihr Vertrauen besaß, es nun aber verschmäht hatte.
  
Benutzeravatar
Lydia Magdalena
Beiträge: 22
Registriert: 20 Aug 2025, 17:08
Has thanked: 16 times
Been thanked: 21 times

Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

In der stillen Nacht, unter einem klaren Himmel, begegneten sich Lydia Magdalena und Bruder Cahir.
Lydia hatte den Segen des Herrn auf den Lippen, als sie ihn aufsuchte.
Überrascht von ihrer Stimme wandte Cahir sich um, begrüßte sie freundlich und bot ihr einen Platz auf der Bank neben sich an.

Das Plätzchen war friedlich – nahe am Wasser, mit einem weiten Blick auf den Sternenhimmel.
Lydia erinnerte sich, dass auch sie einst hier gesessen hatte, in einer Zeit der Unsicherheit, und Trost in der Stille gefunden hatte.
Sie spürte, dass dieser Ort Kraft schenkte, und begann, das Gespräch auf Cahirs Befinden zu lenken.

Sie hatte ihn schon länger nicht mehr im Orden gesehen und wollte wissen, ob ihn etwas bedrücke.
Mit sanften Worten erklärte sie, dass sie nun die Aufgabe der Seelsorge übernommen habe und jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung stehe.
Cahir lächelte dankbar, doch seine Worte trugen eine leise Traurigkeit.
Es waren die Entwicklungen im Orden, die ihn belasteten – der zunehmende Fanatismus, der Hass, der offen zur Schau getragen wurde.

Für ihn, sagte er, sei Fanatismus der Pfad in die Dunkelheit.
Wer zu sehr von Eifer getrieben werde, verliere den Blick für das Ganze.
Lydia hörte aufmerksam zu, verstand seine Zweifel und sprach von ihren eigenen Prüfungen – den Kämpfen, den Beisetzungen, den Heilungen, all den Aufgaben, in denen sie sich vom Herrn geführt fühlte.

Cahir bestärkte sie darin, ihrem Herzen zu vertrauen, mehr als bloßen Worten.
Der Glaube, sagte er, sei kein einfacher Pfad, doch er schenke Kraft, wenn man ihn mit Demut beschreite.
Lydia nickte, und in ihren Worten schwang Müdigkeit und Entschlossenheit zugleich.

Das Gespräch wuchs in die Tiefe.
Er sprach über die Veränderungen der Stadt, über den Orden, der sich immer weiter von seinen Tugenden zu entfernen schien.
Cahir sprach von seiner Enttäuschung – von der Inquisition, die nun Andersdenkende verfolgte, statt ihnen Verständnis und Gnade zu lehren.
Für ihn war das nicht mehr der Weg des Herrn, sondern eine gefährliche Abkehr vom Licht.

Die beiden waren sich einig, dass Glaube niemals in Hass münden dürfe.

Als die Nacht fortschritt, wurde das Gespräch stiller.
Lydia erklärte, dass sie Cahirs Gedanken verstehen müsse, um seine Handlungen begreifen zu können.
Er lachte leise, versicherte ihr, dass sie nur zu fragen brauche.
Er werde seinen Weg weitergehen – den Weg des Lichts, solange der Herr ihn nicht davon abhalte.

Schließlich erhoben sie sich beide von der Bank.
Die Müdigkeit des Tages lag ihnen in den Gliedern, doch ihre Herzen waren etwas leichter geworden.
Lydia wünschte ihm den Segen des Herrn, und Cahir versprach, für sie zu beten, damit ihre Zweifel schwinden mögen.

Als sie sich verabschiedeten, erwähnte er, dass er darüber nachdachte, sein Haus aufzugeben und in die Welt hinauszuziehen, um den Menschen in Not zu helfen.
Lydia lächelte sanft, und er meinte aber noch eine Nacht darüber zu schlafen, und wünschte ihr eine ruhige Rast.

Cahir blickte noch einmal über seine Schulter auf das kleine Haus, ehe Lydia sich leise entfernte – ihr Stab in der Hand, ihr Herz ruhig.
Die Nacht schloss sich um sie, still und friedlich, als wäre der Herr selbst über sie beide gewacht.

Sie brauchte einige Tage für sich das stand fest
Benutzeravatar
Lydia Magdalena
Beiträge: 22
Registriert: 20 Aug 2025, 17:08
Has thanked: 16 times
Been thanked: 21 times

Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

Das verlassene Haus von Solgard

Die Nacht lag schwer über Solgard.
Ein feiner Nebel schlich durch die Gassen, und der Wind trug den Duft von Regen und kaltem Stein.
Lydia lag wach, die Augen weit geöffnet, während Arn neben ihr ruhig atmete.
Doch der Schlaf wollte sie nicht finden, es zog es nach draussen

Sie stand auf, wickelte sich in ihren Mantel und trat hinaus in die Nacht.
Die Straßen waren leer; nur das ferne Tropfen von Wasser aus einer Dachrinne war zu hören.
Lydia ging, ohne zu wissen wohin.
Der Mond beleuchtete ihren Weg, und ihre Schritte hallten auf dem alten Pflaster wider.

Schließlich kam sie an den hinteren Rand der Stadt – in eine Ecke, in der sie selten spazieren gegangen war.
Dort stand es.

Ein Haus.
Alt, verlassen, gebrochen.
Die Fenster waren eingeschlagen, die Tür stand offen, und Efeu rankte sich über die Mauern.
Das Dach war teilweise eingestürzt, und das Holz der Veranda war morsch.
Niemand lebte hier.

Lydia blieb stehen.
Sie spürte es – eine Präsenz.
Nicht böse, aber traurig. Schwer.
Als würde das Haus selbst atmen, als wäre es einsam.

Was ist hier geschehen?“ flüsterte sie.
Ihre Finger strichen über das verwitterte Holz des Türrahmens.
Es fühlte sich kalt an, aber nicht tot.

Dann, ohne zu wissen warum, lief sie los – zurück durch die dunklen Straßen, den Umhang fest um sich geschlagen, bis sie das kleine Haus erreichte, das sie mit Arn teilte.

Arn!“ Sie rüttelte an seiner Schulter. „Arn, wach auf!

Er blinzelte, richtete sich auf, die Hand schon am Griff seines Schwertes.
Lydia? Was ist—?

Ein Haus“, unterbrach sie ihn atemlos. „In der hintersten Ecke von Solgard. Alt, verlassen – aber… Arn, ich spüre, dass es uns ruft.“

Er sah sie einen Moment lang an, dann nickte.
Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie keine leeren Worte sprach.

Dann sehen wir es uns an“, sagte er ruhig und zog sich an.

Gemeinsam gingen sie hinaus in die Nacht.
Der Wind hatte sich gelegt, und der Nebel hing schwer über den Straßen.
Als sie vor dem Haus standen, flackerte das Licht seiner Laterne über die zerfallene Fassade.

Es steht leer“, murmelte Arn.

Vielleicht wartet es auf uns“, entgegnete sie leise.

Arn sah sie an, und in seinem Blick lag ein Hauch von Zärtlichkeit.
Dann kümmern wir uns darum.“

Und so begannen sie, mitten in der Nacht, das Unmögliche.
Sie schleppten Holz und Steine herbei, errichteten Stützbalken, befestigten die Türen.
Arn arbeitete mit der Kraft und Geduld eines Paladins, Lydia sprach Segensworte, reinigte die Räume und zündete kleine Lichter an, um die Dunkelheit zu vertreiben.

Als die Nacht fast zu Ende war, kam eine Frau des Weges , eine gutherzige Bewohnerin von Solgard, die man in der Stadt für ihre Hilfsbereitschaft kannte.
Sie sah das flackernde Licht, das aus dem alten Haus drang, und trat neugierig näher.

Was macht ihr hier um diese Stunde?“ fragte sie sanft, den Schal eng um die Schultern gelegt und zog einen Karren hinter sich her .

Lydia trat zu ihr. „Wir haben das Haus gefunden. Es war so… leer. Wir wollten dort einziehen , es wieder aufbauen.

sie lächelte. „Dann sollt ihr das nicht allein tun.
ich habe noch Holz hier , gutes Eichenholz. Das kann ich euch geben . Ein Haus, das wieder atmen soll, verdient starke Balken.

Lydia nickte dankbar. „Das ist sehr freundlich von Euch

Nicht freundlich,“ erwiderte sie mit einem warmen Lächeln, „nur richtig.“
Dann verabschiedete sie sich und verschwand wieder in den Nebel der Straßen.

Lydia und Arn sahen ihr nach.
Solgard hat mehr Herz, als man manchmal denkt,“ sagte Arn leise.
Lydia nickte, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Sie bereiteten alles vor, gaben den Auftrag an die Bauleute weiter und sorgten dafür, dass Steine und Holz bereitlagen, damit der Wiederaufbau am nächsten Tag beginnen konnte , mit der Hilfe der lieben Bewohnerin der Stadt.

Der Klang des Hammers, das Knistern des Holzes und ihr leises Murmeln mischten sich zu einer seltsamen Melodie – einer Mischung aus Arbeit und Gebet.

Erst im Morgengrauen ließen sie die Werkzeuge sinken.
Erschöpft, staubbedeckt, aber zufrieden setzten sie sich auf die Schwelle des Hauses.

Nun fehlen morgen früh nur noch ein paar Steine, dann haben wir alles“, sagte Lydia leise und erschöpft zu Arn.

Arn atmete tief durch. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich mitten in der Nacht zum Bauen bringst.

Lydia lächelte. „Du hast dich noch nie über Abenteuer beschwert.“

Er grinste. „Nicht, wenn sie mit dir zu tun haben.

Sie lehnte sich an ihn – müde, aber ruhig.
Ich weiß nicht, warum,“ sagte sie leise, „aber dieses Haus... es fühlt sich an, als hätte es auf uns gewartet.

Arn legte den Arm um sie. „Dann lassen wir es wieder leben.

Und während sie dort saßen, fielen die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer Solgards.
Staub glitzerte in der Luft wie goldener Schnee.
Das alte Haus schien für einen Augenblick zu atmen – leise, dankbar.

Und nun, da Lydia und Arn es gefunden hatten, waren sie glücklich .
Müde gingen sie heim , um sich auf den nächsten Tag zu freuen wo sie die restlichen Steine noch besorgen wollten
Antworten